Kulturwissenschaften und Europa
Kulturwissenschaften und Europa

Kulturwissenschaften, Bildung und Ausbildung


switch to English

Bildung und Ausbildung sind kontinuierliche und sich laufend verändernde Prozesse der Aneignung, Veränderung und Produktion menschlichen Handlungswissens. Im Spannungsfeld und angesichts einer tiefen Kluft zwischen teilweise überalteten "humanistischen" Bildungsidealen des 19. Jahrhunderts und kurzsichtigen szientistischen Vorstellungen einer wirtschaftsbezogenen Fließbandproduktion von industrie- und dienstleistungsorientierten Fertigkeiten sind die Kulturwissenschaften gefordert, neue Bildungs- und Ausbildungskonzepte vorzulegen und Wege ihrer konkreten Umsetzung aufzuzeigen. Eine kulturwissenschaftlich begründete Bildungs- und Ausbildungspolitik wird sich im 21. Jahrhundert nur dann erfolgreich durchsetzen können, wenn sie dabei von einem umfassenden Verständnis von Kultur sowie der kognitiven Dynamik des kulturbedingten Wissens jedes Menschen ausgeht. Diese sich laufend beschleunigende Dynamik der Veränderungen der menschlichen Lebens- und Wissenswelten wird selbst zum Bildungsprinzip: in Hinkunft müssen Lehrpläne auf allen Bildungsstufen in ihrer Struktur so angelegt sein, daß sie laufend und ohne administrativen, politischen oder rechtlichen Hürden neuen Gegebenheiten und Anforderungen der Informationsgesellschaft angepaßt werden können. Gleichzeitig müssen sie aber dabei stets eine gemeinsame Grundkonstante aufweisen, nämlich eine kulturwissenschaftlich orientierte Sichtweise: Wissen produzieren heißt Kultur produzieren. Diese Kulturen bleiben aber nie abstrakte Vorstellungen, sondern werden konkret gelebt - in den Unternehmenskulturen in Industrie und Wirtschaft, in den Wissenschaftskulturen der Universitäten und Forschungszentren, in den Verwaltungskulturen und allen anderen Manifestationen von Kulturprozessen. Die Technologisierung der menschlichen Lebenswelten bedeutet für alle Bildungs- und Ausbildungsprozesse eine radikale Umgestaltung. Längst ist das Internet zu einem der wichtigsten Medien für diese Prozesse geworden, längst sind auch neue Kulturformen der interaktiven Aneignung von Wissen im Internet entstanden, die Initiative für Lernvorgänge geht immer öfter von den Lernenden aus, die Lehrenden verlieren aber weitgehend ihre Monopolposition als Gralshüter des Wissens und werden zunehmend zu Betreuern der Lernenden (und lernen dabei selbst immer mit). Für die Kulturwissenschaften ist es zur zentralen Aufgabe für die Zukunft geworden, diese neue Lern- und somit Bildungskultur nicht nur zu analysieren, sondern auch die dynamischen Prozesse pädagogisch und didaktisch aktiv zu gestalten und zu betreuen.

Im Bereich "Kulturwissenschaften im WWW" können einige Beispiele für diese neue Lernkultur bzw. mit inhaltlichen Überlegungen zu diesen Veränderungen abgerufen werden.


Kulturbegriffe
Sprache, Bilder, Numerik
Realität und Virtualität
Themenübersicht

Existiert Europa?
Informationsstrukturen
Forschungsstrukturen
Kulturwissenschaften im WWW
Kulturprozesse
Europapolitik, Zivilgesellschaften
Bildung und Ausbildung
"Culture of Peace"
Kulturaustausch
Arbeitsplätze
Architektur
Forschungsfinanzierung

© INST: Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse, 1998