Kulturwissenschaften und Europa
oder die Realität der Virtualität

Kulturbegriffe


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Der Begriff der Kultur ist schillernd und vielfältig. Hunderte von Definitionen lassen sich in der Forschungsliteratur nachweisen, doch ist dies nicht unbedingt ein Zeichen totaler Uneinigkeit, sondern vielmehr Ausdruck der vielfältigen Aspekte und Faktoren dessen, was Kultur ausmacht oder welche Zugänge wir zur Kultur haben. So lassen sich zahlreiche Dimensionen des Kulturbegriffs unterscheiden, die aber auch untereinander stark verwoben sind. Sie stellen meist traditionelle Fächer und Wissenschaftsdisziplinen dar:

Die meisten Kulturtheorien und somit deren Kulturbegriffe umfassen mehr als eine dieser Dimensionen. Dies begünstigt oder erfordert sogar die Herausbildung inter- und transdisziplinärer Zugänge und Theorien und damit die Kulturwissenschaften, die ihrerseits eine Reihe von Definitionen von 'Kultur' geliefert haben.

Bei einer metatheoretischen, synthetisierenden und multiperspektivischen Herangehensweise lassen sich eine Reihe von Begriffsmerkmalen von 'Kultur' herausarbeiten, die vielen dieser Begriffe gemeinsam sind und somit einen transdisziplinären Begriffskern darstellen.

Weite und allgemeine Definitionen liefern etwa Hansen und Sperber in ihren kulturwissenschaftlichen Untersuchungen:

Kultur:

Eine vielbeachtete, aber etwas engere Definition liefert Sahlins, die von der UNESCO propagiert wird:

Auch die etymologische Betrachtung ist relevant: lateinisch colere (bebauen), das Resultat: cultus (das Bebaute, Bearbeitete). Die heutigen ethnischen Sprachen und die damit verbundene kulturelle Diversifizierung hat auch zur Herausbildung von Begriffen geführt, deren sprachliche Repräsentationen (etwa im Deutschen, Englischen, Französischen) wissenschaftsgeschichtlich unterschiedliche Inhalte aufweisen. So manifestieren sich interkulturelle Unterschiede bereits beim Vergleich der Wörter de 'Kultur', de 'Zivilisation', en 'culture', en 'civilzation', fr 'culture', fr 'civilisation' und deren Inhalte. Doch die Konvergenz des Denkens durch internationale Wissenschaftskommunikation, Kulturaustausch und andere Informationsrozesse führt auch zu einer begrifflichen Konvergenz über Sprachgrenzen hinweg, da sich Denkschulen, wie auch deren Kulturbegriffe, weder an territoriale noch an sprachliche Grenzen halten.


Anmerkungen:
Hansen, Klaus P. (1995): Kultur und Kulturwissenschaft. Tübingen/Basel: Francke. S. 15/31. [zurück zum Text]

nach Sperber, Dan (1996): Explaining Culture. A Naturalistic Approach. Oxford: Blackwell. In: Budin, Gerhard (1998): Wissenschaftskommunikation im Spannungsfeld zwischen Globalisierung, Technisierung und kultureller Diversität. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. 5.Nr. WWW: http://www.inst.at/trans/5Nr/budin.htm. [zurück zum Text]

Sahlins, Marshall (1995): Introduction. In: Our Creative Diversity. Report of the World Commission on Culture and Development. o.A.d.O.: World Commission on Culture and Development. S. 21. [zurück zum Text]


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