Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
<< Identitätsmanagement von Minderheiten im Alpen-Donau-Adria-Raum / Minorities’ Identity Management in the Alpine-Danube-Adriatic Region

Das Ringen um die Gunst der Ethnien im Donauraum in der Frühen Neuzeit: Das Identitätsmanagement der Osmanen, der Ungarn und der Habsburger

Zsuzsa Barbarics (Universität Pécs, Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit)

 
ABSTRACT:

Die Expansion des Osmanischen Reiches auf dem Balkan führte zu Migrationsprozessen, die zu einer Veränderung des Identitätsmanagements sowohl der Osmanen als auch der Ungarn sowie später der Habsburger führten. Das Osmanische Reich identifizierte sich zwar von Anfang an durch den Namen seines "Reichsgründers" Osman, in der Zeit vor der Integration des Balkans beriefen sich die Sultane und die osmanischen Geschichtsschreiber jedoch immer wieder auf seinen "türkischen" Ursprung bzw. seine "türkischen" Traditionen. Durch die Zwangsmigration jugendlicher Serben, Bosnier und Albaner ins Osmanische Reich, das sog. "devsirme-System", wurde das einst "türkisches Emirat" zu einem multiethnischen Staatsgebilde, wofür auch eine neue Identität geschaffen werden musste. Warum dabei den erwähnten Ethnien eine bedeutende Rolle zukam und wie das aus dem Weltbild der Muslime abzuleiten ist, ob ihre Integration in das Verwaltungsapparat, in das Osmanische Heer bzw. ihre "Umerziehung" und der damit verbundene Religionswechsel zu einem vollständigen Identitätswechsel führte, das sind die ersten zentralen Fragen des Vortrages.

Weiters soll untersucht werden, welche Folgen die Migration unterschiedlicher Balkanvölker in das multiethnische Ungarische Königreich hatte und ob sich das Identitätsmanagement des ungarischen Staates gegenüber den vor den Osmanen geflüchteten orthodoxen Serben und Vlachen, katholischen Kroaten und Bosniern von dem gegenüber anderen Ethien, wie z.B. den Szeklern oder den Siebenbürger Sachsen, unterscheidet. Wer konnte damals in die "natio Hungarica" aufgenommen werden und was für eine Rolle spielte dabei die religiöse und ethnische Zugehörigkeit?

Nach 1526 entstand eine völlig neue Situation, die das Verhältnis der Ungarn vor allem zu den Serben grundlegend veränderte. Das Gebiet Ungarns wurde von den zwei größten multiethnischen Reichen der Zeit, dem Osmanischen und dem Habsburger Reich, aufgeteilt und damit begann eine neue Periode des Ringens um die Gunst der Ethnien im Donauraum.

[Dieser Vortrag ist Teil des Projekts OTKA TO 43432.]

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9. - 11. december 2005

H O M E
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