Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
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Ken Saro-Wiwas 'Mr. B' - von der Tricksterfigur mündlicher Erzählungen zum modernen literarischen Helden und Fernsehstar

Anna Gottschligg-Ogidan (Institut für Afrikanistik, Universität Wien)

 

ABSTRACT:

Der nigerianische Schriftsteller Ken Saro-Wiwa (1941-1995) brachte während seines Studiums an der Universität von Ibadan ebendort im Jahr 1964 den Sketch "The Transistor Radio" zur Aufführung. In diesem tritt zum ersten Mal die Person des "Mr. B" oder "Basi" auf, die in den folgenden Jahrzehnten zu einer beliebten Figur von mehreren Kinderbüchern und einer erfolgreichen Fernsehserie werden sollte.

"Mr. B" ist ein Lebenskünstler, der allen widrigen Umständen zum Trotz, seinen Lebensmut nicht verliert. Arbeitslosigkeit, Hunger und ständiger Geldmangel bestimmen das Leben des Helden und lassen ZuseherInnen wie LeserInnen Parallelen zur Realität Nigerias sehen.

Jene, die mit der Mythologie der Yoruba vertraut sind, erkennen Parallelen in der Tricksterfigur "Eshu". So sind schwarz und rot die Farben Eshus, die dessen widerstreitende Kräfte (Bosheit und Leidenschaft) symbolisieren. Mr. B tritt in rotem Hemd/ T-Shirt und schwarzer Hose auf.

Saro-Wiwa hat entsprechend seinem Zielpublikum bzw. verwendetem Medium, Schwerpunkte gesetzt. So tritt in den Kinderbüchern ein Erzähler auf, der den Kindern Zusammenhänge erklärt, wie das auch in mündlichen Geschichten üblich ist. Im Erwachsenenroman "Basi and Company: A Modern African Folktale" verkörpert Mr.B insbesondere die Widersprüche des modernen Nigeria. In der Fernsehserie entstehen besonders gelungene komische Situationen durch die Figur des "betrogenen/hintergangenen Schwindlers", der im englischsprachigen nigerianischen Theater ein beliebtes Motiv darstellt.

Ken Saro-Wiwa hat die Tricksterfigur "Eshu" modernisiert und in einem Hörspiel, in Kinderbüchern, einem Roman, einer Fernsehserie, auf Schallplatte und auf Video bearbeitet und adaptiert und dadurch sowohl einem nigerianischen, als auch einem Publikum außerhalb der Grenzen seines Landes, zugänglich gemacht.

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

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