j

Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
<< Reisen und Ortswechsel: Interdisziplinäre Perspektiven / Interdisciplinary Perspectives on Traveling and Changing Places

Spontane Kartographie und andere Zeichnungen: Stadien unterschiedlicher Realitätskonstrukte in Neuguinea (West-Papua)

Rosemarie Plarre (Berlin)

 

ABSTRACT:

Im Rahmen des Schwerpunktprogrammes der Deutschen Forschungsgemeinschaft: "Mensch, Kultur und Umwelt im Bergland von West-Neuguinea" wurden die Lebensweise und die Lebensbedingungen der Menschen im Eipomek-Tal und im nördlich davon gelegenen Gebiet (Kosarek / Idenburg-Fluß) untersucht und dokumentiert.

Zur Zeit der Untersuchungen (ab 1974) folgten die Menschen des Eipomektals noch ihrer herkömmlichen, autarken Wirtschaftsweise. Die Kommunikation erfolgte ebenfalls über die tradierten Formen, in deren Mittelpunkt die eigene Sprache stand. Wenngleich ohne Schriftlichkeit, konnte das Kommunikationsmittel Sprache aber durch Zeichen unterstrichen werden (z.B. eine als Willkommensgruß sorgfältig in Blätter eingewickelte, besonders große Süßkartoffel).

Über die tradierten Zeichen hinaus waren zeichnerische Darstellungen mit inhaltlich unterschiedlichen Realitätskonstrukten bis zum Kontakt mit den Feldforschern in Eipomek von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen nicht angefertigt worden. Das Herstellen von zeichnerischen Darstellungen blieb an die provokanten - von den Feldforschern genutzten Fremdmaterialien Papier und Stift - eng gebunden. Eine zuvor berichtete Furcht vor Papier und Stift konnte 1979 nicht mehr beobachtet werden. Im Gegenteil, alle Informanten, sowohl in Eipomek als auch in Kosarek, hatten Freude an der neuen Aktivität und an den gefundenen Effekten. So wurden die freien Zeichnungen, die "Briefe" und die gezielten Mitteilungen als neue Faktoren der Information schnell entdeckt, akzeptiert und produziert. Der Umgang mit dem Material - hier Papier und Filzstifte - und seine Handhabung bereiteten keine Schwierigkeiten.

Der Versuch, das gesammelte Material zu interpretieren und auf seinen Realitätsbezug hin zu überprüfen, geht nach der Einteilung in:

  • freie Zeichnungen, "Briefe", gezielte Mitteilungen vor,
  • verwendet zur Differenzierung die Einordnung nach Startzeichnung (die noch weitgehend ohne fremde Anleitung am Beginn weiterer psychischer Entwicklungen des Informanten steht) und Aufbauzeichnung (die bereits geprägt sein kann durch einen kürzeren oder längeren Schulbesuch auf einer der Missionsstationen) und
  • orientiert sich schließlich am Stufenmodell nach Piaget & Inhelder (1973).
An ausgewählten Beispielen wird das Phantasiepotential in Abstimmung mit der gegebenen Sachumwelt bei Abfassung zeichnerischer Darstellungen innerhalb der genannten Kategorien deutlich.

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

H O M E
WEBDESIGN: Peter R. Horn 2005-08-28