Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
<< "Tradition und Innovation" / "Tradition and Innovation"

1001 Nacht Harem-Phantasien in der westlichen Literatur: Fortbestand mit neuem Gewand?

Yafa Shanneik (Universität Würzburg)

 

ABSTRACT:

Die arabische Frau bietet in weiten Teilen des westeuropäischen Kulturkreises einen dankbaren Vorwurf für vorurteil- und klischeebehaftete Imaginationen, die in einem langwierigen Prozess durch das Medium des gedruckten Wortes, durch die mündliche Überlieferung und durch auf Reisen gewonnene Anschauungen mitgestaltet wurden. Vor allem war die arabische Frau im späteren Mittelalter ein beliebter Gegenstand der europäischen literarischen und künstlerischen Darstellungen. Im berühmten Werk 1001 Nacht, wurde sie als phantasievoll begehrenswerte Gefährtin des Mannes im Rahmen der Harem-Phantasien vorgestellt. Spätestens seit der Veröffentlichung des Werkes Orientalism des Literaturwissenschaftlers Edward Said wurde oft belegt, dass das Bild der Okzidentalen vom Orient und seinen Völkern bzw. Volksgruppen durch einen Prozess der ethnozentrischen Rezeption des Fremdbildes als Gegensatz zum Eigenbild funktionalisiert wird. In dieser Hinsicht erscheint in der westlichen Literatur auch das Bild der orientalischen Frau, besonders der arabischen Frau, in einer durch Vorurteile belasteten Darstellung. Diese Vorurteile lassen sich als rhetorisches Mittel bestimmen, welches komplexe Erfahrungen in vereinfachte Schemata hineinzwingt, die in Stereotypen und Klischees ihren Ausdruck finden. Diese Schematisierung kann Bedürfnisse nach Neugier befriedigen und als Erfahrungsersatz, Quelle der Information, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der eigenen Gruppe oder gar einfach als das Anderssein fungieren. Solche Einstellungen gegenüber dem Orient, könnte einerseits durch die Literatur deutsch- und englischsprachiger Schriftsteller(innen) arabischer Herkunft, die in Deutschland und Großbritannien leben und arbeiten und andererseits durch religiöse Vorschriften und gesellschaftliche Normen im Kontext der sich verändernden politischen, sozioökonomischen und kulturellen Lebensräume der arabischen Frau, insbesondere seit der Unabhängigkeit der arabischen Länder und dem Eintreten in die Moderne, abgebaut werden.


Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9. - 11. december 2005

H O M E
WEBDESIGN: Peter R. Horn 2005-06-21