„Die Aufmerksamkeit ... ist vielmehr eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration“
Die Aufgabe der Dichtung bei Paul Celan

Mitsuishi, Yuko (Keio-Universität, Tokyo) [BIO]

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ABSTRACT:

Der Titel dieses Vortrags ist ein Zitat aus der sogenannten „Meridian-Rede“, die Paul Celan anläßlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises in Darmstadt 1960 gehalten hat. In dieser Rede erwähnt Celan mehrmals den Ruf: „Es lebe der König!”, der von Lucile (eine Figur aus dem Drama „Dantons Tod“ von G. Büchner) ausgestoßen wird, und bezeichnet diesen als ein „Gegenwort“. Luciles Gegenwort ist Ausdruck der Entscheidung eines Individuums zum Freitod. Es ist ein Wort, welches gegen die Geschichte gerichtet ist. Ihr Ruf huldigt nicht der Monarchie und „dem konservierenden Gestern“, sondern „der für die Gegenwart des Menschlichen zeugenden Majestät des Absurden“. Das ist, nach Celan, die Dichtung. Die Dichtung hält also das Gegenwort seiner Einmaligkeit fest. Sie sucht einen Anderen auf und spricht sich ihm zu, wobei sie allen ihr Begegnenden die Aufmerksamkeit, als „eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration“, zu bezeugen versucht. In diesem Vortrag soll an Hand einiger Gedichte von Celan gezeigt werden:

1. Was Celan mit dem ge-, er-, verdichteten Gedächtnis der Einzelnen als Dichtung beabsichtigt hat und erreichen wollte.
2. Was die Aufmerksamkeit, als „eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration“, bedeutet.