Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Das Kreuz mit dem Halbmond: Ethnische und religiöse Transformationen in europäischen Kontexten / The Crux of Islam in Europe: Ethnic and Religious Transformations in European Contexts


 

Katholischer Kitsch?
Anmerkungen zu Martin Mosebach, Patrick Roth und Arnold Stadler

Gregor Thuswaldner (Gordon College, Massachusetts) [BIO]

Email: Gregor.Thuswaldner@gordon.edu

 


 

ABSTRACT:

Erst kürzlich wurde darauf hingewiesen, dass das Thema Religion in der deutschsprachigen Literatur, auch wenn es von LiteraturwissenschaftlerInnen eher gemieden wird, eine lange Tradition hat.(1) Ein Blick in die Literatur des 20. Jahrhunderts zeigt, dass Gott nicht totzukriegen ist. Von einer regelrechten „Wiederkehr des Verdrängten“ könnte man sprechen, wenn man die Werke von einigen der wichtigsten Gegenwartsautoren analysiert, spielen doch religiöse Themen hier überraschender Weise eine zentrale Rolle.

In diesem Vortrag sollen die Werke von drei preisgekrönten Autoren(2) untersucht werden, deren Nähe zum Katholizismus nicht zu leugnen ist. Im Gegenteil, die Bücher und Essays von Patrick Roth, Martin Mosebach und Arnold Stadler rekurrieren des öfteren implizit wie explizit auf die Bibel und die katholische Tradition. Dabei näheren sich, wie der Vortrag herausstellen wird, die drei Autoren auf unterschiedliche Weise dem Religiösen. Dementsprechend unterschiedlich – und geteilt – fällt auch die (Literatur)Kritik aus. Über Patrick Roth urteilte etwa Sigrid Löffler im Spiegel positiv „[i]n der deutschsprachigen Literatur von heute hat Patrick Roth nicht seinesgleichen“(3). Martin Mosebach, dem die Oktoberausgabe ihrer Zeitschrift Literaturen gewidmet ist, kritisiert sie als katholischen Reaktionär und Kitschproduzenten. Der Vortrag versucht daher auch die äußerst unterschiedliche Rezeption der drei Autoren – die entweder euphorisch oder vernichtend ausgefallen ist – kritisch zu hinterfragen.


1 Vgl. Olaf Berwald und Gregor Thuswaldner (Hg): Der untote Gott: Religion und Ästhetik in der deutschen und österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Köln: Böhlau, 2007.
2 Arnold Stadler und Martin Mosebach sind Büchner-Preisträger, Patrick Roth hat u. a. den Rauriser Literaturpreis und den Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung erhalten.
3 Buchrücken von Patrick Roths Roman Riverside (Frankfurt: Suhrkamp 1996).

 


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

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Wien, 6. bis 9. Dezember 2007