Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Kulturelle Aspekte der Visualisierung in den Sozial- und Kulturwissenschaften

Katy Teubener (Universität Bochum)
Bild Dir Deine Meinung. Vom Umgang mit Texten und Bildern im Zeitalter des Internet

Mit seinem berühmten Höhlengleichnis im siebten Buch der Politeia hat der griechische Philosoph Platon eine bis heute anhaltende Diskussion über die Bedeutung des Visuellen im Erkenntnisprozeß eröffnet. Sein Zweifel an der Wahrheit der Bilder scheint im Zeitalter der (digitalen) Medien aktueller denn je. Allein der Musiksender MTV, dem es allen Unkenrufen zum Trotz weltweit gelungen ist, ästhetische Maßstäbe zu setzen, konfrontiert sein Publikum mit bis zu 128 Bildschnitten pro Minute. Eine kritische Reflexion des Gesehenen ist so kaum noch möglich. Das gleiche gilt für die Erzeugnisse der Boulevardpresse, die bereits Ruth Berlau in ihrem Vorwort zu Brechts Kriegsfibel als dem Laien unzugänglich beschrieb: "(...) es ist dem Nichtgeschulten ebenso schwer, ein Bild zu lesen wie irgendwelche Hieroglyphen. Die große Ungewissheit über gesellschaftliche Zusammenhänge, die der Kapitalismus sorgsam und brutal aufrechterhält, macht die Tausende von Fotos in den Illustrierten zu wahren Hieroglyphentafeln, unentzifferbar dem nichtsahnenden Leser."

Statt fortwährend über die mit der vielzitierten "Bilderflut" einhergehende Gefahr der Manipulation zu lamentieren, wird es Zeit, dem Beispiel Brechts und heutzutage vor allem des Literatur-, Film- und Fernsehproduzenten Alexander Kluge zu folgen und zur 'Gegenproduktion' überzugehen. Wie dies aussehen und einer zunehmend interkulturell sowie -disziplinär orientierten Hochschulausbildung zugute kommen könnte, soll anhand konkreter Beispiele veranschaulicht werden.

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