Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Wechselbeziehungen zwischen der jüdischen, der slawischen und der deutschen Kultur

Iwona Kotelnicka (Uniwersytet Mikolaja Kopernika)
Martin Buber und die Slawen

In einer der ersten Buber-Monographien schreibt Hans Kohn: "keins der späteren Studien Bubers, die ihn in so verschiedene Kulturgebiete geführt haben, [galt] dem Slawentum [...]". Das ist umso interessanter, als Buber in Galizien aufwuchs und in Lemberg ein polnisches Gymnasium absolvierte. Dabei hatte die slawische Welt doch eine gewisse Anziehungskraft für deutsche Künstler und Intellektuelle um die Jahrhundertwende. Die Slawen sind aber in Bubers Schriften nicht ganz abwesend. Sie erscheinen in einem frühen Artikel als ein klischeehaftes Gegenstück zu den ebenfalls stereotyp dargestellten Ostjuden, in den chassidischen Geschichten bilden sie manchmal einen Hintergrund oder haben eine ornamentale Funktion. In der ersten Ausgabe der Schrift Vom Geist des Judentums werden die Slawen in der Typisierung der Völker und Kulturen (Orientale und Okzidentale) nicht erwähnt. In der zweiten Ausgabe, die nach der russischen Revolution erscheint, nennt Buber Russen als diejenigen, die zusammen mit Juden und Deutschen helfen könnten, die europäische Kulturkrise zu überwinden. In seiner dialogischen Phase geht Buber von den typisierenden Darstellungen ab, und die Slawen werden nun eher im politischen, kulturellen oder gesellschaftlichen Kontext gesehen, obwohl sie ein Randthema weiterhin bleiben.

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