Das Verbindende der Kulturen

SEKTION:

Virtualisierung von Raum, Wahrnehmung und Kultur

Luca di Blasi (Siegen/Köln)
Von der Verräumlichung der Kybernetik zur Kybernatisierung des Raumes 

Nachdem die Kybernetik die hohen in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt hatte und es in den 70er Jahren zunehmend still um sie geworden war, tauchte das Wort "Kybernetik" in den 80er Jahren unerwartet wieder auf: in Verbindung zum Raumbegriff im Wort "Cyberspace". Vor dem Hintergrund der entstandenen kybernetischen virtuellen Räume wird nun eine umgekehrte Tendenz deutlicher, die man als „Kybernetisierung des realen Raumes“ bezeichnen könnte: Bewegungsmelder verlassen sicherheitsrelevante Orte und erobern alltägliche Bereiche, gleichzeitig werden immer mehr Bereiche als sicherheitsrelevant angesehen, weshalb Überwachgungskameras, teilweise mit Face-Recognition-Software ausgestattet, immer mehr öffentliche Räume erobern, kontrollieren und regeln. Moderne Verkehrsleitsysteme regeln nicht nur den Verkehr, sondern werden von diesem geregelt. Dinge tauschen untereinander und mit ihren Besitzern Informationen aus etc. Durch solche Kybernetisierungen realer Räume und Dinge verschwimmt tendentiell die Grenze zwischen realen und virtuellen Welten, Cyberspace und Internet erscheinen in neuem Licht: nicht mehr als virtuelle Ergänzungen eines realen Raumes, sondern als Prototypen kybernetisierter "realer" Räume, die man auch als "Hyperräume" bezeichnen könnte und mit denen verglichen die baudrillardschen Fragen nach der Realität in einer medialisierten Welt harmlos erscheinen.

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