Internationale Kulturwissenschaften
International Cultural Studies
Etudes culturelles internationales

Gerald Mader (Schlaining)

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Europäisches Museum für Frieden auf der Burg Schlaining

Das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) wurde von der Burgenländischen Landesregierung mit der Durchführung einer Landesausstellung zum Thema "Krieg und Frieden" im Jahr 2000 und der Errichtung eines ständigen Europäischen Museums für Frieden in der Burg Schlaining beauftragt. Der Titel der Landesausstellung wurde inzwischen wie folgt festgelegt:

"Krieg oder Frieden – Vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens"

Die personelle Verantwortung für die Durchführung obliegt einem Direktorium bestehend aus Dr. Gerald Mader, Präsident des ÖSFK, Dr. Wolfgang R. Vogt, wissenschaftlicher Leiter, Architekt Erich Woschitz, künstlerischer Gestalter und Hofrat Dr. Gerald Schlag, Leiter des Burgenländischen Landesmuseums sowie Dr. Manfred Hainzl, der für die Organisation vor Ort zuständig ist.

Schon seit der Gründung des Instituts war geplant, in der Burg Schlaining ein ständiges Museum für Frieden zu errichten. Wenn es nun möglich ist, diese Vision der 80er Jahre im Jahre 2000 Wirklichkeit werden zu lassen, so steht dies in unmittelbarem Zusammenhang mit dem erfolgreichen Auf- und Ausbau des ÖSFK, das 1995 den UNESCO-Friedenspreis erhielt. Aufgrund dieser erfolgreichen Entwicklung – Friedensuniversität, internationale Ausbildungsstätte für zivile Friedenseinsätze, Friedensbibliothek, einzigartige Infrastruktur mit zwei Hotels und Konferenzzentrum – hat sich die Burgenländische Landesregierung entschlossen, die dem Burgenland gehörende Burg Schlaining für eine Friedensausstellung und für die Gründung eines Europäischen Museums für Frieden zur Verfügung zu stellen und die Hälfte der Kosten der Landesausstellung zu übernehmen. Die Ausstellungskosten wurden mit 1,9 Mio. Euro prognostiziert. Dies bedeutet, daß das ÖSFK 0,95 Mio. Euro durch Eigenmittel aufbringen muß, die es neben den Einnahmen aus der Landesausstellung im Wege anderer öffentlicher Subventionen, privater Sponsoren und Spenden beschaffen muß.

Die Umsetzung des Projekts erfolgt in zwei Etappen, wobei die erste Etappe die Durchführung der Landesausstellung sein wird, der sich als zweite Etappe die Gründung des Europäischen Museums für Frieden anschließen soll. Das wissenschaftstheoretische Konzept für die Landesausstellung bzw. das Museum ist bereits erstellt. Es versteht Frieden als umfassenden Begriff (negativer und positiver Frieden), als komplexen Prozeß und als eine ständige Aufgabe. Die Basis des Konzeptes sind aber nicht nur die fundierten Erkenntnisse im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung, sondern auch die anerkannten Trends im Bereich der Museologie. Die Ausstellung selbst wird sich in vier große Bereiche gliedern: Gewalt und ihre Vermeidung, Umwelt und ihre Erhaltung, Konflikte und ihre Bearbeitung und Friede und seine Entwicklung.

Die Umsetzung des wissenschaftlichen Konzeptes in die Museumspraxis (Beschreibung der Teilbereiche und Auflistung der Exponate) erfolgt bis Ende Juni 1999. Ab diesem Zeitpunkt kann mit der Phase der gestalterischen Umsetzung und mit den notwendigen infrastrukturellen Umbauten begonnen werden. Im Frühjahr 2000 wird der eigentliche Ausstellungsaufbau vorgenommen. Die Eröffnung der Landesausstellung, welche die Basisausstellung des zukünftigen Europäischen Museums für Frieden bildet, findet am 8. Mai 2000 statt.

Das geplante Museum unternimmt erstmals den Versuch, Frieden in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfassend darzustellen, während die vielen weltweiten Friedensmuseen nur Teilaspekte von Krieg und Frieden behandeln. Thematischer Gegenstand des Museums kann folglich nicht nur der Frieden selbst sein, denn er erschließt sich in vielerlei Hinsicht erst aus der Konfrontation mit seinem Gegenteil: Gewalt und Krieg. Deshalb sollen die Ursachen und Folgen, die Destruktionen und Leiden von Krieg und Gewalt in einem europäischen Friedensmuseum nicht ausgespart werden. Im Museum werden viele Ursachen, Formen und Folgen von Gewalt – der Alltagsgewalt, der Gewalt gegen Kinder, Frauen und Fremde – nicht nur dargestellt, sondern es werden auch Auswege aus der Gewalt diskutiert und aufgezeigt. Der Kriegsgewalt – als organisierte militärische Gewaltanwendung wohl die massivste Erscheinungsweise physischer Gewalt – wird dabei besondere Aufmerksamkeit gewidmet. In anderen Abteilungen werden neben globalen Krisen und Trends, zwischenmenschliche, nationale und internationale Konflikte, ihre zivile aber auch ihre gewaltsame Bearbeitung sowie die Akteure in Konflikten vorgestellt. Auch das umfangreiche Spektrum der Umweltkonflikte – Klima-, Energie- und Wasserproblematik – soll im Kontext zu Frieden thematisiert werden. Die Hauptbereiche des Museums widmen sich dem vielfältigen und komplexen Thema Frieden. Es sollen wesentliche Friedensursachen und gelungene Friedensprozesse (z.B. Friedensverträge, Friedensschlüsse) sowie Personen (z.B. Friedensnobelpreisträger) und Organisationen (Vereinte Nationen, Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Nicht-Regierungsorganisationen etc.) vorgestellt werden, die besonderen Einfluß darauf hatten, daß Friedensprozesse in die Wege geleitet, umgesetzt und stabilisiert werden konnten. Schließlich werden noch Visionen, Strategien und Kompetenzen von Frieden in Richtung eines nachhaltigen Friedens thematisiert.

Obwohl das Museum eindeutig Partei für den Frieden ergreift, soll es keine Ideologie verbreiten, sondern die Besucherinnen und Besucher zum Suchen nach gewaltlosen Wegen für eine vorsorgliche Gewaltverhinderung, eine konstruktive Konfliktbearbeitung und eine nachhaltige Friedensgestaltung ermutigen. Das Museum soll nicht nur das friedenspolitische Bewußtsein in der Öffentlichkeit stärken, sondern auch den Mut zum friedenspolitischen Engagement fördern, denn das Grundanliegen ist es, zum Aufbau einer Kultur des Friedens beizutragen.

Das Friedensmuseum hat einen internationalen Charakter, ist aber gleichzeitig als ein europäisches Projekt geplant. Es versteht sich hierbei nicht nur als Beitrag zu einer europäischen Außen- und Sicherheitspolitik, die in eine europäische Friedenspolitik münden soll, sondern insbesondere auch als kultureller Beitrag zum Prozeß der europäischen Einigung.

Zusammenfassend stellen sich Landesausstellung und Friedensmuseum als eine Herausforderung in mehrfacher Hinsicht dar:



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