Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 13. Nr. August 2005

Zum religiösen Problem im östlichen Galizien in der Jahrhundertwende: über Joseph Roth

Manuel Durand-Barthez (Univ. Toulouse - Frankreich)
[BIO]

 

Als er die Lage der Israeliten in Galizien am Ende des XIX. Jahrhunderts schildert, stellt William McCagg in einer eher schroffen Weise fest: "Die Juden blieben diejenigen, bei denen die wetteifernden christlichen Nationen sich abreagieren konnten"(1). Er fasst damit den Inhalt unseres Beitrags ausreichend zusammen .

Joseph Roth ist 1894 in dieser Gegend, in Brody, geboren, im Kreise einer Gemeinschaft, die sich in der Zwinge zwischen den verschiedenen religiösen Strömungen befand, die der Kommunismus nicht auszulöschen konnte. Gewisse Aspekte seines Werkes berichten ausführlich über die zwischenreligiösen Spannungen, denen gegenüber die jüdische Gemeinschaft die Rolle des Katalysators spielte. Zwei rivalisierende Gebilde stehen ihr gegenüber: Polen und die Ukraine, wohingegen die Israeliten eher dazu neigen werden, sich um die Gunst der Habsburger zu bemühen, auf diese Weise wohl strebend nach einem heilsamen dritten Weg. Zwei andere literarische Figuren aus Brody veranschaulichen neben Joseph Roth dieses Panorama Galiziens in der Jahrhundertwende: Julian Stryjkowski auf der polnischen Seite, Isaac Babel auf der russischen Seite. Das galizische Mosaik erscheint dann in einer Vielfalt, die ihm seine dreifache Komponente verleiht.

Aber bevor wir diesen Knoten von Einflüssen in Betracht ziehen, widmen wir uns zuerst der historischen Erinnerung, die uns erlaubt, den Zusammenhang besser zu verstehen.

Das galizische Territorium war im X. Jahrhundert in die Staaten von Miecislas I, dem König von Polen, eingegliedert. Es wurde am Ende dieses Jahrhunderts von Wladimir dem Großen, dem Herzog von Kiew, erobert. Dieses Land wird dann nach der graphischen Variante Wlodimir Lodomirie genannt. Unabhängige Staaten erschienen zu dieser Zeit unter dem Anstoß mehrerer Prinzen. Der russische Prinz Wladimir Iaroslav gründet in der Mitte des XII. Jahrhunderts ein Fürstentum, dessen Hauptstadt Halicz (die Galizien seinen Namen gab) auf dem Dniestr liegt. Auf galizischen Boden ist der russisch-polnische Konflikt schon sehr bedeutend und bleibt, wie wir sehen werden, ausschlaggebend bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, mit deutschen Widerwärtigkeiten. 1198 vereinigt Roman, Wladimirs Nachkomme, ganz Lodomirie, kommt aber 1206 in der Schlacht bei Zawichosts ums Leben. Danach folgen mehrere Kriege, während deren Andre II, der König von Ungarn, seinen jüngeren Sohn Coloman 1214 zum König von Halicz und Wlodomir (i.e. von Galizien und Lodomirie) krönen ließ. Aber es gelang ihm nicht, ihn zum Herrscher seiner Gebiete werden zu lassen. 1246 entledigt sich Daniel, Romans Sohn, seiner Rivalen, und krönt seinen Sohn Leon, der Leopol gründete (das dann zu Lemberg wurde und heute Lvov in der Ukraine ist). Jener verstarb im Jahre1301. 1340 schließt Casimir, der König von Polen, Galizien endgültig an sein Königreich an, und dies bis zum Jahre 1722, dem Zeitpunkt der ersten Teilung Polens. Bei diesem Anlass wurde Galizien wieder an Österreich angebunden, der Osten Weißrusslands an Russland und Pomeranien an Preußen. Österreich macht seine Ansprüche auf Galizien geltend, indem es die Gedanken an Andres II. von Ungarn herbeiruft. Rotrussland (i.e. Lodomirie) wird dann an Österreich angegliedert, das ihm den Namen Galizien aufzwingt. Die napoleonischen Abenteuer lassen dann mit dem Vertrag von Tilsit (1807) das Großherzogtum von Krakau erscheinen, das Galizien annektiert, welches seinerseits Österreich 1814 zurückgegeben wird. Galizien wird in ein Königtum umgewandelt. Im Jahre 1846, dem Zeitpunkt des Anschlusses von Krakau an Galizien, wird ein Aufruhr von den Habsburgern niedergeschlagen, die ihre Herrschaft verstärken. Außerdem existierte auf dem galizischen Territorium seit 1786 ein Distrikt, dessen Hauptort Czernowitz war. Österreich änderte 1849 diesen Distrikt in das Königreich der Bukowina. Schließlich wurden 1866 die Herzogtümer von Auschwitz und Zator erneut an Galizien angeschlossen (nachdem sie von ihm 1818 abgetrennt worden waren). Seit diesem Zeitpunkt hat die Fläche Galiziens bis 1918 unter keinen weiteren Veränderungen gelitten.

Zwei demographische Anhaltspunkte ermöglichen es uns, das Ausmaß Galiziens im Vergleich zu Cislethanien zu messen. 1869 zählte Galizien ungefähr 6 Millionen Einwohner (von denen etwa 26000 Soldaten sind) und Cislethanien 22 Millionen Einwohner. Im Jahre 1910 steigen diese Zahlen auf je 8 Millionen (davon 63000 Soldaten) und 28 Millionen an.(2)

Als Opfer der widerstreitenden Mächte wird nun das "geistliche Schicksal" dieser Gegend auch unruhig. Es wird auch von drei Einflüssen bestimmt, die sich Rom gegenüber festlegen und sich von einem vierten, im allgemeinen verabscheuten, bestenfalls tolerierten Einfluss abgrenzen : dem Judaismus. In die Zwinge genommen von den polnischen ukrainischen Gebilden, wird die jüdische Gemeinschaft in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts dazu neigen, den dritten österreichischen Weg zu gehen. Diese Einstellung wird ihr nur bis zum Ersten Weltkrieg von Vorteil sein. " Im österreichischen Galizien," schreibt Daniel Trollet, waren die assimilierenden Strömungen geographisch unterschiedlich : im Osten, in der Gegend von Low, war die Germanisierung sehr stark gewesen und die Juden schrieben sich gern an der Wiener Universität ein; im Westen, in der Gegend von Krakau, geschah die Assimilierung im Gegenteil durch den Anschluss an das polnische Dasein und die Juden hatten an dem Aufruhr von 1863 teilgenommen. Diese Tendenzen haben sich nach den Emanzipationsmaßnahmen verstärkt."(3)

Erinnern wir uns, dass das Wort "Ukraine" selber auf den Begriff der "Grenze" verweist, wohingegen "Brody" das Wort "Furt" darstellt, eben jene, welche die Ukrainer; die ihren Militärdienst in der russischen Armee verweigerten; heimlich passierten. Die im geographischen Sinne des Wortes Randsituation eines starken jüdischen Ballungsgebiets an der russischen Grenze, besonders in Brody, konnte seine österreichfreundliche Neigung nur verstärken. William McCagg bestätigt: "Sicher ist, dass die reformistischen Juden in Brody, wo die ukrainische Präsenz deutlicher war als in Low, der deutschen Sprache nicht nur unerschütterlich treu waren, sondern auch Anhänger einer politischen Treuepflicht zu Wien waren."(4) Die Habsburger waren natürlich mit Wohlwollen dieser Bevölkerung zugetan, die wenig gewillt war, an der Grenze mit dem, was man als "russisches Schreckgespenst" zu betrachten pflegte, zu paktieren.

Brody ist der Schauplatz, wo sich unter der Aufsicht der österreichischen Garnison der zwischenreligiöse Konflikt um eine wichtige jüdische Gemeinschaft abspielen wird.

Roth stellt diese Stadt, ohne sie zu nennen, in dem Essay Juden auf Wanderschaft vor, ebenso wie in Radetzkymarsch. In diesem Roman ist der Offizier von Trotta in einer Grenzgarnison Galiziens einquartiert, der Ausguck des Reiches in seinem nord-östlichen Marsch. Der Kaiser kommt ab und zu zur Inspektion vorbei: "Man hatte ihm gesagt, dass diese Fenster nach dem Nordosten gingen. Man sah also nach Russland hinüber"(5). In Juden auf Wanderschaft spielt Joseph Roth auf ein "jüdisches Städtchen" von 18000 Einwohnern an, von denen 15000 Juden und 3000 Christen waren(6). Zu den religiösen Bauwerken zählt er in dieser fiktiven Stadt zwei Kirchen (ohne deren Prägung genauer anzugeben), eine Synagoge und vierzig Gebetshäuser. Wenn man sich auf die Volkszählungen von Brody bezieht, stellt man eine Bevölkerung von 18773 Einwohnern im Jahre 1869 fest, von denen 15138 Juden waren, demnach 80,9 % der Gesamtbevölkerung(7). Dieser Prozentsatz ist 1910 auf 67,5 % gesunken; da sich die Einwohnerzahl praktisch nicht verändert hatte (18055 Einwohner), zählt man nur noch 12188 Juden. Brody hatte seinen Höhepunkt im Jahre 1880 mit 20071 Einwohnern erreicht. Der Niedergang dieser Stadt lässt sich im letzten Viertel des XIX. Jahrhunderts dadurch erklären, dass Petersburg schon ab 1870 die Möglichkeiten für den Aufenthalt der Juden im russischen Gebiet eingeschränkt hatte. Da Brody eine Drehscheibe war, hat diese "Leere" jenseits der Grenze die Handelskreisläufe erheblich beeinträchtigt, die die Juden in Richtung des Orients hielten. Zu diesem Faktor des Niedergangs kommt noch die Aufhebung des freien Handels im Jahre 1879, sowie der Aufbau der Zugstrecke, auf der sich Lemberg auf der einen und Tarnopol auf der anderen Seite befanden, welche Marktanteile auf Brodys Kosten eroberten.

Wenn Joseph Roth von zwei Kirchen spricht, darf man vernünftigerweise denken, dass er auf die römischen Katholiken (18,9 % der Bevölkerung im Jahre 1910) und auf die Uniaten (11,3 % zum selben Zeitpunkt) anspielt, aber nicht auf die Orthodoxen, die oft im Herzogtum Bukowina, dem ehemaligen Kreis Czernowitz, angesiedelt waren. Die römisch - katholische Kirche ist hauptsächlich polnischer Prägung. Sie stellt sich als ein Bollwerk gegen den russischen Widersacher dar und kommt nicht unbedingt sehr gut mit der Infiltration einer Kirche aus, die auf halbem Wege zwischen sich selbst und der Orthodoxie steht. Es handelt sich hierbei um die ruthenische Kirche mit griechischem Ritus, die verschiedene Ereignisse zu einer Einigung mit Rom führen sollten; daher stammt ihr Name "Uniatisch". Die ukrainische Bevölkerung Galiziens, die Ruthenen, war hauptsächlich ländlicher Abstammung, wie Joseph Roth es unterstreichen wird, indem er ihr die dem Handeln gewandte jüdische Gemeinschaft entgegensetzt. Die Ukraine ist, sowohl den Polen als auch den Österreichern gegenüber eine offene Tür für den russischen Einfluss. Wien wird den religiösen Wettkampf ausnutzen, um einen Zustand von Spannungen aufrechtzuerhalten, der widersinnigerweise das Gleichgewicht dieser strategischen Gegend garantieren sollte, dessen Opfer mehr oder weniger die Juden sein werden. Roth fragt sich, ob "in diesem Fall eine Trennung von Kirche und Nationalität möglich ist" (JAW 889). Aber um die jeweiligen Rollen Roms, Wiens und Petersburgs in diesem Zusammenhang besser verstehen zu können, empfiehlt es sich, kurz auf die Geschichte der Uniaten einzugehen.

Das Konzil von Florenz (1437-1443) hatte die Vereinigung einiger griechischer Kirchen mit Rom in Gang gebracht, zu denen einige Orthodoxen aus Weißrussland hinzugekommen waren, indem sie jedoch Treue zum Kieler Metropoliten aufrechterhielten. Diese Treue wurde von den polnischen Bischöfen von Przemyl und Lemberg im Jahre 1700 toleriert, denn diese "gemischte", an Rom angeschlossene Kirche bildete einen ausreichenden Kompromiss zur russischen Orthodoxie. Wien nimmt gleichfalls diese Verbindung mit dem Metropoliten später an, um zu hohe Spannungen mit den Russen zu vermeiden.

Da sich am Anfang des XIX. Jahrhunderts die Petersburger Forderungen dem Metropoliten gegenüber als immer repressiver erwiesen hatten, musste Wien das Problem ernst nehmen und benutzte den freien Bischofssitz von Lemberg, um im Jahre 1806 eine geistliche Provinz griechischen Ritus zu gründen(8). In dem Maße, als dies dazu beitragen konnte, die ruthenisch - unitatische Kirche gegen die polnische Kirche lateinischen Ritus aufzubringen, trat die Wiener Regierung vor Rom für die Genehmigung des Metropoliten von Halicz ein. Rom gab 1808 nach.

Die Wiener Politik hat sich nicht eindeutig anti-polnisch gezeigt, aber sie hat sich zumindest deutlich von Polen abgegrenzt. Diese Haltung hat in den Jahren von1860 den ruthenischen Klerus orthodoxen Ritus darin bestärkt, panslawistische und russischfreundliche Ideen zu entwickeln, parallel zu einer unverkennbaren Treupflicht gegenüber den Habsburgern. Einige Geistliche griechischen Ritus, die ihren Brauch von jeglichem lateinischem und westlichem Einfluss im Allgemeinen reinigen wollten, reagierten im letzten Viertel des XIX. Jahrhunderts auf diesen Kompromiss, indem sie sich deutlicher auf russischer Seite präsentierten und zur Orthodoxie übergingen. Dieses Verhalten hat auf Seite der österreichischen Regierung eine aktive Repression bis zum Jahre 1914 hervorgerufen(9). Die polnischen Nationalisten benutzten dies als Argument, um der österreichischen Regierung den, ohne Ausnahme anti-loyalen Charakter der Ukrainer in Galizien zu beweisen. 1882 verursachte dies die Ausschaltung des Lemberger Metropoliten Josyf Sembrotovy. Von Rom aufgenommen, ist dennoch die Kirche griechischen Ritus vom Vatikan immer mit einer gewissen Herablassung betrachtet worden, wie die Enzyklika Etsi pastoralis dafür bürgt. Wien wollte vermeiden, dass diese Schwäche der römischen Kirche Spannungen mit der griechischen auslöste und machte dem Vatikan verständlich, dass er jeglichen Bekehrungseifer vermeiden sollte, der dazu führen könne, Gläubige griechischen Ritus in den Schoß der römischen Kirche zurückzuführen. Im Jahre1863 setzte eine Bulle namens Concordia dieser Meinungsverschiedenheit ein Ende, indem sie jeden Ritus dermaßen voneinander trennte, dass der Übergang von einem zum anderen ohne eine ausdrückliche Ausnahmebewilligung untersagt war. Im Falle gemischter Religionen bei einem Paar werden die Söhne nach dem väterlichen und die Töchter nach dem mütterlichen Ritus erzogen. Die Taufen sollten unter dieser Regelung von einem Mitglied des jeweiligen Klerus vollzogen werden. Die Gleichheit der beiden Riten wurde verkündet, der gegenseitige Beistand empfohlen.

Trotz dieser offiziellen Tat bestanden die Spannungen zwischen beiden Riten immer noch fort.

Aber Wien nutzte auch, auf mehr oder weniger repressiver Weise, seinen Einfluss auf die römisch-katholische Kirche aus, um ihr einen nicht allzu großen Anteil zu überlassen und um in der Position des Schiedsrichters bleiben zu können. In den Jahren ab 1780 hat Joseph II autoritär eine Flurbereinigung der galizischen Diözesen vollzogen, indem er ihnen eine Konfiguration gab, die auf den Verwaltungsgrenzen beruhte. Dieser handelte nicht immer nach dem Geschmack der Prälaten, dessen Vorrechte damals im Einverständnis mit den Behörden des polnischen Königreichs bestimmt worden waren. Um gegen die Verstreuung der Gemeinden zu kämpfen, von denen viele uniatisch waren, beschloss Wien schon ab 1782, die Anzahl der katholischen Gemeinden zu erhöhen und die der Uniaten durch Konzentrierung zu vermindern, ohne neue Gemeinden zu bilden, um ein Übermaß an kirchlichen Instanzen zu vermeiden. Andererseits zeigt Joseph Marcus gut, dass die römisch -katholische Kirche in Polen oft in der Zwinge der griechisch-orthodoxen und protestantischen Kirchen war, je nachdem, ob die Besatzung russisch oder deutsch war; dieses Problem, fügt er hinzu, habe die polnische Politik seit dem Anfang des XVII. Jahrhunderts beherrscht…(10)

Man hat nun die Komplexität des Vortrages gesehen, der über die eigentliche Geschichte berichtet, aber auch über die Verflechtung der Glaubensüberzeugungen, wo sich am Scheideweg das Judentum befindet: die Generatorsituation eines tiefen Unwohlseins, das sich im günstigsten Fall durch eine herablassende Toleranz äußert, im schlimmsten Falle durch den Pogrom. Aber die jüdische Gemeinschaft ist ebenso heterogen wie die christliche. Auch dort kommen Verschiedenheiten an den Tag, sowohl bei den sich Anpassenden wie bei den strengsten Praktizierenden. In Hiob von Joseph Roth unterscheidet Ester Steinmann drei Judentypen, die sich in Folge einer steigenden Entfernung gegenüber dem Glauben definieren lassen: der Liberale, verkörpert durch Mirjam, der Freidenker (Jonas) und der Agnostiker (Schemarjah)(11). Unter diesen drei Kindern von Mendel Singer erhält Jonas von seinem Vater den Beinamen: "der Kosak", mit einer Mischung aus Missachtung und Stolz(12). Missachtung, weil er stark dazu neigt, sich der väterlichen Orthodoxie und Tradition zu entfernen; Stolz, weil sein Streben nach Gleichsetzung auch ein Synonym des Fortschrittes ist. Und dennoch verweist das Bild des Kosaken in der Tat auf die Pogrome. Mirjam wird ihrerseits der Zuwendung ihres Vaters auch wegen eines Kosaken entzogen. Am anderen Ende der Leiter der politischen Werte bekommt Schemarjah im außer-atlantischen Bereich den Beinamen "der american boy" von seinem Vater, er wird aber auch auf einer anderen Art und Weise gleichgestellt.

In Juden auf Wanderschaft spricht Roth von den "aufgeklärten Juden", die, so wie er deutlich angibt, keine "Kabbalagläubigen" sind (JAW 28-29). D. Bronsen(13) beurteilt, dass unser Schriftsteller in diesen Bereich fallen könnte, den man mit dem Jonas vom Hiob gleichsetzen kann, auf halbem Wege zwischen dem Liberalen (dem mäßigen Praktizierenden) und dem Agnostiker. In dem militärischen Zusammenhang von Tarabas, den wir später noch analysieren werden, ist der rothaarige jüdische Soldat, der dem Helden die Stirn bietet und der die bösen Omen auf der galizischen Garnison im Raum stehen lässt, die Verkörperung des Agnostikers. " Meine Eltern waren Juden! Ich aber kenne keinen Gott!"(14)

Auf dem anderen Ende der Treppe lösen sich die hassidim, "die an die Kabbala glauben, die Anhänger verschiedener Wunderrabbis", fährt Roth in Juden auf Wanderschaft fort (JAW 29). Sie führen Exorzismen durch, die unser Schriftsteller an seiner Frau Friedl, die an Schizophrenie litt(15), praktiziert haben soll. In gewisser Hinsicht bringen sie auch die Dostojevski am Herzen liegenden russischen staret in Erinnerung. Mit Humor spielt Julian Stryjowski in Austeria darauf an. Diese befindet sich in einer kleinen galizischen Stadt, die die Kosaken kurz vor dem Winter von 1914 einschließen. Die Juden, die den Pogrom befürchten, und unter denen sich eine Gruppe von hassidim aufhält, finden dort eine Zuflucht. Bei ihrer Ankunft beunruhigen und amüsieren sich die ersten Bewohner dieser Herberge zugleich:

-- Zwei Karren sind angekommen. Sie klopfen ans Fenster.
-- Das fehlte gerade noch! Die Hassidim?
-- Ja.
-- Mit Frauen und Kindern?
-- Ja.
-- Welch ein Unglück!
-- Hättet ihr eher die Kosaken bevorzugt?(16)

Der Entwurf der Komponenten der jüdischen Gemeinschaft gestattet uns, sie in einen konfliktreichen Zusammenhang besser einzuordnen, der sie ihren Widersachern gegenüberstellt: zuerst die Christen und dann die Kommunisten. Es ist interessant zu beobachten, dass der Roman von Roth, der ohne Zweifel diese erste Facette des Konfliktes am besten zur Geltung bringt, sich auf die Erzählung eines ruthenischen Christen, Tarabas, stützt. Ausgewandert aus der Ukraine nach Amerika wird er nach einer Schlägerei in einer Bar als Krimineller verfolgt. Tarabas hat dem Wirt eines Getränkeausschankes in New York einen angeblich tödlichen Schlag versetzt, weil dieser mit seiner Bedienung immer aufdringlicher wurde. Er glaubte lange Zeit der Mörder gewesen zu sein und Gott ließ ihn in diesem Glauben, damit er mehr büßt; denn durch Buße lebt man wieder von neuem auf. Er hat dann später erfahren, dass sein Opfer in Wirklichkeit an der Front bei Ypres gestorben ist. Es war spät genug, damit die Erkenntnis seines Fehlers ihn zur Buße veranlasst, in einer Weise, die sich viel blutiger erweisen wird…Er flüchtet aus Amerika, indem er die Gelegenheit der russischen Mobilmachung vom 14. August ergreift, und kehrt in seine Heimat zurück, wo er sich mit seinem Vater streitet, der ihn aufgrund einer wenig anständigen Beziehung unter seinem eigenen Dach mit seiner Cousine davonjagt, und er geht nach Kherson, das an der österreichisch-russischen Grenze liegt. "Der Krieg wurde seine Heimat" (TRB 501), ein Land, wo er das zweifache Verbrechen in New York und im Hause seines Vaters büßt. Die Ironie des Schicksals sollte auch das zweite Vergehen vertuschen, da die Cousine Maria, weit davon entfernt, Opfer der Zerrüttung gewesen zu sein, eine sehr schöne Heirat mit einem deutschen Offizier hatte. Aber dies erfuhr er auch erst viel später…

Die Persönlichkeit von Tarabas ist vielseitig. Sein Exil in die Vereinigten Staaten war durch seine Verdrängung aus der russischen Armee motiviert, aufgrund seiner revolutionären Überzeugungen. Zur selben Zeit lebte ein starker Glaube in seinem Herzen. Er war Katholik. Lange schon hatte er nicht mehr die Kirche besucht. Als junger Mann und Student, der Revolution ergeben, hatte er dem gefürchteten Gott seiner Kindheit den Gehorsam und den Glauben gekündigt (…). Aber immer noch hegte und liebte er die Vorstellung von einem Gott, der die Gläubigen nicht verließ und der die Sünder liebte." (TRB 489)

Das ist eine fast faszinierende Zweideutigkeit, die diese brutale Figur umgibt, welche dazu bestimmt war, in der Askese zu enden. Seine Bindung zu Gott ist verwirrend. Bei dem Anblick des goldenen Kreuzes, das seine Cousine Maria als Anhänger trägt, empfindet er ein in seinen Augen verwerfliches Gefühl: "Sünde, dachte Tarabas. Das Kreuz erregte ihn." (TRB 496).

Diese Erregung setzte sich auch im Krieg in der "Trunkenheit des Blutes" fort, während "eine höhere Macht über ihn wachte und ihn in seinem sonderbaren Leben beschützte". All das ereignete sich, als ob er von Gott geschickt worden wäre: "So ließ er sich kommandieren, von Brand zu Brand, von Mord zu Mord, und nichts Böses widerfuhr ihm" (TRB 502)

Ohne in die willkürliche Gleichstellung zu gelangen, ist es nichts desto weniger interessant die Überlagerung zwischen dem Fehler (der doppelte Fehler, da er den beiden Versuchungen, die der Revolution und die der Frau, erliegt, und dadurch den fundamentalen Geboten des Staates und der Familie zuwider handelt) und dem Exil zu bemerken. Im Anschluss an die Wiederkehr verändert sich die Persönlichkeit von Tarabas, er gelangt zu einem neuen Leben. In den Augenblicken der Massaker "genoß er manchmal die Vorstellung, er sei ja überhaupt selbst schon tot; alles, was er da erfuhr, geschähe im Jenseits; und die anderen, die Gefallenen, seien so gewiss in ein drittes leben eingekehrt wie er selbst nunmehr in sein zweites." (TRB 503). In dieser Haltung ist eine entfernte Erinnerung an die Techouvah enthalten, an die "jüdische Lehre von der Entscheidung und der Umkehr", wie sie Martin Buber in dem Essay Der Jude und sein Judentum darlegt(17).

Die Logik der Rekonstruktion des Ichs nach dem Exil ist dem jüdischen Gedanken nicht fremd, ohne dass man sie systematisch an das Porträt von Tarabas wieder anknüpfen muss. Die Annäherung ist dennoch nicht vollkommen unschicklich.

Tarabas ist "ein Gast auf dieser Erde"(TRB 627), ein Fremder. Man kann außerdem bei Buber lesen: "Denn Gäste und Beisassen seid ihr bei mir"(18). Der Verlauf seiner Existenz ist durch das Treffen eines anderen Fremden gekennzeichnet: der jüdische, rothaarige Soldat. Ein rothaariger Soldat ist ein schlechtes Omen, besonders wenn man ihm an einem Sonntag begegnet. Des Weiteren kennt dieser keinen Gott. "'Also ein Gottloser bist du' sagte der Hauptmann."(TRB 505). Der Abergläubische und der Gottlose werden in diesem kriegerischen Epos zusammenkommen, in dem Gott, wie so oft, das Schwert herbeibringt. Roth wird manchmal ihm gegenüber einen Ton des Hasses anschlagen. So liest man in Die Rebellion: "Gegen Dich rebelliere ich, nicht gegen jene. Du bist schuldig, nicht Deine Schergen"(19) Die galizische Stadt Koropta wird zum Schauplatz dieses Hasses. Die gläubigen Brüder des rothaarigen Soldaten durchziehen die Straßen hier und dort: "Zwischen den farbigen Soldaten sah man die hurtigen und furchtsamen dunklen Schatten der Juden in langen Kaftanen und die hellgelben Schafspelze der Bauern und Bäuerinnen". (TRB 510) Diese kleine Stadt zählte einhundert von ihnen.

Nach dem Beispiel des Helden von der Rebellion scheint Tarabas über den Schergen von Gott zu stehen: er tötet, aber aus gutem Grunde, einmalig und unveränderlich durch die Wirbel der russischen Politik hindurch, vor und auch nach der Revolution. Er verpflichtet alle diejenigen zum Dienst, die sich in dem Bahnhof herumtreiben, um die Verpflegung zu holen, die für sein Militär vorhergesehen sind. Ein Mann leistet passiven Widerstand, fast ungewollt, "in ängstlichem Leichtsinn"(TRB 513). Tarabas feuert auf ihn, leistet ihm aber hinterher Hilfe, zufrieden, dass er bloß mit gutem Beispiel vorangegangen ist. "Der flinke und ängstliche Schatten hat sich auf dem Boden in eine Blutlache aufgelöst." Man hat das Gefühl, "einen federleichten Juden" (JAW 513) zu sehen, einen, der wie der Wind leichte Schwärme von Männern und Frauen umher treibt, "die sogenannten 'Lufthändler', Händler mit 'Luftware'. Die Ware liegt noch irgendwo in Ungarn auf einem Bahnhof. Sie liegt aber gar nicht auf dem ungarischen Bahnhof. Sie wird am Franz-Josephs-Kai gehandelt."(JAW 863), schreibt Joseph Roth in Juden auf Wanderschaft

Genau bei diesem "Mann des Windes" wird sich das Schicksal von Tarabas entscheiden. Nachdem er entsprechende Befehle bezüglich der Versorgung seiner Begleitung gegeben hat, erkundigt er sich nach seiner Unterkunft. Das Schicksal fällt auf den Juden Kristianpoller, Geschäftsführer der einzigen Herberge, die geeignet war, die Offiziere und ihr Gefolge aufzunehmen. In dem Hof der Herberge befindet sich "ein kleines Gebäude aus gelben Ziegeln, halb verfallen und zu keinen sichtlichen Zwecken erbaut, nur vorläufigen und zufälligen dienlich" (TRB 517). Diese Gegebenheiten sind ganz und gar günstig für die Realisierung der göttlichen Aussichten, umso mehr als dieses kleine Gebäude damals das Haus Gottes war. "Manche erzählten nämlich, vor undenklichen Zeiten, als nach den ersten christlichen Missionare in dieses hartnäckige heidnische Land gekommen waren, hätten sie an dieser Stelle, just in diesem Hofe, eine Kapelle errichtet."(ibid., S. 518). Am Ende des Krieges, als der Zar den Platz an die Volksvertreter abgegeben hat (wir führen diesen Aspekt im Folgenden weiter aus), wehte ein Wind der Desertion auf den Trupp von Tarabas. "Exerzieren für ein neues Vaterland, von dem man noch nicht wissen konnte, wem es eigentlich gehörte, war sinnlos, kindisch und anstrengend" (TRB 544).Der Sturm bricht an einem Sabbattag los. Tarabas regt seine Soldaten zum Trinken an, damit sie die harte Behandlung vergessen, die er ihnen während der Feindseligkeiten auferlegt hat. Dann bewilligt er ihnen einen Ausgang, bei dem man sie wie selbstverständlich auf dem Weg zur Herberge trifft. Er lässt sie gewähren, ohne zu wissen, dass diese Ratten in eine Falle stürzen werden, die nichts anderes als ein Haus Gottes ist. Aber Tarabas weiß nicht, dass dies das Haus Gottes ist, denn Gott selbst verheimlicht es vor ihm. Auch dort, genau wie in New York, musste er in Unwissenheit bleiben, um seinen Fehler besser zu büßen, denn Gott war ihm nur wohlgesinnt. Die untreuen Soldaten haben sich im kleinen Gebäude von Kristianpoller versammelt, fast völlig betrunken, und haben dort einen Krach angefangen, der in einen Pogrom enden musste.

Aber die Wände des Gebäudes sind immer noch verputzt, als sie dort eindringen: ein dunkelblauer Gemäldeschleier verhüllt das Angesicht Gottes. Das Böse rührt von einem der Gruppe fremden, aber aus dem Ort gebürtigen Individuum. Das Böse, das der Antichrist nach dem Blutbad als ein Gutes betrachten lassen wird, kommt von dem Soldaten Ramsin, dessen Erscheinung "in seinen Kameraden längst den Verdacht geweckt (hatte), dass (er) niemals wirklich heimisch unter ihnen gewesen sein konnte (…) Er hatte nie jemandem gesagt, aus welchem Gouvernement oder Lande er komme. Auf einmal schien er, den die meisten für einen Ukrainer gehalten hatten, just hierher zu gehören, in diesen nagelneuen Staat. Die Sprache des Landes schien seine Muttersprache zu sein. Er sprach sie fließend und munter"(TRB 548) Er schlägt seinen Kameraden vor, Zielscheiben mit Kreide an die Wand zu malen und darauf zu schießen; Tiere, die hintereinander herjagen, auf eine Maus folgt eine Katze, die von einem Hund gejagt wird, den ein Mann, mit einem Stock bewaffnet, schlagen wird. Dann sieht man Frauen, die sich ausziehen und sich zur Erschießung anbieten. Diese beginnt mit den Tieren, sie durchzieht den Putz mit geringfügigen Schüssen. Als aber Ramsin mit der Reihe der sich hingebenden Frauen beginnt, ereignet sich das Wunder des Bösen: "Eine große Fläche des blaugetünchten Kalks mit den letzten vier unzüchtigen Bildern Ramsins hatte sich von der Mauer gelöst, war abgesprungen, geborsten, in Splitter und Staub zerfallen. Und vor den aufgerissenen Augen der Zuschauer vollzog sich ein wahrhaftiges Wunder: Auf dem rissigen Grunde der Wand, im tiefen, goldenen Abglanz der untergehenden Sonne, erschien an Stelle der zuchtlosen Bilder Ramsins das selige, süße Angesicht der Mutter Gottes."(TRB 551)

Gott hat erlaubt, dass die Jungfrau unter dem Feuer der Waffen erscheint. Er hat zugelassen, dass in der Mitte der betrunkenen Menge, in einem Trieb des Hasses und der Lust, in einem Getränkeausschank, der - um so schlimmer- von einem Abkömmling des Mörders Christi bedient wird, das makellos reine Antlitz Marias vor den Augen der Sünder enthüllt wird. Der Antichrist hat das Wunder ermöglicht. Der Antichrist hat das Böse ausgenutzt, um den Weg des Guten zu offenbaren. Aber er öffnet, denn das ist seine Rolle, die Tore der irdischen Hölle.

In der Tat hat sich eine große Menge bei Kristianpoller versammelt. Nicht nur Soldaten sind da, sondern auch all die Schaulustigen, die von dem Lärm, den Schreien und dem Geruch des Staubs, vermischt mit dem des Alkohols, angezogen worden sind. Und diese Menge besteht genau aus den guten Christen dieser Stadt, das heißt die wegen des Jahrmarkts angekommenen Bauern. Nun sind aber die Bauern gerade diese ruthenischen Christen, die den Kern der uniatischen Kirche ausmachen. "Plötzlich sang einer aus der Menge mit inbrünstiger, tiefer und klarer Stimme das Lied: 'Maria, du Süße', ein Lied, bekannt und geliebt in diesem frommen Lande, Jahrhunderte alt, dem Herzen des Volkes selbst entsprossen" (TRB 551) Die Angst stammt gerade aus dieser Flut der Frömmigkeit, die man nicht bändigen können wird. Roth erwähnt in Die Flucht ohne Ende genau dieses Gefühl des Unbehagens durch die Figur Tunda, die kurz nach der Revolution in der Ukraine ankommt. Als nach Sibirien verschleppter Österreicher ruft er auf dem Rückweg nach Wien bei seiner ukrainischen Etappe die Erinnerung an die Jugend wach. Der Begriff "Pöbel" bedeutet für ihn "ungefähr das Volk, das sich am Gründonnerstag bei der Parade hinter dem Kordon der Landswehr staute. Von diesen Menschen sah man nur verschwitzte Gesichter und zerbeulte Hüte. In den Händen hielten sie wahrscheinlich Steine. Dieses Volk erzeugte die Anarchie und liebte die Faulheit."(20) Diese Erinnerung trägt sich bis zum Marsch der "fremden Bauern, der nie gesehenen Bauern" fort. "Alles Mögliche und Unmögliche kann man von ihnen erwarten: Schändung, Morde gar (…) In langen Prozessionen nahen sie." (TRB 576). Die Entweihung und der Mord werden Koropta ersticken lassen. Galizien war dafür unglücklicherweise bekannt, von Ost bis West. William McCagg präzisiert: "Im Jahre 1898 zerstörten bäuerliche Pogrome die westlichen Grenzen von Galizien, genau die Gegend, wo der polnische Einfluss am mächtigsten war: dies versetzte die Juden in Angst und Schrecken."(21) In Austria fährt Stryjkowski weiter fort: "In Dubiecko wurden die Toten um Mitternacht beerdigt. Die Kosaken von Chmielnicki hatten all die Frauen vergewaltigt und hatten die Hälfte der Männer dieser Stadt getötet. Tagsüber hatten die Menschen Angst, auf die Straße zu gehen. Seit Jahrhunderten erweckte diese Erzählung immer den gleichen Schrecken" (AST 146) Man hat das Gefühl, dass Roth in dem Christentum den Herd der Grausamkeit sieht. Bei seiner Reise nach Frankreich, besonders bei seinem Besuch in Avignon (1925), stellt er fest, dass die römische Kultur den Katholizismus ahnen lässt, in wessen Herzen das Heidentum noch fortbesteht. Zurzeit von Hadrien teilt Marcion die beiden Testamente und setzt als selbstverständlich voraus, dass die irdische, "körperhafte Welt wertlos ist", und dass" an ihre Verbesserung keine Gedanken zu wenden ist"; dies bedeutet, fährt Martin Buber(22) fort, dass sie "unbeschränkt in den Händen der weltlichen Mächte" ist, und dadurch der Kirche als zeitliche Macht. Die Reform hat versucht, dieses Geschenk, damals von Marcion an Hadrien gemacht, zurückzuweisen, aber nicht entschlossen genug. Der von Roth in Die Flucht ohne Ende erwähnte Pöbel gab sich mit dem Glauben zufrieden, denn Säul hat darauf hingewiesen, dass Jesus das Gebot erfüllt hat. Seitdem kann man sich der Trägheit, der Anarchie widmen und Steine werfen. Das Gebot besteht in dem Widerstand hin zur zeitlichen Macht durch die Gründung einer solidarischen Gemeinschaft. Der jüdische Protest äußert sich auf drei Arten: der Rücktritt, der Kampf und, so wie Buber sagt: "eine neue Gemeinschaft stiftend, die im Leibe des Ungeheuers wachsen und ihn sprengen wollte, so Jesus"(23). Die Revolution ist unnütz, wenn sie nicht dazu bestimmt ist, eine authentische Gemeinschaft wiederherzustellen: das ist die Lehre, die Buber die Nazarener Bewegung(24) nennt, und die durch einen Juden gebrochen wurde: Paul de Tarse, als Initiator des Dualismus. Es ist viel einfacher auf einer Erde zu büßen, von der man nichts anderes zu erwarten hat, als täglich rund um diese wahren Pfeiler der Existenz zu handeln, die da wären: die Gemeinschaft, die Erde, die Arbeit, die gegenseitige Hilfe, das Gebot mit dem sozialen Fortschritt als Ziel, der humanistische Geist…(25) Wenn Roth auf diese alte, "wieder"-besuchte Kapelle, anspielt, kehrt er wieder zum ursprünglichen und authentischen Christentum zurück, dessen Spuren verblasst sind, um dann wieder unter einem neuen, aber sehr veränderten Licht zu erscheinen. "Es ist nur sehr wenigen, sehr auserlesenen Gläubigen klar, dass hier - zum ersten Mal innerhalb der langen und beschämenden Geschichte der Judenverfolgungen - das Unglück der Juden mit dem der Christen identisch ist. Man prügelt den Moritz Finkelstein aus Breslau, und man meint in Wirklichkeit jenen Juden aus Nazareth.", schreibt Roth in Juden auf Wanderschaft (900). Würde es keinen Unterschied geben zwischen der anfänglichen Kapelle und derjenigen, die einige Jahrhunderte später enthüllt wird? Enthielt sie schon den Paulinischen Dualismus in sich? Oder dachte Roth durch die Erwähnung dieser ursprünglichen Kapelle an "diese oberirischen Katakomben der Ghettos", wenn man damit den Reden von Buber(26) folgt und die Juden von Nazareth und von Breslau in Zusammenhang bringt?

Der "Pöbel" nimmt eine große Luftverschmelzung vor, fromme Erscheinungen, die in einen Pogrom ausarten werden. In einer gewissen Weise, scheint es, als würde Roth das ständige Unglück der Juden mit dem der ersten Christen gleichsetzen, indem er auf eine Lektüre von Buber trifft. Die ersten Christen - denn diejenigen, die folgten, zeigten ein gewisses antichristliches Verhalten - ebenso wie bei gewissen Anlässen die Juden, hatten das Goldene Kalb (wieder) gefunden. "Dreihundert Jahre war dieses Volk schon christlich getauft. Dennoch erwache nach einem fröhlich verbrachten Schweinemarkt und nach ein paar Gläsern Bier und beim Anblick eines lahmen Juden in jedem einzelnen ein alter Heide"(TRB 577). In Juden auf Wanderschaft stellt Roth fest, dass in Osteuropa die Juden "in schmutzigen Straßen, in verfallenen Häusern leben" und dass "der christliche Nachbar sie bedroht" (JAW 829). Das ist ohne zu leugnen eine Handlungsform mit religiösem Charakter zum Ruhm eines Rachegottes. Aber es ist eine "passive" Handlung, in dem Sinne, dass sie auf die vollkommene Unfähigkeit hindeutet, den wahren Sinn der von Gott vorgeschriebenen Tat zu verstehen: eine positive und dynamische Tat, verbunden mit der Gemeinschaft, der Arbeit, der gegenseitigen Hilfe, dem Gebot, dem Humanismus… Die große Bewegung, die Koropta in den Stunden nach der Wiedererscheinung der Jungfrau mitreißen wird, ist selbst durch die Trägheit und die Anarchie, die sie nach sich zieht, in dem von Roth in Die Flucht ohne Ende angedeuteten Sinne. Da ist in gewisser Weise die durch den Dualismus verursachte Blindheit, die dieses Verhalten hervorruft; die Mauer, die es verhindert, das einheitliche Vorgehen in dem Streben nach Gott zu sehen. Eigentlich zeigte, jenseits des Tumultes "das milde Antlitz der Mutter Gottes im grauen Licht des Morgens keine veränderten Züge" (TRB 563) Die gleiche Beständigkeit, die gleiche Ruhe charakterisieren Kristianpoller, der nach dem Blutbad weiterhin lebt, als wäre nichts gewesen. "Beim Anblick des Juden, der so unversehrt und unbekümmert sein gewöhnliches Geschäft fortsetzte, als wäre er plötzlich aus einer Wolke hervorgetreten, die ihn bis jetzt unsichtbar gemacht und geschützt hatte, tauchte auch im Obersten Tarabas der Verdacht auf, dass es Juden gebe, die zaubern können und dass dieser Wirt tatsächlich für die Schändung des Muttergottesbildes verantwortlich sei. Die ganze große Mauer, die unüberwindliche Mauer aus blankem Eis und geschliffenem Hass, aus Misstrauen und Fremdheit, die heute noch, wie vor Tausenden Jahren, zwischen Christen und Juden steht, als wäre sie von Gott selbst aufgerichtet, erhob sich vor Tarabas Augen." (TRB 567) Als gäbe es eine gewisse Kontinuität zwischen dem sanften Blick der Jungfrau und der Ruhe des Juden nach dem Sturm, im Gegensatz zur Diskontinuität, die das christliche Opfer der Dualität täuscht und hemmt. Man müsste noch weiter präzisieren: der "Neochrist", in Bezug auf den ursprünglichen Christen, der an der Nazarener Bewegung, von der Buber spricht, teilnimmt, ist mit dem Judentum verbunden, in einer Weise, die vielleicht indirekt ist, aber dennoch Beachtung verdient. Wir haben eine Diskontinuität im Streben nach Gott, eine Beeinträchtigung der wahren Tat und demnach eine Passivität, ein blindes Vertrauen in der Gewissheit, dass das Gebot durch den Sohn Gottes ausgeführt worden ist, dass diese Welt eine Unterwelt ist, wo sich nichts Gutes ereignen kann, eine Gefälligkeit gegenüber der Fabel, die Anlass zu bunt verzierten Prozessionen gibt und eine Unterwerfung zu einer obersten Gewalt, ohne dass der persönlichen Initiative Raum gelassen wird. Eine gewisse Vorstellung des Barocks bestimmt die Beschreibung der bäuerlichen Masse auf dem Weg nach Koropta: "Es gibt welche, denen es nicht genügt, nach Koropta zu pilgern. Sie wollen sich die heilige Aufgabe noch schwerer machen. Und sie fallen nach jedem fünften, siebenten oder zehnten Schritt nieder und rutschen zehn Schritte auf den Knien weiter. Andere werfen sich in bestimmten Abständen zu Boden, bleiben ein Paternoster lang liegen, erheben sich, wanken weiter und lassen sich wieder fallen." (TRB 576) Gewiss, es ist hier nichts sehr Originelles im Hinblick auf das, was man heute bei den traditionellen Prozessionen erlebt, zu bemerken. Roth wünscht nur, den Schwerpunkt auf die verzaubernde Macht dieses Brauches zu setzen, der den mörderischen Fanatismus begünstigen wird; eine andere Form der Blindheit und der Passivität in dem Sinne, als es um eine rückläufige Tat geht.

In gewisser Weise scheint es, dass das Christentum, so wie es sich hier äußert, einen Ausdruck des Barocks offenbart, das heißt eine Form des geistigen Terrorismus, die seitens der religiösen Inhaber der Macht auf der Nutzung der primären und ursprünglichen Gefühle beruht. In seinem Essay über Die Kirche, Der Atheismus und Die Religionspolitik(27) wirft Roth der Kirche vor, vor allen Dingen besitzergreifend gewesen zu sein. Er stellt einer Bibel, die in einem für die kirchliche Macht günstigem Sinn ausgelegt wird, die Transparenz der Tora entgegen.

Alles ereignet sich, als ob Roth, da die jüdische Gemeinschaft immer in ähnlicher Weise Opfer ist, welches das Kennzeichen der sie verfolgenden Kirche auch sei, sich nicht über die Unterscheidung dieser oder jener kirchlichen Prägung auslassen würde. Er erklärt wie folgt diese Ruhe: "(…)die jüdische Religion ist unter allen Religionen der Welt die einzige, die nicht bekehren will."( JAW 857) Man kann auf diesen letzten Gesichtspunkt, auf seinen ökumenischen Charakter, nie genug Wert legen: die Gemeinschaft der Verfolgten ist genau diejenige, die es nicht versucht, den anderen zu überzeugen, sich ihrer Daseinsform anzuschließen. Roth selbst litt unter dieser Haltung; als derjenige, der sich dieser Daseinsform angeschlossen hatte. Er hatte nämlich entsprechend seines Bekehrungsgelöbnisses eine katholische Trauerfeier, aber "ohne Bedingungen seinerseits". Der Sarg bleibt während des Gottesdienstes, der keine Todesmesse im strengsten Sinne des Wortes sein darf, außerhalb der Kirche. Als Ausgleich für diese entstellten Ehrerweisungen wurden seine sterblichen Überreste in der "division catholique" von Thias (im Mai 1939) aufgenommen.(28)

Man hat gesagt, dass die ruthenische Kirche uniatisch ist. Nun war aber Galizien zwischen Polen im Westen und (Ruthen) Ukrainern im Osten aufgeteilt, die auf dem ganzen Gebiet zerstreute jüdische Gemeinschaft war auf diese Weise gewissermaßen umgeben, auch wenn sie mehrwiegend im Osten anzutreffen war. Im Jahre 1910 zählte man vier Millionen Polen in Galizien, also die Hälfte der Bevölkerung, wohingegen es drei Millionen zweihunderttausend Ruthenen gab, die etwa 42 % der Bevölkerung ausmachten. Bis ungefähr 1870 hatte der polnische Antisemitismus die Juden veranlasst, sich der Germanität zuzuwenden; aber in dem Maße, wie Franz Josef den Polen später neue politische Rechte zugewiesen hatte, haben die Juden mit ihnen paktiert und antworteten bei den Ermittlungen anlässlich der Volkszahlung, dass sie lieber polnisch als deutsch sprächen. Sie ließen aufgrund dessen den Prozentsatz der polnischen Bevölkerung von Galizien auf 58 % steigen. Jedoch bekamen die Polen nur dank ihrer eigenen Hartnäckigkeit die Vorrechte, die ihnen die Wiener Regierung gewährte; die Juden hatten zu dieser regionalen Emanzipation nicht beigetragen. Indem sie von den Zufällen des statistischen Aufschwungs profitierten, der die Volkszahlungen zu ihren Gunsten, dank des Beitrags der Juden, bewirkt hatten, gaben die Polen nichts desto weniger ihren Antisemitismus auf. William McCagg präzisiert: "Auch wenn die Konservativen im Allgemeinen über dieser Art von 'Vulgarität' standen, war es nicht der Fall der Kirche, insbesondere in den unteren Stufen ihrer Hierarchie, und auch nicht der neu gegründeten Parteien, so wie die nationale Demokratie von Roman Dmowski."(29)

Diese scheinbare pro-polnische Tendenz der galizischen Juden, die, so wie wir es eben gesehen haben, ihnen nicht wirklich angetan waren, entging den ruthenischen Beobachtern nicht. Die Ruthenen sahen ungern, wie die Juden mit der österreichischen Macht zusammenarbeiteten, aber ihr abgekartetes Spiel mit den Polen irritierte sie noch mehr und fachte bei ihnen einen Antisemitismus an, der schon immer nicht weniger heftig war als der der Polen. McCagg präzisiert: "Auch wenn im Jahre 1902, dann im Jahre 1905 und 1906 die Ruthenen den Urhebern der Pogrome, die damals in Russland gewütet haben, nicht bis zum Ende nachgestrebt haben, haben dennoch die Unruhen zum Anstieg des Hasses und des Misstrauens zwischen den Juden und ihnen beigetragen; die große Woge der Flüchtlinge, die aus der Ukraine ankamen, bewies in den Augen aller Einwohner Galiziens, dass die Ruthenen die Juden hassten."(30) Der Roman Austria inszeniert die Rolle der Ruthenen gegenüber den Juden in einem von den Kosaken eingeschlossenen Dorf. Ein russischer Soldat wird von einem Juden getötet; darauf hin folgt eine Verfolgungsjagd, während derer sich Ossip, der Sohn des ruthenischen Priesters, von den anderen unterscheidet. Er ruft seine Brüder zusammen und singt eine Hymne zum Ruhm der Ukraine. "Ossip versuchte, zusammen mit einer Gruppe junger Ruthenen, einen guten Eindruck zu machen. Er ging dem Kosaken zur Hand." Während die Juden nicht ein noch aus wissen, berufen sie sich mit Humor auf einen neuen Napoleon, der die Menschheit retten würde, und fügen durch den Mund des Erzählers noch weiter hinzu: "Es würde mich wundern, wenn Österreich es schaffen würde!"(AST 254-265) Der ehemalige Beschützer bleibt machtlos gegenüber dem Angriff, der vom Osten kommt. Hin und her geworfen zwischen den Nationalitäten erleben die Juden auf harte Weise die innige Vereinigung ihrer Religion mit deren Multinationalität. "Der Rabbiner und die reichen Juden rückten zwischen zwei Reihen von Bajonetten heran. Die Frauen streckten ihre Arme aus. 'Die Geiseln Gottes! Ihr seid Gott geweiht!', riefen sie aus. Der Rabbiner murmelte sein Gebet vor sich hin: 'Hör zu, Israel, unser Gott ist der einzige'." (AST 262) Roth stellt immer die gleiche Frage in diesem Kontext, nämlich ob "ein Volk, das sich Jahrtausende nur durch seine Religion und die Ausnahmestellung in Europa erhalten hat, unabhängig von seiner Religion als 'Volk' zu betrachten…[ob] in diesem Fall eine Trennung von Kirche und Nationalität möglich ist." (JAW 889) "Ihr Gebet ist eine nationale Äußerung." (891)

Tarabas reißt nach dem Pogrom den Bart eines praktizierenden Juden aus, ein hassidim vielleicht, der dabei ist, zwei Schriftrollen der Tora zum Friedhof zu bringen, die durch die Flammen beschädigt wurden, denn, so stammelt Schemarjah: "Das hat man verbrannt. Das kann nicht so bleiben. Das muss man begraben! Am Friedhof!" (TRB 582) Schemarjah ist, nach Meinung aller, ein wenig seltsam und wenig mitteilsam; Tarabas beschuldigt ihn, zu einem Zeitpunkt das Haus verlassen zu haben, zu dem es verboten ist, und er entreißt ihm dieses haarige Symbol, welches ihm das Gesetz vorschreibt, immer zu tragen. Die Ironie des Schicksals will, dass dieser Jude rothaarig (ein schlechtes Omen) ist, dass sein Sohn auch rothaarig ist, und obendrein noch revolutionär. So erinnert er an den jüdisch-rothaarigen Soldaten, der zu Beginn des Romans erscheint und der Tarabas das Unglück vorhersagte, das ihn schwer bedrücken musste. Des Weiteren "wollte" Schemarjah, als Gipfel des Grotesken, "seinen Sohn verleugnen, er wollte erzählen, dass der Sohn selbst seinen Vater verleugnete. Aber wie sprechen?" (TRB 583-584) Das ist genau die Geschichte von Tarabas. Hier wird noch der tapfere Offizier von Skrupeln befallen und will Buße tun. Am Abend seiner Untat begibt er sich zum Popen, um ihm seine Geschichte zu erzählen und um Absolution zu bitten. Der Pope erscheint "eher erstaunt als entsetzt (…) 'Ich will lieber' sagte der Pfarrer, 'so tun, als ob ich Sie nie gehört, Herr Oberst. Wollen Sie einen geistlichen Trost? - Gott möge Ihnen verzeihen! Ich werde für Sie beten. Sie haben einem armen, törichten Juden wehgetan! Viele von Ihnen haben es getan, Herr Oberst. Viele werden es noch tun…" (589) Man kann die mörderische Gleichgültigkeit des Popen richtig nachvollziehen, aber ohne Nachdruck von Seiten Roths. Er fühlt sich nicht gezwungen, in die Details der religiösen Landschaft einzugehen. Bei Stryjkowski im Gegenteil sind die Verbindungen zwischen dem katholischen Anstaltsgeistlichem und dem Rabbiner gegenüber dem orthodoxen Gegensatz deutlicher gekennzeichnet; die Nuancen zwischen den religiösen Prägungen erscheinen reichhaltiger und sensibler.

In der Stadt vom alten Tag wurde die Synagoge geplündert, "die orthodoxe Kirche war erleuchtet, aber leer"(AST 292) und der Priester rief aus: "Schlangen, Abkömmlinge von Vipern! (…) Ihr werdet Qualen ausgesetzt, man wird euch sterben lassen und alle Nationen werden euch wegen meines Namens hassen." (AST 293) Trotzdem werden der Religionsunterricht erteilende Geistliche und der alte Tag zusammen zum Kommandeur des Platzes gehen, um zu verhandeln. (AST 293) Zu Beginn des Romans sieht man, wie "der Professor der Mosaikreligion" in einem eher offenen und freundschaftlichen Unterhaltungsklima mit den Unterrichtsreligion erteilenden Geistlichen über die Lehrer, die besondere Unterrichtsstunden an Mädchen geben, spricht und nun mit Herablassung erklärt: "Wenn man weiß, zu welcher Stellung der Klerus heute herabgesunken ist. Was kann man noch von der Jugend erwarten?" (AST 51) Die Juden wurden seit dem Jahre 1848 in das höhere christliche Schulwesen aufgenommen: sie waren 620 an der Zahl in Galizien, also 8,2% der Schüler des höheren Schulwesens in Galizien(31). Roth hat von 1905 bis 1913 das Rudolf-Gymnasium von Brody besucht, das einzige deutsche Gymnasium Galiziens. Die Mannigfaltigkeit der Herkünfte, sowohl bei der Lehrerschaft als auch bei den Schülern, setzte den Respekt vor den religiösen Traditionen (katholisch-römisch, griechisch orthodox und jüdisch) und vor den entsprechenden Feiertagen voraus. David Bronsen präzisiert: "Obzwar die jüdischen Professoren in der Minderzahl waren, bestand reichlich die Hälfte der 7000 Schüler aus Juden, und die vierunddreißig Schüler in Roths Klasse waren sogar zu zwei Dritteln Juden."(32) Die Literatur und die Geschichte Polens nahmen dort einen breiten Raum ein; sie wurden in Polnisch unterrichtet. Eben zur Zeit, als Roth dort ankam, trat die deutsche Sprache zum Teil ihren Platz an die polnische ab, die allmählich zur Unterrichtssprache wurde. Man kann dort ein Werkzeug erkennen, das dazu diente, die umliegend starke ukrainische Prägnanz auszugleichen. Dieser Ausgleich dient ebenso den Interessen der mit der kaiserlichen Macht verbundenen katholischen Religion. Diese Macht legte zur selben Zeit ein ganz besonderes Wohlwollen gegenüber der jüdischen Gemeinschaft an den Tag. Bronsen legt den Akzent auf die Einführung des den Juden eigenen Religionsunterricht in das Schulprogramm des Gymnasiums: "In der Klasse seines jüdischen Religionsprofessors, Dr. Oser Frost, übersetzten Roth und seine Klassengenossen aus dem Hebräischen, meistens aus dem Psalter, aber auch Abschnitte aus den Gebetbüchern. Derselbe Lehrer hielt Vorlesungen über jüdische Geschichte, und samstags um 11 Uhr morgens führte er seine Schüler vom Gymnasium zum Gottesdienst in die Alte Synagoge."(33) Eben dieser Vormittag war in der Primarstufe diesem Gottesdienst in hebräischer Sprache gewidmet. Der Unterricht in der Primarstufe wurde gleichermaßen auf Deutsch und Polnisch gehalten, wie zur späteren Zeit auch.

Kommen wir zurück zum alten Tag, der uns auf das Unterrichtsgebiet gebracht hatte. Die Stadt, die den Schauplatz des Romans bildet, wird von den Russen überfallen. So ergeht es der Stadt Koropta in der Geschichte von Tarabas. Chronologisch gesehen erkennt man hier einen deutlichen Übergang, der durch den progressiven Verfall des Reichs und den Beginn des russischen Einflusses veranschaulicht wird; dies wird Roth bis hin zu seiner Reise in das sowjetische Land im Jahre 1926 verfolgen, bei der er eine gewisse Anzahl von Bemerkungen bezüglich der religiösen Ideen machte. Ebenso wie wir uns an den "polnischen Abhang" von Brody an die literarische Figur des Julian Stryjkowski erinnert hatten, veranschaulicht die von Isaac Babel "die russische Front". Roth und Babel stehen sich in mehrfacher Hinsicht nah. Der eine wie der andere waren jüdisch-östlicher Herkunft, und im gleichen Jahr geboren (1894). Roths Vater war ein österreichischer Getreidehändler, der von Babel ein Kaufmann von Odessa. Die Mutter von Roth war jüdisch-ukrainischer Herkunft. Beide sind früh gestorben, Babel starb im Alter von 47 Jahren aufgrund "einer subjektiven und antisozialistischen Darstellung des Bürgerkrieges" in den Kerkern des NKWD; Roth, der "heilige Trinker", verschwand wie man weiß zwei Jahre davor in Paris. Verena Dohrn hat versucht, deren Spuren fünfzig Jahre später in Brody zu finden: "Joseph Roth wie Isaac Babel waren Journalisten und Schriftsteller im Grenzland zwischen Ost und West, zwischen russischer / ostjüdischer / deutscher Kultur - Joseph Roth, der 'heilige Trinker', der, 'gläubige Skeptizist', Isaac Babel, der neugierige Mystifikator, der skeptische Revolutionär. Beide schrieben in der Sprache der Assimilation, nicht in mameloschen Jiddisch, über Brody vor der endgültigen Zerstörung."(34) In der Reiterarmee berichtet Babel genau über die galizische Besetzungskampagne. Die Russen drangen am 28. Juli 1914 in Galizien ein. Die 4. und 5. Armee kamen aus dem Norden, die 3. und 8. aus dem Nord-Osten, indem sie sich der Linie von Przemysl-Lemberg näherten. Darauf folgte eine massive Verschleppung der Juden, von denen viele als österreichische Spione erhängt wurden. Synagogen wurden vernichtet und die Kosaken gaben sich der Plünderung hin. Ungefähr 400.000 flüchtige Juden entfalteten sich dann im Gebiet Ungarns, Mährens, Böhmens und Wiens.(35)

Kurz nach dem ersten Weltkrieg kämpfen die Polen gegen die Russen. Sie haben als Schutz die katholisch-römische Kirche, die dieselben Schäden wie die Sinnbilder der jüdischen Religion zu spüren bekommt. 1920 wurde dann Brody niedergeschlagen, die Polen fangen sich Anfang August 1920. Ein Teil der russischen Truppen rückt zu schnell vor und spaltet sich von hinten, was eine Schwachstelle erscheinen lässt. Diese Verwirrung nutzend nimmt die 18. polnische Division Brody ein, kapituliert aber dennoch vor Klekotov, nicht weit von Brody entfernt.(36)

Babels Erzählung über das Blutbad von Brody (unter der Führung des Generals Budjonny) konzentriert sich auf die letzten Tage des Julimonats 1920. Er schreibt: "Galizien ist in eine unerträgliche Niedergeschlagenheit versetzt, Kirche und Kruzifixe sind zerstört."(37) Er erwähnt die Vermengung der jüdisch-christlichen Kulturen: "Brody… eine zerstörte und geplünderte Stadt. Sehr interessant. Polnische Kultur. Eine ehemalige jüdische, originale Kolonie. Diese erschreckenden Märkte, Zwerge in langen Gehröcken und mit Lockenwickeln, diese antiquierten Greise, die Schulstraße, … Synagogen, alles halb zerstört…" Lebt die Geschichte Tarabas nicht gerade in diesen Zeilen wieder auf? Im weiteren Textverlauf zeigt sich Polen wieder, verbunden mit der westlich-katholischen Kultur, verletzt durch die zerbrochenen Kruzifixe, aber auch geistig verbunden mit der deutschen Kultur in seinem Zusammenhang mit Wien: "…in einer Buchhandlung verbrachte Stunden, eine deutsche Boutique. Es gibt bemerkenswerte, nicht aufgeschnittene Bücher, Alben, das Abendland; hier haben wir das Abendland und das Polen der Ritter, eine Anthologie, die Geschichte aller Boleslaven, und ich weiß nicht warum, es mir scheint, dass es hier eine Schönheit gibt, und zwar Polen, das sein altes Leib in prunkvolle Kleider gehüllt hat. "(38) Es scheint, dass der Kampf von Brody Babel sehr gerührt hat, denn er beschreibt ausführlich die Zerstörungen der Synagogen und das Unglück der Juden. Sein Schreibstil unterscheidet sich stark von dem von Roth. Claudio Magris hat Babels Beziehung zu der Komponente storico-politica unterstrichen, im Gegensatz zu Roth, "der sich weigert, eine dialektische Verbindung zwischen dem Gesetz und der Geschichte herzustellen."(39). In Juden auf Wanderschaft schreibt Roth: viele Juden "sind Sozialisten, weil sie Unterdrückte sind", aber "sie sind nicht bewusst Sozilisten." (JAW 832) Letztendlich vereinen sie den Kapitalismus mit dem Antisemitismus. Aber die Reise nach Russland wird für den Schriftsteller in der Entwicklung seiner Auffassung der Verbindung zwischen Religion und Sozialismus bestimmend sein. Esther Steinmann schätzt, dass "die sozialistische Phase mit den desillusionierenden Eindrücken der Russlandreise (endete), insbesondere dem der Koppelung von Sozialismus und Atheismus."(40) Für den Autor der betitelten Chronik Die Kirche, Der Atheismus und Die Religionspolitik fallen die mit dieser Politik verbundenen Maßnahmen eher in den Bereich der Prophylaxe als in den der Chirurgie. (KAR 637). Man macht sich über die ehemaligen Praktiken lustig, man besteht auf ihrem "opiumhaltigen" Charakter, aber man meidet es, maßlos zu schockieren. Man geht so weit, die Sekten zu vergünstigen, um die klassische mehrheitliche Orthodoxie zu zerrütten, die das Symbol der ehemaligen Gewalt war. (KAR 638)

In Charkov fordert die Frömmigkeit der Ukrainer die antireligiöse Bewegung heraus. Diese äußert sich vor allem unter intellektuellen Aspekten "in einer ganz anderen Sphäre" als die von unseren drei Autoren beschriebenen Machtmissbräuche. (KAR 642) Aber der Atheist besitzt eher das Aussehen eines halben Autodidakten mit dem Wohlgeruch eines Wörterbuches, in dem alles erfasst ist. So wird man am Tag vom heiligen Elias, in einer ein wenig bedrückenden Weise beweisen, dass Donner und Blitze elektrisch geladene und nicht göttliche Phänomene sind, die traditionellerweise dem heiligen Menschen zugeteilt werden. (KAR 639) Roth nimmt dieses Thema in der Antichrist wieder auf: "An dem Tag, der das Fest des Heiligen war (…) es kamen also kundige Menschen in die Dörfer, just an diesem Tage, mit großem physikalischen Apparaten. Und man zeigte den Leuten, wie nach den Gesetzen der Physik Donner, Blitz und Gewitter entstehen."(41) Dann verlangten die Bauern ein Gewitter bei der darauf folgenden Trockenheit. Man antwortete ihnen, dass es für ein solch großes Gebiet unentbehrlich sei, sehr große Apparate zu erschaffen und dass die Apparate, die für die pädagogischen Versuche bestimmt waren, nicht ausreichen würden. Sie sollten sich ein wenig gedulden. Der Erzähler wittert die List, spricht mit den schlauen Männern, und bringt dazu bringt, ihren wahren Beweggrund zuzugeben: "'Natürlich haben wir gelogen!' antworteten sie. 'Denn wir müssen auch den Preis der Lüge den Bauern den Elias austreiben. Denn vom heiligen Elias bis zum Zaren ist nur ein Schritt.'"(42) Roth beurteilt, dass diese antireligiöse Deflagration zum großen Teil den Ausschreitungen der orthodoxen Kirche im Zusammenhang mit dem Grundbesitz zukommt (KAR 641).Er übt auch Kritik an dem Prunk der Popen, dem Glitzern der Religionskleidung und -objekte. In seinem Tagebuch schrieb Theodor Herzl: "In Petersburg frappirte [sic] mich der erste Anblick dieser fremden Art. Am Meisten [sic] die (…) zu bunten zu goldenen Kirchen."(43); der Glanz des Barocks der Gegenreform, die Schrecken verbreitet und die als unmittelbare Folge das Aufkommen primitiver Erscheinungen, die an das Heidentum erinnern, begünstigt. Roth beurteilt, dass, weit entfernt davon, Gottsucher zu sein, wie es die literarische Tradition behauptet hatte, die Russen naturnahe Menschen waren, zur metaphysischen Spekulation eigentlich wenig geneigt waren. (KAR 641) Die Spontaneität der Frömmigkeitserscheinungen wäre durch den ganz besonderen Klang der russischen Glocken ermuntert, dessen Melodie, so Roth, nicht horizontal wie sonst wo sei, aber sehr bewegt, wie nahe, aber zur gleichen Zeit himmlische und unsichtbare Tänzerinnen. Ebenso sind sie auch pervers und ihr Klang dient dazu, den Lärm des Kampfes zu übertönen. In der Antichrist, wo Roth zum Teil Szenen beschreibt, die nicht eindeutig im sowjetischen Russland spielen, kommentiert der Erzähler: "Und ich hörte zu einer Stunde, in der man in der Stadt aus Kanonen schoss, gegen jene Bewohner der Stadt, die man Aufrührer nannte, das starke Läuten der Glocken, und ich sah auch von meinem Fenster aus, wie die schweren Glocken schwangen." Aber warum denn? Der Pfarrer, dessen Prägung absichtlich nicht präzisiert wird, antwortet: "Ich habe befohlen, die Glocken läuten zu lassen, solange die Kanonen schießen"(44)

Zwei Jahre nach dem Tod von Roth (1939) ging der Alptraum weiter. Anfang Juli 1941 wurden mehrere Millionen Juden von den Ukrainern in Lvov getötet. Keiner stellt sich entschlossen dagegen. Mikolaj Terles präzisiert in seinen einleuchtenden Studien über die ethnische Säuberung der Polen in Volhynien und in Ostgalizien: "Die spät erlassenen und eher unklaren Aufrufe des uniatischen Erzbischofs Andrew Szeptycki, die im Allgemeinen jedes Mal verschwiegen wurden, wurden in den meisten Kirchen nicht einmal gelesen. Tatsächlich waren die Priester wegen des von den nationalistischen Gruppierungen verbreiteten Klimas des Schreckens dazu veranlasst worden, diese Aufrufe nicht zu veröffentlichen."(45) Das taten sie umso weniger, als eben dieser uniatische Erzbischof gemeinsam mit vier nationalistischen ukrainischen Machthabern einen Brief zur offensichtlichen Treuepflicht für Hitler unterschrieben hatte.

© Manuel Durand-Barthez (Univ. Toulouse - Frankreich)

TRANSINST       table of contents: No.13


ANMERKUNGEN

(1) McCagg, William O. Jr. - Les Juifs des Habsbourg (1670-1918). Paris : P.U.F., 1996 (Questions), S. 324

(2) Mark, Rudolf A. - Galizien unter österreichischer Herrschaft: Verwaltung, Kirche, Bevölkerung. Marburg: Herder-Institut, 1994, S. 71

(3) Tollet, Daniel. - Histoire des Juifs en Pologne du XVIe siècle à nos jours. Paris: P.U.F., 1992 (Histoires), S.234

(4) McCagg, op.cit., S.208

(5) Roth, Joseph. - Radetzkymarsch (1932) in: Werke; hrsg. von K. Westermann. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1989-1991 (6 Bd.). - Bd. 5, S. 345

(6) Roth, J.- Juden auf Wanderschaft (1927) in: Werke… - Bd. 2, S. 839. (Im weiteren Textverlauf werden die Zitate mit der Abkürzung "JAW" und der entsprechenden Seite angegeben)

(7) Mark, op. cit., S. 101. Wichtige Quelle statistischer Daten über dieses Thema.

(8) Mark, op.cit., S.28

(9) Rudolf Mark (op.cit. S. 45) findet in der Zeitschrift Pracja (Mai, Nr. 4 und Juni 1914, Nr. 27) Beispiele, die diese Reaktion zeigen.

(10) Marcus, Joseph. - Social and politic history of the Jews in Poland, 1919-1939. Berlin: Mouton, 1983 (New Babylon, studies in the social sciences;37), S. 316

(11) Steinmann, Esther. - Von der Würde des Unscheinbaren: Sinnerfahrung bei Josef Roth. - Tübingen: M. Niemeyer, 1984, S.31

(12) Roth, J. - Hiob (1930) in: Werke… .- Bd. 5, S. 64

(13) Bronsen, David. - Joseph Roth: eine Biographie; gekürzte Fassung von Katharina Ochse. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1993, S. 29

(14) Roth, J. - Tarabas (1934) in: Werke… .-Bd. 5, S. 505. Im weiteren Textverlauf werden die Zitate mit dem Code "TRB" und mit der entsprechenden Seite angegeben.

(15) Bronsen, op.cit., S. 29

(16) Stryjkowski. - L’Auberge du vieux Tag (Austeria); Übersetzung. Georges Lisowski. Paris: Gallimard, 1972 (Du monde entier), S. 133. Im weiteren Textverlauf werden die Zitate mit der Abkürzung "AST" und der entsprechenden Seite angegeben.

(17) Buber, Martin. - Der Jude und sein Judentum: Gesammelte Aufsätze und Reden (1878-1965); 2. durchgesehene und um Register erw. Auflage; Gerlingen: L. Schneider, 1993; S. 55

(18) ibid ., S. 93. S. Zweig nimmt in seinem Vorwort zur Welt von Gestern diese beiden Ausdrücke für sich wieder auf

(19) Roth, J. - Die Rebellion (1924), in Werke … .- Bd. 4, S. 331

(20) Roth, J. - Die Flucht ohne Ende (1927), in: Werke … .- Bd. 4, S 397

(21) McCagg, op.cit., S. 325

(22) Buber, op.cit., S. 148

(23)Ibid., S.103

(24)Ibid., S. 38

(25) Ibid ., S. 117

(26) Buber, op.cit., S.103

(27) Roth, J. - Die Kirche, Der Atheismus und Die Religionspolitik (Frankfurter Zeitung, 7-XX-1926) in Werke … - Bd. 3, S.641 Im weiteren Textverlauf werden die Zitate mit der Abkürzung "KAR" und der entsprechenden Zeile angegeben

(28) Bronsen, op.cit., S. 341

(29) McCagg, op.cit., S.325

(30)Ibid., S. 326

(31)Ibid., S. 214

(32) Bronsen, Ibid., S. 44

(33)Ibid., S.45

(34) Dohrn, Verena. - Verfallen wie in Brody: Joseph Roth und Isaac Babel - Schriftsteller im Grenzland. In : Neue Rundschau, 1990, Bd 101, Nr. 2, S. 53-62. - hier : S. 57

(35) Kaszynksi, Stefan H.(Hrg.) - Galizien: eine literarische Heimat. Poznan : U.A.M. [Uniwersytet im Adama Mickiewicza w Poznaniu], 1987 (Seria Filologia germanska, Nr. 27), S. 57

(36) Babel, Isaac. - Cavalerie rouge (die Reiterarmee); mit Erzählungen des Zyklus der Reiterarmee, Fragmenten des Tagebuches von 1920, Plänen und Skizzen im Anschluss; Übersetzung, Anmerkungen und Studien von Jacques Catteau: L’Age d’homme, 1972, S. 215,

(37)Ibid., S.166

(38)Ibid.

(39) Magris, Claudio. - Lontano da dove: Joseph Roth e la tradizione ebraico-orientale. Torino: G. Einaudi, 1977, S. 247

(40) Steinmann, op.cit., S. 25

(41) Roth, J. - Der Antichrist (1934) in: Werke… .- Bd. 3, S. 603

(42)Ibid., S. 168

(43) Herzl, Theodor. - Zionistisches Tagebuch: 1899-1904; bearb. Von Johannes Wachten, Chaya Harel in Zusammenarbeit mit Daisy Ticho, Sofia Gelman, Ines Rubin, Manfred Winckler. Berlin; Frankfurt a. M.: Propyläen, 1985 (Briefe und Tagebücher;3)

(44) Roth, J. - Der Antichrist, S. 590-591

(45) Terles, Mikolaj. (Hrg.). - Ethnic clensing of Poles in Volhynia and Eastern Galicia, 1942-1946. - Toronto : ZZWRP [Alliance of the Polish Eastern Provinces], 1993, S. 35


For quotation purposes - Zitierempfehlung:
Manuel Durand-Barthez (Univ. Toulouse - Frankreich): Zum religiösen Problem im östlichen Galizien in der Jahrhundertwende: über Joseph Roth. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 13/2002.
WWW: http://www.inst.at/trans/13Nr/cybenko13.htm.

TRANS     Webmeister: Peter R. Horn     last change: 03.05.2005     INST