Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. Jänner 2004
 

1.1. Hermeneutische und nicht-hermeneutische Zugänge zu Kulturen
Herausgeber | Editors | Éditeurs: Anil Bhatti (New Delhi) / Jeroen Dewulf (Porto)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Bericht: Hermeneutische und nicht-hermeneutische Zugänge zu Kulturen

Anil Bhatti (New Delhi) [BIO] / Jeroen Dewulf (Porto) [BIO]

 

Es wird allgemein angenommen, dass die Chancen gesellschaftlicher Befriedung mit dem Zuwachs am Verstehen anderer Standpunkte auch zunehmen. Dies soll im besonderen Maße für komplexe, multikulturelle, multireligiöse Zusammenhänge (Staaten z.B.) gelten. Wenn ich den Anderen/das Andere verstehe, oder genauer, wenn ich mich um ein Verständnis des Anderen bemühe, soll die Toleranzfähigkeit wachsen. Stimmt diese These? Hat uns die Geschichte etwa des Kolonialismus nicht Gegenbeispiele geliefert?

Kann man argumentieren, dass ein nicht-hermeneutischer Zugang zum Anderen ein ebenso großes Gewicht haben kann im Verständigungsprozess? Die These hier wäre, dass es wichtiger ist, miteinander auszukommen als einander zu verstehen. Worin liegt die Begrenzung für diese These?

Wie stehen diese Positionen zu den Problemen des Friedens und der Toleranz? Welche Praxisformen werden aus diesen Positionen für das Funktionieren von multikulturellen Gesellschaften abgeleitet? Welche Implikationen haben diese Positionen für Fragen der Identitätskonstruktion, Staatsverfassungen, Migration usw.?

Sowohl historische Fallstudien zum/zur interkulturellen Konflikt/Versöhnung wie auch theoretische interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Darlegungen zu diesem Thema (aus verschiedenen Bereichen wie Literatur, Soziologie, Geschichte und sozialer Praxis usw.) wurden in dieser Sektion zur Diskussion gestellt.

Zuerst wurde durch Andrea Komlosy die ökonomische Grundlage des Problems skizziert. Franz Wuketits ergänzte diese Einsichten mit einer Stellungnahme zu einer verbindenden Ökologie.

Der eigentliche Schwerpunkt der Sektion lag bei Mounir Fendri, Jeroen Dewulf, Andrea Albrecht und Bernd Fischer. Anhand des Modernisierungsprojektes des tunesischen Diplomaten Khair-eddin hat Mounir Fendri die Kulturtransfers im 19. Jahrhundert neu gelesen und auf ihre heutige Anwendbarkeit untersucht.

Jeroen Dewulf schlug vor, den Versuch Bhattis, nach nicht-hermeneutischen Zugängen zu Kulturen zu suchen, noch zu radikalisieren, indem nicht nur ein gegenseitiges Verständnis das Ziel wäre, sondern eine wirkliche Kreolisierung, wobei die Differenzen zwischen den Kulturen nicht als statische Elemente gesehen werden, die man unbedingt schützen sollte, sondern vielmehr als Teil eines ewigen Entwicklungsprozesses.

Andrea Albrecht versuchte das Ganze auf die Lage in Europa anzuwenden und untersuchte dabei, ob für Europa eine Politik der Differenz oder vielmehr eine Politik des Universalismus vorteilhafter wäre.

Bernd Fischer ging der Frage nach, inwieweit es überhaupt möglich ist, nicht-hermeneutische Zugänge zu Kulturen herzustellen und ob es vielleicht nicht nützlicher wäre, eine transkulturelle Form der Hermeneutik anzustreben.

Abgeschlossen wurde die Sektion mit einigen praktischen Beispielen von Forschungsergebnissen, die aus der sogenannten "interkulturellen Germanistik", sowie sie von Ulrich Müller an der Universität Salzburg betrieben wird, hervorgegangen sind.

© Anil Bhatti (New Delhi) / Jeroen Dewulf (Porto)

1.1. Hermeneutische und nicht-hermeneutische Zugänge zu Kulturen

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For quotation purposes:
Anil Bhatti (New Delhi) / Jeroen Dewulf (Porto): Bericht: Hermeneutische und nicht-hermeneutische Zugänge zu Kulturen. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/01_1/dewulf_report15.htm

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