Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. August 2004
 

3.7. In/visible communities at and across borders
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Axel Borsdorf und Vera Mayer (Wien)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Soziokulturelle Determinanten der Randzonen von Bratislava - Realität oder Image?

Zuzana Benuškova (Institut für Ethnologie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Bratislava)
[BIO]

 

1. Einleitung

Die Ausdehnung der Städte im 20. Jahrhundert führte zur Integration von Dörfern außerhalb der Stadt in den Stadtkörper. Diese neuen Stadtteile waren in den vergangenen Jahrzehnten geprägt von einem Balancieren zwischen der Bindung an die Kernstadt einerseits und dem Streben nach Eigenständigkeit andererseits, also einem Übergang zwischen dem Charakter von Stadt und Land. Im mitteleuropäischen Raum werden städtische Randzonen nur selten auf der grünen Wiese geschaffen, weil die sich erweiternden Stadtgrenzen in allen Richtungen auf eine dichte Besiedlung stoßen. Der Prozess der Suburbanisierung seit Ende des 19. Jahrhunderts brachte nicht nur Stadtbewohner, sondern auch städtische Kultur in die Randzonen der Städte. Neue Formen der Mobilität - wie etwa Arbeitspendler - bedingten die Öffnung der lokalen Gemeinschaften sowie ihre soziale und städtebauliche Umstrukturierung. Dies führte auch zur Schwächung von spezifischen Kulturelementen. Aus ethnologischer Sicht kann man Veränderungen hinsichtlich des urbanen Gefüges, der Funktionalität der Siedlung, der Sozialstruktur der Bevölkerung, des Erwerbs und der Beschäftigung, der gesellschaftlichen Beziehungen, der Feste, der Kleidung und weiterer wichtiger Kulturelemente beobachten.

Die administrative Eingliederung einer Siedlung repräsentiert einen wichtigen Meilenstein der Entwicklung, sie ist zudem eine von mehreren Determinanten, die zur Umformung von Dörfern in Städte beitrugen. Sie stellt sowohl die Auswirkung als auch eine Ursache der Beschleunigung der Urbanisierungsprozesse dar. In der Periode der sozialistischen Urbanisierung wurden durch radikale städtebauliche Eingriffe einige Randzonen Bratislavas zielbewusst als wirtschaftliches und soziales Hinterland der Stadt konstruiert. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde durch das politische System, welches bewusst steuernd in die Sozialstruktur Bratislavas eingriff, neben allgemeinen Modernisierungsprozessen und der Entwicklung von Industrie und Dienstleistungen der Zustrom der Bevölkerung in die Städte gefördert. In dieser Phase trug die Errichtung von Plattenbausiedlungen außerhalb des Stadtzentrums und in Randzonen wesentlich zur Erhöhung der Einwohnerzahl in den Städten bei.

Gegenwärtig besteht in diesen Bereichen ein Konglomerat von urbanen und ruralen Elementen, was eine spezifische Lebensqualität schafft, die sich sowohl vom städtischen als auch vom ländlichen Milieu unterscheidet. Die lokale Kultur als integrierender Faktor determiniert lokales Bewusstsein und Lokalpatriotismus. In den neuen Stadtvierteln ist dieser Prozess wenig erfolgreich, obwohl er gerade hier wichtig wäre, um den Gefühlen der Anonymität und der Einsamkeit unter ihren Bewohnern entgegenzuwirken.

Im Folgenden werden am Beispiel von drei Randzonen Bratislavas drei unterschiedliche Varianten der Herausbildung einer spezifischen Identität von Siedlungen dargestellt und analysiert. Wichtige Fragestellungen in diesem Zusammenhang sind: Was formt den Genius loci dieser Siedlungen? Was ist spezifisch für deren Lebensqualität? Welche Spezifika nehmen die Bewohner der untersuchten Siedlungen wahr?

Zum Zwecke der Beantwortung dieser Fragen habe ich die identitätsbildenden Kulturelemente, die Werbematerialien der Orte, Internetseiten und regionalkulturelle Projekte untersucht. Die drei untersuchten Ortschaften stellen einen Siedlungstyp mit teilweise bewahrtem ländlichem Charakter und einer gewissen kulturellen Eigenständigkeit dar und repräsentieren drei Phasen der städtebaulichen Orientierung Bratislavas. Raca wurde im Jahre 1946, Devínska Nová Ves und Rusovce im Jahr 1972 an Bratislava angegliedert und an das städtische Verkehrsnetz angebunden.

 

2. Devínska Nová Ves

Devínska Nová Ves war einer der vielen Orte in der Westslowakei, die im 16. Jahrhundert mit Einwohnern kroatischer Abstammung besiedelt wurden. Diese Besiedlung repräsentiert ein wichtiges Spezifikum und kulturbildendes Element. Devínska Nová Ves formierte sich zu einer suburbanen Gemeinde mit landwirtschaftlich-industrieller Funktion. In den 1970er Jahren arbeiteten 50% der erwerbstätigen Bevölkerung in Bratislava. Die Wohnfunktion trat immer mehr in den Vordergrund.

Anfang der 1980er Jahre begann man anstatt mit der projektierten individuellen Bebauung mit dem Bau von zwei räumlich von der alten Gemeinde getrennten Plattenbausiedlungen. Durch die Errichtung eines Automobilwerks wurde eine Vielzahl von Arbeitsplätzen geschaffen, die auch Wohnungen und weitere Infrastruktur benötigten. Die neuen Wohnungen wurden ab 1988 übergeben. Damit stieg die Einwohnerzahl von Devínska Nová Ves von 5.000 auf 15.000 an.

Ein weiteres Entwicklungsmoment des Stadtteils war die Entfernung der Grenzzäune und die Erschließung der Natur am Fluss Morava (March) als Erholungsraum nach 1989, welcher nicht nur von den Ortsbewohnern, sondern auch von erholungssuchenden Menschen aus anderen Teilen Bratislavas genutzt wird. Das Automobilwerk wurde schließlich von Volkswagen aufgekauft, wodurch seine Bedeutung noch mehr wuchs. Derzeit beschäftigt es 10.500 Menschen. Devínska Nová Ves ist für die Einwohner Bratislavas ein Symbol für das suburbane Wohnen in guter Umgebung und damit ein begehrter Ort für den Eigenheimbau. Anfang der 1990er Jahre wurden Stimmen laut, die eine Loslösung des Orts von Bratislava forderten. Schließlich siegte der Pragmatismus über lokalpatriotische Emotionen: In einem Referendum bestätigten die Einwohner, dass sie Bürger von Bratislava bleiben wollten.

Auf kultureller Ebene pflegten die Kroaten ihr traditionelles Brauchtum im Ort weiter. Im Juni 1989 fand das erste Festival des kroatischen Liedes und Tanzes statt. Das Festival nahm rasch den Charakter eines Dorffestes im alten Teil des Ortes an. Devínska Nová Ves begann sich also noch vor der politischen Wende im Jahr 1989 als Zentrum der Kroaten in der Slowakei zu etablieren.

Schätzungen von ortsansässigen, in der Kultur tätigen Persönlichkeiten gemäß wird der lokale kroatische Dialekt in annähernd 300 Familien bzw. von über 1.000 Einwohnern des Stadtteils gesprochen. Zur kroatischen Nationalität bekannten sich jedoch nur 46 Einwohner (2001). Die slowakischen Kroaten verbindet vor allem die Sprache und das Bewusstsein der gemeinsamen Herkunft. Auf die Präsenz des kroatischen Elements wird der ortsfremde Besucher vor allem aufgrund der Namen der nach 1989 umbenannten Straßen hingewiesen. Zur lokalen und zugleich zur ethnisch-kroatischen Identität trägt die Publikationstätigkeit des Kroatischen Kulturbundes bei. Die Internetseite von Devínska Nová Ves weist darauf hin, dass die Identität des Stadtteils vor allem auf dem römisch-katholischen Glauben und der traditionellen Architektur basiert und weiters der Erholungs- und Naturraum des Marchufers einen besonderen Wert repräsentiert.

Es ist festzustellen, dass in der Wohnsiedlung Devínska Nová Ves die Anknüpfung an die lokalen Traditionen günstige Auswirkungen auf die kulturelle Annäherung der Einwohner und damit auf die Entfaltung des besonderen Charakters des gesellschaftlichen Lebens dieses demographisch und kulturell vielfältigen Stadtteils zeitigt.

 

3. Rusovce

Für die Wiener Mittelschicht war Rusovce eine begehrte Sommerfrische. Quartier fanden die Touristen in den Häusern der Bauern und verlockend waren für sie die Ufer der Donau bzw. die gräflichen Güter einschließlich der Reitpferde mit englischen Jockeys. Wiener Stammgäste besuchten Rusovce auch nach dessen Angliederung an Ungarn weiterhin.

Mit der Angliederung an Ungarn im Jahr 1918 gelangte Rusovce in die Position einer Grenzgemeinde. Es verlor vorübergehend den unmittelbaren Kontakt zu Bratislava, der für seine Bewohner vor allem im Hinblick auf Arbeitsmöglichkeiten und den Absatz ihrer landwirtschaftlichen Produkte so wichtig war. Nach der Angliederung des Ortes an die Tschechoslowakei im Herbst 1947 wurde im Rahmen des Abkommens über den Bevölkerungsaustausch ein Teil der ungarischstämmigen Bevölkerung nach Ungarn ausgesiedelt, viele verließen jedoch auch auf eigene Initiative das Land.. Die Deutschen wurden gewaltsam abgeschoben. Rusovce hatte 1947 nur noch 900 Einwohner. Die leeren Häuser mussten aber besiedelt werden, weshalb das fruchtbare Flussgebiet der Donau zur neuen Heimat für aus den Gebirgsgegenden der Slowakei stammende Slowaken wurde. Ab 1950 wurden auch die Mitglieder des Slowakischen Volkskunstkollektivs (S¼UK) zu neuen Einwohnern der Gemeinde. Für die slowakische Öffentlichkeit war Rusovce das Synonym für S¼UK und das Schloss. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre fanden im Amphitheater des Schlossparks von Rusovce Stadterntefeste mit künstlerischen Spitzenensembles statt.

Die Grenzöffnung schuf schließlich die Basis für neue kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten der Einwohner der Gemeinden an der Grenze dreier Länder, begünstigte aber auch die Wiederherstellung der zerrissenen familiären Beziehungen. Der Grenzraum im attraktiven Dreieck Bratislava-Györ-Wien ist in ökonomischer Hinsicht nicht nur für eine touristische Nutzung prädestiniert. Bereits unterzeichnet ist ein Projekt zur Errichtung eines gewaltigen Businesszentrums, dessen Hallen bis in die Randzonen von Rusovce hineinreichen sollen. Die Einwohner nehmen dieses Vorhaben allerdings eher negativ wahr, da es den freizeitorientierten und ruhigen ländlichen Charakter des Ortes beeinträchtigen könnte.

Im Jahr 2002 wurde die NGO-Bürgerinitiative "Rusovsky park" gegründet, deren Ziel es ist, im Rahmen der Eurofonds von INTERREG IIIA ein Projekt zur Wiederherstellung des Schlossparks zu erarbeiten und bei dessen Realisierung mitzuhelfen. Ein weiteres imagekonstituierendes Element von Rusovce sind die römischen Ausgrabungen und die historischen Baudenkmäler. Das Museum Gerulata ist trotz eines minimalen Werbeaufwands eine gut besuchte lokale Attraktion.

Der Donaudamm im Katastergebiet von Rusovce stellt einen beliebten Erholungs- und Freizeitraum der Einwohner Bratislavas dar. Im Zentrum von Rusovce herrscht in den Sommermonaten reger Touristenverkehr. Die Internetseite informiert sehr eingehend über die historischen und natürlichen Besonderheiten des Stadtteils.

 

4. Raca

Raca gehört zum Weinbaugebiet der Kleinen Karpaten. Seit der Ära des Feudalismus gehörte es zu den bedeutenden Weinproduzenten für den In- und Auslandsmarkt und wurde sowohl von deutscher als auch von slawischer Bevölkerung besiedelt.

Ein wichtiger Meilenstein war das Jahr 1873, als in der Gemeinde der Bau der Fabrik Dynamit-Nobel begann, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den größten Chemiewerken in Österreich-Ungarn gehörte. Während des Ersten Weltkrieges waren im Dynamitwerk 3.000 Arbeiter beschäftigt. Seitdem vollzog sich der Wandel des Winzer- und Handwerkerortes Raca in eine Arbeitervorstadt von Bratislava. Im Jahre 1918 zählte Raca 4.581 Einwohner. Schon in der Phase der ersten ÈSR stellten die Winzer bereits eine Bevölkerungsminderheit dar. Raca bewahrte sich aber trotz der Industrialisierungseinflüsse einen ländlichen, vom Weinbau geprägten Charakter. Die Ergebnisse der Arbeit der Winzer spiegelten sich im festlichen Abschluss des Weinjahres wider. Es war charakteristisch für diese Gemeinde, dass die Winzertätigkeit Alltag und Feiertag lokal stärker als anderswo beeinflusste.

Seit 1946 gehört Raca zu Bratislava. Seine endgültige Umwandlung in einen Stadtteil sollte in den 1970er Jahren durch die Errichtung von Plattenbausiedlungen beschleunigt werden. Für die Errichtung der Neubauten wurde ein Teil des Altbaubestands abgerissen. Die Einwohnerzahl erhöhte sich damit um 90%. Die Einwohner von Raca identifizierten sich mit dieser Wandlung ihrer Gemeinde in Richtung Urbanisierung nicht, und infolge ihrer ablehnenden Haltung in dieser Hinsicht hieß es sogar, sie seien "eine Republik in der Republik".

Nach 1989 dehnte sich Raca in Richtung auf die Weinberge aus, wo auch gegenwärtig noch neues Bauland entsteht, das von seinen Besitzern zum Zwecke individueller Bautätigkeit, d.h. zur Errichtung von Einfamilienhäusern, veräußert wird. Bislang pflegt Raca vorrangig das Image eines Weinorts und ist bestrebt, die ruhige ländliche Atmosphäre zu erhalten, obwohl gegenwärtig im Stadtteil nur noch rund 50 Weinproduzenten, dies entspricht einem Anteil von 0,2% der Einwohner, aktiv sind.

Der Weinbau stellt auch die Basis für partnerschaftliche Aktivitäten mit Orten im Ausland dar. Eine Partnergemeinde von Raca ist das burgenländische Gols, das ebenfalls nicht nur die Reben, sondern auch die Weinbaukultur pflegt. Gemeinsame österreichisch-slowakische Aktivitäten sollten auch in die 2003 begonnene Zusammenarbeit der in der Kleinkarpatenweinstraße und der Römischen Weinstraße Carnuntum vereinigten Landesteile einfließen.

Auch alle Werbeprospekte über den Ort sind im Geiste des Weinbaus und der damit verknüpften lokalen Volkstraditionen abgefasst. Im Rahmen von 26 wichtigen Punkten, die in dem Reklameprospekt "Raca" aufgezählt werden, sind 7 unmittelbar mit der Weinbautradition verbunden. Die Internetseite präsentiert Raca als Stadtteil mit Weinbaukultur.

 

5. Resümee

Die wesentlichen Charakteristika der drei Gemeinden lassen kulturhistorische Elemente erkennen, welche die Basis für den jeweils spezifischen Genius loci der Siedlung bilden. Dieser wird durch verschiedene geographische Bedingungen determiniert. Jede der drei Gemeinden weist weiters Elemente auf, die wir auch in anderen Orten im Raum Bratislava beobachten können. Das Image der Orte basiert auf bestimmten sozialen Gruppen, die in der Vergangenheit durch ihre Zahl bzw. Bedeutung den Charakter der Gemeinde geprägt haben, in der Gegenwart jedoch in den Hintergrund gedrängt wurden. Es handelt sich also um Elemente, die auf ethnischen (Kroaten, Roma), berufsgruppenspezifischen (Winzer) oder Standesbesonderheiten (Aristokratie) beruhen.

In allen drei Orten rangiert die natürlich-ländliche Umgebung, aber mit intensiven Bindungen an die Stadt (Verkehr, Arbeitsmöglichkeiten, administrative Orientierung, Gesundheitsfürsorge, Schulwesen) als höchster Wert. Dieser Wert wird von der lokalen Bevölkerung hochgehalten und verteidigt. Nur in einem Fall fungiert der Stadtteil einer Hauptstadt (Praha-Vinohrady im Falle von Raca) als Partnerort, ansonsten handelt es sich bei den Partnerorten durchwegs um kleinere Städte und Dörfer, was eine Reflexion der Selbstidentifikation der Einwohner der untersuchten Orte darstellt.

Tabelle 1: Charakteristika der drei analysierten Stadtteile

Devínská Nová Ves

Stärken Schwächen
gute Infrastruktur soziale und urbane Heterogenität
Erholungsgebiet Entfernung von der Stadt
Arbeitsmöglichkeiten kein ausgebautes Zentrum vorhanden
Vielfalt an kulturellen Aktivitäten
äußere Chancen äußere Risiken
Grenzöffnung - Überbrückung der March schlechte Verkehrsverbindung mit der Stadt durch den städtischen Nahverkehr (MHD)
Nähe des Kulturdenkmals - Devín Hochwassergefahr am Fluss
Ergänzung des städtischen Nahverkehrs (MHD) durch die Bahn

Rusovce

Stärken Schwächen
unversehrter ländlicher Charakter schwache Infrastruktur
Anschluss an ein Erholungsgebiet wenig Arbeitsmöglichkeiten
Kulturinstitutionen, architektonische Denkmäler fehlende Beherbergungskapazitäten
wertvolle natürliche Umgebung heterogene Bevölkerung, verlorener Genius loci
äußere Chancen äußere Risiken
perspektivische Freizeitgebiete Jarovce, Èunovo Eindringen der Bautätigkeit
Eingliederung in die EU, Ende der Grenzlage Eingliederung in die EU - Verlust der ländlichen Atmosphäre
Rekonstruktion der Denkmäler intensiver Automobilverkehr in der Gemeinde
Nutzung des Parks

Raca

Stärken Schwächen
ausgebaute Infrastruktur heterogener Urbanismus
genügend Arbeitsmöglichkeiten schlechtes Kommunikationssystem - Isolierung von Teilen
Anbindung an Traditionen nicht ausgebautes Zentrum
Erholungsgebiet Kleine Karpaten
beschauliche ländliche Atmosphäre
äußere Chancen äußere Risiken
Teil der Mikroregion Kleine Karpaten Transitlokalität
doppeltes Potential - Bratislava und Kleine Karpaten Eindämmung des Weinbaus infolge Unrentabilität
Nutzung des integrierten Verkehrssystems

An der Pflege der lokalen Kultur beteiligen sich in erster Linie die autochthonen Einwohner; Immigranten befinden sich in der Position von passiven "Konsumenten" oder verhalten sich gegenüber der lokalen Kultur weitgehend indifferent. Dies betrifft nicht nur die Beteiligung an traditionellen Veranstaltungen, sondern auch die Teilnahme an moderneren gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten. Der Begriff des autochthonen Einwohners ist relativ. Es muss sich hierbei nicht nur um einen bereits im Ort Geborenen handeln, sondern aus der Sicht der Immigranten gelten als "autochthon" auch Einwohner, die bereits ca. 30 Jahre im Ort leben (also seit der Zeit vor der Errichtung der Plattenbausiedlungen). Gebürtige Ortsbewohner legen in Bezug auf die Definition von "autochthon" jedoch strengere Maßstäbe an: Auch Einwohner, die bereits 30 und mehr Jahre in die lokale Gemeinschaft integriert sind, halten sie in bestimmten Situationen nicht für vollwertige Repräsentanten des Ortes. Für Immigranten bildet die Entdeckung der Geschichte der Alltagskultur und der lokalen Besonderheiten mittels der lokalen Periodika und Monographien ein wichtiges Element der Konstituierung einer Beziehung zum Ort. Lokale Festlichkeiten, kulturelle Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten in der Natur (Spaziergänge mit Hunden) sind Gelegenheiten für die Kommunikation der autochthonen Bevölkerung mit Zuwanderern. Während die große Welle der Immigranten in den 1980er Jahren im Besonderen eine Quantität darstellte (Wohnen im Plattenbau als ein Massenphänomen versus das Wohnen in traditionellen Bauernhäusern), verbindet sich die Immigration derzeit vor allem mit einer spezifischen Qualität, denn es handelt sich hierbei in der Regel um soziale Schichten mit einem überdurchschnittlichen Einkommensniveau. Keine der analysierten Ortschaften bekundet derzeit ein Interesse an einer rapiden Intensivierung der Urbanisierung, weil die präferierten ländlichen Werte als gefährdet angesehen werden. Andererseits besitzt die Regionalplanung keine klaren langfristigen Konzeptionen und passt sich flexibel den neuen Angeboten an, die nicht identisch sein müssen mit den realen Bedürfnissen der Bevölkerung.

Abschließend ist daher festzustellen, dass die Aspekte der Eingliederung von Randzonen in den kulturell-sozialen Organismus der Stadt einen überaus wichtigen Aspekt darstellen, der künftig weiterer Untersuchungen bedarf.

© Zuzana Benuškova (Institut für Ethnologie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Bratislava)


LITERATUR

Benusková, Z., 1994. Vyznam chorvátskeho etnika pre formovanie miestnej kultúry v Devínskej Novej Vsi. Slovensky národopis 42: 486-494.

Pokorny, a kol. (et al.), 1995. Devínska Nová Ves. Vlastivedná monografia. Bratislava.

Podolák, J., 1986. Záhorská Bratislava. Bratislava.


3.7. In/visible communities at and across borders

Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections


TRANS       Inhalt | Table of Contents | Contenu  15 Nr.


For quotation purposes:
Zuzana Benuškova (Bratislava): Soziokulturelle Determinanten der Randzonen von Bratislava - Realität oder Image?. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/03_7/benuskova15.htm

Webmeister: Peter R. Horn     last change: 27.8.2004    INST