Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. November 2003
 

4.9. Transkulturelle Stereotype in den Kunst- und Literaturwerken
Herausgeberin | Editor | Éditeur: Tamara Fessenko (Tambov/Russland)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Bericht: Transkulturelle Stereotype in den Kunst- und Literaturwerken

Tamara Fessenko (Tambov/Russland)
[BIO]

 

In der Sektion wurde eine neue Schule in der russischen Sprachwissenschaft vorgestellt, die auf der Grundposition eines denkenden, sprechenden und kommunizierenden Menschen im modernen Kultursystem basiert. Zu dieser Problemstellung wurden neun Beiträge gehalten, die eine wissenschaftliche Kontinuität widerspiegeln: drei Vorträge von Professorinnen, drei von den Doktoranten und drei von StudentInnen. Im Beitrag von Tamara Fessenko "Transkulturelle Stereotypen in Kunstwerken" wurde das Problem der Stereotype thematisiert, die eine transkulturelle Funktion erfüllen - und zwar in Kunstwerken. Das transkulturelle Stereotyp wird als ein im Bewusstsein verschiedener sprachkultureller Gemeinschaften verankertes ähnliches Wahrnehmungs- und Verhaltensmodell interpretiert, das einen zeichenhaften Repräsentationscharakter hat. Man unterscheidet in der bildenden Kunst sogenannte Gestaltstereotype, die ungeachtet der nationalen Zugehörigkeit des Autors in den Kunstwerken sehr gebräuchlich sind. Dazu gehören in erster Linie solche transkulturelle Gestaltstereotype, wie "die Landschaft" und "das Menschengesicht". Im Beitrag wurde die Funktion des Gestaltstereotyps "die Landschaft" in den Kunstwerken von A. Altdorfer, K.D. Friedrich und I. Repin untersucht. Sehr gebräuchlich ist auch das Gestaltstereotyp "das Menschengesicht", welches im Beitrag anhand von Kunstwerken von F.G. Waldmüller u.a. analysiert wurde. Sehr detailliert wurde dieses Stereotyp in der Kunst des mordwinischen Bildhauers Stepan Nefjodov erforscht . Als Illustrationen dienten seine Werke "Gelassenheit", "Wunschtraum", Unglück". "Grauen", "Sehnsucht" u.a. Es wurde zusammengefasst, dass die künftige Einheit der menschlichen sprachkulturellen Gemeinschaften nicht zuletzt auch durch die Transkulturalität der Stereotype als Denk-, Verhaltens- und Wahrnehmungsweise bestimmt wird.

Im Beitrag von N. Mironova handelte es sich um verschiedene Funktionen der Eigennamen im Rahmen der (interkulturellen) Kommunikation.

Die Hauptidee des Beitrages von E. Arsentyeva "Erweiterte Metapher und phraseologisches Wortspiel bei der Bildung von Humoreffekten" ist folgende: das phraseologische Wortspiel und der kreative Sprachgebrauch gehören immer noch zur englischen Kulturtradition. Moderne Forschungen zeigen, dass die Metapher, die den phraseologischen Einheiten zugrunde liegen, für die Muttersprachler einen bedeutenden Anteil an ihrem alltäglichen Konzeptualisierungssystems hat. Die Grundstruktur der PE bleibt in den Witzen normalerweise unverändert. Das Wortspiel in der Phraseologie ruht auf dem Verhältnis zwischen der PE mit übertragener Bedeutung und der entsprechenden freien Wortverbindung mit der direkten Bedeutung.

Der Beitrag der Doktorantin E. Ryabyck "Metapher als das Verbindende von Sprachkulturen" handelte von der Rolle der konzeptualen Metapher und ihren Repräsentationsmöglichkeiten. Es wurde versucht, anhand der Erforschung der konzeptualen Metapher "der Mond\ die Luna"und "mesjaz\luna" in den deutschen AT und russischen ZT zu beweisen, dass sie als transkulturell zu verstehen sind. Es wurde zusammengefasst, dass auf Grund der Metapher das Vorhandensein von identischen Gestalten im Bewusstsein der Vertreter von beiden Sprachkulturen zu konstatieren ist. Das hängt mit ihrer ähnlichen Lebenserfahrung, ihren gemeinsamen Kulturfonds und Weltwissen zusammen.

Im Beitrag der Doktorantin Sw. Bannikova "Präzedenzphänomene als Präger von Ethnokulturen" war die Rede von der Rolle der Präzedenzphänomene im Kontext der Kultur. Sie sind allen Kulturträger gut bekannt, gebräuchlich in der Rede und durch die ethnokulturelle Vorstellungen bestimmt. Sie spiegeln die reale Welt wider und müssen im Rahmen der konkreten Kultur interpretiert werden, weil diese Phänomene die Mentalität und den ethnischen Charakter sichtbar machen.

Im Vortrag der Doktorantin E. Pilipchuk "Zum Problem der literarischen Interferenz (anhand der Werke von W.G. Benediktov und H. Heine)" stand im Vordergrund das Problem der gegenseitigen literarischen Einflusse als Voraussetzung des Kultur-Dialogs. Es wurden folgende "Verflochtenheiten" ihres Schaffens festgestellt:

Im Beitrag der der Studentin A. Fesenko "Lexical meaning of a word in expression. Problems of realisation" handelt es sich um die Veränderungen der lexikalischen Wortbedeutungen in verschiedenen Kontexten. Man betrachtet dieses Problem unter den logischen, syntaktische und lexikalischen Gesichtspunkten, die Nuancen ihrer Realisationen. Es wird auch das Problem des Einflusses der lexikalischen Einheiten auf den Kontext berücksichtigt.

Im Beitrag des Studenten A. Lukyanov "The metonymic way of the attributive description of the subject: cultural aspect" wird ein aktuelles Thema der Metonymie im Rahmen der kognitiven Linguistik erforscht. Es wurde ein Schema der Metonymie - Funktionen aus der Sicht der Kognitivistik - vorgeschlagen. Als zweiter Aspekt wurde das Zusammenwirken von Metonymie und Kultur untersucht.

Im Beitrag des Studenten M. Belau "Language and Culture: cognitive aspect" wurde das Problem der Grundpositionen der Sprache als kognitiver Tätigkeit des Menschen untersucht. Es wird der ganze kognitive Prozess beschrieben. Im zweiten Teil des Beitrages wurde die Sprache als Bestandteil des bestimmten Kultursystems untersucht.

© Tamara Fessenko (Tambov/Russland)

4.9. Transkulturelle Stereotype in den Kunst- und Literaturwerken

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For quotation purposes:
Tamara Fessenko (Tambov/Russland): Bericht: Transkulturelle Stereotype in den Kunst- und Literaturwerken. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/04_09/fessenko_report15.htm

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