Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 15. Nr. | April 2004 | |
5.4. Europa / Afrika Das Fremde
als das andere Eigene Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures |
Walter Weyers (Landestheater Schwaben, Memmingen)
[BIO]
Drei Referenten nahmen aus unterschiedlicher Perspektive Stellung zum Thema:
Die Theologin und Mythenforscherin Vera Zingsem bezog sich in ihrem Referat auf die "Lilith"-Überlieferungen. Anhand der Wandlungen, die das Bild der weiblichen Gottheit durchmachte, erläuterte Zingsem, dass die Frage nach ursprünglich weiblichen oder männlichen Eigenschaften sich weitgehend erübrige. Sie forderte Entgrenzung statt Abgrenzung. Selbstfindung - auch im Bereich der Geschlechterrollen - verweise immer auf andere / anderes außerhalb des Selbst.
Professor Dr. Tasos Zemblyas vom Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft in Wien bestritt gleichfalls die sich selbst konstituierende Entität eines sich selbst setzenden Ichs und postulierte die Setzung des Ich unter Voraussetzung des Wir. Dabei formiere sich das Wir aus einem System von Wechselbezügen und Differenzen zu Anderen und Fremden. Die Unhintergehbarkeit des Fremden liege in seiner dialektischen Beziehung zur Zusammensetzung des Eigenen.
Der Theaterregisseur Walter Weyers deutet in einem erkenntnistheoretischen Zugang die Fremdheit, das Sich-selber-fremd-sein als Grundzug des Ich. Er formuliert: "Wir sind das sich selbst übereignete Fremde." Insofern erscheint das Fremde am / im anderen Menschen nur als vertrautes Merkmal des eigenen Selbst, unabdingbar für unsere Existenz.
Im Ergebnis der drei Referate und der anschließenden
Diskussion bleibt festzuhalten, dass Fremdheit etwas ist, worauf
wir in der Definition unserer selbst zwingend verwiesen sind.
© Walter Weyers (Landestheater Schwaben, Memmingen)
5.4. Europa / Afrika Das Fremde als das andere Eigene
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