Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. Juni 2004
 

6.1. Standardvariationen und Sprachauffassungen in verschiedenen Sprachkulturen | Standard Variations and Conceptions of Language in Various Language Cultures
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Rudolf Muhr (Universität Graz)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Zwischen Fremdsprache und nationaler Varietät
Untersuchungen zum Plurizentrizitätsbewusstsein der Deutschschweizer(1)

Joachim Scharloth (Universität Zürich, Switzerland)

 

1. Plurizentrizität: Linguistische Beschreibungskategorie und Faktor im sprachenpolitischen Diskurs

Michael Clyne beschrieb in seinem 1984 erschienenen Buch "Language and Society in the German Speaking Countries" das Deutsche als Sprache mit unterschiedlichen nationalen Varietäten, die jeweils durch eigenständige Normen gekennzeichnet seien. (Clyne 1984:1) Er führte damit standardsprachliche Variationen auf nationenspezifische Bedingungen der Standardisierung und der Sprachverwendung zurück. Zwar hatte es schon vorher Bemühungen gegeben, die standardsprachliche Variation auf nationenspezifische sprachsoziologische Sachverhalte zurückzuführen (vgl. Ammon 1995: 42-48), Clynes Formulierung und Ausbau des Plurizentrizitätskonzeptes (vgl. Clyne 1992, 1995) erwies sich jedoch als derart anschlussfähig, dass neuere Studien fast ausschließlich auf seinen Überlegungen gründen.

Gegen die Beschreibung der deutschen Standardsprache als plurizentrisch wurden aus linguistischer Sicht aber auch Einwände erhoben. Die Kritik entzündete sich vor allem daran, dass Clyne standardsprachliche Variation vor allem als national betrachtete. In Wahrheit - so die Kritiker - sei die Variation nicht an Staatsgrenzen gebunden. Hermann Scheuringer (1997:339ff.) etwa vertritt die Ansicht, dass sich die Sprachräume, nach denen sich die Variation gliedere, in älteren Zeiten ausgeprägt hätten und nicht mit den Grenzen der heutigen Staatsnationen kongruierten. Statt von der "Plurinationalität" des Standarddeutschen spricht er daher von seiner "Pluriarealität".(2) Ingo Reiffenstein (2001:88) zweifelt zwar die Existenz nationaler Varietäten des Deutschen nicht an, weist aber darauf hin, dass die regionale Variation diese durchkreuze und zum Teil dominiere. Er spricht daher von einer "regionalen Plurizentrizität des Deutschen", die durch Faktoren bedingt sei, "die älter sind als die heutigen Nationen und die die nationale Plurizentrizität über- oder richtiger: unterlagert."

Diese kritische Haltung dem Plurizentrizitätskonzept gegenüber lässt sich linguistisch durchaus rechtfertigen. So zeigt die Typologie von Varianten von Gregor Retti (1999:18-54), dass es sich bei einer Vielzahl der als "Österreichisches Deutsch" klassifizierten Varianten nicht um spezifische nationale Varianten handelt, d.h. um solche, die ausschließlich in Österreich Verwendung finden.(3) Tatsächlich müssen wohl die meisten Varianten des österreichischen Deutsch als unspezifisch klassifiziert werden, d.h. als Varianten, die nicht nur in Österreich, sondern auch in Teilen Deutschlands oder der Schweiz vorkommen. Statt von der Plurinationalität der deutschen Standardsprache zu sprechen, wäre es aus linguistischer Sicht demnach präziser, von ihrer Pluriarealität zu sprechen.

Diese Kritik übersieht jedoch, dass es per definitionem nicht linguistische Qualitäten sind, die eine Varietät zur Standardsprache machen, sondern sprachsoziologische Prozesse und Sachverhalte. Das Setzen und Bekräftigen der Norm einer Standardvarietät hat Ulrich Ammon in Anlehnung an Klaus Gloy (1975) als Prozess des Zusammenwirkens verschiedener sozialer Rollen beschrieben (vgl. Ammon 1995: 73-82). Das Handeln von mindestens zwei dieser Rollen ist - wenigstens was die deutsche Sprache betrifft - nationalstaatlich gebunden. Zum einen sind dies die Normsetzer, also jene, die die Verbindlichkeit einer Norm beschließen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind dies demokratisch legitimierte staatliche Institutionen (etwa die Kultusministerkonferenz in Deutschland), die darüber entscheiden, welche Norm in ihrem Land Gültigkeit hat. Zum anderen sind dies die Normvermittler (etwa Lehrer), die als staatliche Angestellte an die Beschlüsse der Normsetzer gebunden sind und daher die in einem Land gültigen Normen vermitteln müssen. Dies bedeutet, dass Gültigkeit und Vermittlung der stan dardsprachlichen Norm(en) des Deutschen aus sprachsoziologischer Perspektive national geregelt sind (vgl. Ammon 1995: 76).

Eine derartige nationale Regelung von Normfragen bringt es mit sich, dass auch nationale Kodizes entstehen, die diese Regelungen dokumentieren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Da Kodifiziertheit neben Schriftlichkeit, Überregionalität, Oberschichtlichkeit, Ausgebautheit und Invarianz zu den wesentlichen Merkmalen von Standardsprachen zählt und sogar als ihr wichtigstes Merkmal gilt (vgl. Ammon 1986, 1995: 74 ), ist die Existenz nationaler Kodizes auch ein Kriterium für die Existenz einer nationalen Varietät einer Standardsprache. Was das Standarddeutsche betrifft, so können Deutschland, Österreich und die Schweiz mit eigenen Kodizes aufwarten. Auch wenn sich diese nationalen Kodizes in Umfang und Wirkung teils erheblich unterscheiden(4), machen sie die genannten Länder doch zu gleichberechtigten nationalen Zentren. Luxemburg oder Liechtenstein, in denen Deutsch ebenfalls nationale Amtssprache ist, gelten angesichts ihres Mangels an nationalen Kodizes nicht als nationale Zentren des Standarddeutschen.

Bemerkenswert ist nun, dass die allgemeine Akzeptanz des Plurizentrizitätskonzeptes in der Linguistik und seine Anwendung auf die Beschreibung der deutschen Standardsprache einen Rückkopplungseffekt erzeugt: Das Plurizentrizitätskonzept ist nicht mehr ausschließlich Beschreibungskategorie standardsprachlicher Variation, sondern wird zu einem Faktor im Prozess der Kodifizierung des Standarddeutschen. Es begünstigt die Entstehung nationaler Kodizes und bedingt damit einen Wandel im Umgang mit standardsprachlicher Variation. Galten Austriazismen und Helvetismen lange Zeit lediglich als regionale Varianten einer sonst transnational homogen imaginierten Standardsprache, werden sie durch das Plurizentrizitätskonzept zu nationalen Varianten aufgewertet. Werden Varianten gar zu Markern für nationale Identität und Eigenständigkeit stilisiert, wird das Plurizentrizitätskonzept zum Faktor im sprachenpolitischen Diskurs. Dieser Diskurs fand allerdings lange ausschließlich in Fachkreisen statt und nur selten - etwa in der Frage des Umgangs mit österreichischen Varianten in der EU - erreichte er eine breitere Öffentlichkeit. Nachdem das Plurizentriztätskonzept so erfolgreich Karriere in linguistischen Fachkreisen gemacht hat, ist es nun interessant zu fragen, welchen Einfluss der Wandel in der linguistischen Konzeptualisierung standardsprachlicher Variation auf das Sprachbewusstsein der Sprecher hat. Zwei Fragen sind von besonderem Interesse: Haben die Sprecher ein Bewusstsein von der Plurizentrizität der deutschen Standardsprache, mithin ein Bewusstsein von der Existenz gleichberechtigter nationaler Normen? Und wenn ja, haben die Sprecher ein Wissen von der Beschaffenheit dieser Normen? Oder anders formuliert: Was die deutsche Sprache anbelangt, so ist das Plurizentrizitätskonzept noch auf dem Weg von den Köpfen der Linguisten in die Köpfe der Sprecher. Inwieweit es dort angekommen ist und ob es einen Einfluss auf den Umgang mit nationalen Varianten hat, will ich in diesem Aufsatz am Beispiel der Deutschschweiz überprüfen. Diese Überprüfung muss freilich die besondere Sprachensituation in der Schweiz berücksichtigen, denn diese unterscheidet die Schweiz erheblich von den anderen nationalen Zentren des Deutschen.

 

2. Die Sprachensituation in der Schweiz

Das Deutsche ist in der Schweiz neben Französisch, Italienisch und Rätoromanisch nur eine von vier Nationalsprachen.(5) Anders als in den anderen Zentren, eignet sich die deutsche Sprache - ganz gleich welche ihrer Varietäten - daher nur sehr bedingt als Symbol einer schweizerischen nationalen Identität. Zudem ist die Sprachensituation in der deutschsprachigen Schweiz von einer sehr ausgeprägten Standard-Dialekt-Diglossie geprägt. Bedeutend scheint mir hier, dass das Schweizerdeutsche in immer mehr Domänen Verwendung findet und sogar immer häufiger medial schriftlich eingesetzt wird. Meine Befragung ergab, dass bereits 58% der Deutschschweizer ihre E-Mails teilweise in Schweizerdeutsch verfassen; bei SMS liegt diese Quote sogar bei 75%.(6)

Dieser Dominanz des Dialekts korrespondiert, dass für eine deutliche Mehrheit der Dialekt als Identitätsmarker der deutschsprachigen Schweiz fungiert: Rund 76% der Befragten äußerten, Schweizerdeutsch und nicht Hochdeutsch sei die eigentliche Sprache der Deutschschweiz. Zudem unterstützten 68% die Forderung, Schweizer sollten, wann immer möglich, Schweizerdeutsch sprechen.

Die distanzierte Haltung der Schweizer dem "Schriftdeutschen" gegenüber, wie die Standardsprache oft genannt wird, kommt auch in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch zum Ausdruck. Dort ist "Tütsch" nicht die Bezeichnung der historischen Gesamtsprache Deutsch, sondern allein die Bezeichnung für Standarddeutsch. Wer als Deutscher Probleme beim Verstehen des Schweizerdeutschen hat, wird öfter den Satz "Söll ich Tütsch mit dir rede?" zu hören bekommen. Wer also Schweizerdeutsch spricht, spricht nicht "Tütsch", gerade so als handle es sich dabei um eine eigenständige Sprache. Entsprechend erklärten 79% der Befragten, Hochdeutsch sei für Schweizer die erste Fremdsprache.(7)

Wer Standarddeutsch als Fremdsprache bezeichnet, für den ist Hoch deutschsprechen mit besonderen Problemen verknüpft: Eine Fremdsprache muss man bewusst erlernen, man kann sie besser oder schlechter beherrschen und man muss sie benutzen oder üben, damit die eigene Kompetenz nicht abnimmt. So sind Sätze wie "Ich muss wieder öfter Hochdeutsch sprechen, sonst kann ich mich bald gar nicht mehr ausdrücken" auch in akademischen Kreisen keine Seltenheit. Es ist daher nicht verwunderlich, dass nur 6% der Befragten der Ansicht waren, in der Schweiz spreche man gut Hochdeutsch. Auf die Frage "Wie gut, meinen Sie, kann der durchschnittliche Schweizer Hochdeutsch?" antworteten 76% mit "mäßig", 18% waren gar der Ansicht, die Kompetenz ihrer Mitbürger sei "schlecht". Diese überaus negative Einschätzung der eigenen Hochdeutschkompetenz verweist auf einen Komplex beladenen Umgang mit der eigenen Standardsprache.(8)

Rund die Hälfte (49%) der Befragten gab dann auch an, nicht gerne Hochdeutsch zu sprechen.

Die Schweiz ist wohl das einzige nationale Zentrum des Deutschen, in dem die Standardsprache bei der Mehrheit der Sprecher als Fremdsprache gilt. Dass sich die Schweiz trotz dieses problematischen Verhältnisses zur Standardsprache zu einem nationalen Zentrum des Deutschen entwickelte(9), verdankt sich einer abweichenden Gebrauchsnorm in Wort und Schrift und deren Kodifizierung. Mit den beiden Bänden des Schweizer Schülerduden, der Helvetismensammlung "Wie sagt man in der Schweiz? Wörterbuch der schweizerischen Besonderheiten" (Meyer 1989) und "Unser Wortschatz. Schweizer Wörterbuch der deutschen Sprache" (Bigler et. al. 1987) liegen Kodizes des Schweizerhochdeutschen vor, die zahlreiche nationale lexikalische Varianten dokumentieren. Dass Fehlen einer monographischen Darstellung der grammatikalischen Besonderheiten des schweizerischen Standarddeutsch(10), wird dadurch ausgeglichen, dass diesen Kodizes teils umfangreiche Abschnitte über die schweizerischen Besonderheiten in Grammatik und Wortbildungen beigegeben sind.(11)

Aus dieser spezifischen Sprachensituation ergaben sich zwei Leitfragen für das an der Universität Zürich durchgeführte Forschungsprojekt "Einstellungen der Deutschschweizer zum Standarddeutschen": Welches sind die Ursachen für den Komplex beladenen Umgang mit dem Standarddeutschen? Und welchen Einfluss haben die negativen Einstellungen zur Standardsprache auf den Umgang mit den schweizerischen Varianten des Standarddeutschen?

 

3. Forschungslage und Anlage der Untersuchung

Das Forschungsprojekt konnte nur auf wenigen Vorarbeiten aufbauen. Zwar kommt kaum eine Darstellung der Sprachensituation in der Deutschschweiz ohne Bemerkungen zu den Einstellungen zum Standarddeutschen aus, jedoch beruhen diese meist ausschließlich auf persönlichen Erlebnissen und Einschätzungen. Eher selten sind die Darstellungen wissenschaftlich-empirisch untermauert. Ausnahmen bilden lediglich die Untersuchungen von Peter Sieber und Horst Sitta (1986) zum Thema Hochdeutsch in der Schule, die breit angelegte Studie von Robert Schläpfer, Jürg Gutzwiller und Beat Schmid (1991) und die Arbeit Werner Kollers (1992) zum Thema "Deutsche in der Deutschschweiz", in der auch die Einstellungen der Deutschschweizer zum Standarddeutschen thematisiert werden. Sieber/Sitta (1986: 29-34) nehmen Einstellungen von Deutschschweizern in den Blick, um die subjektiven Faktoren beim Erlernen bzw. Aneignen der Standardsprache in der Schule zu berücksichtigen und. Dabei stellen sie unter anderem fest, dass die Meinung, Hochdeutsch sei eine Fremdsprache, eines der Hemmnisse bei der Aneignung des Standarddeutschen darstellt. In Sieber/Sitta (1987: 393ff.) zeichnen sie zudem die unterschiedlichen Argumentationslinien der Sprachdiskussion in der Deutschschweiz nach.

Die wohl umfangreichste Untersuchung zu den Einstellungen der Deutschschweizer zum Standarddeutschen legten Robert Schläpfer, Jürg Gutzwiller und Beat Schmid (1991) vor. Ihre Ergebnisse beruhen auf einer Fragebogenerhebung, die 1985 im Rahmen der pädagogischen Rekrutenprüfung durchgeführt wurde, einer Prüfung, mit der das Schweizer Militär sich einen Aufschluss über den Stand der Ausbildung der dienstpflichtigen männlichen Jugend verschaffen möchte. Zwar ist an dieser Stichprobe problematisch, dass nur Männer einer bestimmten Altersklasse befragt wurden, doch wird dieses Defizit dadurch aufgewogen, dass es Schläpfer, Gutzwiller und Schmid dadurch möglich war, ein umfangreiches Sample zu erheben: Sie untersuchten 1982 Probanden. Generell stellten sie eine ablehnende Haltung gegenüber dem Hochdeutschen fest, das auch mit einer negativen Einschätzung der Deutschen und Österreicher korrelierte (vgl. Schläpfer/Gutzwiller/Schmid 1991: 154ff.). Deutsche und österreichische Sprecher rangierten unter den Rekruten am Ende der Sympathierangliste (vgl. ebd. 147f.). Zwar bestand in der Gruppe der Befragten Konsens darüber, dass es nötig sei, Hochdeutsch zu beherrschen, um an den Entwicklungen im deutschen Sprach- und Kulturraum partizipieren zu können; dennoch hielten es die meisten Probanden für unnötig, die Standardsprache zu fördern (vgl. ebd. 157).

Gestützt auf die Untersuchungen von Schläpfer/Gutzwiller/Schmid (1991), eine Erhebung von der COOP Schweiz (1983) und eine Befragung des Forschungsdienstes des Schweizer Fernsehens (1987) kommt Peter Sieber (1990, 1992) zu dem Ergebnis, dass trotz aller Vorbehalte, das Standarddeutsche gut in der Bevölkerung verankert sei. Die negativen Haltungen dem Hochdeutschen gegenüber führt er auf die Einstellungen zu den Deutschen zurück (vgl. Sieber 1992: 32). Aus ähnlichen Ursachen leitet auch Werner Koller in seiner exzellenten Studie (1992: 41-51) das gespaltene Verhältnis der Deutschschweizer zu ihrer Standardsprache her. In den negativen Einstellungen zur als Fremdsprache und Sprache der Deutschen empfundenen Standardsprache sieht er die Ursache für zahlreiche Integrationsschwierigkeiten von in der Schweiz lebenden Deutschen. Sämtliche Untersuchungen konstatieren demnach ein problematisches Verhältnis zur gesprochenen Standardsprache und stellen fest, dass diese negative Haltung mit negativen Einstellung zu den Deutschen korreliert. Die Frage nach den Einstellungen zu den nationalen Varianten blieb jedoch bislang weit gehend unbehandelt.(12)

Dieses Empiriedefizit wollte das Forschungsprojekt durch eine zweistufige Anlage beseitigen. In einer ersten Erhebungswelle wurden mit Hilfe eines Fragebogens 98 Deutschschweizer aus Zürich, seiner Agglomeration und der Zentralschweiz befragt:

Um das Plurizentrizitätsbewusstsein zu messen und den Umgang mit den schweizerischen nationalen Varianten zu erheben, wurden in einem zweiten Schritt 50 subjective-evaluation-tests durchgeführt. Diese der Sozialpsychologie entlehnte Methode eignet sich besonders dafür, unbewusste Bewertungsschemata ans Licht zu bringen, und wird daher in der Soziolinguistik immer häufiger eingesetzt wird (vgl. Chambers 2000). Die Grundidee ist denkbar einfach: Man konfrontiert eine Auswahl der Mitglieder einer Sprachgemeinschaft mit einem bestimmten Stimulus und dokumentiert die Reaktionen. Besonders auf dem Gebiet der folk linguistics, die sich mit dem Wissen von Laien über Sprache befasst, erfreut sich diese Testmethode immer größerer Beliebtheit (vgl. Niedzielski 2000), denn sie ermöglicht es - anders als Fragebogenerhebungen -, sprachbezogenes Wissen zu erfassen, ohne dass den Testpersonen bewusst wäre, was eigentlich Gegenstand der Untersuchung ist.

Da die Frage nach dem Plurizentrizitätsbewusstsein in diesem Aufsatz im Vordergrund steht, werden im Folgenden vornehmlich die Ergebnisse des subjective-evaluation-tests vorgestellt. In dessen Rahmen waren die Probanden aufgefordert, 96 Sätze daraufhin zu bewerten, ob es sich bei ihnen um Standardformen handelte. Die Liste der Sätze enthielt eine bunte Mischung kodifizierter deutschländischer und schweizerischer Standardformen, überre gionalen Substandards und schweizerischer Dialektismen. Die Beispielsätze wurden so gewählt, dass die Besonderheiten des Schweizerhochdeutschen möglichst umfassend getestet werden konnten. Die Probanden wurden gebeten, jeden Satz mittels der Kategorien "gutes Hochdeutsch", "korrektes, aber schlechtes Hochdeutsch" und "fehlerhaftes Hochdeutsch" zu bewerten.

Das Besondere am Versuchsaufbau lag nun darin, dass die Sätze den Probanden nicht schriftlich vorgelegt wurden. Vielmehr wurden sie zum Teil von einem Deutschen Sprecher, zum Teil von einem Schweizer mit starkem schweizerischen Akzent gesprochen. Eine Kontrollgruppe bekam dieselben Sätze ausschließlich von einem Schweizer Sprecher gesprochen vorgespielt.

Die Probanden wurden nicht darüber aufgeklärt, dass mit Hilfe dieses Experiments das Plurizentrizitätsbewusstsein und die Einstellungen gegenüber den nationalen Varianten des Schweizerhochdeutschen getestet werden sollten. Die Ergebnisse wären sonst möglicherweise durch sprachpatriotische Haltungen beeinflusst worden. Den Probanden wurde daher vor dem Test gesagt, es handle sich um ein Experiment, mit dem man die kognitive Verarbeitung auditiv rezipierter grammatikalischer Strukturen testen wolle. Weil dieses Projekt in Kooperation mit einer deutschen Hochschule durchgeführt werde, stammten die Testsätze teils von einem deutschen, teils von einem schweizerischen Sprecher.

Im Anschluss an den Test wurden die Probanden gebeten, den Fragebogen auszufüllen, um den Zusammenhang zwischen der Bewertung von Varianten und ihrer Einstellungsstruktur zu messen. Weil davon ausgegangen wurde, dass die vorherige Teilnahme am Test das Antwortverhalten beeinflusste, wurden Testsample und Befragungssample getrennt ausgewertet. Getestet wurden insgesamt 50 Personen, davon 15 in der Kontrollgruppe. Um sich in einem ersten Angang einen Überblick zu verschaffen, welche der ausgewählten Varianten als Helvetismen erkannt werden, wurde ein Pre-Test unter 14 Deutschschweizern durchgeführt.

 

4. Gibt es ein Plurizentrizitätsbewusstseins in der Deutschschweiz?

Die Frage, ob Deutschschweizer ein Bewusstsein von der Plurizentrizität der deutschen Standardsprache haben, lässt sich aus der Perspektive des Fragebogens vorsichtig positiv beantworten. So antworteten auf die Frage"Unterscheiden sich Deutsche und Schweizer, wenn sie Hochdeutsch sprechen?" immerhin 99,7% der Befragten mit "Ja". Auch hinsichtlich der Frage, ob Schweizer ausschließlich in der Schweiz gebräuchliche Wörter im Gespräch mit Deutschen vermeiden sollten, erklärte eine Mehrheit (58%), dies sei nicht wünschenswert. Auf dem Weg der direkten Befragung erhält man demnach Antworten, die für die Existenz eines Plurizentrizitätsbewusstseins sprechen.

Die Untersuchung der verborgenen Einstellungsstrukturen mittels des subjective-evaluation-tests förderte aber ein durchaus anderes Ergebnis zu Tage. Die erste Hypothese, die im Rahmen des Wahrnehmungsexperimentes getestet wurde, betraf das Sprachprestige der schweizerhochdeutschen Varianten.

Hypothese 1: Weil schweizerische Varianten ein geringeres Sprachprestige genießen als deutschländische, werden bewusste Helvetismen im Mund des Schweizer Sprechers als schlechtes oder fehlerhaftes Hochdeutsch kategorisiert.

Insgesamt enthielten 18 Testsätze Helvetismen, die im Pre-Test von einer Mehrheit der Befragten als nur in der Schweiz gebräuchliche Formen identifiziert wurden. Sie wurden den Probanden abwechselnd mit den Testsätzen für andere Hypothesen präsentiert. Im Folgenden findet sich eine Auswahl aus der Liste der Testsätze:

Testsätze: Beispiele für Hypothese 1
Schweizer: Der Pöstler macht sich jeden Morgen um sieben Uhr auf seine Tour.
Schweizer: Die Beiz ist hübsch eingerichtet.
Schweizer: Nachdem er sich ein Bein gebrochen hatte, ist Fritz sechs Wochen lang im Bett gelegen.
Schweizer: Gestern fuhr ich mit dem Tram ins Krankenhaus. (...)

Das bemerkenswerte Ergebnis war, dass die Probanden im Durchschnitt 71% der Sätze (das sind rund 13 von 18) als schlechtes oder fehlerhaftes Standarddeutsch kategorisierten. Die These, nach der schweizerhochdeutsche Varianten unter Deutschschweizern ein geringeres Sprachprestige besitzen, kann also als bestätigt gelten. Erstaunlicherweise wurden mit 83% schweizerhochdeutsche Varianten im Bereich der Wortbildung (z.B. die Komposition ohne Fugengestaltung im Satz "Er stopfte das Mausloch mit einem Taschentuch zu.") negativ bewertet. Lexikalische Varianten wurden durchschnittlich in 71% der Fälle als schlechtes oder fehlerhaftes Hochdeutsch kategorisiert, syntaktische Verbindungen (z.B. die Verb-Präposition-Verbindung im Satz "Du musst mehr Sorge zu deinen Verwandten tragen.") zu 67%. Vom deutschländischen Standard abweichende Formen (z.B. die Wahl des Kopulaverbs in der Perfektbildung im Satz "Nachdem er sich ein Bein gebrochen hatte, ist Fritz sechs Wochen lang im Bett gelegen.") wurden zwar insgesamt am wenigsten negativ bewertet, dennoch lag auch hier die Quote bei 62%.

Für die Überprüfung der folgenden beiden Hypothesen wurden die Testsätze so ausgewählt und angeordnet, dass sie es erlaubten, den Einfluss des Sprechers auf die Bewertung der Varianten mit einzubeziehen.

Hypothese 2: Schweizer schätzen ihre eigene standardsprachliche Kompetenz tendenziell als schwach ein und halten Deutsche für sprachlich überlegen. Deshalb bewerten Schweizer ihre Standardformen als schlechtes oder fehlerhaftes Hochdeutsch, wenn sie vorher die entsprechende deutschländische Standardform aus dem Mund eines Deutschen gehört haben.

Um die Probanden nicht auf die Idee zu bringen, es könnte sich um eine Untersuchung ihres Plurizentrizitätsbewusstseins handeln, wurden die betreffenden Varianten nicht in identischer Satzumgebung getestet und auch nicht unmittelbar hintereinander abgefragt. Vielmehr wurde versucht, den Phänomenen eine jeweils andere sprachliche Verpackung zu geben und die schweizerische nationale Variante in einem moderaten Abstand zur deutschländischen zu präsentieren. Freilich durfte der Abstand auch nicht so groß sein, dass die deutschländische Variante nicht mehr erinnert wurde. Der folgende Auszug aus der Liste der Testsätze mag die Versuchsanordnung illustrieren:

Testsätze: Beispiel Hypothese 2
Deutscher: Als er den Sekt eingoss, lief das Glas über. (A)
Deutscher: Die beiden Vereine machen sich gegenseitig Konkurrenz. (B)
Schweizer: Weil es so stark regnete, überlief der Behälter. (A')
Deutscher: Sie hörte gerne das Literaturprogramm im Radio. (C)
Schweizer: Bernd und Martin konkurrenzieren nicht nur beruflich. (B')
Deutscher: Herr Fritz hat mich angerufen. (D)
Deutscher: Wenn man ihn ruft, kommt er sofort. (E)
Schweizer: Am Radio kommt heute eine Sendung über Thomas Mann. (C')
Schweizer: Ich habe dem Herrn Fischer angeläutet. (D') (...)

Auch hier sprechen die Ergebnisse (vgl. Tabelle 1) eine eindeutige Sprache. Im Durchschnitt bewerteten die Probanden 14 von 22 Sätzen mit deutschländischer Variante (63%) besser als die Sätze mit der schweizerischen, gleich bewerteten sie 5,8 Sätze (27%). Nur in durchschnittlich 2,2 Fällen (10%) gaben sie der schweizerischen Variante den Vorzug vor der deutschländischen. Die Ergebnisse aus These 1 lassen sich nun dahingehend erhärten, dass schweizerische Varianten generell schlechter bewertet werden als die entsprechenden deutschländischen.(13)

Um den Einfluss der Nationalität des Sprechers zu überprüfen, bekam die Kontrollgruppe die gleichen Sätze in gleicher Reihenfolge, aber ausschließlich von dem Schweizer Sprecher gesprochen, vorgespielt.

In der Kontrollgruppe fällt die Bevorzugung deutschländischer Formen dann weniger stark aus: Im Durchschnitt wurde nur etwas mehr als die Hälfte der Sätze (11,5 Sätze, 52%) mit Varianten der deutschländischen Standardsprache besser als ihre schweizerhochdeutschen Pendants bewertet. Das sind 18% weniger als in der Gruppe der Probanden.

Noch größer sind die Differenzen bei der Bevorzugung schweizerischer Standardformen. Hier liegt der Wert in der Kontrollgruppe um 31% höher, obwohl auch hier von den 22 Satzpaaren gerade einmal rund drei Sätze mit schweizerischer Variante bevorzugt wurden. Ähnlich deutlich fällt der Unterschied zwischen Probanden und Kontrollgruppe bei der Anzahl von Satzpaaren mit gleicher Bewertung für deutschländische und schweizerische Varianten aus: Im Durchschnitt gaben die Testpersonen der Kontrollgruppe in 7,6 Fällen keiner Variante den Vorzug, während die Probanden sich nur in 5,8 Fällen für keine der beiden Varianten entscheiden mochten. Auch hier liegt der Wert der Kontrollgruppe um 31% höher.

 

Es ist also offensichtlich, dass die Nationalität des Sprechers ein wichtiger Faktor bei der Bewertung der Varianten ist. Deutschschweizer haben offenbar ein sprachliches Inferioritätsbewusstsein gegenüber Deutschen und neigen daher dazu, deren Sprachproduktion als besseres Standarddeutsch gelten zu lassen. Die Differenzen von Probanden und Kontrollgruppe zeigen also, dass das Prestige der deutschländischen Varianten durch ein Sprachprestige deutscher Sprecher ergänzt wird. In der Gegenüberstellung mit deutschländischen Varianten werden schweizerische Varianten daher stark negativ bewertet.

Beim Aufschlüsseln der Ergebnisse nach Variablenkategorien (vgl. Tabelle 2) zeigen sich die deutlichsten Unterschiede zwischen Probanden und Kontrollgruppe im Bereich der Wortbildung (z.B. wünschenswert/wünschbar) und der syntaktischen Verbindungen (z.B. es gibt/es hat). Hier wurde den deutschländischen Formen von der Kontrollgruppe nur rund halb so häufig der Vorzug gegeben als von den Probanden. Offenbar traut man besonders in diesen Bereichen deutschen Sprechern eine größere Kompetenz zu.

Etwas weniger deutlich fallen die Unterschiede im Bereich der Rektion (z.B. "Wenn man ihn ruft, ..." / "Ich habe ihm gerufen...") und der Lexik (z.B. anrufen/anläuten, Einbeziehung/Einbezug) aus: Werden die für Deutschland spezifischen Rektionen vom Schweizer Sprecher produziert, werden sie immerhin um 23% seltener besser bewertet als ihre schweizerischen Pendants. Bei lexikalischen Varianten reduziert sich die Menge besser bewerteter deutschländischer Formen um 13%. Im Bereich der Formen (z.B. "Er lädt immer viele Gäste ein." / "Jeden Freitag ladet sie ihre Freunde zum Kaffee ein.") wirkt sich das Sprachprestige des deutschen Sprechers hingegen kaum aus.

Tabelle 2: Bevorzugung deutschländischer Formen: durchschnittliche Werte nach Variablentypen

Anzahl
Satzpaare

Probanden
(Mittelwerte)

Kontrollgruppe
(Mittelwerte)

Differenz
in %
Wortbildung 3

2,1, 69 %

1,1, 38 %

-45 %
Formen 8

4,5, 56 %

4,2, 53 %

-7 %
Rektion 5

3,7, 74 %

2,9, 57 %

-23 %
Lexik 4

3, 75 %

2,6, 65 %

-13 %
feste Verbindungen 2

0,8, 41 %

0,4, 20 %

-51 %
Probanden n=35, Kontrollgruppe n=15

Um den Sprechereinfluss präziser zu messen, wurde eine weitere Hypothese getestet.

Hypothese 3: Weil Schweizer hinsichtlich der Standardsprache ein sprachliches Inferioritätsbewusstsein gegenüber deutschen Sprechern haben, wird die deutsche Standardform im Mund des Schweizer Sprechers als schlechtes oder fehlerhaftes Hochdeutsch kategorisiert, wenn der Schweizer vorher die schweizerische Standardform vom deutschen Sprecher gehört hat.

Testsätze: Beispiel Hypothese 3

Deutscher: Der regenbedingte Unterbruch des Konzerts wurde gelassen hingenommen. (A)
Deutscher: Der Polizist forderte den Autofahrer auf, seinen Fahrausweis vorzuzeigen. (B)
Schweizer: Nach einer langen Unterbrechung konnte das Spiel fortgesetzt werden. (A')
Deutscher: Er grillierte die Würstchen. (C)
Schweizer: Weil er seinen Führerschein nicht dabei hatte, musste er sein Fahrzeug stehen lassen. (B')
Deutscher: Allfällige Beschwerden sind an das Sekretariat zu richten. (D)
Schweizer: Im Sommer grillen sie jedes Wochenende am See. (C') (...)

Während in der Kontrollgruppe die deutschländischen Formen erwartungsgemäß bevorzugt werden, werden von den Probanden deutschländische und schweizerische Formen etwa gleich bewertet, es zeichnet sich sogar eine leichte Bevorzugung der schweizerischen Form ab (vgl. Tabelle 3). Das Sprachprestige des deutschen Sprechers überlagert also das Prestige der deutschländischen Varianten.(14)

Tabelle 3: Durchschnittliche Bevorzugung deutschländischer bzw. schweizerischer Standardformen

Probanden
(Mittelwerte)
Kontrollgruppe
(Mittelwerte)

Schweizerische Formen (von deutschem Sprecher) bevorzugt (nur Probanden)

1,97
28 %

1,53
22 %
Deutsche Formen (von Schweizer Sprecher) bevorzugt

1,94
28 %

2,4
34 %
gleiche Bewertung der deutschländischen und der Schweizer Variante

3,09
44 %

3,07
44 %
Satzpaare n=7, Probanden n=35, Kontrollgruppe n=15

Das Experiment zeigt demnach, dass Deutschschweizer ihre nationalen Standardformen gegenüber den deutschländischen Standardformen abwerten, d.h. als schlechteres oder gar fehlerhaftes Hochdeutsch kategorisieren. Das Prestige, das die deutschländischen Standardformen genießen, korrespondiert auch einer generellen Hochschätzung der Kompetenz deutscher Sprecher und wird teilweise sogar von dieser überlagert. Angesichts dieser Ergebnisse kann kaum die Rede davon sein, dass Deutschschweizer ein Bewusstsein davon haben, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz je gleich berechtigte Varietäten des Standarddeutschen existieren.

Doch welche Haltungen sind es, die diesen kritischen Umgang mit den eigenen nationalen Varianten bedingen? Bei der Beantwortung dieser Frage liefert der Fragebogen, den die Probanden nach der Absolvierung des Tests ausfüllten, wertvolle Hinweise.

 

5. Ursachen für die Abwertung des Schweizerhochdeutschen

Um den Einfluss anderer Variablen auf den Umgang mit den schwei zerischen Varianten des Standarddeutschen zu messen, wurde die relative Be vorzugung deutschländischer Standardformen als Bezugsgröße gewählt. Dabei handelt es sich um einen Wert, der im Rahmen der Überprüfung von Hypothese 2 erhoben wurde: Die Probanden wurden zuerst mit der deutschländischen, einige Sätze später mit der schweizerischen Standardvariante konfrontiert. Die "relative Bevorzugung" deutschländischer Standardformen bezeichnet die Häufigkeit der Bevorzugung deutschländischer Standardformen abzüglich der Häufigkeit der Bevorzugung schweizerischer Standardformen.(15)

Angesichts der relativ kleinen Fallzahlen schien es ratsam, nur zwei Kategorien zu bilden: Unter die erste fallen jene, die weniger als zehn Mal die deutschländische Form präferierten, unter die zweite jene, die dies 10 mal oder öfter taten.

Zunächst zeigt sich, dass die Meinung, nach der Hochdeutsch für Schweizer die erste Fremdsprache sei, mit der relativen Bevorzugung deutschländischer Standardformen korreliert (vgl. Tabelle 4). Wer die Stan dardsprache für eine Fremdsprache hält, der bevorzugt häufiger deutschländische Standardformen.

Tabelle 4: Einfluss der Variable "Hochdeutsch ist für Schweizer die erste Fremdsprache"

Relative Bevorzugung deutschländischer Formen

weniger als 10 mal

10 mal oder öfter

Gesamt
Hochdeutsch für Schweizer
erste Fremdsprache
nein

44,4 % (4)
55,6 % (5) 25,7 % (9)
ja

11,5 % (3)
88,5 % (23) 74,3 % (26)
Gesamt

20 % (7)
80 % (28) 100% (35)
Dieses Ergebnis ist insofern nicht überraschend, als Hochdeutsch generell als Sprache der Deutschen gilt. Auf die Frage, wo man das beste Hochdeutsch spreche, antworteten 97% der Probanden "in Deutschland". Standarddeutsch erscheint Deutschschweizern also als Import vom großen Nachbarn, schweizerische Formen gelten entsprechend als dialektbedingte Abweichung von der vermeintlich besten Norm.

Auch die Einschätzung der eigenen Kompetenz im Hochdeutschen beeinflusst offenbar die Bewertung der nationalen Varianten (vgl. Tabelle 5). Die generelle Tendenz lässt sich so beschreiben: Wer seine eigene Kompetenz für gut hält, bevorzugt stark deutschländische Formen. Wer hingegen seine eigene Kompetenz als "mäßig" oder gar als "schlecht" bezeichnet, präferiert seltener deutschländische Formen.

Tabelle 5: Einfluss der Einschätzung der eigenen standardsprachlichen

Kompetenz

Relative Bevorzugung deutschländischer Formen

weniger als 10 mal

10 mal oder öfter
Gesamt
Einschätzung
der
eigenen Kompetenz

mäßig oder schlecht

50 % (6)
50 % (6)

34,3 % (12)
gut

4,3 % (1)
95,7 % (22)

65,7 % (23)
Gesamt

20 % (7)
80 % (28)

100 % (35)

Ein ganz ähnliches Bild erhält man, wenn man die Einschätzung der eigenen Kompetenz mit der Bewertung der Kompetenz in der Deutschschweiz abgleicht. Generell ist bemerkenswert, dass mehr als drei Viertel der Probanden ihr eigenes Hochdeutsch für besser halten als das des durchschnittlichen Deutschschweizers.

Wer nun seine eigene Standarddeutschkompetenz für gleich oder gar für schlechter hält als die durchschnittliche Kompetenz in der Schweiz, neigt seltener zur Bevorzugung deutschländischer Standardformen (vgl. Tabelle 6). Umgekehrt präferieren jene, die sich im Besitz einer größeren Kompetenz dünken, eindeutig die deutschländischen Varianten.

Ganz ähnlich verteilt ist der Zusammenhang zwischen der subjektiven Sicherheit im Umgang mit dem Standarddeutschen und der Bevorzugung deutschländischer Varianten (vgl. Tabelle 7). Wer sich sicher fühlt, gibt deutschländischen Formen häufiger den Vorzug als jene, die sich unsicher fühlen.

Tabelle 6: Einfluss der Einschätzung der eigenen Kompetenz im

Verhältnis zur Kompetenz in der Deutschschweiz

Relative Bevorzugung deutschländischer Formen

weniger als 10 mal

10 mal oder öfter

Gesamt
Einschätzung
der eigenen Kompetenz
im Vergleich zur Schweiz

gleich oder schlechter

50 % (4)

50 % (4)

22,9 % (8)

besser

11,1 % (3)

88,9 % (24)

77,1 % (27)

Gesamt

20 % (7)

80 % (28)

100% (35)

Die Favorisierung der deutschländischen Standardvarietät korreliert demnach mit der Einschätzung, man spreche gutes Hochdeutsch und besseres Hochdeutsch als der durchschnittliche Schweizer. Wer Hochdeutsch für eine Fremdsprache hält, bewertet deutschländische Formen zudem positiver als die vermeintlich durch dialektale Interferenzen hervorgebrachten schweizerhochdeutschen Varianten. Deutschländisches Deutsch ist für fast alle Schweizer die Prestigevarietät(16) und seine Beherrschung verschafft ihnen subjektive Sicherheit im Umgang mit der Standardsprache sowie ein sprachliches Superioritätsbewusstsein gegenüber ihren Mitbürgern.

Tabelle 7: Einfluss der subjektiven Sicherheit im Umgang mit dem

Standarddeutschen

Relative Bevorzugung deutschländischer Formen

weniger als 10 mal

10 mal oder öfter
Gesamt
Sicher im
Hochdeutschen

nein

42,9 % (3)

57,1 % (4)

20 % (7)
ja

14,3 % (4)

85,7 % (24)

80 % (28)
Gesamt

20 % (7)

80% (28)

100% (35)

 

6. Fazit

Die anfangs aufgeworfene Frage, ob das Plurizentrizitätskonzept in den Köpfen der Sprecher angekommen ist, muss für die Schweiz wohl negativ be antwortet werden. Aus der diglossischen Sprachensituation in der Deutsch schweiz resultieren vielmehr Sprachbewusstseinslagen, die für den Umgang mit der Standardsprache problematisch sind. Die Umstände des Erwerbs des Standarddeutschen und die Domänen seines Gebrauchs sind verantwortlich dafür, dass viele Deutschschweizer ungern Hochdeutsch sprechen und der Meinung sind, bei der Standardsprache handle es sich um eine Fremdsprache. Besonders dieses Ideologem wirkt sich negativ auf die Bewertung der schwei zerhochdeutschen Varianten aus. Der subjective-evaluation-test ergab, dass Schweizer durchschnittlich in zwischen 60% und 70% der Fälle die schwei zerhochdeutschen Varianten als schlechtes oder fehlerhaftes Standarddeutsch kategorisieren.(17)

Angesichts dieser Daten von einem Plurizentrizitätsbewusstsein zu sprechen, fällt schwer. Es gibt zwar ein Bewusstsein davon, dass sich die schweizerische und die deutschländische Standardvarietät unterscheiden, die starke Abwertung schweizerischer Standardformen zeigt aber, dass die eigenen Varianten von Schweizern nicht als gleichberechtigt angesehen werden. Die deutschländische Standardvarietät ist Prestigevarietät, Schweizerhochdeutsch hingegen gilt als schlecht oder fehlerhaft, besonders unter jenen, die ihre eigene Standardkompetenz höher bewerten als die des durchschnittlichen Deutschschweizers. Gutes Standarddeutsch beherrschen heißt deutschländisches Standarddeutsch beherrschen. Rudolf Muhr (1995: 83) hat ähnliche Tendenzen in Österreich beobachtet und mit der Bezeichnung "sprachliche Entäußerung" belegt. Diese Ergebnisse sind umso erstaunlicher, als viele Deutschschweizer der Fragebogenerhebung zu Folge der Meinung sind, man solle schweizerhochdeutsche Formen pflegen. Dieses Missverhältnis zwischen explizit geäußertem Wunsch nach sprachlicher Eigenständigkeit bei gleichzeitiger negativer Bewertung der nationalen Formen haben Muhr (1982) und Pollak (1992: 13f.) als linguistische Schizophrenie bezeichnet.

Was bedeutet dies nun für das Plurizentrizitätskonzept? Im ersten Teil des Aufsatzes habe ich versucht zu zeigen, dass sich das Plurizentrizitätskonzept von einer Beschreibungskategorie für standardsprachliche Variation zu einem Faktor im Standardisierungsprozess und zu einem Faktor im sprachenpolitischen Diskurs gewandelt hat. Die mit dem Plurizentrizitätskonzept verknüpften sprachenpolitischen Ziele können zum einen auf einer sozialsymbolischen Ebene angesiedelt sein, etwa wenn nationale Varianten Eigenständigkeit symbolisieren und zu Identitätsmarkern werden. Zum anderen können die sprachenpolitischen Ziele auf einer soziolinguistischen Ebene liegen, nämlich dann, wenn man Sprechern in nichtdominierenden Zentren einen unverkrampften Umgang mit der Standardsprache ermöglichen will. Um diese sprachenpolitischen Ziele zu erreichen muss das Plurizentrizitätskonzept auf drei Ebenen anwendbar sein: (1) In einem Staat muss eine von der Norm anderer Sprachgemeinschaften abweichende Gebrauchsnorm existieren (Ebene des Sprachgebrauchs). (2) Diese Gebrauchsnorm muss durch Kodizes zu einem nationalen Standard erhoben werden (Ebene der Normsetzung). (3) Schließlich muss ein Bewusstsein davon existieren, dass jedes nationale Zentrum eine je gleichberechtigte Variante der Standardvarietät besitzt (Ebene des Sprachbewusstseins). Das Beispiel der Schweiz zeigt, dass die weithin als fremd empfundene deutschländische Standardsprache zwar als Prestigevarietät fungiert, Deutschschweizer aber im Bewusstsein leben, diese Varietät wie eine Fremdsprache erlernen und pflegen zu müssen. Weil ihr Sprachgebrauch aber faktisch von der deutschländischen Standardnorm abweicht, setzt sich die Überzeugung durch, nicht richtig Hochdeutsch zu können.(18)

Eine wesentliche Bedingung dafür, dass schweizerhochdeutsche Varianten das Stigma verlieren, schlechtes oder gar fehlerhaftes Hochdeutsch zu sein, wäre demnach ein Plurizentrizitätsbewusstsein.

© Joachim Scharloth (Universität Zürich, Switzerland)


NOTE

(1) Ich danke Philip Anderegg, Martin Businger, Karin Freitag, Annette Graf, Sarah Hasenfratz, Kathrin Hunziker, Michael Martin und Karen Wegmann für zahlreiche wertvolle Anregungen bei der Fragebogenerstellung und die Unterstützung bei der Datenerhebung. Dank auch an Markus Domeisen und Carl-Julian Pardall dafür, dass sie sich als Sprecher zur Verfügung gestellt haben. Mein besonderer Dank gilt Jacqueline Holzer, die mich zur Bearbeitung dieses Themas angeregt und mich in allen Etappen mit Rat und Tat unterstützt hat.

(2) Ähnlich argumentiert auch Werner Koller (1999: 154f.).

(3) Zur Typologie standardsprachlicher Varianten des Deutschen vgl. auch Ammon (1995: 101-116) und Muhr (1997).

(4) Während Deutschland als dominierendes Zentrum über zahlreiche Kodizes verfügt, die die Varianten der anderen Zentren mit verzeichnen, und auch Österreich mit dem "Österreichischen Wörterbuch" ein umfangreiches Kompendium aufweist, haben die Kodifizierungsbemühungen in der Schweiz nur sehr eingeschränkt zu umfassenden nationalen Kodizes geführt. Vgl. Ammon 1995: 250.

(5) Zur Sprachensituation in der Schweiz vgl. den Sammelband "Mehrsprachigkeit - eine Herausforderung" von Bickel/Schläpfer (1994) sowie den Band "Die viersprachige Schweiz" von Schläpfer/Bickel (2000). Zur Situation in der Deutschschweiz vgl. die beiden Kapitel von Walter Haas in Schläpfer/Bickel (2000) sowie Siebenhaar/Wyler (1997).

(6) Anders beim Brief: Hier gaben 78% der Befragten an, ausschließlich Standarddeutsch zu verwenden.

(7) Die Frage, ob Standarddeutsch als Fremdsprache gelten könne, diskutieren auch Sieber/Sitta (1986: 33f.). Auch sie kommen zu dem Ergebnis, das die Standardsprache zwar von vielen Deutschschweizern als Fremdsprache wahrgenommen werde, dass diese Einschätzung aus linguistischer Perspektive allerdings falsch sei. Ammon (1995: 296-298) diskutiert die Frage, ob Schwyzertütsch als eigenständige Sprache gelten könne, mit gleichem Ergebnis.

(8) Der Ausdruck "Hochdeutschkomplex" lehnt sich an Rudolf Muhr und seiner Rede vom Komplex beladenen Umgang mit der Standardsprache in nichtdominierenden Zentren an (in diesem Band), sowie an Beat Siebenhaars und Alfred Wylers Feststellung "der tatsächlichen oder manchmal auch nur eingebildeten sprachlichen Unterlegenheit der Schweizer"(Siebenhaar/Wyler 1997: 19) in ihrer treffenden Darstellung der Sprachensituation in der Deutschschweiz.

(9) Zur Entwicklung der Schweiz zu einem nationalen Zentrum des Deutschen vgl. Ammon (1995: 229-245).

(10) Als monographische Darstellung kann allein Kaiser (1969/70) gelten, der allerdings in der Schweiz nicht die Stellung eines normierenden Kodexes hat. Schon der Titel der Reihe "Die Besonderheiten der deutschen Schriftsprache im Ausland" zeigt, dass es sich um eine Darstellung von Abweichungen aus deutschländischer Perspektive handelt und nicht um einen nationalen Kodex des Schweizerhochdeutschen.

(11) Zu den Eigenheiten des Schweizerhochdeutsch vgl. auch Ammon (1995: 251-282), Arens (1985), Christen (2001), Falk (1965), Fenske (1973), Glaser (2003), Häcki Buhofer, Burger (1998: 113-120), Heuer (1999), Meyer (1994), Kaiser (1969/70), Rash (2002: 150-180) und Rupp (1983).

(12) Eine Ausnahme bildet die Arbeit von Maria Concetta Di Paolo (2001: 85-105), die sich mit dem Helvetismenbewusstsein in der Schweiz befasst.

(13) Insgesamt ist die Häufigkeit nicht höher als bei der These 1, weil es sich nicht ausschließlich um solche Varianten handelte, die der Mehrheit der Sprecher als Helvetismen bekannt sind.

(14) Auch in der Bewertung von Nonstandardphänomenen zeigten sich ähnlich Ergebnisse: Im Durchschnitt wurden nur 35% der vom deutschen Sprecher produzierten Nonstandardphänomene als schlechtes oder fehlerhaftes Deutsch kategorisiert, hingegen 69% des Schweizer Sprechers. In der Kontrollgruppe hinwiederum waren die Zahlen annähernd gleich.

(15) Diese Größe eignet sich besser als Bezugsgröße für weitere Untersuchungen als die absolute Häufigkeit, weil Antwortmuster wie das folgende zu Fehlschlüssen verleiten könnten: Etwa wäre es möglich, dass ein Proband elf Mal der deutschländischen Variante den Vorzug gibt und genauso häufig der schweizerischen. Berücksichtigte man die absolute Häufigkeit, säße man dem Fehlschluss auf, dass der Proband die deutschländischen Formen positiver bewertet, obwohl keine echte Präferenz für die deutschländische Standardvarietät zu konstatieren wäre.

(16) Dies trifft freilich nicht auf die deutschländische Aussprache des Standarddeutschen zu. Diese wird überaus negativ bewertet. Vgl. Ammon (1995:303).

(17) Künftige Untersuchungen müssten freilich die Normen der gesprochenen und geschriebenen Sprache differenzieren.

(18) Diese Überzeugung projizieren Deutschschweizer dann auf ihre Nachbarn. So glaubten 70% der Befragten, die Deutschen seien der Meinung, Schweizer könnten nicht richtig Hochdeutsch.


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6.1. Standardvariationen und Sprachauffassungen in verschiedenen Sprachkulturen | Standard Variations and Conceptions of Language in Various Language Cultures

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For quotation purposes:
Rudolf Muhr (Universität Graz): Language Attitudes and language conceptions in non-dominating varieties of pluricentric languages. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/06_1/scharloth15.htm

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