Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. Jänner 2006
 

8.3. Dialog und Lernen
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Heiner Benking (Berlin)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Alte und Neue Räume, Ordnungen und Modelle für Orientierungen und Vereinbarungen

oder: Steuern und gemeinsam auch in neuen modernen Welten zurechtkommen

Heiner Benking (Berlin)
[BIO]

 

Umfeld

Die moderne - ja postmoderne Theorie - geht von einer Welt einäugiger, nicht kommunikativer Realitäts - Konstruktionen aus, die zuendegedacht zu einer finalen, unumkehrbaren Cyberculture führt (Levy). Wissenschaftliche "Turns" oder "Waves" propagieren immer neue Begriffe und Theorien, aber vermeiden den notwendigen "Pragmatic Spin" (Volker Gerhard (1997), Humboldt Universität zu Berlin zu Hellmuth Plessner in DIE ZEIT) und versuchen die Fixierung auf eine Zeichen oder Darstellungsart, eine Denkschule und Vorgehensweise durch jeweils modische Assessoires zu verstecken. Vermieden werden multi-modale, transdisziplinäre, inter-kulturelle multi-linguale und verkörperte oder anschauliche Konstruktionen und Vorgehensweisen.

Der Beitrag zeigt das verschieden Zeichenarten, kodierte und nicht-kodierte Daten zusammengebracht und gemeinsam -gedacht werden können um auch nicht direkt greifbare Realitäten in ein gemeinsames Kalkül einbeziehen zu können.

Die Alternative zum Zusammendenken ist eine forcierte Beschleunigung, ein Kultivierung von Bewußtseins- und Daten- "Inseln". Die Frage ist ob wir weiterhin lamentieren wollen mit der Perspektive eines finalen, beliebigen Babylon oder ob wir stattdessen gemeinsame, anschauliche Orientierungen und Konstruktionen zumindestens fürs grobe Zurechtfinden und Zurechtkomen testen und wahrnehmen wollen. Zentral erscheint die Koexistenz von Wissen, Verfügungswissen und Orientierungswissen, die Frage ob wir jenseits von recht-haben und Schachteldenken nicht nur wieder neue Plastikwörter kreieren, sonder uns helfen gemeinsam und greifbar einen Unterschied zu machen, innerhalb und jenseits von Größenordnungen, Disziplinen, Kulturen und Zeiten.

Der Artikel handelt eigentlich nur von "Orientierung", Orientierung zwischen Modellen. Welten und Zeiten, von der Medialität, Anschaulichleit und Greifbarkeit von Orientierung, denn Leerwörter wie System, Ordnung, Raum, ... können kontraproduktiv sein wenn das Gemeinsame, Vereinbarungen und das (möglicherweise) Greifbare und Anschauliche auf der Strecke bleiben. Die vorgestellten Konstruktionen oder Gerüste sind Hilfskonstruktionen, Kunstgriffe für einer "oberflächliche" Orientierung und Pragmatik, Rüstzeug und Hilfe für das jeweilige Detail.

 

Zusammenfassung

Angesichts der globalen Orientierungslosigkeit, der mangelnden Vereinbarung von Positionen, Perspektiven und Alternativen in unser Vorstellungswelten oder Denkräumen, wird angeregt sich die Orientierung in physichen "Lebensräumen" als Beispiel zu nehmen um auch in konzeptionellen geistigen oder sozio-kulturellen "Umgebungen" Wege, Richtungen und Ebenen verhandelbarer zu gestalten.

Ein "theos" kann ethymologisch als "thereo"= "ich sehe" oder "ich laufe" verstanden werde und so wird versucht sich dies auch als geistige Bewegung nicht nur in einer Landschaft sondern auch in eine Gedankenlandschaft übernommen vorzustellen. Wir wollen dieser Übertragung weiterverfolgen und sehen wie weit sie trägt und uns durch gemeinsame Konstruktionen helfen kann uns auch außerhalb des direkt greifbar gegebenen zurechtzufinden. Und nicht uns nur individuell zu orientieren, sondern gerade gemeinsam alternative Handlungen, deren Auswirkungen, Proportionen und Konsequenzen "auf den Tisch" und "ins Gespräch" zu bringen (siehe auch den Beitrag zur Gesprächs und Entscheidungskultur in diesem Seminar).

Viele abstrakte Konzepte machen Sinn in Denkräumen, so können wir unsere Paradigmen als Denkwege vorstellen (Benking 1996a) und sie uns "erlaufen" ( siehe oben "theoro") und dabei erkennen dass, Abschottungen, Wände, Untiefen, weisse Flecken als Denkobjekte einen Platz finden können, aber auch verschoben und verändert/entfernt/umgangen werden können. Warum? Um eigene und fremde Motivationen und Überlegungen erkennen oder besprechen zu können, sich im Leben und in verschiedenen Kulturen besser orientieren, besser friedlicher miteinander zurechtkommen zu können. Dabei geht es darum Räume, Ordnungen, Muster und Modelle begreifbar und anschaulich, erleb- und erkundbar zu machen und um Verbindungen zwischen realen, fiktivem, virtuellen und fremden herzustellen zu können, auch zwischen Symbolen und Bildern, Kulturen und Welten, Mustern, Zeichen und Karten (Karten nennt D. Wood (1992) aus gutem Grund "Superzeichen". Modelle bezeichnen wir in diesem Beitrag deshalb Super-Superzeichen um auf ihren besonderen Charakter und ihre besondere Funktion rund um Erkenntnis und Kommunikation aufmerksam zu machen.

Das Ziel der Übung ist eine vergleichende Positions- und Perspektivbestimmung in einem vereinbarten "Überblicks"-Rahmen um Orientierungen zu ermöglichen, nach gemeinsamen Beobachtungen alternative Aktionen abzuwägen und durch die Klärung von Positionen und Motivationen das wechselseitigeVerstehen zu fördern, pragmatisch gemeinsame und allerseits wünschenswerte Ziele ins Auge zu fassen - oder anders: Neben Verfügungswissen auch Orientierungswissen Allgemeingut und Basis für bedachte gemeinsame Entscheidungen werden zu lassen, die Fremdes und Unterschiede nicht ausgrenzt, sondern einbezieht und als Herausforderung und Potential sieht.

 

Einführung

Angesichts der postmodernen globalen Orientierungslosigkeit, Ordnungslosigkeit, Ortslosigkeit und Abschottung sollen "Denkräume" helfen konkrete Vereinbarungen zu treffen. Dies nicht lokal, global, oder sektoral, sondern konkret und integral zwischen den Ebenen; Kulturen, Regionen, Sprachen,...Dies greifbar und praktisch einfach nachvollziehbar geschehen muss, nicht alles mit allem durcheinander, sondern strukturiert, systematisch und überblicksmäßig, den Zusammenhang im Auge behaltend, und aus der Vogelschau neue Einsichten gewinnend, um ko-kreativ zwischen Wissenschaften und Kulturen Brücken bauen zu können.

Das geht natürlich nur wenn man bereit ist mit einigen Tabus zu brechen, denn es kann nach den Dogmen moderner Denklehren keinen Überblick mehr geben, Generalistentum ist verpönt, und Raum ist nicht zu hinterfragen, geschweige denn um als Modellraum für andere Inhalte oder Welten mißbraucht zu werden. Worum es schlussendlich geht ist eine Verbindung von Spezialisten und Generalistentum, eine andere Bildung, Ethik und Pragmatik.

 

Wer von allem ein bißchen weiß, ist ein Dilettant; Wer nur von einem bißchen alles weiß, ist ein Fachidiot. Ein Generalist aber ist, wer viel von einem bißchen Und einiges vom Ganzen weiß, worin das bißchen seinen Platz hat. Günter Ropohl

Dabei geht es nicht nur um die konkrete Verbindung dieser "Räume" oder Welten, sondern um die Erweiterung unserer gemeinsamen Vorstellung, die Entwicklung einfacher, anwendbarer und miteinander verbindbarer Modell-Ordnungen: die Konstruktion und Belebung von "Sinnwelten" anstelle von Angst und Apathie erzeugenden modernen medialen, gar globalen "Fluchtwelten" (Benking 1993).

Hindernisse auf dem Weg zu solchen erweiterten "Vereinbarungen" sind nicht nur unser westliches, modernes Konzept von Raum und Ordnung, sondern unser Schachteldenken, unser Hantieren mit Begriffen und Kategorien ohne Welt- und Lebensbezug, unser Denken in nicht- oder ein-, selten zwei-dimensionalen Strukturen, und unsere Fixierung auf Begriffsgegensätze als vermeintlichem Halt, Gegensätze wie Physik vs. Metaphysik, richtig vs. falsch, schwarz vs. weiss, Esoterik vs. Exoterik, Innen- vs. Aussenwelt, Raum vs. Leere, Zeichen vs. Bild, Alte vs. Neue Welt (Old vs. New (Age, -Europe) ...um vermeintlich Positionen "klar" zu machen und etwas/jemanden einordnen zu können. Doch gemeinsame Orte und Plätze für die Verständigung werden so nicht geschaffen, für ein "zwischen" und "anderes" bleibt so einfach kein "Raum". Mehrdimensionalität läßt sich nun einmal nicht ein-äugig oder nicht-dimensional (noch nicht einmal ein- oder zwei-dimensional) begreifen.

Unser Lebensraum - "Oikos" jedoch aber ist nun einmal mehr-dimensional, und so sollten wir vielleicht Beschreibungen und Darstellungen suchen die sich ergänzen und stützen, vermittelbar und greifbar sind, und seien es auch nur in Modellen, die uns helfen können neues, zukünftiges, oder unerreichbares gemeinsam zu konstruieren oder zu erkunden. Siehe Allgemeine Modelltheorie (Stachowiak 1973).

Der Autor ist "von Haus aus" Kartograph- und Modellbauer, und benutzt Raum und Ordnungen ganz konkret um Zusammenhänge und Strukturen darzustellen, vielleicht sogar in sie "einzutauchen" und gemeinsam "verhandeln" zu können. Er verweigert sich abstrakter, vager Ganzheiten, denen er statt Weltanschauungen, konkrete, nachvollziehbare Weltbilder, sogar "Welthäuser" als Modelle zur Seite stellt (Benking 2003, Baldus, et. al. 2003).

 

Worum geht es in diesem Artikel? - Begrifflichkeiten

Der Begriff Raum steht hier für Potential, als Container für Fülle und Leere verstanden. Der Einfachheit halber gehen wir vom allbekannten rechtwinklig ausgedehnt denkbaren Raum aus. Egal ob es sich um einen realen, fiktiven/virtuellen, oder zukünftigen Raum handelt, kann dieser also erkundet, beschrieben, ja sogar gefüllt und geleert werden.

Hier sprechen wir nicht nur vom direkt erfahrbaren und greifbaren Raum unseres Mesokosmos, auch oft Naturraum genannt, sondern umfassend wir alle "gangigen" Skalen mit ein: von Makro bis Mikro, von Zeiträumen, Kulturräumen und sogar Sprachräumen. Nur wenn wir uns diese konkret und ausgedehnt vorstellen können wir diese miteinander in Bezug setzen.

 

Ordnungen und Ver-Ortungen

Ordnung ist eine Art Tabu, man versucht um sie herumzukommen schätzt aber die Vorteile etwas an bekanntem Platz wiederzufinden. Die Lernwerkstätten der Aufklärung waren solche festen Schubladen; Bibliotheken sind es noch immer, an denen man etwas in den bekannten Kategorien wiederfindet. Aber wehe mehrere Kategorien treffen zu und es sind genau und nur die "Randbereiche". Ordnungsmuster und MusterOrdnungen in den Weltkulturen sind ein weites Feld. Siehe hierzu Benking, (1998) Overclaims and Oversimplifications, InterCult, Culture of Peace, UNESCO, Baden-Baden.

 

Karten

Karten sind ein erster Schritt zum Verstehen von Modellen. Sie bilden die Natur oder ein Objekt nach bestimmten Regeln ab. Nur selten wird die Karte mit der Realität/dem Terrain verwechselt. Wichtig ist ihr spezifischer praktischer Nutzten und das einfache Erkennen und Zurechtfinden ohne zu große Fehler in der Verlässlichkeit und Abbildungstreue. Diese Treue, der "Fit", werden oft nicht hinterfragt. Was fatale Folgen haben kann, wie bei unseren Weltkarten als Mercartor Karten die nicht flächentreu sind und so ein sehr verzerrtes einseitiges Bild unserer Welt in die Welt und in die Schulen bringen. (siehe hierzu die Peters Projektion (Arno Peters 199**)).

Jedes Hilfsmittel, je praktischer und wirkungsmächtiger, desto mehr kann es auch mißbraucht werden. Wir plädieren deshalb für den Einsatz verschiedener Sinne und verschiedener Mittel um unabhängig zu prüfen und so die Verlässlichkeit der Annahmen zu erhöhen.

Die Karte ist nach Dennis Wood (1992) ein "Superzeichen", sie ist wie ein Modell ein "Zwischen", auch mit der besonderen Funktion andere Zeichen und Muster verbinden zu können.

 

Modelle (Modell- und Systemtheorie)

Wir können zwischen abstrakten, mathematischen und anschaulichen, ausgedehnten unterscheiden. Hier sprechen wir von konkreten, konstruierbaren und somit anschaulichen Modellen. Die Allgemeine Modelltheorie (H. Stachowiak 1972-1995) wird empfohlen und in Ergänzung der verbreiteten Allgemeinen Systemtheorie (Ludwig v. Bertalanffy 1968) als notwendiges konkretes Hilfsmittel zur Beschreibung und Darstellung komplexer dynamischer Prozesse verstanden.

Zur "Treue" oder "Fidelity" siehe oben auch "Karten" als 2-dimensionale Modelle.

Vielleicht sind Modelle "Super-Super-Zeichen" ! <sik>.

 

Plastikwörter

Ein Begriff von Pörksen (1988) der die rasante Zunahme von inhaltsleeren Leerwörtern in unsere Sprache, speziell auch im politischen Raum beklagt (Pörksen 2002). Worte mit beliebiger, vager Bedeutung, wie System und Ordnung sind für ihn Ursache für die Verwahrlosung unserer Sprache. Im Gespräch mit Ihm haben wir auch Raum, Ordnung als Plastikwörter bezeichnet (Anmerkung Benking 2003), Vielleicht auch Karte und Modell, die wie "map" oder "road-map" in der englischen Sprache für alles herhalten muß. Begriffe werden also als Plastikwörter beliebig und immer mehr analogisch, metaphorisch als Plastikwörter ohne klar umrisse Bedeutung gebraucht. Nach einem Telefonat mit Pörksen war man sich einig das „Raum“ und „Ordnung“ im grundlegendem Sinne als Plastikwörter ind er modernen westlichen Welt ge(miß)-bracht werden.

 

Holismus, Pragmatik und Bewußtseinsentwicklung

Jean Gebser (1949) fordert die Konkretisierung des Integralen (s.a. Benking, Stalinki (2001)) das sich nur auf dem Fundament vorhergehender und diese einbeziehender Stufen entwickeln kann. Voraussetzungen sind ein systematischer Holismus im Sinne von Jean C. Smuts ( Benking, v. Meurs 1998) und eine systematischer (neo) Pragmatismus wie von H. Stachowiak (1972-95) entwickelt.

Das hier vorgestellte "Kognitive Panorama" und der "Zauberwürfel" sind Konstruktionen und Konkretierungen die nachvollziehbar und anschaulich diese Extra Dimensionen und Ordnungen in Bezug setzen und erlauben zwischen den so entstehenden (Wissensfeldern oder -Mustern) verbindendes und neues erkennen / entstehen lassen zu können.

Empfohlen sei eine neue Internationale Encyclopedie zu Systemen und Kybernetik (Ch. Francois 2004) www.benking.de/encyclopedia/ die mit Einträgen wie kognitive Räume und Holismus viele der im Text und in den Fußnoten nicht vertieften Inhalte zugänglich macht.

Als "kreativer Quergeist" arbeitet der Autor an der Synthese und Integration indem er Begriffe wie Raum, Modell, Ordnung, System, ... konkret und körperlich, ausgedehnt in einem Zusammenhang (Benking 1999) sieht, oder diesen für einen groben ersten Überblick - in Zeiten einer globalisierten "Cyberculture" ohne Halt und Sinn - einfach vereinbart, in neue "Räume" stellt damit Man/Frau sich daran reibt und evtl. etwas neues, gemeinsames entstehen kann.

Zuendegedacht und -gehandelt führen solche "kreativen" Querdenkereien" nicht nur zu einer anderen Betrachtung was wir lernen sollten, oder wie wir regieren (govern=steuern) sollten, sondern dahin dass Ethik in Zukunft nach Hans Jonas nur noch mit Raum- und Zeit- Horizont zu denken ist (Benking 1995) und dass Proportionen und Konsequenzen unseres Handelns fühlbar und erlebbar dargestellt werden müssen. Siehe dazu "Durch die Sinne zum Sinn" (Schärli, Benking, 1998).

Der Autor arbeitet als Generalist, (siehe Zitat Ropohl), auch Karten und Modellbauer zum Thema Systeme und Ordnungen, Zeichensysteme, Kulturnavigation und Sprachen, Transformation und Pragmatik, ... doch richtig interessant für das "Hier und Jetzt" wird es erst wenn Jugendliche gemeinsam Modelle bauen und erkunden, neue Begriffe finden und greifbar machen um der vorherrschenden Verwirrung und Orientierungslosigkeit entgegenzuwirken. Alternative Zukünfte zu entwerfen und zu erarbeiten braucht langen Atem, Überblick und Orientierungen, die Übersetzung in andere Welten und weg denken oder neu-denken was andere fixiert als unverrückbar betrachten oder schlimmer noch, ausblenden und gar nicht erst hinterfragen.

"Wer Grenzen denkend setzt, die wirklich nicht vorhanden, und dann hinweg sie denkt, der hat die Welt verstanden. So wie Geometrie in Ihren Liniennetzen, so fängt sich auch das Denken in Gesetzen, (auch Grenzen H.B.) Verständlich macht man uns die Welt durch Länderkarten, doch müssen wir des Geistes Sternenkarten noch erwarten". Friedrich Rückert

 

 Klein und von unten anfangen - aber auch wissen wo !

Behandelt man die Themen Globalisierung, Komplexität, Weltbild und Orientierung in Workshops mit Kindern und Jugendlichen entwickeln sich oft vor verblüffende Ergebnisse.

Durch erste, oftmals entwaffnende Einwände sind Kinder in der Lage, nicht nur die scheinbar sicheren Fundamente der Erwachsenen zu erschüttern, das Thema zu kippen, sich rasch wieder dem „realen Leben“ zuzuwenden und sarkastisch zu bemerken, wie die Erwachsen ihnen immer gebetsmühlenartig vorbeten „es doch nicht so zu tun, wie sie es den Kindern vorleben, sondern doch bitteschön so, wie sie es ihnen sagen“. Kinder können weit häufiger, als man gemeinhin annimmt, nicht nur abstrakte Zusammenhänge und Dimensionen sehen sowie Zeithorizonte oder Ähnlichkeiten im Mikro- oder Makrokosmos intuitiv betrachten und darüber reden, sondern sie können sich auch durch ihre Fragen untereinander selbst Anstöße für Lösungen bzw. Alternativen geben.

 

 Ein "Haus der Augen" und Ort für "Ich, Du, Wir, Andere,.." Modelle

(siehe hierzu auch Club of Budapest Memebrs Meeting – UNESCO Presentation, Benking 1998).

Eine wiederholte, beeindruckende Erfahrung in Workshops ist, wie die Jugendlichen auf Anhieb als imaginärer Betrachter zwischen verschiedensten "mehr oder eben weniger stimmigen" Blickwinkeln auf dieselbe Welt in der wir leben wechseln konnten um sich einer ganzheitlichen Ansicht anzunähern. In dem unten vorgestellten "Vorstellungsraum" oder der Blackbox wurden individuelle Tunnelsichten mit Scheuklappen als "Wurmaugen", "ego-Sichten als Fischaugen wie ein Makro-objektiv beim Fotoapparat, Überblickssichten als "Vogelaugen", ober auch unterschiedliche "kulturelle Augen" unterschieden, jenseits von richtig oder falsch, eben im jeweiligen Kontext. Dies führt zu anderen Modellen, denn wir konstruieren so nicht mehr nur die persönliche Sicht als "Ich" Modelle oder persönliche Konstrukte, wie im Konstruktivismus, sondern eben parallel auch andere Sichten des Du, Wir, Sie, Andere,... Wir erhalten damit Modelle, die wir in einen größeren Rahmen oder Zusammenhang einordnen und dank dem nachvollziehbaren Perspektivwechsel leichter und besser verstehen, kommunizieren und akzeptieren können.

Der Philosoph, Biologe und Soziologe Hellmuth Plessner (1928) hat dieses Einnehmen einer ex-zentrischen Positionalität als besondere Fähigkeit des Menschen erkannt und beschrieben. Die UNESCO spricht vom Menschen als "model-making animal", einem Wesen das Alleinstellungsmerkmal andere Betrachtungen und Kontexte einbeziehen kann und sollte, zu Voraussagen fähig ist, siehe:

Man is a model-making animal. His outstanding predictive power gives him selective advantages over his physically stronger rivals... Richardson, Marx and Tóth, UNESCO 1984

Es ist vielleicht deshalb an der Zeit in unserem Denken, Darstellen und Kommunizieren unsere 3-dimensionalen Vorstellungs-, Anschauungs- und Modellierungs- Fähigkeiten breit zu fordern und zu fördern- so unsere Erkenntnisse und Erfahrungen auch zu kommunizieren. Dies sollte zu einer inter-subjektiven, zeichen-verbindenen Erkenntnis als Bestandteil einer Kommunikativen Gesellschaft (Benking 1999) führen (siehe hierzu Ausführungen zur Zeichen- und Modellintegration zum Schluss des Beitrags. Wohlgemerkt spreche ich hier nicht von einer objektiver Erkenntnis, siehe unten Karl Popper) sondern einer Erkenntnis die sich ihres Objektes versichert und dies zu kommunizieren weiss.

Am Anfang objektiver Erkenntnis steht also nicht immer ein Experiment, sondern eine Beobachtung und der Entwurf eines ganzheitlichen Bildes, in dem alles vorhandenen Wissen und alle Beobachtungen integriert sind. Karl Popper (siehe dazu auch I. Kant)

 

Der Kunstgriff: Inkompatibles in einen gemeinsam zu (be)greifenden Kontext setzen

Das "globale Dorf" als Metapher und Welt-Modell ist interessant, reicht aber nicht aus, zumal es nicht „tief“ verstanden wird. Traditionelle Kulturen bieten Orientierungshilfen und Modelle für ihren Kosmos – auch wir in der modernen Welt der Horizont- und Kulturüberschreitungen können sie wieder finden.

Auf der Suche nach einem ganzheitlichen Verständnis als Fundament für eine Weltzivilisation in Abstimmung mit den Grundgesetzen der Biosphäre haben Jugendliche, Pfadfinder, im Rahmen eines mehrjährigen Schulprojektes die Vision eines „Welthauses“ entworfen. Als geistiges Baugut studierten diese visionären "Architekten" dutzende Weltsichten, Denkgebäude und Philosophien, setzten sie zueinander in Beziehung, wogen sie gegeneinander ab und formten aus jugendlicher Sicht ein neues Denkgebäude und Orientierungsmuster für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts (Baldus 2003).

Gezeigt werden soll, dass (be-)greifbare Wortbilder und Denkfiguren helfen können, zu sehen, worum es geht. Das Modell eines „Welthauses“, das wir auch „Haus der Augen“ nannten, könnte uns gemeinsame Erfahrungen von Realitäten und Vorgängen näherbringen, die außerhalb des Meso-Kosmos unserer direkten Wahrnehmung, jenseits des materiell Greifbaren und Anschaulichen liegen.

 

"Wir möchten Zusammenhänge sehen."

forderten jugendliche Teilnehmer eines Mediencamps die „großen“ Zukunftsforscher aus aller Welt während der XIII. Weltkonferenz der „World Futures Studies Federation“ 1993 in Turku, Finnland heraus. Unsere jugendlichen Freunde teilten die Ansicht, dass unser aller Weltbild zu flach sei, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angemessen zu begegnen. Dabei beriefen sie sich selbstbewusst und sicher auch auf Aussagen von Benoit Mandelbrot, dem Entdecker der Fraktale und damit der Chaos-Theorie, und Johan Galtung, mit denen sie bei der Konferenz gesprochen hatten. Sie waren Feuer und Flamme, als wir ihnen anboten, den „Zauberwürfels der Ökologie“ vorzustellen (Benking 1993), der wie sie meinten genau da ansetze, wo und wie sie sowieso und schon immer ganzheitlich und arbeitsteilig denken und handeln würden. (siehe hierzu Report im FAW Newsletter)

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DIESER GRÜNE BEREICH IST EIN EINSCHUB ZUR ERLÄUTERUNG - UNTEN GEHT ES MIT DER ENTWICKLUNGSGEDSCHICHTE DES ECO_CUBE WÜRFEL ALS ORDNUGNSRAUM als TEIL DES KOGNITIVEN PANORAMA WEITER.

Eine gemeinsame Hauswirtschaft

Wenn wir uns die Herkunft der Begriffe Ökonomie, Ökologie und Ekistik (Planungswissenschaften/Wissenschaft über das „Siedeln“) klarmachen, stoßen wir auf eine sehr interessante gemeinsame Metapher: das Haus und/oder den Haushalt, ebenso wie auf die Siedlung. Mein Ansatz und Vorschlag ist, dass wir uns bei unseren Denkmodellen und Metaphern nicht mehr nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, den Körper, beziehen, sondern zusätzlich den Lebensraum, das Haus, das Dorf, die Stadt … das All einbeziehen (Benking, Judge 1994).

Wir alle kennen einen leeren, strukturierbaren, also „möblierbaren“ Raum, und wir wissen auch, wie es sich anfühlt, wenn der Raum gestaltet wird und anfängt, Lebensraum zu werden. Nehmen wir nun als Basis unserer Überlegungen einen solchen gefüllten bzw. leeren Raum eines Hauses oder einen Naturraums. Analog dazu können wir später Wissens- bzw. Nichtwissens-Räume betrachten, jeden Rahmen setzen nur um gemeinsame Rahmen zu definieren oder zu erkennen, oder nur sagen zu können was nicht in einen Rahmen passt.

Ein Haus ohne WändeWas ist denn nun der Vorteil solcher Vorstellungs-Häuser? Erstens sind sie rechtwinklig konstruiert, d.h. die Dimensionen sind unabhängig voneinander, sie lassen sich nicht durch andere Dimensionen abbilden. Zweitens: Bereiche, gehalten von einem „Gitternetz“, lassen sich wiederfinden und überlagern, lassen sich absuchen, ohne zu wissen, was dort steht, welcher Begriff, in welcher Sprache und in welcher Schreibweise. Dies zielt auf die Nachteile moderner Volltext-Suchmaschinen und die Notwendigkeit, unsere Kategoriensammlungen nachvollziehbar und abgestimmt zu gestalten.

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DER WÜRFEL ALS EIN MODELL - z.B: anhand der Metapher "HAUS"

s.a. Postmaterialismus Beitrag WELTBILDER _ WELTHÄUSER

Der Zauberwürfel der Ökologie ist ein Modell, Ordnungs- und Anschauungsraum zu den Grunddimensionen des Wandels des "Systems Erde", entwickelt und produziert als Exponat für die Ausstellung „Welt im Wandel – Herausforderungen an Wissenschaft und Politik“, im Bundeskanzleramt in Bonn (Benking 1990).

Der Zauberwürfels hat also drei rechtwinklige Raum-achsen/-dimensionen:

 

 

Dies sind die drei Arbeitsdimensionen der Ökologie als Multidisziplin nur trasnsdisziplinär betrieben werden kann, also immer längs und quer in diesem Forschungsraum zu arbeiten hat.

Der gebaute oder gedachte Würfel als kognitiver Raum (Cognitive Spaces, Francois 2004) gemeinsamer Phantasie oder Ort für Bereiche des Wissens und Nicht-Wissens stellt „Überblickswissen“ dar, also nicht Detail- oder Expertenwissen, sondern eben Wissen um Zusammenhänge und Nachbarschaften.

Wichtig ist noch der Unterschied von Blackbox und Whitebox in den Systemwissenschaften (siehe: Encyclopedia (Charles Francois 2004): die Bilder ganz oben zeigen eine Blackbox (opaque oder undurchsichtig), die wir als Ganzes verstehen und nicht alle Teile kennen. Bei der Whitebox dagegen haben wir es mit einer transparenten "Box" zu tun. Einem Raum bei dem wir einzelne Inhalte exemplarisch herausheben, ja sogar wenn wir den Raum als Modellraum bauen oder virtuell erzeugen, in ihn eindringen, ihn gemeinsam erkunden und beschreiben können. Oben wird also beispielhaft gezeigt das sich unser Baum in der Jetztzeit und im Mesokosmos befindet und aus der Sicht der Biologie betrachtet wird. Der Schmetterling, wir sind in seine kleine Welt "hineingezoomt", kann für seinen gesamten Lebens- und Transformationszyclus die Zeitachse einnehmen.

NOCH EINMAL ZUR UNTERSTREICHUNG:

Der Würfel ist ein nicht-materieller Denkraum, hat also nur ein virtuelles Gerüst um Inhalten einen Platz, eine Lage geben zu können. Es handelt sich dabei um keine festen Kategoriegrenzen, wie Regale oder Schachteln begrenzt und fest sind, sondern eher, wie bei geographischer Breite und Länge, um Orientierungshilfen bei denen niemand daran denken würde das es bei GREENWICH "NULL" nicht weitergeht oder das man gegen eine Datumsgrenze wie eine Mauer laufen kann. Es ist bekannt dass das "Denklehrzimmer" der Aufklärungspädagogik "Wissensschachteln" eine Ordnung gab, wie sich auch bei Bau von Bibliotheken fortsetzte und ihre natürlichen physischen Grenzen fand. Nun nach der "Aufklärung" sollte es möglich sein den nächsten Schritt zu tun, die Grenzen zu transzendieren, und Schnittmengen und Bereiche zwischen den engen physischen Grenzen auszuzeichenen und mit anderen Bereichen oder Feldern in Beziehung zu setzen. Vielleicht kann man den Würfelraum als Zeiger- oder Orientierungsraum (Index- oder Kontext Raum) anwenden, der hilft andere Inhalte über den Zusammenhang zu verknüpfen. Wir kommen unten noch auf die verschiedenen Objekt-, Medien- und Zeichenarten zu sprechen die mit dem Indexraum in Kontext gesetzt werden können.

Das Kognitive Panorama

Der kognitive Raum des Würfels kann auch als Teil eines Kognitives Panorama (siehe Rahmen für die Begriffe am Anfang des Artikels) oder als Atriumhaus gedacht werden, wobei die Nachbarräume den Naturraum und einen Begriffsraum für verschiedene Sprachen darstellen.

Ziel ist die Verbindung von Wissensmustern und Wissensfeldern, die Überlagerung von Wissensbereichen und so die intelligente Suche nach Gemeinsamkeiten in klaren Kontexten, zum Beispiel im Gegensatz zur Lieferung von Unmengen ungewünschter Information mit fraglicher Verlässlichkeit und Verfolgbarkeit. Zur Wissensfeldüberlagerung siehe Einträge in der Enzyklopädie for Systems and Cybernetics, Musterordnungen; Ordnungsmuster und Wissensmuster Indexierung mit Schülern die Bereiche nicht mehr nach „Keywords“ sondern in einer Systmatischen Ordnung Indexierten und so eine patizipative zusätzliche Recherche und das Konzept von nachvollziehbaren Musterwissen und Wissenfelder (2D und 3D) Überlagerung und ddamit Mengenoperationen, neben der tagtäglichen oder üblichen Volltextrecherche denk-, kommunizier- und machbar wird.

 

 

Grafiken gefertigt mit Otto Schärli in Ulm, s.a. (Schärli, Benking 1998) as part of the "whole" Cognitive Panorama. Der Mensch wird in der Grafik im Gegensatz zur Maschine als Auftraggeber wieder in den Mittelpunkt als individuell erkennendes und entscheidendes Wesen gestellt. Er prüft die Ebenen und Kontexte, und spürt ähnliche Muster auf. Dies im Gegensatz zu dem was wir uns heute mit Suchmaschinen und Agenten eingehandelt haben. Verlockende Inhalte zwar, aber ohne Wiederholbarkeit, Verläßlichkeit und Nachvollziehbarkeit. Hier sollen die virtuellen Gerüstkonstruktionen "Halt" und Vergleichbarkeit finden helfen.

Wichtig ist mir noch wie unterschiedliche Ordnungen übereinander gelegt werden können, flächig und räumlich und so nicht nur abgrenzen sondern gerade Korridore oder Übergänge schaffen. Mit Alfred Schinz, THE MAGIC SQUARE, hat der Autor an den chinesischen YING -YANG Ordnungen im altchinesischen Städtebau gearbeitet. Überlagerungen von Feldern und Mustern erlauben es auch (Wissens)-Bereiche besser beschreiben zu können. Zum Thema "Eindimensionaler Mensch" braucht man nur mal kurz aufzuzeigen dass bei eindimensionaler Anordnung quadratischer Zellnachbarn jede Zelle zwei Nachbarn hat. Bei zweidimensionaler Anordnung sind es schon sechs angrenzende Nachbarn. Bei dreidimensionaler kommen die Zellschichten mit je 4 weiteren Nachbarn ober und unterhalb dazu, also 8190 Nachbarn hinzu. Dies geschieht bei der einfachsten Struktur, dem Quadrat und ohne rythmische Versmaße und verschiedene Gitter zu benutzen. Machen Sie sich gerne selbst weitere Skizzen, um sich mit der möglichen, konkreten Vielfalt vertraut zu machen.

 

Das Maßsystem von Erlitou I zweite Bauphase 72 x 72 Fuß mit den Teilungsmöglich-keiten nach der Yang-Teilung (ungerade Zahlen) und der Ying-Teilung (gerade Zahlen)Frame2

 

Bild, Bildung und Bewußt-Sein der (exzentrischen) Positionalität (Plessner 1928)

Angesichts der Welt- und Werte-Unordnung wird ökologische Bildung (Breß 1994), die Entwicklung von so etwas wie Umweltbewusstsein, als eine große Aufgabe und Herausforderung gesehen. Doch nach welchem gemeinsamen Modell? Oben konnten wir mit den auf Körpermetaphern basierenden Redensarten zeigen, dass wir mit der Ausweitung unserer Vorstellungen auf die Komplexität der heutigen Welt Schwierigkeiten haben. Der Problem- und der Lösungsraum stimmen nämlich nicht überein. Wir sind in unserem Denken und unserer Anschauung noch nicht beim „Wir“ in einer globalen, interkulturellen und multi-medialen Welt angekommen. Das Verbindende fehlt: Jeder, so schreibt Arno Schmidt, ist in seiner „geistigen Einzelhaft“ gefangen. Brückenbauer und Grenzgänger werden bestenfalls misstrauisch beobachtet. Große Bilder und Visionen wie Gaia als lebender Organismus-Planet oder die ersten Satellitenbilder der Erde zeigten, dass es noch andere Standpunkte und auch globale Verletzlichkeiten und Schönheiten gibt. Doch all dies bleiben Worte und schöne Bilder. Weltraumbilder lassen uns immer weniger staunen, rühren uns nur noch selten an. Eindrücke und Farben verblassen in unserer Erinnerung, gerade wenn Sie nicht mit allen sich gegenseitig verstärkenden und prüfenden Sinnen wahrgenommen werden.

Babylon Hoch Drei

Ohne Verortung, Verstärkung, Bestätigung und wechselseitige Überprüfung sind unsere Wahrnehmungen ohne Bezug, wir kennen die große Angst vor der Leere, wie sie gerade von den modernen Cyberculture-Gurus noch geschürt wurde. Dabei muß es aber kein Dogma sein, dass sich alles mit der Postmoderne und dem Cyberspace einem fatalen, finalen und unumkehrbaren Leere-Chaos nähert (Levy 1996, mit seinem Council of Europe "Report on Cyberculture"). Richtig ist, dass sich durch die Telekommunikation, Computertechnik, Globalisierung und Cyberspace die Menge der Informationen drastisch erhöht hat. Gerade deshalb aber wird es wichtig diese Informationen vom Rauschen (Inhalte ohne Ross, Reiter, Ort und Zeit) zu trennen und sich auch zur Trennung der Medien und Zeichen etwas zu überlegen. Interessanterweise sind Cusanus (Nikolaus von Kues), C.S.Peirce, und Abby Warburg, wenn man ihre Begriffe konkretisiert und in Bezug setzt, zu sehr verwandten Lösungen gekommen. Die Zeichentheorie von C.S. Peirce geht von 3 Zeichenarten aus: Bilder (icons), Texte (symbols) und dem Index als drittes Zeichen (wohlgemerkt ein sehr umstrittenes Zeichen). Nikolaus von Kues nannte diese Grundarten Modelle: Icon, Symbolon und Analogon, Die Warburg Bibliothek damals in Hamburg hatte 4 Stockwerke, s. a. die Zusammenstellung unten und den Beitrag Veltman in diesem Seminar. "Learning and Communication with Old and New Media". Mit ähnlichen Inhalten wird hier ein "Panorama" Entwurf vorgeschlagen um vielfältige Brücken zwischen den Ebenen durch gemeinsame Bezüge und Ver"ort"ungen herzustellen und nachvollziehbar machen zu können.

See more Figures at http://benking.de/INST/TUAC/ and http://benking.de/systems/codata/ Vorgeschlagen wird das wir den INDEX als "Zeiger" nicht nur auf reale (geografische) Räume beziehen, sondern auch auf den mittleren Raum (Context Raum oder Öko-Cube) und den Raum für die Themn mit den Sprachebenen (s.a. Switching Systems). Das Cognitive Panorama wird so zum Index Zeichen nach C.S. Peirce, oder Superzeichen nach Dennis Wood, der Karten als Superrzeichen bezeichnet Der schon angedeutete systematische Holismus (Smuts 1926) auch (Benking, Stalinski 1999) und die systematische Neo-Pragmatik (H. Stachowiak 1972-95) können in Bezug gesetzt werden mit einer neuen Ethik (mit Raum und Zeithorizont) - nach Hans Jonas, siehe Zitat unten - mit Bewusstsein auf integraler Ebene durch Orientierung des Zusammenhangs, der Proportionen und Konsequenzen.

Verantwortung: Die Verantwortung geht in das Zentrum der Ethik - Und zwar mit Raum- und Zeithorizont. Hans Jonas

 

Ein Grundrecht auf Information und Kontext

Sicherlich ist nicht nur etwas mit unserem Verhältnis zur Natur nicht in Ordnung, auch die Fragen nach dem Sinn und den Werten, nach Orientierung und Zukunftsperspektiven werden oft nur mit einem Schulterzucken, mit fatalistischen oder dualistischen Denkschablonen beantwortet. Es wird kein Zusammenhang gesehen, stattdessen geht es um persönliche Vorteilnahmen auf Kosten von Personen, Generationen, Ressourcen oder Kulturen – Subjekte, die sich nicht wehren, beschweren oder keinen Preis nennen können. Um sich überhaupt solchen Fragen und Problemen anzunähern, müssen wir unsere Metaphern und Modelle immer auf Überblicks- und Orientierungswissen beziehen. Außerdem brauchen wir eine dingliche, leibliche, lebendige Sprache, wobei Sprache nur eines von vielen weiteren leiblichen Ausdrucksmedien ist. Selbst das Denken kann eine Leiblichkeit erhalten, wenn unsere „Denkfiguren“ eng mit praktischen Situationen und Bezugsgegenständen, mit dem lebendigen Raum, verbunden sind. Aus den Konzepten des „Neuen Lernens“ kennen wir beispielsweise die Mnemotechiken (das mentale Verknüpfen eines Begriffs oder Zusammenhangs, den man sich merken möchte, mit einem bestimmten realen Ort bzw. Phantasie-Ort). Hier existiert also ein Wissensort in einer konstruierten Raumvorstellung. Denkfiguren verorten sich in erlebten Erinnerungs-Landschaften, -Architekturen oder -Kathedralen, die zu durchwandern und zu beleben eine eigenständige Kunst oder Fertigkeit ist, die "ars memoriae" (Yates 1974, s.a. z. Lippe 1997). Wie es Schauspieler auf der Bühne schon immer tun, werden hier künstliche Gebäude und Landschaften zur Hilfe genommen, die als Bühnenbild für den Prozess der Inkarnation von Gedanken dienen. Analog dazu könnte man ein solches Gedanken-Bühnenbild auch in der Realität als konkretes Gebäude oder Modell bauen, um „Platz“ zu schaffen für eine gemeinsame Erkenntnis und Ethik – Verantwortung.

Schlussgedanken und Zusammenfassung

Es ist nicht nur so dass die eine Hand nicht weiß was die andere macht, sondern, sondern dass die Sinne und Perspektiven mit denen wir unsere Welt wahrnehmen nicht zusammen zu passen scheinen. Über-vereinfachende Erklärungen mit einer Sichtweise und Perspektive, Schachtel- und schwarz/weiss- denken und -urteilen haben ein fatale Auswirkung auf unser Gefühl für Position, Orientierung und Sinn, damit auch auf unser Wertesystem und Menschlichkeit, denn wir wissen ja innerlich dass wir blind und ziellos sind. Mark Twain schrieb: "Als wir unser Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen". Diese Rat- und Rastlosigkeit läßt sich leicht auf die ganze Gesellschaft oder westliche Zivilisation übertragen, die ohne Abschätzung der Risiken, Horizonte, Proportionen, Ebenen und Konsequenzen, einfach die Augen zumacht und schneller strampelt. So ähnlich heißt es auch in der Terminologieforschung "Unsicherheit in der Terminologie ist schlimmer als Nebel, bei Nebel fährt man langsamer" - nur wir "düsen" blind einfach weiter obwohl die globalen robusten Schritte von 1995 auch Entschleunigung und Abwägung heissen !! (Benking et.al 1995). Was ist es also zu tun, wo wir doch soviel wissen und können, was ist es was uns so blind, ängstlich, aggressiv und apathisch macht? - Nun es scheinen die alten Fragen nach dem Sinn und nach den Werten zu sein, nach der Orientierung und nach dem Zusammenhang. Alle Kulturen haben mit Ordnungsmustern und Musterordnungen Erklärungs- und Vorhersagemodelle gebaut die Sinn stifteten, eine kommunikative Gesellschaft schufen. Eine Gesellschaft in der Erklärungsmodelle an nachfolgende Generationen weitergegeben wurden. Doch gerade unsere moderne westliche Welt versteckt sich hinter Dogmen, unaussprechbaren und einer wahnwitzigen Verwirrung von Begriffen wie Wirklichkeit (Realität) und Raum und läßt alle Fragen nach Sinn, Ziel, Rahmen oder Bezug einfach ausgeblendet. Sollte es gelingen sich der Plastikwörter (Pörksen 1988) in dieser Gesellschaft mehr bewusst zu werden und im Gegensatz zu diesen "Leerwörtern" Begriffe wie Raum, Ordnung und Modell konkret und verhandelbar, greifbar und begreifbar zu machen, könnte es sein, dass wir Unterschiede und Fremdes verbinden lernen, ihnen Platz und Raum geben und sie sich so nicht mehr negieren oder bekämpfen müssen. Wie schaffen wir nur eine Brücke zwischen den materialistischen Standpunkten das "Kognitive Modelle für Zusammanhänge (Überblick und Orientierung) nicht zu existieren"? Die moderne westliche Gesellschaft scheint zu glauben sich den Luxus leisten zu können Kontexte einfach negieren oder ausklammern zu können um sich im Gegenzug an Buchstaben zu klammern (Nominalismus) und einem völlig unkreativen "Schachteldenken" als Kult frönen zu können, verkennend das für andere Kulturen eine Kultur der Integration und Verbindung angesagt ist.

Der Versuch diese Beitrags mit obigen Konstruktionen eine Groborientierungen zu fördern, ohne Details zu negieren ist ein multi-modaler, mehreben und multi-perspektivischer Ansatz der weiter Überprüfung und Anwendungen bedarf. Dabei geht es nicht nur um eine "Aufklärung" des Modellbegriffs (Stachowiak 1965-95), sondern um sein Renaissance, einer Aufklärung die nicht jenseits der Materiellen Welt die Augen verschließt. Es ist zu hoffen das obige Gerüste und Hilfestellungen der Sinnstiftung dienen, Positionen und Perspektiven klarer und verhandelbarer machen, Raum in Zukunft vermehrt auch als Potential gesehen werden kann, und Grenzen und Schranken Herausforderung statt als Mauern mit Todesstreifen und rechtsfreien Zonen verstanden wird.

Epirrhema: Müsset in Naturbetrachten immer eins wie alles achten Nichts ist drinnen, nichts ist draußen, denn was innen , das ist außen. So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis.

Freuet euch des wahren Scheines Euch des ernsten Spieles; Kein Lebendiges ist ein Eins, Immer ist's ein Vieles J.W. Goethe

 

© Heiner Benking (Berlin)


NOTES

(1) ERDCHARTA. "The Earth Charter is an authoritative synthesis of values, principles, and aspirations that are widely shared by growing numbers of men and women in all regions of the world.

The principles of the Earth Charter reflect extensive international consultations conducted over a period of many years. These principles are also based upon contemporary science, international law, and the insights of philosophy and religion. Successive drafts of the Earth Charter were circulated around the world for comments and debate by nongovernmental organizations, community groups, professional societies, and international experts in many fields." http://www.earthcharter.org

(2) ÖKOLOGISCHER FUSSABDRUCK. London benötigt zur Ernährung seines Energie-, Nahrungs- und Abraumhungers die Fläche Großbritanniens. Der Rest des Landes wird also aus der "Zweiten und Dritten Welt" ernährt. Ähnlich verhält es sich mit Europa insgesamt. Die Industrieländer sprengen die jedem Erdenbewohner "individuell zustehende Hektarfläche" um ein vielfaches. Nachhaltigkeitswandel muss nicht bei Bauern Afrikas und Südamerikas stattfinden, sondern in den Industriestädten, welche die Ressourcen verbrauchen. Ein Planet Europa bräuchte 3 Planeten um den gegenwärtigen Hunger vorübergehend zu decken, ein Planet USA gleich fünf! Berücksichtigt man, dass außer dem Menschen auch andere Lebewesen Bedarf und Recht auf Lebensraum haben verändern sich diese Zahlen exponentiell. Brisant wird dieses Konsumverhältnis angesichts der Verringerung der zur Verfügung stehenden Nährfläche: Berechnungen der UN prognostizieren für das Jahr 2025, dass 60% der Menschen an Trinkwassermangel leiden werden, zudem 65% der landwirtschaftlichen Anbaufläche wegen Versteppung vom Ausfall bedroht sein werden. Fußabdrücke von Ländern der Welt sind einzusehen auf der Webseite: http://www.global-vision.org/city/footprint.html.

(3) BATTISTE, M., zeigt in "Discourses of Difference" an einem ausführlicheren Vergleich der Schöpfungsmythen deren Auswirkung auf gesellschaftliche Verhaltensmuster gegenüber Mensch, Tieren, Pflanzen, Lernen und Bildung.

(4) Drei notwendige Prinzipien für die Bildung nach Wendell Berry; WILKIE

(5) UNESCO, ESD TOOLKIT: http://www.esdtoolkit.org

(6) Die Publikation Positive News widmet sich ausschließlich positiven Nachrichten aus dem Bereich der Nachhaltigkeit und fördert damit gleichsam ein Bewusstsein für vorbildliche Akteure in der Gesellschaft wie die Teilnahme am Sustainability Movement. http://www.positivenews.org.uk

(7) ISPG ist das weltführende Vorbildprojekt zur Einführung von Nachhaltigkeitsbildung in Schulen. http://www.ihtec.org

(8) GLOBAL SUSTAINABILITY EDUCATION GSE wurde entwickelt vom Council on Global Issues (http://www.ryerson.ca/~woc) und IHTEC (http://www.ihtec.org/) als ein fortgeschrittenes Verständnis von Education for Sustainable Development ESD. GSE verschiebt den Fokus vom überkommenen Konzept industrieller Entwicklung zu Globaler Nachhaltigkeit zum Erhalt der Lebensgrundlagen des Planeten. (PDF) Webseite: http://www.ihtec.org/fileadmin/archives/IHTEC/documents/GSEFlyer.pdf

(9) FAIR TRAVEL geht weiter als "ökologisch verantwortlicher Tourismus", durch seine Philosophie des Reisens und Besuchens orientiert am Fair Trade. Es unterstützt eine respektvoll-authentische Begegnung als Menschen, nicht als beliebige Dienstleistungsvertragshalter. http://www.tribaltravel.org

(10) BENKING, H.: We Need To

(11) Die GEMEINSCHAFTLICHE WELTSICHT identifiziert sich mit der Gemeinschaft. Sie ist vertrauenswürdig und optimistisch, nährend und fürsorglich, emotionell bewusst und empathisch, dialogisch, offen, nimmt die Natur und das natürliche an, toleriert Unterschiede und Widersprüche. Individuen, Gemeinschaften und Ökologie stehen in einem Zusammenhang. Das Wohlergehen dieser zusammenwirkenden Systeme prägt die ethischen Werte und Moral. (WILKIE)

(12) Die TECHNOLOGISCHE WELTSICHT sehnt sich nach Macht, Kontrolle und Effizienz. Sie ist promethisch, faustisch und maskulin, rational, kognitiv, wissenschaftlich, technisch und leistungsorientiert. Die MANICHAEISCHE WELTSICHT sieht menschliche und übermenschliche Welten in zwei Klassen getrennt: Wir gegen Sie - Gut gegen Böse. Sie ist misstrauisch, angsterfüllt, paranoid, fremd, abergläubisch. Sie ist rachsüchtig, gewalttätig, feindlich, duldet keine Unterschiede und Widersprüche. Sie ist autoritär, patriarchal, macho. Sie nutzt psychologische Verteidigungsmechanismen and verzerrt extrem die Wirklichkeit. (WILKIE)

(13) Die KYBERNETIK beobachtet komplexe Systeme, ihre Balance und Regulierung, siehe auch Open-Forum http://www.open-forum.de/encyclopedia-pragmatics und FRANCOIS

(14) OCEANIE http://www.oceanie.org


ERWEITERTE LITERATURLISTE


8.3. Dialog und Lernen

Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections


TRANS       Inhalt | Table of Contents | Contenu  15 Nr.


For quotation purposes:
Heiner Benking (Berlin): Alte und Neue Räume, Ordnungen und Modelle für Orientierungen und Vereinbarungen. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/08_3/benking15.htm


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