Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. September 2004
 

10.2. Cyberspace - die Verbundenheit der Differenz: Kommunikation ohne Grenzen
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Gerald Ganglbauer (Sydney)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Kulturelle Diversität und neue Medien: zur Kaskadierung eines europäischen Forschungsnetzwerks

Andreas Metzner-Szigeth (Münster)

 

1. Vorbemerkung

Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen der Gründungsprozess und die konzeptionelle Entfaltung eines europäischen Forschungsnetzwerks, welches sich mit den kulturellen Wirkungen der neuen Medien beschäftigt. Es entstand aus einer lockeren Assoziation langjähriger, bi- und multilateraler Kooperationsbeziehungen, und wurde 2002 gegründet, zunächst mit dem Namen "Neue Medien und Kultur - das Beispiel Internet" / "New Media and Culture - the Example of the Internet" (NEMET ). Inzwischen firmiert es unter dem Namen "Kulturelle Diversität und Neue Medien - ihre Wechselwirkungen als Moment der europäischen Integration" / "Cultural Diversity and New Media - their Interaction as an Element of European Integration" (CultMedia). An CultMedia sind derzeit 16 Partnerinstitute und Forschungsgruppen aus 11 Ländern beteiligt, interdisziplinär zusammengesetzt aus Vertretern der Kultur- und Geisteswissenschaften, der Sozialwissenschaften und Psychologie, sowie den Informations- und Kommunikationswissenschaften. CultMedia hat inzwischen einen Antrag auf Einrichtung eines Network of Excellence (NoE) im 6. Forschungsrahmenprogramm der EU-Kommission erarbeitet und diesen im Kontext des Arbeitsprogramms "Citizens and Governance in a knowledge based society" eingereicht.

Im folgenden Text wird das Forschungsdesign von CultMedia vorgestellt, indem dargelegt wird, wie es auf drei Ebenen entfaltet werden kann, einer ersten "begrifflich-konzeptionellen", einer zweiten "diskursiv-vergleichenden" und einer dritten "synthetisch-konziliären Forschungsebene" (vgl. Abb.1). Hauptsächlich geht es dabei erstens um Überlegungen zur konzeptionellen Fundierung von CultMedia im Vierecksverhältnis(1) von Kultur, Gesellschaft, Technik und Medien. Zweitens befasst sich der Text mit der Ausweisung von vier zentralen Forschungsfeldern, nämlich "Privatheit und Öffentlichkeit", "Identität und Gemeinschaft", "Wissen und Wirtschaft" sowie "(Un-)Sicherheit und Vertrauen". Drittens geht es um die Wechselwirkungen zwischen kultureller Diversität und neuen Medien hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Prozess der europäischen Integration.

 

2. Einführung: Übersicht

Zwischen der kulturellen Entwicklung der Völker Europas und der Nutzung von Kommunikationsmedien bestehen seit jeher enge Verbindungen. Auch was die Entwicklung und Nutzung von digitalen Medien im Verbund mit solchen der computervermittelten Kommunikation und die Transformation moderner Gesellschaften betrifft, setzen sich diese engen Zusammenhänge fort.

Die jeweiligen Möglichkeiten der Gesellschaft zur Erarbeitung, Verteilung, Speicherung, Nutzung und Überprüfung von Informationen und Wissen bilden einen wichtigen dynamischen Faktor des soziokulturellen Wandels. Die Anfänge der Schriftkultur, die Erfindung des Buchdrucks oder auch die "moderneren" Medien wie Presse, Rundfunk und vor allem Fernsehen haben entscheidend zu folgenreichen kulturellen und sozialen Umwälzungen beigetragen. Die informations- und kommunikationstechnologische Entwicklungsdynamik lässt es daher sinnvoll erscheinen, ebenfalls nach den kulturellen Bedingungen und Implikationen der - auch mangels eines besseren Begriffs - zusammenfassend als "neue Medien" bezeichneten Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zu fragen, für die das Internet synonym steht.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der zu untersuchende Formwandel kultureller Praxen nicht einfach technikinduziert verläuft, sondern in einem Zusammenhang wechselbezüglicher gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse steht; als Stichworte seien hier Globalisierung, Individualisierung, reflexive Modernisierung, Komplexitäts- und Kontingenzsteigerung sowie der Wertewandel genannt.

Als europäisches Forschungsnetzwerk beabsichtigt CultMedia, kulturelle Veränderungen im Gefolge der "Neuen Medien" in zwei prioritären Hinsichten zu seinem Forschungsgegenstand zu machen: erstens bezieht es sich auf das Internet als dem Repräsentanten der neuen Medien; zweitens bezieht es sich auf jene kulturellen Praxen, die sich in den lebensweltlichen und systemischen Zusammenhängen der alltäglichen Nutzung dieses sozio-technischen Mediums verändern. Neben generellen interdisziplinären Analysen geht es dabei vor allem um multinationale Vergleiche.

Abb.1: Übersicht zum wissenschaftlichen Design von CultMedia: Forschungsebenen, Forschungsfelder und Reflexionsbezüge

2.1 Forschungsgegenstand

Vor diesem Hintergrund untersucht CultMedia jene Veränderungen im Verhältnis von Sozialität (Bildung individueller und kollektiver Identitäten, Formen der Vergemeinschaftung) und Kulturalität (kulturelle Praktiken und Güter als Bedeutungsmuster des gesellschaftlichen Lebens), die sich in Verbindung mit der Entwicklung und Nutzung des Internet (als technisches Informations- und Kommunikationsmedium) ergeben. Damit untersucht das Netzwerk Veränderungen und Prozesse, die die europäische Gegenwartsgesellschaft(en) transformieren und einen wesentlichen Teil ihres Übergangs zu einer "knowledge-based society" ausmachen.

Diese Wandlungen finden in der Europäischen Union in einem Milieu hochgradiger kultureller Diversität statt und werden dadurch in ihrer Form und ihrem Verlauf (Tempo, Richtung, Muster) beeinflusst. Umgekehrt wirken sie aber auch gleichzeitig auf eben dieses Milieu ein und verändern die Dynamik, mit der sich in der EU diversifizierte nationale Kulturen in wechselseitiger Verbundenheit weiterentwickeln.

Die Wechselwirkungen zwischen "kultureller Diversität" und "neuen Medien" entfalten sich in einer komplexen Matrix, deren Eckpunkte durch die Begriffe "Kultur", "Gesellschaft", "Medien" und "Technik" gesetzt sind. Was die "Gesellschaft" angeht, verändern sich im Zusammenhang der Transformation ihrer kulturellen Grundlagen durch die breite Nutzung neuer Medien sowohl die Wirkungsbedingungen gesellschaftlicher Teilsysteme, als auch die Arbeitsweise von Organisationen und die Interaktionsmöglichkeiten von Individuen. Entscheidend ist aber nicht die Summe der Veränderungen aller Interaktionsfelder und Lebensbereiche, sondern vor allem auch das sich wandelnde Verhältnis der Durchdringung und Abgrenzung "lebensweltlicher" und "systemischer" Kommunikations- und Handlungszusammenhänge.

Um besser erschließen zu können, von welcher Gestalt und Bedeutung die kulturellen Transformationen sind, die sich in Verbindung mit der Entwicklung der neuen Medien ergeben, sollen zwei Reflexionsbezüge dienen, nämlich einerseits das Verhältnis von "Realität und Virtualität" und andererseits das von "Raum und Zeit". Beide Reflexionsbezüge sollen systematisch berücksichtigt werden, wenn es um die Untersuchung der - im Weiteren zu bestimmenden - drei Forschungsfelder und des Querschnittsthemas geht. Entscheidend ist dabei, dass die kulturellen Transformationen nicht einfach eine Folge erweiterter Möglichkeiten der Kommunikation und Symbolverarbeitung oder auch deren breiterer Nutzung sind, sondern sich die neuen Medien wesentlich dadurch auszeichnen, dass sie die Verhältnisse von Virtualität und Realität und von Raum und Zeit in einem bisher unbekannten Ausmaß verfügbar und gestaltbar machen, sie auf eine komplexe Weise "umstricken". Statt der Vertretung eindimensionaler Thesen, etwa eines "weicheren" Realitätsbezugs durch Virtualität oder einer "Schrumpfung" des Raumes durch elektronische Kommunikation soll auf diese Weise thematisiert werden, welche Gestaltungspotentiale den neuen Medien innewohnen, um neue Verhältnisse zu erzeugen, z.B. durch den jederzeit und weltweit möglichen Zugang zu einem enormen Reservoir an Informationsquellen und Wissensbeständen.

2.2 Homogenisierung versus Diversifizierung

Was die Wechselwirkungen von "kultureller Diversität" und "neuen Medien" angeht, ist hinsichtlich ihrer Folgen für die "kulturelle Diversität" davon auszugehen, dass weder die These einer durchgängigen kulturellen Homogenisierung noch die These einer durchgängigen kulturellen Diversifizierung belegt werden kann. Vielmehr haben wir es diesbezüglich mit einem Spannungsfeld zu tun, zwischen dessen beiden Polen - Homogenisierung versus Diversifizierung - ein Terrain komplexer Überlagerungen und vielfältiger Gestaltungsoptionen erzeugt wird. Welche Gestalten diese Überlagerungen annehmen, hängt davon ab, wie sie gesellschaftlich gestaltet werden, welche Kontextbedingungen (sprachliche und kulturelle Verschiedenheiten der europäischen Nationen) und Kräfte auf sie einwirken. Formbestimmend für die Wechselwirkungen von "kultureller Diversität" und "neuen Medien" sind also nicht einfach nur die Charakteristika der "neuen Medien", sondern wie optionale Zusammenhänge konkret werden, unter Einwirkung von Akteurskoalitionen (Netzbetreiber, Inhalte-Anbieter, User-Gruppen, Medien- und Kulturpolitik) und makrogesellschaftlicher Prozesse wie etwa der (kommerziellen) Globalisierung, der Individualisierung oder der reflexiven Modernisierung.

2.3 Forschungsfelder

Um die Wechselwirkungen zwischen "kultureller Diversität" und "neuen Medien" in ihrer Funktion als ein Moment der europäischen Integration aufzuarbeiten, werden sie im Vergleich europäischer Nationen untersucht.

Um dabei der oben angedeuteten Breite und Vielschichtigkeit möglicher Wechselwirkungen einigermaßen gerecht zu werden, sollen die Implikationen der kulturellen Transformationen sowohl im Bereich der sozialen als auch der politischen und der ökonomischen Dimension untersucht werden. Die drei Forschungsfelder tragen aber nicht nur dem Gedanken der Erschließung dieser drei Dimensionen Rechnung, sondern sind auf drei Forschungsprobleme hin angelegt, deren Bedeutung darin liegt, gegenwärtige Veränderungsprozesse von kardinaler Bedeutung für die weitere Entwicklung Europas möglichst trennscharf erfassen zu können.

2.4 Europäische Integration

Mit den Mitteln der vergleichenden Beforschung der Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien auf den drei Forschungsfeldern sowie für das Querschnittsthema soll nicht nur das Muster der fraglichen Wechselwirkungen identifiziert werden, sondern auch untersucht werden, in welchem Maße dieses Muster im Vergleich europäischer Nationen variiert. Statt "nur" eine allgemeine Diskussion um kulturelle Diversität als Moment europäischer Integration zu führen, etwa darüber, ob sie als Stärke oder als Schwäche zu begreifen sei, wird die Frage nach dem Zusammenhang von kultureller Diversität und neuen Medien auf diese Weise im Kontext vier konkreter Komplexe untersucht, die für die Entwicklung der europäischen Gegenwartsgesellschaft(en) und den Verlauf der EU-Integrationsprozesse von besonderer Bedeutung sind.

Um diese Untersuchungen abzuschließen, und einen Beitrag zur praktischen Umsetzung ihrer Ergebnisse zu leisten, wird sich das Netzwerk schließlich mit der Frage auseinandersetzen, welche Konsequenzen zur fundierten Unterstützung der Medien- und Kulturpolitiken der EU und ihrer Mitgliedsstaaten abgeleitet werden können. Dabei geht es nicht nur um die Stimmigkeit ihrer Richtlinien, sondern auch um ihre Ansatzpunkte und Instrumente sowie um die Frage, ob es im Rahmen der jüngsten europäischen Erweiterung hier einen besonderen Handlungsbedarf gibt und mit welchen Maßnahmen diesem entsprochen werden kann.

 

3. Begrifflich-konzeptionelle Forschungsebene: Kultur, Gesellschaft, Technik, Medien

Begriffe sind nicht wahr oder falsch, sondern sie sind dem Zweck, für den sie gebraucht und konstruiert werden, mehr oder weniger angemessen, und dieser Zweck liegt bei CultMedia darin, die Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien zu erschließen sowie nachzuvollziehen, welche Rolle sie für die europäische Integration spielen. CultMedia kann sich daher nicht damit begnügen, einen einzelnen, eindeutigen Kultur-, Technik- oder Medienbegriff auszuweisen bzw. sich darauf zu stützen. Folgerichtig geht es in diesem Zusammenhang nicht darum, einzelne Bestimmungen als "richtig" oder theoretisch am weitesten "fortgeschritten" auszuweisen. Im Gegenteil: Zunächst ist die Vielfalt der Bedeutungen zu erschließen, in denen mit diesen Wörtern in Wissenschaft und Gesellschaft(en) operiert wird, ist die Vielschichtigkeit der Diskurse zu berücksichtigen. Erst vor diesem Hintergrund ist ein Zugang zum vielgestaltigen Wechselwirkungsverhältnis von kultureller Diversität und neuen Medien zu gewinnen, zu konsolidieren und weiter auszubauen, d.h. für die anstehenden Forschungsaufgaben tragfähig zu machen.

CultMedia folgt auch nicht einer einzelnen Herangehensweise (die zudem im Widerspruch zu seiner erklärten Interdisziplinarität stehen würde!), sondern ist in seiner Gegenstands- und Problemerschließung einer Vielfalt wissenschaftlicher Perspektiven verpflichtet. Allerdings bedeutet das nicht Beliebigkeit: Der Ausgangspunkt ist ein gemeinsames, wenn auch "an den Rändern unscharfes" Konzept, einschließlich bestimmter begrifflicher Vorverständnisse, deren Problemadäquatheit jedoch stets einer Revision offen steht. Im Folgenden geht es um diese konzeptionell-begrifflichen Ausgangspunkte, die im Sinne erkenntnis- und handlungsleitender Präsuppositionen zu verstehen sind.

3.1 Kultur und Gesellschaft - ein Verhältnis im Wandel

Was die "Gesellschaft" angeht, verändern sich im Zusammenhang mit der Transformation ihrer kulturellen Grundlagen durch die breite Nutzung der neuen Medien sowohl die Wirkungsbedingungen gesellschaftlicher Teilsysteme, die Arbeitsweise von Organisationen und die Interaktionsmöglichkeiten von Individuen. Entscheidend ist aber nicht die Summe der Veränderungen in allen Interaktionsfeldern und Lebensbereichen, sondern vor allem das sich wandelnde Verhältnis der Durchdringung und Abgrenzung "lebensweltlicher" und "systemischer" Kommunikations- und Handlungszusammenhänge.

Differenzierungen von "Kultur" unterscheiden sich herkömmlicher Weise nach Raum und Verbreitungsbereich (regionale, nationale, internationale Kulturen), nach gesellschaftlicher Akzeptanz bzw. Repräsentativität (Hochkultur, Subkulturen), nach der Sozialsystemspezifik (Industriekultur, Sportkultur), nach den Trägern (höfische Kultur, Klosterkultur, Jugendkultur) und nach der Bindung an bestimmte Typen von Manifestationen (Musikkultur), wobei eine Zeitkomponente stets immanent ist.

Für die Gegenwart ist davon auszugehen, dass sich die Summe dieser Teilkulturen nicht widerspruchslos zu einem Kulturganzen zusammenfügt, das allgemeinverbindliche Orientierungen abzuleiten erlauben würde. Diesem Befund entspricht auch, dass sich diese kulturelle Vielfalt in einer Vielfalt von Kulturkonzepten und -verständnissen niederschlägt.

Hinsichtlich seiner Bedeutung und Verwendung gehört "Kultur" zu den wissenschaftlich heikelsten und zugleich am meisten strapazierten Begriffen. Der Kulturbegriff hat in den letzten Jahrzehnten eine Konjunktur erlebt, die weit über die akademischen Debatten hinaus reicht. Die neuere Medienentwicklung fand vor dem Hintergrund dieser Konjunktur statt, und was als mögliche Auswirkungen der Medienentwicklung auf das Verständnis von "Kultur" gesehen wird, hängt davon ab, welches der historisch gewachsenen Kulturkonzepte zugrunde gelegt wird.

In diesem Zusammenhang ist zunächst zwischen den wichtigsten Typen von Kulturbegriffen zu unterscheiden. Eine gängige Unterscheidung ist die zwischen ethnographischen bzw. ethnologischen und jenen stark normativen Kulturbegriffen, die in der Tradition des Humanismus stehen (vgl. King 1993, S. 2). Eine weitere mögliche Unterscheidung ist die zwischen "Kultur" als Lebensweise schlechthin (ethnologisches Kulturkonzept), als Kunst, als human gestaltete Lebensweise (engagiert normatives Kulturkonzept der humanistischen Tradition) und als symbolisch verhandelte Sphäre der Werte und Normen in der Gesellschaft (vgl. Fuchs 1999, S. 220f.).

Die gegenwärtige Konjunktur des Kulturbegriffes in Wissenschaften und Politik ist nach S. J. Schmidt nicht eine Modeerscheinung, sondern ein "Indiz für eine bedeutsame gesellschaftliche Entwicklung", eine "Entwicklung von der Dominanz von Materialitäten hin zu einer Dominanz von Wissen", die wiederum durch die Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien maßgeblich beeinflusst wird (vgl. Schmidt 2000, S. 32ff.).

3.1.1 Kultur - Territorialität - Globalisierung

Als ein hervorstechendes Merkmal neuer Medien gilt die Tatsache, dass deren Ausbreitung die kulturelle Bedeutung von räumlicher Nähe und Distanz verändert. Das vernetzte Individuum wächst - so die weit verbreitete Auffassung - gleichsam mit seinen Handlungen im Kommunikationsnetz über die Grenzen national verfasster Gesellschaften hinaus, die Möglichkeiten transnationalen kulturellen Austauschs und der Individualisierung steigen. Gefördert wird dies durch allgemeine Tendenzen der Globalisierung, denen zumeist eine herausragende Bedeutung für den aktuellen Wandel von Kulturkonzepten beigemessen wird.

In den letzten Jahren entwickelten sich durch unterschiedliche Anregungen sowohl neue Ansätze zur Erforschung des Verhältnisses zwischen dem "Westen" und anderen Weltregionen, als auch ein verstärktes Interesse an individuellen und kollektiven Aneignungsprozessen massenmedial verbreiteter Kulturinhalte. Die Bedeutung dieser Aneignungsprozesse für den kulturellen Wandel in den verschiedenen Weltregionen kann dabei in den in ihnen verfügbar werdenden alternativen (vom traditionellen räumlichen Erfahrungszusammenhang abgelösten) Lebensentwürfen liegen, in den "möglichen Leben", die durch die Medien vermittelt werden (vgl. Appadurai 1996). Angesichts der Möglichkeiten computergestützter Kommunikation zwischen weit voneinander Entfernten und der zunehmenden kulturellen Bedeutung von Migrationen dürfte es zu einem weiteren Bedeutungszuwachs ethnologischer Themen - wie dem der "virtuellen Ethnizität" und der "kulturellen Hybridisierung" - kommen.

In der Auseinandersetzung mit den traditionellen Kulturbegriffen entstehen z. Z. neue Kulturkonzepte, die - obwohl sie oft noch wenig konturiert und nur in Ansätzen ausgearbeitet sind - einige gemeinsame Charakteristika aufweisen: Das Individuum rückt wieder in den Mittelpunkt des kulturtheoretischen Interesses, wobei u. a. posttraditionalen Formen der Vergemeinschaftung und transnationalen Vernetzungen besondere Relevanz beigemessen wird. Es existiert eine Tendenz der "Verflüssigung" und "Entterritorialisierung" des Kulturbegriffs, eine Betonung von Aspekten des Zusammenhangs von kulturellem Wandel und kultureller Globalisierung. Hält diese Tendenz an, dürfte es zu einem zentralen Thema kulturpolitischer Debatten werden, welche Rolle ein künftiger "Transnationalstaat" (U. Beck) hinsichtlich des weltumspannenden "Kulturraums Internet" spielen kann.

Prozesse der Individualisierung ebenso wie der Globalisierung bringen eine Relativierung der kulturellen Relevanz der durch räumliche Nähe gekennzeichneten sozialen Beziehungen mit sich. Wir sind nicht mehr im selben Maße wie früher auf lokale Verortung als Quelle von Information, Erfahrung, Unterhaltung, Sicherheitsgefühl und Selbstverständnis angewiesen. Die Tendenz der Relativierung der kulturellen Relevanz räumlicher Nähe steht nach weit verbreiteter Ansicht in einem engen Zusammenhang mit der neueren Medienentwicklung, aber auch mit Migration und Tourismus.(2)

Polarisierungen der Art "Globalisierung vs. Lokalisierung", "Homogenisierung vs. Heterogenisierung" oder "Universalismus vs. Partikularismus" führen daher nicht weiter. Dass sie die Debatten über die Wechselwirkungen von Globalisierung und Medienentwicklung trotzdem immer noch prägen, dürfte der Neuheit der in Frage stehenden Entwicklungen geschuldet sein.

3.1.2 In Richtung eines gegenwarts- und projektadäquaten Kulturbegriff

Die Beantwortung der Frage, was unter einem zeitgemäßen Kulturbegriff zu verstehen ist, wird so zu einem der zentralen Ausgangspunkte von CultMedia. Um die Arbeiten von CultMedia auf der diskursiv-vergleichenden ("zweiten") Forschungsebene zu fundieren, wird ein Kulturbegriff gebraucht, der es erlaubt, kulturelle Diversität so zu fassen, dass Wechselwirkungen zwischen kultureller Diversität und neuen Medien nicht nur im allgemeinen thematisierbar sind, sondern auch im besonderen auf den ausgewählten vier Forschungsfeldern.

Nahe liegend ist es, in diesem Zusammenhang einen relativ weiten Kulturbegriff zu wählen, etwa den der Abschlusserklärung der 1982 in Mexiko abgehaltenen Weltkonferenz über Kulturpolitik.(3)

Ihr Kulturbegriff ist jedoch zu allgemein, zu unspezifisch und vor allem nicht operationalisierbar. Allerdings eröffnet nur ein hinreichend weiter Kulturbegriff die Möglichkeit zu beobachten, wie sich die medialen Wandlungen auf kulturelle Strukturen, Organisationsformen und Kommunikations- und Interaktionsweisen ("kommunikatives Handeln", Wahrheit, Authentizität etc.) auswirken.

Der Ausgangspunkt der weiteren Überlegungen ist dessen ungeachtet weniger extensional als vielmehr genetisch: Kultur entsteht innerhalb von Prozessen kognitiver, emotionaler und praktischer Auseinandersetzung von interagierenden Individuen mit den Bedingungen ihres Handelns, die ihrerseits nicht nur soziale, sondern auch technische und ökologische Dimensionen umfassen.

Angemessen für das von CultMedia verfolgte Anliegen könnte folgende begriffliche Bestimmung sein, die im Sinne einer ersten Annäherung zu verstehen ist: Kultur ist danach das Ergebnis menschlicher Lebens- und Daseinsbewältigung in einer Handlungs- und Kommunikationsgemeinschaft, mit anderen Worten die "raum-zeitlich eingrenzbare Gesamtheit gemeinsamer materieller und ideeller Hervorbringungen, internalisierter Werte und Sinndeutungen sowie institutionalisierter Lebensformen von Menschen" (Klein 2000). Wird Kultur so als "die Gesamtheit der bewussten und unbewussten kollektiven Muster des Denkens, Empfindens und Handelns verstanden, die von Menschen als Mitglieder einer Gesellschaft sozial erworben und tradiert werden und eine spezifische, abgrenzbare Eigenschaft dieser Gesellschaft bilden" (Hermeking 2001, S. 18), dann schließt das sowohl an die resümierenden und "klassischen" Überlegungen von Kroeber und Kluckholm an, die in die Kultur ausdrücklich auch die "in den geschaffenen materiellen Gütern zum Ausdruck kommenden Errungenschaften" einschließen (vgl. Kroeber, Kluckholm 1952, S. 181), als auch an den Denkansatz von Arnold Gehlen, für den Kultur der "Inbegriff der Sachmittel und Vorstellungsmittel, der Sach- und Denktechniken" ist (Gehlen 1958, S. 86).

Bestimmungsstücke dieses Kulturverständnisses sind vor allem:

3.1.3 Kulturen des Privaten & Öffentlichen, von Identität & Gemeinschaft, von Wissen & Wirtschaften, von (Un-)Sicherheit & Vertrauen

Gerade in diesem Sinne ist Kultur mehr als die Summe der Produkte eines unscharf ausdifferenzierten gesellschaftlichen Handlungsbereichs, der sich darauf spezialisiert hat, kulturelle Güter zu produzieren, auf dem "Kulturschaffende" tätig sind, in Kunst, Musik und Literatur sowie weiteren Zweigen dieses Metiers. Kultur stellt in diesem besonderen Sinne aber auch mehr dar, als einfach Lebensstile oder auch eine Menge von Normen, Werten oder Überzeugungen. Vielmehr ist sie als eine Art von Matrix zu verstehen, die Bedeutungsfelder ausweist, die bestimmte Assoziationsmöglichkeiten bietet (und andere ausschließt), die sinnstiftende Begründungen für distinkte Handlungsweisen und Interaktionsmuster bereithält, die miteinander verbunden deskriptiv und präskriptiv arbeitet, also kognitiv richtiges ("funktionales") und normativ richtiges ("gutes") Handeln oder besser Opportunitäten des Handelns ausweist.

Diese kulturelle Prägung zeigt sich auch in den vier Forschungsfeldern von CultMedia:

I. Welches distinkte Kommunizieren und Handeln "privat" - d.h. nicht in der Öffentlichkeit - ausgeübt wird, werden kann, werden darf und werden soll, ja sogar ein Recht dazu hat, abgeschirmt und geschützt zu werden, und wo die Grenzen dieser Abschirmung und dieses Schutzes liegen, wird kulturell codiert. Umgekehrt wird kulturell umrissen und mit Begründungen versorgt, welches Handeln und Kommunizieren "öffentlich" ausgeführt werden soll, darf oder kann, welches "öffentliche" Tun Schutz und Unterstützung verdient (z.B. Versammlungsfreiheit) und welches nicht (z.B. Aufruhr und Landfriedensbruch).

II. Auch "Identität", d.h. einerseits die Möglichkeiten zur individuellen Identitätsbildung von Handlungssubjekten und andererseits deren Beachtung oder Anerkennung seitens sozialer Gemeinschaften oder der Gesellschaft insgesamt folgt einem Muster kultureller Codierung. Als sozio-kulturelle Konstruktionen stellen Geschlechter, Berufe, Herkunft oder Nationalität eine Art von Matrize zur Entwicklung und Ausbildung distinkter Ideen und Handlungsweisen dar, die eine gewisse Stabilität aufweisen, aber auch selbst geformt, verändert, für Neues geöffnet oder Anderem gegenüber abgeschirmt werden können. Gleiches gilt für religiöse oder politische Überzeugungen (Republikaner, Monarchist) oder "kulturelle" Ausdrucksformen (Punk, Skin) und Interessensgebiete (Hacker), Identifikation mit einer Sportart (Fußballfan), mit bestimmten Mannschaften (Borussia) oder Athleten, mit bestimmten Musikrichtungen (Reggae), Gruppen, Stars oder Lebensformen ("Bewohner" einer digitalen Stadt, "Leben" im "Multi User Dungeon"). Kulturell hervorgebracht wird auf diese Weise, was man glaubt (Inhalte), wie man das praktiziert (Verhaltensweisen) und wie man das entäußert (Kleidung, Frisuren, Fahnen, Erkennungszeichen), aber auch, welchen Charakters (aggressiv, friedlich, solidarisch, konkurrenzbetont usw.) die "Gemeinschaft" ist, der die Individuen mit ihren korrespondierenden subjektiven Identitäten zugehören.

III. Infolgedessen prägt Kultur auch das "Wissen" einer Gesellschaft, also die Formen des Wissens sowie deren Anerkennung als legitime Formen und Quellen des Wissens, die Inhalte des Wissens sowie deren Anerkennung als gültig, richtig, wahr, und schließlich seine Verwendungsweisen. Auch das "Wirtschaften" ist kein nur zweckbedingtes, kulturfreies Tun, denn Kultur setzt seine Zwecke, bestimmt was Wert und Nutzen hat, vermittelt seine Formen, seine Muster (kooperativ, konkurrentiell etc.) und was überhaupt handelbare Wirtschaftsgüter (Waren) sind und was nicht (Liebe, Menschenwürde, öffentliche Güter).

IV. Dass, was als unsicherer oder sicherer Zustand gilt, ist kein Fixum, sondern abhängig von kulturellen Vorverständnissen. Auf diese Weise werden Situationen und Handlungskontexte in unterschiedlichem Maße mit Attributen der "Unsicherheit" oder der "Sicherheit" belegt, was dazu führt, dass man sich in diesen Situationen oder Handlungskontexten unterschiedlich (vorsichtig) verhält. In Verbindung damit stellt "Vertrauen", aber auch "Misstrauen" eine notwendige Ressource für jedes (seinen Erfolg intendierende) Handeln dar. Beide sind wiederum kulturell geprägt.

3.2 Technik, Medien und computervermittelte Kommunikation

Für das Verständnis und den Begriff der Technik ist es - analog zum Kulturbegriff - von entscheidender Bedeutung, breit und komplex genug angelegt zu sein, um die Einbettung der Technik in kulturelle Prozesse und die Verwobenheit von Technik und Kultur systematisch bearbeiten zu können, einerseits mit den Auswirkungen des technischen Wandels auf die Kultur und andererseits mit den Einflüssen der Kultur auf die Technik. Mit diesen Zusammenhängen unlösbar verflochten sind die Bedingungen, unter denen Medien sich entwickeln und ihrerseits wirksam werden.

3.2.1 In ihren kulturellen Zusammenhängen: technische Artefakte & technisches Handeln

Geläufige "Definitionen" von Technik lauten etwa: "(...) als Technik bezeichnen wir künstliche Gegenstände und Verfahren, die praktischen Zwecken dienen" (Sachsse 1992, S. 359). Derartige Formulierungen - sie seien "enges Technikverständnis" genannt - rücken das Gegenständliche, das "Arte-Faktische" von Technik in den Mittelpunkt. Das ist ziemlich einseitig, da etwa die Frage nach der Entstehung von Technik nicht berührt wird. Technik ist dem Menschen nicht "gegeben" (wie etwa die Natur), sie ist nicht - im ursprünglichen Sinne des Wortes - "naturwüchsig" und "fällt auch nicht vom Himmel", sondern sie muss "gemacht", "erzeugt", "hervorgebracht" werden.

Erst vor diesem Hintergrund wird einsichtig, dass Technik nicht "natürlich", sondern "künstlich" ist. Hinzu kommt, dass technische Sachsysteme Mittel für die Realisierung menschlicher Zwecke darstellen. Für ein angemessenes Technikverständnis ist beides zu berücksichtigen. In einem solcherart erweiterten Technikverständnis (Technikbegriff "mittlerer" Reichweite) umfasst Technik erstens die Menge der nutzorientierten, künstlichen, gegenständlichen Gebilde (d.h. die Artefakte oder technischen Sachsysteme), zweitens die Menge menschlicher Handlungen und Einrichtungen, in denen Sachsysteme entstehen, und drittens die Menge menschlicher Handlungen, in denen Sachsysteme verwendet werden (vgl. Ropohl 1993, S. 672). So gefasst bezeichnet "Technik" nicht nur die von Menschen gemachten Gegenstände ("Artefakte") selbst, sondern schließt auch deren Entstehungs- und Verwendungszusammenhänge ("Kontexte") ein (also das "Gemacht-Sein" und das "Verwendet-" bzw. "Genutzt-Werden"). Damit wird Technik nicht als etwas Statisches angesehen, sondern zu einem Bereich mit Genese, Dynamik und Wandel.

Wenn nun berücksichtigt wird, dass in den genannten Kontexten unterschiedliche Bedingungen (vor allem individueller, wissenschaftlich-technischer, ökonomischer, rechtlicher, politischer, ökologischer und ethischer Art) von einflussnehmender Bedeutung sind, dann ist erstens einsichtig, dass mittels dieses "weite(re)n Verständnisses" Technik nicht als isolierter, autonomer Bereich lebensweltlicher Wirklichkeit, sondern in seinem Werden, Bestehen und Vergehen als auf das engste mit Individuum und Gesellschaft, mit Politik und Wirtschaft untrennbar verflochten ("vernetzt") aufgefasst, zu einem "sozialen Phänomen" wird. Zweitens gilt es zu begreifen, dass Technik "ihren Einsatz und ihren alltäglichen Gebrauch (...) in einem sozio-kulturellen Kontext, im Kontext kollektiver Interpretationen und Deutungen" (Hörning 1985, S. 199) findet. Ausgangspunkt ist die Einsicht, dass technische Objekte keinesfalls notwendigerweise so und nicht anders, wie sie uns allgegenwärtig sind, d.h. aus autonomen technischen Bedingungen, in den Alltag gelangen. Technische Sachsysteme sind in ihrer Entstehung wie in ihrer Verwendung Ausdruck sowohl eigener wie fremder ("eingebauter") Absichten und Zwecke. Trotz aller genau eingebauter und eingeschriebener Handlungsanweisungen, deren Befolgung gerade für den Laien die optimale Funktionsnutzung verspricht, bietet auch und gerade die Alltagstechnik oft erhebliche Spielräume der Nutzung: Aufgegriffen vom einen, schlecht eingesetzt vom anderen, ignoriert vom dritten - stets jedoch vor dem Hintergrund bestimmter Nutzungserwartungen, beeinflusst durch Wertung und Werbung sowie eingebettet in bestimmte gesellschaftliche und technische "Infrastrukturen". Die "Nützlichkeit von Technik ist immer auch etwas kulturell Interpretiertes" (Hörning 1985, S. 200). Damit wird auch deutlich, dass Kultur über die sie "tragenden" Menschen die Implementierung und Diffusion technischer Lösungen erheblich beeinflusst, indem diese z. B. für die Realisierung von Zwecken genutzt oder nicht genutzt (abgelehnt), Modifizierungen, Nachbesserungen und Anpassungen erzwungen sowie Verhaltens"vorschriften" für Mensch-Technik-Interaktionen hervorgebracht werden. Zu fragen wäre in CultMedia deshalb nach den kulturellen Freiheitsgraden in der Aufnahme von und im Umgang mit Technik im Alltag, danach, wie unterschiedliche Gruppen, Schichten, Generationen, Kulturen mit (identischen!?) Technikangeboten umgehen.

3.2.2 Medien: ihre technische und ihre sozio-kulturelle Seite

Ein sich durch die Mediendiskurse ziehender Orientierungsunterschied besteht darin, Medien eher als technische Systeme einerseits oder als sozio-kulturelle Praktiken andererseits zu verstehen. Für das Anliegen von CultMedia kommt es jedoch darauf an, sowohl die technische wie die sozio-kulturelle Seite der Medien zu sehen. Denn in ihren Wechselwirkungen liegt eines der relevanten Bezugsprobleme von CultMedia. Um in diesem Sinne ein für CultMedia adäquates Medienverständnis zu entwickeln, gilt es die Vielfalt der fachwissenschaftlichen Medienkonzepte zu durchmustern und konzeptionelle Einseitigkeiten aufzuklären.

Für die Leitfrage nach dem Verhältnis von neuen Medien und Kultur stellt sich - wie generell in Diskursen über Technik und Gesellschaft - die Frage, in welchem Maße gesellschaftliche bzw. kulturelle Veränderungen notwendig in der Technik selbst angelegt sind (von der Technik sozusagen als Anpassungsleistungen "gefordert" werden) oder in welchem Maße umgekehrt Veränderungen von den sozialen und kulturellen Praktiken, in die Technik als Mittel integriert wird, abhängig sind. Dabei ist grundsätzlich die Gefahr der Übervereinfachung in zwei - zu einseitige - Konzeptualisierungen ("Engführungen") gegeben. In Bezug auf die (neuen) Medien lässt sich zwischen einer (eher) medientheoretischen und einer (eher) kommunikationstheoretischen Engführung unterscheiden (vgl. Rammert 2000).(4)

Für beide Konzeptualisierungen lassen sich in der Medienwirklichkeit Belege finden. Für das Vorhaben von CultMedia ist eine Entscheidung für eine der Perspektiven weder sinnvoll noch nötig. Sie können als zwei unterschiedliche und von Fall zu Fall heuristisch sinnvolle Auffassungen der in der Beziehung von Medien und Kultur angelegten Dynamik sozio-kulturellen Wandels festgehalten werden.(5)

Medium bedeutet Mittelglied, vermittelndes Element. In der Kommunikationswissenschaft bezeichnet man damit - davon abgeleitet - eine Vermittlungsinstanz für Informationen. Medien sind somit Vermittlungssysteme für Informationen aller Art (Nachrichten, Meinungen, Unterhaltung). Ihre Funktion ist der Transport von Inhalten, wobei spezifische Restriktionen des Mediums formend auf den Inhalt wirken können. Technische Kommunikationsmittel (etwa in Form der Informations- und Kommunikationstechnik) dienen der Übermittlung bzw. Weiterleitung, Speicherung und Verbreitung von Informationen.(6)

Eine im Zusammenhang von Medien und Technik wichtige Unterscheidung ist die zwischen Primärmedien, für deren Funktion der Einsatz von Technik nicht notwendig ist (z. B. Theater), Sekundärmedien, für deren Funktion der Einsatz von Technik zwar produktionsseitig, aber nicht rezeptionsseitig erforderlich ist (z. B. Tageszeitung), Tertiärmedien, für deren Funktion Technikeinsatz auf beiden Seiten nötig ist, also sowohl bei der Produktion als auch bei der Rezeption (z. B. Schallplatte). Hinzu treten die Quartärmedien, für deren Funktion neben der technischen Unterstützung von Produktion und Rezeption auch die technische Vermittlung der Distribution unabdingbar ist (Onlinemedien, welche dazu geeignet sind die konventionelle Sender/Empfänger-Beziehung aufzulösen) (vgl. Faulstich 2000, S. 21).

Im Sinne einer Arbeitsdefinition werden im vorliegenden Zusammenhang unter Medien jene sozio-technischen Systeme und kulturellen Praktiken der Verbreitung und Speicherung von Information verstanden, welche der Gestaltung von Kommunikation und Interaktion dienen und dadurch die kollektive sowie individuelle Wahrnehmung und Erfahrungsbildung in der Lebenswelt mitbestimmen. Ebenfalls im Sinne einer vorläufigen Bestimmung sind mit neuen Medien solche Medien gemeint, deren technische Basis auf Digitalisierung, Miniaturisierung, Datenkompression, Vernetzung und Konvergenz beruht.

3.2.3 Digitale Medien: ihre Konvergenz und die Genese eines ubiquitären Kommunikationssystems

Entlang des Verständnisses von Medien als "Kanälen" lassen sich heute (mit Faulstich 2000, S. 22) ca. zwanzig Einzelmedien unterscheiden, nämlich - in alphabetischer Reihenfolge - Blatt, Brief, Buch, Computer, Fernsehen, Film, Foto, Heft/Heftchen, Hörfunk, Internet/Online-Medien, Multimedia, Plakat, Telefon, Theater, Tonträger (Schallplatte, Kassette, CD), Video/DVD, Zeitschrift und Zeitung.

Auch die "alten" Medien waren einmal "neu". Jenseits des Aspekts ihrer noch ausstehenden Veralltäglichung ist die Kategorie der neuen Medien deshalb substantiell zu charakterisieren, um mit ihr in wissenschaftlichen Zusammenhängen operieren zu können. Im Weiteren ist diese substantielle Charakterisierung auf einen angemessenen Begriff zu bringen, der eindeutig macht, was mit neuen Medien im engeren Forschungszusammenhang von CultMedia gemeint ist.(7)

Ohne schon jetzt eine befriedigende Lösung für diese Aufgabe parat zu haben, kann doch auf die grundlegende Bedeutung der Konvergenz in dieser Sache hingewiesen werden.

Vor dem Hintergrund dieser medialen Konvergenz wird CultMedia seine Untersuchungen zum Verhältnis von kultureller Diversität und neuen Medien auf das Internet fokussieren. Dieses ist gegenwärtig nicht nur das dominierende und dynamischste Element im Bereich der neuen Medien, sondern auch das Element mit den quantitativ wie qualitativ am weitesten reichenden Folgewirkungen sozio-politischer, sozial-kultureller und sozio-ökonomischer Art.

Internet steht für "Interconnected Networks". Es ist ein Verbund von Rechner-Teilnetzen, in dem paketvermittelt (TCP/IP) digitale Daten ausgetauscht werden. Das Internet verbindet mehr oder weniger autonome Computer zum Zwecke des Datenaustausches. Die Universalität der Computer prägt sich hierbei dem Netz auf und gewinnt mit der globalen Vernetzung eine neue raum-zeitliche Dimension. Das Internet ist die Synergie aus Computer und globalem Netzverbund: Ein Zwitter, teils Computer-Netzwerk teils Netzwerk-Computer, teils den Nutzer intim individualisierend teils global vergemeinschaftend.

Das Internet gewinnt seine Leistungsfähigkeit und seine Entwicklungspotenzen u.a. aus

Als Netzverbund entstanden, vermag das Internet alle traditionellen Netze (im Rahmen ihrer Digitalisierung) und alle neu entstehenden Netze (UMTS u.ä.) zu integrieren. Damit qualifiziert sich das Internet zu einem herausragendenden Gegenstand bei der Analyse der kulturellen Veränderungen, die mit dem Aufkommen der neuen Medien verbunden sind. Ein weiterer Grund für CultMedia, sich in der Beforschung des Verhältnisses von kultureller Diversität und neuen Medien auf das Internet zu konzentrieren, liegt in der Bedeutung, die dem Internet in öffentlichen Debatten beigemessen wird, als Motor gesellschaftlichen und als Triebfeder kulturellen Wandels.

3.2.4 Reflexionsbezüge, Charakteristika und Bedeutung der neuen Medien

Um besser erschließen zu können, von welcher Gestalt und Bedeutung die kulturellen Transformationen sind, die sich in Verbindung mit der Entwicklung der neuen Medien ergeben, dienen zwei Reflexionsbezüge, einerseits das Verhältnis von "Realität und Virtualität" und andererseits das von "Raum und Zeit". Beide Reflexionsbezüge sollen systematisch, d.h. auf allen drei Forschungsebenen von CultMedia sowie seinen vier Forschungsfeldern berücksichtigt werden. Entscheidend ist dabei, dass die kulturellen Transformationen nicht einfach eine Folge erweiterter Möglichkeiten der Kommunikation und Symbolverarbeitung oder auch deren breiterer Nutzung sind, sondern dass sich die neuen Medien wesentlich dadurch auszeichnen, dass sie die Verhältnisse von Virtualität und Realität und von Raum und Zeit in einem bisher unbekannten Ausmaß verändern, verfügbar und gestaltbar machen, sie auf eine komplexe Weise "umstricken". Statt der Vertretung eindimensionaler Thesen, etwa eines "weicheren" Realitätsbezugs durch Virtualität oder einer "Schrumpfung" des Raumes durch elektronische Kommunikation, soll auf diese Weise thematisiert werden, welche Gestaltungspotentiale den neuen Medien innewohnen, um neue Verhältnisse zu erzeugen, z. B. durch den jederzeit und weltweit möglichen Zugang zu einem enormen Reservoir an Informationsquellen und Wissensbeständen.

Das Neuartige, das von den digitalen Medien hervorgebracht wird, sind die verschiedenen Möglichkeiten, mit Hilfe dieses einen Mediums konvergenter neuer Medien unterschiedliche Kommunikationsmuster gleichermaßen gut zu realisieren: 1:1 - eine Person kann zu einer einzelnen anderen eine Kommunikation herstellen; 1:n - einer kann sich an viele wenden; m:1 - viele wenden sich an einen einzelnen; m:n - viele wenden sich an viele. Auf dieser Grundlage sind neue Mischungsformen möglich, so wenn in einer E-Mail an einen einzelnen Adressaten im "CC" eine Reihe von Personen zu "Mitlesern" gemacht werden, die insoweit an der Themengemeinschaft des Absenders teilhaben können. In diesem Kontext ist auch der Begriff der "virtuellen Gemeinschaften" von Belang, wobei allerdings u.a. zwischen dem Kern und der Peripherie, also den "flüchtigen Besuchern" solcher Gemeinschaften, zu unterscheiden ist.

Durch die Digitalisierung werden Daten umfassend neu kombinierbar, denn sie bedeutet die Codierung von Information in diskreten Zeichenketten. Diese, und mit ihnen die digitalisierte Information, können dann verlustfrei gespeichert und kommuniziert, aber auch in Teile zerlegt sowie in veränderter Weise kombiniert und transformiert werden. Darüber hinaus werden Möglichkeiten ihrer weitgehend spurenlosen Manipulation, ihrer praktisch nicht kontrollierbaren Speicherung an unbekannten Orten und ihres unbemerkbaren Kopierens eröffnet. Digitale Informationstechnik löst die diskreten Zeichenketten weitestgehend von materiellen Trägern, indem Speicherung und Übertragung mittels einer binären Codierung vorgenommen werden. Ermöglicht wird eine nahezu vollkommene Flexibilität des Umgangs mit digitalisierter Information. Ihre Kehrseite ist die Entstehung neuer Formen der Technikabhängigkeit, z.B. von jeweils neuesten Programmversionen oder Technikgenerationen.

Das Internet, Grundlage von Online-Information und -Kommunikation, ist - als ein globales, die Medienentwicklung umfassend veränderndes Übertragungssystem - für CultMedia von besonderem Interesse. Innerhalb der Medien- und Kommunikationswissenschaften ist die Bestimmung von Online-Medien noch umstritten. Eine am Verhältnis von Produktion und Rezeption ansetzende Unterscheidung von Massen-, Gruppen- und Individualkommunikation verbietet sich, weil Online-Medien die "Rollenasymmetrie von Sender und Empfänger" auflösen. Für eine Untersuchung sind verschiedene Kommunikationsformen im Internet und Internet-Dienste zu unterscheiden.

In diesem Zusammenhang sind Veränderungen von Identitäten, sozialen Beziehungen und sozialen Gruppen durch das Internet von besonderer Relevanz. Beispielhaft sei dies im Folgenden hinsichtlich der Feststellung dargelegt, dass via Internet ein von der persönlichen Begegnung deutlich abweichender interpersonaler Austausch stattfinden kann. Für diesen hat sich der Begriff der "Computer-Mediated Communication" (CMC) eingebürgert, wobei bisher zumeist textvermittelte Kommunikation gemeint ist. Zur Unterscheidung zwischen den verschiedenen Aspekten der CMC weist Döring auf die natürliche Grundform menschlicher Kommunikation hin, die "Face-to-Face-Situation": Bei dieser sind wir zur selben Zeit am selben Ort (körperliche Ko-Präsenz) und tauschen verbale und non-verbale Botschaften aus. Kommunikationsmedien befreien die interpersonale Kommunikation von der Restriktion (oder auch vom Vergnügen) der Ko-Präsenz und ermöglichen es, mit räumlich entfernten Personen in Kontakt zu treten (vgl. Döring 1998, S. 34).

Weit verbreitet ist die Unterscheidung von zwei Formen der Kommunikation: der zeitversetzten, asynchronen Kommunikation (z.B. Brief, Email, Telefax, Telegramm, Nachricht auf dem Anrufbeantworter) und der zeitgleichen, synchronen Kommunikation (z.B. Telefonieren, Chatten, Videokonferenzen). Bei der CMC sind - vor allem durch Email, Newsgroups und WWW-Sites - asynchrone und - vor allem durch "Internet Relay Chat" (IRC) - synchrone Verbindungen möglich. Von besonderer Bedeutung und viel diskutiert ist die Möglichkeit anonymer Kommunikation im Internet.

Bei der synchronen CMC ändern sich Kommunikationsvorgänge fundamental, weil eine virtuelle Handlungsebene zum Tragen kommt. Es wird nicht nur kommuniziert, sondern auch virtuell interagiert, z.B. in den Spielwelten der "Multi User Dungeons" (MUDs).

Über nationale und kulturelle Grenzen hinweg kommunizieren Menschen miteinander, die sich nicht mehr im klassischen Sinne kennen. Die durch das Internet ermöglichte anonymisierte Form der Kommunikation löst die in der Kommunikation unter Anwesenden stets gegebenen Formen der Verbindlichkeit auf. In Chatrooms oder Newsgroups des Internet, die die meisten Vorstellungen über elektronische oder virtuelle Gemeinschaften bestimmen, finden sich verschiedenartige Gruppen über das Thema zusammen, dort werden die Informationen zwischen vielen Sendern und Empfängern transportiert. Auf den durch die Anonymität der Kommunikation gegebenen Mangel an Verbindlichkeit reagieren die Gruppen durch eigene gemeinsame Verhaltensregeln (z.B. Netiquette oder Online-Slang). Im Falle geschäftlicher Transaktionen über das Internet stellen Anonymität und (Un-)Verbindlichkeit ein Problem dar, auf das durch die Schaffung von technischen Substituten für herkömmliche Formen der geschäftlichen Verbindlichkeit reagiert wird (z.B. elektronische Signatur).

Bedeutsam für CultMedia ist auch die These, dass sich aus der Medienentwicklung neue Möglichkeiten der kulturellen Teilhabe und politischen Organisierung ergeben. Allerdings richtet sich dabei das Hauptaugenmerk oft auf Menschen in den ärmeren Ländern der Welt und weniger auf die Unterschichten in den wohlhabenderen Staaten. Exemplarisch interessant ist hierbei eine Untersuchung des Internet von J. Slevin, die sich u.a. auf Theorien von Giddens stützt (vgl. Slevin 2000).(8)

Sie interessiert sich vor allem für die Frage, wie das Internet die Beziehungen zwischen lokalen Aktivitäten und der "(inter)action across distance" verändert, und wie es dazu genutzt werden kann, den Einfluss von Globalisierungsprozessen auf die Gesellschaft(en) besser zu kontrollieren. Die Globalisierung versteht Slevin als ein "inherent feature of the modern world", dessen Ursprünge historisch sehr weit zurück reichen. Durch die Globalisierung komme es derzeit zu einer Neuordnung von Raum und Zeit, wobei das Handeln über Distanzen hinweg von zentraler Bedeutung sei. Das Internet besitze in diesem Zusammenhang eine ausgesprochen wichtige Rolle, da es eben dieses Handeln entscheidend erleichtern könne.

Neue Medien verändern die kulturelle Bedeutung von räumlicher Nähe und Distanz. Das vernetzte Individuum wächst - so eine verbreitete Auffassung - mit seinen interaktiven und kommunikativen Handlungen über die Grenzen lokaler Gemeinschaft und nationaler Gesellschaften gleichsam hinaus und kann am transnationalen kulturellen Austausch partizipieren. Vor allem verändert die aktuelle Medienentwicklung die kulturell bedeutsamen Funktionen räumlicher (aber auch historisch-zeitlicher) Nähe und Ferne, wie z.B. im Fall der Entkopplung von räumlicher Nähe einerseits und der Bildung kultureller Zusammengehörigkeitsgefühle sowie der Behauptung kultureller Identität andererseits (Stichwort "Entterritorialisierung von Kultur"): Aus territorial lokalisierten, gleichsam kompakten kulturellen Traditionen können auf massenmedialer Grundlage insulär verteilte werden. Durch den aktuellen Globalisierungsschub im Medienbereich ändert sich so die wichtige Rolle, welche Massenmedien seit drei Jahrhunderten bei der sozialen Konstruktion "imaginierter Gemeinschaften" (bislang vor allem: Völker, Nationen) gespielt haben. Zudem werden nun neue Medien der Identitätspolitik kleiner und spezialisierter Arten von Gemeinschaften und anderen kulturell relevanten sozialen Zusammenhängen dienstbar (z. B. neuen sozialen Bewegungen, Nichtregierungsorganisationen, transnationalen Konzernen und ethnischen, sexuellen oder anderen Minderheiten).

 

4. Diskursiv-vergleichende Forschungsebene: Vier Forschungsfelder

Bevor die Wechselwirkungen zwischen "kultureller Diversität" und "neuen Medien" in ihrer Funktion als ein Moment der europäischen Integration aufgearbeitet werden können, müssen sie zunächst untersucht, beschrieben und strukturiert werden. Aufzuarbeiten sind dabei ihre Dynamik und ihre Muster.

Schwerpunkte der Arbeit von CultMedia sollen qualitative Analysen sowohl zu den kulturellen Rahmenbedingungen und Implikationen als auch zu den kulturellen Auswirkungen und Effekten der neuen IuK-Möglichkeiten sein, für die das Internet synonym steht. Die in beide Richtungen interpretierbare Frage nach der "Kultur des Internets" - nämlich sowohl in Richtung der kulturellen Rahmenbedingungen und Prozesse, die das Internet geprägt haben und prägen, als auch in Richtung neuer kultureller Formen netzbasierter Kommunikation, die in besonderer Weise vom Internet geprägt sind - stellt dabei ein durchgängiges Erkenntnisinteresse dar.

4.1 Homogenisierung versus Diversifizierung

Hinsichtlich der Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien, genauer: ihrer Folgen für die "kulturelle Diversität",(9) ist davon auszugehen, dass weder die These einer durchgängigen kulturellen Homogenisierung noch die These einer durchgängigen kulturellen Diversifizierung belegt werden kann. Vielmehr haben wir es mit einem Spannungsfeld zu tun, zwischen dessen beiden Polen - Homogenisierung auf der einen, Diversifizierung auf der anderen Seite - ein Terrain komplexer Überlagerungen und vielfältiger Gestaltungsoptionen erzeugt wird. Welche Formen diese Überlagerungen annehmen, hängt davon ab, wie sie gesellschaftlich gestaltet werden, welche Kontextbedingungen (sprachliche und kulturelle Verschiedenheiten der europäischen Nationen) und Kräfte auf sie einwirken. Formbestimmend für die Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien sind also nicht einfach nur die Charakteristika der neuen Medien, sondern, wie optionale Zusammenhänge konkret werden, unter Einwirkung von Akteurskoalitionen (Netzbetreiber, Inhalte-Anbieter, User-Gruppen, Medien- und Kulturpolitiker) und makrogesellschaftlicher Prozesse wie etwa der (wirtschaftlichen) Globalisierung, der Individualisierung oder der reflexiven Modernisierung.

In den Zusammenhängen der Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien und ihrer Rolle im Prozess der europäischen Integration ist von besonderem Interesse, ob und in welchem Maße es Ähnlichkeiten und Muster im Verhältnis von Ost- und Westeuropa oder auch von Nord- und Süd-Europa gibt, ob sich Ähnlichkeiten und Unterschiedlichkeiten zu einem Muster fügen oder ob sie sich im Sinne einer Anordnung verteilen.

4.2 Interkulturelle Kommunikation/Dialog und kulturelles Erbe/Gedächtnis

Zu Zwecken weiterer Analyse und der Vorbereitung späterer Überlegungen zur Synthese ist es sinnvoll zwischen interkultureller "Kommunikation" einerseits und interkulturellem "Dialog" andererseits zu unterscheiden. Mit "interkulturelle Kommunikation" wird eine Kommunikation bezeichnet, die zwischen Akteuren verläuft, die unterschiedlichen Kulturen angehören. Unter "interkultureller Dialog" wird hingegen eine besondere Form von Metakommunikation verstanden, nämlich eine Kommunikation, in der über "interkulturelle Kommunikation" kommuniziert wird. Interkultureller Dialog zeichnet sich mithin durch das reflexiv werden von interkultureller Kommunikation aus, also dadurch, dass "interkulturelle Kommunikation" in Prozessen interkultureller Kommunikation zu einem expliziten Thema wird.

Vor dem Hintergrund dieser Unterscheidung lässt sich das Problem bearbeiten, das eine Zunahme von Prozessen interkultureller Kommunikation zwar zu mehr Verständnis zwischen den Kulturen führen kann, aber durchaus nicht muss. Findet interkulturelle Kommunikation statt, ist dies sicherlich eine notwendige Vorbedingung dafür, dass wechselseitiges Verstehen und gegenseitiges Akzeptieren sich entwickeln können. Das Stattfinden interkultureller Kommunikation ist jedoch keineswegs ein hinreichender Grund dafür, dass dies auch so passiert. Vielmehr kann es sein, dass Nicht-Verstehen und Nicht-Akzeptieren (trotzdem) vorherrschend bleiben oder (sogar) werden.

Kulturen sind ursprünglicherweise raumbezogen oder territorial, weil die Kulturen aufbauenden Kommunikationsprozesse zunächst nur auf Anwesenheit - genauer: die Begleitung von Interaktionsprozessen zwischen co-präsenten Akteuren - rekurrieren. Auch unter diesen Bedingungen ist interkulturelle Kommunikation möglich, setzt allerdings - wegen der Bedingung der Co-Präsenz - die Mobilität von Akteuren, also ihre physische Bewegung durch Raum und Zeit voraus. Interkulturelle Kommunikation - als Kommunikation zwischen Akteuren unterschiedlicher Kulturen - wird wenn sie über Medien (Briefe, Bücher, Radio, CMC) vermittelt wird, (zusehends) leichter, unaufwendiger, weil diese Medien Raum und Zeit (als Kulturen trennende Distanzen) überbrücken können, ohne dass Akteure transportiert werden müssen. Stattdessen werden Mitteilungen oder anders formuliert "Botschaften" (über kulturelle Grenzen hinweg) transportiert. Je mehr Kommunikation auf diese Weise raum- und zeitübergreifend stattfindet, also die Bedingung der raum/zeitlichen Co-Präsenz überbrückt, desto mehr "interkulturelle Kommunikation" kann stattfinden. Gleichzeitig verändern sich damit aber auch die (je medienspezifischen) Bedingungen der Möglichkeit des Verstehens der Inhalte interkultureller Kommunikationsprozesse. Mangels Co-Präsenz entfallen gemeinsame Umgebungsbedingungen, die Interpretationsprozesse erleichtern. Außerdem kann man - mangels Co-Präsenz - nicht direkt reagieren oder rückfragen, wie das gemeint ist, wenn Ungewissheiten hinsichtlich von Handlungsabsichten oder des kommunikativ Gemeinten entstehen. Unter Bedingungen des Mediums "Cyberspace" entfallen allerdings einige der Restriktionen anderer Medien. Im Internet kann sowohl zeitversetzt als auch zeitgleich kommuniziert werden. Der Möglichkeit nach kann bei CMC auch ein virtueller Kommunikationsraum geschaffen werden, der raum/zeitliche Co-Präsenz simuliert bzw. virtuell ermöglicht.

Welchen Stellenwert hat "interkulturelle Kommunikation" im Zusammenhang der Wechselwirkungen zwischen "kultureller Diversität" und "neuen Medien"? Wie verläuft und welche Folgen hat "interkulturelle Kommunikation" als Austauschprozess zwischen Kulturen des Verhältnisses von Privatheit und Öffentlichkeit, Kulturen des Verhältnisses von Identität(sbildung) und Gemeinschaft(sbildung) und Kulturen des Verhältnisses von Wissen und Wirtschaft(en) sowie Kulturen des Verhältnisses von (Un-)Sicherheit und Vertrauen?

Welchen Stellenwert hat das Thema des kulturellen Gedächtnisses, des kulturellen Erbes im Zusammenhang der Wechselwirkungen zwischen "kultureller Diversität" und "neuen Medien"? Welche Rolle spielen die digitalen Medien für die Bewahrung desselben, für den freien Zugang zu diesen, für seine Nutzung in innovativen kulturellen Praktiken?

Das "kulturelle Erbe" und das "kulturelle Gedächtnis" spielen für alle drei Themenbereiche eine wesentliche Rolle, im sozio-ökonomischen Bereich als immaterielle Quelle des Wohlstands und der wirtschaftlichen Entwicklungsfähigkeit Europas (Wissen und Wirtschaft), im sozio-politischen Bereich hinsichtlich der Ordnungs- und Freiheitsideale (Privatheit und Öffentlichkeit), im sozial-kulturellen Bereich hinsichtlich der Kerne von Identitätsbildungsprozessen (Subjektivität, Gemeinschaftlichkeit, gemeinsame metaphysische Überzeugungen, Deutungsmuster).

4.3 Wechselwirkungen der drei Forschungsfelder inklusive des Querschnittsthemas

Wechselwirkungen zwischen den (jeweiligen) Kulturen ("kulturelle Diversität") und den "neuen Medien" (Internet, digitale Medien, Multimedia, Konvergenz) finden in allen gesellschaftlichen Bereichen und in allen Ländern Europas statt. Um sie genauer fassen und untersuchen zu können, sollen diese Wechselwirkungen auf drei Felder und einem vierten Querschnittsthema intensiv und vergleichend unter die Lupe genommen werden.

4.3.1 Forschungsfeld 1: Privatheit und Öffentlichkeit

Das erste Forschungsfeld von CultMedia firmiert unter dem Titel "Privatheit und Öffentlichkeit" ("Privacy and the Public Sphere"). Im Zusammenhang von kultureller Diversität und neuen Medien geht es hierbei um die Bedingungen des Verhältnisses von Privatheit und Öffentlichkeit, insoweit sich diese durch computervermittelte Kommunikation verändern. "Privatheit" umfasst das Recht eines jeden Individuums auf den Schutz seiner Privatsphäre. Dieses Grundrecht ist ein Bestandteil der Verfassungen moderner Gesellschaften und wird in verschiedenen internationalen Abkommen ausdrücklich anerkannt. Seit Beginn der Neuzeit fungiert es im Sinne einer regulativen Idee als Basis des gesellschaftlichen Lebens, der interpersonalen Kommunikation und der sozialen Interaktion. Dieses Recht geht aus dem Interesse des Individuums an der Aufrechterhaltung eines Raums hervor, der frei von der unautorisierten Einsichtnahme und Beeinflussung durch andere Menschen, Unternehmen, Institutionen oder staatliche Organe bleiben soll. Eine Dimensione von "Privatheit" bezieht sich auf persönliche Verhaltensweisen und Handlungspräferenzen im Sinne sexueller, religiöser oder kultureller Praktiken. Hinzu tritt die Dimension des persönlichen Kommunikationsverhaltens bei der Inanspruchnahme entsprechender Medien und Dienste (Telefon, Email, Chat usw.). Schließlich geht es um die Dimension des Zugriffs auf persönliche Daten (Datenschutz), etwa solche medizinischer und finanzieller Art, die digital gespeichert, übermittelt und verarbeitet werden. Mit "Öffentlichkeit" wird jener gesellschaftliche Bereich bezeichnet, der im Unterschied zum privaten Bereich (der Individuen, der Familie, auch der auf Privateigentum beruhenden wirtschaftlichen Entscheidungen) prinzipiell allen an einer Gesellschaft beteiligten Personen offen stehen soll bzw. als unabdingbare Voraussetzung der Demokratie allen Gesellschaftsmitgliedern offen stehen muss. Die Grenzziehung zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen ist variabel. Sie ist historischen Veränderungen unterworfen, wird in unterschiedlichen Kulturen (etwa über Alltagspraxis oder öffentliche Meinung) verschieden bestimmt und ist durch politisch-rechtliche Setzungen in der einen oder anderen Weise fixiert. Sie ist zudem abhängig von den zur Verfügung stehenden und genutzten Technologien bzw. Medien.

Skizzieren lässt sich das Forschungsfeld durch die folgenden Punkte:

4.3.2 Forschungsfeld 2: Identität und Gemeinschaft

Das zweite Forschungsfeld von CultMedia firmiert unter dem Titel "Identität und Gemeinschaft" ("Identity and the Community"). Im Zusammenhang von kultureller Diversität und neuen Medien geht es hierbei um sich verändernde Muster individueller Identitätsbildung (im Verhältnis von personaler und sozialer Identität) sowie der Bildung von Gemeinschaften (als Assoziation zusammen lebender, interagierender oder miteinander kommunizierender Personen). Weitere Erkenntnisinteressen sind hierbei auf die Entbindung von raum-zeitlicher Nachbarschaft, auf dadurch veränderte Verhaltensnormen sowie auf veränderte Formen der In- und Exklusion gerichtet, vor allem insoweit diese Folgen für die soziale Differenzierung und die kulturelle Diversität überhaupt auslösen.

Skizzieren lässt sich das Forschungsfeld durch die folgenden Punkte:

4.3.3 Forschungsfeld 3: Wissen und Wirtschaft

Das dritte Forschungsfeld von CultMedia firmiert unter dem Titel "Wissen und Wirtschaft" ("Knowledge and the Economy"). Im Zusammenhang von kultureller Diversität und neuen Medien geht es hierbei um das sich verändernde Zusammenspiel Wissen schaffenden (wissenschaftlichen) und Wissen verwertenden (wirtschaftlichen) Tuns. In dem Maße, wie spezifische Unterschiede in der kulturell definierten Eigensinnigkeit von Aktivitäten dieser beiden Handlungsfelder bestehen, ist zu erwarten, dass sich diese im Gefolge von computervermittelter Kommunikation und Globalisierung auf unterschiedliche Art und Weise verändern. Von Bedeutung ist hierbei auch die Zunahme kultureller Reflexivität und die Relativierung kultureller Prägungen durch gesteigerte Vergleichsmöglichkeiten. Globalisierungsprozesse steigern zudem den Grad der Vernetzung der von Globalisierungsprozessen erfassten Aktivitäten, deren kulturell definierter Eigensinn sich dadurch mehr oder weniger verändert.

Skizzieren lässt sich das Forschungsfeld durch die folgenden Punkte:

4.3.4 Querschnittsthema: (Un-)Sicherheit und Vertrauen

Das Forschungsproblem des Querschnittsthemas "(Un-)Sicherheit und Vertrauen" ("Security/Insecurity and Trust"), das zugleich das vierte Forschungsfeld von CultMedia ausmacht, betrifft die veränderte Balance dieser beiden für die Verfasstheit moderner Gesellschaften fundamentalen Parameter, vor allem insofern sich dieses Problem im Schnittfeld der drei genannten Forschungsfelder in besonderer Weise entfaltet.

Jegliche Nutzung von Technik setzt Vertrauen voraus, etwa hinsichtlich Funktionserfüllung, Zweckrealisierung und Verfügbarkeit. Vertrauen kann sich dabei auf einzelne Personen oder umfassendere soziale Institutionen und Systeme beziehen. Indem Vertrauen die mit jedem Schritt verbundenen Unsicherheiten kompensiert, werden Handlungsmöglichkeiten erschlossen, die ohne dieses Vertrauen nicht zustande gekommen wären. Sicherheit wird im Deutschen in mindestens drei Bedeutungen verwendet: Sicherheit als Geborgenheit, als Selbstsicherheit und als Systemsicherheit (herstellbarer, berechenbarer Mittel für beliebige Zwecke). Alle drei Verwendungen sind für CultMedia relevant, da sie auch jene menschlichen Hervorbringungen betreffen, die als neue Medien bezeichnet werden. Zu thematisieren ist damit das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft einschließlich ihres "Sicherheitsverständnisses" (Sicherheitsbedürfnis, Unsicherheitserfahrung, Gefahrenvorsorge, Kommunikation über mögliche Vor- und Nachteile bzw. "Gewinne" und "Verluste"). Damit wird zugleich die Grenze des je zeit- und kontextabhängigen akzeptablen bzw. akzeptierten Technik nutzenden Handelns (z.B. hinsichtlich des Sicherungsaufwands, des Verhältnisses von Kosten und Nutzen oder der Einfachheit der Handhabung) festgelegt, deren Überschreitung zu individuellen wie institutionellen "Abwehrreaktionen" (Ablehnung, uneffektive Nutzung, Rückgriff auf konventionelle Lösungen u.ä.) führen kann. Über das individuelle Sicherheitsbedürfnis und -verlangen hinaus haben verschiedene soziale Gruppen einen je unterschiedlichen kollektiven Umgang mit Unbestimmtheiten, Gefahren und Risiken der Technik entwickelt. Eine Lösung der mit den individuellen und subjektiven Sicherheitsbedürfnissen verbundenen Probleme kann nur in der Entwicklung von angemessenen Sicherheitskulturen in dem unauflösbaren Spannungsfeld der Integrität von Individuum und Gesellschaft liegen.

Skizzieren lässt sich dieses Forschungsfeld durch die folgenden Punkte:

 

5. Synthetisch - konziliäre Forschungsebene: Schlussfolgerungen, Konsequenzen

Mit den Mitteln der vergleichenden Beforschung der Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien auf ausgewählten Forschungsfeldern sollen nicht nur Muster der jeweiligen Wechselwirkungen identifiziert, sondern es soll auch untersucht werden, in welchem Maße dieses Muster im Vergleich europäischer Nationen variiert. Statt "nur" eine allgemeine Diskussion um kulturelle Diversität als Moment europäischer Integration zu führen, etwa darüber, ob sie als Stärke oder als Schwäche zu begreifen sei, wird die Frage nach dem Zusammenhang von kultureller Diversität und neuen Medien auf diese Weise im Kontext von vier konkreten Komplexen untersucht, die für die Entwicklung der europäischen Gegenwartsgesellschaft(en) und den Verlauf der EU-Integrationsprozesse von besonderer Bedeutung sind.

Das zentrale Anliegen der "dritten" synthetisch-konziliären Forschungsebene von CultMedia ist dementsprechend, die Rolle dieser Wechselwirkungen als "Moment europäischer Integration" zu untersuchen. Klärungsbedürftig sind in diesem Zusammenhang erstens die Bedeutung von "kultureller Identität" (nationale Identitäten - europäische Identität) für den Prozess der europäischen Integration, und zwar im Zusammenhang mit ihren (jeweiligen) politischen und ökonomischen Kontextbedingungen. Zweitens geht es darum, Schlussfolgerungen aus dem Vergleich der o.a. Wechselwirkungsmuster zwischen kultureller Diversität und neuen Medien auf den ausgewählten Forschungsfeldern zu ziehen. Drittens schließlich sind vor diesem Hintergrund Empfehlungen zur weiteren Ausgestaltung der Medien- und Kulturpolitiken der EU und ihrer Mitgliedsstaaten zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur um die Stimmigkeit ihrer Richtlinien, sondern auch um ihre Ansatzpunkte und Instrumente sowie um die Frage, ob es im Rahmen der jüngsten europäischen Erweiterung hier einen besonderen Handlungsbedarf gibt und mit welchen Maßnahmen diesem entsprochen werden kann.

5.1 Überlegungen

Jede Erörterung von Fragen des Zusammenhangs von kultureller Diversität, neuen Medien und europäischer Integration setzt eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung von "Europa" voraus.(10)

Handelt es sich dabei um die Bezeichnung für einen geographischen Ort? Um eine Vision zivilisatorischer Vollendung? Oder um ein Cluster miteinander interagierender und aufeinander einwirkender Staaten? Auf den ersten Blick erscheint es einfach, sich für keine der Alternativen zu entscheiden: Europa ist ein interpretationsoffenes Konzept. "Europa" hat in der europäischen Geschichte eine Reihe unterschiedlicher Bedeutungen angenommen, unterschiedliche Präferenzen sind artikuliert worden. Besonders für die Gegenwart, die in vielerlei Hinsichten weltweit durch Um- und Aufbrüche gekennzeichnet ist, ist davon auszugehen, dass "Europa" ein sich wandelndes Konzept darstellt.

Ein Ausdruck des sich wandelnden Konzepts "Europa" ist die Formulierung weitreichender und ambitionierter europapolitischer Entwicklungsziele, so z.B. in der Lissabonner Erklärung des Europäischen Rates vom März 2000: "The Union has today set itself a new strategic goal for the next decade: to become the most competitive and dynamic knowledge-based economy in the world, capable of sustainable economic growth with more and better jobs and greater social cohesion" (cf. http://www.europarl.eu.int/summits/lis1_en.htm ).

Wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung, sozialer Zusammenhalt, Lebensqualität, nachhaltige Entwicklung - so lauten die entscheidenden Punkte des europäischen Modells für das 21ste Jahrhundert, dem die EU zum Erfolg verhelfen will. Die europäische Diversität konstruktiv aufzugreifen, ist in diesem Kontext von vorne herein ein Charakteristikum des eingeschlagenen sozio-ökonomischen Entwicklungswegs.

Im Kontext dieses europäischen Entwicklungsmodels gilt - orientiert an den Vorstellungen der OECD - der technologiegetriebene Transformationsprozess zu einer "knowledge-based society" als Schrittmacher. Mit der Betonung von "sozialer Kohäsion" und "Nachhaltigkeit" wird allerdings ein spezifisch europäischer Akzent gesetzt. Die kulturelle Diversität Europas spielt in diesen Zusammenhängen eine ambivalente Rolle, weil sie einerseits als problematische Rahmenbedingung eines gemeinsamen Wirtschafts- und Entwicklungsraums betrachtet wird, andererseits aber als besondere Stärke gesehen wird, insofern sie beträchtliche Innovationspotentiale birgt und mit den immateriellen Wirtschaftsfaktoren "Kultur" und "Wissen" gerade jene Ressourcen bereitstellt, deren Wertigkeit in einer "knowledge-based society" gegenüber den anderen Produktivitätsfaktoren (Kapital, Arbeit, Natur) zunimmt. CultMedia sieht es in diesem Kontext als seine Aufgabe an, den Problemkreis von "kultureller Identität", "kultureller Diversität" und "europäischer Integration" explizit zu thematisieren, und zwar in den Zusammenhängen eben der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, die als Schrittmacher der "knowledge-based society" angesehen werden.

Unterstrichen wird die Bedeutung dieser Aufgabe auch in einem aktuellen "Newsletter" der "European Science Foundation", die sich mit den wissenschaftspolitischen und programmatischen Zielen des Sechsten Rahmenprogramms der EU-Kommission auseinandersetzt; dort heißt es: "Perhaps the unique and most selfevident contribution which the human sciences in Europe can make at this time concerns cultural identity, diversity and integration: namely for a sustainable European Union" (ESF Reflections 6). Weiter wird ausgeführt: "Within the context of the multicultural European Union and the future plans to fully integrate countries applying for accession, knowledge about and understanding of cultural identity, diversity and integration is vital to a successful integration process; for cultural change occurs on a different timescale, and often out of step with more rapid social and economic change" (ebd.).

 

5.2 Schlussfolgerungen

Im folgenden geht es um Schlussfolgerungen hinsichtlich der Frage nach der Rolle, welche die Wechselwirkungsmuster von kultureller Diversität und neuen Medien - vor allem auf den Feldern von Privatheit und Öffentlichkeit, Identität und Gemeinschaft, Wissen und Wirtschaft sowie (Un-)Sicherheit und Vertrauen - als Momente der europäischen Integration spielen.

Dabei wird davon ausgegangen, dass die angesprochenen Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien als "Momente" der europäischen Integration möglicherweise eine widersprüchliche Rolle spielen. Ihre Ambivalenz liegt darin, dass sie dazu geeignet sind, Integrationsprozesse voranzutreiben, aber auch mit Herausforderungen verbunden sind, die - wenn sie nicht gemeistert werden - Integrationsprozesse behindern können oder sogar Desintegrationsprozesse auslösen.

Um diese Zusammenhänge aufzuklären und Resultate zu erarbeiten, wird sich CultMedia mit den folgenden Leitfragen auseinandersetzen:

1. Sind diese Wechselwirkungsmuster (jeweils für die Themenfelder 1, 2 und 3 sowie das Querschnittsgebiet) in den verschiedenen europäischen Ländern einander ähnlich oder einander unähnlich?

2. Verteilen sich diese (Un-)Ähnlichkeiten möglicherweise nach einem geographisch-kulturräumlichen Ost/West- oder Nord/Süd-Schema?

3. Ergeben sich aus dem Vergleich der Wechselwirkungsmuster und ihrer möglichen Verteilung Anzeichen für eine fortschreitende "Homogenisierung" europäischer Kulturen oder geben sie Hinweise auf eine zunehmende kulturelle "Diversifizierung"?

4. Was folgt aus den identifizierten Wechselwirkungsmustern auf den drei Feldern und dem Querschnittsgebiet für die Rolle der neuen Medien im Prozess der europäischen Integration (unter besonderer Beachtung der jüngsten europäischen Erweiterung)?

5.3 Empfehlungen

Wenn es nun darum geht vorzubereiten, dass Empfehlungen zur weiteren Ausgestaltung der europäischen Medien- und Kulturpolitik entwickelt werden, so geschieht dies unter der Einschränkung, dass es nur um die Leitlinien derselben gehen kann, nicht etwa um die Ausarbeitung expliziter Vorschläge zur Umsetzung konkreter Einzelmaßnahmen. Beabsichtigt ist vielmehr aus den Forschungsergebnissen und den daraus entwickelten Schlussfolgerungen Konsequenzen hinsichtlich der Leitlinien zu verdeutlichen, im Besonderen hinsichtlich der Ausgestaltung der neuen Informations- und Kommunikationsmedien, vor allem des Internet.

Wenn in diesem Kontext von "kultureller Diversität" im Sinne eines erhaltenswerten Zustands die Rede ist, geschieht dies aus einer übergeordneten europäischen Perspektive heraus. Die Vielfalt unterschiedlicher ethnisch-nationaler und sprachlicher Kulturen soll erhalten bleiben. Aber was bedeutet das für die jeweilige ethnisch-nationale und sprachliche Kultur, die in dieser Vielfalt als Einheit angesprochen wird? Was bedeutet Diversität aus der jeweiligen nationalen Perspektive heraus? Bedeutet es die nationale Kultur zu konservieren? Ihre Weiterentwicklung durch verstärkte interkulturelle Kommunikation und den Ausbau interkultureller Dialoge zu befördern, auch um den Preis der ihrer Nivellierung im Zuge der wechselseitigen Durchdringung europäischer Kulturen?

Zur Durchführung eines neuen, erweiterten interkulturellen Dialogs benötigt man neue, erweiterte Kommunikations-, Medien- und Kulturkompetenzen. Sie sind erforderlich, um mit dem wachsenden Ausmaß und der zunehmenden Geschwindigkeit gegenwärtiger Veränderungsprozesse und ihrer Folgen angemessen umzugehen zu lernen.

In gemischt-nationalen Internet-"Communities" - so kann man eine These formulieren - bestehen gute Voraussetzungen dafür, interkulturelle Kommunikation im Sinne interkulturellen Dialogs zu erweitern. In solchen transkulturellen Räumen bestehen Möglichkeiten, kommunikative, mediale und (inter-)kulturelle Kompetenzen gleichzeitig und miteinander kombiniert weiter auszubilden.

Um die Chancen der Informationsgesellschaft nicht zu verlieren, sind in jedem Fall sowohl die Homogenisierungs- als auch die Differenzierungstendenzen angemessen zu berücksichtigen und als Gestaltungschancen zu nutzen.

6. Ausblick: Vorhaben und Wünsche

Die Komplexität und Dynamik des Verhältnisses der in- und extensiven Wechselwirkungen von Kultur, Gesellschaft, Technik und Medien ist nicht nur von überragender Bedeutung für die Zukunft Europas. Sie hat auch ein Forschungsgebiet hervorgebracht, welches "jenseits" des disziplinären Zuschnitts einzelner Wissenschaften liegt. Darüber hinaus verlangt seine Erschließung, unbedingt auch interkulturell miteinander zu kooperieren.

Das europäische Forschungsnetzwerk CultMedia, dessen Design hier vorgestellt wurde, wird gegenwärtig von 16 Partnerinstituten und Forschungsgruppen aus 11 Ländern getragen. Weitere "Netzknoten" sind nicht nur erwünscht, sondern auch erforderlich, um sowohl die theoretische als auch die empirische Basis der Untersuchungen verbreitern zu können. Interessierte Forschungsgruppen und Einzelpersonen sind deshalb zur Mitarbeit und Kontaktaufnahme recht herzlich eingeladen.

Im Kontext von CultMedia sind inzwischen eine Reihe von Meetings und Konferenzen organisiert und durchgeführt worden (u.a. in Berlin, Prag, Potsdam, Banská Bystrica, Katowice und Budapest), deren Proceedings derzeit zur Veröffentlichung vorbereitet werden. Vorbereitet werden derzeit zwei weitere Workshops in San Sebastian und Budapest.

Neben der Netzwerkförderung engagiert sich CultMedia für die Initiierung bi- multilateraler Forschungsprozesse, den Austausch von wissenschaftlichem Personal und in Richtung der Nachwuchsförderung.

© Andreas Metzner-Szigeth (Münster)


ANMERKUNGEN

(1) An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die hier vorliegende schriftliche Ausarbeitung des mündlichen Beitrags zur Konferenz "Das Verbindende der Kulturen" (Wien, Österreich, 7.-9. November 2003), an der ich in meiner Funktion als Projektkoordinator teilgenommen habe, auf Arbeiten zurückgeht, an dem alle Mitglieder des CultMedia-Konsortiums beteiligt waren (vgl. insbesondere Banse/Metzner-Szigeth 2003).

(2) Die Wahrnehmung dieser Tendenz sollte aber nicht dazu verleiten, lokale Aspekte zu vernachlässigen. Dem wird versucht, mit Konzepten wie z.B. dem der "Glokalisierung" (Robertson 1998) Rechnung zu tragen.

(3) Darin wird hervorgehoben, "dass die Kultur in ihrem weitesten Sinne als die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte angesehen werden kann, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Das schließt nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen".

(4) Die medientheoretische Engführung beruht auf der Denkfigur, dass das Medium selbst unabhängig von seiner Verwendung das Verhältnis des Menschen zur Welt verändert. Die Übertreibung dieser Denkfigur lautet: Jedes Medium schafft eine andere Weltsicht. In dieser Übertreibung liegt ein stark vereinfachtes Verständnis über den Zusammenhang von Medium und Kommunikation, nämlich dass jede neue Medientechnologie eine andere Kommunikationsweise durchsetzt und die alten Formen der Kommunikation ablöst. Die kommunikationstheoretische Engführung resultiert aus der Übertreibung der Denkfigur, dass das Medium ein neutrales Mittel sei, das neue Möglichkeiten eröffne, und dass es allein auf die menschlichen Akteure und ihre Handlungen ankomme, wie sich durch Mediennutzung die Kommunikations- und Interaktionsverhältnisse verändern. Diese Denkfigur skaliert die Wirklichkeit der Medien auf den Umgang mit Werkzeugen zurück.

(5) Einseitigkeiten lassen sich dann vermeiden, wenn man analytisch folgende von Rammert vorgeschlagenen Ebenen der Dialektik von Medienstrukturen und Medienpraktiken gleichberechtigt und in ihren Wechselwirkungen berücksichtigt (vgl. Rammert 2000, S. 125): a) die Medien "als materielle Träger mit spezifischen Bezügen zu den menschlichen Sinnen und zur physikalischen Umwelt, zu zeitlichen und räumlichen Dimensionen"; b) die technischen Formen, "wie sie in Technikprojekten konkret konstruiert, in ihren körperlichen, physikalischen und zeichenhaften Elementen konfiguriert und in ihrem Kontext installiert sind"; c) die institutionalisierten Formen, "wie sie im Hinblick auf ihr Funktionieren und den Umgang mit ihnen rechtlich normiert und technisch standardisiert sind"; d) die Programme, "die angebotenen Funktionen und Dienste"; e) die Praktiken, "die Art und Weise, wie Hersteller, Anbieter, Betreiber und vor allem Nutzer mit den Medien umgehen".

(6) Sucht man in der medienwissenschaftlichen Literatur nach einem gemeinsamen Nenner, so liegt er darin, dass Medien der Speicherung und Wiedergabe von Information und der Vermittlung von Kommunikation dienen. Kommunizieren wird üblicherweise als ein Informationsaustausch zwischen Individuen verstanden, der auf Gegenseitigkeit und Wechselwirkung basiert, Informieren dagegen als ein Prozess, der nur in eine Richtung erfolgt. Weder das Informieren noch das Kommunizieren wird notwendigerweise als ein einfaches (lineares) "Senden und Empfangen" modelliert. Botschaften ("messages") können nicht nur als physikalische Ereignisse betrachtet werden, sondern müssen auch als "Enkodierungen" und "Dekodierungen", d.h. als interpretative Akte in einem sozialen "Umfeld" und vor einem kulturellen "Hintergrund" begriffen werden.

(7) Was den Aspekt ihrer materiellen Träger oder ihren Objektbereich angeht, lassen sich die neuen Medien grob eingrenzen als Bereich mikroelektronisch basierter Hard- und Software-Technologien. "Kern dieser Technologien sind hoch leistungsfähige Computer verschiedenster Formen, deren Besonderheit unter anderem darin besteht, dass sie nicht darauf beschränkt sind, isoliert zu arbeiten, sondern sowohl lokal (...) als vor allem auch überörtlich und letztlich weltweit (...) nahezu unbegrenzt vernetzbar sind und dabei gleichberechtigt wechselseitigen Austausch ("Interaktivität") erlauben. Damit werden diese Anlagen zu einem Hilfsmittel (...) für individuelle und überindividuelle Kommunikation in allen Sphären der Gesellschaft" (Boehnke et al. 1999, S. 9).

(8) A. Giddens sieht einen engen Zusammenhang zwischen den Prozessen der raumzeitlichen Abstandsvergrößerung, der Entbettung der sozialen Systeme (des "Heraushebens" sozialer Beziehungen aus ortsgebundenen Interaktionszusammenhängen und ihre unbegrenzte Raum-Zeit-Spannen übergreifende Umstrukturierung) und der Globalisierung, die für die Moderne kennzeichnend seien. Die genannten drei Prozesse wurden und werden nach seiner Ansicht grundlegend von der Medienentwicklung beeinflusst (vgl. Giddens 1990).

(9) Die umgekehrte Thematisierungsrichtung, die die Wechselwirkungen von kultureller Diversität und neuen Medien hinsichtlich ihrer Folgen für diese Medien" betrifft ("Werden sie anders implementiert, genutzt, weiterentwickelt?"), wird hier nur in zweiter Linie behandelt.

(10) CultMedia sucht hierbei den Anschluss an die Debatten und Ergebnisse zweier Forschungsvorhaben, die im Rahmen der European Science Foundation (ESF) gefördert und durchgeführt wurden bzw., werden, dem Workshop-Projekt "European identity - European diversity" einerseits und dem Netzwerk-Projekt "Changing Media - Changing Europe" andererseits (cf. http://www.esf.org).


LITERATUR

Appadurai, A.: Modernity at Large. Cultural Dimensions of Globalization. 4. Auflage, Minneapolis u.a. 1998.

Banse, G.; Langenbach, C.; Machleidt, P. (eds.): Towards the Information Society. The Case of Eastern European Countries. Berlin, Heidelberg 2000.

Banse, G.; Grunwald, A.; Rader, M. (eds.): Innovations for an e-Society. Challenges in Technology Assessment. Berlin 2002.

Banse, G.; Metzner-Szigeth, A.: Veränderungen im Quadrat: Computervermittelte Kommunikation und moderne Gesellschaft. Überlegungen zum Design des europäischen Forschungs-Netzwerks "Kulturelle Diversität und neue Medien". In: Theory of science. Journal for theory of science, technology & communication, published by the Academy of Sciences of the Czech Republic, Prague 2003, Vol. XI(XXIV), No. 1, pp. 7-44.

Boehnke, K.; Dilger, W.; Habscheid, S.; Holly, W.; Keitel, E.; Krems, J.; Münch. T.: Neue Medien im Alltag: Von individueller Nutzung zu soziokulturellem Wandel. Lengerich u.a. 1999.

Döring, N.: Sozialpsychologie des Internet. Göttingen u.a. 1998.

European Science Foundation (ESF): Reflections. Strasbourg 2002 (Newsletter of the Standing Committee for the Humanities, 6).

Faulstich, W.: Medium. In: Ders. (Hrsg.): Grundwissen Medien. 4. Auflage, München 2000, S. 21-108.

Fuchs, M.: Mensch und Kultur. Zu den anthropologischen Grundlagen von Kulturarbeit und Kulturpolitik. Opladen u.a. 1999.

Gehlen, A.: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 6. Auflage, Bonn 1958.

Giddens, A.: The Consequences of Modernity. Stanford/Cal. 1990.

Hermeking, M.: Kulturen und Technik. Techniktransfer als Arbeitsfeld der Interkulturellen Kommunikation. Beispiele aus der arabischen, russischen und lateinamerikanischen Region. Münster u.a. 2001.

Hörning, K. H.: Technik und Symbol. Ein Beitrag zur Soziologie alltäglichen Technikumgangs. In: Soziale Welt, Nr. 2/Jg. 36 (1985), S. 185-207.

King, A.: Introduction. Spaces of Cultures, Spaces of Knowledge. In: Ders. (Hrsg.): Culture, Globalization and the World-System. Contemporary Conditions for the Representation of Identity. Binghamton/N.Y. 1993, S. 1-18.

Klein, H.-J.: Kultur. In: Schäfers, B. (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie. 6. Auflage, Opladen 2000, S.&nbsp96-199.

Kroeber, A. L.; Kluckhohn, C.: Culture. A Critical Review of Concepts and Definitions. Cambridge/Mass. 1952.

Metzner, A.: Probleme sozio-ökologischer Systemtheorie. Natur und Gesellschaft in der Soziologie Luhmanns. Opladen 1993.

Metzner, A.: Constructions of Environmental Issues in Scientific and Public Discourse. In: Müller, F.; Leupelt, M. (eds.): Eco Targets, Goal Functions and Orientors. Berlin, Heidelberg, New York 1998, pp.171-192.

Metzner, A.: Die Tücken der Objekte. Über die Risiken der Gesellschaft und ihre Wirklichkeit. Frankfurt a.M., New York 2002.

Paschen, H.; Wingert, B.; Coenen, Ch.; Banse, G.: Kultur - Medien - Märkte. Medienentwicklung und kultureller Wandel. Berlin 2002.

Rammert, W.: Virtuelle Realitäten als medial erzeugte Sonderwirklichkeiten. Veränderungen der Kommunikation im Netz der Computer. In: Rammert, W.: Technik aus soziologischer Perspektive II. Opladen 2000, S. 115-128.

Robertson, C. Y.: Glokalisierung: Homogenität und Heterogenität in Raum und Zeit. In: Beck, U. (Hrsg.): Perspektiven der Weltgesellschaft. Frankfurt a.M. 1998, S. 192-220.

Ropohl, G.: Technik. In: Brockhaus-Enzyklopädie, Bd. 21. Mannheim 1993, S. 672-674.

Sachsse, H.: Technik. In: Seiffert, H.; Radnitzky, G. (Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. München 1992, S. 358-361.

Schmidt, S. J.: Kalte Faszination. Medien, Kultur, Wissenschaft in der Mediengesellschaft. Weilerswist 2000.

Slevin, J.: The Internet and Society. Cambridge 2000.


Autorenangaben

Metzner-Szigeth, Andreas, Dr. phil. habil., Privatdozent für Soziologie am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften der Universität Münster, Geschäftsführer des Instituts für Management & Sustainability Issues (IMSI), Projektkoordinator im Rahmen des Europäischen Forschungsnetzwerks "Cultural Diversity and New Media - their Interaction as an Element of European Integration" (CultMedia).
Arbeitsgebiete: Gesellschaftstheorie; Wissenschafts-, Technik- und Umwelt-forschung; Kultur-, Kommunikations- und Medienforschung; Stadt- und Regionalsoziologie; Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftsforschung; Organisationsentwicklung, Evaluationsverfahren.

Kontakt

Dr. Andreas Metzner-Szigeth
Institute for Management & Sustainability Issues (IMSI)
Humperdinck Str. 15
D - 48147 Muenster
Germany


10.2. Cyberspace - die Verbundenheit der Differenz: Kommunikation ohne Grenzen

Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections


TRANS       Inhalt | Table of Contents | Contenu  15 Nr.


For quotation purposes:
Andreas Metzner-Szigeth (Münster): Kulturelle Diversität und neue Medien: zur Kaskadierung eines europäischen Forschungsnetzwerks. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/10_2/metzner15.htm

Webmeister: Peter R. Horn     last change: 9.9.2004     INST