Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. September 2004
 

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Die Hörspieldatenbank des Österreichischen Rundfunks im Internet: www.hoerspiele.co.at

Konrad Zobel (Leiter der ORF-Abteilung "Literatur & Hörspiel")

 

Es hat sich schon herumgesprochen: Der durch Digitalisierung und Internet ermöglichte leichtere Zugang zu Daten und Veröffentlichungen bietet für die Forschung, wie für die Allgemeinheit große Vorteile. Ein kleines Beispiel dafür bildet auch die Hörspieldatenbank des Österreichischen Rundfunks, die seit einigen Jahren öffentlich zugänglich ist. Dank des Instituts zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse kann man uns nun unter der Web-Adresse www.hoerspiele.co.at. finden. Während man in manchen Bereichen auch Datenschutzbedenken haben kann, bietet die Informations-Transparenz, die durch unsere Hörspielseite ermöglicht wird, sicher nur Vorteile. Pro Monat werden damit im Schnitt rund 10.000 Anfragen beantwortet.

Bevor ich auf den Aufbau dieser Homepage und das Bild, das sie vom österreichischen Hörspielschaffen entwirft, näher zu sprechen komme, lassen Sie mich eine Brücke zum ersten Referenten des heutigen Abends schlagen, zu Wilhelm Pevny, der unter anderem ja auch Hörspielautor ist. Dazu gebe ich im so genannten "Hörspielkalender" in das Suchfeld "Autor" einfach den Namen "Pevny" ein und schon erscheint eine Überblick über alle Hörspiele, die in Österreich von Wilhelm Pevny jemals gesendet wurden, denn vor 1945 - soweit reicht unsere Datenbank zurück - dürfte Pevny trotz seiner heute weißen Mähne noch keine Hörspiele geschrieben haben, außer er hat schon als Einjähriger diesbezügliches Talent bewiesen.

Wenn wir nun z.B. sein 1997 erstgesendetes Hörspiel "Der Traum vom Glück" anklicken, so entnehmen wir der Inhaltsangabe nicht nur, dass Pevny dabei Motive eines Stücks von Nestroy verwendete, sondern dass es diesem Autor auch hier um aktuelle Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens geht, die er in sehr sinnfällige Parabeln zu kleiden versteht. Wir lernen einen dem Untergang geweihten Handwerksbetrieb kennen, weil englische Industrielle in einem Dorf eine Fabrik errichtet haben, die zwar kostengünstiger arbeitet, aber die Umwelt verschmutzt.

Bedient sich Pevny in diesem Fall des historischen Gewands, um seine Sozialkritik anzubringen, so sind wir in seinem Hörspiel "www.schleinzbach.total" mitten in der Gegenwart , in der Zeit der Medienspektakeln wie "Big Brother". Eine typische Schleinzbacher Familie wird hier ein Monat lang rund um die Uhr per Kamera und Mikrophon begleitet. Es soll der Beweis erbracht werden, dass man keine kulturlose Gemeinde sei (eine satirische Anspielung auf die Zeit der EU-Sanktionen gegen die österreichische Regierung).

Soviel auch zum Thema "Das Trennende der Kulturen". Leider kam diese akustische Kostprobe aus Pevnys Hörspiel nicht aus einem in der Datenbank integrierten soundfile. Das wäre zwar technisch kein Problem, übersteigt aber derzeit noch unsere budgetären Möglichkeiten. Ideal wäre natürlich, die Datenbank mit einer Art "audio on demand" zu verbinden, wodurch die Benützer die Hörspiele auch nach Wunsch herunterladen könnten. Das ist aber ein rechtliches Problem, das auch wieder nur mit viel Geld aus der Welt geschafft werden könnte.

Bevor ich am Schluss noch einmal auf ein Hörspiel von Pevny zu sprechen komme, schauen wir uns also jetzt einmal genauer an, was unsere Hörspielhomepage kann. Ich beginne mit einem Beispiel:

Vor einigen Tagen erhielt ich in der Redaktion folgende e-mail-Anfrage:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
> Ich bin für eine Freundin auf der Suche nach einem Hörspiel,
> das etwa 1978 oder 1979 vom ORF ausgestrahlt worden ist. Leider kann
> sie nur sehr wenig Angaben zum gesuchten Hörspiel machen:
> Herr Christian URBAN (heute RETTIG) - damals noch selber ein etwa
> 12-jähriges Kind - hat bei diesem Hörspiel mitgespielt. Er ist das Kind von
> Frau Rettig, einer damaligen Mitarbeiterin in der Telefonzentrale des ORF.
> Es ging in der Geschichte um den Tod eines Kindes."

Dank unserer Datenbank können wir solche Anfragen meist problemlos beantworten. So brauchen wir in diesem Fall nur im Suchfeld "Mitwirkende" den Namen Christian Urban (an den sich in der Redaktion nun wirklich niemand erinnern konnte) eingeben und schon kommen wir zum gewünschten Titel. Wenn man Glück hat, kommt man auch mit der Volltextsuche schnell ans Ziel: in diesem Fall hätte uns auch die Eingabe "Tod eines Kindes" im entsprechenden Feld zu dem gesuchten Hörspiel gebracht. Da gibt es zwar zwei Suchergebnisse zur Auswahl, aber wenn wir dann die Besetzung anschauen, können wir schnell feststellen, welches das richtige ist.

Eine andere Hörerzuschrift:

"Im Sommer 1979 - während des Papstbesuches in Polen - hat der ORF ein Hörspiel gesendet und zwar wahrscheinlich in Ö1 - die Sendung wurde in Graz gehört. Vom Inhalt weiß ich folgendes: es ging um einen Mann in einem Schrebergarten, dessen Haus abgerissen werden sollte."

Wieder kann die Datenbank schnell helfen.

Auf Grund der Zeitangabe geben wir zunächst den ungefähren Zeitraum der gesuchten Sendung ein (also nach dem 1.1. 1979 und vor dem 1.1.1980, es empfiehlt sich, hier immer etwas großzügiger zu sein, da die Erinnerung der Leute oft zu wünschen übrig lässt) und dazu im Volltextbereich den Begriff "Garten". Daraufhin bekommt man drei Suchergebnisse, wenn man deren Inhaltsangaben durchgeht, stellt man fest, dass es sich eigentlich um das Hörspiel von Karl Otto Mühl "Geh aus mein Herz - Aus einer Gartenkolonie" handeln muss. Es wurde übrigens vom Studio Steiermark produziert, allerdings bundesweit ausgestrahlt, so dass in diesem Fall der Hinweis auf das Hören in der steirischen Stadt Graz keine zusätzliche Eingrenzungsmöglichkeit gebracht hätte. Es gibt aber auch Hörspiele, die nur lokal gesendet wurden, und dabei ergäbe natürlich das Wissen um den Produktions- bzw. Sendeort einen weiteren Parameter.

An dieser Stelle einige Bemerkungen über die Hörspielproduktionstätigkeit in Österreich seit Ende des Zweiten Weltkriegs, also seit 1945. So weit reicht - wie schon erwähnt - unsere Datenbank zurück. Zunächst formierten sich in den vier Besatzungszonen eigenständige Sendergruppen. Erst 1955 wurden alle Sender zum unabhängigen "D6sterreichischen Rundfunk" zusammengefasst, mit Studios in Wien, Salzburg, Linz, Graz, Klagenfurt, Innsbruck und Dornbirn. 1967 kamen als Folge der großen Rundfunkreform die Landesstudios Niederösterreich und Burgenland dazu. Als so genannte "Normstudios" waren alle bis in die 90-er Jahre mit einer Literatur & Hörspielabteilung ausgestattet.

Schon Mitte der 80er Jahre etabliert sich, die bis dahin vorwiegend nur koordinierende Literatur- und Hörspielabteilung der Hörfunkzentrale auch als produzierende Redaktion und seither gibt es einen ständigen Konzentrationsprozeß, da die Landesstudios immer mehr zum so genannten "Flächenradio" übergehen, das dem Hörspiel bzw. grundsätzlich längeren Wortsendungen keinen Raum mehr gibt. Einige Studios reduzierten zunächst die Hörspielproduktion und stellten sie dann völlig ein, andere wurden so genannte Hörspiel-"Schwerpunktstudios" (Salzburg und Graz). Die von den Landesstudios autonom organisierte Hörspielproduktion für das Programm "D6sterreich Regional" wurde stark eingeschränkt, und schließlich wurde vor zwei Jahren die bundesweite Ausstrahlung der Hörspiele im Regionalprogramm überhaupt eingestellt. Eine regelmäßige Hörspielproduktion außerhalb Wiens findet heute nur noch im Tiroler Landesstudio statt.

Die in der Wiener Zentrale organisierte Hörspielproduktion für das Kulturprogramm "D6sterreich 1" bleibt hingegen seit Ende der 80er Jahre stabil, wir produzieren pro Jahr etwa dreißig neue Hörspiele. Trotzdem, im Lauf der Jahrzehnte bedeutet das einen enormen Rückgang an Neuproduktionen. Gleichzeitig steigt der Anteil der Wiederholungen, stärker noch jener der Übernahmen von Hörspielen aus dem deutschsprachigen Ausland. Mit letzteren wuchsen auch die internationalen Vergleichsmöglichkeiten für das Publikum (insbesondere seit Mitte der 80er Jahre).

Diesen Vergleich brauchen wir im Übrigen nicht zu scheuen. Ein Indiz für die Qualitätssteigerung unserer Produktionen ist das Interesse anderer deutschsprachiger Sender an unserer Produktionstätigkeit, sowie das rasante Anwachsen von Übernahmen österreichischer Hörspiele durch deutsche und Schweizer Sender. Trotz zunehmender technischer Möglichkeiten, Stichwort Digitalisierung, ist die Hörspielproduktion mit immer lE4ngeren Produktionszeiten verbunden.

Eine Liste der im deutschsprachigen Ausland meistgesendeten österreichischen Hörspiele finden Sie übrigens auch auf unserer Homepage in der Rubrik "Die Meistgesendeten", . da finden sich nicht nur die meistgesendeten Autorinnen und Autoren, von denen später noch die Rede sein soll, sondern auch "Die meistgesendeten ORF-Hörspiel im Ausland": Seit 1.1.1988 gab es insgesamt 944 Sendungen in der ARD und SRG von Hörspielen, die vom ORF produziert oder koproduziert wurden, das sind also jedes Jahr rund 60 österreichische Produktionen oder Koproduktionen, die auch sendemäßig zumindest für das Verbindende der Hörspiel-Kulturen von Deutschland, der Schweiz und Österreich sorgen.

Die erfolgreichsten ORF-Titel in diesem Zeitraum waren übrigens mit 12 Ausstrahlungen "March Movie" von Michael Köhlmeier/Peter Klein (ORF), mit 9 Sendungen "Dream Jockey" von Wolfgang Bauer und mit 8 "Eine Liebe in Erzurum" von Barbara Frischmuth, sowie mit je 7 Sendungen "Auferstehung der Toten" von Wolf Haas, "Broadway Melodie 1492" von Jura Soyfer, "Das Kind hinter den Augen" von Nava Semel, und "Das zu Sehende, das zu Hörende" von Friederike Mayröcker.

Ich möchte ein letztes Beispiel für eine Datenbanksuche bringen, diesmal auf Grund der Anfrage einer Publizistin, eine Zuschrift wie sie typisch ist für die vielen Wünsche, die wir auch von Studierenden erhalten, die an einer Diplomarbeit oder Dissertation arbeiten:

Da heißt es:

"Ich gebe einen Austriaca-Band über das österreichische Theater der 1990er Jahre heraus und da möchte ich in der Bibliographie auch die Hörspiele von Margret Kreidl erwähnen. Es handelt sich um folgende Titel:
Halbe Halbe.
Reiten.
Auf der Couch.
Privatprogramm.
Nun wüßte ich gern, wann diese Hörspiele ausgestrahlt wurden. Das wäre das Minimale. Sollte ich mehr über die "Interpreten", über den Regisseur
erfahren können umso besser. An wen soll ich mich wenden, da Margret Kreidl anscheinend die Daten nicht notiert hat."

Nun gut, auch in diesem Fall ist die Antwort leicht. Wir geben den Namen der Autorin ein, und zwar zuerst den Zunamen und dann erst den Vornamen und schon erhalten wir - alphabetisch geordnet - die Auflistung der in Österreich gesendeten Hörspiele von Margret Kreidl inklusive Sendedatum, und wenn man dann wieder die einzelnen Titel anklickt, z.B. das in der Anfrage noch gar nicht genannte Hörspiel "Heimatkunde", so findet man auch alle weiteren Details zu den Sendungen wie Besetzung, Regie, Technik, Inhalt, Sendelänge usw. In diesem Fall sogar, welche Musik in dem Hörspiel zu hören war.

Wenn ich sagte, wir bekamen eine Auflistung der in Österreich gesendeten Hörspiele von Margret Kreidl, so heißt das, dass diese Datenbank nicht nur alle Hörspiele enthält, die in Österreich seit 1945 produziert wurden (das sind rund 7.700, wozu noch über 4.200 Wiederholungssendungen kommen), sondern auch die rund 1.650 Hörspiele, die wir in diesem Zeitraum von ausländischen Sendern übernommen haben. In der, der Homepage zugrunde liegenden Access-Datenbank könnte man natürlich auch schnell herausfinden, welche Hörspiele z.B. des Norddeutschen Rundfunks in Österreich gesendet wurden, oder wie viele Koproduktionen es mit dem Saarländischen Rundfunk gegeben hat (über die derzeitige Internet-Maske ist das leider noch nicht möglich).

Apropos Koproduktionen. Da lässt sich z.B. auch feststellen, dass die Rolle des Österreichischen Rundfunks als Koproduktionspartner in jüngerer Vergangenheit eine starke Aufwertung erfahren hat: In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich der Anteil der Koproduktionen am Produktionsvolumen mehr als vervierfacht.

Was hat sich sonst noch im Lauf der Jahre im österreichischen Hörspielschaffen verändert?

Nun zum Beispiel, dass die Berücksichtigung weiblicher Autoren seit den 90er Jahren deutlich zunimmt. AuDFerdem zeigt sich schon seit den 80er Jahren eine rasch wachsende Bevorzugung der zeitgenössischen Literatur. Von den 20 in den ersten 50 Jahren meistgesendeten Autorinnen und Autoren sind nur 5 Zeitgenossen. Seit Mitte der 80er Jahre macht die zeitgenössische Literatur jedoch etwa 90 % aus. Mit dem gleichen statistischen Ergebnis ebenso deutlich ist die zunehmende Bevorzugung von Originalhörspielen, also die Emanzipation vom Theatertext hin zur medienspezifischen radiophonen Literatur. Adaptionen von Theaterstücken spielen in den Neuproduktionen der letzten Jahre nur mehr eine ganz untergeordnete Rolle. Auch deshalb sind in den heutigen Sendeplänen nur mehr wenige Autorinnen und Autoren vertreten, die in den früheren Jahrzehnten führend waren.

Gehen wir noch einmal zur Rubrik "Die Meistgesendeten" Neben den Theaterklassikern Nestroy, Schnitzler, Goethe, Shakespeare, Grillparzer, Molière etc. finden Sie in der Liste der Meistgesendeten seit 1945 mit Franz Hiesel, Eduard König oder Hans Hömberg Namen von Hörspielautoren, die heute kaum mehr gesendet, geschweige denn produziert werden. Erst mit Michael Köhlmeier taucht an 12. Stelle ein zeitgenössischer Autor auf, der auch im Hörspielschaffen der letzten Jahre eine bedeutende Rolle spielt. Wenn wir nun aber z.B. auf die Liste der meistgesendeten österreichischen Autorinnen und Autoren in den letzten 15 Jahren gehen (Es gibt - wie Sie sehen - auch noch andere Detailaufschlüsselungen), so finden Sie zwar mit Schnitzler und Nestroy auch noch zwei Theaterklassiker im Spitzenfeld, sonst aber nur zeitgenössische Autorinnen und Autoren von Originalhörspielen wie eben Michael Köhlmeier, Eberhard Petschinka, Barbara Frischmuth, Werner Kofler, Friedrike Mayröcker, den leider kürzlich verstorbenen Helmut Eisendle und Elfriede Jelinek.

Was gibt es sonst noch auf dieser Homepage zu zeigen? Da gibt es den Link zu Regie und Redaktion, wo Sie z.B. Biografien der derzeit für den ORF tätigen Regisseurinnen und Regisseure finden, leider nur ausnahmsweise so umfangreich und mit Foto wie bei unserem meistbeschäftigten Regisseur, Götz Fritsch. . Derzeit haben wir rein visuell noch relativ wenig zu bieten: im Link zu den Preisen und Auszeichnungen beginnen wir neuerdings wenigstens die zum so genannten "Hörspiel des Jahres" gewählten Produktionen näher zu dokumentieren ) , zuletzt bei "Die Blendung" von Elias Canetti. Da fehlen uns eben leider das Personal bzw. die finanziellen Ressourcen.Vorrang hat jedenfalls die vollständige Erfassung der greifbaren Sachinformationen zu den gesendeten Hörspielen. Derzeit gibt es in der Datenbank dieser Homepage über 7.000 Inhaltsangaben, über 6000 Besetzungslisten und über 8400 Angaben zur Regie etc.

Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass aus methodischen Gründen bestimmte Bereiche in dieser Datenbank nur in Ausnahmefällen erfasst wurden, vor allem gilt das für die Kinderhörspiele und für Kurzhörspiele unter 15 Minuten.

Und noch ein Bereich konnte in der Regel, obwohl "hörspielverwandt", auf Grund der unterschiedlichen formalen, inhaltlichen und organisatorischen Voraussetzungen nicht in unsere Hörspiel-Datenbank aufgenommen werden. Ich spreche von der 1987 gegründeten Sendereihe KUNSTRADIO-RADIOKUNST, die den Bereich der radiophonen Kunst in Österreich radikal ausgeweitet hat: Geräusch- und Klangwerke, sowie künstlerische Reflektionen der medialen Vorgaben des Radios durch bildende Künstler und Musiker etablieren das Radiokunstwerk auch jenseits literarischer Vorlagen und entwickeln mit so genannten telematischen Arbeiten eine Vernetzung verschiedenster medialer Ebenen. Solche und ähnliche Produktionen sorgen für eine besonders offene Entwicklung des Radios als Kunstfaktor. Nähere Informationen über diesen Bereich der Radiokunst liefert die Homepage des Kunstradios unter www.kunstradio.at

Diese Homepage zeichnet sich auch dadurch aus, dass es neben der deutschen auch eine englische Version gibt, weiters gibt es mp3-Soundfiles, Illustrationen und vieles mehr. Aber das ist ein Kapitel, das Sie selbst aufschlagen sollten: www.kunstradio.at. Und noch einmal die Adresse der Hörspielhomepage: www.hoerspiele.co.at.

Ich möchte nicht schließen, ohne noch einmal auf die Faszination des Genres Hörspiel hinzuweisen, und ich bediene mich dabei eines Hörspiels, das besonders gut zum General-Thema dieser Konferenz - "Das Verbindende der Kulturen" passt. Holen wir es aus unserer Datenbank: "Eine Stunde Welt" von Wilhelm Pevny. Als wir es am 24. Dezember 1999 um 14 Uhr gesendet haben, wurde ein Hörspiel angekündigt, doch dann gerieten die Hörer in einen rätselhaften Funkverkehr zwischen einer amerikanischen Bodenstation und einem ihrer Peilsatelliten. Dabei belauschten sie - scheinbar life - via Satellit Alltagsszenen und Begebenheiten auf verschiedenen Kontinenten der Erde, die in dieser einen Stunde zu den jeweils unterschiedlichen, lokalen Tages- und Nachtzeiten geschehen. Die Fiktion ist, dass offenbar willkürlich gewählte Objekte und Örtlichkeiten vom Satelliten "Atlantis" angepeilt werden, um die diversen Programme und Systeme auf ihre Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Der Funkverkehr zwischen der amerikanischen Bodenstation und dem Satelliten wird routinemäßig von anderen Organisationen observiert - in unserem Fall von einer deutschen Station, wobei wir in erster Linie - neben den "Originaltönen" - die Stimme des deutschen Simultanübersetzers hören, der über Kopfhörer die Simultanübersetzer der amerikanischen Bodenstation hört, die die belauschten Szenen aus den diversen Landessprachen ins Englische übersetzen. Der Kommandoleiter und der Navigator der amerikanischen Bodenstation geben jeweils die Koordinaten und die Zielpunkte des Satelliten, sowie fallweise die Art des Peilprogramms bekannt. Ein Offizier (Navigator) der deutschen Lauschstation übersetzt die englischsprachigen Anweisungen, der deutsche Stationskommandant und sein Assistent erläutern fallweise dem Protokollanten das jeweilige Programm. Ich glaube, wir haben kein anderes Hörspiel produziert, in welchem so viele Kulturen in einer Stunde verbunden wurden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

© Konrad Zobel (Leiter der ORF-Abteilung "Literatur & Hörspiel")

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For quotation purposes:
Konrad Zobel (Wien): Die Hörspieldatenbank des Österreichischen Rundfunks im Internet: www.hoerspiele.co.at. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003.
WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/veranstaltungen/zobel.htm

Webmeister: Peter R. Horn     last change: 7.9.2004     INST