Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. Juni 2006
 

1.4. Reproduktionen und Innovationen in Sprache und Kommunikation verschiedener Sprachkulturen / Reproduction and Innovation in Language and Communication in different Language Cultures
Herausgeber | Editor | Éditeur: Rudolf Muhr (Universität Graz)

Dokumentation | Documentation | Documentation


Accessoires sind die Must-Haves dieser Saison!
Der Modejargon in kroatischen und deutschen Frauenzeitschriften

Anita Pavić Pintarić (Universität in Zadar, Kroatien)
[BIO]

 

Abstract

Fashion plays a very important role in lives of women of all ages all around the world. It reflects certain social trends and a certain lifestyle. This paper examines fashion pages of different Croatian and German women magazines. The language of fashion shows a special choice of words and writing style. Therefore, these are the important aspects of this analysis: a) usage of loanwords, specific expressions, neologisms; b) intensifying linguistic forms (adjectives and verbs, phraseology, metaphor); c) attitudes of Croatian and German women towards fashion as well as their understanding of English loanwords in both languages.

 

1. Einführung

Frauen legen heutzutage viel Wert auf Mode. Dank den Medien und dem Lebensstil ist die Mode zu einer der wichtigsten Industrien geworden. Sie ist im Fernsehprogramm, in der Werbung, in Zeitschriften und Zeitungen anwesend. Mode ist dazu keine Altersfrage; Frauen verschiedenen Alters sind modebewusst.

"Mode ist die in einer bestimmten Zeit über einen bestimmten Zeitraum bevorzugte als zeitgemäß geltende Art, sich zu kleiden, zu frisieren oder sich auszustatten. Mode wird häufig synonym mit Kleidung verwendet. Soziologisch betrachtet drückt Mode die Normierung gesellschaftlicher Beziehungen, die Zuordnung zu bestimmten Gruppen der Gesellschaft und die Anpassung von Individuen aus. Im Mittelalter galt die Mode als Merkmal der Standeszugehörigkeit, die mit genauen Vorschriften belegt war. Heute ist Mode vor allem ein Mittel der Selbstdarstellung und Individualisierung, Ausdruck des Lebensstils und der Lebensart."(1)

"Mode ist aber viel mehr als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Sie schreibt auch immer ein Stück Geschichte - Gesellschaftsgeschichte. In einem Wechselspiel aus bieder und provokant - und dessen Mischformen - spiegelt Mode immer ein Stück Zeitgeschichte wieder."(2)

 

2. Korpus

In Frauenzeitschriften wimmelt es von Beiträgen und Ratschlägen für das trendige Aussehen. In kroatischen und deutschen Frauenzeitschriften werden oft und viel Fremdwörter in Modebeiträgen gebraucht, zusammen mit Neologismen und besonderem Schreibstil. Kleidungsstücke werden nach den Hauptkriterien trendy, verführerisch, sexy, unwiderstehlich beschrieben.

Kleidung kreiert und unterstreicht ein Image. Modische Kleidungsstücke sind Ausdruck eines Lebensstils und -gefühls. Und jedes Teil vermittelt uns ein anderes Gefühl. Extravagant, kokett oder erotisch. Mode unterstreicht die Körperformen, betont Reize. Oftmals ist es gerade die gekonnte Verhüllung, die unsere Körperformen interessanter macht."(3)

Die Grundlage für diese Analyse waren Modebeiträge kroatischer und deutscher Frauenzeitschriften. Folgende Zeitschriften wurden in Betracht gezogen: Die kroatische und deutsche Ausgabe von Cosmopolitan (wird als Hochglanz-Frauenmagazin mit tollen Reportagen charakterisiert; erscheint monatlich)(4); Elle (ein großes und etabliertes Frauenmagazin mit Schwerpunkt Mode; erscheint monatlich); Joy (erscheint monatlich). Neben diesen internationalen Magazinen wurden noch folgende kroatische Zeitschriften untersucht: Tena, Mila, Gloria IN (alle wöchentlich erscheinende Zeitschriften); deutsche: Amica (erscheint monatlich), Brigitte (14-täglich erscheinende Frauenzeitschrift), Freundin (alle 14 Tage erscheinender Frauenmagazinklassiker). Von jeder Zeitschrift wurden 10 Exemplare aus dem Zeitraum 2004 - 2005 untersucht.

 

3. Journalistischer Stil

"Journalismus ist die Stellung der Wörter nacheinander auf solche Weise, dass der Leser eine bestimmte Mitteilung bekommt, zu lesen fortsetzt und für mehr zurückkommt" - Definition aus Fleet Street, der Wiege des Journalismus. [...] Ein Journalist hat als Ziel auf die kürzeste und klarste Weise die Neuigkeit einer Menge von verschiedenen Personen mitzuteilen. Er lebt sich in die Psyche des Lesers ein: wie denken und fühlen sich die Leser?" (Pavlinić 2001: 7/8)

Sprache ist ein gesellschaftliches Phänomen und mit gesellschaftlichen Stellungnahmen eng verbunden. Männer und Frauen sind gesellschaftlich darin anders, dass die Gesellschaft ihnen unterschiedliche Rollen zuschreibt und von ihnen unterschiedliche Verhaltensmuster verlangt. Die Sprache widerspiegelt diese gesellschaftliche Tatsache. (vgl. Trudgill 1995: 73)

Die Verfasser der untersuchten Modeartikeln benutzen einen besonderen Stil - sie wenden sich allen an Frauen, die ihre Zeitschriften lesen. Da sie möglichst viel Information auf wenig Raum darstellen müssen, benutzen sie verschiedene sprachliche Mittel, um ihre Leserinnen anzuziehen und ihr Interesse für das Thema "Mode" zu wecken. "Verschiedene Stilformen widerspiegeln Standpunkte, Gefühle einer Gesellschaftsgruppe." (Guiraud 1964: 5) Im Stil des Frauenjournalismus widerspiegelt sich die Tatsache, dass die Mode und Schönheit den Frauen wichtig sind.

Eine Stiluntersuchung kann nach textinternen und textexternen Faktoren erfolgen (nach Fleischer 1975: 327/328). Textinterne Faktoren sind:

  1. Was wird im Text unmittelbar sprachlich ausgedrückt?

  2. Welche Variante in der Darstellung der Wirklichkeit ist für den Text charakteristisch?

  3. Worin kommt diese Mitteilungsabsicht im Text zum Ausdruck?

Textexterne Faktoren:

  1. Welche Sachverhalte der Wirklichkeit liegen dem Text zugrunde?

  2. Welche Mitteilungsabsicht des Autors liegt dem Text zugrunde?

  3. Wie ist die Wirkung des Textes auf den Hörer/Leser zu charakterisieren?

Nach textinternen Faktoren werden folgende Merkmale im Modejargon beider Sprachen festgestellt: Im Text wird die Wichtigkeit der Mode durch kurze aber mit bestimmtem Wortschatz betonte Sätze ausgedrückt. Den Leserinnen wird die Mode als Bestandteil des Lebensstils dargestellt. Neben zahlreichen Fotos von Modellen und Kleidungsstücken stehen effektvolle Beschreibungen.

Textexterne Faktoren: Mode und das Aussehen sind zu Kriterien für die Aufnahme in bestimmte Gesellschaftskreise geworden. Stylisten und andere Berufe in der Modeindustrie sind wichtig, Modedesigner werben ihre Kreationen. Modebeiträge funktionieren wie Werbung und versuchen die Modebewusstheit der Leserinnen zu beeinflussen.

 

4. Analyse

Im Korpus der Modeartikeln werden viele Fremdwörter, Neologismen, Adjektive, Phraseologismen verwendet. Modeseiten erinnern oft an Werbetexte, da verschiedene Designer, Stylisten, Modegeschäfte ihre Auffassung von Mode präsentieren. Effektvolle Wörter, die im Modejargon beider Sprachen vorhanden sind, zählen zugleich zu Jargonismen.

"Wörter können auch in dem Sinne sozial markiert sein, daß sie als Jargonausdruck für Gruppen von Menschen kennzeichnend sind. [...] Jargonausdrücke sind meist emotional gefärbt (oft krasse Bilder), weichen bewußt von dem geläufigen 'normalen' Ausdruck ab und bringen das Besondere der Gruppe gegenüber allem, was außerhalb steht, wie innerhalb der Gruppe die Zugehörigkeit zum Ausdruck. [...] Die Jargonismen befriedigen - neben anderen sprachlichen Mitteln - das Bedürfnis des Menschen nach Emotionalität in der alltäglichen Kommunikation, auch wenn es sich beim Gegenstand der Kommunikation um fachliche Fragen handelt." (Fleischer 1975: 89/90)

4.1. Fremdwörter

Beim Lesen der Modebeiträge fallen Fremdwörter auf, am häufigsten Entlehnungen aus dem Englischen. (Im kroatischen Korpusteil sind auch zahlreiche deutsche Entlehnungen vorhanden.)

"Fremdwörter sind eine allgemeine Erscheinung in der Sprache und im Stil aller Völker. [...] Der Gebrauch der Fremdwörter in unserem Wortschatz hat auch gewisse Reize. Sie lösen verscheidene Assoziationen aus, sie sind ungewöhnlich und etwa geheimnisvoll, ihr Klang kann anziehend sein. Außerdem geben sie dem Benutzer die Illusion, dass er gebildet ist." (Antoš 1974: 89/90)

"Andererseits sind die Fremdwörter aber auch vielfältig stilistisch zu nutzen. Das synonymische Nebeneinander von Fremdwort und heimischem Wort kann die Ausdrucksmöglichkeiten bereichern, indem dadurch gewisse Abschattungen der lexikalischen Bedeutung ausgedrückt werden können [...]" (Fleischer 1975: 108)

4.1.1. Vergleich der orthographischen Integration der Fremdwörter

Die meisten Anglizismen im Kroatischen sind dem orthographischen System angepasst, obwohl zugleich die angepasste und die Originalform im System existieren. Im Deutschen sind wenige Anglizismen dem orthographischen System angepasst. Sie behalten ihre Originalform(5).

Kroatisch

 

Deutsch

trendi, aber auch: trendy

 

trendig, auch: trendy

glamur, auch: glamour

 

Glamour, Glam

dizajn

 

Design

seksi, auch: sexy

 

sexy

Stil

 

Style, Stil

Englische Orthographie behalten folgende Wörter in beiden Sprachen (Kleinschreibung der Substantive im Kroatischen): patchwork/Patchwork,casual, outfit/Outfit, look/Look, styling/Styling.

Außer der englischen Entlehnungen werden im Modejargon beider Sprachen auch einige aus der französischen Sprache gebraucht: chic, Chic / šik, Charme(6) / šarm, Accessoires, Dessin / dezen.

Deutsche Entlehnungen im Kroatischen sind dem orthographischen System angepasst, z.B. bluza, lajbek, mantil, štikla.

4.1.2. Adaptation der Fremdwörter auf der morphologischen Ebene

Morphologisch sind die meisten Fremdwörter in beiden Sprachen adaptiert, d.h. sie zeigen die morphologischen Eigenschaften wie andere Substantive, Adjektive und Verben des Kroatischen und Deutschen. Nach Filipović (1990: 31) ist die Integration auf der morphologischen Ebene allmählich. Nach der Integration besteht das System aus: a) der Festsetzung der morphologischen Grundform, b) der Übereinstimmung der morphologischen Kategorien der Gebersprache mit denen der Nehmersprache; c) der Integration der Entlehnungen in das System der flektierbaren Formen der Nehmersprache.

Substantivische Entlehnungen im kroatischen Korpus sind männlichen Geschlechts(7) Im deutschen Korpus sind sie vorwiegend sächlichen Geschlechts (Ausnahmen: der Trend / Look / Charme / Chic; Glamour mit schwankendem Genus). Manche Entlehnungen sind in den Nehmersprachen Singulariatantum, z.B. im Kroatischen outfit, look(8), dizajn, accessoire. Hier einige Beispiele der morphologischen Integration:

Kroatisch

 

Deutsch

trend- trendovski (Adj), trendoholičarka (Sub), trendseterica (Sub)

 

trendig, Trend-Kombination, Trendsetterin

glamur- glamurozan (Adj), glamuroznost (Sub), glamurizirati (Verb)

 

glamurös, Glamourfarbe, Glamour-Effekt

stil- stilski (Adj)

 

stylische Outfits, nachstylen, overstylt

cool- nicht integriert

 

cooles Comeback, coole Klassiker

4.1.3. Semantische Adaptation

Bei der semantischen Adaptation sind Bedeutungsverengungen und Bedeutungserweiterungen zu untersuchen. Bedeutungsverengungen(9) entstehen zum Zeitpunkt der Übernahme, weil eben nur eine Bedeutung bzw. nicht der Gesamtinhalt erfasst wird. Hier verschiedene Arten der Bedeutungsverengung (vgl. Volland 1986: 162):

(1) ein Wort hat im Englischen mehrere Bedeutungen; davon wird jedoch nur eine transferiert (=Monosemierung) z.B. IN, Outfit / outfit, Look / look.

(2) ein Wort hat im Englischen mehrere Bedeutungen. Davon werden einige, jedoch nicht sämtliche ins Kroatische und Deutsche übertragen, z.B. Stylist / stilist, Design / dizajn, casual, Glamour / glamur, sexy, cool.

Erst wenn ein Lehnwort alltäglich verwendet wird und damit die Intensität oder Exaktheit seiner Bedeutung geschwächt wird, entstehen die Bedingungen zur Bedeutungserweiterung.(10) Bei der Bedeutungserweiterung wird nicht nur das fremde Zeichen mit seiner Ausdrucks- und Inhaltsseite übernommen, sondern diesem transferierten Wort wird zusätzlich eine weitere Bedeutungskomponente hinzugefügt. Im kroatischen Korpus wird styling in der Bedeutung von "outfit" verwendet.

In der kroatischen Sprache werden zahlreiche deutsche Entlehnungen verwendet, z.B. lajbek (> österr. Leibchen), mantil (> Mantel), šlampav (>schlampig), bluza (>Bluse), štof (>Stoff), vesta (>Weste), heklati (>häkeln), mašna (> Masche), vindjake (> Windjacke), halteri (> Strumpfhalter), špičoki (> Schuhspitze), šos (>österr. Schoß), štikle (> Stöckelschuh), štikeraj (> Stickerei), lohan (> lochen), tregeri (>Hosenträger), kariran (> kariert), pliš (> Plüsch), kič (> Kitsch). Durch Ellipse werden halteri, špičoki, štikle, tregeri gebildet.

Im Korpus werden heimische Ersatzwörter selten benutzt. Im Kroatischen bestehen Ersatzwörter für look - izgled, accessoire - modni dodatak; im deutschen Korpus: Look - Aussehen ; ladylike - damenhaft.

4.2. Neologismen

Neologismen sind "als Bezeichnung für neue Erscheinungen und Einsichten allgemeiner gebräuchlich und können in einem Text vorkommen, ohne bewußt als stilistischer Neologismus gewählt zu sein. [...] In der Regel wirken sie infolge ihres Neuheitseffektes expressiv." (Fleischer 1975: 101/102)

"Durch die heutige Übersättigung der Märkte und Konsumenten wächst der Konkurrenzdruck und damit der Drang nach immer 'neueren', noch 'reißerischeren' Strategien, die auch ein Abrutschen in den Straßenjargon nicht mehr verbieten. [...] Überhaupt trägt die Lexik wesentlich zum Gelingen der Werbeabsicht bei, da Wörter originell, auffällig und zudem assoziationssteuernd wirken und die Aufmerksamkeit der Konsumenten auf die Werbetexte lenken." (Elsen 2004: 92/93)

Neologismen im deutschenKorpus: superschmal, ultraweit, shoppen, Trend-Kombinationen, Powerfarbe, Ohrclips, Babydoll-Kleider, Krokoboots, nachstylen, overstylen. Im kroatischen Korpus: superglamurozan / superglamurös, ultrapoželjno / ultrabegehrenswert, superženstvena / superweiblich, balon-suknja / Ballonrock, bolero-košulja / Bolerobluse, rol-ovratnik / Rollkragen, treger-haljina / Trägerkleid, šal-pelerina / Schal-Pelerine. Diese Wörter entsprechen nach ihrem Bau der Definition von Hybriden(11).

Zusammensetzungen werden im Modejargon auch aus stylistischen Gründen gebildet. "Wörter kleineren Umfangs eignen sich besser für kleine, belanglose Gegenstände und Erscheinungen [...], während zu den großen, bedeutsamen Gegenständen oder Erscheinungen Wörter größeren Umfangs besser passen [...]. Mehrsilbige Wörter (Zusammensetzungen, Abstrakta, Superlative) sind gewöhnlich auch bedeutungsvoll." (Antoš 1974: 87)

4.3. Intensivierende Mittel

Einige der wichtigsten Merkmale der Modebeiträgen sind unterschiedliche intensivierende sprachliche Mittel, die zur Erzielung bestimmter Effekte dienen. Frauen sollten nach dem Lesen wissen, welche Modetrends, Designer und Kleidung IN sind.

4.3.1. Adjektive im Modejargon

Im Modejargon werden zahlreiche Adjektive in verschiedensten Kollokationen gebraucht. Sie sind zu Modewörtern geworden und werden "gern als Füllsel und zum Ausdruck emotionaler Steigerung verwendet [...]" (vgl. Fleischer 1975: 85) Im Korpus werden zahlreiche Adjektive gebraucht um die Leserinnen zu überzeugen, dass sie wie die Modelle auf dem Foto gut aussehen können.

Die häufigst gebrauchten Adjektive im kroatischen Korpus sind: damski / damenhaft, strastveno / leidenschaftlich, nježan / zart, neodoljivo / unwiderstehlich, umiljato / lieblich, lepršavo / luftig, profinjeno / verfeinert, rafiniert, elegantno / elegant, romantično / romantisch, senzualno / sensuell, ležerno / lässig, otmjeno / vornehm, raskošno / prächtig.

Deutsche Belege im Korpus: hip, leicht, zart, opulent, schlicht, weiblich, romantisch, verspielt, unbeschreiblich, weich, nostalgisch, selbstbewusst, modern, herausfordernd, erwartungsvoll, unwiderstehlich, lässig, subtil, traumhaft.

Adjektive in beiden Teilen des Korpuses mit der gleichen Bedeutung: seksi-sexy, prozračno-luftig, cool-cool, trendy-trendy, nježno-zart, ženstven-weiblich, elegantan-elegant, mekan-weich, romantičan-romantisch, moderan-modern, neodoljiv-unwiderstehlich, damski-ladylike, suptilan-subtil.

4.3.2. Intensivierende Verben

Bestimmte Verben verleihen einen besonderen Eindruck: sich verliebenin / zaljubiti se; verrückt sein, werden / poludjeti za nečim. Diese zwei Verben werden im Modejargon beider Sprachen oft gebraucht. Frauen verlieben sich in ein Kleidungsstück oder eine trendy Kombination und werden verrückt nach Accessoires oder neuesten Trends. Im deutschen Korpus sind aus diesen Verben abgeleitete Substantive vorhanden: Traditionsverliebte und Modeverrückte.

Im kroatischen Modejargon werden mehrere Verben gebraucht: zadiviti / erstaunen, bewundern, zabljesnuti / aufblitzen, zaustaviti dah / den Atem anhalten, prštati od (zadovoljstva, boja) / sprudeln (von Farben, Gefühlen), podiže (svaku kombinaciju) / erheben (einem Outfit besondere Effekte geben).

4.3.3. Phraseologismen

Im Korpus beider Sprachen sind oft phraseologische Vergleiche benutzt. Bildspenderbereiche sind übernatürliche Erscheinungen, Märchen, Süßigkeiten.

"Das Phraseologische an dieser Klasse liegt zunächst darin, dass ein bestimmter Vorgang oder eine Eigenschaft (ausgedrückt durch Verb/Adjektiv in freier Bedeutung) durch einen konventionalisierten Vergleich veranschaulicht wird, dass aus der Vielzahl möglicher Vergleiche gerade dieser und kein anderer in der Sprachgemeinschaft üblich ist [...] Viele phraseologische Vergleiche haben verstärkende Funktion [...]" (Burger 1982: 35)

Kroatische Belege: ljupke poput an đ ela / entzückend wie ein Engel; kao da su izašle iz Šeherezadinih priča / als ob sie aus Scheherazades Geschichten herauskamen; poput svilenog bombona / wie ein seidiger Bonbon; odjenuti se kao za šetnju po oblacima / sich anziehen wie für einen Spaziergang auf den Wolken; cipele kao iz bajke / Schuhe wie aus dem Märchen. Deutsche Belege: weiß wie die Unendlichkeit, so schön wie ein Tag am Meer, wie ein Unschuldsengel.

Leserinnen der Frauenzeitschriften sind zugleich Konsumenten der Modeprodukte. " Ein weiterer Trick besteht darin, dem Konsumenten zu suggerieren, daß er modern, aufgeschlossen, sogar erst ganz er selbst ist, wenn er das Produkt kauft. " (Burger 1982: 92) In beiden Sprachen sind folgende Modelle gängig: die Frau von heute; die moderne / modebewusste Frau;aus jeder Frau eine Lady machen; so wirkt Ihr Auftritt ladylike.

Die Zwillingsformel(12) von Kopf bis Fuß / od glave do pete ist im Korpus beider Sprachen häufig gebraucht.

Unter den sprachlichen Mitteln, die die Aufmerksamkeit der Leserinnen auf die Modetrends, Stylisten und Designer lenken sollten, werden besonders zahlreiche geflügelte Worte(13) verwendet, vor allem im Titel der Artikel oder in der Beschreibung der Kleidungsstücke, z.B. Luxus mit einem Hauch Melancholie; Ein Hauch von Unschuld- Anspielung auf " Ein Hauch von Nerz " (einen Filmititel); rapsodija u ljubičastom / Rhapsodie in lilla- Anspielung auf Gershwins " Rapsody in blue " ; jesenska sonata - " Herbstsonate " - die Drame von Ingmar Bergman.

Im deutschen Korpus kommt oft die Kreativität der Journalisten durch den Reim und die Anwendung englischer Sprache zum Ausdruck, z.B. Zeit zu zweit, Space Romance, Sweet Dreams (Beschreibung der Schlafanzüge), Golden Girl, Go for Gold (für Schmuck).

Kinegramme können charakterisiert werden als " sprachliche Repräsentation außersprachlichen (kommunikativen) Verhaltens. Und von daher haben sie besondere semantische und pragmatische, im besonderen auch stilistische Eigenschaften, die sie aus der Gesamtheit der Phraseologismen herausheben " (Burger 1982: 56), z.B. zagonetni pogled / geheimnisvoller Blick; magičan pogled / magischer Blick.

4.3.4. Metapher(14)

"Unser Körper und seine Funktionen sind ein produktives Quellengebiet für Metapher, vor allem Personifikation. Menschen können am besten andere Dinge in Bezug auf sich selbst verstehen. Personifikation erlaubt uns, das Wissen über sich selbst zu nutzen um Naturerscheinungen, abstrakte Begriffe und Gegenstände zu verstehen." (vgl. Čulić 2003: 81/82)

Im Korpus gibt es dazu folgende Belege: manche Kleidungsstücke funktionieren wie verliebte Männer. Sie geben uns das Gefühl: " Du bist toll " ; aber auf unseren trauen Begleiter ist immer Verlass- der Poncho; noch nie war der Mode-Herbst so verführerisch; kaputi se se vratili iz egzila / Mäntel sind aus Exil zurückgekehrt; baloner - mlađi brat kaputa / Mantel aus Ballonseide - der jüngere Bruder des Mantels; kaput - najbolji zimski prijatelj / Mantel- der beste Winterfreund; mala crna haljina - kraljica među haljinama / das kleine schwarze Kleid - Königin unter Kleidern.

 

5. Ergebnisse der Umfrage

Kroatien

Altersgruppe

Befragte Personen

Lesen Frauenzeitschriften

Legen Wert auf Modetrends

Legen Wert auf Empfehlungen der Stylisten

Sprechen Englisch

Verstehen folgende Wörter nicht

20-29

42

33

35

4

40

retroglamour (9), patchwork (19), aplikacije (8), accessories (4)

30-39

25

21

17

3

23

accessories (3), patchwork (1), retroglamour (1)

40-60

32

25

17

3

18

patchwork (13), aplikacije (6), accessories (10), dresscode (12), retroglamour (6)

Deutschland und Österreich

Altersgruppe

Befragte Personen

Lesen Frauenzeitschriften

Legen Wert auf Modetrends

Legen Wert auf Empfehlungen der Stylisten

Sprechen Englisch

Verstehen folgende Wörter nicht

20-29

30

14

15

0

30

Vintage (20), Ethno-Style (10), Dresscode (14)

30-39

30

12

12

0

30

Retroglamour (2), coole Klassiker (3)

40-60

15

5

4

0

12

Retroglamour (2), Vintage (3), coole Klassiker (3), total Look (2), Dresscode (1)

Die Umfrage zeigte, dass Frauen aller untersuchten Gruppen Zeitschriften lesen; kroatische Frauen legen mehr Wert auf Modetrends und Empfehlungen der Stylisten. Nach diesen Angaben könnte man sagen, sie sind auch mehr modebewusst. Obwohl die meisten befragten Frauen Englisch sprechen, sind ihnen manche Jargonismen nicht bekannt.

 

6. Schlussfolgerung

Der Modejargon beider Sprachen zeigt die Kreativität der Journalisten. Sprachliche intensivierende Mittel sollen das Interesse für Mode und Modeindustrie steigern. Entlehnungen im Modejargon stammen aus dem Englischen und Französischen, in der kroatischen Sprache noch aus dem Deutschen.

"Die Anglizismen transportieren nicht selten Internationalität, Individualität, Weltoffenheit, Jugend und Lebensfreude. [...] Französisches Wortgut hat natürlich Tradition [...]" (Elsen 2004: 95)

In beiden Korpusteilen werden Adjektive mit Bezug auf Zartheit und Feinheit, Unwiderstehlichkeit, Sexappeal verwendet. Im deutschen Korpus werden mehrere geflügelte Worte, besonders in Überschriften benutzt; im kroatischen Korpus werden mehrere phraseologische Vergleiche und Metapher gebraucht.

Im Korpus beider Sprachen sind auch Symbole in folgenden Bedeutungen vorhanden: ROT - "Liebe und Leidenschaft"; KATZE - "Lieblichkeit", ENGEL - "Unschuld", WEIß - "Unschuld".

© Anita Pavić Pintarić (Universität in Zadar, Kroatien)


ANMERKUNGEN

(1) http://www.mode-site.de/, 27.11.2005

(2) Elle, Oktober 2005, Artikel über das Buch von Patricia Brattig "Femme Fashion"

(3) Ebenda.

(4) Die Charakterisierung der untersuchten deutschen Frauenzeitschriften orientiert sich an http://www.journalistenlinks.de/ Medien_und_Programme/Print/Frauenzeitschriften, 3.12.2005

(5) Filipović (1990: 28) nennt sie "Kompromissrepliken" - das sind alle Formen zwischen dem Modell und der Replik; ihre Entwicklung in die Replik zeigt alle Formen, die ein Modell im Prozess der Adaptation haben kann.

(6) Schick und Scharm (mit deutscher Orthographie) sind im Korpus nicht vorhanden; ins Duden Universalwörterbuch ist Schick/schick als Substantiv und Adjektiv eingetragen worden, Scharm nur als Verweis für Charme.

(7) Nach Filipović (1990: 34) sind Anglizismen männlichen Geschlechts im Kroatischen so zahlreich, dass sie als Resultat der Tendenz des männlichen Geschlechts angesehen werden.

(8) look in der Bedeutung "das Aussehen" wird im Englischen meist in Plural gebraucht; im kroatischen Korpus im Singular, genauso accessoire.

(9) Durch Bedeutungsverengung wird die leere Stelle im Wortschatz gefüllt.

(10) Die Bedeutungserweiterung ist Resultat der sekundären Adaptation - der Begriff stammt von R. Filipović (1986: 56). " Da die Wörter mit nur einer Bedeutung eher Ausnahmen sind, kommt es in der Nehmersprache notwendigerweise zur Veränderung des Bedeutungsspektrums des Modells, also zu einer Verengung und seltener zu einer Erweiterung. " (Filipović 1986: 65).

(11) Ein Hybrid ist eine Zusammensetzung, die Wörter aus verschiedenen Sprachen als Konstituenten hat , z.B. ein Anglizismus+ein heimisches Wort. Eine Gruppe bilden auch Zusammensetzungen, deren eine Konstituente übersetzt wird. (Filipović 1990: 71)

(12) Von einer Zwillingsform spricht man, wenn entweder zwei verschiedene Wörter der gleichen Wortart, die durch eine Konjunktion oder Ø verbunden sind, in ihrer Reihenfolge (mehr oder weniger) festgelegt sind, wenn es sich also um eine (mehr oder weniger) irreversible Verbindung handelt [...] oder wenn zwei identische Wörter, durch Konjunktion oder Präposition verkettet, eine feste Verbindung eingehen [...] (Burger 1982: 37/38)

(13) Die Autoren der Phraseologismen sind bekannt- Die Frage ist, ob das Verständnis solcher Anspielungen tatsächlich bei vielen Angehörigen der Sprachgemeinschaft vorausgesetzt werden darf. Geflügelte Worte sind nicht von ihrer Struktur her definiert, sondern durch ihre Herkunft. [...] Man kennt die genaue Herkunft meist nicht mehr. (Burger 1982: 43/44)

(14) "Metapher ist kreatives Wahrnehmen der Ähnlichkeiten unter unterschiedlichen Erscheinungen [...], ihr Verschmelzen in eine gemeinsame oder ähnliche Eigenschaft. [...] Metapher überträgt einen komplizierten abstrakten Begriff in einen einfachen und konkreten [...]" (Antoš 1974: 82)


LITERATUR

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Čulić, Zjena (2003). Čovjek metafora spoznaja; Split: Književni krug.

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Elsen, Hilke (2004). Neologismen. Formen und Funktionen neuer Wörter in verschiedenen Varietäten des Deutschen. Tübingen: Gunter Narr Verlag.

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Pavlinić, Vladimir (2001). Stil i jezik novinara. Zagreb: Udruga za demokratsko društvo.

Trudgill, Peter (1995). Sociolinguistics: An Introduction to Language and Society. London: Penguin Books.

Volland, Brigitte (1986). Französische Entlehnungen im Deutschen. Transferenz und Integration auf phonologischer, graphematischer, morphologischer und lexikalisch-semantischer Ebene. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.


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