Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. Dezember 2005
 

14.2. Regionen und transnationale Prozesse
Herausgeberin | Editor | Éditeur: Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien)

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Bericht: Regionen und transnationale Prozesse

Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien)
[BIO]

In einer transnationalen und transdisziplinären - man würde sagen: "inhomogenen" Gruppe - etwas über das Thema der Sektion "Regionen und transnationale Prozesse" zu erarbeiten, erschien anfangs etwas schwierig.

Aus der Vielfalt der Bereiche ergab sich jedoch ein polyglottes Profil, das pragmatische Untersuchungen bis ideologische Betrachtungen beinhaltete. Die Auswirkung des Internets auf psychosoziologische Aspekte und auf die Bildung neuer Textformen wurde anhand einer Untersuchung über Werbepraktiken von Zahnärzten dargestellt, und auf die trotz des gemeinsamen Mediums intrakulturelle Verschiedenheit der Methoden hingewiesen; ob sich hier in Zukunft eine Angleichung in der Präsentation ergeben wird, erscheint wahrscheinlich. Das gilt auch für den Vergleich des Stellenwertes der Sporterziehung in Ungarn und Österreich. Dieser Vergleich spiegelt die bevorzugten Werte der Gesellschaft, und zwar auf Seite der Pädagogik und auf Seite des Freizeitsverhaltens von Kindern und Jugendlichen in zwei eng aneinander grenzenden nationalen Gesellschaften wider. Die sich aus dieser Untersuchung ergebenden Unterschiede scheinen nicht nur kultureller Natur; auch hier werden gesellschaftsverändernde Prozesse ihren Einfluss geltend machen.

Von diesen beiden "Elementen der Alltagsorganisation"(1) verlagerte sich die Thematik auf die gesellschaftspolitische Integration von Volksgruppen in ihrer Eigenschaft als autochthone Bevölkerungsteile oder als Migranten und ihre interethnischen Begegnungsräume. Hier liegt die Innovation darin, dass von der bisher geübten Assimilationspolitik auf eine Integrationspolitik übergegangen werden muss, um die kulturelle Identität der Angehörigen dieser Gruppen zu wahren. Auf diese Weise könnten komplexe Prozesse wie die zunehmende Migration in Europa in einen "innovativen Beitrag zum Frieden" münden.

Schließlich wurden transnationale und transtemporäre Ideenwanderungen behandelt. Eine Innovation - die europäische Reform des Judentums und seine Anpassung an die Gegebenheiten der Zeit - und die Transponierung dieses "progressiven" Judentums auf die amerikanische Gesellschaft, wo es sich weiter entwickelte, während es in Europa als Reaktion eine Modernisierung der orthodoxen Richtung bewirkte. Die Wanderung eines Mythos wurde anhand der Legende von den "Zehn verlorenen Stämmen" Israels veranschaulicht. Diese alte Legende wurde zur Zeit der Entdeckungen in Europa wiedergeboren, nach Amerika verpflanzt, und ist heute auch in Israel präsent. Christen wie Juden wurden politisch von diesem Mythos beeinflusst. Seine späten Ausläufer finden sich heute in rechtsradikalen Gruppierungen in den USA.

So konnten einige der heutigen Umwandlungsprozesse auch durch Auseinandersetzung mit der Vergangenheit dargestellt werden. Insgesamt brachten die Darstellungen auf Grund der Verschiedenheit der Themen ein polyglottes Bild einer Gesellschaft in Veränderung.

© Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien)


(1) Grundlagentext IRICS 2005. http://www.inst.at/irics/grundlagen.htm, Seite 4, letzter Zugriff 20.12.2005


14.2. Regionen und transnationale Prozesse

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For quotation purposes:
Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien): Bericht: Regionen und transnationale Prozesse. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005. WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/14_2/wies-campagner_bericht16.htm

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