Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. Juni 2006
 

14.3. Die böhmische Identität
Herausgeberin | Editor | Éditeur: Agáta Dinzl-Rybárová (Salzburg/Prag)

Dokumentation | Documentation | Documentation


Die Böhmische Identität

Agáta Dinzl-Rybárová (Salzburg/Prag)
[BIO]

 

Eine Vorbemerkung zur Sektion

Der Auslöser der Gedanken um die ‚Böhmische Identität` war eine Frage im Rahmen meiner Diplomprüfung vor fünf Jahren gewesen. Während der Prüfung hat mir die Vorsitzende der Prüfungskommission, Frau Gerlinde Weiss, die Schicksalsfrage gestellt: "Wer hat um 1400 in Prag gelebt". Die Antwort ist für mich ganz klar gewesen: "Die Tschechen und die Deutschen:" Die Vorsitzende hat nicht nachgegeben und mit mir gemeinsam laut überlegt: "Ja, das stimmt, aber in Prag haben auch noch Andere gelebt." Die anderen Prüfer, Herr Franz Viktor Spechtler und Herr Klaus Zelewitz, haben mich mit allen Mittel unterstützt: "Kafka, Brod, Kisch." Die erwünschte Antwort war eher einem schwarzen Loch ähnlich. Einige Sekunden sind vergangen und ich habe mir mittlerweile begonnen Gedanken zu machen, wie ich geschickt aus dieser Situation rauskommen könnte. So habe ich geantwortet: "Wir haben in der Schule über niemanden Anderen als über die Tschechen und die Deutschen gelernt." Es war nicht gelogen, die Juden waren nicht existent gewesen.

Das Staunen der prüfenden Professoren ist so groß gewesen, dass die Vorsitzende die Prüfung für beendet und alle Fragen für beantwortet erklärt und mich aus dem Prüfungszimmer hinaus gebeten hat, damit sich die Prüfungskommission über die Benotung beraten kann. Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen, aber noch lange Zeit nach der Diplomprüfung habe ich ganz ein schlechtes, ja richtig ‚ein mieses Gefühl’ um den Magen herum gehabt, weil ich diese Frage nicht beantworten konnte.

Nun - diese Frage zu beantworten hat sich auch jahrelang später als überhaupt nicht einfach herausgestellt. Es ist für mich ein langer Entwicklungsprozess gewesen, darauf zu kommen, dass die Geschichte Böhmens die Geschichte einer multikulturellen Gesellschaft (im mittelalterlichen Sinne) darstellt.

(Hier muss ich eine kurze Bemerkung machen: Der Begriff ‚multikulturell’ hat in den letzten Wochen durch die Ereignisse in Frankreich einen ziemlich bitteren Beigeschmack bekommen und steht derzeit für mich als Synonym für "nicht möglich".)

 

Vortrag: Die Böhmische Identität

Es gibt große Unterschiede zwischen der mittelalterlichen und gegenwärtigen Auslegung der Begriffe ‚die Identität’, ‚die Nation’ und ‚das Volk’. Ich beginne bewusst mit dem Mittelalter, weil sich von ihm das Verständnis der heutigen Gesellschaft und der gesellschaftlichen Prozesse entwickelt hat.

 

1. Das Mittelalter und die Identität. Der Stand und die Religion

Der mittelalterliche Mensch hat sich durch seinen Stand definiert. Sein ganzes Leben wurde an die Regeln seines Standes gebunden und danach wurde entschieden, was er tun durfte oder auch nicht. Die Zugehörigkeit ist ausschließlich aufgrund seines Standes und seines Herrschers und dessen Religion bestimmt worden. Die Bedeutung der Religion und des Glaubens im Mittelalter ist unvergleichbar mit seiner heutigen Interpretation. Das Leben im Mittelalter und lange bis in die Neuzeit wurde durch die (katholische) Kirche bestimmt.

 

Die Definition der Völker und der Nation im MTA

Im Mittelalter ist die Definition der Völker und der Nation nicht so wichtig gewesen, weil die Zugehörigkeit zum Stand ausschlaggebend war und nicht zur Nation oder zum Volk.

Das beweist zum Beispiel eine Urkunde der Karls-Universität aus dem 14. Jahrhundert, in der über vier Studienvölker der Karlsuniversität berichtet wird. In Prag studierten: die Böhmen, die Polen, die Sachsen und die Bayern(1).

Die vier Völker der Karlsuniversität werden durch vier Oberbegriffe dargestellt. Unter ‚Böhmer’ sind die Tschechen, Slowaken, Schlesier, Deutsche und Ungarn gemeint.(2)

Bedauerlicherweise gibt es nur eine einzige Übersetzung des Begriffs ‚Böhmer’ ins Tschechische mit ‚Čech’, das aber eben die anderen dort lebenden Völker nicht mehr beinhaltet.

Die Situation hat sich im Laufe des 17. Jahrhunderts in Böhmen langsam verändert(3). Durch die Nachwirkung der Reformation, des Dreißigjährigen Krieges und durch den Kontakt mit anderen Völkern, wodurch der Fremde mehr wahrgenommen wurde. Als Beispiel nenne ich die schwedischen Raubüberfälle, die in Böhmen sehr bedeutsam gewesen sind, und die türkischen Belagerungen, die bis nach Mähren reichten (4)(5).

 

Das 19. Jahrhundert

Die Entstehung der Fragen nach der Identität verläuft parallel mit der Entstehung des Nationalismus. Die ausschlaggebenden Ereignisse für den Nationalismus im 19. Jahrhundert sind die Napoleonischen Kriege, die Entstehung der Wissenschaften (gerade die Geisteswissenschafter, die Historiker und die Literaten sind für die Entstehung des Nationalismus bewusst (Palacký: ‚Geschichte der Literatur in Böhmen’) oder auch unbewusst (Heinrich von Kleist: ‚Die Hermannschlacht’) mitverantwortlich), die Industrialisierung und damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse.

Die Entstehung der Identi tät in Böhmen ist außer den oben angeführten Ereignissen eng an die Entstehung der tschechischen Nation, weiter an den Slawenkongress 1848 in Prag und die Zugehörigkeit zu den Slawen geknüpft. Spätestens seit dem Ausgleich in Österreich-Ungarn im Jahre 1867 haben die Tschechen verstärkt die Entstehung der tschechischen Nation und die Zugehörigkeit zu den Slawen als ein Mittel zur Abgrenzung und Loslösung von der Österreichischen Monarchie verwendet - so wie auch alle anderen Slawen der Monarchie.

In allen Bereichen ist in der Folge eine Trennung zwischen dem Slawischen und dem Nichtslawischen verlaufen, was wiederum zu gesellschaftlichen Problemen geführt hat (Nationalismus, Ereignisse nach 1945).

Bereits die Geschichtsbücher des 19. Jahrhunderts aus Böhmen weisen als erste die Problematik des Nationalismus in jener Form auf, in der wir sie bis heute aus den Schulbüchern und aus der Öffentlichkeit kennen(6), losgelöst von der europäischen Geschichte und in den politischen Kontext Tschechiens hineingesetzt:

der Urgroßvater Čech als Begründer des Stammes der Tschechen,

das Großmährische Reich als der erster historisch belegter und legitimer Staat der Slawen, die Kyrill-Method-Mission als wichtigste christliche Mission, der größte Tscheche Karl IV.(7), der beim Wettbewerb "Der größte Tscheche" gewonnen hat, der größte Märtyrer der Tschechen Jan Hus, der von den bösen Ausländern am Konzil verbrannt wurde, die ruhmreiche Schlacht am Weißen Berg, die nur zweieinhalb Stunden gedauert hat, aber einen wichtigen Punkt in der Geschichte Böhmens und Mährens und ein großes Symbol unseres Landes dargestellt hat(8), die Rekatholisierung Böhmens durch die Habsburger und die Jesuiten, Božena Němcová, František Palacký und Bedřich Smetana, die für uns und ‚unsere Selbstständigkeit’ gekämpft haben.

Die Geschichtsbücher haben die im 19. Jahrhundert formulierten Gedanken übernommen und an ihre Zeit und deren politische Prinzipien angepasst:

das ruhmreiche Entstehen unserer Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918 ‚aus eigener Kraft’ und fast ohne ‚fremdes Zutun’, das unerklärliche Entstehen des Slowakischen Staates 1939, der Holocaust und die Vertreibung der Sudetendeutschen, das Ende der Tschechoslowakischen Föderativen Republik im Jahre 1960, das mythologisierte Jahr 1968 und die zwanzigjährige Finsternis nach der Besatzung durch die UdSSR und Polen, die Ereignisse der Jahre 1989 und der Samtenen Revolution, 1992 die Trennung der Tschechischen und Slowakischen Republik und 2004 der EU-Beitritt.

Das Alles bildet Identität im Tschechien der Gegenwart. Es sind dazu noch mehrere Aspekte gekommen:

Die Abkoppelung von anderen Slawen, die übermäßige Orientierung an die USA und die Träume vom ‚Goldenen Westen’, und auch positive Erkenntnisse und Ereignisse - die Grenze Tschechiens zu Deutschland und Österreich stellt keine Narbe mehr in der Mitte Europas dar(9).

 

Die Gegenwart: Frankreich, Tschechien

Die Ereignisse der letzten Wochen in Frankreich haben die Aufmerksamkeit ganz Europas auf sich gezogen: Zuerst wurde die europäische Verfassung abgelehnt und kurz danach ist es durch die Aufstände in den meist von Ausländern bewohnten Vororten von Paris zu einem symbolischen Zusammenbruch der multikulturellen Gesellschaft gekommen. Nach den Niederlanden ist jetzt auch Frankreich betroffen.

Meine Befürchtung ist, dass durch die Ereignisse in Frankreich und in den Niederlanden, Europa wieder in zwei Teile auseinander bricht.(10) Früher ist es um die Aufteilung West- und Ost-Europas gegangen, jetzt kommt die Teilung der einzelnen Gesellschaften in zwei Gruppen: in Inländer und Ausländer.

Diese Teilung ist in jeder Gesellschaft bereits vorhanden. Es geht nur darum, wie die Parallelgesellschaften eines Staates miteinander umgehen. Es existieren verschiedene Möglichkeiten für Lösungen:

Die eine Möglichkeit ist, die Inländer über die anderen, die fremden Kulturen und Religionen aufzuklären und zur Toleranz in den Schulen systematisch zu erziehen. Darunter würde auch die Auseinandersetzung mit dem (radikalen) Islam fallen.

Die Ausländer sprachlich, kulturell und interkulturell zu integrieren, sei es durch einen konsequenten Sprachunterricht, der mit einer Sprachprüfung abgeschlossen wird. Ein Bestandteil der gesamten Ausbildung würde auch ein Geschichts-, Kultur- und Integrationsunterricht bilden(11).

Ich bin davon überzeugt, dass dieser Vorschlag einer der möglichen Lösungen für die entstandene Situation wäre. Die Zuwandererpolitik in Israel ist der Beweis dafür, dass Ausländer integrierbar sind. Auf welchem Wege dies auch passiert und wie viel der Staat in den Neubeginn von Zuwanderern investieren müsste.

Wie hängt diese Situation mit Tschechien zusammen? Seit der Wende im November 1989 hat sich der Ausländeranteil vervielfacht. In den ersten Jahren nach der Wende ist es positiv gewesen, ein Ausländer in Tschechien zu sein. Der Begriff "cizinec" ist sehr positiv besetzt gewesen. Besonders diejenigen aus dem sogenannten Westen - "valutový cizinci" - sind beliebt gewesen. Dann aber kühlte die Situation rasch ab.

Zum Anstieg der Ausländerfeindlichkeiten haben mehrere Faktoren geführt:

  1. Die Trennung der Tschechoslowakei, bei der die Schuld den Slowaken zugeschoben wurde, ohne sich wirklich mit den historischen Ursachen in den Jahren 1945 bis 1992 auseinander zu setzen.

  2. Die allgemeine Krise in Rumänien und die große Zuwanderungswelle.

  3. Der Krieg in EX-Jugoslawien und die Zuwanderungswelle aus den betroffenen Gebieten.

  4. Der Anstieg der Gastarbeiter aus der Slowakei, Polen und der Ukraine.

  5. Die kriminellen Mafiastrukturen aus Russland, die bis heute in Tschechien agieren und leider nach wie vor agieren dürfen.

  6. Die nicht-gelösten politischen Probleme (ich würde sie eher als offene Wunden der Tschechen bezeichnen): Entschuldigung seitens Polens für die Besetzung der mährisch-schlesischen Gebiete 1938/39 und die Mitwirkung der polnischen Armee an der Besetzung der Tschechoslowakei am 21. August 1968.

  7. Die bis heute fehlende Entschuldigung Russlands für die Besetzung der Tschechoslowakei im Jahre 1968 und die Jahre danach.

  8. Weiters auch die Bewältigung der Vergangenheit von Juden und Sudetendeutschen.

  9. Schlussendlich das wichtigste: Die Auseinandersetzung mit den in Tschechien lebenden Minderheiten der Polen, Slowaken, Deutschen und Österreicher, aber besonders der Roma.

 

Die neue Identität Tschechiens des 21. Jahrhunderts würde auch eine Roma-Identität mittragen müssen

Das größte Problem, für welches die Tschechische Republik regelmäßig kritisiert wird, ist die Stellung der Roma im Lande. Die Situation ist nach der Trennung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik kritischer geworden, als 300.000 Roma die tschechische Staatsbürgerschaft nicht verliehen bekommen haben und sie offiziell zu slowakischen Staatsbürgern erklärt wurden.

Nach 1989 wurden die Probleme der im Lande lebenden Roma deutlich sichtbar, die sofortige Umstellung auf die Marktwirtschaft und die Transformationsprozesse in Tschechien haben sie nicht bewältigt. Erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat diese Situation seine Höhepunkte erreicht - fast hundertprozentige Arbeitslosigkeit, Drogenhandel, Prostitution und Kinderprostitution und eine immer größer werdende Kluft der Parallelgesellschaften der Roma und Tschechen.

Ich glaube, dass bei der Minderheit der Roma die Integration durch systematische Ausbildung und gezielte Integration in der Gesellschaft binnen drei bis fünf Generationen möglich wäre. Vielleicht scheint diese Zeit zu lang, aber es ist machbar.

Die Gegenseite die Nicht-Roma, also alle anderen Bewohner Tschechiens, müssten sich bereits im Schulunterricht mit den Roma, deren Kultur und Lebensweise auseinandersetzen. Dann würden ihnen die Roma wie alle anderen Bewohner Europas vorkommen.

Das Ermöglichen des regulären Unterrichts auch für Roma-Kinder müssten sich der Staat und die Familien teilen. Der Staat müsste einen individuellen Unterricht in den regulären und nicht nur in den Sonderschulen ermöglichen, die Familien müssten bereit sein, ihre eigenen Kinder zur Schule zu schicken.

Die meisten lachen bei diesen Vorschlägen, nur derjenige, der sich mit dem Leben der Roma auseinander gesetzt hat, würden bestätigen, dass dies nicht unbedingt in Widerspruch stehen muss: das oberste Gebot jedes Roma sind seine Kinder. Diese Kinder werden eines Tages die Eltern miternähren.

Tschechien hat in der Integration der Roma keine so schlechte Karten: Es ist eines der wenigen Länder Europas, in welchen Romistik ein Universitätsstudium ist, dass mit einem Magistertitel abgeschlossen wird(12), es existieren Organisationen, die begabte Roma-Kinder und -Jugendliche finanziell unterstützen, es existieren Personalleihfirmen, die Roma systematisch an Firmen als Leiharbeiter vermieten.

Zu den erfreulichen Nachrichten gehört, dass es auch Fonds und Stiftungen gibt, deren Gelder Roma in Form von Projekten und Unterstützungsgeldern zu Gute kommen (z.B. der Phillips-Morris-Fonds, die Stiftung VIA).

Vielleicht ist in diesem Jahr 2005 auch ein Durchbruch in der tschechischen Gesellschaft passiert: Vlastimil Horváth, ein Roma aus Beneschau (Benešov) bei Prag, hat den Wettbewerb "Tschechien sucht den Superstar 2005" ("Česko hledá superstar 2005") gewonnen. Im Jahre 2004 hat die Roma Martina Balogová trotz der großen Begabung noch keine Chance gehabt, diesen Wettbewerb zu gewinnen (http://imgs.idnes.cz/oprilohy/infografika/superstar/vysledky.htm).

 

Die böhmische Identität im 21. Jahrhundert

Die Identität der Tschechen wird wieder eine multiple Identität(13) sein: Die Tschechen werden wieder mehrere Zugehörigkeiten haben (individuelle -städtische - regionale - nationale - supranationale), sie werden wieder mehrere Sprachen sprechen, sie werden wieder zu vielen verschiedenen Gruppen zugehören.

Es wäre jetzt gerade interessant zur ‚Böhmischen Identität’ zurückzukehren - sie war ja auch eine multiple Identität.

Im 21. Jahrhundert wird die multiple Identität in Tschechien aber andere Charakteristika haben: Die Tschechen werden aus einem breiten Reservoir der Identitäten wählen können und müssen. Dabei werden natürlich Loyalitätskonflikte bei der Prioritätensetzung entstehen - sowohl auf kollektiver als auch auf individueller Ebene. Eine solche Konzeption entspricht dem hybriden, dynamischen Charakter Tschechiens und dadurch auch dem hybriden, dynamischen Charakter der EU(14).

© Agáta Dinzl-Rybárová (Salzburg/Prag)


ANMERKUNGEN

(1) Die Bayern und die Österreicher.

(2) Die Juden haben erst ab ca. dem 19. Jh. studieren dürfen.

(3) Das ist meine persönliche Überlegung.

(4) Ich würde hier die Rolle der Inquisition nicht unterschätzen, die meistens von Österreichern und Italiener ausgeübt wurde.

(5) Wir sprechen an dieser Stelle über die Fremdenfeindlichkeit als solche.

(6) Bereits der Urvater Čech, der große Gründer der böhmischen Nation, hat damit ein Problem gehabt, weil sein Name auf Tschechisch Čech und sein Land Čechy geheißen haben, aber bereits in der lateinischen Chronik des Kosmas von Prag haben diese Begriffe zur äußerten Verwirrung geführt. Über diese Verwirrung haben sich noch František Palacký alias Franz Palacky und sein Zeitgefährte Pavol Josef Šafarík alias Paul Joseph Saffarik den Kopf zerbrochen. Šafarík schreibt: "Das dieser slawische Bohemus = Čech ist, bedarf dies wohl bei unbefangenen Lesern eines Beweises? Gleichwohl behauptete einst die Hyperkritik, erst Dalemil habe die Fabel von Čech erdichtet. Und da die spätere Sage, um die Verwandtschaft der Böhmen, Polen und Russen zu erklären. Drei Brüder Čech, Lech und Rus, als Anherren dieser Völker annahmen, so verwirrte sie durch diese unhistorische Weise vollends allen Glauben bei den Forscher. Der sonst so besonnene Dobner zog es also vor, die Čechen wegen der Namensähnlichkeit, von der ehemaligen Zichen oder Zechen am Kaukasus herzuleiten, sie zu Stammverwandten der der Cerkessen zu machen: Dobrowsky hielt das Wort für ein Begriffswort und erklärte ‚čech’ ethymologisch princeps ‚άςχωυ’, der Erste, der Vorangehende, und letzte damit ‚slezy’ (Schlesien) in Verbindung, das er durch ‚slez’, ‚sléze’, Nachfolge, Schluss bedeutete - ein Versuch, der weder etymologische noch die historische Probe aushält" Bereits hier wurde indirekt die Frage gestellt, wer eigentlich in Böhmen gelebt hat.

(7) der ein Monat nach dem EU-Beitritt im Juni 2005, genau 627 Jahre nach seinem Tode wiederholt der größte Tscheche geworden ist,

(8) ein kleines "Hügelchen" (‚kopeček’) in Prag 6

(9) Broque, 1993, S. 10-16.

(10) Bis 1989 ist es die Teilung in West- und Ost-Europa gewesen.

(11) Mögen Sie bitte auch für die prominenten Zuwanderer gelten wie zum Beispiel die gebürtige Russin mit ukrainischen Namen Anna Netrebko, die nach drei Gastjahren in Österreich kein Wort Deutsch spricht.

(12) http://iu.ff.cuni.cz/romistika/

(13) Ruth Wodak/Sonja Puntscher-Riekmann, 2003, 287.

(14) Ebenda 287-288.


14.3. Die böhmische Identität

Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections


TRANS       Inhalt | Table of Contents | Contenu  16 Nr.


For quotation purposes:
Agáta Dinzl-Rybářová (Salzburg/Prag): Die Böhmische Identität. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005. WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/14_3/dinzl-rybarova16.htm

Webmeister: Peter R. Horn     last change: 31.8.2006      INST