TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. Februar 2010

Sektion 2.8. Tourismusprospekte in Europa – Herstellung und Übersetzung im Zeitalter der Globalisierung
SektionsleiterInnen | Section Chairs: Dagmar Neuendorff und Michael Szurawitzki (Universität Åbo Akademi, Germanische Philologie)

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Formale und inhaltliche Struktur der Reiseführer

Tomislav Krpan (Universität Zadar, Kroatien) [BIO]

Email: tomislavkrpan@gmx.net

 

1. Reiseführer als Textsorte

Es ist bekannt, dass die Massenmedien und das Radio- bzw. Fernsehprogramm ihren eigenen Mediendiskurs formieren, und auf diese Weise schließen sie alle Bereiche der menschlichen Tätigkeiten ein, so auch den Tourismus. Die touristische Kommunikation als Teil der globalen Kommunikation ist bei der Ausarbeitung des Werbematerials manifest: Das bestätigen die Zeitungen, Fachzeitschriften, Plakate, Broschüren, Kataloge, Dokumentarfilme, das Internet und andere Typen von Medien. Eine sehr wichtige Funktion in der touristischen Propaganda hat der Reiseführer.

Der Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse der Reiseführer als Textsorte. Auf der Grundlage eines ausgewählten Korpus von Reiseführern, die in kroatischer und deutscher Sprache geschrieben sind und in Kroatien, Deutschland, Österreich und der Schweiz zwischen 1930 bis 2004 veröffentlicht wurden, wollen wir einige Beobachtungen über ihre formalen und inhaltlichen Aspekte anstellen.

Am Anfang versuchen wir eine Definition des touristischen Reiseführers zu geben. Als Textsorte hat er eine Rolle im wirtschaftlichen bzw. touristischen Leben eines Landes. Den Reiseführer können wir als ein Handbuch zum Beraten und Hinweisen auf bestimmte Inhalte für die Reisenden definieren. Das ist eine Textsorte, die eine bestimmte formale und inhaltliche Struktur hat und die sich an die Benutzer des touristischen Angebots wendet. Anić (1998, 1310) definiert den Reiseführer als das Buch, das die relevanten touristischen Hinweise und Angaben enthält und auch zur Orientierung (in der Stadt, im Museum usw.) dient. Der große Brockhaus (1967, 655) definiert den Reiseführer als "…ein passendes Buch, meistens im Taschenformat, das zur Beratung und Unterweisen der Reisenden dient". Mackensen (1983, 324) definiert den Reiseführer als "das Buch für die Reisenden". Für einen Reiseführer finden wir verschiedene Definitionen in der Fachliteratur. Als Ausgangspunkt unserer Analyse haben wir die folgende Definition von B. Vukonić (1973, 80) gewählt, die lautet:

"Der Reiseführer ist ein spezifisches graphisches Werbungsmittel, das in dieser Form nur auf dem touristischen Markt erscheint. Das ist eigentlich eine detailliertere und umfangreichere Prospektausgabe mit der Beschreibung eines touristischen Gebietes, einer Lokalität oder einer touristischen Rarität. Das häufigste Thema eines Reiseführers ist das gesamte touristische Angebot eines Landes, eines touristischen Ortes oder einer Stadt".

Als Grundlage für diese Arbeit haben wir, wie eingangs gesagt, insgesamt 30 Reiseführer gewählt, die in Kroatien und in den deutschsprachigen Ländern zwischen 1930 und 2004 veröffentlicht sind.

 

2. Reiseführer und Tourismus

Der moderne Tourismus ist einer der wichtigsten wirtschaftlichen Zweige vieler Länder. Der heutige Tourist ist anspruchsvoller und wählerischer geworden und das fordert die Bereicherung des Angebots und fortlaufendes Erfinden besserer Modalitäten, um den Gast anzuziehen. Es gibt Touristen, denen eine oberflächliche Kenntnis und allgemeine Informationen über die kulturellen Güter eines Landes genügend ist, es gibt andere, die ein größeres Interesse zeigen; sie möchten einen engeren Kontakt mit einzelnem Ambiente realisieren oder möchten bestimmte kulturelle Werte erleben (Kolumbić, 2002). Über das Verhältnis von Kultur und Tourismus und über die Emphase auf das Kulturgut eines Landes in der touristischen Industrie spricht Künzle (2001). Mit dem Begriff der touristischen „Propaganda“ ist der Begriff der Information eng verbunden, weil in dem Begriff der modernen touristischen „Propaganda“ ihre informative Funktion erhielt. Es gibt Unterschiede zwischen der Propaganda und der Information. Die Information ist ein passives Instrument der Wirkung des Angebotes. Der Konsument sucht sie und rezipiert selbstständig, und die Propaganda ist ein aktives Instrument des Angebotes, das sich direkt an einen potentiellen Konsumenten wendet (Vukonić, 1973). Die Propaganda wird kommunikologisch verstanden, wie eine Informations- und Kommunikationsausbreitung der Werbung, die sich auf den begrenzten Werten der Wahrheit gründet, mit dem Ziel, die Wahrheit der Werbung nicht in Frage zu stellen. Das Verständnis der Werbung war immer ein historisches, dialektisches, linguistisches und kommunikologisches Ereignis (Plenković, 2001, 32). Der Reiseführer muss informativ sein, und die richtige, wahre Information ist sein Bestandteil. Je mehr inhaltliche Elemente er hat, desto besser realisiert der Reiseführer seine Grundfunktion, weil sein größter Vorteil gerade im Reichtum der Informationen besteht. Auch die Form und die Dimension des Reiseführers spielen eine große Rolle. Der Reiseführer ist ein sehr populäres Mittel der touristischen Propaganda, und aus seiner Funktion geht zum Teil auch seine Definition hervor. Seine Bedeutung hängt auch von der Auswahl der Photomotive ab, von der Qualität der Aufnahmen und deren Ausarbeitung. Mit Rücksicht auf ihre Anwendung, die Art der Information und die thematische Struktur gibt es verschiedene Arten der Reiseführer: die Reiseführer durch Länder und Städte, kultur-historische Reiseführer: Die Reiseführer durch die Museen und kulturelle Institutionen, gastronomische Führer, alternative Reiseführer, Führer durch Schlösser, Parks, Nationalparks, Wallfahrtsführer, Gebirgs- und Ausflugsführer, Führer durch eine Region und andere.

Der erste gedruckte Reiseführer in deutscher Sprache war nach Angaben in Brockhaus' Enzyklopädie (1968) der Reiseführer von Sebastian Brant, Auserlesene Chronik, der im Jahre 1549 in Straßburg veröffentlicht wurde. In der Fachliteratur wird jedoch betont, dass der erste Reiseführer im heutigen Sinne des Wortes vom deutschen Buchhändler Karl Baedeker verfasst wurde, dessen erster Band aus dem Jahre 1839 den Titel Die Rheinreise trägt. Dieser Reiseführer galt als Vorbild für viele weitere Präsentationen neuerer Zeit außerhalb Deutschlands, so dass der Name Baedeker noch heute als Synonym für einen Reiseführer im eigentlichen Sinne gebraucht wird.

Interessante spezialisierte Reiseführer finden wir seit 1880, z. B. Reiseführer für Fußgänger, für Radfahrer (1990), für Zeppelinluftschiffe und für Flugzeuge (1912). Die Gesellschaft zur Förderung der nationalwirtschaftlichen Interesse des Königtums Dalmatien hat in Wien 1899 einen Reiseführer unter dem Namen Führer durch Dalmatien von Reinhard E. Petermann (Pederin, 1991, 214) herausgegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es eine größere Anzahl der Reiseführer und seit 1939 produziert man in Frankreich schon mehrfarbige illustrierte Reiseführer. Als weltbekannteste Verleger der informativen touristischen Literatur, ganz besonders der Reiseführer gelten heute: Baedeker, Rough Guides, Insight Guides, Nagel, Guide Bleu, Lonely Planet Online, Michelin, Polyglott, Routard, Footprint, Grieben, Shell, Meyer, Marco Polo, ADAC.

Die meisten Reiseführer haben die Form eines kleinen Buches, einige sind einer Broschüre gleich. Es gibt einsprachige, zweisprachige und mehrsprachige Reiseführer. Viele Reiseführer sind illustriert, einige haben nur ein wenig Text. Nicht selten enthalten Reiseführer einen Stadtplan mit dem Straßenverzeichnis oder eine Landkarte der betreffenden Region oder sogar des Staates. Das Aussehen und der Inhalt der Reiseführer hat sich mit der Zeit viel verändert und dem Geschmack bzw. den Anforderungen der Touristen angepasst. Es gibt heute Reiseführer in der DVD-Ausgabe und natürlich im Internet, also On-Line-Reiseführer. Verleger denken jetzt auch an verschiedenen Zielgruppen der Touristen, so sind z. B. Reiseführer für junge Leute keine Seltenheit mehr, sogar Reiseführer für Gourmets, usw. Auf dem Tourismusmarkt macht man einen Unterschied zwischen der Werbebroschüre und dem Reiseführer. Vukonić (1973) meint, dass es um die Unterschiede im Volumen, in der Art und Weise der Aussage und im Wert des Textes geht. Der Reiseführer hat nach diesem Autor einen "bibliographischen Charakter" und außer der Werbung hat er auch literarische und ästhetische Ansprüche. Die Broschüre ist, so Vukonić, ihrer Form und ihrem Inhalt nach ein Werbemittel. In der Broschüre ist der Text nicht wichtiger als die Illustration, so bewertet man den Wert einer Broschüre nach der Quantität und Qualität des illustrativen Materials, das in ihr enthalten ist. Eine sehr wichtige Rolle in der touristischen Propaganda hat die Illustration. Die Bedeutung der Illustration beruht auf einem psychologischen Faktor, dass nämlich die Photos viel stärker die emotionalen Effekte hervorrufen als der Text, dass das Photo eine größere Sicherheit und Objektivität in der Propagandabehauptung besitzt als der Text. Der Text und das Photo sollen als ein Ganzes betrachtet werden, weil der Tourist nicht nur wegen formaler, physischer Schönheiten in einen Ort oder in ein Land kommt, sondern wegen der geistigen Kultur eines Volkes, mit dem er sich treffen will. Deshalb ist eine sehr wichtige Komponente jedes Reiseführers, der Anspruch auf richtige Information, aber auch auf Texte, die gut gedacht und sprachlich verfasst sind.

 

3. Die Grundlage für unsere Analyse der Reiseführer

Als Unterlage für unsere Untersuchung haben wir 30 Reiseführer ausgewählt, für die wir festgelegt haben, dass sie formal und inhaltlich ähnlich sind.

3.1. In kroatischer Sprache standen uns folgende Reiseführer zur Verfügung: Reiseführer durch die Insel Krk (Ćutić, M., Krk, 1954), Varaždin (Touristische Gesellschaft Varaždin, Varaždin, 1964); Osijek (Sršan, S., Osijek, 2000); Insel Hvar (Ivelja Dalmatin, A., Zagreb, 1997); Rom (Pelz, M., Zagreb, 2003); Die kroatische Adria (Babić, I. et al., Zagreb, 2001); Wien (Šram, Zagreb, 1967); Kroatien – der Reiseführer (Chefredakteur Bilić, J., Zagreb, 1998):Međimurje (Hranjec, S. et al., Čakovec, 1993); Venedig (Šimun, J., Split, 1998); Lernen Sie Barcelona kennen (Ivory, M., Zagreb, 1998); Mljet (Dabelić, I., Zagreb, 1997); Dinaridisches Kroatien (Čaplar, A., Zagreb, 2001); Rom, der Reiseführer für die kroatischen Pilger und Touristen (Posedi, J., Koprivnica, 1999); London (Jurišić, Š., Split, 1989).

3.2. In deuscher Sprache standen uns folgende Reiseführer zur Verfügung: Dresden (Schütting, F., München, 2001); Oberbayern (Baedeker, K. und Vaupel, M., 2001), Wien (Filipek Georg, E., Wien, 1992); Salzburg – das schöne Land (Klein, H. und et. al, Salzburg, 1969); Basel (Schweizer, W., Lousanne, 1967); Österreichische Eisenstraße (Sperl/Strögmüller/Tippelt, Steyr, 1992); Bonn (Wengierek, M., Grasberg, 1998); Das kroatische und montenegrinische Küstenland (Steinitzer, A., Bielefeld/Leipzig, 1930); Willkommen in Deutschland (Prestel-Verlag, München, 1992); Köln (Clausen, C., Köln, 1980); Salzburg (Martin, F., Salzburg, 1952); Fürstenfeldbruck (Braunmüller, Fürstenfeldbruck, 1988); Die Schweiz (Trachster, W., Königstein im Taunus, 1962); Schloss Schönbrunn (Schmitt, F., Wien, 1979).

 

4. Die Struktur der Reiseführer

Bei unserer Auswahl der Reiseführer befolgten wir vor allem das geographische Kriterium, wir gingen von kleineren Städten und Regionen aus bis hin zu Großstädten und umfangreicheren Gebieten. Unter dem formalen Aspekt verstehen wir die technisch-physische Ausstattung des betreffenden Reiseführers, z. B. die Zahl der Kapitel und der Abschnitte, die Sprache, in welcher der betreffende Reiseführer verfasst ist, den Sitz des Verlegers, die Zahl der Seiten, die Zahl und Art der Illustrationen usw. Was den inhaltlichen Teil der Analyse anbetrifft, beobachten wir vor allem die Themen, die in den Reiseführern behandelt sind.

Die Analytiker des globalen touristischen Diskurses erforschen meistens die Alltagssprache, Gespräch oder Dialog. Jedoch müssen wir den geschriebenen Text und die visuelle Kommunikation in die Analyse des Redekonzepts einschließen. Der touristische Diskurs besteht nicht nur aus den Hör- oder Graphikstrukturen, syntaktischen und semantischen Formen, das ist auch eine soziale Aktion, ausgeführt mit der Sprache im Dialog eines touristischen Produzenten und des Empfängers der Informationen und der Angebote, d. h. der Touristen. Das globale touristische Kommunizieren stellt das Abschicken der touristischen Informationen und Werbungen vor:

"Die Sprache des touristischen Diskurs ist die Sprache des Kommunizierens mit der allgemeinen Öffentlichkeit, die ihre Art der Lebensphilosophie hat, ihre Normen und ihren Lebensstandarde. Deshalb verwendet sie die Sprachausdrücke, die angemessen der Sprache der allgemeinen Öffentlichkeit sind, so der Sprache der normalen Menschen" (Vreg, 2001, 44).

Die Art und Weise des Schreibens von Text in einem Reiseführer ist umfangreicher und weniger lässig als z. B. das Schreiben des Textes einer Broschüre. Kongruent der Perspektive der Verschiedenheit des Fremdenverkehrs benimmt sich auch die Sprache wie ihr verbaler Ausdruck, was in zahlreichen Sprachregistern resultiert, wie z. B. den Registern des gesundheitlichen, ökologischen, gastronomischen, abenteuerlichen, Winterfremdenverkehrs, usw. (Dann, 2001, 211). Der Text wie ein ausdrücklich rationelles Propagandamittel in der Ausbreitung der Propagandawerbung, nach Vukonić hat drei Grundfunktionen. Dem Text des Reiseführers gibt man eine wichtige Aufmerksamkeit dazu. Die Größe des Textes hängt vom Propagandamittel ab, in dem es vorkommt, von optimaler Länge des Textes gibt es keine bestimmte Regel, aber man muss doch sagen, dass eine Propagandameldung mit einem kürzeren Text – der dabei sehr klar und treu ist – stärker wirkt. Wenn es in diesem Sinne eine Regel gibt, dann könnte man sie so formulieren: der Text soll so lang sein, wie es die ausgedrückte Nachricht in ihm fördert (Vukonić, 1973). In der Promotionspraxis sind Fotos und Text meist miteinander kombiniert, um mit diesem verstärkten Wirken einen stärkeren Effekt zu bekommen, als es ein Foto bzw. der Text alleine bewirken könnten. Obwohl die klassische Photographie einen besonders hohen Wert in der Touristenpropaganda hat, nähert man immer mehr zu den graphischen Mitteln an oder zur Kombination von graphischen Mitteln und Photographie. Das Volumen des Reiseführers, da der gewöhnlich als ein Buch erscheint, ermöglicht dem Touristenverbraucher komplette und detaillierte Informationen, auf eine Art, die im normalen Rahmen einer Präsentation solcher Informationen übergeht (Vukonić, 1973). Wenn wir von einer Präsentationsweise eines Gebietes oder Landes, einem möglichen Gast in der touristischen Publikation sprechen, gibt es bei den Reiseführern in den letzten Jahren einen Trend, den Gast mit kleinen Geschichten, Märchen, Anekdoten und Legenden anzuziehen versucht. Obwohl die kroatische Geschichte und Kultur überhaupt und seine einzelnen Regionen und Orte solchen Wertsachen im Überfluss haben, bemerkt man, dass das Angebot solcher, auf Kroatisch geschriebener Reiseführer, noch immer sehr anspruchslos ist.

Es soll noch hinzugefügt werden, dass sich in der neueren Zeit öfter in den Reiseführern die Seiten kleiner Wörterbücher mit wichtigen Wörtern und Redensarten befinden, die für die leichte Orientierung in bestimmten Situationen dienen und sprachwissenschaftliche Barrieren überhandnehmen. So zum Beispiel in den Reiseführern Obernbayern und Dresden finden wir die Wörterbücher einiger Dialekte – bayerisch und sächsisch (Langenscheidt Mini-Dolmetscher Bairisch (102-103) i Langenscheidt Mini-Dolmetscher Sächisch (102-103).

Mehrere Reiseführer, insgesamt elf, enthalten auf ihren Seiten Werbung, die in Form von Illustrationen und/oder Texten zum Ausdruck gebracht werden.

Meistens wird für Hotels und Hotelunternehmen geworben (16 Werbetexte), für Einkaufszentren (14), Handelsunternehmen (7), touristische Vereine (6), Verkehrsagenturen und deren Service-Stellen (4), Schiffbauunternehmen (4), Firmen (3), technische Ware (3), Fischfangunternehmen (2), landwirtschaftliche Unternehmen (1), Ernährungsindustrie (1) und Tabakindustrie (1). Eine große Zahl von Werbungsanzeigen haben wir im Reiseführer über Međimurje gefunden, der auf Kroatisch geschrieben ist (auf insgesamt 35 Seiten ist Werbung zu finden). Dieser Reiseführer ist das einzige Beispiel, in welchem am Ende eine Zusammenfassung in deutscher, italienischer und englischer Sprache zu finden ist. Außerdem ist dieser Reiseführer ganz besonders in seiner Sprache: er ist nämlich im Dialekt geschrieben. In einigen anderen Reiseführern finden wir Elemente des literarischen Ausdrucks, z. B. die Verse der bekannten kroatischen Dichter, nicht selten ganze Gedichte, die für die kroatische kulturelle und historische Tradition relevant sind. Als ein Beispiel für einen solchen Reiseführer können wir den Reiseführer der Insel Hvar nennen, wo die Verse des Autors Cvito Škarpa in den Text integriert sind.

In den Reiseführern des Autors Šimun Jurišić (Venedig, London) erscheinen die Untertitel Ein wenig von Körnen in denen wir die Abschnitte aus den literarischen Texten finden oder Artikel aus den historischen Büchern über berühmte Menschen und Ereignisse, die eine wichtige Rolle im Leben dieser Stadt spielten. Die Benutzung des Superlativs ist auch sehr oft (Das ist der größte und schönste Strand in Hrvatsko Primorje. In diesem Theater werden die besten Vorstellungen aufgeführt. Die heutige Brauerei erzeugt Bier bester Qualität,…und bietet einmaligen Blick auf die schönsten Palästen dieser Stadt, eines von den großartigen Gebäude, …und diese Basis gibt ihr das Symbol der barocksten Stadt in Kroatien,…).

Eine besondere Art des Propaganaausdrucks, der im Text der analysierten Reiseführer erscheint, ist der Slogan. Heute wird in der Fachliteratur der Ausdruck Slogan als eine Bezeichnung für eine besondere Art kurzgefaßter Werbetexte genutzt. "Der Slogan ist ein merkender und aufnehmiger Sprachausdruck, für eine bestimmte Kampagne gebunden, beziehungsweise ein verbales Schutzzeichen der Werbung über ein bestimmtes Produkt" Cook (1992, 134). Vukonić findet, dass der Slogan immer am touristischen Markt stehen soll, neben dem Namen des Landes, Ortes oder der Stadt, die er propagiert (Vukonić, 1973). Wir geben ein paar Beispiele: Höchste Zeit für Ferien in Oberbayern, Ihre Autoreise perfekt geplant, Ein kleines Land für einen großen Urlaub, Es gibt wirklich viele Gründe Zagreb zu besuchen.

In den Werbetexten werden für die Beschreibung der Bestimmungsorte die entsprechenden Schlüsselwörter gebraucht, wie z. B. die Verben "durchführen", "erleben", "genießen", "bezaubern", "betäuben", "entdecken", "fliehen" oder die Substantive "Paradies", "Traum", Phantasie", "Schönheit", "Lieblichkeit", "Genuss", "Perle" usw. Die Funktion der Sprache verkuppelt man in diesen Situationen daran, dass man die touristischen Attraktionen und die Lokalbevölkerung als ursprünglich darstellt. Während der Beschreibung der touristischen Attraktionen, Unterkunftsobjekte und Kulturmanifestationen lässt sich eine Zuneigung zur Übertreibung und Idealisierung beobachten. Die Authentizität eines Bestimmungsorts mit Hilfe der Sprache und des Bildes passt sich an das Erwarten des Touristen an obwohl es nicht immer der Widerschein der Realität ist. Diese Tendenz zur Idealisierung, diese Neigung alles schöner, besser und anziehender darzustellen, als es in Wirklichkeit ist, hat das Ziel, den Touristen anzuziehen. Dabei werden in den Texten der Reiseführer meist qualifizierende Adjektive im Superlativ gebraucht ebenso wie Adverbien, die eine intensivierende Funktion haben. In den Texten sowohl deutscher als auch kroatischer Reiseführer aus unserem Korpus kommen häufig folgende Adjektive vor: unbekannt, unvergesslich, vollkommen, angenehm, wunderschön, egsotisch, einzigartig, unberührt, romantisch, anziehend, großartig, zauberhaft, beliebt, zahm, eindrucksvoll, malerisch, einzigartig, unberührt, herrlich, romantisch, kristallklar, reizvoll, risig, prächtig, idylisch, gemütlich, sauber, gepflegt, kostbar, wunderschön, prachtvoll usw.

In den touristischen Broschüren sieht ebensowohl alles perfekt aus. Die Sprache wird oft als ein Mittel zur Täuschung der Touristen genutzt. Wenn der Tourist in den Urlaubsort kommt, möchte er keine unangenehme Überraschung erleben, so muss er die touristische Broschüre vor der Abreise aufmerksam lesen und besondere Aufmerksamkeit auf die Zweideutigkeit einiger Ausdrücke lenken. Man sollte lernen, zwischen den Zeilen lesen zu können. In Deutschland, das die größte touristische Industrie der Welt hat, gibt es spezielle Einleitungen, die touristischen Kataloge zu lesen: Besonders macht man auf die Zweideutigkeit einiger Syntagmen aufmerksam (vgl. Blažević, 2004, 9). In unserer Arbeit sprechen wir über eine besondere Textsorte, die teilweise strukturiert und normiert ist und die eine feste Innenorganisation zeigt. Außer der verbalen Weise der Informationsübertragung, verwendet man hier auch das visuell-graphische System, d. h. die Informationsübertragung durch Photos und andere graphische Formen. Außer praktischen Hinweisen und Informationen, sind in den Reiseführern auch kleine und größere Texte in Form thematischer Vorträge aus der Feder bekannter Fachleute aus einem einzelnen Fachbereich zu finden, z. B. aus den Bereichen der Geschichte, der Kunstgeschichte, der Gastronomie, des Sports usw. Auf diese Weise gewinnt ein Reiseführer auch eine Edukations- und kulturvermittelnde Funktion.

Von insgesamt 30 Reiseführern aus dem Korpus werden wir als Beispiel nur einige näher darstellen.

4.1. Reiseführer der kroatischen Verleger

4.1.1. Die kroatische Adria

Als erstes Beispiel haben wir den Führer unter dem Titel Die kroatische Adria ausgewählt. Auf 390 modern ausgestatteten und designiertem Seiten finden wir neben dem Text noch 43 Karten und Stadtpläne. Im formalen Sinne ist der Reiseführer so strukturiert, dass er nach Kriterium der engen Regionen auf sechs Gesamtheiten (Istrien, Kvarner, Velebiter Küstenland, Norddalmatien, Mitteldalmatien und Süddalmatien) und 16 Kapitel, die sich auf die wichtigsten Stadtzentren beziehen, verteilt ist. Der Reiseführer enthält 16 Stadtpläne, 27 Landkarten und 616 Photos und Zeichnungen der Stadtteilen und der kulturgeschichtlichen Denkmäler. Im gehaltreichen Sinne ist die Betonung auf kulturgeschichtliche Themen und Naturschönheiten dieses Teils Kroatiens. Der Text umfasst die wichtigsten Informationen über die geographischen und klimatischen Eigenschaften, die geschichtlichen Ereignisse, Bevölkerung, Sehenswürdigkeiten, die Persönlichkeiten der einzelnen Stadt, sowie das gastronomische Angebot. Die Sprache des Reiseführers enthält eine große Menge Adjektive, meistens im Superlativ: "schönster Aussichtspunkt", "sauberste Luft", "schönster Stadtplatz", "bester Wein", "wichtiger Ort", "merkwürdigste Schönheit", "anziehendster Ort, "zahmste Landschaft", "reichteste Angebot" usw.

4.1.2. Lernen Sie Barcelona kennen

Den Reiseführer Lernen Sie Barcelona kennen können wir als eine moderne Auseinandersetzung mit dem Prozess des Verfassens von Reiseführern charakterisieren. Dieser Reiseführer mit dem Stadtplan und Straßenverzeichnis besteht aus sieben Kapiteln, die in eine Reihe kleiner Unterkapitel verteilt sind und die eine detaillierte Übersicht mit Informationen, nicht nur über klassische Themen der Reiseführer geben, sondern mit der Darstellung kleiner Photos und ihnen gefolgtem Text verbreiten ihren Informationskreis und informieren den Besucher, bieten persönliche Hinsicht und geben Ratschläge an der Grundlage eigener Erfahrung (Besuch zum bestimmten Kulturdenkmal, Wahl bester Restaurants, Unterkunft, Einkauf, Unterhaltung, Sicherheit in einzelnen Stadtvierteln und Vermeidung derselben).

4.2. Reiseführer der deutschen Verleger

4.2.1. Oberbayern

Als erstes Beispiel unserer Analyse der Reiseführer in deutscher Sprache geschrieben werden, wählten wir den Reiseführer unter dem Titel Oberbayern der Autorinnen K. Baedeker und M. Vampel aus, der vier Kapitel auf insgesamt 108 Seiten umfasst. Am Anfang des Reiseführers ist eine Landkarte präsentiert, wir bemerken eine große Anzahl (84) der kleineren und größeren Photos. Der Reiseführer umfasst eine große Anzahl des touristischen Angebotes und gibt die wichtigsten Informationen über das Essen und Trinken, die Unterkunft, den aktiven Urlaub und den Verkehr. Im inhaltlichen Sinne ist die Betonung auf dem kulturhistorischen Rahmen, auf den historischen Sehenswürdigkeiten, auf der Tradition und auf den Naturschönheiten der Landschaft. Es werden viele Adjektive gebraucht, weil die sehr wichtig bei der Beschreibung des Inhalts der Reiseführer sind. Die meisten Adjektive werden im Positiv gebraucht, etwa 150 im Komparativ, wir fanden auch eine große Zahl der attributiv gebrauchten Adjektive, die sich hauptsächlich auf die Naturbeschreibung beziehen, von denen 110 im Superlativ ist. Wir nennen einige: die schönste Natur, die beste Empfehlung, bietet einen unvergesslichen Urlaub an, in geschützten flachen Buchten, die günstingste Verbindung, das versunkene Ende des Flusscanons, als seine größte Attraktion usw.

4.2.2. Die österreichische Eisenstraße

Die österreichische Eisenstraße ist der Titel eines in deutscher Sprache geschriebenen und in Österreich veröffentlichten Reiseführers. Er ist in acht Kapitel gegliedert und umfasst insgesamt 190 Seiten. Dieser Reiseführer stellt die Schätze der europäischen Kulturregion Eisenwurzen vor, die sich in Österreich zwischen den Flüssen Drau und Mura und den Städten Krems und Erlauf befindet. Neben den allgemeinen Angaben über das Gebiet, die Städte und Dörfer, werden hier übersichtlich und detailliert die relevanten Kulturdenkmäler, Kirchen, Schlösser, Museen und die Naturschönheiten der Landschaft beschrieben. Im Text des Reiseführers finden wir eine große Zahl der Adjektive, von denen die meisten im Positiv sind: eindrucksvolle Schlucht, malerische Arkaden, interessantes mittelalterliches Gebäude, schöner Burghof, in idyllischer Lage, ein befestiges Haus, hübsche Hubertuskapelle, mit schönen Holzhäusern, schlechte Straße, schmiedeeiserne Pilaster, hölzerne Pilasterverkleidung … usw.

 

5. Schlusswort

Durch die Analyse der Reiseführer unseres Korpus haben wir uns mit der Beschreibung nur einiger Segmente befasst, die wir in dieser Sorte des Propagandatextes interessant und wichtig betrachten. Die Reiseführer zu schreiben impliziert die Integrierung verschiedener historischer, geographischer, kultureller und anderer Daten, die auf einer wahren Faktographie basieren müssen und müssen also einen wissenschaftlichen Charakter haben. Andererseits muss die Sprache in den Reiseführern dem Benutzer und dem touristischen Konsumend der betreffenden touristischen Destination zugänglich und angepasst sein.

Die meisten Themen in den Reiseführern in kroatischer Sprache sind: der historische Überblick über die Stadt, das Land oder die Region, Beschreibung der Stadtumgebung, kultur-historisches Erbe und Denkmäler, Naturschönheiten und Nationalparks, Museen und Galerien, geographische Lage und das Klima, Verkehrsverbindungen, Vergnügung und Freizeit, Kultur- und Kunstereignisse und Veranstaltungen, Unterkunftsmöglichkeiten und die Hotel- und Restaurantliste, die kroatische Küche, Ausflüge und der Aufenthalt in der Natur, allgemeine Informationen. Es werden nicht so viele Informationen über die Medien und Kommunikation, Feiertage, über die Bars und Diskotheken, Kletter- und Wandermöglichkeiten gegeben. Die meisten Reiseführer, die in kroatischer Sprache geschrieben sind, enthalten eine Landkarte oder einen Stadtplan.

Die meisten Themen, die sich in den Reiseführern in deutscher Sprache befinden, sind: die wichtigsten Nummern von Apotheken, ärztlichen und zahnärztlichen Ordinationen, Post, Banken, Restaurants, Hotels, Kinos, Museen und andere Kultur- und wissenschaftlichen Institutionen; die Geschichte und die Kennzeichen der Stadt, sowie die Gebäude und Kulturdenkmäler werden beschrieben; die Ratschläge für die Besucher werden gegeben (Adressen und Telefonnummern von Wechselstuben, wichtigen Kultur- und politischen Organisationen); Sport und Freizeit, Unterkunftsmöglichkeiten, Messen und Ausstellungen; das Klima und klimatische Bedingungen; Naturschönheiten; gastronimisches Angebot, Wirtschaft und wirtschaftliche Entwicklung; Einkauf; Bevölkerung; Bildung und Wissenschaft.

Eine bestimmte Anzahl thematischer Bereiche macht einen integrierenden Bestandteil aller Reiseführer, die bearbeitet sind, aus: die Geschichte einer Destination, die geographische Lage und das Klima, Naturschönheiten, Bevölkerung, Kultur und Kunst, gastronomisches Angebot, Sport, Unterhaltung, Handel und Verkehr und die thematischen Bereichen, die in unseren Reiseführern nicht vertreten sind, oder wir sie sehr selten finden, beziehen sich auf: das Vorwort, Einleitung allgemein oder die Begrüssungswort, Politik (Grundgesetz, Parteien, Innen- und Aussenpolitik), Medien Konfession, das Begrüssungswort des Bürgermeisters, Umweltschutz, die Angaben über das Autor, kostenlose Besichtigung einiger Kulturinstitutionen, angemessene Art der Kleidung und die Regeln wie man sich benehmen muss, das Prozent der Ausländer im Land, Publikation, Anwaltkanzlei und Notarregister, Beschäftigung, diplomatische Vertretungen usw. Im inhaltlichen Sinne haben wir herausgefunden, dass nur eine kleine Zahl von Reiseführern (6) eine Liste von preiswerten Restaurants bietet, bietet ein kleines Wörterbuch (4), auf dem Dialekt ist nur ein Reiseführer in unserem Korpus geschrieben und die Auswahl von Versen der Nationalschriftstellern bieten nur drei Reiseführer. Wir haben auch bemerkt, dass die Mehrheit der Reiseführer, die in kroatischer Sprache geschrieben sind, zu viele unrealistische Epitäten enthalten, mit denen sich die Wirklichkeit als schöner und besser vorstellt, als sie es ist. Unserer Meinung nach, als das Beispiel von gut ausgewählten Texten und modern strukturierten Reiseführern, die in Kroatien gedruckt sind, nennen wir den Reiseführer Lernen Sie Barcelona kennen. Wir heben heraus, dass der Textinhalt und die Informationen von analysierten Reiseführern, auf Deutsch oder in kroatischer Sprache geschrieben, sehr informativ und vor allem übersichtlich und sind sehr einfach zu gebrauchen sind. Jedoch, als wir die alten und neuen, das heißt, die heutigen, gegenwärtigen Reiseführer analysiert und verglichen haben, haben wir einige Unterschiede bemerkt, die sich auf die Struktur beziehen. Die Struktur der älteren Reiseführer ist einigermaßen deutlich von der Struktur der neuen Reiseführer verschieden, und dies betrifft am meisten die Länge, die Textstruktur und den Stil des Schreibens. Der sichtbare Unterschied ist es, dass die Autoren von gegenwärtigen Reiseführern mehr konkrete, detaillierte Darstellung der Destination haben, mehrere Informationen anbieten und über verschiedene Aspekte von touristischen Angeboten und Anfragen sprechen. Wir können sagen, dass ihr Zugang in einigen Situationen unmittelbarer, direkter ist, obwohl oft die Nachlässigkeit in der Verse fehlt. Mit der vorliegenden Analyse der Reiseführer wollen wir auch unsere Studenten auf eine Kritik der schon vorhandenen Reiseführer anregen und möglicherweise zum Anfertigen von eigenen Reiseführern oder touristischen Propagandatexten. Damit wird der Fremdsprachenunterricht viel interessanter und erbringt konkrete Resultate.

 

Bibliographie:


2.8. Tourismusprospekte in Europa – Herstellung und Übersetzung im Zeitalter der Globalisierung

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For quotation purposes:
Tomislav Krpan: Formale und inhaltliche Struktur der Reiseführer - In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr/2-8/2-8_krpan.htm

Webmeister: Branko Andric     last change: 2010-03-09