TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. März 2010

Sektion 3.2. Transcontinental Transfer of Literature and Arts to Transform Traditional Societies
Sektionsleiter | Section Chair: Hsia Adrian (McGill University, Canada)

Dokumentation | Documentation | Documentation


„Schillers Wilhelm Tell im Chinesischen Widerstand“

Zur Rezeption von Schillers Helden in China

Für Li Zhang (1)

Barbara Kaulbach (Goethe-Institut München) [BIO]

Email: kaulbach@goethe.de

 

Abstract

1902 bearbeitet  Zheng Zhe in einem  Roman mit dem Titel “Die Entstehungsgeschichte der Schweiz” zum ersten Mal in China den  Wilhelm-Tell-Mythos; 1911 erscheint die erste Übersetzung des Schillerschen  Dramas, aus der Feder von Ma Junwu.

Während danach  die Übersetzungen westlicher Werke sprunghaft zunahmen, blieb ihre Wirkung auf die chinesische Bühne  marginal. Das  änderte sich schlagartig nach Beginn des Chinesisch-Japanischen Krieges 1937, bei dem  die chinesischen Theaterleute das Straßentheater als  Mittel der Mobilitätsmachung gegen die Eindringlinge benutzten, und westliche Stücke zu Straßentheaterstücken umarbeiteten. Gerade Wilhelm Tell als Kämpfer  gegen die Unterdrückung und für die Freiheit gab hier ein dankbares Sujet abgab:. So erschienen 1938  gleich zwei Tell-Versionen  für das Sprachtheater, von denen die eine, von Song Zhidi und Chen Baichen (Titel: Minzu wansui –Es lebe die Nation) recht populär wurde (die andere verfasste Xiang Peiliang unter dem Titel „Minzuzhan- Der Kampf der Nation“).

In meinem Beitrag gehe ich der Geschichte dieser beiden Tell-Versionen nach, ihrer Aufführungspraxis, sowie den Presse- und Augenzeugenberichten: letztere stammen überwiegend entweder von Interviews, die ich   1983 u.A. mit Chen Baichen, einem der beiden Autoren von Minzu wansui, führen durfte, oder   von dem  Schauspieler Shen Yan, der, 1994,  im Alter von 83 Jahren, dem Theaterwissenschaftler Li Zhang seine Erinnerungen  an die Aufführungen von Minzu wansui schilderte.  

 

Einleitung

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Form des westlichen Sprechtheaters in die chinesische Kultur einwanderte, sind die ersten Bühnenproduktionen Adaptionen westlicher Theaterstücke, wie Alexandre Dumas´ Cameliendame   und Harriet Beecher-Stoves Onkel Tom's Hütte.

In den zwanziger Jahren erweckte das Sprechtheater bei den jungen Intellektuellen zunehmendes Interesse: Theaterschaffende wie Guo Moruo, Ouyang Yuquian und Tian Han arbeiteten westliche Literaturvorlagen für die chinesische Bühne um, darunter auch deutsche. So löste Tian Han aus Goethes Wilhelm Meister die Mignon-Episode heraus, und verfasste daraus ein Theaterstück, das 1928 in Shanghai uraufgeführt wurde. Daraus entwickelte sich später auf Umwegen das berühmteste Theaterstück Chinas der Zeit des Sino-Japanischen Krieges (1937-1945), Leg Deine Peitsche nieder (2).

Auch wenn in dieser Zeit zunehmend Stücke rein chinesischer Provenienz entstehen, bleiben weiterhin westliche Autoren, darunter auch die großen deutschen Dramatiker, eine wichtige Quelle der Inspiration: so ist ein weiteres Werk  eines deutschen Autors, das in dieser Zeit zu einem viel gespielten  Stück   verarbeitet wurde, Schillers  Wilhelm Tell : Song Zhidi und Chen Baichen machten daraus das antijapanische Theaterstück Minzu wansui – (Es lebe die Nation;(3).

Nicht nur in dieser Zeit, sondern von seiner Erstübersetzung an bis in die jüngste Vergangenheit wird Wilhelm Tell in China übersetzt  und bearbeitet. In diesem Aufsatz sollen daher die folgenden Fragen untersucht werden:

Wie fand das Tell-Motiv seinen Weg nach China, auf welche Weise haben es die chinesischen Autoren verarbeitet und welchen Stellenwert hat Wilhelm Tell  heute in China?

 

I. Wilhelm Tell in Übersetzungen und Adaptionen

Gehen wir zunächst den Spuren der Tell-Rezeption nach:

Wie Hsia (4) und Han (5) nachweisen, wurde Schiller Jahr 1903 in China durch eine von Chao Bizhen aus dem Japanisch übersetzte, jedoch relativ unbekannt gebliebene Biographie der sechs großen deutschen Literaten in China eingeführt. Bereits im Jahr vorher, 1902, war ein Roman mit dem Titel Die Entstehungsgeschichte der Schweiz  von Zheng Zhe (6) erschienen, der den Wilhelm-Tell-Mythos aufgreift  und verarbeitet. Beide Autoren, Chao wie Zheng, hatten in Japan studiert , und dort sicher die Schillerschen Werke  kennengelernt, die bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts ins  Japanische übersetzt worden waren.

1911 publizierte Ma Junwu die erste Übersetzung des Wilhelm Tell in der Zeitschrift Das neue China. Ab 1915 erscheint dann in Folgen eine Übersetzung von Liang Qichao in der Zeitschrift Da zonghua (7).

Von da an taucht das Tell-Motiv in gewissen Abständen und verschiedenen Formen bis in die Gegenwart immer wieder auf:

1925 erscheint die Erstübersetzung von Ma Junwu auch in Buchform (8), Anfang 1941 geht das Werk bereits in die vierte Auflage. 1935 verfaßt Xiang Zihe eine neue Übersetzung (9), hinzu kommen zwei weitere Versionen von Liu Shaozang und Ge Shaolong, die wahrscheinlich auch in diese Zeit fallen (10).

Übersetzungen und Romanversionen zeigen uns zwar den Weg, den das  Tell-Motiv in China nahm, sie sagen uns aber wenig über seine Rezeption: denn ein Großteil der chinesischen Bevölkerung war bis zur ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts des Lesens unkundig. Breite Resonanz erfuhr das Werk daher erst, als es von dem Medium aufgegriffen wurde, durch das die breite Bevölkerung durch Jahrhunderte einen großen Teil  seiner (pseudo-)historischen und literarischen Bildung erhielt: dem Theater. Das schon erwähnte Es lebe die Nation (Minzu wansui), von Song Zhidi und Chen Baichen (geschrieben 1937, uraufgeführt 1938), ebnete Wilhelm Tell daher den Weg ins chinesische Massenbewußtsein.

Zur selben Zeit entsteht ein weiteres Tell-Theaterstück, das bis heute völlig unbekannt ist und nur- soweit mir bekannt ist - in einer chinesischen Theateranthologie von 1940 angeführt ist: Minzuchan (der Kampf der Nation), von Xiang Peiliang (11). Xiangs Werk ist auch insofern von Interesse, als er seiner Theaterversion eine längere Einleitung voranstellt, in der er die Gründe für sein Projekt darlegt und die Zeitumstände beschreibt, unter denen das Stück  zustandegekommen ist. Darauf werden wir später zurückkommen.

1949 erscheint eine weitere Übersetzung von Zhang Weilian und Qian Chunqi sowie eine aus einer unbekannten englischen Quelle übersetzte Geschichte des Wilhelm Tell (12).

In den folgenden Jahren liefern  Zhang Weilian  und Qian Chunchi  eigenständige Neuübersetzungen des Dramas, und zwar Zhang 1955, und Qian 1956, letztere wird 1978 neu aufgelegt. Dazwischen erscheinen zwei Übersetzungen in Taibei: 1962 von Feng Zuomin und 1966 eine ohne Autorennamen. 1981, in demselben Jahr, in dem Zhang Weilians Tell noch einmal aufgelegt wird, findet der Schweizer Held Eingang in ein zeitgemäßeres Medium: er wird zum Comic-Helden (13).

1986 entsteht die mir bekannte letzte Neuübersetzung  von Wilhelm Tell im Rahmen einer Herausgabe des Schillerschen Gesamtwerks (14).

Diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sicher hat es dazwischen weitere Neuauflagen der Übersetzungen gegeben. Ich wollte hier nur einerseits die wichtigsten Übersetzungen und Adaptionen des Schillerschen Dramas aufzeigen, und andererseits mit dieser Chronologie darlegen, dass sich Wilhelm Tell  seit seiner Erstübersetzung einen festen Platz in der chinesischen Literaturgeschichte erobert hat.

 

II. Wilhelm Tell - Kämpfer für Demokratie und Freiheit

Wie ist nun das besondere Interesse der Chinesen an der Figur des Wilhelm Tell zu erklären? (15)

Die Antwort ist wohl historisch zu sehen: Chinesische Studenten, die um 1900 in Japan studierten, hatten erlebt, dass das Land sich nach der Meiji-Reform (1868) zu einem militärisch wie wirtschaftlich leistungsfähigen, modernen Staat entwickelte. Das China der Jahrhundertwende dagegen befand sich unter fremdem Joch, seit 1644 herrschten die Manchus über das Reich. Im letzten Jahrhundert ihrer Herrschaft (bis 1911) erschütterten Bürgerkriege das Land, ein zunehmender Zerfall von Dynastie und Reichseinheit zeichnete sich ab.

Außenpolitisch nahm der Einfluss westlicher Mächte zu mit dem Ziel, China zu einer Kolonie zu machen. Chinas militärische Unfähigkeit war in Auseinandersetzungen mit westlichen Mächten wie dem Opiumkrieg (1840-42) und dem Boxeraufstand (1898) evident geworden. Den fortschrittlichen chinesischen Intellektuellen der Jahrhundertwende war klar, dass China vom Westen lernen mußte. Was jedoch von den westlichen Lehren, westlichem Wissen, westlicher Staatsformen für China gut war, wurde von chinesischer Seite heftig diskutiert.

Für Ma Junwu ist es offensichtlich die demokratische Staatsidee, die ihn zur Übersetzung von Wilhelm Tell bewegt. Er schreibt in seiner Einleitung:

"Ich wollte schon lang europäische Theaterstücke übersetzen. Nie hatte ich Zeit dazu. Jetzt aber war ich am Ningmeng-See (16) in der Schweiz. Ich fühlte die Zivilisation dieses Fleckchens Erde, die Freiheit dieses Volkes. Und als ich an dem Ort angelangt war, wo ich Wilhelm Tells Portrait bewundern konnte, entschloss ich mich, dieses Stück zu übersetzen. Obgleich es ein Theaterstück ist, kann man doch die Wahrheit darüber lesen, wie die Schweiz ein Land geworden ist.

Als ich dieses Buch übersetzte, flossen mir, ich weiß nicht wie oft, die Tränen. Ich bin sicher, es ist ein außerordentlich gutes Stück. Ich weiß nicht, ob meine Landsleute dieses Buch lesen, und welche Empfindungen sie dabei haben."(17)

Mas Entschluss zur Übersetzung des Tell und seine starken Emotionen bei der Arbeit rühren also daher, dass er die Geschichte der Schweiz mit der Situation seines Landes vergleicht: Die Schweiz war für China das Musterland, das sich durch heroischen Kampf aus einem unterdrückten Bauernvolk zur ersten europäischen Demokratie gewandelt hatte.

Noch etwas ist an Mas Zitat interessant: er begreift Schillers Drama als Realität, und Tell als historischen Helden. Darin steht er durchaus in der chinesischen Tradition, die in ihrer Lesererwartung keinen Unterschied zwischen historischen und pseudohistorischen Helden macht(e).

In demselben Jahr, in dem Ma seine Erstübersetzung publiziert, wird das Manchu-Regime gestürzt, der Weg zu einem modernen China ist frei. Dazu schreibt Han Shizhong:

"Kurz darauf, am 4. Mai 1919, begann die große antikonfuzianische Bewegung, die in der chinesischen Literaturgeschichte mit dem `Sturm und Drang' vergleichbar ist. Schillers flammende Sprüche fanden einen riesigen Widerhall bei der kämpferischen Jugend." (18)

In den Folgejahren zeigt sich jedoch, dass das chinesische Volk zu sehr verarmt, die Strukturen zu rückständig, und das Land zu groß ist, als daß es in kurzer Zeit große Fortschritte bei der Entwicklung zu einer Demokratie machen kann. Warlords machen das Land unsicher und beherrschen ganze Teile Chinas, nicht weniger brutal als die vorangegangen `Barbaren'. Tells Traum von der Einheit des Landes bleibt daher auch  für die Chinesen eine Zukunftsvision. Nur so können wir verschiedene Neuauflagen von Mas Übersetzung verstehen.

Statt einer allmählichen Besserung bahnte sich bald die Katastrophe an: am 19. September 1931 nahmen die Japaner einen kleinen Zwischenfall an der Bahnlinie bei Mukden (heute Shenyang) zum Anlaß, die Mandschurei zu besetzen, um China in den Folgejahren Schritt für Schritt von Norden her zu erobern. Im Juli 1937, nach dem Zwischenfall auf der Marco-Polo-Brücke bei Peking, bricht der Chinesisch-Japanische Krieg aus. Um ihren Beitrag zur Verteidigung des Landes beizusteuern, und um gleichzeitig der drohenden Invasion Shanghais durch die Japaner auszuweichen, beschließen die Shanghaier Schauspieler unter der Führung von Xia Yunhu, ein Ensemble auf die Beine zu stellen, um im Hinterland Chinas antijapanische Theaterstücke aufzuführen.

Anfang 1938, in Chongqing angekommen, war ihr erstes Stück die Wilhelm-Tell-Adaption von Song Zhidi und Chen Baichen (s.u.).

Bald gab es zehn dieser Ensembles, die sogenannten "Shanghaier Theatertruppen zur Rettung der Nation" (Shanghai jiuwang yanjudui), die hinter der Front in den noch nicht eroberten Teilen Chinas Theater spielten. Dabei riskierten sie häufig ihr Leben - und zwar nicht nur bei Angriffen der Japaner: Nationalisten wie Kommunisten benutzten den chinesisch - japanischen Krieg auch, sich gegenseitig auszuschalten, und als linksgerichtete Agitationstruppen waren die Schauspieler den Nationalisten ein Dorn im Auge.

Mit der zunehmenden Aktivität dieser Truppen entsteht ein reiches Repertoire an Theaterstücken, die interessant und erschütternd die Probleme, Nöte, aber auch die kleinen Freuden der Zeit während des Krieges schildern. Eine größer angelegte  Untersuchung dieser Stücke soll Thema einer späteren Arbeit werden.

 

III. Wilhelm Tell als Held des antijapanischen Theaters

Wie stießen die Autoren auf das Stück?

Unter den chinesischen Theaterfachleuten und -Autoren war Schiller durchaus bekannt. So schreibt Xiang Peiliang, daß er den Wilhelm Tell als eines der ersten Theaterstücke überhaupt kennengelernt habe, und zwar in der Übersetzung von Ma Junwu. Xiang hatte sich auch später als Theaterfachmann einen Namen gemacht, er war der Herausgeber und  Mitautor einer großen Enzyklopädie des chinesischen Theaters. Darin setzte er sich u.a. mit Schiller als Dramatiker auseinander (19).

Im Folgenden möchte ich nun die beiden Theaterstücke, Minzu wansui von Song Zhidi und Chen Baichen und Minzuzhan von Xiang Peiliang untersuchen.

A. Chen Baichen und Song Zhidi: Minzu wansui - Eslebe die Nation!

Was reizte die Autoren an Schillers Wilhelm Tell? Als ich Chen Baichen danach fragte, antwortete er:

"Das Stück ist einfach zündend und gut. Wir brauchten in jener Zeit viele solche Stücke, um die Menge gegen die japanischen Aggressoren aufzuwiegeln, um ihren Widerstand zu stärken, um das Volk gegen die Japaner zu vereinen." (20).

Chen hatte sich in einem Zeitungsartikel mit dem Titel "Warum spielen wir  Es lebe die Nation! ?", der einen Tag vor der Erstaufführung in der Chongqinger Tageszeitung veröffentlicht wurde, darüber geäußert:

"Obgleich darin nur die Geschichte von Bauern im Widerstandskampf beschrieben wird, ist es doch ein Modell für die historische Realität. Bei dieser revolutionären Gruppe gibt es Landbesitzer, die von den Feudalherren ruiniert wurden, und Bauern, über die hinweggetrampelt wurde....Sie alle haben nur ein Ziel auf ihre Fahnen geschrieben: den fremden Aggressoren einhelligen Widerstand leisten" (21).

Wie wir sehen, verstand auch Chen wiederum die Tell-Geschichte als historisches Faktum.

Damit die Geschichte nun für China die nötige Relevanz und damit Überzeugungskraft hatte, musste sie formal wie inhaltlich geändert werden:

Die fünf Akte von Schillers Tell wurden weitgehend beibehalten, allerdings stark gekürzt. Das Geschehen wurde vom 14. ins 20. Jahrhundert verlegt in die Zeit "nach dem 18.9. (1931)", also nach dem Einfall der Japaner in die Mandschurei. Statt Uri, Schwyz und Unterwalden spielt das Geschehen in drei Dörfern am Yalu-Fluß, an der Grenze zwischen China und Korea.

Aus Tell, dem stolzen Hausbesitzer aus Uri wurde der Chinese Wei Dapeng (Führer Wei), und aus Geßler, dem bösen Reichsvogt von Schwyz und Uri, wurde der Japaner Tufei Zhengxiong.

In einem Interview, das ich mit Chen Baichen am 19.9.1983 in Nanjing führte, fragte ich ihn, wie lange das Verfassen von Minzu wansui gedauert habe. Lachend antwortete er, es habe ihn und Song Zhidi nur wenige Wochen beschäftigt, und es sei dementsprechend schlecht. Trotzdem war das Stück sehr erfolgreich. Mag sein, dass Chen sich später nicht mehr an den wahren Zeitaufwand erinnert hat, mag sein, dass er einen wichtigen Faktor schlicht vergaß - in jedem Fall hat es - wie in Minzu zhan - auch in Minzu wansui Umarbeitungen gegebenen.

Um Materialien zu beiden Theaterstücken zu sammeln, interviewte der Pekinger Theaterwissenschaftler Li Zhang 1994 den Schauspieler und Bühnenbildner Shen Yan, der, damals 83 Jahre alt, bereits bei den ersten Tell-Aufführungen mitgewirkt hatte. Ich fasse Shen Yans Wortlaut aus dem Interview zusammen:

"Ich war Mitglied der `Zweiten Shanghaier Theatertruppe zur Rettung der Nation'. Der Leiter unseres Teams war der berühmte Schauspieler Jin Shan, eine weitere Leiterin war die berühmte Schauspielerin Wang Ying. 1938 waren wir in Guilin, und wir sollten nach Hongkong und Singapur gehen, um antijapanische Stücke aufzuführen. So übten wir sieben neue Stücke ein, unter denen auch Minzu wansui war. Als wir mit den Proben begannen, las Yi Junzuo die Adaption von Song und Chen und sagte:" Ich denke, Songs Werk ist nicht gut genug, um den wesentlichen Geist des Dichters Schiller wiederzugeben - ich kann euch helfen und einiges ändern, dann wird das viel besser."(22)

Leider ist diese Umarbeitung nach Shen Yans Aussagen nicht in Druck gegangen, auch erinnert er sich nicht, in welchen Punkten genau die Vorlage abgeändert wurde.

Neben derartigen Verbesserungen gab es häufig spontane Umarbeitungen: die Stücke wurden dem lokalen Dialekt und den örtlichen Gegebenheiten angepasst, und nicht selten wurden sie mit der Tagespolitik verwoben. Tell war damit immer auf aktuellstem Stand, und hat den Zuschauern direkt aus dem Herzen gesprochen.

Im Zusammenhang mit der  Aufführungspraxis während des Sino-Japanischen Krieges ergibt sich noch eine wichtige Frage: Wo und wie wurden  die antijapanischen Theaterstücke aufgeführt?

In China kannte man bis ins 19. Jahrhundert hinein keine Opernhäuser: Aufführungen fanden in privatem Rahmen statt, oder, bei Tempelfesten, auf den in Tempelbezirken gebauten oder  für die Feierlichkeiten  speziell errichteten Bühnen. Da die wenigsten Theateraufführungen während des Sino-Japanischen Krieges in Städten mit modernen Bühnen stattfanden, war man auf diese Tempelbühnen angewiesen.

Viele der Theatertruppen zogen über Land und spielten in Dörfern, die zu klein oder zu arm waren, als dass sie über Tempelbühnen verfügten. Man musste daher auf einfachere Aufführungspraktiken zurückgreifen, die auch den mühsamen Requisitenaufbau unnötig machten. Hinzu kam, dass viele Theatertruppen aus Amateuren bestanden. Aus dieser Situation wurde ein neuer Typ von Theater geboren, das sogenannte Straßentheater": eine häufig einaktige Theaterform, die mit den primitivsten Mitteln auskam und die mehr auf die Emotionen ihrer Schauspieler, mit der sie die Masse mitrissen, als auf ihr Können setzte. Waren keine Tempelbühnen vorhanden, so konnte man die Theaterstücke auf Transportwagen spielen, oder sogar zu ebener Erde.

Diese Straßentheaterstücke waren die eigentlichen Reißer im Sino-Japanischen Krieg, allen voran das oben erwähnte Leg Deine Peitsche nieder - die Episode aus Goethes Mignon, die zu einem tränentreibenden Einakter verarbeitet worden war. Aufführungen solcher Stücke waren praktisch immer und überall möglich, und da die Schauspieler auf gleicher Ebene mit den Zuschauern, oder sogar zwischen ihnen agierten, wurden die Zuschauer nicht selten zu Mitakteuren.

Stücke wie Minzu wansui dagegen waren komplizierter aufzuführen, da sie an geübtere Schauspieler und an Bühnen gebunden waren. Das Stück wurde mit Bühnenbildern, spezieller Beleuchtung und einer Reihe von Requisiten aufgeführt, die eine ausgefeilte Logistik erforderten und Aufführungen in der Kriegszeit zu einem großen Ereignis machten. Dennoch war Minzu wansui ein vielgespieltes und wichtiges Stück in dieser Zeit: alle in den dreißiger Jahren aktiven Schauspieler, die ich interviewte, kannten das Stück oder hatten es selbst gespielt.

Auch Shen Yan erinnert sich:

"Ich habe noch zwei oder drei Photos der Aufführungen in meinem Photoalbum. Wenn man bedenkt, daß wir eine Kulturrevolution hatten, dann ist das ein Wunder! - Ich erinnere mich, daß wir das Stück in Guilin, Hong Kong (wo wir die Bühnenbilder und die Ausstattung machten) und Singapur spielten, das muss so 1938/1939 gewesen sein. Aber ich erinnere mich nicht, in welchem Theater das war". (23)

Wie sehr die Zuschauer bereits bei der Uraufführung mitgerissen wurden, belegt ein Augenzeugenbericht aus jener Zeit:

"Am 28.1.1938 erreichte die Shanghaier Theatergesellschaft Chongqing...Am 18.2. spielten sie ihr erstes Stück: Es lebe die Nation (Minzu wansui). Das ist eine Umarbeitung von Schillers berühmtem Stück Wilhelm Tell. Die Menge saß unten vor der Bühne und hielt den Atem an bei diesem guten Stück. Als Wei Dapeng (der chinesische Tell, d. Verf.) den Apfel auf dem Kopf des Jungen anvisierte, glitt Tufei Zhengxiong (sein japanischer Gegner, d. Verf.) der Schal mit einem `scht' von der Schulter, was zeigte, dass der Gegner von ganzer Seele zitterte. Die Zuschauer sprachen bewundernd: "Bei Tufei Zhengxiong steckt das Theater sogar in den Kleidern". Eine Autorin der Soldatinnen-Armee, Bing Yu, sagte in ihrem Artikel in der Neuen Volkszeitung: "Wunderbar, unglaublich lebensgetreu, es hat die Menschen ungemein bewegt".(24)

 B. Xiang Peiliang: Minzuzhan - Der Kampf der Nation

Auch Xiang Peiliangs Minzuzhan spielt, wie Minzu wansui, in der Mandschurei nach 1931, aber zwischen Jilin und Heilongjiang; auch hier begegnen wir statt Habsburgischen Landvögten der Japanischen Besatzung.

Für Xiang Peiliang ist die Aktualität von Schiller Stück ebenso maßgeblich wie für Song Zhidi und Chen Baichen. In der Einleitung seiner Tell-Version schreibt er dazu:

"…Schiller ist niemand, den man völlig auf den Klassizismus beschränken kann: weil er zuviel Mitleid hat, zuviel heiße Gefühle, zuviel Verbindungen zum Volk. Wilhelm Tell, das bedeutet nicht dunkle Wälder und bigotte Gesichter, sondern wirkliche menschliche Charaktere; daher bewegt das Theaterstück die Menschen hundertprozentig."(25)

Da Minzuzhan wenige Monate nach Minzu wansui erscheint, könnte man vermuten, daß es eine Verbindung zwischen den Autoren gab. Xiang bekennt, er habe vor Herausgabe seines Werkes Minzu wansui gelesen, sei aber davon in keiner Weise beeinflusst worden. Da die Entstehungsgeschichte von Xiangs Werk die Turbulenzen jener Zeit widerspiegelt, möchte  ich ihn hier selbst sprechen lassen. Er schreibt, ebenso in der Einleitung seines Stücks:

"Die erste Idee einer Adaption  entstand im November des letzten Jahres (d.h.1937). Zu jener Zeit war ich an der staatlichen Theaterschule (in Kanton, nach dem Krieg wurde sie dann nach Beijing verlegt, d. Verf.), und wollte eine Theatertournee mit öffentlichen Aufführungen organisieren. Chiao Yan kam mit, um mir zu helfen; in jener Zeit dachten wir, nach der Tournee zurückzukehren, eine große Vorstellung zu machen, und wenn das Stück nicht entsprechend wäre, es noch einmal zu überarbeiten....

Ich verstehe kein Deutsch, Chiao Yan auch nicht. Wir haben uns auf zwei Übersetzungen gestützt: auf Ma Junwus, herausgegeben von der Zhonghua shujuban, und auf Xiang Zihes, herausgegeben von der Kaiming shujuban. Zu jener Zeit überarbeiteten wir das Stück in großen Linien - Mittendrin hatte Chiao Yan die Möglichkeit, auf den Gipfel des Nanyue-Berges (in Hunan, d. Verf.) zu reisen, und dort in einem kleinen Hotel schrieb er die Grundzüge der verschiedenen Akte. Unglücklicherweise ging die Theaterschule, als wir nach Changsha kamen, weiter nach Westen; ich wollte nicht nach Westen gehen, so verließ ich die Theaterschule. Chiao Yan ging auch weg und schrieb, er werde das Theaterstück sicherlich fertigschreiben. In diesem Jahr (d.h.1938) war Chiao Yan aufs Land gegangen, eines Tages kam plötzlich eine Postsendung, darin war die fünfaktige Umarbeitung von Minzuchan. Wenn dieses Stück auch als Zusammenarbeit deklariert ist, so hat doch Chiao Yan eine Menge Kraft investiert. Ich steuerte nur einige Ideen bei, schrieb einen kleinen Teil, verbesserte einige Teile. Wenn das Theaterstück einen gewissen Wert besitzt, so ist das größtenteils Chiao Yans Verdienst, und seinem Geschick zu verdanken."(26).

Die Idee einer Bearbeitung von Wilhelm Tell für die chinesische Bühne ist demnach bei Song, Chen und Xiang nahezu gleichzeitig, nämlich im Herbst/ Winter 1937 entstanden. Es spricht für den ungeheuren Eindruck, den das Stück auf die Autoren gemacht haben muss, und den inneren Druck, unter dem sie standen, dass es in den dramatischen Zeiten des chinesisch-japanischen Krieges zweifach auftaucht.

Wir wissen, dass Minzu wansui häufig aufgeführt wurde. Dass es Aufführungen von Minzuzhan gab, können wir nur aus Xiang Peiliangs eigenen Worten schließen: Er schreibt, er habe das Theaterstück nach einigen Aufführungen überarbeiten wollen. Seine Einleitung beginnt mit den Worten:

"Am 12.6.1938, nachdem ich mit der Armee drei Tage vorgerückt war, nahmen wir uns erneut Minzuchan vor, und gingen das Theaterstück noch einmal genau durch. Es ist anders als das von der Hunan-Zeitung vor nun schon drei Monaten gedruckte (Werk). Auch die Form ist nicht so wie damals: von 5 Aufzügen und 7 Auftritten haben wir es auf insgesamt 5 Aufzüge geändert."(27)

Xiang hat das Werk also vereinfacht, und ich vermute, dass er dies, wie er es vorhatte, aufgrund seiner Aufführungspraxis tat. Leider wissen wir kaum etwas über ihn und sein Werk: nach dem Krieg lehrte er an der staatlichen Theaterschule in Wuxi (Suzhou) und ab 1948 an der Theaterhochschule in Szechuan. Nach der Gründung der VR China ging er zurück in seine Heimat Hunan, wo er kurz darauf starb (28). Außer seiner Einleitung zu Minzuzhan wissen wir bisher nichts über die Rezeption des Stückes. Wir wissen aber aus seinen Angaben,  dass er und sein Co-Autor Chiao Yan viel Zeit in die Arbeit an  dem Stück  investiert haben.

Über die Gründe warum Minzu wansui populär wurde, und Minzuzhan unbekannt blieb, lässt sich nur spekulieren. Sicher ist jedoch, dass die Autoren ihre Stücke aus einem ähnlichen Bewusstsein geschrieben haben: Dem verzweifelten Kampf gegen die Japaner, die in brutalster Weise die chinesische Zivilbevölkerung zu hunderttausenden niedermetzelten und das Land in ein unbeschreibliches Elend trieben. Xiang Peiliang bringt dies zum Ausdruck:

"Schiller schrieb die Geschichte des Freiheitskampfes eines Volkes in alter Zeit, wir aber kommen nicht umhin, alle über die Tränen und das Blut vor unseren eigenen Augen zu schreiben. Kanonen und Feuerglanz, sowie Verlust und Tod von Vätern, Großvätern, Brüdern und Schwestern. Wir befinden uns in einer Zeit des Feuers und des Blutes, es ist daher unsere wichtigste Aufgabe, mitzuhelfen, diese Zeit zu verändern." (29)

 

IV. Wilhelm Tell - der ewige Held

Gehen wir noch einmal zurück zu der Frage, warum gerade Wilhelm Tell, also ein ausländischer Volksheld bemüht wurde, statt eine der zahlreichen Geschichten aus der eigenen chinesischen  Theater- und Romanliteratur aufleben zu lassen: Zwar gibt es in China  einen reichen Schatz an Geschichten, in denen eine kleine Gruppe tapferer Helden gegen eine Überzahl von Feinden kämpft und diese (häufig durch List) besiegt (es sei hier erinnert an die Geschichte der drei Reiche , an die Stategeme  (30) oder an die vielen Rittergeschichten der Volksliteratur). Hier geht es aber immer um die Vormachtstellung von Familienclans, und die Sicherung von Dynastienfolgen. Das Volk kämpfte gezwungenermaßen mit, unterdrückt wurde es in  jedem Fall. Erst mit der Republik kommt ja die Idee auf  vom Volk als Träger der Nation, der Eigenständigkeit des Einzelnen, seiner Individualität und persönlichen Freiheit.

`Minzu' ('Volk', bzw. `Nation') ist daher auch der titelgebende Begriff der beiden Tell-Theaterversionen (Minzu wansui und Minzuzhan). Auch die Freiheit, chinesisch`ziyou´, von Ma Junwu, dem ersten Übersetzer des Tell, in seiner Einleitung bereits beschworen, ist ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Westen übernommener und erst langsam in China heimisch gewordener Begriff (31).

Als die Japaner 1945 kapitulierten, erhielt das chinesische Volk seine Freiheit zurück - von Demokratie war allerdings nicht die Rede. Wohl kaum zufällig taucht Wilhelm Tell 1981 erneut auf, in einer Zeit, als die chinesischen Studenten beginnen, für Demokratie und mehr Freiheit zu kämpfen. Nun erscheint er allerdings in zeitgemäßer Form: als Comic-Held.

 

Fassen wir zusammen:

Seit Beginn des chinesischen Sprechtheaters in diesem Jahrhundert inspirieren die großen deutschen Dramatiker wie Lessing, Goethe, Schiller und Hauptmann, um nur einige zu nennen, die chinesischen Autoren zu Übersetzungen und Adaptionen.

Gerade Schiller liefert mit der Jungfrau von Orleans und Wilhelm Tell Prototypen von Theaterheldinnen und -helden, die uneigennützig wie todesmutig für Volk und Vaterland kämpfen und siegen. Es ist daher nicht verwunderlich, daß der Schweizer Recke in all den Jahrzehnten von Umbrüchen und Revolutionen, die das China des 20.Jahrhunderts bestimmen, immer wieder in neuem Gewand auftaucht, durch immer neue Autoren wiederersteht.

Schillers Wilhelm Tell ist ein Theaterstück, das seit seiner Erstübersetzung bis in die Gegenwart chinesische Leser, Akteure wie Zuschauer gleichermaßen faszinierte, und das sich so einen festen Platz in der chinesischen Literatur- und Theatergeschichte erobert hat.

Besonders in der Zeit des Sino-Japanischen Krieges bekommt Wilhelm Tell einen besonderen Stellenwert durch das Theaterstück Minzu wansui. Die Adaption von Schillers Wilhelm Tell durch Chen Paichen und Song Zhidi war dabei sicher nicht das meistgespielte Theaters in der Zeit des Sino-Japanischen Krieges, aber hundertfach gespielt, vom Publikum enthusiastisch aufgenommen und dadurch bewußtseinsprägend:

Das Vorbild des schwachen, kleinen Landes, das sich durch Mut und Stärke einem übermächtigen, schier unbezwingbaren Feind widersetzt, vereinte die Chinesen und gab ihnen den Mut zum Widerstand gegen die Japaner.

Daß der Schwache letztlich den Starken besiegt, wird im Tell zwar verkörpert durch einen fremden Helden, doch die Botschaft, die er vermittelt, ist ganz und gar chinesisch, wir finden sie in vielen klassischen Romanen und Theaterstücken. Es war daher kein Problem, in den antijapanischen Theaterversionen die wesentlichen Elemente des Schillerschen Dramas beizubehalten, und Tell zu einem chinesischen Helden zu machen. Als solcher kämpft er, bis hin in einen Comic von 1981, in China glaubhaft für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie. Mag sein, daß wir ihm in Zukunft in Tibet wiederbegegnen.

 


Anmerkungen:

1Prof. Li Zhang, emeritierter  Professor für Bühnenbild an der  Theaterhochschule Peking, hat mir über Jahre hinweg wichtige Informationen und seltene Materialien über das chinesische Theater zukommen lassen, mein Dank gilt ihm an dieser Stelle. Darüberhinaus  danke ich Prof. Adrian Hsia, Emeritus der McGill University Montréal für die Betreuung der Arbeit, sowie  Anne-Marie Werner von der OAS der Universität Zürich für den Zugang zur Datenbank der Universität und die kritische Lektüre des Aufsatzes.
2 s. Kaulbach, Barbara: Mignon auf der chinesischen Bühne. In: Goethe und China - China und Goethe; Hrs. Debon, Günther, und Hsia, Adrian. Euro-Sinica Bd. 1, 1985, S. 195-204. Wie Hsia richtig bemerkt, handelt es sich  hier um ein Bonmot der chinesischen Literaturgeschichte: das Stück ist dermaßen verfremdet, der Ausschnitt so kurz, daß man ihn nur erkennt, wenn man von seiner Herkunft weiß. S. dazu: Hsia, Adrian: a.a.O.,S.83.
3 Song Zhidi und Chen Baichen: Minzu wansui;:  Shanghai: Shanghai zazhi gongsi, 1938.
4 Hsia, Adrian: Der chinesisch-koreanische Wilhelm-Tell-Roman; In: Jahrbuch für Internationale Germanistik, Jg. 24, Heft 2, S.72-84; hier: S. 74
5 Han Shizhong: Friedrich Schillers Werke in China; In: Zeitschrift für Kulturaustausch, 38.Jg.,Nr. 2 (1988), S.218-219; hier:S.218.
6 s. Hsia, Adrian: S. Am 4, S. 75.
7 Ma Junwu: Weilien Tui´er (= Wilhelm Tell); in: Xin Zhonghua (1911); Liang Quichao: Weilian Tui´er ; In: Da zong hua (1915)
8 Ma Junwu: Weilien Tui´er; Shanghai: Zhonghua shuju yinhang ,1925. Die Datenbank der Universität Zürich gibt hier als Erscheinungsjahr 1926 an: http://idoasdb.unizh.ch/oas/faces/LoginPage.jsp  vom 14.03.2008. In Shanghai bekam ich 1983  von der dortigen Theatervereinigung eine Kopie  des Vorworts, auf die der Bibliothekar den Dezember 1925 als Erscheinungsdatum geschrieben hatte. Dies deckt sich mit den Angaben der Datenbank von Bauer: s.u., Am. 10, S. 161.
9 Xiang Zhihe: Weilien Tui´er; Shanghai: Shang wu yin shu guan?,1935. s.http://idoasdb.unizh.ch/oas/faces/LoginPage.jsp  vom 14.03.2008.
10 s. Bauer, Wolfgang und Hwang, Shen-Chang: Deutschlands Einfluss auf die moderne chinesische Geistesgeschichte; Wiesbaden : Steiner 1982, S.160-161 und Eberstein, Bernd: Das chinesische Theater im 20.Jahrhundert; Wiesbaden: Steiner ,1983, S.351.
11 Xiang Peiliang: Minzuzhan; Chongqing: Huazhong_tushu gongsi yinhang, 1939.; Minzuzhan wird erwähnt in: Tang Shaohua: Yibai  kangzhan juben shuoming; Shanghai zazhi gongsi chuban, 1940, S.22.

12 Beide Werke s.:Yuan Zhiying: Weilien Tui´er zai Zhongguo; in: Yang Wuneng (Hrsg.): Xile yu Zhongguo; Chengdu: Sichuan wenyi chubanshe, 1989, S.85-97; hier: S.85.
13 Bauer, Wolfgang , Peng, Chang, und Lackner, Michael : Das chinesische Deutschlandbild der Gegenwart; Wiesbaden: Steiner 1989,S 248-249.
14 s. Han Shizhong, s. Am. 5, S.219
15 Von europäischer Seite gibt es dazu bisher keine Untersuchung, von chinesischer haben Yuan Zhiying und Zheng Huahan in ihren Aufsätzen Schillers  Wilhelm Tell  mit Songs und Chens Minzu wansui  verglichen und dabei auf einige interessante Aspekte hingewiesen ; s. Am. 12 und Zheng Huahan: Weilien tui´er yu Minzu wansui; in: Yang Wuneng (Hrsg.)Xile yu Zhongguo, a.a.O.,S.71-84.
16 Phonetisch gesehen könnte das der Genfer See (französisch `Lac Léman´) sein. Dieses, wie die folgenden  aus dem Chinesischen übersetzten Zitate sind, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt, Übersetzungen durch die Autorin.
17 Ma Junwu: Weilien Tui´er (s. Am. 8), Einleitung, S. 1-2.
18 Han Shizhong: s. Am. 5, S.218.
19 Xiang Peiliang und Xu Gongmei: Xiju xiao yeshu; Shanghai 1936. Bd. 4, S. 56.
20Interview vom 19.9.1983 in Nanjing
21 Chen Baichen: Weishenme yan Minzu wansui; in: Xinshubao xinfu; Chongqing, 17.2.1938.
22 Brief von Prof. Li Zhang vom 27.12.1994. Von den Szenenphotos von Tell-Aufführungen aus dem Jahr 1938, von denen Shen Yan hier spricht, überließ er freundlicherweise der Autorin Kopien. Aufgrund mangelnder technischer Qualität können sie hier leider nicht wiedergegeben werden.
23 dto.  
24 Shi Man: Guotai da xiyuan di kangzhan xiju yanchu huodong ( Die antijapanische Theaterbewegung des Guotai-Theaters ) In: Kangri zhanzhang yanqiu likan (1994), Nr. 3, S. 76-83.
25 Xiang Peiliang: Minzuzhan; s. Am. 11, S.5
26 Xiang Peiliang: Minzuzhan; s. Am. 11, S.2
27 Xiang Peiliang: Minzuzhan; s. Am. 11, S.1
28 Prof. Li Zhang von der Theaterakademie Beijing hat in einem Aufruf in der `Nan Yan', einem in Kanton für die Mitglieder der Theaterakademien produzierten Informationsblatt seine Theaterkollegen gebeten, relevantes Material zu beiden Theaterstücken zusammenzutragen - zu Minzu wansui kamen interessante, bisher teilweise unveröffentlichte Informationen, die ich hier eingearbeitet habe. Ebenso zu Xiang Peiliang - leider aber nichts zu seinem Theaterstück Minzuzhan. S. dazu: Nan Yan (1994), Nr. 92, S. 1
29 Xiang Peiliang: Minzuzhan; s. Am. 11,Einleitung, S.4.
30 vgl. dazu: Senger, Harro v.: Strategeme. Lebens- und Überlebenslisten aus drei Jahrtausenden ; Bern/München/Wien 1992
31 s. dazu: Lippert, Wolfgang: Entstehung und Funktion einiger marxistischer Termini; Wiesbaden: Steiner, 1979, S. 24 u.40.

3.2. Transcontinental Transfer of Literature and Arts to Transform Traditional Societies

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For quotation purposes:
Barbara Kaulbach: „Schillers Wilhelm Tell im Chinesischen Widerstand“ Zur Rezeption von Schillers Helden in China - In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr/3-2/3-2_kaulbach17.htm

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