Jana Wisniewski – ZEICHEN SETZEN: http://formwien.com

Nr. 18    Juni 2011 TRANS: Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften


Section | Sektion: Signs and the City. In honor of Jeff Bernard

ZEICHEN SETZEN: http://formwien.com

Jana Wisniewski (e-motion Artspace  INTERNETKUNSTZEITSCHRIFT, Österreich) [BIO]

Email: e-motion@utanet.at


 Konferenzdokumentation |  Conference publication


 

Abstract:

Umgangsformen werden zunehmend rüder, Kritik daran ist eher wirkungslos, daher beschäftigen mich schon lange Zeichen einer Entgegnung, Zeichen, die eine andere Haltung im Zusammenleben in der Stadt signalisieren. Achtlosigkeit, Respektlosigkeit gegenüber Menschen und Umwelt prägen zunehmend das Bild der Sprache und das Bild der Stadt, Flaschen und Dosen, angebissene Brote, brennende Zigaretten, werden einfach weggeworfen, als ob es dafür keine Container gäbe, Schutzzeichen werden ignoriert. Welche Art von „Verkehrszeichen“ könnte man setzen, welche Art von Stadtmöblierung andenken? Das Kunstprojekt „Grüner Läufer“ arbeitet mit Möbeldesign, Fotografie und Texten, der Austragungsort ist: http://formwien.com

 

„AchtsamkeitStille“

Eine Kooperation in progress von Jana Wisniewski© und Harald Gsaller©

Jana Wisniewski (Künstlerin, Kulturjournalistin, Wien) und Harald Gsaller (Künstler und Autor, Wien) werden in „Grüner Läufer“ / „AchtsamkeitStille“, einer Kooperation in progress, der Erfahrung von Achtsamkeit und Stille Raum geben.

Der grüne Läufer versinnbildlicht die Notwendigkeit, sich parallel der Bedürfnisse der Menschen und der Umwelt anzunehmen. Die Linien, die wie Adern von Blättern aussehen, sind die Lebenslinien einer Hand, die Haut ist grün gefärbt. Als verbindendes Band von Mensch und Umwelt wird der Grüne Läufer zum LOGO, die Lebenslinien von Mensch und Umwelt bedingen einander.

Über die Aufmerksamkeit

Wenn du in deiner Aufmerksamkeit nur ein Weilchen nachläßt, dann – das bilde dir nicht ein – kannst du sie nicht mehr nach Belieben wieder aufnehmen. Es muß dir vielmehr klar sein, daß sich deine Lage aufgrund des heute gemachten Fehlers auch in anderer Beziehung zwangsläufig verschlechtert hat. Denn zuerst entsteht die schlimmste aller Gewohnheiten, nicht aufmerksam zu sein und die Aufmerksamkeit erst später wieder aufnehmen zu wollen.

aus: Epiktet, Lehrgespräche, Artemis & Winkler 1994

WUJI – Die leuchtende Leerheit

Die Erkenntnis ist ein Handeln, das die Interaktion von verschiedenen Fähigkeiten einschließt: die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, die Wahrnehmung, die Kreativität, die Analyse und schließlich den Gebrauch von Sprache als Ausdrucksmittel.
aus: Gérard Edde, Das Tao-Handbuch,Edition Schneelöwe 2006

Von der Reflektion zur Konstruktion anhand eines Kunstprojektes.

Site FORMWIEN

 

Das Zeichen, das ich auf dieser Webseite zuerst setzte, war der grüne Läufer. Grünflächen wirken auf viele Menschen beruhigend. In Parkanlagen suchen Menschen Erholung, der Stresspegel sinkt, eine andere Art von Aufmerksamkeit kann sich einstellen als jene im Straßenlärm und auf dem Arbeitsplatz. Wien ist reich an Grünräumen verglichen mit anderen Städten und der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut. In kurzer Zeit kann man den Stadtrand erreichen und in vielen unterschiedlichen Arealen wandern oder mit dem Rad fahren und das gut ausgeschildert. Zunehmend nehmen aber Menschen ihre Aggressionen auch dorthin mit. In vielen Fällen ist es schwer verständlich, was da der Auslöser sein könnte und welche Wirkung sich die Täter davon versprechen. Was kann jemanden an den Wegweisern einer Fahrradroute durch Grünland gestört haben und warum sind sie mit schwarzem Spray unleserlich gemacht worden? Warum gehen drei junge Mädchen mit Kopftuch beharrlich auf dem Fahrradweg auf der Donauinsel, wenn daneben der Gehweg ist, bringen immer wieder Fahrradfahrer in Verlegenheit und kontern dann wenn man sie darauf hinweist, dass sie auf dem Fahrradweg gehen mit: Das wissen wir, Österreicher gehen auch auf dem Fahrradweg. Ein jugendliches Pärchen packt in der U-Bahn etwas Essbares aus und lässt das Verpackungsmaterial einfach fallen. Auf die Frage warum sie das Papier nicht in die zahlreich dort vorhandenen Papierkörbe werfen, antworten sie mit: Wir schaffen Arbeitsplätze. Wenn man heute Leute in Beobachtung solcher Dinge fragt warum sie das machen, bekommt man oft unglaubliche Antworten aus einer Position vermeintlicher Stärke und Rechthaberei. Daraus schließe ich, die Leute wollen sich als mehr als die Anderen verstehen, Normen brechen, Besondere sein, großspurig Raum nehmen, und für sich selbst alle Bequemlichkeit ohne Rücksicht auf Verluste, so was wie Gemeinwohl liegt ihnen nicht am Herzen, oder sie fühlen sich dafür nicht zuständig.

In meinen künstlerischen Erwägungen variiere ich das Thema: Über etwas hinaus gehen, jenseits von Normen agieren und gestalten, das aber ohne gegen etwas oder jemanden zu sein, ohne Sachschaden anzurichten. Aus der Faszination über Gegebenheiten hinaus zu denken, kann in kreativen Spielformen Überraschendes passieren. Das können andere Zeichen sein, die sich zwar vom Trend abspalten, ebenfalls Anpassung verweigern, nur in umgekehrter Richtung: Mehr Aufmerksamkeit, andere Besonderheiten.

Site I.N.S.I.D.E.G.R.E.E.N 1

 

Auf der Webseite FORMWIEN realisiere ich meine Visionen von einer inneren Sicht von Grünkultur, Haltungen, die über gesunde Nahrung, gepflegte Parkanlagen und Innenhöfe hinaus gehen, ich nenne das I.N.S.I.D.E.G.R.E.E.N. Da folgen nach märchenhaften Erzählungen und Möbelobjekten für öffentliche Räume, Kurzfilme, die visionäre Formen des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen ansprechen, plakatartige Bilder, die Vorschläge für ein pflegliches Miteinander machen, Umkehrungen von Barrieren, bekannte Genüsse, die in Rätsel enden.

Site - grünes Chaos als neue Ordnung

I.N.S.I.D.E.G.R.E.E.N öffnet Tore in eine Vielfalt von möglichen Lebensszenarien, die jenseits von Hierarchien, Karrierestress, Geiz ist geil gelagert sind, und als Aufforderung verstanden werden können, der eigenen Phantasie Raum zu geben. Als eine Möglichkeit der Selbstkontrolle dachte ich an parallele Statements von anderen Persönlichkeiten, die teils nahe liegen, teils differieren, und so das Feld der Möglichkeiten erweitern. Der Weg ist das Ziel.


TRANS INST

 Inhalt | Table of Contents Nr. 18


For quotation purposes:
Jana Wisniewski: ZEICHEN SETZEN: http://formwien.com –
In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 18/2011.
WWW:http://www.inst.at/trans/18Nr/II-1/wisniewski18.htm

Webmeister: Gerald Mach     last change: 2011-06-08