Zum Bild einer Stadt

Baia Mare und Umgebung: Wirtschaft, Multikulturalität und Mehrsprachigkeit im transilvanischen und europäischen Kontext
Einige Aspekte synchronischer und diachronischer Entwicklungsdynamik

Rodica-Cristina Ţurcanu
(Universitatea de Nord, Baia Mare, Rumänien) [BIO]
Email: rodicaturcanu@yahoo.com

Motto:
Mutuus amor civium optimum est civitatis firmamentum” (Sigillum de Rivulo Dominarum, Mitte XIV. Jhs.)

1. Einleitung

Im Rahmen eines fachübergreifenden Forschungsvorhabens wird auf Erkundung und Dokumentierung der Entwicklungsdynamik im Bergbaugebiet Baia Mare als typisch mittelalterliche europäische Industriezone, deren Aufstieg und Untergang in den unterschiedlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnungen wie auch auf die Aussichten in der Wissensgesellschaft abgezielt. Berücksichtigt werden einschließlich Mentalitätsänderungen und cultural turns. Der bessere Titel des gesamten Forschungsvorhabens wäre Incrementa atque decrementa civitatis Rivuli Dominarum.1

Die Inschrift auf dem ehem. Stadtsiegel spricht über und für Harmonie im Zusammenleben der Bürger. Nachbarn, Kumpel im Untertage, beruflich zusammenkommende Mitglieder einer Gemeinschaft, Belegschaft, Arbeitsgruppe, Angehörige einer selben Arbeitsstruktur besonders in der Schwer- und Bergbauindustrie, vor allem in einer wegen goldhaltiger Erzlagerstätten „verwöhnten” Industriestadt, kennen keine Rassen-, Religions- und ethnisch-liguistische Konflikte. Die jeweiligen Strukturen bilden „Zweitfamilien” – zwar nicht solche, die auf Verwandtschaften basieren, sondern manche, die das Überleben aus allen Blickwinkeln sichern. In Anlehnung an die Theorie von Kenneth D. McRae2 wird hier behauptet, dass Religion, Nation, Muttersprache, Volksgruppenzugehörigkeit und Sprachloyalität für die betrachtete Stadtgemeinschaft eine sekundäre Problematik bilden, ganz im Gegensatz zu Einkommen und Lebensstandard, Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeits- und Lebensbedingungen, Wohn- und Esskultur.

In der Bemühung aus Überlegungen, Betrachtungen, Daten und Fakten zu unterschiedlicher Problematik des Themenkreises „Stadt” ein glaubwürdiges Stadtbild von Baia Mare zu zusammenzustellen, werden in der vorliegenden Arbeit folgende Aspekte hervorgehoben: geschichtliche Bewegtheit und Ereignisreichtum; Anpassungsfähigkeit von Individuen und Gruppen; historische Multikulturalität und Mehrsprachigkeit vs. neuere Umstellung und Polarisierung multikultureller und sprachlicher Interessen; Bevölkerungsdynamik bzw. An- und Aussiedlungen in Verbindung mit Arbeitsmobilität; periphere geographische Lage der Stadt in allen geschichtlichen Kontexten vs. ehemalig steigende Entwicklung und zentrale Stellung im Rahmen des mitteleuropäischen Bergbaus und der Metallurgie; Umwälzungen, Umwandlungen, Tendenzen und Strategien nach der Wende.

Seit dem 13./14. Jh. und bis ins 20. Jh. zählte die Stadt Baia Mare zu den ökonomisch anziehendsten und gewinnbringendsten Standorten für Kapitalanlagen, Technologie-, Fachmanagement- und Fachkräftetransfers aus dem Westen – in einem Europa des freien Verkehrs, auf Grund der hiesigen Gold-, Silber- und anderer Buntmetallreserven – und wurde dadurch für unterschiedliche Groß- oder Regionalmächte auch geopolitisch besonders interessant. Zwischen Aufstieg und Untergang, erreicht das Bergbaugebiet von Baia Mare einen Höhepunkt im Zeichen der Aufklärung und somit werden auch die Grundlagen der weiteren Entwicklung, im Zuge der sog. industriellen Revolution des 19. Jhs. geschaffen.

Selbst in der Zeit der politisch-ideologischen und ökonomischen Isolierung und Abtrennung vom Abendland bzw. in der sozialistischen Epoche bis etwa in den Siebzigern verfügte man hier – im Bereich von Erzförderung und Aufbereitung der Nutzmineralstoffe, des Gewinns von Edelmetallen – über Einrichtungen, Ausstattung, Prospektions- und Produktionsverfahren neuesten technologischen Standes.

2. Zur Stadtgründung. Baia Mare und Umgebung – zwischen Siebenbürgen und der

Maramuresch

Baia Mare war nicht nur Kreuzpunkt politischer Interessen, sondern auch eine Kreuzung wichtiger Handelswege, eine Bastion gegen Eindringlinge aus dem Osten und ein Ort, wo Gold und anderes Buntmetall gefördert wurden, innerhalb des Karpatenbogens, der eine schutzbietende natürliche Grenze Mitteleuropas bildet.

Die Stadt Baia Mare wird zum ersten Male 1347 als Rivulus Dominarum oder Civitas de Rivulo Dominarum urkundlich erwähnt. Das Dokument wird am 20. September 1347 datiert und von Ludwig I dem Großen von Anjou, als “Privilegienurkunde” übergeben.3 In diesem Dokument scheinen auch die Namen der Antragsteller auf Zulassung einer neuen Privilegienurkunde auf: Martin, judex; Ioan, Pfarrer; Petru, Magister; Ulrich, Notarius. Wenn die Behauptung wahr ist, dass die ersten Kolonisten unter Stephan dem Heiligen von Ungarn (1000-1038), nach Baia Mare und Baia Sprie gekommen sind, dass sie vermutlich diese zwei Städte gegründet haben, dann mag der erwähnte Antrag einen Beweis dafür darstellen, dass deutsche Siedler in Vertretungsstellen der Stadtgemeinde schon tätig waren, dass diese multikulturell und mehrsprachig war, und dass es früher schon eine Privilegienurkunde gegeben hatte. Die Ursachen der zur Zeit Stefan des Heiligen unternommenen Kolonisierung mit deutschen königlichen Gästen (hospites) soll in der Verwüstung durch die Kumanen gelegen haben.

Er [Stephan I, vom Papst als Stephan der Heilige anerkannt] hat seinen Staat, in dem mehrere Sprachen gesprochen wurden, dem westeuropäischen Feudalsystem, das sich zu dieser Zeit herausgebildet hatte, angegliedert. Unter anderem hat er den Einfluss der deutschen Kirche gut geheißen und hat deutsche Ritter, Ackerbauern, Bergleute, Handwerker, Kaufleute u.a. auf seinem Staatsgebiet angesiedelt.” (Djuvara: 2008: 37).

Eine zweite Kolonisierung der Stadt findet unter dem König Géza/Geisa II (1141-1162) statt (Palmer: 1894: 82). Was vermutet werden darf, ist die Tatsache, dass es schon um das Jahr 1166 (erste Erwähnungen der Komitate Szolnok und Sălaj) und 1181 (erste Erwähnung des Komitats Sathmar)4 in der Umgebung bzw. in Nord – Nordwest – Siebenbürgen Gastsiedler gegeben hat. 1043 seien Domherren aus Verdun nach Ungarn ausgewandert, unter Andreas I finden wir als Bischof von Bihar (im Partium) Liedwin aus der Gegend von Lüttich; 1096 werden Christliche zum Kreuzzug aufgerufen und es wird ihnen angedeutet, dass sie sich später in fremden Ländern niederlassen dürften. (Szmik: 1906:7) 1103 ist die Auswanderung des Ritters Anselmus von Barz, eines liber de liberis genitus, nach Ungarn bekannt. Die Auswanderung von Anselmus entspricht der Zeit, wo König Geisa II von Ungarn in den Ardennen Auswanderungen organisierte. (Wattenbach: 1966: 81-87). 1143 sollen Bergleute aus Sachsen in Oberwischau / Viseu de Sus, Wißk und Pfefferfeld (Baia Borsa) angesiedelt worden sein und die Erzförderung in der Maramuresch begründet haben.(Ilk: 1990: 6) Die erste urkundliche Nennung der Maramuresch, erwähnt die Gegend als „königliches Jagdgebiet“, geht auf Emmerich, König von Ungarn (1196-1204) zurück und stammt aus dem Jahre 1199. (Ilk: 2006: 234). A. J. Ilk zitiert in derselben Studie (S.235) Rudolf Bergner (1885)5: „Im zehnten, elften und zwölften Jahrhundert fängt das Land an, nicht nur Wächtern, sondern auch einer tätigen, lebhaft ringenden und strebenden zivilen Menschenschar als Wohnort zu dienen. Allmählich treffen magyarische Kolonisten ein und ihnen folgten gar bald die Deutschen in großer Anzahl […] Das am leichtesten zugängliche und dabei für die Kultur am wertvollsten situierte Theißtal wurde zunächst okkupiert. Hier entstanden die so genannten fünf Kronstädte: Wisk, Huszt, Tecsö, Hosszumezö und Sziget, deren aus Magyaren und Deutschen (Saxones et Hungari) bestehende Bewohner sich der mannigfachsten Privilegien erfreuten.“

Ein Zweck der Ansiedlungen ist die Enwicklung der Erzförderung verbunden mit der Urbanisierung der Bergbaukolonien bis zur Errichtung eines urbus (einer Burg). In Siebenbürgen erscheinen zwischen dem 12. und 14. Jh. zahlreiche Städte: in der Umgebung königlicher Burgen: Cluj / Kolozsvar / Clausenburg; Timişoara / Temeschwar / Temesvar; Sătmar / Sathmar/ Szatmar; in der Umgebung von Dorfsiedlungen und an den Kreuzungen wichtiger Handelswege Sibiu/ Hermannstadt; Braşov / Kronstadt/ Braşău / Brasau / Brasso; im Rahmen der oder auf Grund alter Bergbausiedlungen, datiert schon in der römischen Zeit: Baia Mare / Rivulus Dominarum / Asszonypataka / Frauenbach / Neustadt; Potaissa / Turda / Torda / Weißburg; Zlatna6; Dej7 u.a.). Neben den autochtonen Bauern, arbeiteten in den Gold-, Silber, Eisen- und Salzgruben Siebenbürgens auch Gäste, deutsche Siedler aus entwickelteren Bergbaugebieten, niedergelassen auf Grund von Privilegien.8 Gäste wären nach Baia Mare gekommen, nachdem die ungarischen Könige früher über die von Römern verlassenen Goldgruben erfahren gehabt hätten.9

Ein zusammenfassendes Bild der urkundlichen Erwähnungen und Forschungen zur Stadtgeschichte bzw. auch zur sächsischen/deutschen Geschichte der Stadt Baia Mare bietet Dr. Carol Kacsó (2010)10:

Der Chronist Gheorghe Brancovici (17. Jh.) behauptet, dass die Stadt Baia Mare durch Sachsen gegründet wurde11. Andere Autoren erwähnen Ansiedlungen sächsischer Kolonisten 1141 oder 1142 durch den ungarischen König Geisa II. (1141-1162)12 in Verbindung mit den Anfängen des Bergbaus in der Gegend. Die Ausübung des Bergbaus in Baia Mare vor dem 14. Jh. kann nicht mit Sicherheit bestätigt werden. Es fehlen Informationen über eine sächsische Ansiedlung in der Gegend um Baia Mare, welche den ersten sächsischen Ansiedlungen im Süden Siebenbürgens im 12. Jh. zeitlich entsprechen könnte. Lediglich die von König Andreas II. (1205-1235) 1230 ausgestellte Privilegienurkunde für in Sathmar angesiedelte „hospitibus Teutonicis”, berichtet über die Meinung der „hospites, ihre Vorfahren seien unter dem Schutz der bairischen Königin Gisela (Keysla) ins Land gekommen, also wären sie schon Anfang des 11. Jhs., unter Stefan dem Heiligen,. nach Ungarn ausgewandert.13

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung der Stadt, stammt aus dem Jahre 132914 und ist einer Schenkung von König Karl Robert (1301-1342) an den “Corrardus Judex Civitatum Rivuli Dominarum et de Medio Monte” zu entnehmen, deren Gegenstand der Wald zwischen den beiden Ortschaften ist, und der Zweck, dass hier eine Siedlung gegründet wird. Baia Mare wird civitas Rivuli Dominarum bezeichnet, wobei die Siedlung und das benachbarte Mons Medius (Baia Sprie) einen gemeinsamen judex haben. In einer Urkunde von 1327 wird die später an Baia Mare angeschlossene Zazarbanya (Grube Săsar)15 erwähnt. Zazurbanya heißt die Siedlung am Rivulus Dominarum auch in der am 20. Septembrer 1347 ausgestellten Urkunde von König Ludwig I. (1342–1382)16.

Das heutige Bild der Stadtmitte und der größte Teil des Straßennetzes in dem befestigten Stadtteil entstanden in der zweiten Hälfte des 13. Jhs.17 oder im 14. Jh., obwohl die ältesten identifizierten Architekturelemente Ende des 14. bzw. Anfang des 15. Jhs. datiert werden können. Eugenia Greceanu meint, dass: „die Ansiedlung der deutschen Gäste und die Erteilung der Stadtprivilegien an diese, eine Systematisierung der ebenda gelegenen älteren Siedlung mitgebracht habe, auf Grund der günstigen Überquerungsmöglichkeit des Flusses Săsar”. Nach derselben Autorin spricht für den sächsischen Ursprung der Stadt auch „…die 18Lage der wichtigsten Pfarrkirche der Stadt (Skt. Stefan) im Rückzug gegenüber dem Hauptplatz, mit dem sie aber in direkter Verbindung steht”, was „der Lage der Kronstädter Schwarzen Kirche entspricht, im Verhältnis zum hiesigen mittelalterlichen Rathausplatz” (Greceanu, o. J). Es gibt auch Ansichten, gem. denen der zentrale Marktplatz erst im 15.-16. Jh. angelegt worden wäre.19 Sichere dokumentarische Beweise der sächsischen Präsenz an den Ufern des Flusses Săsar gibt es in geringer Anzahl. Sie gehören meist zur Domäne der Onomastik.20

Ein 2009 während Rettungsgrabungen am Gebäude Piaţa Libertăţii 13 (sog. Haracsek-Haus, in der Innenstadt) gemachter archäologischer Fund, ein kugelförmiges Bronzegefäß, scheint die frühe sächsische Präsenz in Baia Mare zu bestätigen. Ein ähnliches Gefäß wurde in Siebenbürgen im Umkreis der Ortschaft Baraolt /Covasna gefunden und wird von Z. Székely den Petschenegen zugeschrieben; E. Benkő macht darauf aufmerksam, dass es der Grape-Form angehört und als für deutsche Siedlungsgebiete charakteristisches Produkt zwischen dem 12. und 18. Jh. anzusehen sei21. Nach typologischen Kriterien wird das siebenbürgische Exemplar, vom Autor, in das 12.-13. Jh. datiert, wobei seine Anwesenheit in Baraolt, hypothetischerweise in Verbindung mit einer sächsischen Präsenz / einem sächsischen Einfluss vor 1241 stehe. Typologisch und chronologisch (H. Drescher)22 dürfte das Exemplar von Baia Mare ins 14.-15. Jh. datiert werden. Es handelt sich um ein metallenes Haushaltsgefäß23, das in vielen großen deutschen Städten serienmäßig gegossen wurde24. Ein aus dem Rheinland stammendes analoges Stück wird im Kölner Museum aufbewahrt25 .

Nach E. Benkő, sind ethnisch gerichtete Einschätzungen auf Grund eines einzigen Fundes unsicher, trotzdem kann das Bronzegefäß von Baia Mare als ein erstes archäologisches Indiz für die frühe sächsische Präsenz in Baia Mare angesehen werden.

Baia Mare und Baia Sprie (Mons Medius / Mittelberg / Felsöbánya) haben eine doppelte Entfaltung durchgemacht: die einer Bergbaustadt bzw. Industriestadt und die einer mittelalterlichen Burg, errichtet zum Grenzenschutz. Baia Mare wird in der ersten Hälfte des 14. Jhs. auch als wichtiges Wirtschaftszentrum urkundlich erwähnt, wo auch Handelsgüter hergestellt werden. Die Stadt erhält im Laufe der Zeit mehrere Dorfschenkungen (bis im 17.Jh. etwa 15). Die Dorfbewohner hatten Verpflichtungen gegenüber der königlichen Stadt oder den königlichen Bergwerken in Form von Holzlieferungen, Unterhaltung der königlichen Weingärten, Heuen u.a., wofür sie aber bezahlt wurden. Auch heute noch sind die 15 Dörfer im Umkreis von Baia Mare, im Volksmund unter der Sammelbezeichnung Fisculaş (von Fiskalium, Fiskalia zum Unterschied von Kameralia) bekannt. Für die Gegend war die doppelte Beschäftigung der Einwohner spezifisch: Land- und Bergmann. Die engen Beziehungen Dorf-Stadt haben eine Tradition entstehen lassen: bis heutzutage arbeitet mindestens ein Mitglied dörfischer Familien in der Stadt und die meisten Stadtbewohner unterhalten auf weiterhin den elterlichen/großelterlichen Haushalt auf dem Dorfe, betreiben Obst- und Weinbau usw. oder besitzen ein Landhaus (über Kauferwerb).

Dadurch dass sich die Stadt, angetrieben von der Industrie entwickelte, war sie auf immer neue, frische Arbeitskraft angewiesen. Zusätzlich litt die Stadt dauernd unter Angriffen (Tataren, Türken, Moldauer), unter der Pest, unter politischen und religiösen Konflikten. Im Nachklang der europäischen Religionskriege, finden in Baia Mare gewaltige Auseinandersetzungen statt. Die Folge ist, dass 1673 die Burgmauern abgerissen werden : „Omnia sunt demolita et consumata”26

Die Versorgung mit Arbeitskraft konnte von den Behörden nicht vernachlässigt werden, da die Stadt eine bemerkenswerte Quelle für die Einkommen der Schatzkammer jeweiliger Herrscher bedeutete. Aus diesen Gründen entstand auch der Anspruch der Stadt auf offiziellen Schutz, Privilegien und Abwehrkräfte von Seiten der Machthabenden. Dies sorgte fortwährend für eine erhöhte Mobilität von Gruppen und Individuen unterschiedlicher Berufe, Interessen und Volksgruppenzugehörigkeit.

Jahr

Stadtnamen27

1241

(Szász-Zár (ung.) bed.: Sachsen-Stauwehr)

1308

Zazurbánya (ung.)

1329

Civitas Rivuli Dominarum (lat.)

1347

Rivulus Dominarum (lat.)

1391

Asszonypataka (ung.)

1405

Castellum, Castrum Rivulo Dominarum (lat.)

1465

Castellum Rivuli Dominarum (lat.)

1481

Civitas nostra (regis) Rivuli Dominarum (lat.)

1489

Castrum de Rivulo Dominarum (lat.)

1500

Neustadt (dt.), Bagna

1585

Nagybánya (ung.), 1600 Nagibanya, 1601 Nagibagna

1614

Nagy Bania

1648

Nagy B ánya

1828

Asszony Pataka (ung.), Frauenbach (dt.), Welka Banya (sl.)

1851

Nagybánya, Asszonypataka (ung.)

Hungarische Neustadt (dt.)

Warum Rivulus Dominarum / Frauenbach / Asszonypataka? Zu bemerken ist, dass die Stadt der Gemahlin von Stefan dem Heiligen (Gisela von Bayern) gehört hat und im 14. Jh. (1308) der Frau von Karl Robert von Anjou. Die Mutter von Janku von Hunyadi soll hier in dem Elisabethenhaus gewohnt haben, eine gewisse Agatha soll die Stadt vor den Tataren gerettet haben (Palmer: 1894: 82). Trotzdem, könnte auch eine sozio-ökonomische Theorie Anhänger gewinnen: man stelle sich vor, dass Reisende, bei Tage in die Goldgräberstadt Baia Mare eintreffen; höchstwahrscheinlich bekommen sie Frauen und Kinder auf den Gassen, auf dem Marktplatz, an den Flussufern bei der Goldwäsche und in den Kleingärten zu sehen, denn Männer arbeiten im Untertage, Alte gibt es kaum, weil man in Bergbaugebieten wie Baia Mare nicht sehr alt werden konnte.

Im 14. Jh. wird die Stadt als freie königliche Stadt erwähnt, ihre Vertreter stellen einen neuen Antrag auf Gewährung von Freiheiten im Namen aller Stadtbewohner und unserer Gäste, dass “[…] auch die anderen Gäste zufrieden sein sollen.28 Die neuen Gäste hatten Recht auf Einbürgerung, durch die Aufnahme in die Gemeinde, die Urkunde würde nun die konkrete Wirklichkeit bestätigen. In Bergbaugebieten, wo Buntmetall gefördert wird, ist die Sterblichkeit und das Frühaltern der Arbeitskraft bekanntlich hoch, besonders durch die spezifischen Berufskrankheiten Bleivergiftung oder Saturnismus und Staublungenkrankheit oder Silikatose. Die Arbeitsbedingungen und der technische Entwicklungsstand der Grubenanlagen waren Ursachen zahlreicher Arbeitsunfälle. Es ist also eine Selbsverständlichkeit, dass die Goldgruben sich von Seiten der höchsten Authorität während aller geschichtlichen Epochen höchsten Augenmerks erfreuten, denn die Fülle der Schatzkammern hing von der ständigen Versorgung mit frischer Arbeitskraft ab. Aus diesem Grunde dürften im Laufe der Jahrhunderte Ansiedlungen von Bergarbeitern, Fachkräften, Erneuerern, Betriebswirten aus gesamt Mitteleuropa stattgefunden haben, und je öfter ein Herrscherwechsel vorkam, desto mehr Aufmerksamkeit wurde den Goldgruben geschenkt, zwecks Festigung des jeweiligen Throninhabers, durch wirtschaftliche Macht.

Die Stadt erfreute sich eines doppelten Schutzes bestehend aus dem konkreten, materiellen Abwehrsystem, zusammengesetzt aus organisierter Bürgerverteidigung, Basteien der Zünfte, Wehrmauern usw. und dem direkten Militärschutz, angeordnet von jeweiligen Herrschern, bei Gefahr (z.B. Urk.: 1664) und einem urkundlich/gesetzlich garantierten Schutz durch die Privilegien: 1347 und 1376 (Ludwig Ider Große von Anjou), dann wird die “Freiheit” der Stadt Baia Mare von Sigismund von Luxemburg, König von Ungarn, römischer Kaiser und König von Böhmen, durch transkribierte Freibriefe/Privilegien (1387) erneut gefestigt und 1464 von Matthyas Corvinus erneut bestätigt.29

Unter Sigismund von Luxemburg sind neue deutsche Ansiedler gebracht worden, die Erzförderung erhielt dadurch neue Anregung. In einem Brief der Berggrubenleitung von Körmöcz und Selmetz vom Jahre 1454, heißt es: “es werden Meister aus anderen Gegenden gebracht” (Monografia…: 1972), wo Meister und Hauer oder Gruber nicht gleichzusetzen sind, denn Meister führt auf den Begriff “Fachkraft” zurück. Die Ansiedlungen unter Sigismund von Luxemburg sind als Umsiedlungen zu betrachten, denn die Berufsgruppen haben lediglich ihre Arbeitsplätze/orte gewechselt, im Rahmen desselben Staates.

Dadurch, dass Gäste/Ansiedler in Baia Mare bestimmten Berufsgruppen angehörten und nicht aus derselben Urheimat stammten, dass die Ansiedlungen dauernd stattgefunden haben, dass die Gäste am Ansiedlungsort schon auf einheimisch gewordene, deutsch- oder anderssprachige Bevölkerung traf, entstanden Kontakte einerseits zu den örtlichen ursprünglichen Muttersprachen: Rumänisch und Ungarisch und zur einheimisch gewordenen deutschen Muttersprache, in der Form von Mundarten der kleineren Sprechergruppen. Für erklärlich halte ich aus diesen Gründen, die Entstehung einer gemeinsamen deutschen Berufssprache und zusätzlich einer Mischsprache zwecks allgemeiner Alltagskommunikation in der Sprachgemeinschaft der Stadt.

Von Seiten der Authorität wurde die Bevölkerung der Stadt als ein Ganzes, als zusammenhängende Gemeinschaft betrachtet, Streitigkeiten wurden aus dieser Sicht geschlichtet. So zum Beispiel: Auf Grund des von der österreichischen Herrschaft gebotenen politischen Hintergrunds, ersuchte die deutsche Bevölkerung in Baia Mare das Recht einen eigenen judex (Richter) wählen zu dürfen. Am 4. Mai 1597 erfolgt die Antwort des Fürsten Sigismund Báthory, ungarischer Fürst von Siebenbürgen, in der er den Antrag ablehnt. Es werden ein einziger judex und gemeinsame Geschworene gewählt (Urk.: 1597), d.h., alle Nationalitäten der Stadt hätten sich einem gemeinsamen Gericht zu fügen.

Einer Auseinandersetzung zwischen Metzgern unterschiedlicher Nationalitäten in Baia Mare wurde auf gleiche Weise ein Ende gesetzt. König Wladislaw II (polnischer Fürst von Siebenbürgen) findet eine Lösung im Sinne eines “Nationalitäteneuropa”: “Die Auseinandersetzungen sollen aufhören, es sollen gleiche Rechte allen [Metzgern] gesichert werden, aufgrund des vom König Mathyas Corvinus30 gewährten Privilegiums, welcher keinen Unterschied zwischen den Metzgern verschiedener Nationalitäten gesehen hatte.”(Urk.: 1506).

Infolge und auf Grund wirtschaftlicher Leistungen und guter Verwaltung erkauft sich die Stadt Baia Mare das Recht Wehrmauern zu errichten, handelt gerichtlich gegen den örtlichen Adel in Sachen Nutznießerrechte über die umgebenden Wälder, kauft sich nach langer Belagerung auf diplomatisch-finanziellem Wege, gegen 10.000 Golddukaten von den Türken ab, kämpft gegen die Valachorum Moldamensis (1469) wie auch gegen Tataren, verlangt von der kaiserlichen Authorität Militärschutz (1664), gesetzlichen Schutz gegen die benachbarten Feudalen (1496), bezahlt Schulden Siebenbürger Fürsten (Urk.: 1469, 1664, 1496 u.a)

1526 geht das ungarische Königreich unter und nach 1541 beginnt für Siebenbürgen eine von Kriegen gezerrte Zeit. Um die Stadt Baia Mare kämpfen alle um die Herrschaft in Siebenbürgen ringenden Fürsten. Dadurch, dass seit 1411 in der Stadt eine Münzerei besteht, dass Baia Mare auf weiterhin für jedwelche Schatzkammer eine rentable Stadt ist, erfreut sie sich erneut der Privilegien und des Schutzes. Allein die Münzerei bringt 20.000 Golddukaten jährlich. (Monografia…:1972).

Sigismund Gelon, angesehener Angestellter der Minen, gewinnt die Bevölkerung der Stadt für den König Ferdinand I von Österreich. Zwischen 1551-1556 gehört Siebenbürgen samt Sathmar und Baia Mare Österreich an, nach kurzen Unterbrechungen auch weiterhin, für mehrere Jahrhunderte. (Pascu: 1983).

Der Imperial Andreas Khielmann nennt die Stadt Hungarische Neustadt (Palmer: 1894). Unter Ferdinand I, Rudolf II, Maximilian II und Mattyias II von Österreich erfahren Stadt und Umgebung eine besondere Entfaltung. Rudolf II gewährt der Stadt juristische Macht in eigenen, inneren Angelegenheiten (1580). Die gerichtliche Macht der Grafschaft (mit dem Sitz in Sathmar) erstreckt sich nicht über Baia Mare. Ernst Erzherzog von Österreich versichert 1582 die Einwohner der Stadt Baia Mare seiner persönlichen “Protektion und Schutz”.

Vom 16. Jh. bis 1867 steht Baia Mare unter österreichischer Herrschaft, von 1867 bis 1918 unter der Doppelmonarchie bzw. ist Ungarn zugesprochen, 1918 tritt gesamt Siebenbürgen an das Rumänische Königsreich.

3. Synopsis: Zum Bergbau in Baia Mare und Umgebung im transilvanischen und europäischen Kontext, in Verbindung mit Salz- und Bergbau in der Maramuresch31

Zum Bergbau in Europa

in Siebenbürgen, der Moldau,

der Walachei,

in Baia Mare und Umgebung und der Maramures, in Verbindung mit Gruppenansiedlungen

900 wird Kohle erwähnt. 1113 – Aachen (in den alten röm. Gruben)

1190 -Edinburgh

1198 – Val St. Lambert/Liège

1312 – St.Etienne (Fr.).

Aufschwung in England :1239 – Newcastle;1281 – Mittelengland

1300 – unter Edward I, Heizung mit Kohle.

In Böhmen: 1260 – Goldrausch

1300 – Berufs- bergleute: privilegiiert:steuer- und wehrpflichtfrei Braurecht, Selbstverwaltung

1315 -Export nach Frankr.

Im dt. Raum:

14. Jh. Rhein-Westf. , Schucen bei Dortmund: Kohle. Salz: 10.-14. Jh.: 11..Jh. Salz aus Sbg. in Hainsburg u. Stein / Österr. (nach Zolltarifen);12. Jh. Salz aus Siebenbg. u.d. Maram. (gem. Dok.,Frachtbriefen, Schenkungen, Handels-papieren etc.); 1211-1222 Salz aus Sbg., vom Mureş / Alt.;

1327-1328 Karl Robert:

Maßnahmen zur Entwickl. des Bergbaus. 14..Jh. der Sprengstoff

15. Jh.: die Weichen 1541;

die Habsburger

1688-1867 in gesamt Mittel-europa Priori- täten: moderne Verfahren in Bergbau und Metallurgie

Silberprod. in Europa wächst an: 1556 / 57 G. AGRICOLA

De re metallica, erstes Werk über den klass. Bergbau am Beispiel des böhm.Bergbaus.

In Europa: wird Werkzeug aus siebenbürgischem Kupfer erzeugt;

15.-16. Jh. – große Öfen, Wasserkraft, Blasebalg, offene Hoch-öfen: überall i. Europa / inkl. Siebenbürgen

1627 Banska Steavnika / Slow., 1603 in Freiberg wird Sprengstoff eingesetzt. (Martin Frezgold)

Zum Image:

Reiseberichte, informieren über die Fürstentümer:

F.Griselini: 1774 Deutsche und Walache sint tüchtig und erfahren

Leonhardt Böhm: (Reschitz): die Walachen sind intelligent, geschickt und erlernen schnell die neuen Berufe

1859, österr. Urkunde: die Rumänen sind nützliche und disziplinierte Handwerker

Michael Schendos Vanderbech 1719: reiche

Bodenschätze, moderne Technik

Nicolo da Porta 1722 (über Kupfer in Baia de Arama – Oltenien; der Pächter heißt Szendrey)

1735 erste Bergbauschule in der Welt,

1799-1801 Wilhelm Gottlob Ernst Becker: „Journal einer bergmännischen Reise durch Ungarn und Siebenbürgen“ 1805:Freiberg: Inf. über Bergschulen, Technik, Produktion in Baia Mare, Baia Sprie, Kapnik (BODIU / POPESCU / ILIE / BEREGIC etwa 1971)

19. Jh. industrielle Revolution :

Wirtschaftlichkeit, Produktivität.

Die Entwicklungen in Österr., Ung, Tschechien, widerspiegeln sich in Sbg., dem Banat u.d.Bukowina

1831 William Bickford: die Bickford-Lunte

1857-1871 das Frejus-Tunnel i. d. Alpen.

1867 das Nytroglycerin (It./ Ascanio Sobrero)

1867 Alfred Nobel:das Dynamit u.a. Sprengstoff-arten.

1901 – Nobel-Stiftung löst den Wettlauf in Wissensch. u. Technik aus.

Zweite industrielle Revolution

Neue Wege der Montan-wissenschaft

1929 – 1933 Weltwirtschafts-Krise, dann

Wiederaufbau, Investitionen

Baia de Arieş: 1271 kat. Kirche; Goldförderung im Westgeb. geht zurück; der Doge von Venedig ist stolz auf Handelsbeziehungen zu Sbg.; Gruben gehören dem Staat; der Adel: an Erzförderung nicht interessiert; 1327 kointeressiert Karl Robert den Adel durch Eigentumsrechte über Minen, gegen 2/3 des Gewinns; König Ludwig: Grundschenkung an die Stadt Abrud im Westgeb., der König geht auf Besuch; 1338 Grubenbesitzer Toma, Stefan, Dezideriu und Lochanch, durch Karl Robert von Steuerpflicht befreit; in Ghelar/ Sbg.: im 9. – 14. Jh. wird Eisenerz gefördert; (das Modell eines hiesigen Reduktionsofens (Stückofen)wie Osmund-Ofen in Skandinavien: im Museum für Wissenschaft in London.

In Turda: der Salzzoll.

13. Jh. Salz: Ocna Dej, Cojocna, Sic, 14. Jh. Salz: Ocna Sibiu; 1327-1328 Karl Robert: Maßnahmen zur Entwicklung des Bergbaus (Hunedoara, Cluj, Banat); Hermannstadt : Conrad Haas: Verfahren zur Verortung des Eisenerzes.

1390-1400: Sprengstoff in Sbg.

Im Westgeb. 1438: freie Ausübung der Erzförderung.

Moldau und Walachei Gold wird gewaschen (um 1500): mit Werkzeug aus Sbg. In Sbg.: mit Wasserkraft in Bewegung gesetzte Pochstempel;

1454 Janku von Hunyadi: Entwicklungsmaßnahmen.

Matthias Corvinus – verpachtet die Minen in Sbg., d. Banat, Kreischland u.d. Maramuresch an das Leitungspersonal;Partium (autonomes Fürstentum unter türk. Oberherrschaft); Siebenbürgen: autonomes Fürstentum; 1545 – 1547 Blay Erczt/Play ertzt, Blay Glett (Kronstadt); Entwicklung.: im Westgeb.; unter Maria Theresia: Großfürstentum Siebenbürgen, ohne Partium, das an Ungarn abgetreten wird.

1522: in Bistritz moldauische Bergarbeiter auf der Flucht gefasst; 1636 Hans Dernschwam : Bericht über angewandte Technik: Untertagebau: Schacht, Flaschenzug, Leiter, Pferde, Trommel und Seil; Königl. Kommissare 1552: Paulus Bornemissa, Georgius Werhner. Neue Förderverfahren, bessere Qualität.

Walachei: von Wasserkraft angetriebene Anlagen im 14. Jh., in Sbg. schon im 11.-12.Jh.; der Hund / hunt (Grubenwagen auf Holzbahn, erwähnt auch von G. AGRICOLA); 17.-18.Jh. keine negativen Konsequenzen durch die türk. Oberherrschaft.

Die Geschösse brauchen Eisen: Hunedoara, Ghelar, Ciuc; Beiuş

1718: im Banat: neue Organisierung durch die Österr.

Moldau u. Walachei: je ein Eisenbergwerk; es wird mit Hammer und Meißel bis im 19. Jh. gearbeitet.

Karl III 1722 – nimmt Bergleute in seine Obhut: Reorganisierung, Zuwachs, Priviliegien, Freiheiten, Immunität der Bergleute (nach Verlust von Schlesien): Maßnahmen zur besseren Verwaltung in Sbg.

Die Schwabenzüge“- Gruppen-ansiedlungen im Banat:1722-1727, 1763-1773, 1782-1787- aus dem Rheinland: Rheinpfalz, Trier, Lothringen, u. Franken; aus Württemberg, Bayern, der Steyermark, dem Tirol, Sachsen, Böhmen u. d. Slowakei (BORN/ DICKGIESSER:o.J.:173)

1737 u. 1770 – aus Vorderösterr: transferierte Bevölkerung aus Fricktal, Hotzenwald und dem Baselgebiet (LENZINGER:1990:48)

1775: Zwangsansiedlung der Salpeterer im Banat (BORN/ DICKGIESSER:o.J.:173)

Sbg.: Salpeter für Sprengstoff; Westgeb.: Quecksilber 17.-18.Jh., Retorten; Export nach Polen u. Venedig.

Moldau u. Walachei: Salpeter.

Oltenien: Anfang 18. Jhs. – erste geol. Forschungen durch österr. Militär-Ing. 1737 in der Moldau: sbg. Forscher bewerten Lagerstätten in Tg.Ocna (Salz), Moineşti (Erdöl). Ende 18.Jhs.: Fachleute vom Wiener Hof: Forschungen in Mehedinti (Gips, Markasit, Schwefel, Mineralwasser); De Boia de Comte, fr. Gesandter in den Fürstentümern: in der Moldau wird in den Bergen kein Erz gefördert. 1771-1790 österr. Mineralogen erforschen in Cacica (Salz), Iacobeni (Eisen) in der Bukowina. Hermannstadt 1717 erstes techn. Buch in Rumänien „Auraria Romano-Dacia“; 173…. Bergbauschule in Oraviţa, Reschitz; 1789 Mineralogie-Studie über Roşia Montană von Müler v. Reichenstein 179…. Iacobeni (Bukowina) Zipser aus Böhmen , die ersten Hochöfen; 1780: 6 Bergämter; 19. Jh. Kohle: Valea Jiului: 1840 Hoffmann u. Carol Madespach; 1808 der Wissenschaftler Mohs besucht Roşia Montană, 1812 hält er die erste Vorlesung ü. Mineralogie in Graz; 1810-1811 russ. Mineralogen i. d. Moldau u. Walachei; 1857 Ploieşti / Walachei: erste Raffinerie der Welt. 1854 österr.Bergbaugesetz verpflichtet Bergleute, Vereine zu gründen: „Uniunea Minieră din Vestul Ardealului“, „Societatea Anonimă de Mine şi Furnale“ Kronstadt (mit österr., tschech., Kapital u. Wiener Bankverein); gründliche Montanforschung; 1826 der Geologe P. Partsch: Karte von Roşia Montană ; P. Rettinger: Entwicklungsplan. 1896 –1914 Bergbauschule in Roşia Montană; 182.. Mareschall von Moltke (über die Walachei): „nirgends ist etwas gemacht worden, das einem Bergwerk ähnelt, aber Gold wird gewaschen.“ Sbg.: Erste Aktionäre: ung., sächs. Bürger, rum.Pfarrer, reiche Bauern und Händler. Die Gesellsch. haben mehrheitl. österr. Kapital; 1848 – 1918: in Sbg.: kapit. Entwickl. 1850: einheitl. Zollsystem der Monarchie (keine Zollgebühren) Bedingungen zur Begünstigung der in- und ausländ. Kapital- einfuhr i. d. Industrie. Das österr. Montangesetz 1854 unterstützt den Bergbau; Moldau u. Walachei: noch feudale Verhältnisse, niediriges Niveau der ind. Entwicklung; Banat, Maramuresch, Sbg., Jiu-Tal: europ. Entwicklungsstand. 1867 (51 J.): Doppelmonarchie: Kapitalexport, Kommunikations-netz: 1856: STEG : Oraviţa-Iam-Baziaş 1857 Szeged-Jimbolia-Timişoara 1858: Timişoara-Stamora Moravica-Iasenovo (+Oraviţa-Baziaş)-Wien-Budapest-Timişoara-Baziaş: 1869 Franz Joseph fährt nach Suez 1858 über Curtici-Arad; die erste Lok heißt Steyerdorf (preisgekrönt: Weltausstellung 1863); 1867 Arad -Alba Iulia (Sim-Petreşti 1870); 1868 engl.-österr. Ges. “Lemberg-Cernăuţi” Wien-Suceava. 1872 Budapest-Klausenbg/Cluj-Kronstadt/ Braşov. 1882 Cluj-Apahida -Dej-Jibou. 1912: Sbg. nimmt die I. Stelle in der Goldförderung weltweit ein.

Nach 1918: Rückgang. Trotzdem: Investitionen in Anina u. Valea Jiului. 1929 – 1933: Weltwirtschaftskrise, dann Wiederaufbau, Investitionen.

1143 Bergleute aus Sachsen in Oberwischau, Wißk, Pfefferfeld / Baia Borşa; 1191: Salz i.d Maram., in Rona, Şugatag (FODOR: 2005);

1241 schlagen die Tataren in Rodna ein, Karl Robert verfügt, dass alles was hier gewonnen wird, nach Baia Mare, an die Königin, gebracht werden sollte. Um 1246, unter Bela IV: Sachsen in Beregsas, Seleus, Theißtal bis Teceu/ Teutschenau . 1271 Sachsen i. Theißtal: Hust, Wißk,Langenfeld, Teutschenau/Teceu (POP:1967). In Sarasău / Maramuresch wird Eisenerz schon im 12. Jh., in Rodna 1235 gefördert, nach Galitien exportiert und dort geschmolzen.

1300 Gruben –- in Baia Sprie und Cavnic aufgesperrt. Buntmetalle: Gold, Silber, Kupfer, Blei u.a. Am 20. Sept. 1347 gibt es in Baia Mare die Gruben Săsar/Zazar Bánya, die Stadt verfügt über Galgenrecht, es gibt ein Streckensystem, den Beruf auritactorum, Grenzlinien des Grubenfeldes, eine gründl. Organisierung.

1329 Baia Mare: erste Privilegienerwähnung

1347 besitzt Baia Mare einen privilegiierten Status, etabliert von der königl. Kanzlei Ungarns: Bergarbeiter dürfen zusammen mit dem judex primarius und den Juroren einen „Bergmeister“ bzw. den Aufseher der Bergarbeiten u. Eintreiber des urburarium (1: 8 bzw. die Steuer an das Königshaus) wählen. Wann genau die Erzförderung in der Maramuresch begonnen hat, weiß man nicht mit Bestimmtheit; zu der erw. Zeit, waren die Bergwerke Eigentum der ung. Königin. Ludwig der Große verfügt 1351, dass kein hoher Beamter, Fürst, Adliger, Ritter, ung. Untertanen, das Recht hatten, die Bergarbeiter „in unseren Bergbaustädten“ untertänig zu machen. (FODOR:2005: 144)

1347, 1376, 1391: Priviliegien und weitere Entwicklung: Băiţa, Kreuzberg, Baia Sprie /Mittelberg. Anfang 14. Jhs.: Berufe in Baia Mare: ferri, fabri, urburarii, carbonarii et laboratores (MONOGRAFIA… :1972)

Anfang XV. Jhs.: deutsche Siedlergruppen (Sachsen) in: Kapnik/Cavnic, Altwerk/Ocna Sugatag, Pfefferfeld / Baia Borşa, Eberfeld/ Târgu Lăpuş (ILK: 1990: 7)

1464-1468 : die Produktion wächst an

Ludwig II,1525: Steuerfreiheit als Belohnung für die Ergebnisse zweier Bergwerke; 1518 – 1535 Privatisierung der Bergwerke in Baia Sprie; 1520 Rodna: Rechte, Priviliegien gegen Entwicklungspflicht

Zu Minenbezeichnungen, Personen,Ortsbezeichnungen u.a. im 16. Jh.: 1556 Gewzwad, Gepel/Goebel Schacht, Regio Schacht, Steinbrut/Steinbruch

1552 Frederic Schmalz, aus Posnanien,Erneuerer;1559, Francisc, cementes, Emeric Premmer, crematorius argenti (Lohnfacharbeiter),1560 Balassa Meyhardt, Minenbesitzer; 1585-1586 Felix von Herberstein, Pächter der Münzerei und der Gruben in Cavnic und Zlatna im Westgeb.; 1625 bekommt Martin Stoffel 13.000 Fiorini von Felix von Herberstein, für die Schulden des Fürsten von Siebenbürgen; 1480, Toma Gewbel/Goebel, camerarius u. judex primarius von Baia Mare; Konrad: bester Silberschmied und judex civitates; Krayzel / Kreuzberg (ein Weinberg)

Geobell (eine Niederung, bei Baia Mare); Dechye (die oberen Hänge eines Bergs bei Baia Mare);Eagy Smelczei (eine Schmelzei/ Schmelzerei, Sprachkontakt Dt.-Ung.) Molae Civitatis Banya Oldal (Sprachkontakt Lat.-Ung.); Regio Schacht: (Sprachkontakt Lat.-Dt.)

1551-1552 in der Maramuresch wird Salz im Wert von 10.000 Fiorini gefördert.Berufe in der Verwaltung der Salzbergwerke:comes camarae salinum, rationista officinales, magulatores. XVI.Jh. (besonders in Baia Mare): Regelung der Verhältnisse zum Staat (das erarium), zu den lokalen Minenverw., den Besitzern, Verpflichtungen der Bergleute (1570/75/78/ 87)

1567 Konflikt: Kaiser vs. Sigismund Zápolya: Baia Mare zerstört, aber Bergamt restauriert Gruben und Produktion; 1588 Baia Mare, Baia Sprie: geh. dem König Stefan Bathory; 1585 Felician Herberstein: Pächter in Kapnik, besondere Steigerung der Produktion; 1604 Rudolf II Regelung von Einkommen/ Gewinne und Goldproduktion, es werden Bergleute angesiedelt/ umgesiedelt; bessere Arbeits/ Lebensbedingungen Gabriel Bethlen: nimmt sich des Bergbaus besonders ernst an: Reparaturen, Gebäude, Gesetze. Für hospites und Ausländer bedeutende Leichtmachungen, auch Erbrecht. 1618: wer aus alten Gruben Erz fördert oder eine verlassene wieder in Betrieb setzt wird von Steuern und Wehrpflicht befreit, weil er Soldaten unterhielt. Georg Rakoczi I : Bergleute aus Tschechien führt soziale Maßnahmen ein : Fürsorge für Arbeitsunfallopfer

Kaiser Leopold I – Ausschuss für „Machbarkeit“; die Maximiliansche Verfassung und die österreichische Bergbauordnung werden eingeführt

Baia Mare: 18.Jh. – besonders weise Organisierung und Verwaltung der Bergwerke; 1717 wird mit Hilfe der Bergarbeiter der Tatarenangriff abgewiesen

Gruppennsiedlungen und/oder Umsiedlungen Deutschstämmiger in Sathmar, u. der Maramuresch (nach: Pagini din…:1967, ILK: 1990: 6-13, GADEANU: 1998: 44-132)

Während der Karolinischen Kolonisation (1718-1737):

1718 Großkarol, Căpleni, Ciumeşti, Urziceni-schwaben), 1720 Fielen, 1722 Biltegg, (aus Württemberg), Moftinu Mare (80 Familien aus Württemberg und Ulm), 1731 Ardud (Schwaben), 1738 Petrifeld;

während der Theresianischen Kolonisation (1744-1772):

1747 Răzeşti, 1760 Sîi (aus Bayern), 1773 in der Grafschaft Marmorosch, 1775 Oberwischau (Deutsche aus der Karpatenukraine – Aussiedler aus Gmunden u. Hobgarten in der Zips, 1740), 1778 im Wassertal (aus Gmunden);

während der Josefinischen Kolonisation (1782-1787)

1785 in der Grafschaft Marmorosch (Glasbläser u. Forstarbeiter aus Böhmen) in Langenfeld, Sighetu Marmatiei, Turulung (Sathmar) – Zipser, 1785 im Wassertal (aus Oberösterreich), 1787 in Homorodu de Jos (aus Bayern u. Baden)

1790-1803 eigentliche Zipser Sachsen wandern ins Wassertal (1796-1798- aus der Oberzips und Oberschlesien/Polen, 1812 u. 1829 aus Hobgarten/Zips)

1748 das Bergobamt ;

Maramuresch: 1720-1729 10 Mil. Kg Salz/ Jahr 1731-1751 16 Mil. Kg , 1791 47 Mil. Kg. Salz

1747 Maria Theresia: begünstigt Entwicklung und staatliche Kontrolle über die privaten Bergwerke –

– Bergleute: Zünfte (die Zigeuner auch)

– Matrikkel der Bergleute

– Befreiung von der Kopfsteuer

– regelmäßige Inspektion der Minen

– Gründung des Bergbau-Beratungsdienstes (gültig auch für das übrige Siebenbürgen und das Banat- die Bergarbeiter organisieren sich in Gesellsch. oder arbeiten für den Staat)

– die Fachkräfte kommen aus Österreich, Ungarn, Italien- erste Konzessionen

– es entstehen Eigentümervereine: Begriff KUX bzw.Gewinnanteil (rum. cuxa); gültig für Gesamt-Sbg. , das Banat, die Bukowina- für Baia Mare: eine besondere Zeit: angef. mit 1755;

– 1764 Valea Roşie, Nistru, 1766, 1769 Rodna, Băiuţ Cavnic gehören dem Staat, Schmelzereien: Firiza, Strâmbu Băiuţ, Rodna Veche, Certej

– in Baia Sprie: 1766-69 François Xavier de Feller :  „Wasserpumpe vom Typ Marly“ 

– 1753 Kapnik: die Joseph-Strecke, der Theresia-Erzgang, 1845 Nandor-Strecke, Arbeiten an den Tataren – u. KuenburgGruben

Berichte: Ignaz von Born, Andrei Billistein

1864 Bergbauschule in Baia Mare

1873 Bergbauschule in Baia Sprie

Der Bergbau floriert: 1857 „Leopold“ Bergbaugesellschaft

Die Gesetzgebung schützt Goldwäscher (Zigeuner und Alte)

XIX . Jh Festigung der kapitalistischen Verhältnisse in der Bergbauindustrie.

Ununterbrochene Entwicklung, Exporte in die Moldau und Walachei.Explosionsartige Enwicklung der Edelmetallförderung, neue moderne Ausstattung; „das Maramurescher Verfahren“ im Salzbau;

1838 / 1843 in Zlatna (Westgebirge) und Baia Mare (Bergwerk Kreuzberg): die ersten Dampf-Fördermaschinen in Siebenbürgen

Eisenbahnstrecken: 1872 Satu Mare-Sighet

1899 Baia Mare-Jibou-Dej

Eisenbahnstrecken:

1905 Baia Mare-Baia Sprie

1906 Baia Mare-Ferneziu

vor 1914: das Banat u. d. Baia Mare-Becken sind führende Zentren der Bergbauindustrie u.d. Aufbereitung (Elektrizität, Dampfmaschinen, Druckluftanlagen)

nach 1918: bedeutende Investitionen: Baia Mare

1929 – 1933 Weltwirtschaftskrise

Wiederaufbau, Investitionen, trotz Krise:

1900 erste Ansätze „Phönix“ (durch Fam. Weiser); 1907 das Chemiekombinat „Phönix“

1929 -Gesellschaft „Aurora“ (Valea Borcutului);

1931 die Krupp-Flotation (Dealul Crucii/Kreuzberg); die Humboldt-Flotation / Baia Sprie;

die Schmelzen werden erneuert, wiederaufgebaut;

nach 1932: Investitionen in Baia Mare;

1932 die „Aurum“-Gesellschaft u.a.

1937-1938 Erste Zyanid-Anlage in Rumänien, die 4. in der Welt.

4. Ignaz von Born : Baia Mare im 18. Jh.

Für die Entwicklung der Bergwerke und die Aufbereitung der eisenhaltigen und nichteisenhaltigen Nutzmineralstoffe aus Siebenbürgen, der Bukowina und dem Banat spielt das 18. Jh. eine besondere Rolle, durch die der Berufsgruppe der Bergleute schutzbietende kaiserliche Gesetzgebung unter Karl III (1722). Es werden Reorganisierung des Bereiches, Zuwachs der Arbeitskräfte, Vermehrung der Privilegien, Freiheiten und Immunitäten gesichert. Das Gesetz setzt Maßnahmen aus dem 16.- 17. Jh. fort, welche auf Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen abzielten, Bedingungen für die Befreiung von der Steuerpflicht und soziale Maßnahmen zum Schutz der Arbeitsunfallopfer festlegten. Die obige Synopsis bietet ein Bild der positiven Entwicklungen auf den Ebenen der angewandten Montanwissenschaft, der Verbreitung wissenschaftlich-applikativer Kenntnisse, der Fachschulausbildung, der Verwirklichung neuer Produktionsanlagen und neuer Managementkonzepte, einschließlich durch die massive Kolonisation deutscher Bevölkerung (Schwaben, in drei Etappen / Wellen: unter Karl III, Maria-Theresia und Joseph II).

Für Baia Mare bringt das 18.Jh. eine Kommission, welche die Machbarkeit von Projekten überprüft (unter Leopold I); es werden die Verfassung von Maximilian und die österreichische Gesetzgebung eingeführt, welche eine vernünftige, weise Organisierung und Verwaltung der Bergwerke für Folge haben. 1747 begünstigt Maria Theresia die Entwicklung der Erzförderung/ Bergwerke und die staatliche Kontrolle der privaten Minen, die Bergleute sind in Zünfte organisiert, welche auch Roma/Zigeuner, ohne Diskrieminierung einschließen; die Matrikel der Bergleute wird eingeführt, die individuelle Einkommensteuer wird abgeschafft, die Gruben werden regelmäßig inspiziert, ein Beratungs–Fachdienst für Bergbauangelegenheiten wird gegründet, es entstehen die Eigentümervereine, moderne Technologie wird eingeführt.

Die Korrespondenz von Ignaz von Born32 stellt vom Autor erhobenes historisches Material, Nachweise und Dokumentation dar, welche konkrete Aspekte der Einführung, Anwendung und Entwicklung technischer/technologischer, ökonomischer und Arbeits- Vorgänge behandelt ; besonderen Augenmerk wird dem Betrieb von Anlagen und Vorrichtungen geschenkt, wie auch der Anwendung von Gesetzen, der Entwicklung des Fach- und Managemenpersonals und dessen Befugnisbereich, der Institutionalisierung des Bergbaus, der Koexistenz Neu-Alt in einem Jahrhundert des evolutiven Sprunges im Wissensbereich und der beachtlichen Globalisierungstrends im Bereich des Bergbaus. (Chaunu: 1986: 117)

Ignaz von Borns „Missionsbericht“33 zielt besonders auf die Veranschaulichung komplexer Aspekte der konkreten Tätigkeit in Bergbau und den konnexen Bereichen ab, während die „produktiven Faktoren“ vorrangig berücksichtigt werden: der menschliche Faktor, die Anwendung von Wissenschaft und Technologie, die Natur, die Arbeit, Kapital/Erlös/Gewinn. Aus der Sicht der „produktiven Faktoren“ können im Inhalt von Borns Reisekorrespondenz über Baia Mare und Umgebung folgende Schwerpunkte identifiziert werden:

  • natürliche Umwelt an der Oberfläche und geologische Struktur

  • Wege und Straßen (Zugänglichkeit der Orte/Ortschaften)

  • Hoch- und Tiefbauten / Bergbauanlagen im Untertage

  • Sozialmilieu: Individuum und Gruppe im Allgemeinen, sozioprofessionelle Gruppe

  • ökonomische, politische, soziale Verwaltungs-, Management-Entwicklungen in Diachronie und Synchronie

  • Technologietransfer

  • technische Methoden und Verfahren, Zeit-, Raum- und Mengenmessungen, Maßeinheiten

  • Aspekte vergleichnender Wirtschaft und Technologie

  • Arbeitsverwaltung/organisierung (Organigramm, Befugnisse)

  • Aspekte der Ordnungsregelung

  • Aspekte der Institutionalisierung im Bereich des Bergbaus (Kontrollinstanzen: Ämter, Inspekteure, Ausbildung der Arbeitskraft u.a.)

  • Landeskundliches, Legenden, Kuriositäten usw.

Der Berichtcharakter von Borns Korrespondenz ist ersichtlich in der mengenmäßig überwiegende Berichterstattung über Erkundungs-, Beobachtungs-, Forschungsschlüsse. Charakteristisch für die drei untersuchten Texte ist die Verflechtung der Information unterschiedlicher Bereiche folgender thematischer Typologie:

Geografische Angaben: Lage der Ortschaft / Orientierung von Straßen, Flüssen, Gebirgsketten:

Nagy Bánya liegt in einem von Gebürgen, die sich von Mitternacht gegen Morgen hinziehen, umgebenen Thale, in der Sathmarer Gespannschaft.“ (Born: 1774: 147)

Angaben zur zeitgenössischen und früheren sozialpolitischen und wirtschafts-geschichtlichen Information: zur politischen und ökonomischen Geschichte der Orte / der Gegend, zur Entwicklung der Erzförderung im Orte/in der Gegend vor dem XVIII.Jh. wird zusammenfassend berichtet.

Dieser Ort ist eine königliche freye Bergstadt, und war vor Zeiten mit ihren Bergwerken die beständige Morgengabe der hungarischen Königinnen. Von dem Bache, welcher an dem Fuße des an die gegen Mitternacht anstoßenden, und sich bis an die Karpatischen Gebürge hinziehenden Gebürgs, vorbeyläuft, auch sonst Rivulus Dominarum genannt. Aus Urkunden und Freyheits-Briefen, die dieser Stadt von König Ludwig dem Ersten ertheilt worden, sieht man, daß hier schon im Jahr 1347 auf Bergwerke ist gebaut worden.“ (Born: 1774: 147)

Von dem Jahr 1526 an, sind diese Bergwerke, durch verschiedene Veränderungen, Kriegsunruhen, und Empörungen in Abnahme, und endlich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in gäzlichen Verfall gerathen. Sie lagen in diesem traurigen Zustande, bis endlich Herr von Gersdorff, einer der geschicktesten Bergverständigen der kaiserlichen königlichen Erbländer, der Vorschlag that, den nahe an der Stadt gelegenen Kreuzberg wiederum in Aufnahme zu bringen.“ (Born: 1774: 148)

Fachmännische allgemeine und spezifische Betrachtungen/Beschreibungen betreffen: geologische Struktur, Einrichtungen und Anlagen, Gewinnungs- und Aufbereitungsprozesse vom Rohstoff über Werkstoff bis zum Enderzeugnis. Lokale Produktionsprozesse / Gewinnungsverfahren von Nutzmineralstoffen werden mit denen in Schemnitz verglichen. Erwähnt/beschrieben werden Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftsverhältnisse. (z.B.private Schürfer und ihre eigenen Pochwerke).

Der ganze Weg, den ich durchreisete, alle Anhöhen und Berge, waren mit einem bleichgelben Kalkstein, der viele Spuren zerrütteter Muschelschalen entdeckt, überdeckt. Hie und da war der glimmerreiche Thonschiefer, auf welchen dieser Kalk aufgesetzt war, entblößt.“ (Born: 1774: 147)

Es fehlen die allgemeinen Beschreibungen der Städte Baia Mare und Baia Sprie. Diese sind durch geschichtlich-ökonomische Information ersetzt.

Matthias Corvinus überließ im Jahr 1468 der Stadt das Münzwesen und die Bergwerks-Nutzung pachtweise, für jährliche 13000 Goldgulden. In den hungarischen Landesgesetzen vom Jahr 1519 geschieht von ziveen Cammern Meldung, deren eine zu Kremnitz, die andere in Rivulo Dominarum, die königliche Bergwerks-Einkünfte besorgt hat. Dieses und die noch zahlreich vorhandenen Schlackenhaufen, die alten Wasserführungs-Spuren, der Name Nagy Banya selbst, auf Deutsch große Grube, welchen die Stadt in der Folge der Zeit von ihrem Bergbau überkommen hat, sind sichere Beweise von dem gesegneten Alterthume der Nagy Banyaer Bergwerke.“ (Born: 1774: 147)

Im Domäne des Managements und der Personalangelegenheiten wird über Ämter und Stellungen, Leitungsstruktur (Unterordnungen), Pflichten des Personals (Stellungen und Verantwortlichkeiten), spezifische Berufe, berufliche Kompetenzen und Befugnisse berichtet.

Im Jahr 1748 wurden die bis dahin unter der Raschauer hungarischen Cameral-ober-Administration gestandene Bergwerks-Verwaltung der hieher gehörigen Bergwerks, an ein eigenes hier errichtetes Inspectorat-Amt übertragen, welches aus einem Ober-Inspector und verschiedenen Beysitzeren besteht.“ (Born: 1774: 149)

Zugleich verwaltet ein bey diesem Inspectorat-Amt angestellter Oberwirthschafts-Inspector, die Oekonomie bey den sogenannten Fiscal- oder Cammerdörfern, welche vormals aus elf Ortschaften bestunden, itzt aber durch den Anlauf der Ortschaft Ololapos an den siebenbürgischen Grenzen vermehrt worden sind. Die Dörfer sind zu den Münz- und Bergwerken gezogen worden, um das Fuhrwerk und die nöthige Handarbeit bestreiten zu können. Die Bergmeister und Bergbeamten gehören unter die Gerichtsbarkeit des Inspectorats, dieß Amt selbst aber hängt von der kaiserlichen königlichen Hof-Cammer in Berg- und Münzwesen, in Wien ab.“ (Born: 1774: 149) „Der Häuer sieht an diesem Tage nach, was für Würkung das Feuer gemacht habe, bricht die losgezogenen Stücke vollends herein, läßt die gewonnenen Pocherze auf der Sohle liegen, schlichtet daraus eine neue Sohle zusammen, auf die er wiederum seine Schragen aufsetzt, und solchergestalt ununterbrochen in seiner Arbeit fortfähret, bis er das ganze, zwischen zwey Läufen befindliche Mitteldurchgebrochen hat.“ (Born: 1774: 160)

Persönliche Eigenschaften, Erfahrung und Charakter des Leitungspersonals wie auch Verdienste der Inspekteure und Grubenleiter werden hervorgehoben.

Der Herr Graf, Gottlieb Stampfer, dessen liebenswürdiger Charakter, und ausnehmende Einsichten in alles, was den Bergbau betrifft, Sie kennen, wagte sich durch eine kleine Öffnung, die in dem obern Theil des Berges, der sonst statt eines Stollens gedienet hat, in diese Grube, die er ganz mit Wasser angefüllt fand, das durch die, zu Tage ausstreichenden mächtigen Gänge zugedrungen war.“ (Born: 1774: 148) „Der tiefe Kapniker Erzstolln ist bereits siebenhundert Klaftern in demobbeschriebenen weißen Saxo metallifero angetrieben. Er ward von dem würdigen und geschickten Bergverständigen, Hrn. Von Gersdorf, angelegt.“ (Born: 1774: 153)

Für das Domäne Gewinn wird betont, dass alles nach Baia Mare kommt.

Das hier erzeugte Gold und Silber wird ebenfalls in die Königl. Münze, nach Nagy-Bánya, gebracht.“

Gesetze und Schiedsrichtung: Die gesetzlichen Grundlagen der staatlich und privat betriebenen Bergwerke werden genannt, wie auch die Regelung von Arbeitsbeziehungen und Eigentumsrechten, z.B. durch Schlichtung der Streitigkeiten nach in siebenbürgischen Landesgesetzen enthaltenen Artikeln.

Der Bergbau wird daselbst von dem Bergmeister und den ihm untergebenen Beamten verwaltet, seine Anordnung aber, von dem Nagy-Bányer Inspectorat gut geheißen, oder verändert. Dieser Bergmeister schlichtet auch die Streitigkeiten der Gewerkschaften, nach den in den Siebenbürgischen Landesgesetzen enthaltenen Artikeln.“ (Born: 1774: 155) „Der hier angestellte Bergmeister führt den Bergbau, und versieht zugleich mit einigen Beysitzern das Berggericht. Die Processe werden nach der Maximilianischen Bergordnung entschieden.“ (Born: 1774: 163)

Fachkritik und Identifzierung von Unterschieden in der Verwaltung der Betriebe (der Gegensatz ‘staatlich-gewerkschaftlich’):

Allein wenn man in Erwägung zieht, daß die Eisen dabey sehr frisch gehen, und vieles Laden-Wasser gegeben werden müsse, so scheinet mir diese Verrichtung eben nicht sehr nützlich, indem der Schwall des ausfließenden Wassers den zart eingesprengten Goldtheilchen nicht Zeit genug läßt, sich in den Rinnen niederzusetzen, sondern solche zu geschwind mit sich forttreibt.“ (Born: 1774: 154) „Die Königl. Pochwerke in Felsö-Bánya sind gut vorgerichtet. Aber die Gewerkschaftlichen sehen den in Siebenbürgen gewöhnlichen Zigeuner-Pochwerken ähnlich.“ (Born: 1774: 162)

Landeskundliches ist nicht übersehen worden: Sagen, Seltsames, und Spezifisches wurden eingearbeitet.

In der dort vorbeyfließenden Szamos sollen öfters Heringe gefangen worden seyn, wie mich viele Leute versichert, die davon gespeiset haben. Unweit von Nagy-Bánya, liegt eine Sauerbrunnquelle, von welcher die Einwohner trinken.“ (Born: 1774: 164)

5. Baia Mare und Umgebung: Bevölkerungsdynamik im Zusammenhang mit der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung vor und nach der Wende

5.1 Beschäftigungen, Berufe, Betriebe34

Die ursprüngliche Bergarbeitersiedlung hat sich zur Burg und später zur Industriestadt mit engen Arbeits- und Wirtschaftsverbindungen zur ländlichen Umgebung entwickelt. Hauptbeschäftigungen der Bevölkerung und ökonomische Hauptentwicklungen und -richtungen (von der Gründung bis zur Wende) waren, unter anderen, etwa folgende:

Salzbau, Bergbau, Aufbereitung von Erzen, Metallverarbeitung, Maschinenbau, Fördermittelbau für Transporte im Untertage. Dazu gehört die Herstellung von Gold-, Silber- und Kupfermünzen im Mittelalter und in der modernen Zeit, die Produktion von Goldbarren, chemischen Werkstoffen

(Schwefelsäure, Kupfersulfat, Stickstoffsäure u.a.).

Tätigkeiten in der Forstwirtschaft und Holzbearbeitung (einschließlich Holzarbeiten in Verbindung mit dem Bergbau) bis zur Möbelindustrie.

Weniger vertreten, aber präsent während des behandelten Zeitraums sind: Keramik – und Glasherstellung (auch Bleiglas); lokale Ressourcen Erz, Holz, Stein / Granit, Sandstein.

Gewerbe: Den Steuerbüchern auf dem Staatsarchiv dürfen Angaben zur Versteuerung der Einkommen von Hädlern, Winzern, Brauereien, Metzgern und Bäckern, Sattlern, Eisenschmieden, Schneidern und Dutzenden anderer Handwerker oder Gastwirten entnommen werden. Die reiche Dokumentation auf dem Staatsarchiv Baia Mare zeichnet Produktionskapazitäten technologische Ausstattung, Produktionsverfahren wie auch Inventare, Versuchseinrichtungen, Probematerialien, Belohnungen von Erneueren, besondere Leistungen, geschlichtete Arbeitsstreitigkeiten, Anträge der Arbeitnehmer, ihrer Witwen oder Nachkommen u.v.a. auf.

Die Stadt unterhält im 16. Jh. ein Altenheim, dem eine Mühle verschenkt wurde: Molae Xenodochii civitatis.

Landwirtschaft: Weinbau, Obstgärten, Heuwiesen, Kastanienwälder, Fischteiche; mit der Entwicklung der Dörfer im 17.Jh. wird auch Getreide angebaut. Gewerbe in der Landwirtschaft und Kleinindustrie: mehrere Mühlen, Winzerbetriebe, die Brauerei.

Den größten Anteil der Stadtbevölkerung bildeten die Handwerker, ebenfalls entwickelten sich die Gewerbe in den zur Stadt gehörenden Dörfern (Fiskaldörfer): Eisenschmied, Steinmetz, Kürschner, Gerber, Baumeister, Müller usw. Zwischen dem 14. und dem 16. Jh. werden die ersten Zünfte organisiert: 14. Jh. die Zunft der Silber- und Goldschmiede; 15. Jh: die Zunft der Schneider, die Zunft der Kürschner, die Zunft der Schlosser; 16. Jh.: die Zunft der Metzger und die der Riemenschnitter; 17. Jh.: die Zunft der Schumacher, der Fassbinder; 18.Jh.: die Zunft der Gerber; Andere Zünfte: Messerschmiede; Maurer und Zimmerleute; Bäcker; Töpfer; Kammmacher; Seifer; Dreher; Eisenschmiede u.a.

Zahlreiche mit Erzförderung, Metallurgie und Metallverarbeitung verbundene Berufe/Gewerbe: z. B.: im 18. Jh. Bergleute (auch lat. metalurgus), Münzner, Goldschmied (lat. aurifaber), Silberschmied (ung. eötveös) und urburari (Eintreiber von Steuern in natura bzw. Gold); Bogenmacher, Eisenschmiede (lat.ferarus), Schmelzer (lat. ustrinus), Dreher (lat. torneator); Schlosser (ung.lakatos), Kesselmacher (lat.ahaerarius), Messerschmied (lat. cultrarius).

Im 19.Jh. erfährt die Wirtschaft der Stadt eine explosionsartige, typisch kapitalistische Entwicklung.

Erwähnenswert sind Entfaltung und Gedeihen von Kunstgewerben, Geldinstituten, liberalen Gewerben (Ärztepraxen und Apotheken) im Zusammmenhang mit der Expandierung der Stadt, den Verfügbarkeiten in Gold und Geld.

Anfang des 20. Jhs. entsteht das Chemiekombinat „Phönix“, das bis zur Wende der Hauptverantwortliche für die hohe Luftverschmutzung in der Gegend ist, neben der Bleiverschmutzung von Wasser und Boden durch die Bleifabrik. Trotz der Weltwirtschaftskrise 1929-1933 wird in Baia Mare investiert: 1929 die Gesellschaft „Aurora“ (Valea Borcutului), 1931 die Krupp-Flotation (Dealul Crucii / Kreuzberg), die Humboldt-Flotation / Baia Sprie; die Schmelzen werden erneuert oder wiederaufgebaut; nach 1932: die „Aurum“-Gesellschaft u.a.; 1937-1938: die erste Zyanid-Anlage in Rumänien, die 4. in der Welt.

Im Laufe des „sozialistischen Aufbaus” entstehen Großobjekte der Schwer- und Leichtindustrie. Als typische Erscheinung zur Begleitung der “Männerberufe” ist die Entwicklung der “Frauenberufe” erwähnenswert: Textil- und Konfektionsindustrie, die sich nach der Wende von 1989 hauptsächlich durch Lohnverträge sich entwickelt bis im Augenblick, wo die Arbeitskraft weiter im Osten günstiger wird und für die nun wieder Europäer gewordenen Rumänen keine Lohnverträge mehr da sind.

5.2 Zum Stadtbild

Die Burg Baia Mare, in der Form eines Herzens (mit der Spitze nach Süden), war von Wehrmauern umgeben, der Zugang war durch drei Tore möglich. In Urkunden werden Wehrtürme (aus Stein oder aus dicken Holzbalken) erwähnt, z.B. der Fassbinderturm, der Rote Turm, der Blutturm; der Metzgerturm (aus Stein) steht heute noch.35 Anfang des 17. Jhs. ist die Stadt in 3 Bezirke geteilt (procesus primus, secundus und tertius), jeder Bezirk umfasst 3 bis 5 Straßen. Ein Procesus quartius umfaßte 4 „Vorstädte”, welche sich außerhalb der Burgmauern erstreckten. Die Angaben in der Konskription der Steuerauferlegung deuten auf die soziale Schwäche der Vorstädter, vermutlich Kleinhandwerker oder geflüchtete Leibeigene, wie auch nicht gelernte Arbeitskraft. 1643 zählte die Stadt 2.800-3.000 Einwohner (wenn 3 Familienmitglieder vorausgestetzt werden) oder 3.800-4.000 Einwohner (bei 4 Familienmitgliedern), ausgehend von der Anzahl von 956 Familienhäuptern. Zwei Jahre später zählt die Stadt schon 5 Bezirke und eine Vorstadt zusätzlich.

Der Aspekt der Stadt ist heute von den durchgemachten geschichtlichen Epochen, ihren Strategien und den stattgefundenen Ereignissen geprägt:

Die Innenstadt ist von der sozialistichen Periode sehr wenig oder gar nicht markiert worden, was ihr Aussehen betrifft: Das sogenannte Alte Zentrum (früher Circulus Fori), in den Siebzigern noch als Flaschter (Pflaster, flaster, flåşter) bekannt, ist von den alten Patrizierhäusern, den ehem. behörlichen Gebäuden, den zwei konfessionellen Schulen umgeben. Fast alle Gebäude sind hier Baudenkmäler und stammen angefangen mit dem 14. Jh., aus allen folgenden Jahrhunderten. Vertreten sind: Gothik, Neugothik, Renaissance, Barock bis zum Jugendstil in der siebenbürgischen Variante der Sezession. Im Bereich der Altstadt ist wenig gebaut worden, mehr auf ehem. Gartengeländen oder anstatt abgerissener, längst baufällig gewordener Gebäude. Gemäß den sich auf dem Staatsarchiv befindenden Dokumenten, wurde im Mittelalter in Baia Mare hauptsächlich aus Holz gebaut. Kirchen, Behördengebäude, das Königshaus oder Elisabethenhaus (von Janku von Hunyadi), Häuser reicher Bürger, das Teleki-Haus, Stadtherberge, Casino und Kaserne sind aus Stein und Backstein.

Das ehem. Bergmannsviertel Valea Roşie ist im Laufe der Zeit, durch die Nachfolger der Bergleute zu einem Residenzviertel der Stadt geworden. Auch während der sozialistischen Zeit war dies dadurch möglich, dass viele der lokalen Parteifunktionäre dem Arbeitermilieu entstammten und konnten sich anstatt der ursprünglichen Bergmannshäuser, auf demselben Grundstück, zeitgemäßere, sogar luxuriöse Einfamilienhäuser errichten.

Viele Straßenbezeichnungen richteten sich im Mittelalter, bis spät ins 20. Jh. nach den Berufen der Einwohner (Olarilor / Töpferstrasse), nach ihrer Nationalität (Ungarische Strasse – heute Str.Crişan) oder nach spezifischen Bergbauanlagen (Steampului / Pochstempelstraße). Zum alten Stadtkern gehören auch der ehem. Heumarkt, die Gebäude der ehem. österreichischen Garnison und des Salzobamtes, die ehem. Stadtherberge aus dem 18.Jh. und ein besonders wertvolles Sezession-Gebäude (das z.Z. restauriert wird; früher Hotel, Restaurant, Kabarett usw.).

Die Expandierung erfolgte konzentrisch, nach Süd-Süd-Westen; am Baustil sind zeitspezifische Epochen mit ihren Ideologie und Zielsetzungen erkennbar:

Zeitraum

Art der Bauten

In den Fünfzigern

stalinistisch-sowjetische Gebäude im neuklassischen Stil, mit Innenhöfen, das Bergbauamt.

In den Sechzigern

Funktionalismus: die ersten Hochhäuser / „Wohnblocks”, noch aus Backstein; Monumentalität in kleinen Dimensionen: Schaffung des architektonischen Stadtplätzes mit Portaleffekt, Betonplatten, zentral platziertes Denkmal usw.: das Neue Stadtzentrum.

In den Siebzigern

Wohnviertel, Hochhäuser, Plattenbau: Monumentalität in kleinen Dimensionen: nicht Wolkenkratzer sondern „Turmblocks”; einschließlich: Kreiskrankenhaus (800 Plätze für Stationärbehandlung), das Kulturhaus der Gewerkschaften*, der Kreisverwaltungspalst*, das städtische Kino; der Bahnhof liegt nicht mehr am Rande des Alten Zentrums sondern „außerhalb der Stadt”. Enteignung und Entschädigung der (nicht nur) vorstädtischen Haus-und-Garten-Besitzer, zwecks Durchführung der zentralgesteuerten Städteplanungspolitik. Neue Straßenzüge. (*besondere Architekturobjekte, wertvolles Baumaterial, preisgekrönte Projekte)

In den Achtzigern

Wohnviertel, Hochhäuser, Plattenbau aber auch Zellbetonstein, anstelle des enteigneten und entschädigten Haus- und Garteneigentums und der zwangsabgerissenen Familienhäuser im vorstädtischen Bereich. Weitere Expandierung und Schaffung eines zweiten Neuen Zentrums: Hotel, das Kaufhaus Maramuresch (erste Rolltreppe von Končar-Thyssen, die neue von Schindler), Straßenzüge / Boulevards, Bahnhofsviertel. Zentralgesteuerte Teillösung der Wohnungsfrage. Brückenbau. Regulierung des Flusslaufes.

Die zwei letzteren Etappen entsprechen der intensiven und extensiven Industrialisierung bzw. der Zwangsindustrialiserung in ganz Rumänien36. Die auf Landesebene geplante und durchgeführte Industrialisierungspolitik, wie auch andere Strategien der RKP und der Regierung in Verbindung mit dem Konzept „Rumäniem auf dem Wege des sozialistischen Aufbaus” und später „auf dem Wege des Aufbaus der vielseitig entwickelten sozialistischen Gesellschaft” prägte die Bevölkerungsdynamik mit spezifischen Charakteristika wie z.B.:

Reduzierung der Landbevölkerung: Entwurzelung der Dorfbevölkerung und deren Ansiedlung in Arbeiterstädten (Dorf-Stadt-Migration), verwirklicht durch Zuwanderung / Zwangsansiedlung von Arbeitern bzw. ehemaligen Bauern aus weniger entwickelten Gegenden des Landes in Arbeiterstädte (innere SüdNord / OstWest -Migration)

Homogenisierung auf sozialer und nationaler Ebene zwecks Abschaffung der Unterschiede zwischen den sozialen Ständen und zur Lösung der sog. Nationalitätenfrage.

Zuerteilung / Zwangszuerteilung aller im Hochschulwesen ausgebildeten Fachkräfte (zentralisierte Zuerteilung der Hochschulabsolventen), vor allem, auf dem Lande.

Die Eröffnung riesiger „Nationalbaustellen” zur Schaffung von „Nationalobjekten” (z.B. in den Fünfzigern: Eisenbahnstrecken, Wasserkraftwerke u.a.), weiter Chemie- und Metallurgiekombinate, andere Großbetriebe, die Fogarascher Hochstraße, und die letzteren das „Haus des Volkes” in Bukarest, der Kanals Donau-Schwarzes Meer, konzentrierten Fachkräfte aller Branchen und aus allen Landesteilen auf den Baustellen und garantierten die Produktion aller Großbetriebe des Landes.

Auch für Baia Mare steht diese Zeit (besonders die Siebziger-Achtziger Jahre) in Verbindung mit der Schaffung großer Industrieobjekte und der neuen zugewanderten Arbeitskraft wie aber auch mit dem Bevölkerungsverlust: es findet eine massive Auswanderung der jüdischen und deutschen Bevölkerung statt.

Statistika – Volkszählungen: Baia Mare (nach Monografia:1972 u.a. Quellen)

Jahr

Einwohnerzahl

Jahr

Einwohnerzahl

1790

3.580

1963

46.000

1930

l6.000

1966

62.769

1940

21.000

1977

100.000 (etwa)

1956

35.900

1987

120.000 (etwa)

1959

40.300

1993

1997

150.000 (etwa)

170.000 – 200.000 (etwa; einschl. Vorstadtorte)

Zusammensetzung der Bevölkerung nach der Volksgruppenzugehörigkeit37

(Volkszählung 2002)

Lfn. Nr.

Ethnie

Einwohnerzahl

1

Rumänen

114.312

2

Ungarn

20.404

3

Sekkler

7

4

Roma/Zigeuner

2.073

5

Deutsche

478

6

Sachsen

3

7

Schwaben

30

8

Ukrainer

346

9

Serben

9

10

Türken

16

11

Slowaken

13

12

Juden

57

13

Russen

10

14

Lipovaner

1

15

Bulgaren

2

16

Tschechen

4

17

Griechen

10

18

Polen

6

19

Armenier

2

20

Slowene

2

21

Ruthenen

46

22

Italiener

23

23

Chinesen

5

24

Albanier

1

25

Slawische Mazed.

1

26

Andere Ethnien

86

27

keine Bekennung

28

INSGESAMT

137.976

 Zusammensetzung der Bevölkerung nach Religion (Volkszählung 2002)

Lfn. Nr.

Religion

Personen

1

Rumänisch-Orthodox

98.042

2

Römisch-Katolisch

12.729

3

Griechisch-Katolisch

8.486

4

Reformationskirche

9.619

5

Ev.-Augustiner

67

6

Ev.-Luth.-Sinodpresbit.

158

7

Unitarianer

82

8

Armenische Kirche

2

9

Altchristliche Kirche

66

10

Täufer

985

11

Pfingstkirche

4.573

12

Adventisten des 7. Tages

133

13

Christl. Kirche nach dem Evangelium

82

14

Ev. Kirche

51

15

Moslem

27

16

Mosaisch

55

17

andere Religionen

1.887

18

ohne Religion

258

19

Ateisten

165

20

keine Antwort

509

INSGESAMT

137.976

Zusammensetzung der Bevölkerung nach der Muttersprache (Volkszählung 2002)

Lfn. Nr.

Muttersprache

Personenzahl

1

Rumänisch

116.674

2

Ungarisch

19.792

3

Rromani

762

4

Deutsch

265

5

Ukrainisch

277

Besonderheiten: linguistische oder auch interethnische Migration (Volkszählung 2002)

2.362 Nicht-Rumäne erklären Rumänisch für ihre Muttersprache,

d.h. 10% der minderheitlichen Bevölkerung.

97% der Ungarn sind auch ungarische Muttersprachler.

52% der Deutschen sind auch deutsche Muttersprachler.

33% der Roma sind auch Muttersprachler von Rromani.

Das Stichwort in der Verwirrung nach der Wende ist Umstellung”von Denkweise, Interessen und Zielsetzungen. Inmitten des Gesetz- und Moralvakuums sind Hunderte Kapazitäten geplündert, vernachlässigt und verlassen worden oder, ohne die zentralgesteuerten und -gesicherten Aufträge, wurden sie aus dem ökonomischen Kreislauf ausgeschlossen. Tausende Handelsgesellschaften / Firmen, Joint-Ventures und Stiftungen entstanden, viele darunter kurzer Lebensdauer. Die Umwandlungen im Bereich des Güterverbrauchs, der persönlichen und Kleingruppen-Interessen und im Familienbereich in Verbindung mit ökonomischen Entwicklungen haben die Gemeinschaft geprägt. Mindestens folgende, unter vielen anderen Trends, könnten zur Zusammensetzung eines Puzzle-Stadtbildes dienen:

I. Welle. Verbrauch: westeuropäische Zigaretten, Bluejeans, Waschmittel, Getränke, polnische und türkische Kleiderwaren; Büroartikel; PKWs, LKWs, Maschinen, Geräte, Anlagen aus zweiter Hand; Autoteile, Waschmaschinen, Fernseher; Second-hand-Kleider aus Deutschland; Wohnen: auf die werden Wohnblocks Dächer gelegt; Abschaltung von der städtischen Fernheizung / Ankauf und Einbau von individuellen Heizungsanlagen. (Baia Mare war unter den ersten Städten im Lande, die auf die Dienste der städtischen Fernheizung verzichtet hat.); Bauen/Umbauen: erste Non-Stop-Läden; unendliches Garagenbau und Umbau von Wohnungen, Umfunktionieren oder Ausbau von Erdgeschosswohnungen. Banken. AUSLANDSREISEN: zu Freunden und Verwandten. Herstellung von Auslandskontaken. SPRACHEN LERNEN, AUSLANDSSTUDIUM. Kampf um Stipendien. (besonders im deutschen Raum). Reisepass-Fieber. Asylbewerbungen. Arbeit: Viele AV-Verhältnisse aber auch Schwarzarbeit im deutschen Raum. Ethnische Remigration:Viele entdecken ihre deutsche Abstammung: Auswanderungen: nach Deutschland, Österreich; auch Amerika, Kanada. Familie: Internationale Eheschließungen. Hauptziele: eine Firma gründen, auswandern, im Ausland studieren.

Erste Privatisierungen. Die Güterförderung in der Maramuresch hat sich in den Neunziger Jahren explosiv entwickelt und nahm den 2. Platz im Lande ein, nach der Hauptstadt Bukarest. Intensive Sprachkontakte: Begleitdokumente für Warentransporte: Liefer- und Zahlungsbedingungen; Gebrauchsanweisungen; Druckvorlagen: deutsche Unternehmern – rumänisches Arbeitnehmer; STRASSENTRANSPORTE (Istanbul – Burgas – Bukarest – Budapest – Container City Hamburg) über deutsch-rumänische Speditionen; AUDITS, SCHULUNGEN VON PERSONAL (durch die DB, Knorr-Bremse Österreich, Steilmann, Willibald, PSV Österreich usw.) Die ersten rumänisch-deutschen / österreichischen Joint-Ventures. Gesellschaftsgründungen. Notare werden hochbelastet und reich. Nachfrage: Dolmetscher/Übersetzer, Deutschlehrer.

II. Welle: Bauen: Baumaterial mindestens aus Ungarn, wenn nicht aus Österreich; Gebrauchtwagen; Gebrauchtmöbel; Autos über „Schenkungen” erwerben; eine Firma Gründen; ein Haus bauen. Einkaufen in Ungarn, wenn nicht in Österreich; AUSLANDSREISEN, ARBEITEN IM AUSLAND, AUSLANDSSTUDIUM. Kampf um Stipendien.(besonders im deutschen Raum). Auswanderungen: nach Deutschland, Österreich (gem.Einbürgerungsgesetz); Amerika, Kanada.

Eltern / Großeltern: Babysitting im Ausland. Wochenende in Ungarn.

Parterre ganzer Fassadenfronts von Wohnblocks werden zu Fachläden und Boutiques umfunktioniert: ganze Straßen wurden zu Einkaufsmeilen. Dies ist nicht allein durch die lokalen Kleinhändler, die in Polen und der Türkei Profit gemacht haben, durch die Mineralienschmuggler (die in Deutschland und Frankreich verkauft haben), oder durch die Schwarz-Schnapsbrenner zu erklären, sondern auch durch die Stilllegung der Gruben, Schmelzereien und Aufbereitungsbetriebe, wobei die entlassenen Arbeitnehmer gesetzlich festgelegte Geldentschädigungen erhielten (12/16/24 Monatsgehälter), und aber auch durch die Devalisation (Plünderung) der ehem. Großunternehmen u.a. Mittel.

Sprachkontakte: Fremdsprachlicher Schriftverkehr in geschäftlichen Angelegenheiten: Aufträge, Lieferungen, Bestellungen, Rechtsanwalt, Notar, Versicherungen, Verträge, Beanstandungen, erste internationale Ehescheidungen; Grenzüberschreitende Zusammenarbeit der polizeilichen und Rechtsbehörden, Zusammenarbeit der Stiftungen / NG-Organisationen; Straßentransporte, Holz – und Möbelexporte, Lohnarbeit in den Leicht- und Schwerindustriebranchen. Alte Geschäftsbeziehungen entwickeln sich weiter (Lohnarbeit): Steilmann, Neckermann, Meyer Hosen usw.

III. Welle. Verbrauch: „keine türkische Ware – alles aus Deutschland” heißt es in der Werbeanzeige einer bekannten Firma (etwa 1998/2000); Hauptziele: Hausbau; Grundstückerwerb; Zurückerstattungen verstaatlichter Häuser, Wälder, Grundstücke; Immobilienpreise gehen in die Höhe; erste Millionäre; erste Villen; bevorzugt werden neue Geländewagen. Es erscheinen ganze Residenzviertel. Auslandsferien / Urlaub. Auslandsstudium. Arbeit im Ausland: im romanischen Raum (Italien, Spanien, Portugal) (wegen Gesetzgebung im deutschen Raum). Einkaufen in SCS und Parndorf. Wochenend-, Schul- und Rentnerausflüge nach Wien. Italien- und Israelreisen.

Erste Kapazitätenverlagerungen von weltweit präsenten Großkonzernen. Werk- und Lagerhallenbau. Lohnarbeit geht zurück.

Stellenangebote für Fachkräfte (über das Arbeitsministerium). Grenzüberschreitende Mitarbeit der Polizeilichen und Rechtsbehörden. Eltern/Großeltern: Babysitting im Ausland. Sprachliche Interessen: ENGLISCH und Deutsch.

IV. Welle. Bauen: Thermopan-Fenster und Wärmeschutzsysteme (Fassadenverkleidungen); neue Möbel/Wohnungseinrichtung. Auslandsferien/Urlaub. Auslandsstudium. Arbeit im Ausland: vor allem im romanischen Raum (Italien, Spanien, Portugal). Einkaufen in Parndorf. Schul- und Rentnerausflüge nach Wien und Prag. Italien- und Israelreisen. Wochenende in London. Urlaub in der Türkei (kein Kleinhandel mehr), Griechenland, auf Mallorca usw. Rentnerferien in Griechenland. Gelände- und Sportwagen-Mania. Wirtschaftskrise: Immobilienpreise fallen. Arme verarmen weiter. Der Mittelstand: schwach, ohne festen Grund. Beamte: von Lohnkürzungen stark betroffen

Sprachkontakte und sprachliche Interessen: ENGLISCH, Italienisch, Spanisch, Deutsch.

Kapazitäten von Großkonzernen nach Baia Mare verlagert oder errichtet: eigene Betriebskultur.

Tendenz: Polarisierung der Interessen: wenn Auslandsstudium, dann im deutschen Raum, England, USA – wenn Arbeit, dann im romanischsprachigen Raum.

Nach der Wende werden vor allem Banken und öffentliche Gebäude, wie auch Produktions- und Lagerhallen errichtet oder ehem. sich im Staatsbesitz befindenden Immobilien werden verkauft, umgebaut und umfunktioniert. Einige Jahre nach der Wende werden die ersten Warenvertriebs-Großflächen errichtet (Metro, Kaufland, Billa, Plus, Real und Praktiker, Goldplaza) welche, wie überall das Einkaufsverhalten und das Freizeitgestaltungskonzept verändert haben.

Trotz McDonald’s und zahlreichen anderen Fast-Food-Angeboten haben sich Ess- und Trinkgewohnheiten wenig verändert, daher gedeihen traditionsmäßig die Dutzenden Familien- und Großbetriebe im Bereich der Fleisch- und Wurstwaren-, Brot- und Teigwaren-, Milch/Käse –Herstellung.

Die Ost-West-Verlagerung von Produktionskapazitäten nach Baia Mare und in nahe liegende Dörfer führte einerseits, zur Schaffung Tausender Arbeitsplätze und zur beruflichen Rekonversion der Dorfbevölkerung, andererseits, zur Entstehung neuer Betriebskulturen. (Italsofa, Eaton Moeller, Weidmüller, Universal Allroy Corporation)

Lokale Großbetriebe setzen auf traditions- und erfahrungsgebundenes Wissen in Bereichen wie Werkzeugmaschinen, Möbel, Förderung und Bearbeitung von Natursteinarten und anderes im Tage- und Untertagebau gewonnenes Baumaterial, Nichteisenmetallgewinnung und Bauwesen: Wärmeschutzsysteme, Installationen, Metallbauten usw. (Ramira, Izoterom, Cuartz, Romplumb, Phönix, Aramis u.a.)

Der Stadtrat38 hat das Dokument Agenda 21 ausgearbeitet, das die Strategie der Stadt Baia Mare zur anhaltenden Entwicklung darstellt und den allgemeinen Rahmen des Entscheidungsvorgangs betreffs der städtischen und territorialen Planung festlegt. Die Strategie stellt Entwicklungslösungen vor, welche durch den laufenden Entscheidungsvorgang einen festen Grund für die Zukunft der Stadt vorbereiten möchten, legt den Rahmen zur besten Verwendung struktureller EU-Fonds (2007-2013, 2014-2021) fest. Die Strategie basiert auf partizipativen Prozessen, definiert das „Stadt-Agenda“ für Baia Mare in Verbindung mit aktuellen Problemen und Ressourcen. Auf diese Weise stellt das Dokument Visionen, Projekte, Opportunitäten, mit Betonung auf anhaltenden Opportunitäten, nebeneinander.

Zur strengen aktuellen Problematik (2010) mit der sich die Stadt auseinandersetzt zählen mindestens folgende Punkte:

die ziemlich isolierte Lage der Stadt

die 100 Jahre lange Spitzenstellung eines der wichtigsten mitteleuropäischen Bergbaugebiete

der hohe Umweltverschmutzungsgrad.

im letzten Jahrzehnt: Die Stillegung der Bergbau- und Metallurgiebetriebe und Verwahrlosung großer Industriegelände verursachten beeinträchtigende ökonomische, soziale, Energieversorgungs-, Gesundheits- und Umweltprobleme.

Über die Expandierung der Stadt hinaus, hat die Transition zur post-industriellen Ära am Gefühl der Zugehörigkeit zur Stadtgemeinschaft gezerrt, indem ökonomische, soziale, kulturelle Bande und Konnexionen rund um Bergbau und Metallurgie gerissen sind.

Boden Wasser und Luft bleiben auf weiterhin schwer belastet, wegen der im Laufe der Zeit angehäuften Schwermetalle, die Dekontaminationsprozesse erfordern riesigen Geld- und Technologieaufwand, worüber die Stadt nicht verfügt.

Wie auch in anderen Städten Rumäniens, wird wegen der Arbeitsmigration für die künftige Entwicklung der Stadt schwere negative Bilanz gezogen; neue Marginalisationserscheinungen, herunterkommende Wohnanlagen werden sichtbar.

Kulturgut wird mißachachtet.

Das von der Strategie geförderte Entwicklungskonzept basiert auf unterschiedlichen Formen der Sustenabilität in Wirtschaft, Umweltproblematik, Gesellschaft, Kultur und Anwendung neuer Technologien mit Aussichten auf:

Wiederbelebung / Regeneration der Stadt, Dekontamination und Wiederherstellung der Bebauungstauglichkeit degradierter und verlassener Industriegelände;

Kontrolle der Stadtexpandierung, Investitionen zur Sicherung der ästhetischen und funktionalen Eigenschaften von Wohnanlagen, öffentlichen Straßen-, Grün-, Bauanlagen.

Schaffung ökologischer Industrieparks und Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung und wiederverwendbare Energie.

die Aneinanderpassung bzw. Versöhnung der Forderungen von Seiten der Bürger mit den spezifisch lokalen und globalen Tendenzen und Zwängen.

6. Sprache, Sprachenstreit, Sprachpolitik in Baia Mare und Umgebung im transilvanischen Kontext39

Die dako-römische Bevölkerung auf dem Territorium des heutigen Siebenbürgen ist im Jahre 305 u.Z. unter Diocletianus christianisiert worden. 700 Jahre später, im Jahre 1000, fand die Christianisierung der in Pannonien sesshaft gewordenen ehemaligen Wandervölker, unter Stefan dem Heiligen, statt. Die rumänische Kirche war der bulgarischen, morawischen oder ukrainischen bzw. „östlichen” Kirche untergeordnet. Die Kirchensprache ist während der bulgarischen Herrschaft in den erwähnten Territorien das Slawische gewesen. Im Frühmittelalter ist Kirchen- und Schriftsprache für die rumänische, orthodoxe herrschende Klasse das Slawische gewesen, das aber für das Volk unverständlich war. Der Übergang vom Slawischen zur rumänischen Sprache fand über eine rumänische mit kyrillischen Buchstaben festgehaltene Schriftsprache statt. Dieser Prozess endete etwa 1600-1650. Die Spaltung zwischen der vom Volk gesprochenen Sprache, lateinischer Herkunft und der slawischen Schriftsprache korreliert mit der Zugehörigkeit zur „Ostkirche” bewirkte das geschichtliche Phänomen der “nationalen Unterdrückung” bzw. Isolierung und Marginalisierung der rumänischen Mehrheit in Siebenbürgen, durch den magyarischen Adel und durch Vertreter des österreichischen Adels, bzw. durch die herrschende politische Macht.

Der Orthodoxismus sorgte zwar für die Erhaltung des Bewusstseins der Zugehörigkeit zum rumänischen Volk, aber im derzeitigen eruopäischen politischen und religiösen Kontext waren Orthodoxismus und Altslawisch fremd. Das Latein als lingua franca und Kirchensprache sorgte für Glaubenseinheit und Zugehörigkeit zu den europäischen Völkern zugleich. Die rumänische Mehrheit in Siebenbürgen ist hauptsächlich auf Grund von Religion, Kirchen- und Schriftsprache die ungleichberechtigte Minderheit gewesen, denn die nationalen Gefühle, wie diese nach der Gründung der Nationalstaaten zu verstehen waren, sind nicht vorhanden gewesen. Somit sind die Rumänen als Bevölkerung “zweiten Ranges” betrachtet und behandelt worden: keine Vertreter im Siebenbürgischen Landtag, Rumänisch war keine Landessprache usw. Im Gegenteil, Rumänen, welche Katoliken wurden, Knesen, Wojwoden, verdienstliche Krieger usw. sind von den ungarischen Königen, österreichischen Kaisern, jeweiligen Fürsten Siebenbürgens in den Adelsstand gehoben und belehnt worden. Bekannt ist z.B. die Steinkirche des rumänischen Adels in Sarasau/Maramuresch, wobei nicht katolische Rumänen nur Holzkirchen bauen durften oder ein vornehmeres Beispiel: die Familie von Hunyadi (Voicu, Vater von Janku von Hunyadi und Großvater von Matthias Corvinus).

Auch in der Gegend von Baia Mare war Latein Behörden- und Kirchensprache der Katoliken. Unterrischtssprache war ebenfalls Latein, Umgangssprachen Rumänisch, Ungarisch und Deutsch. Durch den Rumänen Nikolaus Olahus (1493-1569), Regent von Ungarn und den Sachsen Johannes Honterus (1498-1549), bewirkte der Humanismus die Herausgebung von Lehrbüchern in den Muttersprachen der Lerner, und vor allem in Städten, eine Bewegung, im Sinne der Verwendung der Muttersprache der Rumänen und Ungaren in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. So wurden im XV. Jahrhundert in Siebenbürgen die ersten amtlichen Dokumente in den drei Muttersprachen erstellt. Der Kontakt zum Hussitismus brachte die Muttersprache in die Kirche.

Durch die Reformation hat der Antitrinitarismus in Siebenbürgen als “Unitarianismus “ verwirklicht. Die Sachsen richteten sich nach Honterus und wurden lutheranisch (1550), die reichen Ungaren und die ungarischen Bauern gingen zum “Sakramentarismus” von Ulrich Zwingli über (1564). Die Armen wurden zu “Antitrinitaristen” und “Anabaptisten”. Die Konsequenz war 160 Jahre ohne Katolizismus in Siebenbürgen (1556-1716). Fast die gesamte Bevölkerung (ungeachtet der Nationalität) ging zur Reformation über. In den Städten sind protestantische Schulen gegründet worden. 1624 gibt der Fürst Gabriel Bethlen den Leibeigenenkindern das Recht Schulen zu besuchen. In der Maramuresch reißen sich alle Verkünder und Missionare der Reformation um die rumänische Mehrheit, um sie für den neuen Glauben zu gewinnen.

In Baia Mare wirken als Rektoren der Schola Rivulina (gegründet 1388) Teoderic aus Kronstadt (Nationalität unbekannt), zwei Ungarn und der deutsche Ruckschlasz Daniel. Die Nationalität der Schüler ist unbekannt, die Unterrischtssprache, Latein.

Die orthodoxen Rumänen sind mit der Rückkehr des Katolizismus stark benachteiligt, da ihnen der Zutritt zur allgemeinen europäischen Entwicklung, zum europäischen Schul- und Kirchwesen erspart bleibt, auf Grund der Kirchen- und Schriftsprache und der Religion.

Dies wiederspriegelt sich in der politischen, ökonomischen und sozialen Inferiorität, deren die Vertreter der Siebenbürgischen Schule und der Pädagoge Stefan Ludwig Roth40 bewusst sind. Die Siebenbürgische Schule versucht auf Grund von nationalen Gefühlen und Bewusstmachung des Volkes, dass es lateinischer bzw. europäischer Herkunft ist, eine Anregung zum Aufstieg der rumänischen Mehrheit hervorzurufen.

Das Slawische hatte zwar jahrhundertelang die Volksgruppeneinheit mittels der Religion erhalten können. Die während der Reformation gesammelte Erfahrung sollte nun ebenfalls unter Mitwirkung der Religion, der rumänischen Mehrheit einen sozialen, ökonomischen und politischen Aufstieg ermöglichen: die Unierte Kirche, vom Bischof Inokentie Micu-Klein gegründet, ist die Bezeichnung der Rumänischen Kirche nach der “Union mit Rom”. Durch den Leopoldinischen Freibrief vom 16. Februar 1699 wird die Union offiiziell anerkannt. Somit wird eine Basis für den Zutritt der rumänischen tolerierten Nationalität, obwohl als Mehrheit vorhanden, zu den Schulen und Universitäten in Mittel- und Westeuropa, auf Grund ihrer Religion, geschaffen. Es findet eine Eröffnung gegenüber dem Westen statt, die Rumänen werden ihrer Latinität bewusst. Sie studieren im Ausland und in Siebenbürgen streben sie den Aufstieg unter die verfassungsmäßigen Nationalitäten des siebenbürgischen Landtages an, wo Sachsen und Schwaben längst vertreten waren (die Nationsuniversität). An den Aufständen gegen die Adligen nahmen 1784-1785 Bauern aller Nationalitäten teil. In der Gegend von Baia Mare ist der ungarische Großherzog Apaffi (1699) als Unterstützer der rümanischen Schule bekannt. (In seinen Dörfern ließ er Schulen für die rumänischen Leibeigenenkinder bauen).

In der Schola Rivulina aus Baia Mare, sträubten sich die Lehrkräfte (hauptsächlich katolische Mönche oder Kirchenangehörige) gegen das Abschaffen des Latein zugunsten der deutschen Sprache im Unterrischtswesen, die nach dem Untergang des Ungarischen Königsreiches, als Siebenbürgen von Österreich besetzt wurde, in allen Bereichen des öffentlichen Lebens obligatorisch war,. (Kaiserlicher Erlass Nr. 7470 vom. 20. Februar 1787). Es entstand dadurch ein Problem in der Schola Rivulina, denn für die (mindestens) drei Nationalitäten, die die Schule besuchten, war die lingua franca eine bessere Möglichkeit einen einheitlichen Unterrichtsvorgang zu gestalten. Auf die Klage der Lehrkräfte und Eltern antworten die österreichischen Behörden, dass die häufiger gesprochene Sprache Deutsch und nicht Latein sei. Für jene Zeit war das Abschaffen der lateinischen Sprache ein Fortschritt in Richtung Modernität. Die antike, klassische “tote” Sprache, sollte durch eine “moderne”, ”lebendige” Sprache ersetzt werden.

Die Laizisierung des Unterrichtswesens begann ab l. November 1787. Die Schola Rivulina heißt ab 1790 Regio Gimnasii Nagybanyensis und die Unterrichtssprachen sind wieder Latein und Ungarisch. Religion wurde ungarisch unterrichtet, Pflichtsprachen waren um das Jahr 1844: Latein, Ungarisch, Griechisch und Deutsch, fakultativ wurde Rumänisch und Französisch unterrichtet. Die Schule in Baia Mare nimmt in der Geschichte des siebenbürgischen Schulwesens einen wichtigen Platz ein: sie ist von Schülern aus allen Bezirken Ungarns und Siebenbürgens besucht worden, sogar von Schülern aus Osterreich, Italien und Frankreich (nach 1848). Um das Jahr 1828 sind hauptsächlich Muttersprachen als Unterrichtssprachen in Siebenbürgen verwendet worden.

Es ist vorauszusetzen, dass Verschiebung von Grenzen, Vielfalt von Religionen christlichen Glaubens, Übergang von einer Religion zur anderen, zwecks gesellschaftlichen Aufstiegs, Zusammenleben von Nationalitäten in gesellschaftlichen und Arbeits- Beziehungen, permanente Ansiedlung von neuen Arbeitskräften, Gesetzgebung zur Schul-, Kirchen- und Amtssprache (Sprachpolitik) zur Mehrsprachigkeit der Stadtbevölkerung und auch zur Verwendung von Mischsprachen geführt hat.

Gemäß dem Edictus tolerantiae (1781) durfte jede Volksgemeinschaft bestehend aus mehr als 100 Familien, Kirche und Schule in ihrer Muttersprache organisieren und durch die Allgemeine österreischische Schulordnung (1774) sollten Lehrbücher in deutscher, ungarischer und rumänischer Sprache gedruckt werden. Nach der Instaurierung der Doppelmonarchie (1867) ist die Wahl der Unterrichtssprache zwar vorgesehen worden, aber durch die Laizisierung der Schulen, die zu Staatsschulen führt, und, da für Staatssprache Ungarisch erklärt worden war, hat das Gesetz keinen Gegenstand mehr und wird infolgedessen auch nicht mehr geachtet. 1897 wird das Gesetz zur Magyarisierung der Ortsbezeichnungen und Verwendung ungarischer Sprache im Militärwesen gegeben.

Als die Sprache zu einer Zielsetzung der Politik wurde, ist der Sprachgebrauch zu einem Instrument der Machtausübung geworden: mal als Erscheinung des aufgeklärten Absolutismus d.h. Toleranz und Gleichberechtigung, mal als Instrument zur Abschaffung von Bürger- und Menschenrechten der Nationalitäten. Die Gesetzgebung der Doppelmonarchie, die die Magyarisierung forderte, bewirkte die interethnische Migration der Sathmarer Schwaben, während durch die österreichische Herrschaft in der Bukowina, die deutsche Sprache und Kultur weiter gepflegt wurden.

Zahlreiche Adligen aus Ungarn flüchteten Mitte des XVI. Jahrhunderts nach Siebenbürgen wegen des Verfalls des Ungarischen Königreiches unter der türkischen Herrschaft. Hier hatten sie ihren Landsitz oder kauften sich Immobilien. Dadurch, dass die Anzahl der Adligen in Siebenbürgen beträchtlich anstieg, verschlechterte sich die Lage der Leibeigenen aller Nationalitäten (außer der Deutschen, die Freigeborene oder in der Urheimat abgekaufte privilegiierte Minderheit waren). Auch wenn die ungarischen leibeigenen Bauern dieselbe Unterdrückung erlitten wie die Rumänen, empfanden die Letzteren diese Lage als von nationalen Gründen verursacht.

Die Achtundvierziger Revolution entfaltete sich in Siebenbürgen auf zwei Ebenen: als Erhebung gegen den behördlichen Unterdrückungsapparat eines nicht mehr zeitgemäßen Regierungsregimes (durch die Vertreter aller Nationalitäten, die auch die Idee der Nation mit sich bringt, worauf Rumänen und Ungaren ihre Ideologien bauen) und als Kampf um Rechte der Nationalitäten. Über die Gleichberechtigung der Nationalitäten in Siebenbürgen hat man damals zu keiner Vereinbarung kommen können.

Das es ohne Demokratie und Föderalismus nicht weitergehen konnte, erkannte selbst Kaiser Karl, Franz Josephs Nachfolger, der das Österreichische Kaiserreich nach dem I. Weltkrieg dementsprechend vorhatte umzugestalten. Dafür hatte er aber keine Zeit mehr, denn auf dem Kongress der Nationalitäten vom 9.04.1918 heißt es, dass jedes Volk sein Recht durchsetzen solle, seine eigene Nationalität und staatliche Einheit herzustellen oder zu vervollständigen habe, um seine vollkommene politische und ökonomische Unabhängigkeit zu erringen. Die österreichisch–ungarische Monarchie wird auf dem Kongress Instrument deutscher Herrschaft genannt. Die Sachsen und Banater Schwaben, die deutsche Bevölkerung in der Bukowina und die Deutschen in Siebenbürgen stimmen 1918 für den Abtritt Siebenbürgens an Rumänien ab (Referendum im Jahre 1918).

6.1 Überlieferungen. Sprachkontakte und Interferenzen.

Bis im 16. Jahrhundert sind in Dokumenten zahlreiche rumänisch-deutsch-lateinische und deutsch-ungarische Sprachkontakterscheinungen zu finden.

Unter der österreichischen Herrschaft waren diese Kontakte selbstverständlich (auf Grund der drei, in der Gegend gesprochenen Muttersprachen und später der wechselhaften Kanzlei- und Staatssprachen.)

Bis im 16. Jahrhundert scheint die Muttersprache der Stadtbewohner keine besondere Rolle im sozialen und beruflichen Aufstieg oder in der Schule bzw. als Bedingung des Schulbesuches gespielt zu haben. (Latein war für alle Bürger Vorsaussetzung der Schulausbildung).

Ab diesen Zeitpunkt erscheinen auch Gesetze die von einer Sprachpolitik zeugen während der Doppelmonarchie ist die Gesetzgebung von der Sprachpolitik besonders geprägt.

Es erscheinen Probleme für die rumänische Sprache.

Viele der Namen von frühen Stadtbürgern und heutigen Alt-Baia-Marer waren/sind Ableitungen von 1.Gewerbenamen, 2.Ortsnamen oder 3. Ethnonymen (heute in unterschiedlich angepasster Rechtschreibung) z.B.

1

Lakatos / Schlosser; Asztalos / Tischler; Metzger / Mészáros/ Fleischer; Morar / Molnár / Müller, Olar / Töpfer.

2

Bányai / Neustädter/ Băimărean; Recean; Moroşan / Marosán; Moldovan; Clujan / Kolozsvári; Crişan / Krizsán, Berner, Schlesinger, usw.

3

Román / Roman; Magyar / Maghiar; Ungur / Ungvar; Német / Neamţu / Deutsch; Szász / Sas (Sachse); Schwob / Şvab / Sváb / Svób (Schwabe); Tóth (Slowake), Horváth (Kroate), Rusin / Rusznyak (Ruthene), Ardelean/Erdely, und auch Goth.

Auch Namen und Berufe von Facharbeitern und Leitpersonal sprechen über Multikulturalität, der Mobilität und europäische Kontakte. Beispielsweise: 1552 Frederic Schmalz aus Posnanien (Erneuerer), 1559 Francisc, cementes; Emeric Premmer, crematorius argenti (Lohnfacharbeiter); 1560 Balassa Meyhart, Minenbesitzer; 1585-1586 Felix von Herberstein, Pächter der Münzerei und der Gruben in Cavnic und Zlatna (im Westgebirge); 1625 bekommt Martin Stoffel 13.000 Fiorini von Felix von Herberstein (und zahlt damit die Schulden des Fürsten von Siebenbürgen); 1480 ist Toma Gewbel/Goebel camerarius und judex primarius von Baia Mare; Konrad ist als bester Silberschmied bekannt und judex civitates.

Bezeichnungen für Maßeinheiten werden bis heute im Volksmund behalten:

Im XVI. Jh

Heute

Deutsch HS

Ungarisch MA

Rumänisch MA

Ungarisch MA

Merze

Pfund

Viertel*41

Viertel*

Kübel*

Stamperl (österr.)

mercze

font

ferdela

fertály

kübli/kibli

stampedli (u. Var.)

mnyerţă

font

ferdyelă

fărtai

chibăl

stampel (u. Var.)

mercze

font

ferdela

fertály

kübli

stampedli, stamperl

Interferenzen Ungarisch – Deutsch – Latein – Rumänisch (16.Jh.)42:

Bezeichnung der Einrichtung

Übersetzung

Interferenzen

Molae civitatis Banya oldal

Stadtmühle von Baia Mare unten

Lat.+Ung.

Molae kis inferioris

Kleine Mühle unten

Lat.+Ung.+Lat.

Eagy Schmelczei

Eine Schmelzei/ Schmelzerei

Ung.+ Dt.

Regio Schacht

Königsschacht

Lat.+Dt.

Stolna Regia

Königsstollen

Dt.+Lat.

Chereznye Regia

Königliche Kirschen (Schacht)

Ung.+Lat.

Cerasi Steinbruch

Kirschensteinbruch

Lat+Dt.

Copilul Valvo

Kindes-(Luft)Schacht

Rum.+Lat.

Im 18.Jh. erscheinen in ganz Siebenbürgen Zeitungen in drei Sprachen: Rumänisch, Ungarisch und Deutsch: Foaia duminicii (1837), Foaia Literarü (1838) , Gazeta de Transilvania (1838-1944), Erdély Hiradó (1827-1848), Erdély Múzeum (1814-1818), die Siebenbürger Zeitung, (1784-1792), der Siebenbürger Bote. Nach 1774 (Allgemeine österreichische Schulordnung) werden Schulbücher in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache gedruckt. Die erste Theatergruppe in Baia Mare wird 1796 gegründet.1797 erscheint in der Pressburger Zeitung folgender Artikel über das Kulturleben in Baia Mare:

In Baia Mare entfalten ihre Tätigkeit zwei Theatergruppen. Interessant ist es, dass die Zuschauer des deutschen Theaters besonders rumänischer und ungarischer Nationalität sind und, dass das ungarische Theater besonders von Deutschen besucht wird”. (Al. Klacsmanyi , apud Monografia…:1972: 504-505 )

1896 findet in Baia Mare eine für die Gegend irgendwie charakteristische und summative Verwirklichung, diesmal auf geistiger Ebene auftretende Erscheinung von Kultur-, Sprach- und Zivilisationskontakt und Interferenz, statt.

Der Kunstmaler Hollosy Simon (geb. 1850 in Sighetu Marmaţiei/Maramuresch), Betreiber und Magister einer Münchener Kunstakademie, zieht nach Baia Mare mit seinen Schülern und gründet hier die sogenannte Colonia Pictorilor (die Malerkolonie), die heute noch Künstler mit ihren Ateliers und Wohnungen beherbergt. Die Malerkolonie und -schule in Baia Mare feierte unlängst ihr 100. Jubiläum. Zu diesem Anlass ist ein Gedenkbuch herausgegeben worden, dem über die Aufahme der multikulturellen Malerkolonie in die multikulturelle lokale Gemeinschaft sprechende Zahlangaben entnommen werden dürfen. Erwähnenswert ist die Zusammensetzung der Malerkolonie in den verstrichenen 100 Jahren:

1896-1901: 1 Australier, 20 Osterreicher, 1 Bessarabier, 3 Tschechen, 1 Däne, 14 Deutsche, 1 englischer Jude aus Indien, 1 Litauer, 26 Polen, 3 Rumänen, 9 Russen, 2 Serben, 5 Slowaken, 1 Spanier, 14 Siebenbürger, 69 Ungarn aus Ungarn, 2 Amerikaner aus den USA.

1902-1918 besuchten die Malerschule für mindestens ein Jahr eine Anzahl von 582 Künstlern davon: 112 Träger deutscher Namen, eine große Anzahl tragen ungarische Nachnamen, ein Teil (20) kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die meisten stammen aber aus den Nachbarländern (außer Bulgarien) oder sind aus Siebenbürgen.

1919-1944 besuchten 816 Künstler die Malerschule, ebenfalls für mindestens ein Jahr, davon 101 Träger deutscher Namen (viele mit ungarischen Nachnamen, oder Juden), nur 5 kommen aus Deutschland und Dänemark.

1944-1996 sind es 42 Träger deutscher oder anderer germanischer Namen, davon 14 Schweden einige Dänen und Deutsche/Osterreicher, die anderen aus Rumänien und Ungarn.

Die Malerschule von Baia Mare hat eine besondere Rolle in der rumänischen Kunstgeschichte gespielt, auch durch die regen Kulturkontakte zu Westeuropa und nicht zu übersehen ist die große Anzahl wertvoller rumänischer Künstler die hier studiert und geschaffen haben, darunter: Arthur Verona, Marius Bunescu, Romul Ladea, Alexandru Popp, Lucian Grigorescu, Aurel Popp, Alexandru Phoebus, Micaela Eleutheriade, Hans Mattis-Teutsch, Alexandru Ziffer, Aurel Ciupe, Alexandru Ciucurencu, Ion Irimescu, Vida Gheza, Brăduţ Covaliu, Ion Sălişteanu und viele andere.

(Nach: Alexa / Moldovan / Muscă: 1966: 10, 32-34, 97-120).

6.2 Sprachen, Sprecher, Sprachgemeinschaft, Sprachkommunikation in Baia Mare

Alle Umwandlungen wirkten sich auch auf den Sprachgebrauch der drei Hauptmuttersprachen aus, ließen quasi Berufs- und Umgangs-Mischsprachen entstehen, an denen auch die Zuwanderungs-Dorfmundarten aus der Umgebung, die wiederum in drei Varietäten aufgeteilt werden können, entsprechend der jeweiligen Muttersprache, beteiligt sind. Bemerkenswert ist die Häufigkeit der diglossischen (HS und MA) Sprachgewohnheiten der Stadtbewohner.

Die Gestalt Ramunc, König der Walachen und die Aufzählung der zu Etzels Hochzeit eingeladenen fremden Gäste im Nibelungenlied sprechen von dem regen mittelalterlichen Gedanken- und Informationsverkehr, der Mobilität von Truppen, Gruppen und Individuen im weitausgebreiteten Raum des Theiß-Donau-Beckens mindestens auf der vermutlich viel befahrenen und berittenen Nibelungenstrasse von Donaueschingen/Ulm bis Buda (heute Budapest), und weiter noch bis in die West- und Waldkarpaten. Salzstrassen und mittelalterliche Handelswege, Goldausfuhr und Wareneinfuhr sicherten die intensiven Kontakte zwischen Muttersprachen, den Gebrauch von Fremdsprachen und Mundarten.

Durch die sukzessive Verschließung der Grenzen und später durch die völlige Verschlossenheit Rumäniens gegenüber dem Westen, sind die Muttersprachen der Minderheiten in dem Entwicklungsstand erstarrt geblieben, in dem sie sich im Moment der Ansiedlungen oder, wo der Eiserne Vorhang fiel, befanden. (Sprachinsel-Erscheinung). Es gibt Unterschiede zwischen dem Ungarn-Ungarisch und dem Siebenbürgen-Ungarisch, wegen der getrennten geschichtlichen Wege.

Die deutsche Sprache in Rumänien unterscheidet sich im Jahre 1989 wesentlich von der deutschen Sprache in Westdeutschland (einerseits, auf Grund des ideologisch geprägten typischen Wortschatzes, andererseits, wegen der rumänisch-deutsch-ungarischen Sprachkontakte und der Mundartenerstarrung). So ist es zu erklären z.B. warum deutsche Muttersprachler vor 1989 nur selten Beratung verstanden und anstatt dessen eher Sitzung, Kollektiv anstatt Belegschaft oder Arbeitsteam gebrauchten. Bei den Ungaren in Rumänien ist diese Erscheinung noch häufiger zu verzeichnen: sédinca (rum. şedinţă: Sitzung) anstatt ung. gyülés, kónsziliu (rum. consiliu: Stadtrat, Gemeinderat, auch Lehrer- oder Gesellschafterversammlung) anstatt ung. tanács, áprobáré (rum. aprobare: Genehmigung) anstatt ung. jóváhagyás – besonders was Amtssprache und politische Begriffe oder Sachverhalte betrifft.

Was die Stadt Baia Mare anbelangt, kann man für die Zeit bis etwa 1995 behaupten, dass in der Innenstadt, im Zusammenhang mit dem Alter der Einwohner (und dazu mit der Tatsache, dass hier Alt-Baia-Marer wohnten), eine vorwiegend zweisprachige Bevölkerung anzutreffen war, die Rumänisch-Ungarisch oder Ungarisch-Rumänisch sprach. Bei diesen Sprechern ist kein geprägter ungarischer oder rumänischer Akzent zu bemerken, sondern ein für Baia Mare allgemeiner charakterischer Akzent. Diese Situation erstreckte sich teilweise auch auf die Baia Sprie–Straße und die Stadt Baia Sprie und auf das Residenzwohnviertel Valea Roşie.

Diese Art Zweisprachigkeit ist bei den Generationen ungarischer Muttersprachler im Alter bis etwa 50, und der Jugend, die in rumänischen Schulen gelernt oder an rumänischen Hochschulen studiert hat, zu verzeichnen. Die nahezu gleichwertige Beherrschung der ungarischen und rumänischen Sprache bei Muttersprachlern ungarischer Abstammung und auch bei wegen Mischehen entstandenen Zweisprachigen ist z.Z. ein rezessives Phänomen. Die rumänisch-ungarische Zweisprachigkeit der Rumänen ging nach 1918 und noch stärker nach 1989 zurück.

Die 40 Jahre Sozialismus brachten, was den Sprachgebrauch in der Stadt Baia Mare anbelangt, folgendes mit:

Keine nach Nationalitäten getrennten Schulen oder Wohnviertel

Die Entstehung eines “sozialistischen Wortschatzes”, die in der Umgangssprache direkt zur Sprachmischung führte, denn teilweise sind die betreffenden Begriffe vom Fernsehen, von den Sitzungen und aus den Zeitungen in die Minderheitensprachen als solche übernommen worden, obwohl die ungarische und die deutsche Sprache über entsprechende Ausdrucksmöglichkeiten verfügten.

Hochschulstudium und Arbeitswelt in rumänischer Sprache führten zur Zweisprachigkeit aller Midnerheiten (in fast ganz Rumänien)

Die Verminderung der Anzahl zweisprachiger Rumänen.

Fremdsprachen in der Schule: Englisch (an erster Stelle), Französisch (an zweiter Stelle, und vom Staat besonders gefördert (vgl.: Anzahl der Französischlehrer – Anzahl der Deutschlehrer); in den Achtziger Jahren wurden die Abteilungen für Germanistik an Hochschulen (außer in Bukarest) abgeschafft.; Deutsch (an dritter Stelle).

Im Privatunterricht waren und sind Englisch und Deutsch an erster Stelle gefragt.

Die ungarischen Muttersprachler bevorzugen (mit wenig Ausnahmen) Deutsch als Fremdsprache in der Schule

Homogenisierungspolitik und gemeinsame Schwierigkeiten zwischen 1950-1990 verungültigten interne nationalistisch geprägte Erscheinungen. Dass die Minderheiten in Bezug auf die Behauptung ihrer ethnischen kollektiven Individualität/Identität auf diese Weise zum Schweigen gebracht worden sind, ist die negative Kehrseite. Die Bildung der sog. sozialistischen Nation setzte Assimilation voraus. Die Zersplitterung der sozialistischen Nation wurde nach der Wende von Anführern rechtsradikaler Parteien und anderer Organisationen angestrebt.43

Die Kontakte rumänischer Bürger (ungeachtet der Nationalität) zu Bürgern “kapitalistischer Staaten” sollten “gemeldet” werden, sie waren beaufsichtigt oder verboten. Keine Ausländer durften bei rumänischen Bürgern übernachten, außer Verwandten I. Grades.

Fremde Landeskunde war im Fremdsprachenunterricht zuerst nicht empfohlen, dann verboten. (Vorteilhaft für das DaF in Rumänien war die Tatsache, dass die DDR ein sozialistischer Staat war.)

Zu den “illegalen” Kontakten haben bis 1989 in Baia Mare und anderen Städten Rumäniens die “Video-” und “Zeitschriften-Underground-Kreisläufe” beigetragen. Dieser Kontakte erfreuten sich aber nur die für sozialistische Verhältnisse vermögenden Personen. Die Videofilme hatten keine rumänische Synchronisierung, Simultanübersetzer waren höchstgefragt. (Diese Situation setzt bis etwa 1994 fort, weitergeführt von den örtlichen Kabelfernsehsendern, wo mit Simultanübersetzern jahrelang gearbeitet wurde.)

6.3 Sprachkontakte vor und nach 1989

Die deutsch-rumänischen und deutsch-ungarischen Sprachkontakte in Baia Mare waren bis 1989 nur vom didaktischen Lehr-Lernvorgang, von den Kontakten zu deutschsprechenden Familien, in geringem Maße zu den deutschsprachigen Medien in Rumänien, zu den wenigen deutschen Schulen (1 Schule in Baia Mare) und zu den älteren, von Großeltern und Verwandten, im täglichen muttersprachlichen Gebrauch vorkommenden Sprachkontakterscheinungen älteren Datums – abhängig. Französisch und Englisch waren ebenfalls lediglich über den didaktischen Lehr-Lernvorgang, Privatlehrer oder Musik und Spielfilme erreichbar. Gleichzeitig war Englisch eine wenig interessenerweckende und gesprochene Fremdsprache, eher eine exotische, im Vergleich zum Status einer internationalen Sprache die auch Sprache einer nationalen Minderheit in der Nachbarschaft ist. Französisch und Englisch konnte keinesfalls auf natürliche Weise erworben werden sondern nur in einem organisationellen Kontext.

Deutsche Sprachkontaktelemente im Umgangsrumänischen und – ungarischen entstammen nicht der “sozialistischen Ära”. Dasselbe betrifft die Arbeitssprache der Bergleute, Holz-, Metall- und Bauarbeiter oder der Erzaufbereiter. Neue deutsch-rumänische und deutsch-ungarische Sprachkontakte entstanden gleich nach 1989. Das bedeutet, dass die deutsch-rumänischen und deutsch-ungarischen Sprachkontakte in Baia Mare von ihrer Geschichte bis 1950 und nach 1989 und vom Alter der Gemischtsprachigkeit des Ortes geprägt sind. Man könnte die 40 Jahre lange Zeitspanne dazwischen für “Konservierungszeit” halten.

Auf Grund der geschichtlichen Übersicht der Ansiedlungen in Baia Mare im Maramurescher und siebenbürgischen Kontext und der Entwicklung der Stadt, kann über die Entstehung einer lokalen Mehr- und Gemischtsprachigkeit Rumänisch-Ungarisch-Deutsch bis etwa 1867, dann Ungarisch-Rumänisch mit deutschen Sprachelementen gesprochen werden44. Hierzu einige Beispiele aus Arbeiten zum Sprachkontakt in Baia Mare und Umgebung:

Fachsprachen (in Bereichen wie Waldarbeit, Holzbearbeitung, Bergbau, Aufbereitung von Nutzmineralstoffen, Metallurgie, Gewerbe/Handwerkersprache, Bauwesen usw.) sind von der lokalen Mehrsprachigkeit geprägt worden. Zahlreiche lexische Einheiten sind in die Standard-Fachsprache aufgenommen worden.

Beispiele: Fachsprache Bergbau45

Fachwort / rum. ± standardisiert

Ursprungswort

rum. standardisiert u. Erklärungen

crampa

Krampe U-förm. Haken mit spitzen Enden […]46

rum. standard. rum. târnăcop 

deşlamare (standard.)

Entschlmmung

excavator cu graifăr (stand.)

Greifer, Greiferbagger

rum. standard. excavator cu…

înşlămare (standard.)

einschlammen

ştiolna

Stollen

rum. standard. galerie de coasta

şpraiţ

Spreize

rum. standard. proptea

şliţ

Schlitz

rum. standard. făgaş

şuleană (standard.)

Schurf + Loch schürfen, Schürfgrube, Schacht, Schaft

Bohrloch

tropan

Tragbaum (Balken)

rum. standard. grinda de susţinere

fin şi grob (standard.)

Feingut, Grobgut

Arten von Erzgut , nach der Korngröße

(unter/über 0,5 mm)

fistău (standard.)

Fäustel (Hammer der Bergleute: Grubenhammer)

ciocan minier curbat, perforare manuală /

şlic

Schlick

rum. standard concentrat fin de minereu

şnec (standard.)

Bohrschneckmaschine

şor

Schar

îmbinare în şori

Beispiele aus Datenerhebung von Gh. Pop (1970); aus der Übersetzung des Werkes De re metallica von G. Agricola von N. Brădean, etw.zw. 1994-2000), aus Gesprächen mit I.Chiorean (Bergbauingenieur, 2005-2007)47

Fachwörter / rum.

Ursprungswort

von

forhaibaitar

Vorarbeiter

hugman

Hockmann

laufăr

Läufer

ligauf

Glück auf!

montier

Montierer

monteur (fr.)

obăr (auch ugs. für Boss, Vorgesetzter)

Ober…

obărştaigăr

Obersteiger

ort (2005, Inf.)

Abbauort

ortac

Ort?

ortak (srb.)

ploţ meşter, şef ploţ

Platzmeister

puşcaş

puskás (ung.)

ştaigăr

Steiger

şusmaistăr, şismaistăr

Schuss / Schießmeister

Zwischen Fach- und Umgangssprache

Rumänisch, UGS, LV

Ursprungswort

auch ung.,

UGS, LV

decvais

Deckweiß

dekvájsz

diuză

Düse

dorn

Dorn

dorn

drot

Draht

drót

faizlău, fistău 

Fäustel

ghelendăr

Geländer

gelender

graţişcă

Kratzeisen (Scheiben-kratzinstrument)

haldă

Halde (Müllhalde)

hang

Hang

ler

Röhre (Backröhre)

ler

leţ

Leiste

léc

lodbă

lodva (ucr.) dickes Brett

mihei

műhely (ung. )Werkstatt

muştiuc

Mundstück, Teil von einem Instrument, das mit dem Mund betätigt wird bei: Blasebalg, Gasmasken, Rettungsvorrichtungen

obăr

Ober….

plaţ, plåţ

Platz (Arch.)

placc

pleu

Blech

plé

raşpilă

Raspelfeile

rigăl

Riegel

rigli

şaf

Schaff, Schaft

şaibă

Scheibe

şefel

Schäffel

şiriz

(Hand)Führsäge

fűrész

sirisău

(Hand)Führsäge

fűrész

şlog

Schlauch

slag

şober

Schober, Schieber

sóber

şpiţ

Spitze, spitz (für : Spitze, Spitzzange, Schuhspitze), sich aufputzen

spicc

şplint

Splint

şpraiţ

Spreize

sprájcol

stangă

Stange

stangli

ştaniţca, ştanţli

Skarnitzel (für: Geldbörse, Tüte); Skarnitzel (Papiertütchen für das Probematerial) (AGRICOLA:1994:30)

stanicli

Zum Schluss

In der Tat, kann mit Berechtigung behauptet werden, dass in Baia Mare eine “gegenseitige Vermischung und Überlagerung der Ethnica, die in enger Nachbarschaft über Jahrhunderte hinweg im Allgemeinen konfliktfrei zusammenlebten“ stattgefunden hat. (Seewann: 1980). Wahrnehmbar sind z.Z. eine steigende Tendenz zur Pflege der Muttersprachen (Rumänisch und Ungarisch), bedingt auch durch die Trennung der Schulen, und somit zum Rückgang der Zweisprachigkeit; trotzdem scheint der Gebrauch lokaler Sprachvarietäten weiterhin beliebt zu sein.

Historisch bedingt war die Sprachpolitik, die sich in der Gesetzgebung niedergaschlagen hat, bzw. in dem wechselhaften Status der drei Sprachen Rumänisch, Ungarisch, Deutsch. Die Bereitschaft auf Übernahme fremder Elemente in den muttersprachlichen Gebrauch, die Betreitschaft auf Zwei- und Mehrsprachigkeit führten dazu, dass Arbeitsbeziehungen, ökonomische Entwicklung, Schulbildung und Ausbildung von Fachkräften, Gemeinschaftsleben, Familie und Kommunikation im Allgemeinen nicht an der Sprache scheitern.

Nicht diskutiert wurden hier die Sprach- und Kulturkontakte Rumänisch / Ungarisch – Romanes, Rumänisch / Ungarisch – Jiddisch, Rumänisch / Ungarisch – Ukrainisch. Die Datensammlungen ergeben beachtliche lexische Übernahmen durch das Rumänische und Ungarische.

Explosives Interesse für Deutsch wird nach der Wende sichtbar, auf Grund der Intensivierung aller vorhandenen Wirtschafts-, Bekanntschafts- und Verwandschaftsbeziehungen zum deutschsprachigen Raum und der Entwicklung neuer, reger Beziehungen auf allen Ebenen des sozial-ökonomischen Lebens, einschließlich der Fortsetzung von kommunikativen Traditionen in den neu geknüpften Wirtschaftsbeziehungen und Arbeitsverhältnissen.

Mit den Fachsprachen der Mobiltelefonie und Informatik wie auch mit der Verlagerung von Produktionskapazitäten weltweit produzierender Großkonzerne, wird Englisch zur erstgefragten Fremdsprache im kommunikativen Interessenbereich auf allen Ebenen. Sprachkontakterscheinungen, Codeswitching und Languageborrowing werden hauptsächlich zwischen Rumänisch und Englisch praktiziert.

Die massive Migration nicht gelernter wie auch gelernter Arbeitskraft nach Italien, Portugal und Spanien setzt anscheinend wenige Sprachkenntnisse voraus: Durch die Verwandtschaft der Sprachen, können Rumänen mit Italienern, Portugiesen und Spaniern kommunizieren und der tatsächliche Spracherwerb findet nachträglich auf natürliche Weise statt.. Es scheint, dass Martin Opitz bis heute recht hat:.

Doch eure Sprache bleibt noch hier auf diesen Tag,

Darob sich dann ein Mensch gar billig wundern mag.

Italien hat selbst nicht viel von seinem alten,

Ingleichen Spanien und Gallia behalten:

Wie wenig disz nun kann den Römern ehnlich seyn,

So nache sind verwandt Walachisch und Latein.

Es steckt manch edles Blut in kleinen Bawernhütten,

Daß noch den alten Brauch und Art der alten Sitten

Nicht gänzlich abgelegt…48

Von Generation zu Generation wurden in Baia Mare und Umgebung nicht nur Muttersprachen, Sitten und Bräuche überliefert, sondern vor allem Rezeptivität und Anpassungsfähigeit, Offenheit gegenüber Neuem, der Wille guten Zusammenlebens und Nachbarschaft. Selbst in schweren Zeiten und trotz den Auswirkungen der Wirtschaftskrise, wird auch in Baia Mare von einem Spruch aus dem Süden Rumäniens Gebrauch gemacht: „Wenn es schlechter sein sollte, dann ergehe uns wie jetzt.”

Zeichenerklärung

UGS

Umgangssprache

LV

Lokalvarietät

Sbg.

Siebenbürgen

HS U

Hochsprache Ungarisch

HS R

Hochsprache Rumänisch

Urk.

Urkunde

Modell zu den Variablen: Sprecher/Sprachen/Nationalgefühl RUM/UNG
Integriertes Modell zum Sprachkontakt in Baia Mare
49


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* * * (o.J.) Szatmar Vármegye, Budapest, (o.V.)

* * * Agenda locala 21 Strategia de dezvoltare durabila a Municipiului Baia Mare, Document consultativ supus dezbaterii şi consultării publice, Versiunea I, februarie 2002.

Andere Quellen

1. Private und öffentliche Urkunden, aus den Fünzigerm bis z.Z.

2. Gespräche mit „ethnischen Migranten“.

3. Ţurcanu, Rodica-Cristina (2006) Rumänisch-Deutsch-Englisch: Sprachkontakt- und konflikt, am Beispiel einer Trainingsveranstaltung, Vortrag auf der VII. Tagung der Germanisten aus Rumänien, Temeswar, Mai 2006.


1 Paraphrasiert nach Dimitrie Cantemirs Incrementa atque decrementa Aulae Othomanicae:„Aufstieg und Untergang der Hohen Pforte/des Osmanischen Reiches“; Dimitrie Cantemir (1673-1723) Fürst von Moldau, Gelehrter und Enzyklopädiker, Mitglied der Berliner Akademie für Wissenschaften, Autor des o.e. Werkes.

2 Kenneth D. McRae, „Linguistic Conflict: some Theoretical Reflections” in Nelde, P.H. (ed.) Historische Sprachkonflikte Plurilingua VII, Dümmler Bonn, 1989.

3 Die zitierten Urkunden befinden sich größtenteils auf dem Staatsarchiv in Baia Mare, alle sind in dem Band Monografia Municipiului Baia Mare (1972) quotiert, viele darunter abgebildet.

4 Documente privind istoria României, Seria C, Transilvania, veacul al XIII, vol. II (1251-1300), doc.128, S.132 apud Pop: 1967: 48.

5 Bergner, Rudolf (1885): In der Marmaros. Ungarische Culturbilder. München /Leipzig: Franz. (apud Ilk)

6 Siehe auch: Martin Opitz, Zlatna oder von der Ruhe des Gemüthes, erschienen 1624.

7 Siehe auch weiter : Ignaz von Born, 1774, XVI., XVII., XVIII. Brief .

8 Nach: Istoria României: 1960: 88.

9 Szatmár vármegye, o. Autor, Budapest, 1910, S. 195, apud Monografia…1972: 129.

10 Zusammengefasst nach: Carol Kacsó, Vortrag „Frühe sächsische Präsenz in Baia Mare und der Maramuresch” auf der Tagung „Kulturräume und archaischer Hintergrund”, Baia Mare, September 2009,veröffentl. in Marisia, Nr.31, 2011, Târgu Mureş.

11 ARMBRUSTER 1980, 93 f. apud Kacsó.

12 SZIRMAI SZIRMAY 1809, 215; SCHEMATISMUS 1864, 109; RUPP 1872, 355; SZELLEMY 1894a, 7; SZELLEMY 1894b, 266; SZOKOL 1895, 5; BRADOFKA 1896, 36; TÉGLÁS 1897, 344; SCHEMATISMUS CENTENARIUS 1904, 199; SZMIK 1906, 207; URBÁN 1912, 37; POP o.J., 14; CRIŞAN 1940, 9 ff.; MANILICI et al. 1965, 5 ff.; RÉTHY 2001, 31; MOLNÁR 2002, 24 ff.; RÉTHY, TÓTH 2010, 14; KARCZAG, SZABÓ 2010, 250 apud Kacsó.

13 MITTELSTRASS 1961, 37; WAGNER 1982, 114; NÄGLER 1992, 129; siehe auch KACHELMANN 1853, 11; SCHEMATISMUS 1864, 108 apud Kacsó.

14 Das Original der Urkunde aus dem Jahre 1329 ist nicht erhalten geblieben. Es gibt nur eine lateinische Zusammenfassung in einer Urkunde aus dem Jahre 1479 betreffs eines Prozesses zwischen der Stadt Baia Mare und Nikolaus und Bartolomeus Drágffy, siehe WENZEL 1880, 110, Anm. 1; SCHÖNHERR 1910a, 397; DIR, C, Veacul XIV, II. Band (1321-1330), 1953, 290; FEŞTILĂ et al., 1972, 130; CĂPÎLNEAN et al. 1974, 49, Anm. 1. apud Kacsó

15Laut SCHÖNHERR 1910a, 379, war schon damals diese Ortschaft eine Stadt; nur so kann die besondere Interesse des Königs an die hiesigen Einwohner erklärt werden. Wichtige Rechte der Besitzer der benachbarten Grundstücke waren von der Genehmigung dieser Einwohner abhängig. Der Historiker behauptet ebenfalls, dass die Urkunde einen Beleg des starken Verkehrs am Anfang des 14. Jahrhunderts darstellt. (apud Kacsó)

16 Die Urkunde ist schon von BORN 1774, 147 und SZIRMAI SZIRMAY 1809, 217 ff. besprochen. Siehe auch SCHÖNHERR 1910a, 390 ff.; MAKSAI 1940 99 f.; OSZÓCZKI, SABĂU 1967, 179 ff.; MAGHIAR, OLTEANU 1970, 113 f.; FEŞTILĂ et al. 1972, 131 ff.; CĂPÎLNEAN et al. 1974, 49 f. Die Übersetzung der Urkunde ins Rumänische in DIR, C, Veacul XIV, IV. Band (1341-1350), 400-404. apud Kacsó

17 NIEDERMAIER 2008, 157, Abb. 55 apud Kacsó

18 SZÉKELY 1975, Anm. 25, Abb. 8; SZÉKELY 1992, 134 apud Kacsó

19 WEISZ 2007, 11 apud Kacso

20 SCHÖNHERR 1910b, 328; MAKSAI 1940, 101; HOCHSTRASSER 2006, 66 f.) apud Kacsó.

21 BENKŐ 2003a, 111 ff., Abb. 1; BENKŐ 2003b, 47 ff., Abb. 1; BENKŐ 2005, 1 ff., Abb. 1 apud Kacsó

22 DRESCHER 1968, 23 ff. apud Kacsó

23 RÜTZ 2005, 295 ff apud Kacsó

24 STEUER 1993, 88 apud Kacsó

25 POETTGEN 2005, 207, Abb. 215-216 apud Kacsó

26 Apud Monografia…1972: 153.

27 Monografia…:1972: 137

28 Privilegienurkunden: 1/I, Staatsarchiv Baia Mare u.a. Apud Monografia…:1972:130.

29 Apud Monografia…:1972:133.

30 Mathyas Corvinus – Fürst von Siebenbürgen und König von Ungarn (1458-1490); Sohn von Janku von Hunyadi und Enkel von Voicu (rumänischer Knese, in den Adelsstand gehoben und belehnt vom ungarischen König) (Djuvara: 2008: 84); unter seiner Herrschaft verbreiten sich Kunst und Kultur der Renaissance in Ungarn und Siebenbürgen.

31 Auszug aus Ţurcanu: 2008, S. 75-79, neubearbeitet

32Ignaz von Born *1742 in Cavnic bei Baia Mare, †1791in Wien; ab 1755: Jesuitenkollegium in Wien, Ordensbruder, gewinnt antiklerikale Überzeugungen, verlässt den Orden, Jurastudium in Prag. Nach Studiumabschluss: Reise durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Spanien; zurück in Prag: Forschung im Bereich der Geologie, Mineralogie, Chemie. Er wird zu einem ausgezeichneten europäisch anerkannten Wissenschaftler, Mitglied wissenschaftlicher Vereine, Gesellschaften und Akademien (Schweden, Italien, Großbritannien u.a.); angesehener Mitglied der Wiener Freimaurer-Loge, markante Persönlichkeit des österreichischen imperialen Kultur- und Kunstlebens, Maria-Theresias Beauftragter mit der Organisierung des Mineralienkabinetts, Träger wissenschaftlicher Würden am kaiserl. Hof, Satiriker, Freund von Mozart und vermutl. Vorbild für die Gestalt Sarastro in der Zauberflöte. Im Sommer 1770: Reise und Reisebericht: Briefe a. d. Geologen Johann Jacob Ferber (1743-1792), in denen er über Landschaften, Naturschätze, Sprache, Bräuche, Kultur der Rumänen, Ungarn, Serben berichtet. Ferber veröffentlicht die Briefe im Jahre 1774; in den nächsten Jahren wurde das Buch ins Englische, Italienische und Französische übersetzt. (Mitu: 1998: 133-140)

33 Auszug aus Ţurcanu: 2011: 812-818

34 Nach Monografia…:1972: 243-373

35 Monografia…1972: 225.

36Quelle: I.P.J. Maramuresch und das Stadtplanungsamt auf dem Rathaus, Gespräche mit Architekten, alte Stadtpläne, Volksmund, Informanten.

37 Baia Mare: öffentliche Zahlen: Volkszählung 2002; Angaben vom Oficiul Municipal şi Judeţean de Statistică, Agenda 21, http://www.baiamarecity.ro

38http://www.baiamarecity.ro (05.06.2011); Agenda locala 21 Strategia de dezvoltare durabila a Municipiului Baia Mare, Document consultativ supus dezbaterii şi consultării publice, Versiunea I, februarie 2002.

39 Zusammengefasst nach mehreren Quellen, darunter: Pascu: 1983, Monografia municipiului Baia Mare: 1972 Istoria României: 1969, Pagini din istoria Maramuresului: 1967 u.a. (s. Bibliographie)

40 Eine tragische Figur derjenigen Zeit war der ehemalige Schüler von Pestalozzi, der Pfarrer und Pädagoge Stefan Ludwig Roth, der sein Leben für die Gleichberechtigung der Sprachen in Siebenbürgen aufgeopfert hatte. (Wegen seines Werkes Der Sprachenstreit in Siebenbürgen ist er hingerichtet worden; merkwurdig ist, dass der Präsident des jeweiligen Gerichtstandes sich kurz nachher, aus Reuegefühlen, das Leben nahm) (gÖllner: 1982).

41 * Kübel und Viertel sind Resultate vollständig übernommener Sprachkontakterscheinungen Latein-Deutsch, bzw. aus cubulus wurde Kübel und aus quartalia wurde ferdela und fărtai.

42 Monografia…: 1972: 254-255, 286-287 und Volksmund

43 In diesem Sinne, als brandstiftende Reden von Vertretern extremer Ideologien aller Minderheiten laut wurden, ist in Baia Mare der Aufruf durch die Kandidaten aller Oppositionsparteien zum weiteren friedlichen Zusammenleben und zur Zusammenarbeit sinnvoll, kennzeichnend und traditionsgemäß für die allgemeine Stimmung gewesen. Nationalitätenkonflikte seien Anstiftungsversuche und traditionsgemäß sollte in Baia Mare nichts Derartiges entstehen, hieß es in den lokalen Medien.

44 S. Rodica-Cristina Ţurcanu (2005) Sprachkontakterscheinungen: Rumänisch-Deutsch-Ungarisch in Baia Mare und Umgebung, Risoprint Cluj-Napoca.

45 Auszug aus Ţurcanu: 2008:80

46 Wahrig: 2005

47 Auszug aus Ţurcanu: 2008: 80, 88. Weiterer Korpus, etwa 490 lemmatisierte Einheiten des vom Sprachkontakt geprägten umgangssprachlichen Sprachgebrauchs in Ţurcanu: 2005, II.Band.

48 Zlatna, oder von Ruhe des Gemüths, 201-202, 95-103 in Mart. Opitii, Opera Poetica, 1626, editio princeps reproduziert in Martin Opitz, Zlatna sau despre Cumpăna dorului, Editura Uranus, 1993.

49 Ţurcanu: 2005: 53