Pia & Sonja Kral — Argumentative Darstellung der Stadt Paris (1900)

Nr. 18    Juni 2011 TRANS: Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften


Section | Sektion: Signs and the City. In honor of Jeff Bernard

Argumentative Darstellung der Stadt Paris (1900) –
Das Beispiel eines Reiseführers als Werbung

Pia Kral [BIO] | Sonja Kral [BIO] (Universität Wien, Österreich)

Email: piakral@hotmail.com / sonja.kral@univie.ac.at


 Konferenzdokumentation |  Conference publication


 

Reiseführer sind eine von vielen Möglichkeiten, Städte mit ihren Eigenschaften darzustellen. Sie erhalten besondere Bedeutung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als Mittel zur öffentlichen Verdeutlichung der entstehenden nationalen Identitäten. Paris gilt in dieser Epoche als Vorbild für andere Städte. Der Guide Joanne über Paris von Paul Joanne (1901) soll daher als Materialgrundlage für den vorliegenden Beitrag dienen. Zunächst wird die semantische Struktur der diskursiven Teile des Reiseführers aufgezeigt (Analyse). Anschließend wird versucht, deren argumentative Wirkung auf den Leser herauszustellen (Interpretation). Auf diese Weise soll der Nachweis erbracht werden, dass die Textsorte Reiseführer im Zeitalter zunehmender Mobilität allmählich als subtile Werbung instrumentalisiert wird.

 

1. Einleitung: Die Darstellung urbaner Konstrukte

1.1. Zeichensystem

Betrachten wir Darstellungen unterschiedlicher Länder in der Reiseliteratur, fällt tendenziell eine Erfassung des geographischen Raums an Hand seiner Regionen auf. Eine bedeutende Rolle spielt dabei die Beschreibung der Städte. In der Online-Enzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Stadt) wird der Begriff Stadt wie folgt definiert:

Eine Stadt […] ist eine größere, zentralisierte und abgegrenzte Siedlung mit einer eigenen Verwaltungs- und Versorgungsstruktur im Schnittpunkt größerer Verkehrswege. Städte sind aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Idealfall einer Kulturraumverdichtung […].

Städte sind immer wieder einer jener Faktoren, die den Prozess der Nationsbildungen konstituieren. Die Bürger Europas beginnen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, sich deutlicher als Gruppe zu definieren. Sie bauen allmählich eine kollektive nationale Identität auf. Kollektive Identitäten beruhen auf Merkmalen, deren Gleichheit unter allen Nationsangehörigen betont wird (Metzeltin/Thir in Metzeltin 2006:90). Zu diesen Merkmalen zählt unter anderem die Festlegung jenes Territoriums, das von den Mitgliedern der werdenden Nation besetzt wird. Strategisch wichtige Rollen spielen dabei die Städte. Die Struktur von Städten kann an Hand folgender Merkmale erfasst werden (Metzeltin/Thir 1998:25–26):

Stadt Bewohner Namen Namen Insignien Abstammung Umgebung Zahl Größe Eigenschaften (Physis, Moral) Abgrenzung Beschäftigungen Einteilung Lebensart Öffentliche Plätze Festlichkeiten Hafen Verfassung Gebäude Verwaltung Monumente Sicherheit (Armee, Polizei)

Städte können wir als Systeme einzelner Zeichen werten, die im Zusammenspiel das semiotische Gesamtprodukt bilden. Als solches kann eine Stadt mit Hilfe unterschiedlicher Medien diskursiv dargestellt werden. Auf welche Weise die Stadt Paris in einem Reiseführer des beginnenden 20. Jahrhunderts abgebildet wird, soll im vorliegenden Beitrag untersucht werden. Für die Untersuchung des Textes schlagen wir eine kultursemiotische Vorgangsweise vor.

1.2 Hypothese

Städte können mit Hilfe unterschiedlicher Mittel semiotisch verdeutlicht werden. Der Ursprung dieser Darstellungen dürfte der Wunsch sein, das Territorium als Eigentum der Nation zu präsentieren. Geeignete Mittel sind Karten, Globen Kosmographien, Texte. Kompakte textuelle Länderdarstellungen bilden Reiseführer. Augenfällig ist in Reiseführern die Bedeutung, die den Hauptstädten zugemessen wird.

Für die prototypische Epoche der Nationsbildung in Europa von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg (1800-1914) wird Paris gern als die Hauptstadt der Welt bezeichnet, an der sich viele andere Städte kulturell orientieren (Willms 2000). Eine entsprechend große Zahl an Reiseführern wird über Paris veröffentlicht. Eine der bekanntesten Stadtmonographien wird in der Reihe Guides Joanne im Pariser Hachette-Verlag (1901) veröffentlicht. Für die kollektive Erinnerung der Franzosen ist die Reihe so bedeutend, dass ihr ein Eintrag in dem von Pierre Nora herausgegebenen Sammelband Les lieux de mémoire (1984-1986) gewidmet ist. Wir legen den Guide Joanne über Paris von Paul Joanne (1847-1922) daher als Material unserem Beitrag zu Grunde.

Im Gegensatz zur bisherigen Praxis sind die Guides Joanne zu den unterschiedlichen Regionen der Welt nicht alphabetisch aufgebaut. Ihnen liegt vielmehr eine systematische Darstellung der Inhalte mit alphabetischem Index zu Grunde. Die Regionen werden an Hand ihrer sehenswerten Orte beschrieben. Auch unser Grundlagentext erfasst die Stadt Paris auf diese Weise, indem er bestimmte Schauplätze hervorhebt. Wir meinen aber, dass in ihm zusätzlich nicht unmittelbar wahrnehmbare Signale der Werbung für den Besuch der Stadt enthalten sind.

Werbung kann in Reiseführern einerseits explizit eingebracht werden. Texte, eventuell unterstützt von Illustrationen, verweisen dann auf zu bewerbende Schauplätze. Mit positiv wertenden Kommentaren versehen, erfüllen sie ihre persuasive Funktion. Werbung kann aber auch implizit eingesetzt werden. In diesem Fall beruht sie auf Argumentationen. Nach unserer Auffassung können Argumentationen bereits in den sprachlichen Formulierungen von Texten aufgefunden werden. Auf welche Weise die Erkenntnis solcher impliziter Argumentationen möglich ist, wollen wir im Folgenden an Hand unseres Reiseführers aufzeigen.

 

2. Methode: Die Umsetzung semiotischer Produkte

2.1 Medialisierung

Städte sind grundsätzlich ein Teil der menschlichen Kultur. Der Kulturbegriff wird in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen auf unterschiedliche Weisen definiert. Unabhängig von diesen Disziplinen dürfte Kultur im weitesten Sinn am einfachsten zu erfassen sein an Hand seiner gegenüberstellenden Verbindung mit dem Naturbegriff: Wir schaffen unsere Lebenswelt aus der Natur in Symbiose mit der Natur. Die kulturelle Lebenswelt kann dabei grundsätzlich als System von Zeichen gewertet werden. Mit Hilfe von Zeichen entstehen semiotische Produkte. Die unterschiedliche Art der Gestaltung von semiotischen Produkten unter unterschiedlichen chronotopischen Bedingungen bringt unterschiedliche Systeme semiotischer Kulturprodukte (Kulturen) hervor. Als Disziplin befasst sich mit kulturellen Zeichensystemen im weitesten Sinn die Kultursemiotik. Die Aufgabe der Kultursemiotik besteht in der Untersuchung der Semiose von Zeichen in semiotischen Produkten im Rahmen einer bestimmten Kultur.

Semiotische Produkte dienen grundsätzlich dazu, uns Denkstrukturen sinnlich wahrnehmbar zu vermitteln. Sie entfalten ihre Wirkung im Prozess der Kommunikation. Kommunikation besteht in der Übermittlung einer Botschaft durch einen Sender an einen Empfänger mit Hilfe eines Mediums. Der Kommunikationsprozess verläuft stets an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt unter Einschluss bestimmter kausallogischer Zusammenhänge (Ziele, Ursachen, Folgen, Bedingungen, Hindernisse, Vergleiche). Die durch Kommunikation entstehenden semiotischen Produkte nennen wir Kommunikate.

Kommunikate erfahren durch den Sender eine bewusste mediale Gestaltung. Medien sprechen dabei unsere sechs Sinne an: Gesichtssinn, Gehörsinn, Geruchssinn, Geschmackssinn, Tastsinn, Gleichgewichtssinn. Die Sinne fungieren als Kanäle der Wahrnehmung. Entsprechend den prinzipiellen Möglichkeiten sinnlicher Wahrnehmung kommen zur Semiotisierung von Denkstrukturen folgende Medien in Frage (Metzeltin/Thir in Metzeltin 2006:121):

  • Texte
  • Bilder
  • Bausteine → Gebäude
  • Textilien → Kleidung
  • Klänge → Musik
  • Körperbewegungen → Raumverhalten
  • Kosmetische Zubereitungen
  • Gastronomische Zubereitungen

Mediale Gestaltung von Kommunikaten ist abhängig davon, wie viele Sinne des Empfängers vom Sender gleichzeitig angesprochen werden sollen. Sie kann daher unterschiedliche Formen annehmen (Metzeltin/Thir in Metzeltin 2006:128-129): Sie kann ein Medium umfassen (Monomedialität). Der Sender kann auf viele Medien rekurrieren (Multimedialität). Er kann sogar alle zur Verfügung stehenden Medien einsetzen (Gesamtmedialität). Kommunikate in einem Medium können auf Kommunikate in einem anderen Medium verweisen (Intermedialität). Sie können ebenso in ein anderes Medium transponiert werden (Transmedialität). Der Sender kann monomedial gestaltete Kommunikate ergänzen durch weitere Medien, auf diese Weise die Multimedialität herstellen (Remedialisierung). Tatsächlich dürften wir mit dem Ziel der Verstärkung bestimmter Wahrnehmungen semiotische Produkte tendenziell multimedial gestalten. Auch unserer Reiseführer ist auf Grund der Einfügung von Illustrationen multimedial konzipiert. In unserer Analyse beschränken wir uns jedoch auf die sprachlichen Formulierungen mit ihrem argumentativen Gehalt.

Die Wahl des Mediums durch den Sender eines Kommunikats wird entscheidend bestimmt durch die Art der Botschaft. Texte eignen sich sowohl für die Wiedergabe von Beschreibungen als auch für die Wiedergabe lebensnaher sukzessiver Abläufe, wie sie beide für die Verfassung von Reiseführern relevant sind. Da wir für die vorliegende Untersuchung einen Text als Material wählen, wollen wir unsere kultursemiotische Untersuchungsmethode für Kommunikate schrittweise für Texte entwickeln.

2.2 Textualität

Texte haben grundsätzlich mimetischen Charakter. Sie bilden die Wirklichkeit ökonomisch in geraffter Form ab. Die Wirklichkeit dürften wir wahrnehmen in Form von Sachverhalten. Sachverhalte können einerseits statisch ausgerichtet sein. In diesem Fall repräsentieren sie Gegenstände mit ihren Eigenschaften. Die Wiedergabe dieser Eigenschaften besteht in Beschreibungen (Deskription). Grundsätzlich erfassen wir zunächst die Gegenstände selbst, anschließend weisen wir ihnen Eigenschaften zu. Die kognitive Grundstruktur von Deskriptionen dürfte daher die Kombination <Gegenstand + Eigenschaft> sein.

Sachverhalte können andererseits dynamische Entwicklungen abbilden. In der Regel werden in diesem Fall Handlungen kognitiv umgesetzt. Handlungen führen uns von einem Ausgangszustand zu einem Endzustand. Sie stellen so eine Art Transformation dar. Transformationen liegen vor, wenn in textuellen Makrostrukturen eine Abfolge des kognitiven Schemas <Zustand 1 – Handlung – Zustand 2> kodiert ist. Dabei ist die Intention des Handelnden zur Transformation entscheidend. Transformationen können als Erzählungen entfaltet werden (Narration). Folgende Denkstruktur liegt der Vertextung des transformativen Handlungsmusters zu Grunde (Frank/Meidl in Metzeltin 2006:165):

  • Eine Person X befindet sich in einer angenehmen Situation (Ausgangssituation=S0).
  • Ein Ereignis stört diese Situation (Causa=C).
  • X befindet sich in einer unangenehmen Situation (Situation 1=S1).
  • X will die unangenehme Situation verändern, um eine angenehme Situation zu erreichen (Intention=I).
  • X handelt, um eine angenehme Situation zu erreichen (Transformation=T).
  • Eine Person Y hilft X bei ihrem Unternehmen (Hilfe=A).
  • Eine Person Z hindert X an ihrem Unternehmen (Schwierigkeit=D).
  • X erreicht die gewünschte angenehme Situation (Situation 2=S2).

Solche Transformationen liegen letzten Endes auch der Werbung zu Grunde. Werbung beruht auf dem Versuch, ihren Empfänger gewinnorientiert zu Gunsten des Werbenden zu einer bestimmten ideologischen Haltung, einer bestimmten Handlung zu bewegen. Der Gewinn kann dabei durchaus immaterieller Art sein. Grundsätzlich soll der Empfänger von einem neutralen Ausgangszustand zu einem angenehmen Endzustand kommen, dessen Eintreten das beworbene semiotische Produkt verspricht. Werbung beruht so auf der persuasiven Umsetzung transformativer Narrationen mit Hilfe der Argumentationen.

Die Wirksamkeit von Argumentationen in Texten ist freilich in nicht geringem Maß abhängig von ihrer sprachlichen Formulierung. Der Sender von Argumentationen muss daher über eine möglichst fundierte Kenntnis der Grammatik der verwendeten Sprache verfügen. Von besonderer Bedeutung dürfte dabei die Beherrschung der Syntax sein, denn Texte sind grundsätzlich Gewebe aus Sätzen. Sätze bilden wir aus Wörtern. Wörter bilden im Verband Syntagmen (Nominalgruppen, Verbalgruppen), die auf unterschiedliche Weisen zusammengesetzt werden können. In der alltäglichen Kommunikation müssen Syntagmen miteinander kombiniert werden, um Sätze als kleinste selbstständige kommunikative Einheiten von Sprache zu bilden. Immer wieder begegnet uns die Notwendigkeit, Sachverhalte ökonomisch in einen Satz zu integrieren. Wir müssen daher Sätze miteinander verknüpfen. Teilsätze können dabei als Hauptsätze beigeordnet werden. Teilsätze können aber auch als Nebensätze Hauptsätzen untergeordnet werden. Die Junktion von Sätzen kodiert unterschiedliche Typen semantischer Verknüpfungen von Sachverhalten.

Zeichen in Kommunikaten können situationsabhängig auf vielfältige Weisen umgesetzt werden, um die Aufmerksamkeit ihres Empfängers zu erregen. Sie lassen sich in diesem Sinn pragmatisch gestalten. Pragmatik besteht grundsätzlich in der bewussten Veränderung der einfachstmöglichen formalen Darbietung des Kommunikats. Diese Veränderung geschieht in der Regel mit Hilfe von vier Operationen: Hinzufügung von Zeichen (Insertion), Weglassung von Zeichen (Deletion), Umstellung von Zeichen (Permutation), Ersetzung von Zeichen (Substitution). Mit Hilfe dieser Operationen entstehen in der Sprache markierte Strukturen von Sätzen. Die Ziele der Markierung sind Verfremdung, Verdichtung, Erklärung, Fokussierung. Die klare Sprache unseres Reiseführers weist einen sehr geringen Markierungsgrad auf. Wir lassen daher bewusst die Beobachtung der Pragmatik der Sprache in unserem Text unberücksichtigt.

2.3 Semantik

Kommunikate bestehen aus Einzelzeichen, die eine konventionell verständliche Bedeutung transportieren (Semantik). Die Erfassung der Semantik eines Kommunikats wird erreicht durch dessen Zerlegung in seine kleinsten Bestandteile (Analyse). Die kleinste selbstständige bedeutungstragende Einheit von Texten sind die Wörter. Auf semantischer Ebene liegen Wörtern Begriffe zu Grunde. Die Menge der Begriffe, die im menschlichen Gehirn gespeichert ist, ist unendlich, kann aber einzelnen Klassen zugeordnet werden (Metzeltin 2010:154-155):

  • Gegenstandsbegriffe
  • Eigenschaftsbegriffe
  • Raumbegriffe
  • Zeitbegriffe
  • Identifizierungsbegriffe
  • Quantifizierungsbegriffe
  • Wahrscheinlichkeitsbegriffe
  • Konnexionsbegriffe

Im Prozess des Denkens kombinieren wir Begriffe zu umfassenderen Konstrukten (Propositionen). Innerhalb von Propositionen erfüllen die verschiedenen Begriffsklassen bestimmte Funktionen, weshalb wir sie Funkteme nennen. Folgende Funkteme konstituieren eine idealtypische Proposition (Metzeltin 2010:158):

  • Gegenstandsbegriff → Träger (S)
  • Gegenstandsbegriff → Destinatär (D)
  • Eigenschaftsbegriff → Qualitem (Q)
  • Raumbegriff → Ortsangabe (L)
  • Zeitbegriff → Zeitangabe (T)
  • Identifizierungsbegriff → Identifizierungsangabe (i)
  • Quantifizierungsbegriff → Mengenangabe (m)
  • Wahrscheinlichkeitsbegriff → Wahrscheinlichkeitsangabe (%)

Die binäre Grundstruktur von Propositionen dürfte die Kombination <Träger + Qualitem> darstellen. Wir können diese Struktur als elementare Prädikation bezeichnen. Die Prädikation gibt den minimalen Bauplan von Propositionen wieder. Qualiteme können dabei Eigenschaften, Zustände, Handlungen, Prozesse sein. Propositionen bilden die semantische Grundlage von Sätzen.

Im Prozess der Kognition werden Propositionen verknüpft. Auf diese Weise dürfte das vernetzte Denken entstehen. Für die Verknüpfung von Propositionen benutzen wir Konnexionsbegriffe, die unterschiedliche Typen propositionaler Konnexionsverhältnisse repräsentieren. Folgende Konnexionsverhältnisse können bei der Verknüpfung von Propositionen auftreten (Metzeltin 2010:159-161 + Erweiterung Kral):

  • Akkumulation (ACCU): Unbestimmte Aneinanderreihung → P1 und P2
  • Tautologie (TAUT): Wiederholende Aneinanderreihung → P1 und P2
  • Determination (DETM): Nähere Bestimmung → P1 die P2
  • Lokativität (LOCA): Örtlicher Zusammenhang → P1 WO P2
  • Temporalität (TEMP): Zeitlicher Zusammenhang → P1 VOR P2, P1 GLEICHZEITIG MIT P2, P2 nach P1
  • Kontrast (CONT): Gegensatz → P1 ABER P2
  • Disjunktion (DISJ): Ausschließung → P1 ODER P2
  • Vergleich (COMP): Ähnlichkeit/Unterschied → P1 WIE P2 / P1 ANDERS ALS P2
  • Kausalität (CAUS): Ursache → P2 WEIL P1
  • Konsekutivität (CONS): Wirkung            → P1 DAHER P2
  • Finalität (FINA): Ziel → P1 DAMIT P2
  • Konditionalität (COND): Bedingung → P2 FALLS P1
  • Konzessivität (CONC): Hindernis → P2 TROTZ P1
  • Implikation (IMPL): Supposition → P2 VORAUSGESETZT P1

Durch Konnexionsverhältnisse verknüpfte Propositionen bilden Texturen, die als semantische Grundmuster den Texten zu Grunde liegen. In Texturen werden propositionale Sachverhalte (Personen, Eigenschaften, Zustände, Handlungen) sukzessiv in eine Chronotopie (Schauplatz, Zeitpunkt) eingebettet. Figuren, Eigenschaften, Zustände, Handlungen, Raum, Zeit bilden das minimale Szenario, das narrative Gerüst von Texten.
Das narrative Gerüst eines Textes kann auf unterschiedliche Weisen präsentiert werden. Folgende konstitutive Textelemente können durch narrative Strategien inszeniert werden:

  • Gattung (Epik, Dramatik, Lyrik, Textsorte)
  • Figuren (Namen, Beschreibung)
  • Kohärenz (Thema, Thematisierung)
  • Tempus (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Anachronie)
  • Erzählgeschwindigkeit (Erzählte Zeit, Erzählzeit, Raffung, Tempuswechsel)
  • Sequenzierung (Formale Abschnitte, Inhaltliche Disposition)
  • Erzählperspektive (Auktorialer Erzähler, Ich-Erzähler)
  • Verweis (Intertext, Paratext)

Da es sich bei unserem Reiseführer um einen eher deskriptiv ausgerichteten Text handelt, ist der Einsatz solcher narrativer Strategien in ihm von geringer Relevanz. Wir werden daher auch narratologische Fragen in unserer Untersuchung unberücksichtigt lassen.

2.4 Aussage

Urheber von Texten verfolgen beim Empfänger eine bestimmte Absicht. Diese Ansicht kann reine Unterhaltung sein. Meist versucht der Sender jedoch, den Empfänger dazu zu bringen, eine bestimmte ideologische Haltung anzunehmen, eine bestimmte Handlung auszuführen (Aussage). Das Ziel ist Überredung. Texte weisen daher immer wieder argumentative Strukturen auf.

Argumentationen beruhen auf der Dynamik des willentlichen Übergangs von der Intention zur Transformation durch Handlung. Entscheidend für ihre semantische Umsetzung dürften die kausalen Zusammenhänge zwischen den Propositionen sein. Kausalität besteht im Verhältnis zwischen Ursache/Grund und Folge/Wirkung, denen ein Ziel zu Grunde liegen kann. Sie basiert auf einer Denkstruktur <Weil eine Situation 1 gegeben ist, ist eine Situation 2 gegeben>. Daraus folgt allgemeiner: <(Ursache → Kausalität) Weil eine Person X ein bestimmtes Ziel erreichen möchte (Intention → Finalität), ist/handelt die Person X auf eine bestimmte Weise (Folge → Konsekutivität). Der Stärkung der Argumentation dient die Einfügung von Determinationen, Kontrasten, Vergleichen, Bedingungen, Hindernissen.

Argumentationen bestehen aus allgemeinen Aussagen, Exemplifikationen, einer Empfehlung des Senders an den Empfänger, der Befolgung der Empfehlung durch den Empfänger. Ihre Makrostruktur lässt sich folgendermaßen zusammenstellen (Frank/Meidl in Metzeltin 2006:170-171):

  • Wenn eine Person X auf eine bestimmte Weise ist/handelt, dann wird X sich in einer angenehmen Situation befinden.
  • Wenn X nicht auf die bestimmte Weise ist/handelt, dann wird X sich nicht in einer angenehmen Situation befinden.
  • Eine Person A ist/handelt auf die bestimmte Weise.
  • A erreicht eine angenehme Situation.
  • Eine Person B ist/handelt nicht auf die bestimmte Weise.
  • B begibt sich in eine unangenehme Situation.
  • Der Sender nimmt an, dass der Empfänger eine angenehme Situation erreichen möchte.
  • Der Sender empfiehlt dem Empfänger, auf die bestimmte Weise zu sein/zu handeln.
  • Der Empfänger ist/handelt auf die bestimmte Weise.
  • Der Empfänger erreicht eine angenehme Situation.

Argumentationen dürften besonders wirksam sein in didaktisierenden Texten, in denen sie explizit als Moral formuliert werden können. Generell dürften sie aber implizit vielen jener semiotischen Produkte zu Grunde liegen, die nicht ausschließlich nach dem Prinzip der Kunst um der Kunst willen produziert werden.

Textrezeption durch einen Empfänger besteht in der Erkenntnis der Aussage des Textes. Diese Aussage muss der Empfänger mit Hilfe der Aufstellung von Hypothesen auffinden (Interpretation). Unerlässlich ist dafür die Vergegenwärtigung jener außertextuellen Wirklichkeit, die am Entstehungsort zum Entstehungszeitpunkt des Textes vorherrscht. Die Kontextualisierung von Texten umfasst folgende Eckdaten:

  • Soziopolitische Lage zum Entstehungszeitpunkt
  • Biographische Daten zum Sender (Namen, Alter, Aussehen, Genealogie, Sozialstatus, Physische Fähigkeiten, Geistige Fähigkeiten, Ideologie, Moralische Eigenschaften, Wohnort)
  • Umstände der Textproduktion
  • Umstände der Textdistribution
  • Ermittlung des intendierten Empfängers
  • Beschreibung des intendierten Empfängers (Namen, Alter, Aussehen, Genealogie, Sozialstatus, Physische Fähigkeiten, Geistige Fähigkeiten, Ideologie, Moralische Eigenschaften, Wohnort)
  • Rekonstruktion der Textrezeption
  • Rekonstruktion der Textwirkung

Bedeutend für die Interpretation von Texten ist die Beantwortung der Frage, für welchen Empfänger der Text produziert wird (Relevanz). Empfänger können Individuen, Gruppen, Völker, Organisationen sein. Relevanz kann ortsgebunden, zeitgebunden, empfängergebunden, universal sein. Die Wirksamkeit von Texten wird in jedem Fall gesteigert durch eine möglichst genaue Kenntnis des Empfängers.
In unserem Beitrag werden wir die Semantik unseres Reiseführers einerseits, seine Aussage mit ihrer Relevanz andererseits zum Nachweis der in ihm enthaltenen Werbestrategien für die Stadt Paris untersuchen. Dabei beschränken wir uns bewusst auf die kurzen diskursiven Einleitungen zu jenen thematischen Kapiteln, die im Text den aktiven Besuch bestimmter Schauplätze propagieren (Kapitel 5, 6, 7, 8, 9, 10).

 

3. Analyse: Die Gestaltung des Reiseführers

Die inhaltliche Disposition der Darstellung des Zeichensystems von Paris im Reiseführer von Paul Joanne können wir wie folgt wiedergeben:

  • Anfahrt, Hinweise
  • Bevölkerung, Klima
  • Ursprung, Entwicklung
  • Ansicht, Orientierung, Zeitvertreib, Sehenswürdigkeiten
  • Öffentliche Wege, Historische Gebäude, Monumente, Inschriften
  • Gärten, Parks
  • Religiöse Gebäude
  • Zivile Gebäude
  • Museen, Sammlungen
  • Theater
  • Sport
  • Kanäle, Friedhöfe

Diesem Schema folgen wir in der semantischen Untersuchung des Textes, der wir propositionale Konstrukte als Analyseeinheiten zu Grunde legen. Dabei wandeln wir die komplexen in einfache Sätze um. Auf diese Weise erreichen wir die Feststellung jener Eigenschaften, die den einzelnen Elementen des Systems der Stadt Paris von Paul Joanne zugewiesen werden.

Kapitel V: Gärten, Parks

  • Die Tuilerien sind einer der meistbesuchten Gärten.
  • Der Jardin du Luxembourg ist einer der meistbesuchten Gärten.
  • Der Jardin des Plantes ist einer der meistbesuchten Gärten.
  • Die Tuilerien sind ein schöner Garten.
  • Der Jardin du Luxembourg ist ein schöner Garten.
  • Der Jardin des Plantes ist ein schöner Garten.
  • Der Jardin du Luxembourg ist der schönste Garten.
  • Der Parc des Buttes-Chaumont ist sehr pittoresk.
  • Der Parc des Buttes-Chaumont verdient einen Besuch.
  • Die Champs-Elysées haben einzigartige Spazierwege.
  • Die Avenue du Bois de Boulogne hat einzigartige Spazierwege.
  • Der Bois de Boulogne hat einzigartige Spazierwege.
  • Der Botanische Garten hat einzigartige Spazierwege.
  • Der Bois de Vincennes verdient einen Besuch.

Kapitel VI: Religiöse Gebäude

  • Paris besitzt viele Kirchen.
  • Paris besitzt viele Kapellen.
  • Einige Kirchen haben Bedeutung.
  • Einige Kapellen haben Bedeutung.
  • Einige Kirchen sind sehenswert.
  • Einige Kirchen haben eine bedeutende Architektur.
  • Einige Kirchen beherbergen bedeutende Kunstwerke.
  • Der Temple de l‘Oratoire verdient einen Besuch.
  • Die Eglise des Billettes verdient einen Besuch.
  • Der Temple de Sainte-Marie verdient einen Besuch.

Kapitel VII: Zivile Gebäude

  • Der Leser wird den Louvre besuchen.
  • Der Leser wird den Panthéon besuchen.
  • Der Leser wird die Invalides besuchen.
  • Der Leser wird den Justizpalast besuchen.
  • Der Leser wird das Hôtel de Ville besuchen.
  • Der Leser wird den Senatspalast besuchen, wenn die Abgeordneten nicht tagen.
  • Der Leser wird die Abgeordnetenkammer besuchen, wenn die Abgeordneten nicht tagen.
  • Der Palais du Trocadéro beherbergt das Museum für Vergleichende Skulptur.
  • Das Museum für Vergleichende Skulptur ist sehr interessant.
  • Der Palais du Trocadéro beherbergt das Museum für Völkerkunde.

Kapitel VIII: Museen, Bibliotheken

  • Alle Fremden besuchen den Louvre.
  • Alle Fremden besuchen das Musée du Luxembourg.
  • Alle Fremden besuchen das Musée de Cluny.
  • Paris besitzt viele interessante Museen.
  • Das Museum für Vergleichende Skulptur ist interessant.
  • Das Historische Museum der Stadt Paris ist interessant.
  • Das Museum für Religionen ist interessant.
  • Das Museum für Schöne Künste ist interessant.
  • Die Nationalbibliothek ist interessant.
  • Das Nationalarchiv ist interessant.
  • Das Gobelin-Museum ist interessant.
  • Das Konservatorium ist interessant.
  • Das Naturhistorische Museum ist interessant.
  • Das Münzmuseum ist interessant.
  • Das Artilleriemuseum ist interessant.
  • Das Armeemuseum ist interessant.

Kapitel IX: Theater

  • Das Theater ist eine der wichtigsten Arten der Zerstreuung.
  • Paris besitzt mehr Theater als alle anderen Hauptstädte der Welt.
  • Die Café-Concerts sind erfolgreich.
  • Die Café-Concerts haben moderate Preise.

Kapitel X: Sport

  • Paris ist ein außergewöhnlich bedeutendes Zentrum des Sports.
  • Paris bietet sportlichen Amateuren einzigartige Möglichkeiten.
  • Paris bietet professionellen Sportlern einzigartige Möglichkeiten.
  • In Paris fehlen Sportmöglichkeiten nicht.

Die so herausgefilterten Eigenschaften geben zunächst eine rein deskriptive Erfassung der Stadt Paris mit ihren Merkmalen wieder. Auf welche Weise sich diese Beschreibungen für argumentativ orientierte Reisewerbung nutzbar machen lassen, werden wir im Folgenden deutlich machen.

 

4. Interpretation: Die Werbung des Reiseführers

Auf Grund unserer Analyse der relevanten Sätze können wir abstrahierend folgende bedeutungsimmanent positiv wertenden Eigenschaften der Stadt Paris aus dem Text herausfiltern:

  • Paris besitzt vielbesuchte, schöne, pittoreske Parks.
  • Paris besitzt einzigartige Spazierwege.
  • Paris besitzt viele bedeutende Kirchen/Kapellen mit bedeutender Architektur/Kunstwerken.
  • Paris besitzt viele interessante Museen.
  • Paris besitzt viele Theater.
  • Paris besitzt erfolgreiche, preiswerte Kaffeehäuser/Konzerthäuser.
  • Paris ist ein bedeutendes Zentrum des Sports.
  • Paris bietet allen Menschen einzigartige Sportmöglichkeiten.

Die Zuweisung positiver Eigenschaften an die Stadt Paris mag an sich bereits als explizite Werbung für den Besuch verstanden werden. Implizit persuasiven Gehalt besitzen folgende Propositionen, die der Verfasser in indikativem Modus im Futur einerseits, mit Hilfe eines allgemeinen Quantors andererseits formuliert:

  • Der Leser wird den Louvre besuchen.
  • Der Leser wird den Panthéon besuchen.
  • Der Leser wird die Invalides besuchen.
  • Der Leser wird den Justizpalast besuchen.
  • Der Leser wird das Hôtel de Ville besuchen.
  • Der Leser wird den Senatspalast besuchen, wenn die Abgeordneten nicht tagen.
  • Der Leser wird die Abgeordnetenkammer besuchen, wenn die Abgeordneten nicht tagen.
  • Alle Fremden besuchen den Louvre.
  • Alle Fremden besuchen das Musée du Luxembourg.
  • Alle Fremden besuchen das Musée de Cluny.

Ebenso implizit werbend sind folgende Formulierungen:

  • Der Parc des Buttes-Chaumont verdient einen Besuch.
  • Der Bois de Vincennes verdient einen Besuch.
  • Einige Kirchen sind sehenswert.
  • Der Temple de l‘Oratoire verdient einen Besuch.
  • Die Eglise des Billettes verdient einen Besuch.
  • Der Temple de Sainte-Marie verdient einen Besuch.

Sie lassen sich unter Grundlegung der propositionalen Struktur darstellen als perspektivierende Sachverhalte des Typs <Paul Joanne meint: Der Leser soll den Schauplatz besuchen/ansehen>. Wir können sie so als implizite Aufforderungen werten.

Alle anderen auffindbaren Werbestrategien sind auf Grund ihrer nicht idealtypischen Formulierung als Aufforderungen nur mittelbar an Hand der propositionalen Konnexionsverhältnisse erkennbar. Wir können die für die Argumentationen in besonderem Maß relevanten kausalen Verknüpfungen wie folgt aufschlüsseln:

  • [CAUS] Der Parc des Buttes-Chaumont ist pittoresk. → [CONS] Der Leser soll den Parc des Buttes-Chaumont besuchen.
  • [CAUS] Einige Kirchen sind von bedeutender Architektur. → [CONS] Der Leser soll diese Kirchen ansehen.
  • [CAUS] Einige Kirchen beherbergen bedeutende Kunstwerke. → [CONS] Der Leser soll diese Kirchen ansehen.
  • [CAUS] Der Palais du Trocadéro beherbergt das Skulpturenmuseum. → [CONS] Der Palais du Trocadéro ist sehr interessant.
  • [CAUS] Der Palais du Trocadéro beherbergt das Museum für Völkerkunde. → [CONS] Der Palais du Trocadéro ist sehr interessant.
  • [CAUS] Die Konzerthäuser haben moderate Preise. → [CONS] Die Konzerthäuser sind erfolgreich.

Die Werbestrategie Paul Joannes besteht hauptsächlich darin, mit Hilfe der Einfügung positiv konnotierter Grundeigenschaften in kausale Zusammenhänge unter Angabe des eigenen Blickwinkels implizit Interesse an der Stadt Paris zu wecken. Gemeinsam mit den expliziten Aufforderungen zum Besuch der hervorgehobenen Schauplätze ergibt sich so eine kohärente Gesamtargumentation. Zu Grunde liegt ihr der Grundgedanke aller werbenden Argumentationen:

  • Wenn der Leser Paris besucht, dann wird er sich in einer angenehmen Situation befinden.
  • Wenn der Leser Paris nicht besucht, dann wird er sich nicht in einer angenehmen Situation befinden.
  • Paul Joanne nimmt an, dass der Leser eine angenehme Situation erreichen möchte.
  • Paul Joanne empfiehlt dem Leser, Paris zu besuchen.

Unsere Hypothese wird bestätigt durch die Erläuterung der Herstellungsabsicht der Guides Joanne im Sammelwerk Les lieux de mémoire (Nordman in Nora 1997:1042):

Le Guide-Joanne se propose d’instruire et de séduire. Instruire et séduire le lecteur qui prépare son voyage, qui a pris place dans le train et voit défiler les villes et leurs gares, qui peut se rappeler, longtemps après, grâce à un volume annoté par lui-même, les lieux visités.

Das Ziel der Guides Joanne ist demnach explizit die Belehrung ihrer Leser über ein bestimmtes Land. Andererseits sollen Reisewillige dazu verführt werden, die beschriebenen Regionen zu besuchen. Dabei sollen möglichst viele Menschen angesprochen werden. Bewusst richten sich die Guides Joanne daher grundsätzlich an Personen aller sozialen Schichten.

 

5. Synthese

Gemeinsam mit der Entwicklung der kapitalistisch orientierten Warenwirtschaft entsteht allmählich die Werbung. Die zu bewerbenden Produkte können dabei ganz unterschiedlicher Natur sein. Seit dem Beginn des Zeitalters fortschreitender technischer Mobilität gegen Ende des 19. Jahrhunderts gewinnt die Propagierung von Reisen, damit von Ländern, in der Werbung an Bedeutung. Der von uns untersuchte Reiseführer über Paris legt davon Zeugnis ab.

Bereits früh scheint man zu erkennen, dass Werbung mit Hilfe unterschiedlicher Medien explizit umgesetzt werden kann. Sie ist dann vom Empfänger sogleich als solche an Hand formaler Auffälligkeiten identifizierbar. Subtiler, mittelbarer, aber nicht weniger wirksam ist die implizite Einfügung von Argumentationen in die formale Struktur. Diese ist dem Sender möglich mit Hilfe der Kenntnis, dem Empfänger mit Hilfe der Analyse medialer Strukturen. In der Werbung dürften Argumentationen so auf zwei unterschiedlichen Ebenen wirksam werden. Nicht zuletzt deshalb kann die Werbung als argumentatives Medium par excellence gewertet werden. Wie man dieses Medium modellhaft mit seiner Gesamtargumentation untersuchen kann, haben wir im vorliegenden Beitrag an Hand der Möglichkeiten seiner sprachlichen Gestaltung aufzuzeigen versucht.

 

6. Literatur:

  • Amossy, Ruth (2010). L’argumentation dans le discours. Paris: Colin
  • Anscombre, Jean-Claude & Oswald Ducrot (1997). L’argumentation dans la langue. Liège: Mardaga
  • Caspers, Markus (2009). Schnellkurs Werbung. Köln: Dumont
  • Duby, Georges & Guy Lobrichon (eds.) (2008). L’histoire de Paris par la peinture. Paris: Citadelles
  • Eisenkolb, Yvonne (2007). Schnellkurs Medien. Köln: Dumont
  • Haerdtl, Heinrich (2007). Verborgene Netze. Analogien in unseren Ausdrucksformen. Wien: Böhlau
  • Higonnet, Patrice (2002). Paris. Capital of the World. Cambridge: Harvard University Press
  • Joanne, Paul (1901). Paris. Paris: Hachette
  • Jones, Colin (2006). Paris. Biography of a City. London: Penguin
  • Kerlen, Dietrich (2003). Einführung in die Medienkunde. Stuttgart: Reclam
  • Löbner, Sebastian (2003). Semantik. Eine Einführung. Berlin: De Gruyter
  • Lüsebrink, Hans-Jürgen (2003). Einführung in die Landeskunde Frankreichs. Wirtschaft, Gesellschaft, Staat, Kultur, Mentalitäten. Stuttgart: Metzler
  • Lyons, John (1977). Semantics. Cambridge: CUP
  • Metzeltin, Michael & Margit Thir (1998). Erzählgenese. Ein Essai über Ursprung und Entwicklung der Textualität. Wien: Drei Eidechsen
  • Metzeltin, Michael (2000). Nationalstaatlichkeit und Identität. Ein Essay über die Erfindung von Nationalstaaten. Wien: Drei Eidechsen
  • Metzeltin, Michael (ed.) (2006). Diskurs, Text, Sprache. Eine methodenorientierte Einführung in die Sprachwissenschaft für Romanistinnen und Romanisten. Wien: Praesens
  • Metzeltin, Michael (2010). Erklärende Grammatik der romanischen Sprachen. Satzkonstruktion und Satzinterpretation. Wien: Praesens
  • Meyer, Bernard (2002). Maitriser l’argumentation. Paris: Colin
  • Nora, Pierre (ed.) (1997). Les lieux de mémoire. La République, La Nation, Les France. Paris: Gallimard
  • Nöth, Winfried (2000). Handbuch der Semiotik. Stuttgart: Metzler
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  • Robb, Graham (2010). Une histoire de Paris par ceux qui l’ont fait. Paris: Flammarion
  • Schrattenecker, Gertraud & Günter Schweiger (2009). Werbung. Eine Einführung. Stuttgart: Lucius & Lucius
  • Willms, Johannes (2000). Paris. Hauptstadt Europas, 1800–1914. München: Beck

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For quotation purposes:
Pia Kral | Sonja Kral: Argumentative Darstellung der Stadt Paris (1900).Das Beispiel eines Reiseführers als Werbung –
In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 18/2011.
WWW: www.inst.at/trans/18Nr/II-1/kral18.htm

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