Dr. Dilek Altinkaya Nergis
Ege Universität, Izmir
„The language of Europe is translation“ i
Umberto Eco
Abstract:
Die Möglichkeiten interantionaler Verständigung einander ehemals fremder Kulturen, erscheint heute erst mittels “Übersetzungen” potentiell lösbar zu sein. Und die damit verbundene, immer mehr zunehmende Notwendigkeit einer hochwertigen Berufsausbildung von Verständigungs-Mittlern, also den Übersetzern ist auf der ganzen Welt immer weiter spürbar und nicht länger abzustreiten.
Die vorliegende Untersuchung möchte in Anlehnung an den Grundgedanken der geplanten Konferenz, die mögliche Rolle der Universitäten in Hinsicht auf die Heranführung und Beschäftigung von Jugendlichen im Bereich der literarischen Übersetzung und deren zukünftigen Nutzen am Beispiel der Übersetzer und Dolmetscherausbildung an der Ege Universität, an der ich als Lehrbeauftragte tätig bin, besprechen und konkretisieren.
Es soll im folgenden versucht werden, innerhalb eines an meiner Institution geplanten Übersetzerzentrums, mittels diverser Initiativen eine Kooperation mit verschiedenen Schulen der Mittelstufe ins Leben zu rufen, hierbei vielleicht die Berufsverbände literarischer Übersetzer miteinzubeziehen, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Kenntnisse weiterzugeben und auf diese Weise die nötige Zusammenarbeit von Praxisbereich und Bildungsbereich zu fördern.
In diesem Sinne könnten die Heranführung und Beschäftigung Jugendlicher ab der Mittelstufe auf der Basis der bereits bestehende Formen der Weiterbildung für professionelle Literaturübersetzer weiterentwickelt werden, wie z.B. indem verschiedene Workshop- und Mentoring-Programme und Einführungsseminare den Jugendlichen als Orientierungsbeispiele dienen könnten. Diesbezüglich soll auf die Priorität der Gründung eines Übersetzerzentrums verwiesen werden.
EINLEITUNG:
In einer seiner viel rezitiereten Rede behauptete Umberto Eco bereits 1993 “Die Übersetzung ist die Sprache Europas“ii. Ich möchte heute im Rahmen dieses Symposiums sogar einen Schritt weiter ausholen und unterstellen, dass die Übersetzung nicht nur mehr die Sprache Europas darstellt, sondern in unsererm globalisierten und hoch technisiert vernetzten Zeitalter bereits zur Sprache der Welt geworden ist. Allen voran Google-Translate sowie unzählige Übersetzungsmotoren und Online-Wörterbücher ermöglichen es dem allgemeingebildeten Otto-Normalverbraucher nunmehr sich fundamentale und fachliche Kenntnisse aus sonst fremdsprachigem Material zugänglich zu machen. Was allerdings die Feinarbeit, das Sprachgefühl und die kulturelle Kompetenz anbelangt, so versagen m.E. diese maschinell gefertigten Übersetzungen, die in jegliche erwünschte Zielsprachen per Knopfdruck getätigt werden können, eindeutig gegenüber professionellen Humanübersetzern, da sie nicht zwischen den “Zeilen lesen können”, wie es insbesondere für die literarische Übersetzung von grosser Bedeutung ist. Denn diese maschinellen Übersetzungsmotoren oder die entsprechende Software, so verfeinert sie auch arbeiten mögen, können noch immer keine mehrdeutigen Wörter oder grammatische Strukturen erfassen wie die Doppeldeutigkeit des Begriffs „Bank“, als Institut oder Sitzgelegenheit oder auch des Begriffs „einstellen“ im Sinne von justieren versus einen Arbeitsvertrag eingehen, um nur einige Beispiele zu nennen. Derartige Systeme benötigen demzufolge oft intensive Pflege in puncto Fachvokabular, aber auch dann übersetzen sie weiterhin nur Wörter, scheitern meist bei längeren Sätzen und arbeiten unpräzise. Ganz zu schweigen von der Übersetzung literarischer Werke, wie es im Rahmen dieser Untersuchung ausschlaggebend ist.
Es wird mittlerweile auch allgemein anerkannt, dass das literarische Übersetzen die komplexeste Form des Übersetzens darstellt, da ein literarisches Werk so übersetzt werden muss, dass es in der Zielsprache wie ein Original wirkt, wie es auch Stolze bemerkt:
“Die Aufgabe der Übersetzer besteht also pragmatisch darin, das Unbestimmte, Offene, Polyvalente im Originaltext für die Deutungserfahrung des Lesers der Übersetzung zu bewahren […] Dabei handelt es sich allerdings nur um die Darstellung einer nachgestalteten Erfahrung, da der Autor des Originals seine persönlichen Erfahrungen in sein literarisches Werk einbringt […] Das Problem der literarischen Übersetzung besteht nun darin, dass die Übersetzer oftmals Textstellen, die ihnen zu abstrakt sind, vereinfachen und ihre persönlichen Interpretationen mit sachlichen und klaren Worten ausdrücken, so dass es wie ein distanzierter Bericht klingt und kein persönliches Ergriffensein mehr zu erkennen ist”iii
Das literarische Übersetzen ist somit eine komplexe intellektuelle Aktivität, die fundierte Kenntnisse von Ausgangs- und Zielsprache erfordert. Darüber hinaus erfordert sie Kenntnisse der literarischen und kulturellen Systeme der jeweiligen Sprachen, in die sich das zu übersetzende Werk einschreibt. Und es erfordert Übersetzungstechniken, die nur für das literarische Übersetzen gelten. Schriftstellerisches Talent kann vielleicht nicht gelehrt werden, aber die erwähnten Kenntnisse kann man sich in eigens für Literaturübersetzer geschaffenen Strukturen aneignen. Die Notwendigkeit einer hochwertigen Berufsausbildung von Literaturübersetzern ist auf der ganzen Welt unabstreitbar nötig und leider noch nicht zureichend professionalisiert.
Auch wenn man dagegen halten könnte, dass die Vorherrschaft des Englischen den literarischen Austausch auf der ganzen Welt bedroht und unlängst den Platz der klassischen “Lingua Franca”, eingenommen hat, da sie sich in der Verwaltungssprache durchgesetzt hat, so nimmt das literarische Übersetzen unverkennbar eine Sonder-Stellung ein und bleibt davon unberührt. Denn hier kommt es nicht nur auf den maschinell ausführbaren Wörter-Transfer an, sondern es müssen die Geschichten und Legenden von einer Kultur in die andere transportiert werden, was dem Übersetzer geistige Kreativität abverlangt, die für keine Maschine oder Software überwindbar ist – wie es jedenfalls bis heute und wahrscheinlich auch in nächster Zukunft noch nicht sein wird.
Man könnte sogar davon ausgehen, dass das Bewusstsein für die Wichtigkeit literarischer Übersetzungen beständig wächst. Schliesslich erscheint auch die Möglichkeit interantionaler Verständigung einander ehemals fremder Kulturen, heute erst mittels literarischer “Übersetzungen” potentiell lösbar zu sein. Denn die Hürden der Verständigung zwischen den einander fremdsprachlichen Nationen und Kulturen können mittels ihrer Übersetzung ganz unauffällig und mit Leichtigkeit die grössten Grenzen überschreiten. Welche Bedeutung literarischer Übersetzung heute zukommt, wird auch aus Hansens folgenden Worten deutlich:
“Das [Übersetzen] gibt uns Zugang zu anderen Kulturen, deren Denken, deren Identitäten. Gerade heute, da sich eine Neigung zur Abschottung, zur nationalen (und damit auch sprachlichen) Isolation Bahn zu brechen droht, ist es von großer Bedeutung, dass wir die Möglichkeit erhalten, die und das Fremde zu erleben, zu durchdringen, zu verstehen – die Literatur anderer Welten ins Deutsche zu übertragen ist ein wesentlicher Beitrag, die Voraussetzungen für eine solche Durchdringung, für ein solches Verständnis zu schaffen. Übersetzung ist Völkerverständigung – ihre Bedeutung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.”iv
Zahlreiche Veränderungen in der Welt hängen m.E. sogar von literarischer Übersetzung ab. Und die damit verbundene, immer mehr zunehmende Notwendigkeit einer hochwertigen Berufsausbildung von Verständigungs-Mittlern, also den literarischen Übersetzern ist auf der ganzen Welt immer weiter spürbar und nicht länger abzustreiten. Deshalb sind vorallem die literarischen Übersetzer so wichtig und werden in der heutigen Welt trotz “Google Translate” immer dringernder und vermehrt gebraucht.
Doch die Bedingungen, unter denen die literarischen Übersetzer ausgebildet werden und die literarischen Übersetzungen entstehen, sind vom Ideal noch weit entfernt, und auch hinsichtlich der Lage literarischer Übersetzer gibt es noch viel zu tun. Vorallem auch deshalb, da die Ausbildung literarischer Übersetzer nicht mit dem Erwerb des Abschlussdiploms endet. Auch nach dem Einstieg ins Berufsleben sind weitere Professionalisierungsmaßnahmen und lebenslanges Lernen erforderlich, wofür nach dem Einstieg in die Berufspraxis meist Zeit und Budget fehlen, vorallem für berufliche Freelancer, die oftmals mit existentielleren Problemen zu kämpfen haben.
Die vorliegende Untersuchung möchte in Anlehnung an den Grundgedanken der heutigen Tagung, die mögliche Rolle der Universitäten in Hinsicht auf die Heranführung und Beschäftigung von Jugendlichen im Bereich der literarischen Übersetzung und deren zukünftigen Nutzen am Beispiel der Übersetzer und Dolmetscherausbildung an der Ege Universität in Izmir, der Türkei, an der ich als Lehrbeauftragte tätig bin, besprechen und konkretisieren.
HAUPTTEIL:
Es soll im Folgenden im Rahmen dieser Tagung versucht werden, innerhalb eines an meiner Institution geplanten Übersetzerzentrums das Potential der literarischen Übersetzung als universitäre Herausforderung der Heranführung und Beschäftigung von Jugendlichen darzustellen. Der Grund für die Notwendigkeit einer literarischen Übersetzer-Spezialisierung innerhalb eines Übersetzerzentrums liegt in meinen bisherigen langjährigen Erfahrungen in meiner Tätigkeit als Hochschullehrerin im Fachbereich für Übersetzen und Dolmetschen. Denn m.E. fehlt es den meisten Studierenden im Grunde im Fachbereich für Übersetzen und Dolmetschen an meinem Institut, meinen Beobachtungen zufolge an den Erfahrungen des literarischen Übersetzens. Der Grund dafür liegt darin, dass sich der Schwerpunkt unseres Curriculum für das ÜbersetzerInnenstudium besonders auf die Sprachkompetenz und Fachübersetzungen konzentriert und anschliessend einen allgemeinen Abschluss für das Studium anbietet. An dieser Stelle muss allerdings noch erwähnt werden, dass über Aufbau und Inhalt von Studiengängen für literarisches Übersetzen kein Minimalkonsens besteht. Laut einer vom CEATL angefertigten Untersuchung bestehen drei Formen des literarischen Lehrens in den internationalen universitären Studiengängen:
“ – In diversen Ländern gibt es Studiengänge, die sich teilweise auf das literarische Übersetzen konzentrieren und einen allgemeinen Abschluss in Übersetzen anbieten;
– In den meisten Ländern ist die Ausbildung literarischer Übersetzer ein Modul oder eine Option innerhalb linguistischer, philologischer oder sprach- und literaturwissenschaftlicher Studiengänge;
– In manchen Ländern gibt es überhaupt keine akademischen Studiengänge für das literarische Übersetzen.”v
Ebenso wenig gibt es Standards für Kompetenzen im literarischen Übersetzen, ob für Studierende oder Graduierte. Auch die Profile der DozentInnen an den Studiengängen für Literaturübersetzer unterscheiden sich mehr oder weniger massiv und beruhen oft auf traditionellen Disziplinen wie Linguistik, Literaturwissenschaft und Philologievi, nicht aber auf dem Literaturübersetzen selbst, wie es auch bei mir und meinen FachkollegInnen der Fall ist.
Das “literarische Übersetzen” als eigenständige Lehrveranstaltung wird bei uns an der Ege Universität, im Fachbereich für Übersetzen und Dolmetschen obligatorisch zwei Semester lang als ein Wahlpflichfach angeboten. Zwar gibt es in unserem Curriculum auch die Wahlfächer für “Theaterübersetzung” und “Lyrische Übersetzung”, aber diese werden nicht aktiv gelehrt und bestehen nur weiterhin auf dem Papier fort, da es leider momentan an ausgebildetem Personal und den entsprechenden Räumlichkeiten an meinem Institut fehlt. Aber neben diesen Schwächen unseres Fachbereiches konzentriert sich unser Studium neben den theoretischen Grundlagenkentnissen von vorneherein eher auf die kommerziel lukrativeneren Bereiche der Fachübersetzungen wie beispielsweise diverse Rechtsübersetzungen, Wirtschaftsübersetzungen und das mündliche Übersetzen. Aber auch in unserem Masterstudiengang werden keine entsprechenden Lehrveranstaltungen für die Spezialisierung auf dem Fachgebiet der literarischen Übersetzung angeboten.
Und mit diesem 2 Semester lang in jeweils 14 (bzw. insgesamt 28) Unterrichtseinheiten umfassenden Seminaren zu jeweils 3 mal 45 Minuten langem, mit 3 ECTS-Punkten und bis zu 30 StudentInnen “erlernten” literairischen Übersetzungswissen als Basiskompetenz mit Theorie und Praxisanwendungen absolvieren unsere StudentInnen und sollen oder bzw. wollen sich vielleicht als literarische Übersetzer auf dem Literaturmarkt etablieren und anschliessend bei renommierten Verlagen bewerben. Häufig muss dieses Anliegen scheitern, da bekannte Verlage, Übersetzerfonds und –stiftungen wiederrum zumeist nach erfahrenen ÜbersetzerInnen suchen, die bereits Verlagsverträge erworben haben und Praxiserfahrung aufweisen können. An dieser Stelle schlagen unsere StudentInnen in ihrer Übersetzungskarriere trotz guter sprachlicher Qualifikationen und gutem Abschluss oftmals fehl. Das Bedauernswerte ist das somit auch das Engagement und die Motivation der Studierenden damit abfällt.
Um dem Abhilfe leisten zu können und unseren StudentInnen die nötigen Qualifikationen und Praxiserfahrungen für ihr Curriculum Vitae zu beschaffen, aber auch damit sie mit professionellen Übersetzern konkurrieren können, soll das bereits angesprochene und angstrebte Übersetzerzentrum der Ege Universität (im Folgenden wird es als EÜZ abgekürzt und benannt) dienen. Ganz in diesem Sinne soll ein Fundament geschaffen werden, auf dessen Grundlage zahlreiche Akteure und ein breitgefächertes Fachwissen zusammengebracht wird und dabei ein neuer Dialog eingeleitet wird. Somit soll ÜbersetzerInnen und akademischen KollegenInnen aus der ganzen Welt somit ein Forum bereitgestellt werden, mittels dem sie ihre praktischen aber auch theoretischen Erfahrungen mit den Jugendlichen teilen können um bereichsspezifische Probleme und Erfordernisse diskutieren zu können. Es sollen Themen behandelt werden, die sich mit der Ausbildung und Weiterbildung literarischer Übersetzer beschäftigt, wichtige Themen wie das Copyright, Verlagspolitik und Urheberrechte anschneidet, die kulturelle Situation und Sichtbarkeit literarischer Über-setzung und den Markt erforscht.
Schliesslich werden literarische ÜbersetzerInnen obwohl ihre urheberrechtliche Leistungen juristisch längst anerkannt werden noch immer nicht konsequent auf Buchcovern genannt, sondern man muss erst im Buchinneren nach ihnen suchen und eine Biographie oder Kenntnisse über sie fehlen zumeist gänzlich. Und auch wenn die Bedeutung ihrer Arbeit inzwischen besser verstanden wird, werden sie doch als Person noch immer nicht angemessen gewürdigt. Alldem und vorallem eine Imagearbeit am Berufsbild der literarischen ÜbersetzerInnen ist dringend nötig, die im EÜZ eingeleitet werden sollen.
Weitere wichtige Bereiche, auf die im EÜZ neben der Ausbildung und dem Training von literarischen ÜbersetzerInnen eingegenagen werden soll, sind die Themen der Medien und Literaturkritik, die beinahe als „Stieftocher“vii der Übersetzungswissenschaft betrachtet werden. Denn die Übersetzungskritik literarischer Werke, die selbst auf dem internationalen Literaturmarkt bis heute noch immer keinen angemessenen Stellenwert gefunden hat, soll im EÜZ, dem Übersetzerzentrum der Ege Universität, ein wohlverdienter Platz eingeräumt werden.
Als Verfahrensweise wird vom EÜZ empfohlen die Praxis und die Kunst des Literaturübersetzens an Mittelschulen und weiterführenden Schulen zu fördern. Die Ausbildung mit hoher schöpferischer Qualitätsarbeit beinhaltet immer zwei untrennbare Komponenten: das Talent, das dem Schöpfer gegeben ist, und das Know-how, das er erwirbt. Das Know-how speist sich gleichermaßen aus den theoretischen Überlegungen, die sich mit der Zeit angesammelt haben, und der aus handwerklicher Tradition bestehenden Praxis. Die Theorie kann gelehrt werden, die Praxis wird vermittelt. Deshalb verdient es der komplexe Vorgang des literarischen Übersetzens, analysiert und in eine adäquate Ausbildung für talentierte Lernende umgesetzt zu werden. Weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene besteht Konsens über die Konzeption einer solchen Ausbildung. viii
SCHLUSSFOLGERUNGEN:
Abschliessend wollen wir natürlich nicht behaupten, die Pionieere auf diesem Gebiet der Übersetzerausbildung zu sein. Gewiss gibt es bereits zahlreiche Initiativen, die sich mit literarischer Übersetzung beschäftigen, Organisationen wie CEATL (Rat der europäischen Literaturübersetzerverbände), Literature Across Frontiers, Traduki, das flämisch-niederländische Expertisezentrum für literarisches Übersetzen, Transeuropéennes (die das Projekt Traduire en Méditerannée ins Leben gerufen haben), die Next Page Foundation und HALMA, um nur einige zu nennen, beschäftigen sich schon längst auf den transnationalen, europäischen Aspekt literarischer Übersetzungen. Gute Beispiele für das EÜZ an der Ege Universität stellen ohne Zweifel etwa Initiativen wie La fabrique des traducteurs des CITL in Arles, die vom Deutschen Übersetzerfonds aufgebaute Akademie der Übersetzungskunst und die Workshops des Literarischen Colloquiums Berlin, dar.ix
Aber das Potential der literarischen Übersetzung für die Heranführung und Beschäftigung von Jugendlichen, wie es in dem geplanten Übersetzerzentrum des EÜZs beabsichtigt wird, wurde bislang im Sinne eines universitäre Übersetzerzentrums bislang noch nicht realisiert. In diesem Sinne könnten die Heranführung und Beschäftigung Jugendlicher ab der Mittelstufe auf der Basis der bereits bestehende Formen der Weiterbildung für professionelle Literaturübersetzer weiterentwickelt werden, wie z.B. indem verschiedene Workshop- und Mentoring-Programme und Einführungsseminare den Jugendlichen als Orientierungsbeispiele dienen könnten. Demgemäβ soll ein Kulturprogramm aufgestellt werden, dass Mittelschulen zu sich einlädt, aber auch vorort besucht und über literarische Übersetzung aufklärt, aber auch Interesse für das Studium wecken soll. Diesbezüglich könnte beispielsweise der Einsatz von Comics-Übersetzungen dienlich sein, um das Interesse der SchülerInnen zu gewinnen, aber auch um eine exemplarische Darstellung der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Übersetzungen durchzuführen. So könnte in kurzen Übersetzungen von Episoden-Szenen bekannter Comics-Protagonisten das Feingefühl der SchülerInnen auf Kulturunterschiede und daraus resultierenden Missverständnisse gerichtet werden.
Es wird somit darauf hingezielt mittels des EÜZ Übersetzerzentrum der Ege Universität diverse Initiativen für eine Kooperation mit verschiedenen Schulen der Mittelstufe ins Leben zu rufen, hierbei vielleicht die Berufsverbände literarischer Übersetzer miteinzubeziehen, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Kenntnisse weiterzugeben und auf diese Weise die nötige Zusammenarbeit von Praxisbereich und Bildungsbereich zu fördern.
Im EÜZ könnten weiterhin die Möglichkeiten digitaler Technologien in Bezug auf ein Fernstudium erforscht werden, um Jugendlich die Beschäftigung mit literarischer Übersetzung auch ausserhalb des ÜEZ zu ermöglichen. Elektronische Lernplattformen können die räumliche Distanz zwischen Lernenden und Lehrenden leicht überbrücken, wie wir es bereits vor kurzem mit einem Skype-Seminar mit Wiss.Dir.Dr. Herbert Arlt im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu “Literarisches Übersetzen” in Bezug auf ein Jura Soyfer-Übersetzungsvorhaben verwirklicht haben.
Diese Vorhaben sollten ausreichend sein, um auf die Priorität der Gründung eines EÜZ Übersetzerzentrums an der Ege Universität zu verweisen. Demgemäβ soll das Hauptziel des Ägäischen Übersetzerzentrums EÜZ in nächster Zukunft sein, die Förderung und Unterstützung literarischer Übersetzung und literarischer Übersetzer in der Türkei förderlich zu sein, das Potential der Literarischen Übersetzung als universitäre Herausforderung der Heranführung und Beschäftigung von Jugendlichen möchte einen positiven Wandel initiieren und vorantreiben. Des Weiteren soll das Thema literarische Übersetzung einem größeren Publikum vertraut gemacht werden – und zwar als interessante und anspruchsvolle Tätigkeit, als Abenteuer und künstlerischer Prozess. Und bis heute sind aus national türkischer Sicht bis heute noch niemals so viele verschiedene Akteure innerhalb einer Übersetzungskette zusammengebracht worden, wie es das EÜZ beabsichtigt. In Zusammenarbeit mit Kulturpolitik, Behörden, öffentlicher Verwaltung, privaten Kulturinstitutionen und Stiftungen sollten nationale Fonds und Programme geschaffen werden, die Übersetzern individuell unter die Arme greifen (Arbeitsstipendien, Reisestipendien, Angebote zur Weiterbildung) und das Thema Literaturübersetzen in die Öffentlichkeit tragen.
Denn das EÜZ möchte etwas Neues entdecken: nämlich das Potential der literarischen Übersetzung als universitäre Herausforderung der Heranführung und Beschäftigung von Jugendlichen zu verwirklichen. Es sollen folglich die Bereiche der Bildung für literarische Übersetzung, Kultur, Mehrsprachigkeit, Jugend und Internet vereint und auf einer innovativen Plattform organisiert werden.
Das Ziel des EÜZ ist es demzufolge als universitäre und öffentliche Einrichtung eine eigene Politik zum Thema literarische Übersetzung entwickeln zu können und einen Beitrag dazu zu leisten, damit auf regionaler, nationaler und vielleicht sogar internationaler Ebene besserere Übersetzungsbedingungen geschaffen werden können. In Zusammenarbeit mit vielleicht internationalen Universitäten oder Fachhochschulen sollen Berufspraktiken für literarisches Übersetzen entwickelt werden, Fernstudiumsprogramme für Jugendliche der Mittelstufe, es soll mit nationalen und internationalen Übersetzerverbänden oder anderen privaten oder öffentlichen Institutionen Kooperationen durchgeführt werden und wenn realisierbar, in Mitwirkung von erfahrenen Literaturübersetzer Master-Kurse angeboten werden.
Vielleicht läβt sich sogar in diesem Rahmen ein Kulturprogramm für lebenslanges Lernen entwickeln, wie es für die Weiterbildung der literarischen Übersetzer wünschenswert wäre. Denn die Ausbildung literarischer Übersetzer endet nicht mit dem Erwerb eines Diplom-Abschlusses. Auch nach dem Einstieg ins Berufsleben sind weitere Professionalisierungsmaßnahmen und lebenslanges Lernen erforderlich. Nur so erscheint es möglich, die momentane Situation und das Ansehen der literarischen Übersetzung zu verbessern und etwas zu bewirken. Denn erst durch die Gründung des an dieser Stelle beschriebenen EÜZ lassen sich derartige gemeinsamen Initiativen verwirklichen, die eine wichtige Rolle für die künftige Professionalisierung von Literaturübersetzern mit Universitätsabschlüssen vorraussetzt.
QUELLENVERZEICHNIS
ECO, Umberto (1993): “The language of Europe is translation”. Lecture given at the conference of ATLAS Assises de la traduction littéraire, dem Rat der Europäischen Literaturübersetzerverbände, der dem belgischen Gesetz unterliegt, in Arles, gehalten am 14 November 1993 – siehe hierzu: http://www.atlas-citl.org/wp-content/uploads/pdf/10actes.pdf , Letzter Zugriff: 11.09.2018, 14:30 Uhr.
GARNINZEN, Katharina (31.07.2010): Arme Stieftochter Übersetzungskritik. Die deutschen Übersetzer fühlen sich offenbar von der Literaturkritik missachtet. Zu Recht?, Siehe: http://www.taz.de/!401238/, Letzter Zugriff: 29.11.2018, 12:30 Uhr
HANSEN, Nikolaus (30.10.2016): “Übersetzung ist Völkerverständigung – ihre Bedeutung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen!”. In: Das Sonntagsgespräch, Siehe unter: https://www.buchmarkt.de/menschen/nikolaus-hansen-uebersetzung-ist-voelkerverstaendigung-ihre-bedeutung-ist-gar-nicht-hoch-genug-einzuschaetzen/, Letzter Zugriff: 11.09.2018, 14:30 Uhr.
STOLZE, Radegundis(1992): Hermeneutisches Übersetzen, Tübingen, Gunter Narr Verlag.
o.A (2009): Unterwegs zu neuen Bedingungen für die literarische Übersetzung in Europa. Die PETRA–Empfehlungen (eine Initiative von Passa Porta, dem Literarischen Colloquium Berlin, Instytut Książki (Polnisches Buchinstitut), Slovenská spoločnosť prekladateľov umeleckej literatúry (Slowakische Übersetzergemeinschaft) und Transeuropéennes), PETRA-Publikation, Siehe hierzu: http://www.muforditok.hu/docs/PETRA22.pdf , Letzter Zugriff: 29.11.2018, 12:30 Uhr.
i Umberto Eco (1993), “The language of Europe is translation”. Lecture given at the conference of ATLAS Assises de la traduction littéraire, dem Rat der Europäischen Literaturübersetzerverbände, der dem belgischen Gesetz unterliegt, in Arles, gehalten am 14 November 1993 – siehe hierzu: http://www.atlas-citl.org/wp-content/uploads/pdf/10actes.pdf, Letzter Zugriff: 11.09.2018, 14:30 Uhr.
ii ebd.
iii Radegundis Stolze(1992), Hermeneutisches Übersetzen, Tübingen, Gunter Narr Verlag, S. 226-228.
iv vgl. Nikolaus Hansen (30.10.2016): “Übersetzung ist Völkerverständigung – ihre Bedeutung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen!”. In: Das Sonntagsgespräch, Siehe unter: https://www.buchmarkt.de/menschen/nikolaus-hansen-uebersetzung-ist-voelkerverstaendigung-ihre-bedeutung-ist-gar-nicht-hoch-genug-einzuschaetzen/, Letzter Zugriff: 11.09.2018, 14:30 Uhr.
v vgl. o.A (2009): Unterwegs zu neuen Bedingungen für die literarische Übersetzung in Europa. Die PETRA–Empfehlungen (eine Initiative von Passa Porta, dem Literarischen Colloquium Berlin, Instytut Książki (Polnisches Buchinstitut), Slovenská spoločnosť prekladateľov umeleckej literatúry (Slowakische Übersetzergemeinschaft) und Transeuropéennes), PETRA-Publikation, Siehe hierzu: http://www.muforditok.hu/docs/PETRA22.pdf , Letzter Zugriff: 29.11.2018, 12:30 Uhr, S. 13.
vi ebd.
vii vgl. Katharina Garninzen (31.07.2010): Arme Stieftochter Übersetzungskritik. Die deutschen Übersetzer fühlen sich offenbar von der Literaturkritik missachtet. Zu Recht?, Siehe: http://www.taz.de/!401238/, Letzter Zugriff: 29.11.2018, 12:30 Uhr
viii vgl. PETRA-Empfehlungen, a.a.O., S. 14.
ix vgl. PETRA-Empfehlungen, a.a.O., S. 14.