Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 5. Nr. Juli 1998

Wissenschaftskommunikation im Spannungsfeld
zwischen Globalisierung, Technisierung und kultureller Diversität

Gerhard Budin (Wien)

1 Einleitung

In diesem Beitrag sollen zwei einander scheinbar widersprechende Entwicklungen gegenüber gestellt und in ihren Auswirkungen auf wissenschaftliche Kommunikation hin untersucht werden: einerseits eine allumfassende Globalisierung von Gesellschaften und ihren Problemen, von wirtschaftlichen Vorgängen (Handel, Produktion, Marketing, Management), der wissenschaftlichen Forschung, von Kommunikationsprozessen und Informationsflüssen, und anderen kulturellen Phänomenen; andererseits das Erwachen oder die Steigerung eines Bewußtseins kultureller Diversität und ihren Manifestationen im menschlichen Handeln, sowie des Einflusses dieser Diversität auf die wissenschaftliche Kommunikation.

2 Prozeßmodell

Im Titel des Beitrags sowie in der Einleitung sind einige Begriffe genannt worden, die nun in einem Prozeßmodell zueinander in Beziehung gesetzt werden sollen. Dabei ergibt sich ein komplexer Regelkreis zwischen 3 thematischen Blöcken:

  1. Der Prozeß der Harmonisierung ergibt sich zwangsläufig aus den Prozessen der Globalisierung und Technisierung vieler gesellschaftlicher Bereiche, gleichzeitig sind die beiden letzteren Phänomene ohne Normung und Vereinheitlichung gar nicht möglich.
  2. Wissenschaft, Kultur und Kommunikation stehen ebenfalls in einem komplexen Zusammenhang (siehe Kapitel 3).
  3. Der Prozeß der Diversifizierung des Wissens, der Kommunikation, wie auch der Kulturen ist inhärent angelegt in der menschlichen Kommunikation und in der unaufhörlichen Spezialisierung menschlichen Wissens und der Diffundierungsmöglichkeiten und -kanäle in den Medien.

Die folgende Abbildung zeigt den komplexen Zusammenhang zwischen diesen drei Begriffskomplexen: Wissenschaft, Kultur und Kommunikation sind gleichzeitig Ziel und Gegenstand der Entwicklungen in Richtung Globalisierung und Technisierung, sowie der Diversifizierung, aber selbst auch Ausgangspunkt und Ursache dieser einander entgegen wirkenden Prozesse. Dies ist nur auf den ersten Blick ein Paradoxon. Tatsächlich ist es eine Eigenschaft offener, komplexer, und dynamischer sozialer Systeme, stets zu ihrer Umwelt durch laufende gemeinsame Sinnstiftungen Grenzen zu ziehen, die über Kommunikationsprozesse vermittelt werden, gleichzeitig erhöht sich die dadurch die innersystemische Komplexität, die durch Diversifizierung, als durch die Bildung von Subsystemen, kompensiert wird (Luhmann 1987, Willke 1987). Auch sprachtheoretisch kann dies bestätigt werden: Damit eine Sprache als Verständigungsmittel effektiv eingesetzt werden kann, muß ein ausreichender Bestand an gemeinsam konventionalisierten Zeichenbedeutungen vorliegen, der Gebrauch ebendieser führt aber unweigerlich und laufend zu Bedeutungsveränderungen, über die in der Kommunikation stets verhandelt werden muß. Sprachnormung und Synonyme sind also natürliche Bestandteile von Sprache, ihrer Verwendung und ihrer Evolution (Keller 1994).

 

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3 Wissenschaft, Kommunikation und Kultur

Auch bei diesen Begriffen liegen komplexe Beziehungen vor. Kommunikation und Kultur sind Untersuchungsgegenstände der wissenschaftlichen Forschung. Gleichzeitig ist Wissenschaft selbst ein komplexes Kommunikationssystem und hat eigene kulturelle Merkmale und Traditionen bis hin zu Wissenschaftskulturen geschaffen. Kommunikation ist wesentlicher Bestandteil jeder Kultur und ist gleichzeitig durch diese als Handlungskontext determiniert. Kultur determiniert und umfaßt Wissenschaft, diese produziert und verändert Kultur, dies geschieht stets über kommunikative Prozesse. Kommunikation ist aber auch jenes Instrument, mit dem zwischen Wissenschaften (im Sinne von Disziplinen, Fächern, Theorien und Wissensbeständen) und Kulturen vermittelt werden kann und wird. Die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit ist ein kulturelles Phänomen, das sowohl die Fachsprachen selbst als auch die Alltagssprache und das Alltagsdenken verändert. Brockman hat dies in Anlehnung an Snow die ‘dritte Kultur’ genannt (Brockman 1995: 17-21).

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Wissenschaft ist sowohl Prozeß, und weist somit spezifische Evolutionsmuster und eine Entwicklungsdynamik auf (Oeser 1988), als auch Ergebnis, historisch-epistemisch betrachtet als verobjektivierter Wissensbestand an Theorien, Hypothesen, Methoden, und empirischen Daten, aber auch soziokulturell und organisatorisch betrachtet als Gesamtheit aller Personen und Institutionen, die als Teil der Gesellschaft wissenschaftliche Forschung betreiben und wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung anbieten. Das externalisierte und in verschiedenen Medien gespeicherte, dargestellte, und in Informationssystemen gesammelte Wissen läßt sich als epistemische Wissensorganisation, das internalisierte, in den Köpfen der am Forschungs- und Lehrprozess Teilnehmenden repräsentierte Wissen als kognitive Wissensorganisation auffassen (Budin 1996: 42ff). Diese notwendige Unterscheidung paßt ideal zu einer Kulturtheorie, wie sie Dan Sperber entworfen hat: Kultur wird als Gesamtheit aller mentaler und öffentlicher Repräsentationen aufgefaßt, die in einer bestimmten Gemeinschaft von Menschen (sozialen Gruppen) als Meinungen, Handlungsnormen, kommunikative Bedeutungen, etc. tradiert und stets aufs Neue interpretiert und somit konstituiert werden (Sperber 1996). Diese Repräsentationstheorie von Kultur eignet sich gut für unsere Überlegungen, weil sie u.a. mentale Modularität und kulturelle Diversität als Beschreibungskategorien vorsieht, die von Begriffsstrukturen und einer zentralen Rolle der Begriffsbildung und -verwendung als Inhalte der Repräsentationen ausgehen. Ein derartiger semiotischer Kulturbegriff liegt auch den kulturanthropologischen Überlegungen von Geertz (1973) und einer kultursoziologischen Theorie von Hitzler (1988) zugrunde. Auch Leach (1976) und Münch (1991) sehen Kommunikation als Grundlage von Kultur. In einer kulturwissenschaftlichen Analyse verbindet Hansen diese Traditionen mit aktuellen konstruktivistischen Ansätzen, wie sie in der Wissensoziologie von Berger/Luckmann (1980/1966) in einmaliger Weise dargelegt wurden, aber auch mit der französischen Kultursemiotik (Barthes, u.a.) und sieht in einem umfassenden semiotischen Kulturbegriff ein starkes Fundament für künftige Kulturwissenschaften (Hansen 1995: 209-217).

Wissenschaft ist in diesem Sinne gleichzeitig

Wissenschaftliche Begriffe werden ständig neu gebildet und verändern sich durch ihren Gebrauch als Erkenntnisinstrument in ihren vieldimensionalen Beziehungen zu anderen Begriffen. Die Beschreibung dieser Begriffsdynamik ist wesentlicher Bestandteil einer Rekonstruktion der Wissenschaftsgeschichte (Oeser) und Motor der Theorien- und Erkenntnisdynamik. Die (im wesentlichen aristotelische) Begriffslogik wird wesentliche Grundlage der propositionalen Aussagenlogik, mit der die Strukturen von wissenschafltlichen Theorien analysiert werden können. Daneben ist aber auch eine terminologische Analyse notwendig, um die Repräsentationen der Fachbegriffe als einzelsprachliche Benennungen oder als Visualisierungen in Form von Piktogrammen, grafischen Symbolen, etc. in ihrer semiotischen Zuordnung analysieren, in ihrem Gesamtbestand dokumentieren und ihre dynamischen Bedeutungsveränderungen nachvollziehen zu können. Terminologie wird somit zum Organisationsprinzip nicht nur des wissenschaftlichen Wissens, sondern auch dessen kognitiver (mentaler) und epistemischer (öffentlicher) Repräsentationen im Sinne von Wissenschaftssprachen und visuellen Repräsentationssystemen (Budin 1996).

Wissenschaft ist aber auch ein Informationssystem, dessen Komplexität und Dynamik im digitalen Zeitalter rasant zugenommen haben. Die Quantität an Informationsströmen innerhalb von und zwischen Personen und Institutionen, die forschen und lehren, nimmt ständig zu; es verändern sich aber auch deren Informationsverhalten und Informationsbedürfnisse in den Forschungs- und Lehrprozessen, es entstehen auch neue Zugangswege zur wissenschaftlichen Information. Die Methoden der computergestützten Informationsgewinnung werden ständig verfeinert, um in der häufig zitierten Informationsflut Selektionen jeweils relevanter Informationen durchführen zu können. Die dafür notwendigen Selektions- und Relevanzkriterien sind pragmatisch aus den Forschungsinteressen heraus für einen bestimmten Zeitpunkt für einen bestimmten Forschungsvorgang zu bestimmen und effizient anzuwenden. Auch hier gilt zunehmend das semiotische Grundprinzip: immer häufiger verweisen Informationen selbst auf weitere (oder ‘eigentliche’) Informationen, Systeme, die nur mehr Meta-Information über Inhalt, Verfügbarkeit u.a. enthalten, sind das Gebot der Stunde.

Die bisher erwähnten Daseins- und Funktionsformen von Wissenschaft sind aber nur möglich, wenn diese gleichzeitig auch Kommunikationssystem ist, da sonst keine Information ‘fließen’ kann und somit auch keine Begriffe gebildet werden können. So spiegeln die Wissenschaftssprachen und ihre Entwicklung die Wissenschaftsgeschichte direkt wider. Mit jeder neuen Theorie werden eine Reihe neuer Begriffe geprägt, die durch neue Termini (Neologismen) bezeichnet werden, oder bestehende Bezeichnungen erhalten neue Bedeutungen. Wissenschaftssprachen stellen wie alle Fachsprachen Spezialisierungen der Alltagssprache dar und bedürfen dieser für ihre letzte Interpretation. Die ständige Diversifizierung in weitere Wissenschaftssprachen ist stets bedingt durch die Herausbildung spezifischer Theorien und Methoden, die in der Folge mitunter auch eigene wissenschaftliche Disziplinen begründen.

Wissenschaft ist somit auch ein Kultursystem, in der Tat sind wir mit einer Fülle von spezialisierten Wissenschaftskulturen konfrontiert. Jede wissenschaftliche Disziplin, aber auch stabilisierte wissenschaftliche Institutionen, sogenannte Denkschulen, und ‘invisible colleges’ weisen eigene Handlungs- und Bedeutungsnormen auf, die sich oft als Gruppenjargon manifestieren. Kulturelle Diversität zeigt sich in der Wissenschaftskommunikation auf allen semiotischen und linguistischen Beschreibungsebenen: kulturspezifische Argumentationsstile, Textsortenkonventionen, massive interkulturelle terminologische Unterschiede (etwa im Rechtswesen) und andere pragmatische, syntaktische und semantische Spezifika.

Für eine umfassende Analyse all dieser Spezifika und der Dynamik ihrer Veränderungen haben eine Reihe von Forschungsrichtungen Theorien und Methoden herausgebildet, mit denen empirische Daten gesammelt werden: Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftssoziologie, Szientometrie, Informationswissenschaft, Sprachwissenschaft (u.a. Wissenschaftslinguistik, [Kontrastive] Fachsprachenforschung und Fachtextlinguistik, Soziolinguistik), Terminologiewissenschaft, Übersetzungswissenschaft, Kulturvergleichende Wirtschaftswissenschaft, einzelsprachliche Philologien, (Kultur-)Philosophie, Kulturwissenschaft, Kulturanthropologie, Kultursoziologie, etc.

4 Der Kontext der Veränderung für die Wissenschaftskommunikation

Wie im Prozessmodell in Kapitel 2 beschrieben, lassen sich folgende Prozesse als Veränderungskontexte für die Wissenschaftskommunikation festhalten:

Der Begriff der Globalisierung ist mittlerweile in einer Reihe von Theorien und Beschreibungsansätzen verwendet, geprägt und präzisiert worden. Das Antonym der Lokalisierung stellt, ebenso wie im Falle des Begriffspaares Harmonisierung/Diversifizierung, eine notwendige und ausgleichende Gegenbewegung dar, beide sind eigentlich voneinander abhängig. Münch findet eine einfache Formulierung: ‘Auf einen Nenner gebracht, bedeutet ‘Globalisierung’, daß alles, was irgendwo in der Welt geschieht, Auswirkungen auf das Geschehen an jedem anderen Ort der Welt hat’ (Münch 1998:12). Daraus ergeben sich Interdependenzen, die durch wachsende Globalisierung für viele verstärkt spürbar werden. Räumliche und zeitliche Distanzen werden zunehmend als Informations- und Kommunikationsbarrieren bedeutungslos. Durch das gleichzeitig verstärkte Bewußtsein internationaler wirtschaftlicher und politischer Verflechtungen und Abhängigkeiten, aber auch der gezielten politischen und wirtschaftlichen Integration (z.B. Europäische Union) entsteht auch eine (Rück-)Besinnung auf ‘lokale Lebenswelten’ (Münch 1998), die in die ‘globale Dynamik’ verstärkt eingebracht werden: es war noch nie so leicht für kleine Gruppen, ihre Kultur international (etwa über das Internet) darzustellen und bekanntzumachen. Gleichzeitig können solche lokale Lebenswelten so leicht wie nie zuvor untereinander Kontakt aufnehmen, bis hin zu einer globalen Integration aufgrund gemeinsamer Interessen und Ziele. Die Symbiose zwischen Lokalisierung und Globalisierung wird von Münch in Anschluß an Robertson (1992: 173f., dort wurde das Kombinationswort ‘Glokalisierung’ geprägt) betont: ‘Das Globale wird indigenisiert, d.h. in lokale Lebenswelten eingepaßt, das Lokale wird generalisiert und so global zugänglich gemacht.’ (Münch 1998: 15). Dieses wechselseitige Bedingungsverhältnis wird auch von Kilminster (1997) betont. In diesem Zusammenhang müssen die kulturellen Dimensionen des globalen Wandels (Arizpe 1996) herausgearbeitet werden. Die ebenso unaufhaltsame Kommerzialisierung der Welt bedeutet einen rasanten Aufschwung der Kulturindustrie, die einerseits Gefahr läuft, einen vielkritisierten ‘Einheitsbrei’, meist westlicher (insbesondere US-amerikanischer) Provenienz, global (meist erfolgreich) zu vermarkten, die andererseits auch ständig auf der Suche nach neuen ‘Kulturprodukten’ ist, wo ursprünglich ‘exotischen’ und abseits des Interesses liegenden Kulturtraditionen plötzlich (bei ‘richtiger’ ‘Vermarktung’) große Aufmerksamkeit in den weltweiten Massenmedien geschenkt werden. In der sozialen Dimension bedeutet Globalisierung eine Desintegration auf der nationalen Ebene (verringerte Macht der nationalen Regierungen in der Europäischen Union) sowie eine soziale Desintegration in der Wahrnehmung durch den Einzelnen, gleichzeitig aber eine Re-Integration auf regionaler oder gar globaler Ebene. Für den in der Europäischen Union verstärkt angestrebten Prozeß der Bildung einer europäischen Identität ist der Verlust der nationalen Identität (oder zumindest der Verlust des Identitätsmonopols der Nationalstaaten) notwendige Voraussetzung, sowie die verstärkte Rolle von Regionen und regionalen Identitäten eine ebenso unausweichliche Parallelentwicklung (Münch 1998: 267ff).

Doch beide Entwicklungen, Globalisierung und Lokalisierung, bedürfen der operationalen Voraussetzungen: diese werden durch die Technisierung zur Verfügung gestellt. Die rasante Verbreitung des Internet als vielfältiges Kommunikationsmedium und die Popularität des World Wide Web als schnell wachsendes, hypermediales Informationssystem haben - nicht zuletzt auch finanziell - die noch nie dagewesenen Möglichkeiten für die kulturelle Selbstdarstellung auch von Einzelpersonen geschaffen. Internettechnologie ist aber nicht nur verhältnismäßig billig, sie ist auch recht einfach zu erlernen und zu beherrschen, nach wenigen Tagen Intensivkurs ist man in der Lage, selbst Webseiten im WWW anzubieten, in Newsgroups mitzumachen und mit beliebig vielen Personen in der Welt (die man meist gar nicht ‘persönlich’, eben nur ‘virtuell’, kennt, zu kommunizieren. Die Harmonisierung der informationstechnologischen Normen ist ebenfalls eine notwendige Voraussetzung für die problemlose computergestützte Kommunikation, bis hin zur Software-Integration. Doch auch hier beobachten wir eine (natürliche) Gegenbewegung: Konkurrenzdruck und diversifizierende Vielfalt der Computerindustrie führt auch ständig zu Inkompatibilitäten zwischen Datenformaten, Telekommunikationsnormen, etc., die durch nachträgliche und dadurch wesentlich kostspieligere Harmonisierung bestehender (nationaler und de-facto industrieller) Normen wieder beseitigt werden müssen (was meist gar nicht vollständig möglich ist).

Von all diesen Prozessen wird die wissenschaftliche Textproduktion stark beeinflußt. Doch trotz aller technischer Hilfsmittel wie Datenbanken, Textanalyseprogramme, (halb)automatische Übersetzungsprogramme, etc., die den Schreibprozeß verändern mögen, das Primat des epistemischen Nutzens des Wissenschaftlichen Schreibens als Erkenntnisfixierung zur Mitteilung an andere bzw. zur Dokumentation des eigenen Erkenntnisfortschritts im Sinne eines externen Speichers bleibt erhalten. Sehr wohl entstehen neue Textsorten am Internet, kulturelle Gepflogenheiten und Schreibgewohnheiten ändern sich, gehen verloren, neue kommen hinzu. Die Entlinearisierung des Textes in Hypertextsystemen (Sager 1995, Wallmannsberger 1995) erfordert von den Nutzern ein radikales Umdenken. Wissenschaftliche On-line-Konferenzen, Video-Konferenzen, virtuelle Ausstellungen, all dies sind neue multimediale Darstellungsformen von Fachwissen, neue Kommunikationsformen im Wissenschaftssystem.

5 Zusammenfassung

Die Manifestation kultureller Diversität und die kontinuierliche Diversifizierung von Kultur geschehen primär auf der Ebene von mentalen (kognitiven) und öffentlichen (multimedialen) Repräsentationen. Beide Arten von Repräsentation werden durch begriffliche Organisationsprinzipien strukturiert und sind damit Ausgangspunkt für Informations- und Kommunikationsprozesse.

Globalisierung und Lokalisierung sind einander bedingende Prozesse, die die Strukturen wissenschaftlicher Kommunikation ebenso beeinflussen wie die Darstellungsmöglichkeiten von Kulturen unterschiedlichster lokaler Gruppierungen, die sich immer weniger dem Globalisierungsdruck entziehen können, gleichzeitig aber dessen Möglichkeiten der Selbstdarstellung in globalisierter Kultur nutzen können.

Die folgende Graphik faßt noch einmal in modifizierter Form die Zusammenhänge zwischen den wesentlichen Begriffen, die hier kurz diskutiert wurden, zusammen. Transdisziplinäre Kulturwissenschaften sind vor die Herausforderung gestellt, diese komplexen und dynamisch sich verändernden Zusammenhänge und Bedingungsgefüge stets aufs Neue zu untersuchen

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© Gerhard Budin (Wien)


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Literaturverzeichnis:

Arizpe, Lourdes (Hrsg.) (1996): The Cultural Dimensions of Global Change. An Anthropological Approach. Paris: UNESCO.

Berger, Peter L; Luckmann, Thomas (1980): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt a.M. (englische Originalausgabe 1966).

Brockman, John (1995): The Third Culture. New York: Touchstone.

Budin, Gerhard (1996): Wissensorganisation und Terminologie. Die Komplexität und Dynamik wissenschaftlicher Informations- und Kommunikationsprozesse. Tübingen: Gunter Narr Verlag.

Geertz, Clifford (1973): The Interpretation of Cultures. New York.

Hansen, Klaus P. (1995): Kultur und Kulturwissenschaft. Tübingen/Basel: Francke.

Hitzler, Ronald (1988): Sinnwelten. Ein Beitrag zum Verstehen von Kultur. Opladen.

Keller, Rudi (1994): Sprachwandel. 2. Aufl. Tübingen/Basel: Francke.

Kilminster, Richard (1997): Globalization as an Emergent Concept. In: Scott, Alan (Hrsg.): The Limits of Globalization. Cases and Arguments. London/New York: Routledge, p. 257-283.

Leach, Edmund (1976): Culture and Communication. Cambridge.

Luhmann, Niklas (1987): Soziale Systeme. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Münch, Richard (1991): Dialektik der Kommunikationsgesellschaft. Frankfurt a.M.

Münch, Richard (1998): Globale Dynamik, lokale Lebenswelten. Der schwierige Weg in die Weltgesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Oeser, Erhard (1988): Das Abenteuer der kollektiven Vernunft. Evolution und Involution der Wissenschaft. Berlin/Hamburg: Paul Parey Verlag.

Robertson, Roland (1992): Globalization. Social Theory and Global Culture. London: Sage.

Sager, Sven Frederik (1995): Hypertext und Kontext. In: Jakobs, Eva-Maria; Knorr, Dagmar; Molitor-Lübbert, Sylvie (Hrsg.): Wissenschaftliche Textproduktion. Mit und ohne Computer. Frankfurt a.M.: Peter Lang, p. 209-226.

Sperber, Dan (1996): Explaining Culture. A Naturalistic Approach. Oxford: Blackwell.

Willke, Helmut (1987): Systemtheorie. 2. Aufl. Stuttgart/New York: Gustav Fischer Verlag.

Wallmannsberger, Josef (1995): Ariadnefäden im Docuversum. Texte in globalen Netzwerken. In: Jakobs, Eva-Maria; Knorr, Dagmar; Molitor-Lübbert, Sylvie (Hrsg.): Wissenschaftliche Textproduktion. Mit und ohne Computer. Frankfurt a.M.: Peter Lang, p. 227-244.


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