Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 6. Nr. September 1998

Wege zur Internationalisierung von Forschung

Gertrude Durusoy (Izmir)
[BIO]

 

Im Rahmen unserer vierten Sektion möchte ich von der Forschung und den Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften an den Universitäten und außerhalb derselben und von den Modalitäten, den Anschluß an die internationale Wissenschaftswelt zu bekommen, einige Worte sagen.

Im Grunde der Forschung liegt eine doppelte Tatsache; einerseits der Wunsch, eine Antwort auf die grundsätzlichen Fragen Wie? und Warum? zu finden, andererseits aber auch das wissenschaftliche Verhalten, demzufolge der derzeitige Stand der Kenntnisse gesichtet wird, um weiter ausgebaut zu werden.

Auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften ist diese doppelte Haltung ebenfalls gültig. Wenn man sich Malinowskis Definition von Kultur anschließt, wonach "...culture, that is, the whole body of implements, the charters of its social groups, human ideas, beliefs and customs, constitutes a vast apparatus by which man is put in a position the better to cope with the concrete, specific problems which face him in his adaptation to his environment in the course of the satisfaction of his needs"(1), so merkt man, daß das Forschungsfeld auf diesem Gebiet noch lange unerschöpft bleiben wird, denn jede Menschengruppe - sogar innerhalb derselben Ethnie - weist spezifische Züge in der Ausdrucksform ihrer selbst auf.

In unserer Zeit hat sich die Vision der Forschung in den Kulturwissenschaften neu definiert; mit Recht bemerkt Gotthart Wunberg in diesem Zusammenhang Folgendes:

"Kultur als Gegenstand von Kulturwissenschaft ist inzwischen ein sehr vielfältiges und (für Forschung und allgemeinen Diskurs gleichermaßen) auch problematisches Terrain geworden. (...) Kulturen als Spiegel-und Zerrbild, als Dialog von unterschiedlichen Akteuren und Sinnzuschreibungen, als Übereinstimmung in der Differenz, aber auch als Prozeß von Grenzziehungen : Das verlangt andere Zugänge als wir es in den Geisteswissenschaften bisher gewohnt waren. Wesentlich an diesem Perspektivenwechsel erscheint mir der Blick von außen, der bekanntlich nicht von selbst entsteht, sondern erst vom 'forschenden Fremden' realisiert werden muß".(2)

Die Notwendigkeit zur Internationalisierung stellt sich damit von selbst ein.

Meines Erachtens ist die Kulturwissenschaft - dadurch, daß sie interdisziplinär ist - von ihrem Wesen her viel geeigneter als die reine Literatur- bzw. Sprachwissenschaft, von dem Beitrag, der von den verschiedenen Datenbanken geliefert wird, Nutzen zu ziehen. Der schnellste Weg, an Quellen und Daten zu kommen, geht über Internet. Dieses Netz bedeutet selbstverständlich nicht alles, aber es ermöglicht die Internationalisierung von Forschung besonders an den Universitäten, wo neben der Forschung auch die Ausbildungsaufgabe in den Vordergrund tritt. Seit einem Jahr wurde bei uns in Izmir an der Ege Universität in den ersten zwei Semestern eines jeden Studiums ein Computerkurs mit Internetanschluß von drei Wochenstunden zu einem Pflichtfach, welches man im Laufe des Studiums bestehen muß.In diesem Zusammenhang möchte ich einige Illustrationen auf europäischer bzw. internationaler Ebene erwähnen und den Schwerpunkt auf

Nicht zu vergessen dabei sind die Leistungen des Instituts zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse (INST) in Wien, welches seit seiner Gründung her vom Internet reichlich Gebrauch macht.

Als Bestandteil und Vehikel der Kultur zählt u.a. die Sprache. Der Conseil Européen des Langues bzw. European Language Council (CEL/ELC) wurde als "a direct continuation of a project funded (sic) by the European Commission under the ‘Complementary Measures’ Action of the SOCRATES-ERASMUS Programme" gegründet (s. ELC-Homepage: http://userpage.fu-berlin.de/~elc). Und "Membership in the ELC will be open to all European Higher Education institutions and organisations operating in this area" also auf dem Gebiet der Sprachen.

Im Juli 1997 habe ich an der ersten Internationalen Konferenz des ELC in Lille/Frankreich teilgenommen. Jede der zehn Arbeitsgruppen bildete eine getrennte Sektion. Die offiziellen Sprachen des CEL sind Englisch und Französisch. Diese Gruppen arbeiten getrennt aber bilden untereinander ein Netz. Die Konferenz ermöglicht einen Austausch unter den verschiedenen Arbeitsgruppen. In der breiten Gruppe, die je über einen Verantwortlichen sowie eine Kerngruppe verfügt, gibt es eine Mailbase, wo jede Information durch die Mailing list an alle weitergegeben wird. Die Arbeitsfelder der zehn Gruppen sind die Folgenden:

Diese Institution ist eine Illustration der Möglichkeiten, die durch das Internet geboten werden, um die Internationalisierung von Forschung an Universitäten zu fördern. Ich z.B. bin in der Arbeitsgruppe Intercultural Communication (ICC) eingetragen; Michael Kelly aus Southampton ist der Verantwortliche für diese Gruppe und hat die Mailbase ICC organisiert (e-mail: mhk@lang.soton.ac.uk). Im Schlußbericht der Conférence Inaugurale von Lille sagte Kelly: "La communication interculturelle ouvre la possibilité utopique d’un "troisième espace" entre les langues et les cultures. On peut reconnaître ceci à la tolérance des erreurs et de l’ambiguïté au sein des discours interculturels, à la suspension des stéréotypes nationaux durant un dialogue interculturel, ainsi qu’à l’élaboration de nouvelles structures et de nouveaux modes de compréhension par des groupements interculturels. Ceci suppose que l’interculturalité peut être considérée comme une nouvelle base pour des relations coopératives, qui ne s’inscrivent pas dans le modèle de rencontre entre deux langues et deux cultures (opposées) basé sur la confrontation."(3) Wie von der Thematik und den Konsequenzen ersichtlich ist, umfasst die Forschung sehr zahlreiche Aspekte der Arbeit an und mit Sprachen, ob sie in oder außerhalb der EU verwendet werden. Dadurch daß Kultur und Sprache untrennbar sind, ist der Forschungsbereich Interkulturelle Kommunikation ein unentbehrlicher Bestandteil der Kulturwissenschaften.

Das 1992 in Wien gegründete Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK, Homepage: http://www.ifk.or.at) ist, laut Broschüre, "eine außeruniversitäre, vom österreichischen Wissenschaftsministerium unterstützte Einrichtung, die interdisziplinäre Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften fördert." Es stellt sich folgenderweise vor:

"Das IFK versteht sich als Kommunikationsforum zwischen internationalen und nationalen Strömungen, den Entwicklungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften, Humanities, Cultural Studies und Sciences de l'Homme. Etabliert wird die Vernetzung und Zusammenarbeit mit österreichischen Universitäts- und Forschungseinrichtungen zum Zwecke eines Wissens- und Personentransfers mit nationalen und internationalen Wissenschaftseinrichtungen; z.B. Amsterdam School for Cultural Analysis, Theory and Interpretation (ASCA) und Van Leer Jerusalem Institute (VLJI)."

Bis jetzt hat das IFK rund fünfzig internationale Tagungen durchgeführt und seine Publikationsreihe wird hauptsächlich in Form von 'Materialien' fortgesetzt.

Die Forschung wird gezielt durchgeführt, d.h. daß das Zentrum sich mit seinem international besetzten Beirat für eine gewisse Zeitspanne einen oder mehrere Forschungsschwerpunkte setzt; kurz nach seiner Gründung hiessen die Schwerpunkte: "Pluralitäten im 20.Jahrhundert: Europäische Transformationen in Ost und West; Supranationalität - Internationalität - Regionalität : Kulturvergleiche, Innovation: Konzeptuelle Kreativität in Kunst und Wissenschaft." (s.Broschüre) Wie den letzten Nummern von der halbjährlich erscheinenden Zeitschrift IFK news zu entnehmen ist, lautet seit 1997 der Forschungsschwerpunkt: "Imagined Communities - Gedächtnis, Erfahrung, Innovation" Es wird folgendermaßen explizit dargestellt:

"Der Schwerpunkt beabsichtigt die Thematisierung von sozialen und kulturellen Prozessen unter dem Blickwinkel von "Imagined Communities". Damit sollen jedoch nicht nur die Konstruktionen von Nationen, Ethnizitäten und Konfessionen angesprochen werden, so wie dies in den jüngsten internationalen Forschungen ausführlich geschehen ist. Vielmehr soll eine breite Fragestellung für die Kulturwissenschaften eröffnet werden - nämlich wie sich communities bzw. Gemeischaften der unterschiedlichsten Art - von der République des Lettres der Aufklärung bis hin zu den Avantgarde-, Sub- und Popularkulturen der Gegenwart - formieren, wie sie sich artikulieren und darstellen und wie sich ihr spezifisches Erscheinungsbild aus einer je eigenen Verschränkung von "Erinnerung", "Erfahrung" und "Vision" herstellt.(4)

Ausführliche Bewerbungsunterlagen kann man anfordern (e-mail: musner@ifk.ac.at).

Hier habe ich diese Forschungseinrichtung nur kurz dargestellt; ich sehe das als einen Vorschlag an, sich dort zu erkundigen, denn das Zentrum arbeitet prinzipiell international, wie ich es bei meiner Teilnahme an der Tagung "The Contemporary Study of Culture" im Dezember 1997 feststellen konnte. Ausserdem habe ich die IFK-Texte absichtlich wörtlich zitiert, denn sie scheinen mir besser geeignet als meine vielleicht subjektiv gefärbte Darstellung.

Was nun die Gründung 1991 des Centre for Comparative European Studies an der Bogaziçi Universität in Istanbul angeht (s. Homepage: http://www.boun.edu.tr/research/ceces), so bemüht sich diese Institution darum, einen interdisziplinären Vergleich zwischen den europäischen Ländern und der Türkei aufzustellen und zwar durch die Durchführung von wissenschaftlichen Treffen, Sommerakademien und Projekten auf internationaler Basis.

Das CECES betont bei seinen Untersuchungen hauptsächlich die Beziehungen Westeuropas zur Türkei. Das Zentrum möchte zu einem akademischen und intellektuellen Forum werden und zwar sowohl für Akademiker als auch für Vertreter vom Privatsektor in allen Fachbereichen der Sozialwissenschaften. Unter den Zielen des Zentrums befindet sich u.a. der Wille,

"to develop new projects geared to presentation of Turkey abroad from scientific and unbiased perspectives; to define the problems behind communication and presentation of Turkey and Turkish nation to the outside world; and to conduct research to solve the existing problems from view point of imagology which has a great role in policy making and international relations nowadays."(5)

Im Rahmen dieser Tätigkeit hat 1992 das Centre for Comparative European Studies ein vom Europa-Rat unterstütztes Projekt über " A Common European Identity in a Multi-Cultured Continent" gestartet, welches nun in Buchform vorliegt

Das derzeitige Projekt wurde aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der türkischen Republik geplant und heißt " The Image of the Turk in Europe from the Declaration of the Turkish Republic in 1923 to 1990’s". Die Darstellung des Projektes lautet wie folgt:

"The image of the Turk in Europe which emerged in the 11th century, just before the start of the first Crusade has a long history. It has passsed through different stages of transformation due to various socio-cultural, religious and political reasons in the course of time. The aim of this project is to investigate and highlight the underlying reasons of the changes in the paradigma of this image in Europe with a supranational and unbiased look, in a period that starts with the Declaraton of the Turkish Republic by Atatürk in 1923 and extends to 1990’s. The project will focus on literary and visual sources , on press and the media, as well as on scholarly work done in this field and create a scientific interdisciplinary platform for European experts of different disciplines,e.g. Comparative Literature; especially Imagology, Semiotics, Communication Studies and the Media, Translation Studies, Art, History, History of Art, Sociology, Social Psychology, Anthropology, Political Science and Minority Studies."(6)

Dadurch daß die Bogaziçi Universität seit ihrer Gründung Englisch als Unterrichtssprache verwendet, werden alle Projekte, Seminare, Veröffentlichungen, Tagungen usf. in englischer Sprache durchgeführt. Als lingua franca erlaubt die letztere eine günstigere Internationalisierung der Forschungsergebnisse. Die Leiterin des Zentrums und des Projekts, Nedret Burçoglu, äußerte sich an der Workshop de Keele University in Staffordshire dazu wie folgt:

"In the end the results of the extensive research - covering about 40 contributions - as well as a few theoretical articles on Imagology are to be compiled and published. One of our hopes for the project is that its international, interdisciplinary platform will help to create a consciousness about the formation, evolution and the manipulation of images and thus lead to an awareness of the way stereotyped images can lead to discrimination and racism. "(7)

Und sie fügte hinzu: "Other objectives of the team behind the project are to hold an Imagology conference, where the results of the interdisciplinary research can be discussed, and the extension of the project to the former Soviet Republics and the Mediterranean region in order to look at the reception of the Turk as the other sharing common historical roots, or living in the same region/sharing the same space." (8)

Die Thematik der Imagologie ist meines Erachtens für eine Forschung auf internationaler Ebene besonders geeignet und sie ermöglicht eine enge Zusammenarbeit. Für weitere Informationen zur Konferenz: e-mail: burcoglu@boun.edu.tr

Nun möchte ich von einer nichtuniversitären Forschungsintitution sprechen, die ein mehrjähriges Projekt fördert, und zwar von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die das von Hartmut Böhme, Peter Matussek, Lothar Müller geleitete Projekt "Perspektiven der Kulturwissenschaften" unterstützt. Das Projekt , in dem " die aktuellen Ansätze der Kulturwissenschaft in Deutschland vorgestellt und zueinander in Beziehung gesetzt werden sollen" (s. DFG-Projekt "Perspektiven der Kulturwissenschaft"-Homepage: http://www.culture.hu-berlin.de/PM/Pro/Ku), ist zwar national angelegt aber es exemplifiziert am deutlichsten die Anwendung der Datenbanken, indem für die Bibliographie eine "Datenbank mit projektrelevanter Literatur" angegeben wird (s. Homepage). Das Team beabsichtigt auch

"in Form eines oder mehrerer Kolloquien ein Forum zur Diskussion sowohl der theoretischen Grundlegungen wie auch der in Forschung und Lehre gemachten Erfahrungen innerhalb der verschiedenen Konzeptionen von Kulturwissenschaft zu etablieren."(9)

Über Internet erfahren wir, daß im Rahmen des 1995 initiierten Projektes ein Jahr darauf im Sommersemester ein Forschungskolloquium zu "Theorien der Kulturwissenschaften" stattgefunden hat, wo

"Grundlagentexte über die Begriffsbestimmung und Forschungsperspektiven der Kulturwissenschaft im Verhältnis zu ihren Nachbardisziplinen (Anthropologie, Ethnologie, Kultursoziologie, Mentalitätsgeschichte etc.) erarbeitet"

wurden; daß 1997 ein Workshop Kulturwissenschaft am Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin stattgefunden hat. (s. unter Theorien der Kulturwissenschaft). Was die kulturwissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland betrifft, so sind sie als Datenbank konzipiert.(10) Am Beispiel des eben erwähnten Projektes wollte ich nur andeuten, daß Forschung auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften immer häufiger den Einsatz von Datenbanken als wichtige Stütze befürworten wird.

Die Internationalisierung von Forschung mit Einsatz von Datenbanken kann man auch sehr gut im Falle der Vernetzung von Forschungsschwerpunkten in den Französisch sprechenden bzw. Französisch verwendenden Ländern verfolgen. Als Beispiel möchte ich kurz Les réseaux thématiques de recherche de l’UREF darstellen. (Homepage: http://www.AUPELF-UREF.org/program/recherch/recherche) Die Université de Recherche d’Expression Française (UREF) umfaßt Forschungsgebiete, die für eine große Zahl von Ländern der Frankophonie aktuell sind. Die networks haben jeweils einen "Coordonnateur" aus dem Lande, wo entweder das Projekt initiiert wurde oder wo für seine Durchführung Material geboten wird. Die Hauptgebiete sind Jura, Medizin, Wirtschaft und Geisteswissenschaften.

Neben mehreren die Sprache betreffende thematischen networks wie z.B. "Lexicologie, terminologie, traduction", "Sociolinguistique et dynamique des langues", "Etude du Français en Francophonie" und "FRANCIL (réseau Francophone de l’ingénierie de la langue)" befassen sich andere Forschungsnetze mit der Untersuchung von Literaturen in französischer Sprache. Deren Ziel heißt wie folgt:

"Prenant acte de la vitalité des littératures de langue française, ce réseau s’est fixé comme objectifs l’élaboration et la diffusion des insruments de travail nécessaires à la recherche et à leur bonne insertion dans les Départements d’études françaises à travers le monde.
Le réseau a entrepris l’élaboration d’un "Précis d’histoire littéraire" pour chacune des grandes régions de la Francophonie (...) ainsi que la constitution de bibliographies systématiques sur les littéraures francophones, alimentant des banques informatisées interrogeables à distance et diffusables sur support papier."

(s. unter Homepage: Littératures francophones). Der Koordinator des Projekts ist Prof. Dr. Jean-Louis Joubert, Université de Paris XIII.

Die Vernetzung mit Schwerpunkt "Cultures, langues et développement" unter der Koordinierung von Prof.Dr. Sélim Abou der Université Saint-Joseph in Beyrouth (Libanon) definiert sich wie folgt:

"Prendre ensemble, et non plus deux à deux comme cela s’est fait jusqu’à présent, les trois éléments constitutifs de l’intitulé de ce réseau, représente l’ouverture d’un champ de recherche pluridisciplinaire nouveau, dont l’intérêt théorique et pratique ne fait pas de doute. En effet, le rapport entre la langue et la culture médiatisées par la culture, constituent un domaine spécifique dont la connaissance reste à acquérir. Cette connaissance, appelant une démarche scientifique interdisciplinaire et une approche comparatiste, est d’autant plus nécessaire qu’elle est requise pour mener à bien toute activité de développement."(11)

Das war nur eine Andeutung von dem was sich im französischen Sprachraum über Internet und Datenbanken in der Internationalisierung von Forschung tut. Einzelheiten sind jeweils bei der Base de données des chercheurs et enseignants membres du réseau de recherche abrufbar.

An der Ege Universität in Izmir mehren sich die Bemühungen, auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften sowohl Forschungen durchzuführen als sie einem breiteren Publikum weiterzugeben. An der Philosophischen Fakultät werden seit 1996 jährlich jeweils im Mai Kulturtreffen in englischer Sprache mit Referenten aus den USA, England, der Türkei und anderen Ländern organisiert. Jedes Seminar verfügt über ein Rahmenthema; 1996 hiess es History of Culture/ Culture of History; 1997 Crossing the Boundaries : Cultural Studies in the UK and US; 1998 Popular Culture(s). Die Akten werden mit Unterstützung des British Council Ankara veröffentlicht. Der Austausch von Forschungsergebnissen aus verschiedenen Perspektiven (ob auf nationaler oder internationaler Ebene) ermöglicht eine Bereicherung bzw. Erweiterung von wissenschaftlichen Verfahren und Einsichten. Bis jetzt wurde das Internet nur für den Call for Papers verwendet, eine Homepage liegt noch nicht vor.

Wiederum an der Ege Universität in Izmir wurde 1997 das Forschungszentrum für europäische Sprachen und Literaturen (ADIKAM, Homepage: http://bornova.ege.edu.tr/~adikam) gegründet.(12) Es möchte auf akademischer Ebene Forschung auf den Gebieten der Sprachen, Literaturen und Kulturen eines geographischen Europas betreiben und im eigenen Land die Kenntnis der vielfältigen europäischen Sprachen und Kulturerscheinungen fördern. In dieser Hinsicht waren z.B. die "Französischen Archäologie-Tage" im Februar 1998 besonders relevant, weil vier Fachleute aus dem Ausland ihre Funde bei den Ausgrabungen hiezulande einem breiten Publikum anschaulich darstellen konnten und dabei z.B. über die Hethiterkultur oder die dem Bau eines antiken Theaters zugrundeliegende architektonische Anschauung diskutiert werden konnte.

ADIKAM plant für die kommenden zwei Jahre die Herausgabe eines interdisziplinären Werks über Die Rolle Kleinasiens bzw. Anatoliens in der Kultur Europas in einer europäischen Sprache. Denn bisher haben sich Archäologen, Historiker, Architekten, Linguisten, Philosophen und Mathematiker u.a. jeweils auf ihrem Gebiet irgendwann mit dem kleinasiatischen Teil der Tükei beschäfigt und meistens in einem historischen Rahmen, der de facto mit der Vergangenheit verbunden war. Die Perspektive unseres Projekts ist das heutige geographische Europa und die Frage nach den kulturellen Verwurzelungen bzw. nach den heutzutage spürbaren Erscheinungen dieser Verwurzelungen auf anatolischem Boden. Am Projekt werden Kulturwissenschaftler auf internationaler Ebene teilnehmen und dafür sind uns Datenbanken sowie Internet facilities sehr wichtig. Außerdem sind wir bemüht, mit anderen ausländischen Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Dadurch, daß das Projekt erst als Konzept und neuer Beschluß vorhanden ist, kann hier noch nicht über Einzelheiten der verschiedenen Phasen berichtet werden.

Vom Organisator dieser Konferenz , dem Insitut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse (INST), (Homepage: http://www.inst.at) braucht hier nicht eingehend referiert zu werden, da das Institut sowohl auf internationaler Ebene arbeitet als auch von Anfang an prinzipiell Internet benutzt. Erwähnen müssen wir es, weil es im Rahmen unserer Sektion auch eine Illustration zur Möglichkeit der Internationalisierung auf dem Gebiet der Forschung darstellt.

Hier möchte ich den Aspekt der Ausbildung zur Internationalisierung an den Universitäten nicht besprechen, weil gewiss andere Referate es tun werden und unsere Zeit zu sehr in Anspruch genommen würde. Ich hoffe nur, durch einige Hinweise auf bestehende oder sich entwickelnde Projekte die neuen zeitsparenden und Horizonte eröffnenden Ausblicke angedeutet zu haben.

© Gertrude Durusoy (Izmir)

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Anmerkungen:

(1) Bronislaw Malinowski : The Dynamics of Culture Change. Westport,1976. S.14.

(2) Gotthart Wunberg: Internationalisierung der Kulturwissenschaften. in: IFK news. Mitteilungen des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften.Wien, 1997. Nr.1, S.4.

(3) Michael Kelly: Groupe de travail 2, Communicaton interculturelle. in: Conférence Inaugurale du Conseil Européen pour les Langues/European Language Council. (CEL/ELC) Lille,1997, S.61.

(4)  Forschungsschwerpunkt. in: IFK news. Mitteilungen des Internationalen Forschungszenttrums Kulturwissenschaften. Wien, 1998.Nr.1, S.12.

(5) Vgl.Homepage: http://www.boun.edu.tr/research/ceces.

(6) Siehe Text am Flugblatt der Projektanzeige.

(7) Siehe: British Council newsletter. September 1998.

(8) ebd.

(9) Hartmut Böhme, Peter Matussek, Lothar Müller: Projektanzeige Evalution Kulturwissenschaft: Siehe unter der Homepage: http://www.culture.hn-berlin.de/PM/Pro/Kul/Kurzdars.html.

(10) Für weitere Einzelheiten:Vgl. DFG-Projekt:"Perspektiven der Kulturwissenschaft", klick Kulturwissenschaften in Deutschland.

(11) ebd. Homepage der AUPELF-UREF und dann unter Réseaux de recherche.

(12) Siehe Gertrude Durusoy:‘Das Forschungszentrum für europäische Sprachen und Kulturen der Ege Universität Izmir’. TRANS, Nr.1 unter: http://www.inst.at/trans/1Nr/durusoy.htm


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