Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 8. Nr. Juli 2000

Grußwort: Gerald Mader

In jeder Utopie steckt nicht nur eine schöne Hoffnung, sondern auch eine Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen politischen Zuständen. Das gilt auch für die Utopie einer Kultur des Friedens. Es genügt daher nicht, die Ideale einer Kultur des Friedens zu verkünden, sondern es muß auch die traurige Wirklichkeit, Politik, Strukturen und Interessen benannt werden, welche der Entwicklung einer Kultur des Friedens entgegenstehen.

Ein besonderes Beispiel sind hierfür die negativen Entwicklungen im Bereich der Sicherheitspolitik einschließlich des Rüstungswahnsinns. Vor 10 Jahren hat Europa einen geschichtlich einmaligen Machtverzicht erlebt, mit dem Initiativen zum neuen Denken verbunden waren. Die Friedenseuphorie dieses Wunderjahres 1989 ist jedoch sehr schnell verflogen. Nun sind die Regierungen zurückgekehrt zur alten Machtpolitik, welche seit 2 Jahrtausenden immer wieder zu Krieg geführt hat. Wir erleben daher eine neue Militarisierung in Gesellschaft. In ist nicht die Abrüstung, sondern die Aufrüstung. Nationalismus, Intoleranz, Rassismus und Xenophobie sowie Terrorismus breiten sich aus. Dies hängt damit zusammen, daß viele Regierungen sich nicht zu einer neuen Sicherheitspolitik entschließen können, sondern die alte Sicherheitspolitik der Vergangenheit fortsetzen. Diese Sicherheitspolitik basiert auf Macht, militärische Überlegenheit, Expansion, Aufrüstung, einer ständigen Suche nach einem Feind und der Durchsetzung der sogenannten nationalen Interessen mit militärischer Gewalt. Kann dies aber die Sicherheitspolitik für das 21. Jahrhundert sein?

Es ist das große Verdienst der UNESCO, daß sie angesichts dieses militärischen Zeitgeistes das Projekt "The Culture of Peace", das 1989 erstmals formuliert wurde, konsequent fortgesetzt hat und immer mehr Priorität gegeben hat, um so Widerstand zu leisten.

Mit Recht hat sich die UNESCO zu einem umfassenden Friedensbegriff bekannt, der alle Aspekte und Dimensionen von Frieden einschließt. Denn die Auseinandersetzung mit Frieden erfordert auch ein Eingehen auf die Begriffe Gewalt und Konflikt. Dies bedeutet, daß es sich beim Projekt Culture of Peace nicht um theoretische und akademische Auseinandersetzungen handelt, sondern daß es um sehr konkrete und praktische Auseinandersetzungen geht. Dazu gehören Sicherheits- und Wirtschaftspolitik, globale Solidarität und eine gerechte Verteilung von Wohlstand und die Beseitigung von Armut, aber auch die Gender-Perspektive. Außerdem von besonderer Wichtigkeit ist hierbei die Agenda for Peace, die durch ihre Konzentration auf Konfliktprävention und Methoden friedlicher Konfliktlösung den Frauen die Möglichkeit bietet, neue Akteure von Friedenspolitik zu werden. Dies stellt eine echte Chance für eine neue Art von Sicherheitspolitik dar, da die Frauen anders als Männer entscheiden, wenn es um die Gründe geht, wofür Menschen sterben sollen.

Das UNESCO-Programm Culture of Peace kann nur dann seine Ziele erreichen, wenn es zu vielen Aktivitäten in vielen Ländern kommt. Die Veränderungen sind weniger von den Regierungen, der Staaten zu erwarten, sondern eben von NGOs, von Frauenbewegungen, von neuen außerparlamentarischen Positionen und von den vielen Projekten und ihren Trägern, die sich für eine Architektur des Friedens einsetzen.

Ich möchte Sie daher darüber informieren, daß auch Schlaining mit seinem Friedensprojekt ein konkretes großes Projekt entwickelt hat, das den Zielen des Internationalen Jahres einer Kultur des Friedens entspricht. Wir werden im Jahre 2000 am 6. Mai eine Ausstellung "Frieden oder Krieg" eröffnen, welche dann zu einem Internationalen Friedensmuseum bzw. zu einem Internationalen Haus des Friedens führen soll. Erfreulich ist, daß sich inzwischen ein Europäisches Konsortium gebildet hat, das Partner dieser Landesausstellung und des künftigen Museums sein soll. Diesem Konsortium gehören international bekannte Institutionen wie SIPRI, University Bradford, International Court of Justice, Memorial de Caen, Berghof Stiftung an.

Die Konzeption der Ausstellung und des Friedensmuseums versucht, Frieden umfassend darzustellen. Daher ist die thematische Ausrichtung nicht durch Frieden als solchem begrenzt, sondern es werden alle Herausforderungen fokussiert, mit welchen Frieden immer wieder konfrontiert ist. Das ist Krieg, Gewalt und Konflikt. Es geht nicht darum, Bekenntnisse für Frieden abzulegen, sondern darum, sich intensiv mit dem Problem Frieden auseinanderzusetzen.

Ich möchte daher diese kurze Einleitung benützen, Sie schon jetzt zur Ausstellung in Stadtschlaining im Jahr 2000 recht herzlich einzuladen.

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Webmeisterin: Angelika Czipin
last change 02.11.2000