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VUNW: Einleitung

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Einleitung

 

Das Projekt „Virtualität und neue Wissensstrukturen“ ist ein Infrastrukturprojekt, das im Bereich der Interreg-Programme der EU (EFRE-Fonds) finanziert wurde.(1) Die Besonderheit dieses Projektes ist, dass es zwar durchaus um Rohstoffe, Landwirtschaft, Bauten, Straßen, Autos, Flugplätze, Energie etc. geht, dass aber der Projektgegenstand die neue Bedeutung der Virtualität und des Wissens ist.

 

Tradition

Dieser Ansatz korrespondiert mit der Entwicklung, Struktur nicht nur etymologisch bzw. sprachgeschichtlich zu verstehen - hier ist Struktur ursprünglich mit dem Bauen, der Architektur etc. verbunden wie auch heute noch Bedeutung von Wissen und Aufwendungen für Bauten (Universitäten, Museen etc.) unmittelbar miteinander verbunden scheinen -, sondern zu erkennen, dass auch Sprachen, Wissenschaften, Künste etc. Strukturen haben und Gesellschaften strukturieren.(2)

EU-Verordnungen

Diese Erweiterung des Verständnisses des Begriffs „Kultur“ korrespondiert mit den EU-Verordnungen zu den Interreg-Programmen. Seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigen sich Ansätze, die Virtualität für die Entwicklung der Infrastrukturen mehr zu berücksichtigen.(3)

Virtualität

Fakt ist, dass die Virtualität in der Realität seit dem 20. Jahrhundert eine immer größere Rolle zu spielen beginnt und in Verbindung mit dem Internet gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine neue Qualität in die Wissensproduktionen, die Produktionen, die Verwaltung, die Gesellschaft, den Umgang mit der Natur bringt.(4)

Innovationen

Im Zentrum dieses Wandels stehen die Innovationen der Technologien und in der Vorstellungsbildung. Diese Innovationen sind die Triebkraft des gesellschaftlichen Wandels. Beispiele dazu sind die Kunst der Ingenieure(5), die Kühlschrankrevolution(6), aber auch die sich globalisierenden Kommunikationsformen.(7)

Reproduktionen

Die Qualität der Innovationen ist unmittelbar mit der Qualität der Reproduktionen verbunden. Durch Töne, Bilder, Zeichen, Sprachen wurden neue Möglichkeiten der Reproduktionen - und damit auch der Identitätsbildung durch Erinnerung - geschaffen. Diese virtuellen Reproduktionen stehen im Mittelpunkt der Wissensrevolutionen der Menschheit. Ihre Struktur, ihre Möglichkeiten gilt es zu erkennen, um Nutzen für heutige Entwicklungen daraus zu ziehen und humane Entwicklungen möglich zu machen.(8)

Sprachen

Obwohl Sprachen und Künste stets im Mittelpunkt der Wissensrevolutionen standen, werden diese heute völlig an den Rand gedrängt. Die Missachtung ihrer Bedeutung zeigt sich von der Betriebsanleitung bis zu den Sprachreformen. Der grundlegende Fehler besteht dabei nicht nur in der Ignoranz der Bedeutung der Sprachen für Technologieanwendungen (Betriebsanleitungen, Bildungsreformen, Schlagworte), sondern auch in der Missachtung gesellschaftlicher Realitäten (Regeln gegen Kommunikationsrealitäten).(9)

Wissen

Das Wissen der Menschheit war nie übersehbar (Zersplitterung ohne Kommunikation) und ist heute - nach einer teilweisen technischen Zusammenführung - noch unübersehbarer geworden (Internet). Daraus folgt die Notwendigkeit, Wissensgewinnung und Wissensanwendung als eine soziale Aufgabe zu sehen, deren wesentlichste Komponenten Pluralität, Öffentlichkeit, Demokratie und Offenheit sind. (10)

Centrope

Mit dem VUNW-Projekt wurde in Centrope solch ein neuer Ansatz versucht. Centrope(11) selbst ist als vertragliches Konstrukt Teil der Virtualisierung der Welt. Beispielhaft wurde mit dem VUNW-Projekt gezeigt, wie durch Pluralität, Öffentlichkeit, Offenheit grenzüberschreitende Ergebnisse zu gewinnen sind. Für die Struktur der Region bedeutet dies eine nachhaltige Option der strukturellen Veränderungen, in deren Rahmen Agrarproduktion, Industrieproduktion, Dienstleistungen, Wissensproduktion ihre Strukturen in dem Sinn verändern, dass Wissen eine qualitativ neue Rolle spielt und eine gesellschaftliche Verständigung über die weiteren Entwicklungen beginnt.

Neue Grundstrukturen

In den EU-Verordnungen wird Kultur im Kontext des Tourismus und der Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze hervorgehoben. Erforderlich ist darüber hinaus ein neues Kulturverständnis nicht nur für Centrope, sondern auch für Europa. Anhand städtischer Entwicklungen zeigen sich seit langem neue Möglichkeiten und Chancen. Dieses neue Verständnis als angewandtes Wissen wäre die neue Grundstruktur für Centrope und Europa - mit grundlegenden Auswirkungen auf Produktionen, Wissensproduktionen, Verwaltung. Solche neuen Strukturen werden hiermit vorgeschlagen.(12)


ANMERKUNGEN

(1) Das Interreg III A Programm im WWW: http://www.at-hu.net/

(2) François Dosse: Geschichte des Strukturalismus. Band 1: Das Feld des Zeichens, 1945-166, Band 2: Die Zeichen der Zeit, 1967-1991. Junius-Verlag: Hamburg 1996 und 1997. Zum Begriff Struktur: Bd.1, Seite 12ff.

(3) Bereits in VO (EG) Nr. 1783/1999 findet sich in Artikel 2 c) die Formulierung „Entwicklung der Informationsgesellschaft“. In VO (EG) Nr. 1260/1999 finden sich unter „Gründe“ weit reichende Formulierungen: „Die kulturelle Entwicklung, die Qualität der natürlichen Umwelt und der Kulturlandschaft und die qualitative und kulturelle Dimension der Lebensbedingungen sowie die Entwicklung des Tourismus tragen dazu bei, den Regionen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu einer größeren Anziehungskraft zu verhelfen, indem sie zugleich die Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze fördern.“ Ebd. unter (7): „Der Europäische Fonds zur regionalen Entwicklung (EFRE) trägt in erster Linie der Verwirklichung des Ziels der Entwicklung und der strukturellen Anpassung der Regionen mit Entwicklungsrückstand sowie der wirtschaftlichen und sozialen Umstellung der Gebiete mit Strukturproblemen bei.“ Die kompletten Texte der Verordnungen im WWW: http://europa.eu.int/eur-lex/

(4) Die INST-Projekte versuchten seit Mitte der 90er Jahre, die Bedeutung der Kultur bzw. der Virtualität für die heutigen Prozesse herauszuarbeiten. Darunter fallen thematische, sprachliche, methodologische Projekte, die auch der Entwicklung von Wissenschaft und Forschung dienten.

(5) L’art de l’ ingénieur. Direction: Antoine Picon. Éditions du Centre Pompidou: Paris 1997.

(6) Die Kühlschrankrevolution. Dokumentation der 3. Memminger Gespräche zu Kunst und Kultur. In: Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 12. Jg., Nr. 1/2003. Inhaltsverzeichnis im WWW: http://www.soyfer.at/zs/03_1.htm

(7) Siehe dazu die Dokumentation zum Projekt „Das Verbindende der Kulturen“: http://www.inst.at/burei/CBand1.htm

(8) Die ersten Ansätze wurden dazu im EOLSS-Projekt für die UNESCO ausgearbeitet: http://www.inst.at/kulturen/eolss.htm

(9) Im Werk von Umberto Eco ist das in Gebäuden eingesperrte Wissen immer wieder dargestellt (z.B. im Roman „Der Name der Rose“). Eine Auseinandersetzung mit Sprachkonzepten findet sich in: „Die Suche nach der vollkommenen Sprache“ (Deutscher Taschenbuch Verlag: München 2002) und mit den Problemen der Welt der Regeln und der Systematik in: „Kant und das Schnabeltier“ (Hanser: München, Wien 2000).

(10) Vgl. dazu die Beiträge vom Generaldirektor der UNESCO, Matsuura (Wissensgesellschaft als Chance), dem Generalsekretär des Europarates Davis (Notwendigkeit der Partizipationsmöglichkeit), EU-Kommissar Figel (Bedeutung der Vielsprachigkeit). In: VUNW. TRANS-Studien zur Veränderung der Welt. INST-Verlag: Wien 2006, Bd.6, S. 27ff.

(11) Im WWW: http://centrope.com/centropestart

(12) Siehe die VUNW-Projektdokumentation: http://www.inst.at/burei/CBand6.htm


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Adresse (URL): http://www.inst.at/vunw/einleitung.htm  2006-11-12
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