Prof. Dr. Arne Haselbach

Würdigung eines Weltbürgers

Arne Haselbach zu würdigen, bedeutet einen Denker zu würdigen. Das Abfinden mit einfachen Antworten, wegschauen und ignorieren entsprach nicht seiner Haltung, war nicht seine Welt. Denken in Alternativen, Differenzierung, Kritik, forschendes Interesse, Grenzen – räumliche wie intellektuelle – zu überschreiten, dafür stand Arne Haselbach. Kleingeistig Nationalistischem setzte er eine weltoffene, Kulturen übergreifende Haltung entgegen. Sein Denken und Handeln war geprägt von der Kultur und der Philosophie der Aufklärung, geleitet von wissenschaftlich begründetem Erkenntnisinteresse. Die Gedanken von Freiheit, Gleichheit und Solidarität prägten zutiefst seine Gesinnung.

Arne Haselbach wurde am 16. Juli 1940 in Kärnten geboren. 1965 promovierte er als Jurist an der Universität Wien. Sein internationales Engagement konnte er bereits 1970 einbringen. Auf Initiative des damaligen Außenministers und späteren Bundeskanzlers Dr. Bruno Kreisky baute er das Wiener Institut für Entwicklungsfragen auf, das er von 1970 bis 1986 leitete. Seine Arbeitsfelder waren Entwicklungshilfe und Entwicklungspolitik sowie der internationale Austausch und die Kooperationen mit Partnerinnen und Partnern aus aller Welt. Einen wesentlichen Fokus legte Arne Haselbach bereits damals auf Schul- und Bildungsfragen. Mit seinem Engagement in internationalen Organisationen der Vereinten Nationen, der OECD sowie des Europarates leistete er einen wichtigen Beitrag zur internationalen Verständigung und zum Austausch zwischen Kulturen. Er war langjähriges Mitglied der österreichischen UNESCO-Kommission und trat in vielen internationalen Gremien und auf internationalen Tagungen für das Thema Wissenschaft und Bildung ein – so etwa 1997 als Mitglied der Österreichischen Delegation auf der Fünften Internationalen Konferenz über Erwachsenenbildung in Hamburg (CONFINTEA V) oder 1999 als Mitglied der Österreichischen Delegation bei der Weltwissenschaftskonferenz in Budapest.

Von 1986 bis 1990 war Arne Haselbach Vorstandsmitglied im Verband wissenschaftlicher Gesellschaften Österreichs.

Seine internationalen Erfahrungen konnte Arne Haselbach von 1990 bis 2006 auch als Direktor der Volkshochschule Brigittenau einbringen. Unter seiner Leitung wurde die Volkshochschule Brigittenau mit Kursen in über 60 verschiedenen Sprachen zur größten und bedeutendsten Sprachenschule. An der Volkshochschule Brigittenau konnte man Sprachen von Albanisch bis Wolof lernen, Sprachen, die an keiner anderen Volkshochschule Österreichs angeboten wurden. Mit den Brigittenauer Sprachen-Symposien leistete Arne Haselbach einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung und Professionalisierung im Sprachunterricht für Erwachsenen. Damit unterstrich er einmal mehr die enge Verbindung von Volkshochschulen mit Universitäten sowie die internationale Ausrichtung der Wiener Volksbildung.

Seine klare Orientierung an Demokratie und Menschenrechten spiegelt sich auch in den zahlreichen Initiativen und Veranstaltungen zu zeitgeschichtlichen, gesellschaftspolitischen und internationalen Themen wider. Offene Gesprächskreise und Klubs, das „Österreich-Forum“, das Forum „Brennpunkte des Weltgeschehens“ und das „Umweltforum Brigittenau“ ergänzten das reichhaltige Programmangebot. Ab 1992 leitete er die „Wiener Denkwerkstatt“ an der VHS Brigittenau. Im Rahmen der Denkwerkstatt forcierte er insbesondere die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen und mit Fragen multikulturellen Zusammenlebens.

Arne Haselbachs Verstehen und Verständnis reichte weit über den europäischen Denkraum hinaus. Bei seiner Beschäftigung mit europäischer und anglo-amerikanischer Philosophie und gesellschaftstheoretischen Denkschulen suchte er darüber hinausreichend nach neuen Erkenntnissen und setzte sich in der Folge auch intensiv mit asiatischen philosophischen Ansätzen und Denkweisen auseinander. So lernte er an der VHS Brigittenau über mehrere Jahre Chinesisch, um sich auch mit Originaltexten von Denkern aus dem asiatischen Raum auseinandersetzen zu können. Seine großen denkerischen Leistungen kommen in seinen zahlreichen Publikationen zu internationalen Themen, Politik, Bildung und Philosophie zum Ausdruck.

Arne Haselbach erhielt 1998 den Berufstitel „Professor“ und war Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, der Viktor-Adler-Plakette für besondere Verdienste um die Arbeiterbewegung sowie des Großen Verdienstzeichens des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen.

Arne Haselbach verstarb am 12. August 2018.

Ein Nachruf von Mag. Walter Schuster, Direktor der VHS Brigittenau von 2006 bis 2017, seit 2017 Direktor der VHS Meidling und Bereichsleiter für Pädagogik und Entwicklung, Mitbegründer der Initiative Kritische Erwachsenenbildung. Email: Walter.Schuster@vhs.at