BAUDELAIRE DIDIER DNZOUTCHEP NGUEWO,
Universität Maroua, Kamerun
Abstract
The expression of the wish is a speech act that belongs to the expressive acts defined by Searle. This speech act, in the contrary to the other expressive acts such as excuses, greetings, thanks, compliment etc., is not really explored. ¶In addition, the expression of the wish, like all the acts of language carried out in a given socio cultural area, present some cultural specificities. This is why this article tries to analyze the expression of the wish in Cameroun, with the objective of emphasizing on the characteristic of this act of language in Cameroun.
Key-words: wish – Cameroon – politeness – pragmatics – speech act
¶1. Einleitung
Verbale Höflichkeit ist ein interdisziplinärer Forschungsbereich, der unterschiedliche höflichkeitsrelevante Sprechhandlungen wie Grüßen, Danken, Bitten, Komplimente-machen, Sich-entschuldigen und Wunsch-äußern umfasst (vgl. Achleitner, 2010: 1). Mein besonderes Interesse wird in dieser Arbeit dem Sprechakt des Wunsches gelten. Das Wunsch-Äußern, das in dieser Arbeit thematisiert ist, wird unter positivem Blickwinkel1, d.h. als Sprechhandlung des „Glück-Wünschens“ (Coulmas, 1981 & Kamta, 2001: 2f), beschrieben. In diesem Sinne kann man den Wunsch definieren als eine Handlung, mit der ein Sprecher intendiert, dass einem Adressaten etwas Positives bzw. Glückliches bei manchen Gelegenheiten in einer nahen oder fernen Zukunft vorkommt (vgl. Katsiki, 2001: 89).
Sprechakttheoretisch gilt das Wunsch-Äußern nach Austins und Searles Sprechaktklassifikation (1986, 1980) als konduktive Äußerung und expressive Sprechhandlung, die auf Einstellungen und Verhalten in der Gesellschaft verweist und den psychischen Zustand des Sprechers ausdrückt. Charakteristisch für die beiden Sprechaktklassen ist also, dass es sich bei ihnen um das Ausdrücken eines Gefühls des Sprechers in einer bestimmten Situation handelt. Das Wunsch-Äußern ist also eine expressive Sprechhandlung, deren illokutionärer Zweck darin besteht, die in der Aufrichtigkeitsbedingung spezifizierte psychische Einstellung zu einem im propositionalen Gehalt spezifizierten Sachverhalt auszudrücken (vgl. Searle, 1980: 95). Das Wunsch-Äußern ist üblich in verbalen Interaktionen und bildet eine wirkliche Routineformel, die Sprechern vorgefertigte verbale Lösungen bietet, damit sie spontan und fast automatisch das geeignete Verhalten in unterschiedlichen kommunikativen Situationen einnehmen können (vgl. Katsiki, 2002: 10).
Wer einen Wunsch äußert, zeigt einerseits, dass er das Gesicht des Gegenübers nicht bedrohen, sondern beschützen möchte, und bittet andererseits darum, eine mögliche negative Bewertung der eigenen Person rückgängig zu machen. Unter „Gesicht“ versteht man das öffentliche Image einer Person (vgl. Meibauer, 2001: 114). Das Wunsch-Äußern hat also das vorrangige Ziel, das soziale Gleichgewicht zwischen Interaktanten aufrechtzuerhalten. Außer diesen sozio-relationalen Werten des Wunsches hat es auch rein internationale Werte. Er erfüllt eine wichtige Funktion in der zwischenmenschlichen Beziehung und bildet eine verbale Manifestation der linguistischen Höflichkeit, die von Brown und Levinson (1987) definiert und entwickelt worden ist. Das Wunsch-Äußern fällt genau in den Bereich der positiven Höflichkeit und ist nach Kerbrat-Orecchioni (1992) einem „FFA“ (Face Flattering Act) zuzuordnen, d.h. einem Akt, der darin besteht, den Adressaten zu schmeicheln. Mit einem Wunsch kann ein Sprecher beabsichtigen, seinem Gegenüber durch einen Ausdruck der Sympathie und ihm gegenüber durch eine günstige Aufmerksamkeit Freude zu bereiten (vgl. Katsiki, 2002: 10). In diesem Zusammenhang zeigt sich der Sprecher von der Zukunft des Adressaten nach ihrer Trennung betroffen. Das Wunsch-Äußern ist also ein verbales Mittel, das interpersonale Beziehungen pflegt und die bereits zwischen den Interaktanten existierenden Beziehungen bestätigt und verstärkt.
Über die interpersonale und affektive Eigenschaft hinaus hat das Wunsch-Äußern eine erhebliche soziale Dimension. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Verständigung von Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft, die solidarisch annehmen, die gleichen Rituale zu gebrauchen: “Conversational routines are tacit agreements, which the members of community presume to be shared by every reasonable co-member. In embodying societal knowledge they are essential in the handling of day-to-day situation” (Coulmas (ed.), 1981: 4).
Im Rahmen unserer Arbeit werden wir aufzeigen, dass das Wunsch-Äußern in Kamerun eine höflichkeitsanzeigende und gesichtsbeschützende Handlung ist. Über diese Beschreibung des Wunsch-Äußerns als Höflichkeitsakt hinaus soll untersucht werden, wie die Realisierung dieses Sprechakts und Reaktionen darauf nicht nur linguistische, sondern auch soziokulturelle Kompetenzen erfordern, welche verschiedenen Sprachmittel dem Kameruner dafür zur Verfügung stehen und wie sie sich beschreiben lassen.
2. Theoretischer Rahmen
Die Behandlung des Wunsch-Äußerns in dieser Arbeit gliedert sich im Bereich der illokutiven Pragmatik und der linguistischen Höflichkeitstheorie. „Die Pragmatik (Lehre von der Benutzung sprachlicher Zeichen) ist Teil der Linguistik. Sie erforscht Äußerungen und Sprechakte, d.h. die sozialen, psychischen und situativen Bedingungen sprachlicher Kommunikation“ (Götze, 2002: 17). Wie bereits in dem obigen Zitat dargestellt, gilt die Pragmatik als jenen Teilbereich der Linguistik, der sich im Wesentlichen mit dem Phänomen des Sprachgebrauchs befasst. Wittgenstein (1967) ist derjenige, der einen wesentlichen Anstoß dazu gegeben hat. Er ist zu den Wissenschaftlern zu rechnen, die die Systemlinguistik kritisiert haben. Hauptgedanke dieser pragmatischen Auffassung ist, dass nicht alle Funktionen des sprachlichen Ausdrucks mit Benennung und Bezeichnung von Gegenständen und Sachverhalten in der Welt erfasst sind:
Wir benennen die Dinge und können nun über sie reden. Uns in der Rede auf sie beziehen. Als ob mit dem Akt des Benennens schon das, was wir weiter tun, gegeben wäre. Als ob es nur Eines gäbe: >Von Dingen reden<. Während wir doch das Verschiedenste mit unseren Sätzen tun. Denken wir allein an die Ausrufe mit ihren ganz verschiedenen Funktionen: Wasser!, Fort!, Au!, Hilfe!, Schön!, Nicht!, Bist du noch geneigt, diese Wörter Benennung von Gegenständen zu nennen? (Wittgenstein, 1967: 27).
Aus diesem Zitat ergibt sich, dass Wörter unterschiedlich gebraucht werden können. Unterschiedlich gebrauchte Äußerungen haben auch unterschiedliche Bedeutungen. Die Bestimmung der Bedeutung einer Äußerung ist zugleich von dem situativen Kontext und dem Zweck abhängig, den es für den Sprecher erfüllen soll. Anders gesagt, erscheint die Sprache nicht mehr als ideales Zeichensystem wie von der Systemlinguistik plädiert, sondern als Alltagssprache mit unterschiedlichen Funktionen (vgl. Dnzoutchep Nguewo, 2006: 10). Untersuchung kommunikativer Akte im kamerunischen Kontext ist auch Gegenstand einer „postkolonialen Pragmatik“, die darin besteht, über soziolinguistische, kulturelle, historische, ethnische und religiöse Faktoren zu berichten, die für die Konstruktion und Interpretation sprachlicher und nichtsprachlicher Handlungen in einem postkolonialen Milieu relevant sind (vgl. Mulo Farenkia, 2016: 155). Eine solche Herangehensweise der linguistischen Pragmatik kann dazu beitragen, die Merkmale des in Kamerun gesprochenen Französischen, die Koexistenz von in- und ausländischen kulturellen Normen bei der Realisierung von Sprechakten und zuletzt die komplexe Gesprächsart im kamerunischen Kontext hervorzuheben (vgl. ebd.).
Das erste sprachwissenschaftliche Interesse am Phänomen der Höflichkeit fand im frühen 20. Jahrhundert statt. Man begann, sich mit der Sprache als Mittel zur Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen zu beschäftigen und damit rückte die verbale Höflichkeit ins Rampenlicht und etablierte sich als eigenständiger linguistischer Forschungsbereich (vgl. Held, 1995: 45). In diesem Zusammenhang wird die Höflichkeit folgendermaßen definiert: „Politeness is a ‚pragmatic mechanism‘, in which a variety of structures (including non-verbal and prosodic features) work together according to the speaker’s intention of achieving smooth communication“ (Trosborg, 1995: 24). Nach Held hat sich die Höflichkeit „zu einem der Lieblingsgegenstände der modernen, performanzorientierten Linguistik“ (1995:13) und zu „einem eigenständigen Gegenstand der modernen Sozio- und Pragmalinguistik“ (ebd.: 67) entwickelt. Als Wegbereiter der modernen linguistischen Höflichkeitsforschung sind Lakoff (1973), Leech (1983) und vor allem Brown und Levinson (1987) zu rechnen. Ihre Untersuchungen stützen sich auf den Face-Begriff von Goffman, der im deutschsprachigen Raum unter dem Begriff „Image“ oder „Gesicht“ wiedergegeben wird:
Der Terminus Image kann als der positive Wert definiert werden, den man sich durch die Verhaltensstrategie erwirbt, von der die anderen annehmen, man verfolge sie in einer bestimmten Situation. Image ist ein in Termini sozial anerkannter Eigenschaften umschriebenes Selbstbild, – ein Bild, das die anderen übernehmen können.“ (Goffman, 1967/1986: 10).
Brown und Levinson betrachten die Höflichkeit als Mittel zur Vermeidung von eventuellen Konflikten, die dadurch entstehen können, dass ein Interaktionspartner das Gesicht eines anderen bedroht. Man unterscheidet negatives und positives Gesicht. Negatives Gesicht ist jenes Gesicht, das darin besteht, eine Handlungsfreiheit zu haben und nicht von anderen gestört oder belästigt zu werden, während das positive Gesicht eines Menschen in dem Bedürfnis besteht, von Interaktionspatnern anerkannt und respektiert zu werden (vgl. Ehrhardt/Neuland, 2009:14). Unter dieser Auffassung Brown/Levinsons haben alle Sprechakte einen bedrohungspotentiellen Charakter (FTA: Face-threatening act). Mehrere Kritiken sind an diese Auffassung Brown/Levinsons gerichtet worden. Die Höflichkeit soll nicht nur unter negativem Blickwinkel, sondern auch unter positivem behandelt werden. In diesem Zusammenhang stellt Kerbrat-Orecchioni (1992) eine Klasse von Sprechakten dar, die realisiert werden, um das Gesicht des Anderen zu valorisieren. Solche Akte nennt sie gesichtsbeschützende Akte (Face Flattering Acts oder FFA) und diese bestehen auch darin, das Gesicht des Interaktionspartners und eigenes Gesicht zu schützen und eigenen sozialen Wert zu erhöhen.
3. Methodologie
In dem nun folgenden Teil unserer Arbeit werden wir konkrete Wunschsituationen aus einem von uns erstellten Fragebogen zuordnen und genauer analysieren. Bei unserem Analyseteil beziehen wir uns nicht auf einen speziellen Höflichkeitsansatz, sondern wenden wir eine Mischung aus den verschiedenen Ansätzen zu den Wunschstrategien an.
Zur Erstellung unseres Korpus haben wir Fragebogen als Erhebungsmethode von Daten gewählt. Die schriftliche Befragung ist vorteilhaft, insofern als der fehlende Interviewer keinen direkten Einfluss auf die Befragten hat. Sie bietet den Befragten die größtmögliche Freiheit, ihre Antworten ohne Zeitdruck zu geben und vor allem eigene Meinungen über das Forschungsthema anzubringen. Mulo Farenkia (1999: 162) ist der Meinung, dass „das Involviertsein des Untersuchenden in der zu analysierenden Interaktion eine ‚Trübung der Datenquelle‘ bedeutet.“ Nicht einwandfrei ist diese Erhebungsmethode, weil man damit nicht spontan ausgedrückte Meinungen, sondern eventuell nachgedachte Daten erhalten kann. Die Fragebögen wurden nach Wunschverhalten erstellt und mit kurzen Beschreibungen von unterschiedlichen Situationen an 80 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren in den Städten Douala, Yaoundé und Maroua ausgeteilt. Im Zeitraum von vier Monaten, d.h. von Dezember 2015 bis März 2016, wurde die Forschung durchgeführt und die Fragebögen waren an Kameruner aus unterschiedlichen Lebensbereichen gerichtet, um verschiedenartigste Wunschäußerungen zu erhalten. Alle Fragen wurden auf Französisch gestellt und sollten auch auf Französisch beantwortet werden. Ihnen wurde folgende Aufgabenstellung gegeben2:
-
Wenn eine Situation für Sie persönlich unzutreffend ist, versetzen Sie sich bitte in Gedanken in die entsprechende Lage.
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Überlegen Sie, ob Sie oder Bekannte von Ihnen in ihrem alltäglichen Leben schon einmal eine ähnliche Situation erlebt haben. Was wurde in solchen Situationen gesagt? Beziehen Sie beim Ausfüllen des Fragebogens eigene Erfahrungen mit ein!
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Geben Sie, wenn möglich, für jede Situation verschiedene Formulierungen und Reaktionen an!
Zur Verdeutlichung soll hier auch gesagt werden, dass sich die Situationen, die als Anlässe zur Durchführung des Wunsches gelten, besonders auf die Reise, Prüfung und Krankheit beziehen. Die meisten Befragten waren Studenten, d.h. 60 Studenten und die 20 anderen aus anderen Lebensbereichen. Die beschriebenen Situationen unseres Korpus, die sich – wie bereits gesagt – auf die Reise, Prüfung und Krankheit beziehen, haben jeweils 17, 12 und 14 Wunschformeln ergeben, die ansatzweise analysiert werden sollen.
4. Zum Vollzug von Wunsch-Äußern in Kamerun
4.1. Wunsch-Äußern in den ausgewählten Situationen
Situation 1: Jemand ist im Begriff, abzureisen. Was sagen Sie ihm auf dem Weg oder wie verabschieden Sie ihn? Folgende Wunschäußerungen sind von den Befragten gegeben worden.
(1) Bon voyage ! (Gute Reise! / Schöne Reise!)
(2) Bonne route ! (Gute Fahrt!)
(3) Je te souhaite un bon voyage. (Ich wünsche dir eine gute/schöne Reise.)
(4) Tu voyages bien. (Du reist gut.)
(5) Les ancêtres sont avec toi et rien ne t’arrivera. (Die Ahnen sind mit dir und nichts wird dir passieren.)
(6) Tu fais un bon voyage. (Du machst eine gute Reise.)
(7) Que le Seigneur te conduise à bon port ! (Möge Gott dich wohlbehalten fahren!)
(8) Que le Seigneur t’amène ! (Möge Gott dich bringen!)
(9) Que le Seigneur veille sur toi pendant le voyage ! (Möge Gott auf dich während der Reise aufpassen!)
(10) Que le Seigneur guide tes pas ! (Möge Gott deine Schritte lenken!)
(11) Que Dieu t’accompagne ! (Möge Gott dich begleiten!)
(12) Que le Seigneur te protège ! (Möge Gott dich schützen!)
(13) Que Dieu te bénisse! (Möge Gott dich segnen!)
(14) Que ce voyage se passe sans entraves ! (Möge diese Reise ungehindert geschehen!)
(15) Que le chemin ne soit pas truffé d‘embûches ! (Möge der Weg nicht mit Hindernissen übersät sein!)
(16) Que le Seigneur te mette à l’abri de tout accident ! (Möge Gott dich vor allem Unfall schützen!)
(17) Que le voyage soit agréable ! (Möge die Reise angenehm sein!)
Situation 2: Jemand geht heute in die letzte Abitur- oder Diplomprüfung. Sie hoffen, dass er die Prüfung besteht. Wie formulieren Sie das?
(1) Bonne chance ! (Viel Glück!)
(2) Je te souhaite bonne chance. (Ich wünsche dir viel Glück.)
(3) Tu passeras ton examen. (Du wirst deine Prüfung bestehen.)
(4) Personne ne t’empêchera à réussir à cet examen. (Keiner wird dich hindern, diese Prüfung zu bestehen.)
(5) Tu as déjà réussi à ton examen parce que Dieu est avec toi. (Du hast schon deine Prüfung bestanden, weil Gott mit dir ist.)
(6) Que Dieu te bénisse et te donne ce diplôme ! (Möge Gott dich segnen und dir diesen Abschluss zuerkennen!)
(7) Que Dieu ouvre ton cerveau afin que tes réponses soient toujours justes ! (Möge Gott dein Gehirn öffnen, damit deine Antworten immer richtig sind !)
(8) Que toutes les questions correspondent à ce que tu as pu apprendre ! (Möge alle Fragen dem entsprechen, was du hast lernen können!)
(9) Que Dieu te protège afin que tout se passe bien ! (Möge Gott dich schützen, damit alles gut läuft!)
(10) Que le Seigneur pardonne tes péchés afin que tu réussisses à cet examen ! (Möge Gott deine Sünden verzeihen, damit du diese Prüfung bestehst!)
(11) Que Dieu t’aide dans cette épreuve ! (Möge Gott dir bei dieser Prüfung helfen!)
(12) Que Dieu t’accorde sa grâce ! (Möge Gott dir seine Gnade erweisen!)
Situation 3: Jemand ist krank. Sie wünschen, dass es ihm bald wieder besser geht. Welche Formulierungen verwenden Sie?
(1) Bonne guérison! (Gute Besserung!)
(2) Courage! (Nur Mut!)
(3) Bon courage! (Viel Mut!)
(4) Je te souhaite bonne guérison. (Ich wünsche dir gute Besserung.)
(5) Je te souhaite beaucoup de courage. (Ich wünsche dir viel Mut.)
(6) Je te souhaite un prompt rétablissement. (Ich wünsche dir eine baldige Genesung.)
(7) Que Dieu t’accorde sa grâce! (Möge Gott dir seine Gnade erweisen!)
(8) Que Dieu t’aide à surmonter cette difficulté! (Möge Gott dir helfen, diese Schwierigkeit zu bestehen!)
(9) Que Dieu t’aide à recouvrer la santé! (Möge Gott dir helfen, die Gesundheit wiederzuerlangen!)
(10) Que Dieu te purifie de cette maladie! (Möge Gott dich von dieser Krankheit reinigen!)
(11) Que Dieu soit ton bouclier afin que tu triomphes de cette maladie! (Möge Gott dein Schutz sein, damit du diese Krankheit besiegst!)
(12) Que Dieu te bénisse! (Möge Gott dich segnen!)
(13) Que Dieu intercède afin que tu guérisses ! (Möge Gott sich einsetzen, damit du wieder gesund wirst!)
(14) Que le Seigneur soit bienveillant et te mette debout ! (Möge Gott wohlwollend sein und dich auf die Beine stellen!)
4.2 Grammatische Beschreibungen von Wunschäußerungen
4.2.1 Grammatische Eigenschaften der in Situation 1 gemachten Wunschäußerungen
Die sich auf Reise beziehenden Wunschäußerungen in Kamerun können durch elliptische, Deklarativ- und Optativsätze gemacht werden.
4.2.1.1 Elliptische Sätze
Elliptische Sätze sind Sätze, in denen bestimmte Redeteile auf ganz unterschiedlichen Ebenen erspart bzw. ausgelassen sind (vgl. Eisenberg et al., 1998: 709ff). Charakteristisch dafür ist, dass nur die Hauptbegriffe ausgedrückt sind. Dazu gehören folgende Äußerungen:
(1) Bon voyage ! (Gute Reise! / Schöne Reises!)
(2) Bonne route ! (Gute Fahrt!)
4.2.1.2 Deklarativsätze
Unter Deklarativsätzen versteht man solche Sätze, bei denen das Verb an zweiter Stelle steht. Mit Ausnahme der Modalpartikeln können alle Satzglieder an der ersten Stelle (also vor dem finiten Verb) stehen. Fragepronomen oder –adverbien können auch nicht im Deklarativsatz stehen (vgl. ebd. 610f.). Folgende Wunschäußerungen gelten als Beispiele dafür:
(3) Je te souhaite un bon voyage. (Ich wünsche dir eine gute/schöne Reise.)
(4) Tu voyages bien. (Du reist gut.)
(5) Les ancêtres sont avec toi et rien ne t’arrivera. (Die Ahnen sind mit dir und nichts wird dir passieren.)
(6) Tu fais un bon voyage. (Du machst eine gute Reise.)
4.2.1.3 Optativsätze
Optativsätze sind solche, bei denen –inhaltlich betrachtet- Wünsche ausgedrückt werden. Traditionell werden sie Wunschsätze genannt. Im Regelfall werden sie konjunktivisch markiert. Hierzu gehören folgende Wunschformeln:
(7) Que le Seigneur te conduise à bon port ! (Möge Gott dich wohlbehalten fahren!)
(8) Que le Seigneur t’amène ! (Möge Gott dich bringen!)
(9) Que le Seigneur veille sur toi pendant le voyage ! (Möge Gott auf dich während der Reise aufpassen!)
(10) Que le Seigneur guide tes pas ! (Möge Gott deine Schritte lenken!)
(11) Que Dieu t’accompagne ! (Möge Gott dich begleiten!)
(12) Que le Seigneur te protège ! (Möge Gott dich schützen!)
(13) Que Dieu te bénisse! (Möge Gott dich segnen!)
(14) Que ce voyage se passe sans entraves ! (Möge diese Reise ungehindert geschehen!)
(15) Que le chemin ne soit pas truffé d‘embûches ! (Möge der Weg nicht mit Hindernissen übersät sein!)
(16) Que le Seigneur te mette à l’abri de tout accident ! (Möge Gott dich vor allem Unfall schützen!)
(17) Que le voyage soit agréable ! (Möge die Reise angenehm sein!)
4.2.2 Grammatische Eigenschaften der in Situation 2 gemachten Wunschäußerungen
An den Beispielsäußerungen unseres Korpus lässt es sich feststellen, dass elliptische, Deklarativ- und Optativsätze auf der grammatischen Ebene zum Ausdruck des Wunsches im Falle einer Prüfung gebraucht werden können.
4.2.2.1 Elliptischer Satz
Nur die Äußerung (1), d.h. „Bonne chance!“, gilt als Beispiel dafür.
4.2.2.2 Deklarativsätze
Nach den morphologischen Kriterien von Deklarativsätzen gelten folgende Äußerungen als Deklarativsätze, die zum Ausdruck des Wunsches anlässlich einer Prüfung formuliert werden:
(2) Je te souhaite bonne chance. (Ich wünsche dir viel Glück.)
(3) Tu passeras ton examen. (Du wirst deine Prüfung bestehen.)
(4) Personne ne t’empêchera à réussir à cet examen. (Keiner wird dich hindern, diese Prüfung zu bestehen.)
(5) Tu as déjà réussi à ton examen parce que Dieu est avec toi. (Du hast schon deine Prüfung bestanden, weil Gott mit dir ist.)
4.2.2.3 Optativsätze
Aus der Kombination des Verbmodus, der Verbstellung und der Anordnung von Wörtern ergibt sich, dass folgende Wunschäußerungen Optativsätze sind:
(6) Que Dieu te bénisse et te donne ce diplôme ! (Möge Gott dich segnen und dir diesen Abschluss zuerkennen!)
(7) Que Dieu ouvre ton cerveau afin que tes réponses soient toujours justes ! (Möge Gott dein Gehirn öffnen, damit deine Antworten immer richtig sind !)
(8) Que toutes les questions correspondent à ce que tu as pu apprendre ! (Möge alle Fragen dem entsprechen, was du hast lernen können!)
(9) Que Dieu te protège afin que tout se passe bien ! (Möge Gott dich schützen, damit alles gut läuft!)
(10) Que le Seigneur pardonne tes péchés afin que tu réussisses à cet examen ! (Möge Gott deine Sünden verzeihen, damit du diese Prüfung bestehst!)
(11) Que Dieu t’aide dans cette épreuve ! (Möge Gott dir bei dieser Prüfung helfen!)
(12) Que Dieu t’accorde sa grâce ! (Möge Gott dir seine Gnade erweisen!)
4.2.3 Grammatische Eigenschaften der in Situation 3 gemachten Wunschäußerungen
Durch elliptische, Deklarativ- und Optativsätze können einem Kranken Wünsche zur Genesung geäußert werden.
4.2.3.1 Elliptische Sätze
Wunschäußerungen unseres Korpus, die elliptisch formuliert werden, sind:
(1) Bonne guérison! (Gute Besserung!)
(2) Courage! (Nur Mut!)
(3) Bon courage! (Viel Mut!)
4.2.3.2 Deklarativsätze
Nach den formalen Aspekten von Wunschäußerungen unseres – syntaktisch gesehen – gelten folgende Sätze als Deklarativsätze, die zum Ausdruck eines im Falle einer Krankheit geäußerten Wunsches gebraucht werden. Dazu gehören folgende Beispiele:
(4) Je te souhaite bonne guérison. (Ich wünsche dir gute Besserung.)
(5) Je te souhaite beaucoup de courage. (Ich wünsche dir viel Mut.)
(6) Je te souhaite un prompt rétablissement. (Ich wünsche dir eine baldige Genesung.)
4.2.3.3 Optativsätze
Durch Optativsätze kann man auch einem Kranken eine gute Genesung wünschen. Beispiele dafür sind:
(7) Que Dieu t’accorde sa grâce! (Möge Gott dir seine Gnade erweisen!)
(8) Que Dieu t’aide à surmonter cette difficulté! (Möge Gott dir helfen, diese Schwierigkeit zu bestehen!)
(9) Que Dieu t’aide à recouvrer la santé! (Möge Gott dir helfen, die Gesundheit wiederzuerlangen!)
(10) Que Dieu te purifie de cette maladie! (Möge Gott dich von dieser Krankheit reinigen!)
(11) Que Dieu soit ton bouclier afin que tu triomphes de cette maladie! (Möge Gott dein Schutz sein, damit du diese Krankheit besiegst!)
(12) Que Dieu te bénisse! (Möge Gott dich segnen!)
(13) Que Dieu intercède afin que tu guérisses ! (Möge Gott sich einsetzen, damit du wieder gesund wirst!)
(14) Que le Seigneur soit bienveillant et te mette debout ! (Möge Gott wohlwollend sein und dich auf die Beine stellen!)
4.3. Zur Direkt- und Indirektheit des Wunsch-Äußerns
Im Allgemeinen sind direkte und indirekte Sprechakte ein sehr wichtiges Konzept innerhalb der Theorie der Sprechakte. Direkte Sprechakte sind Äußerungen von Sätzen,
deren jeweilige kommunikative Funktion (z.B. Behauptung, Frage, Aufforderung) durch ein syntaktisches Korrelat dieser Funktion (Behauptungs-, Frage-, Befehlsatz) oder durch ein entsprechendes (d.h. in seiner konstativen Verwendung diese Funktion bezeichnendes) performatives Verb bzw. einen anderen, diese Funktion spezifizierenden Indikator realisiert wird. (Ehrich/Saile, 1972: 256),
während indirekte Sprechakte Äußerungen sind, bei denen eine andere Illokution als die durch Indikatoren angezeigte vorliegt oder wenn eine zusätzliche Illokution vorliegt. Indirekte Sprechakte funktionieren also dadurch, dass sie jeweils systematisch an eine der Gelingensbedingungen des betreffenden direkten Sprechaktes gebunden sind. Dabei weicht der wörtlich indizierte illokutionäre Akt vom intendierten nicht-wörtlichen illokutionären Akt ab (vgl. ebd.).
In dieser Arbeit stützen wir uns sprechakttheoretisch auf die von Searle (1974) entwickelten Regeln, nach denen ein Sprechakt erfolgreich ausgeführt werden soll. Es handelt sich u.a. um die Regel des propositionalen Gehalts, die Einleitungs-, Aufrichtigkeits- und wesentlichen Regeln. Hier gehen wir davon aus, dass diese Regeln in den oben beschriebenen Wunschsituationen beachtet werden, damit keine Äußerung falsch interpretiert und z.B. als ironisch oder sarkastisch verstanden wird. In Anlehnung an diese distinktiven Merkmale zwischen direkten und indirekten Sprechakten sind folgende Beispiele unseres Korpus direkten und indirekten Wunschäußerungen zuzuordnen:
4.3.1 Direkte Wunschäußerungen der Situation 1
Folgende Beispiele sind Wunschäußerungen, die im Falle einer Reise direkt gemacht werden:
(1) Bon voyage ! (Gute Reise! / Schöne Reises!)
(2) Bonne route ! (Gute Fahrt!)
(3) Je te souhaite un bon voyage. (Ich wünsche dir eine gute/schöne Reise.)
(4) Tu voyages bien. (Du reist gut.)
(6) Tu fais un bon voyage. (Du machst eine gute Reise.)
(7) Que le Seigneur te conduise à bon port ! (Möge Gott dich wohlbehalten fahren!)
(9) Que le Seigneur veille sur toi pendant le voyage ! (Möge Gott auf dich während der Reise aufpassen!)
(14) Que ce voyage se passe sans entraves ! (Möge diese Reise ungehindert geschehen!)
(17) Que le voyage soit agréable ! (Möge die Reise angenehm sein!)
Um die obengenannten Äußerungen als reisebezogene Wunschäußerungen zu betrachten, braucht man nicht, an dem Äußerungskontext beteiligt zu sein. Diese im Falle einer Reise realisierten Wunschhandlungen verstehen sich von selbst. Obwohl elliptische, Deklarativ- und Optativsätze dafür gebraucht werden, wird deutlich, dass die Reise als Ausgangspunkt zur Realisierung der Handlung des Wunsch-Äußerns erscheint. Lexeme wie „voyage“, „route“, „souhaite“, „bon“, „bonne“, „agréable“, „conduise“, der Ausdruck „bon port“ und die konjunktivische Markierung der Sätze in diesen Beispielen kommen zusammen vor, damit die Reise ganz deutlich als Gegenstand dieser Wunschformeln nachvollzogen wird. Es gibt keine Dissoziation zwischen der intendierten und der gesagten Illokution
4.3.2 Indirekte Wunschäußerungen der Situation 1
Zu den indirekten Wunschäußerungen, die im Falle einer Reise gemacht werden können, gehören folgende Beispiele unseres Korpus:
(5) Les ancêtres sont avec toi et rien ne t’arrivera. (Die Ahnen sind mit dir und nichts wird dir passieren.)
(8) Que le Seigneur t’amène ! (Möge Gott dich bringen!)
(10) Que le Seigneur guide tes pas ! (Möge Gott deine Schritte lenken!)
(11) Que Dieu t’accompagne ! (Möge Gott dich begleiten!)
(12) Que le Seigneur te protège ! (Möge Gott dich schützen!)
(13) Que Dieu te bénisse! (Möge Gott dich segnen!)
(15) Que le chemin ne soit pas truffé d‘embûches ! (Möge der Weg nicht mit Hindernissen übersät sein!)
(16) Que le Seigneur te mette à l’abri de tout accident ! (Möge Gott dich vor allem Unfall schützen!)
Wörtlich zeigen die obigen Äußerungen, dass sie keine Äußerungen sind, die jemandem gemacht werden, der im Begriff ist, abzureisen. Unabhängig von dem situativen Kontext sind solche Äußerungen als Wunschäußerungen in bezug auf eine Reise nicht zu erfassen. Bei (5) hat man mehr mit einem Akt des Behauptens als mit einem des Wunsch-Äußerns zu tun. Hier wird das Wunsch-Äußern intendiert und das Behaupten gesagt. Die Äußerungen (8), (10), (11), (12), (13), (15) und (16) sind wortwörtlich keine Wunschäußerungen, die sich an einen Reisenden wenden. Während mancher kirchlicher Veranstaltungen wie Beisetzung, Taufe, Hochzeit, Messe usw. können die Äußerungen (8), (10), (11), (12), (13), (15), (16) von einem Priester oder Pfarrer gemacht werden. Die Realisierung und das Verständnis dieser Äußerungen als sich auf eine Reise beziehende Wunschäußerungen hängen mit dem Äußerungskontext zusammen, anders ausgedrückt, mit den kulturellen Konventionen zwischen den Mitgliedern der kamerunischen Sprachgemeinschaft. Indirekt werden Wünsche in bezug auf eine Reise formuliert, um sich als noch höflicher zu erweisen. Damit vermeidet man, das positive und sogar das negative Gesicht des Adressaten zu bedrohen bzw. zu verletzen. Im Allgemeinen gelten die gerade analysierten Wunschäußerungen als konfliktvermeidende Handlungen.
4.3.3 Direkte Wunschäußerungen der Situation 2
Im Falle einer Prüfung können folgende Wunschäußerungen direkt gemacht werden:
(1) Bonne chance ! (Viel Glück!)
(2) Je te souhaite bonne chance. (Ich wünsche dir viel Glück.)
(3) Tu passeras ton examen. (Du wirst deine Prüfung bestehen.)
(4) Personne ne t’empêchera à réussir à cet examen. (Keiner wird dich hindern, diese Prüfung zu bestehen.)
(5) Tu as déjà réussi à ton examen parce que Dieu est avec toi. (Du hast schon deine Prüfung bestanden, weil Gott mit dir ist.)
(6) Que Dieu te bénisse et te donne ce diplôme ! (Möge Gott dich segnen und dir diesen Abschluss zuerkennen!)
(10) Que le Seigneur pardonne tes péchés afin que tu réussisses à cet examen ! (Möge Gott deine Sünden verzeihen, damit du diese Prüfung bestehst!)
Wie schon gesagt, braucht man nicht, in dem Gesprächskontext zu sein, um diese Äußerungen als prüfungsbezogene Wunschäußerungen zu erkennen. Aus den Beispielen (3), (4) und (5) geht hervor, dass der Sprecher sich ganz sicher ist, um den Adressaten mit Rücksicht auf diese Prüfungssituation zu beruhigen. Lexikalische Indikatoren wie „chance“, „souhaite“, „passeras“, „examen“, „réussir“, „diplôme“ usw. tragen zur Identifizierung der obigen Äußerungen als direkte Äußerungen bei, die einem Prüfungskandidaten gewünscht werden können. Dadurch fühlt sich der Adressat geehrt bzw. valorisiert und dessen Gesicht wird nicht beeinträchtigt bzw. nicht bedroht.
4.3.4 Indirekte Wunschäußerungen der Situation 2
Zu den Äußerungen, die einem Prüfungskandidaten indirekt gemacht werden, gehören folgende Formeln:
(7) Que Dieu ouvre ton cerveau afin que tes réponses soient toujours justes ! (Möge Gott dein Gehirn öffnen, damit deine Antworten immer richtig sind !)
(8) Que toutes les questions correspondent à ce que tu as pu apprendre ! (Möge alle Fragen dem entsprechen, was du hast lernen können!)
(9) Que Dieu te protège afin que tout se passe bien ! (Möge Gott dich schützen, damit alles gut läuft!)
(11) Que Dieu t’aide dans cette épreuve ! (Möge Gott dir bei dieser Prüfung helfen!)
(12) Que Dieu t’accorde sa grâce ! (Möge Gott dir seine Gnade erweisen!)
Wortwörtlich ist es schwierig, die obigen Äußerungen als prüfungsbezogene Wunschäußerungen anzusehen. Eine Dissoziation zwischen der gemeinten und der gesagten Illokution liegt dabei vor. Der Sprecher verhält sich bei diesen Äußerungen wie einen Priester oder Pfarrer, dem die Aufgabe obliegt, die Gläubigen zu segnen. Ohne Rücksicht auf den Äußerungskontext können die obigen Äußerungen als Äußerungen der deklarativen Sprechhandlungen angesehen werden, die kirchlich (die Kirche wird hier als Institution gemeint) bedingt und ritualisiert sind. Betrachtet man diese Äußerungen außerhalb des Wunschkontextes, gewinnen sie – sprechakttheoretisch gesehen – an Bedeutung nur, wenn sie von einem Vertreter der geistlichen Obrigkeit wie Priestern oder Pfarrern ausgesprochen werden. Unter diesem Blickwinkel angesehen, sind sie nicht mehr nach der Sprechaktklassifikation den expressiven Sprechakten, sondern deklarativen zuzuordnen.3 Unter Einbeziehung dieser Erklärungen können die obigen Äußerungen – stilistisch gesehen – als hyperbolische Wunschformeln betrachtet werden, insofern als eine Art Übertreibung darin geäußert wird, um eine starke gewünschte Wirkung zu erreichen.
4.3.5 Direkte Wunschäußerungen der Situation 3
Einem Kranken kann direkt ein Wunsch geäußert werden. Folgende Äußerungen verstehen sich als direkte Wunschäußerungen einem Kranken gegenüber, weil ein Dritter beim Vorbeigehen und ohne Teilnahme am Gesprächsthema (Krankheit) ohne Umschweife versteht, dass solche Wünsche sich an einen Kranken wenden:
-
Bonne guérison! (Gute Besserung!)
(4) Je te souhaite bonne guérison. (Ich wünsche dir gute Besserung.)
(6) Je te souhaite un prompt rétablissement. (Ich wünsche dir eine baldige Genesung.)
(9) Que Dieu t’aide à recouvrer la santé! (Möge Gott dir helfen, die Gesundheit wiederzuerlangen!)
(10) Que Dieu te purifie de cette maladie! (Möge Gott dich von dieser Krankheit reinigen!)
(11) Que Dieu soit ton bouclier afin que tu triomphes de cette maladie! (Möge Gott dein Schutz sein, damit du diese Krankheit besiegst!)
(13) Que Dieu intercède afin que tu guérisses ! (Möge Gott sich einsetzen, damit du wieder gesund wirst!)
Kontextunabhängig versteht man deutlich, dass die obigen Wunschäußerungen einem Kranken gegenüber gemacht werden. Lexikalische Einheiten wie „bonne“, „guérison“, „souhaite“, „rétablissement“, „recouvrer“, „santé“, „purifie“, „maladie“, „guérisses“ zeigen genau an, dass sich die obengenannten Beispiele auf eine Situation der Krankheit beziehen. Bei solchen Wunschformeln gibt der Sprecher Acht, dass das Gesicht des Angesprochenen nicht verletzt wird, sondern beschützt und geschont. Dadurch möchte auch der Sprecher sein eigenes Gesicht nicht verlieren.
4.3.6. Indirekte Wunschäußerungen der Situation 3
Beispiele von Wunschäußerungen unseres Korpus, die einem Kranken gegenüber gemacht werden, sind:
(2) Courage! (Nur Mut!)
(3) Bon courage! (Viel Mut!)
(5) Je te souhaite beaucoup de courage. (Ich wünsche dir viel Mut.)
(7) Que Dieu t’accorde sa grâce! (Möge Gott dir seine Gnade erweisen!)
(8) Que Dieu t’aide à surmonter cette difficulté! (Möge Gott dir helfen, diese Schwierigkeit zu bestehen!)
(12) Que Dieu te bénisse! (Möge Gott dich segnen!)
(14) Que le Seigneur soit bienveillant et te mette debout ! (Möge Gott wohlwollend sein und dich auf die Beine stellen!)
Die obigen Wunschformeln können nicht nur einem Kranken gegenüber gemacht werden, sondern auch bei anderen Gelegenheiten. An jemanden, der z.B. am Arbeiten ist, können sich Wunschäußerungen wie (2), (3) und (5) wenden. Äußerungen (7), (8), (12) und (14) können entweder von einem Priester oder von einem Pfarrer im Rahmen religiöser Gegebenheiten gemacht werden. In diesem Falle gelten sie als kirchlich ritualisierte Formeln. Ohne Rücksicht auf den Äußerungskontext sind die obigen Beispiele nicht als Wunschäußerungen einem Kranken gegenüber zu betrachten. Wir machen uns an dem von Brown und Levinson (1987) aufgestellten Zusammenhang zwischen Indirektheit von Sprechakten und Höflichkeit klar, dass die Verwendung von indirekten Wunschformeln als Strategie zum Höflichkeitsausdruck in Kamerun zutrifft.
4.4 Zu den Reaktionen auf das Wunsch-Äußern
Sowohl in der Situation 1 als auch in den Situationen 2 und 3 wurde von den Befragten auf die gleiche Art und Weise auf das Wunsch-Äußern reagiert. Auf die Frage, wie sie sich in den jeweiligen Situationen auf unterschiedliche Wunschäußerungen reagieren, wird wesentlich durch „Danksagung“ geantwortet. Aus diesem Grund unterscheiden wir ansatzweise keine Reaktionen der Situation 1 von denen der Situationen 2 und 3. Reaktionen auf die in Situationen 1, 2 und 3 vollzogenen Wunschhandlungen sind:
(1) Merci ! (Danke!)
(2) Merci beaucoup ! (Vielen Dank!)
(3) Merci bien ! (Danke schön!)
(4) Merci mille fois ! (Tausend Dank!)
(5) Je te remercie / merci infiniment ! (Ich danke dir sehr. / danke sehr!)
(6) Je te remercie, / merci, tes mots me vont droit au cœur. (Ich danke dir, / danke, deine Worte gehen mir zu Herzen.)
(7) Je te remercie, / merci, c’est vraiment gentil de ta part. (Ich danke dir, / danke, das ist wirklich nett von dir.)
(8) Je te remercie / merci pour cette sollicitude. (Ich danke dir / danke für diese Fürsorge.)
(9) Je te remercie / merci et que Dieu t’entende! (Ich danke dir / danke und möge Gott dich hören!)
(10) Toute ma reconnaissance pour tout ce que tu viens de me dire. (Meine ganze Dankbarkeit für alles, was du mir gerade gesagt hast.)
Wie schon gesagt, wird im Allgemeinen das Wunsch-Äußern durch den Dank erwidert, selbst wenn der Sprecher in manchen Situationen den elliptisch explizit performativen Dank durch andere Angaben ergänzt. Hier werden die Beispiele (6), (7), (8), (9) und (10) gemeint. Besonders für das Beispiel (9) wird mit einer solchen Dankeshandlung reagiert, wenn der Sprecher an Gott appelliert, damit er zum Einsatz für die Verwirklichung des Wunsches der beiden Interaktionspartner kommt. Solche Dankesformeln gelten als Routineformeln, die häufig in Alltagsgesprächen zur Wunscherwiderung vorkommt. Die beiden Sprechakte bilden ein sequenzielles Paar bzw. einen zwingenden Zusammenhang, wobei das Wunsch-Äußern als initiierende Handlung eine respondierende Handlung, nämlich das Danken, hervorruft. Das Wunsch-Äußern und das Danken sind ein Initiierungs – Respondierungs – Paar, dessen Bezug stark konventionalisiert ist und das dem Angesprochenen nur noch eine eingeschränkte Wahlmöglichkeit bezüglich des respondierenden Aktes lassen (vgl. Linke et al., 2004: 316). Die Reaktionen auf das Wunsch-Äußern durch den Dank zeigen auch an, dass sich die beiden Interaktionspartner höflich und kooperativ verhalten haben.
Abschließende Bemerkungen
Ziele unserer Forschung waren es, den Sprechakt des Wunsch-Äußerns in Kamerun als höflichkeitsanzeigende Handlung und Reaktionen darauf einerseits zu beschreiben und andererseits zu zeigen, dass linguistische und (sozio)kulturelle Kompetenzen zum Ausdruck des Wunsches nicht voneinander zu trennen sind. Indem wir uns auf ein Korpus stützen, haben wir festgestellt, wie das Wunsch-Äußern in Kamerun unterschiedlich und den Höflichkeitsregeln gemäß formuliert wird. Elliptische, Deklarativ- und Optativsätze werden zu diesem Zweck gebraucht. Was die Art der Handlungsdurchführung angeht, werden sowohl direkte als auch indirekte Formulierungen verwendet, um einem Angesprochenen etwas Glückliches oder Positives zu wünschen. Auf der Basis der uns zur Verfügung stehenden Wunschformeln geht hervor, dass 11 von 17 Wunschäußerungen (ca. 65%), 7 von 12 (ca. 59%) und 8 von 14 (ca. 58%) jeweils in den Situationen 1, 2 und 3 durch Optativsätze gemacht werden. Diese Satzart wird öfter zur Realisierung des Wunsch-Äußerns verwendet, um die wirkliche erhoffte Wirkung bei dem Interaktionspartner zu erzielen. Die Kameruner gebrauchen in diesem Zusammenhang Optativsätze mehr als andere Satzarten, um sich höflicher zu zeigen. Je mehr die Optativsätze verwendet werden, desto höflicher erscheint der Sprecher. Was die Religionszugehörigkeit in Kamerun anbelangt, zählen sich 70% der Kameruner den christlichen Kirchen zugehörig, 20% dem Islam und 10% den traditionellen Religionen (www. liportal.de/kamerun/gesellschaft/). Die Kameruner sind wesentlich fromm und unabhängig von deren Glaubensrichtung ist Gott in ihrem Leben so stark verankert, dass er im Mittelpunkt ihrer Besorgnis steht. In Kamerun ist allerdings jedes Individuum der göttlichen Macht unterworfen, die dessen Handlungen, Wünsche und Willen bestimmen, so dass derjenige, der einen Wunsch ausdrückt oder eine zukünftige Handlung ins Auge ohne Rückgriff auf diese Abhängigkeit fasst, gegen das göttliche Gesetz verstößt. Deswegen wird immer an Gott appelliert, damit etwas Glückliches oder Positives im Leben eines Angesprochenen geschieht. Von daher verfügen die Kameruner über ein Wunschparadigma, das ihnen erlaubt, diese ritualisierte Handlung nach den soziokulturellen Präferenzen zu vollziehen. Die im Laufe des Sozialisationsprozesses erworbenen soziokulturellen Kompetenzen der Kameruner spiegeln sich in ihren sprachlichen Wunschhandlungen wider. Am Ende ist es auch festzuhalten, dass das Wunsch-Äußern und das Danken sequenzbildende Sprechakte sind. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf auf vergleichender Basis, damit kulturspezifische Merkmale zur Realisierung des Wunsch-Äußerns in zwei unterschiedlichen Kulturräumen herausgearbeitet werden.
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Internetquelle
www. liportal.de/kamerun/gesellschaft/
1 Unter negativem Blickwinkel ist das Wunsch-Äußern mit dem Sprechakt des Verwünschens bzw. Verfluchens gleichzusetzen.
2Wie schon gesagt, sind hier deutsche Übersetzungen der einleitenden Fragen, die auf Französisch auf dem Fragebogen stehen.
3 Deklarative Sprechakte sind Sprechakte, die institutionell, offiziell bedingt sind, und deren erfolgreiche Ausführung die Existenz einer kodifizierten, religiösen, wirtschaftlichen, rechtlichen, staatlichen usw. Institution voraussetzt.