Österreich und das Mittelmeer. Zwei Jahrhunderte der Vermittlung

Giovanni Schininà

Abstract

Der Beitrag hebt die Unterschiede und Affinitäten zwischen der Haltung des Habsburgischen und der des Republikanischen Österreichs in bezug auf den Mittelmeerraum hervor. Es ist eine lange Geschichte, die aus Auseinandersetzungen und Konflikten, aber auch aus Begegnungen und Zusammenarbeit besteht. Der habsburgische Vielvölkerstaat war eine mitteleuropäische und zugleich eine mediterrane Macht, das republikanische Österreich hingegen hatte keinen Zugang zum Meer. Beide haben jedoch eine besondere Tendenz zur diplomatischen, kommerziellen, kulturellen Vermittlung entwickelt, nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Nord und Süd. Die Mittelmeerperspektive hilft uns, die Grenzen Mitteleuropas flexibler zu sehen.

Wer sich mit den Beziehungen zwischen Österreich und dem Mittelmeerraum in den letzten zwei Jahrhunderten in historischer Perspektive konfrontieren möchte, muß notwendigerweise den Unterschied zwischen der Phase des Habsburgischen Reiches und der der Ersten und später der Zweiten Republik Österreich hervorheben. In extremer Synthese war der habsburgische Vielvölkerstaat eine mitteleuropäische und zugleich eine mediterrane Macht und besaß eine Handels- und Kriegsmarine mit ihrer Basis in der Adria. Das republikanische Österreich war hingegen ein Staat ohne Zugang zum Meer und konnte seine Beziehung zum Mittelmeer nur in indirekter Form durch die Vermittlung seiner Grenzstaaten Italien und Jugoslawien entwickeln.

Offensichtlich beeinflussen sich gegenseitig in allen Epochen die abstrakte, allgemeine Idee des Mittelmeers und die konkreten Beziehungen zu den Mittelmeerstaaten, obwohl getrennt und verschieden auf der politisch-wirtschaftlichen Ebene. Das gleiche gilt auf der Ebene der Intellektuellen und der öffentlichen Anschauungen. Diese Vorstellungen und reale Verhältnisse tragen dazu bei, die kollektive Identität einer Nation zu definieren, die aufgrund ihrer geographischen Lage gezwungen ist, sich mit verschiedenen Kulturen auseinanderzusetzen: mit der westlichen und nordeuropäischen, sowie der ost- und südslawischen Kultur. Das geschieht in einer Schwankung zwischen Sich-Öffnen und Sich-Verschließen.

So enthüllt sich das Mittelmeer als besonderer Aussichtspunkt, um über die Beziehung der Österreicher, in diesem Fall der dominierenden deutschsprachigen Komponente, zu den großen Ereignissen und historischen Passagen zwischen dem XIX. und dem XX. Jahrhundert nachzudenken: über die napoleonischen Kriege, die Revolutionen und Aufstände der südlichen Staaten, den Untergang des osmanischen Reiches, den modernen Imperialismus und Kolonialismus und weiter, die Weltkriege, das Übergreifen faschistischer Regierungsmodelle in der iberischen Halbinsel und in den Balkanländern, den Entkoloniesierungsprozess in Nordafrika und Nahen Osten und schließlich den Kalten Krieg. Es handelt sich um eine Geschichte von Vorstellungen, aber auch von konkreten, individuellen und kollektiven Erfahrungen, die die Konstruktion der nationalen Identität und die Wahrnehmung des “Anderen” beeinflussen.

Wenn man die Rolle des Österreichischen Kaiserreichs im Mittelmeerraum in der Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und dem Ersten Weltkrieg definieren möchte, sollte man vermeiden, sich auf die von den großen Seemächten – Großbritannien und Frankreich, aber auch Deutschland – inspirierte Geschichtsschreibung zu beschränken. Diese Interpretation hat die Rolle der in der Geschichte des XIX Jahrhunderts triumphierenden Nationalstaaten als Synonym für Modernität und Fortschritt, wirtschaftliche Effizienz und Militärmacht betont und dabei die autonome Rolle der Kaiserreiche, im Guten so wie im Bösen, vernachlässigt. Die Fähigkeit zur politischen Initiative und Anpassung des Habsburgischen Reiches entsprach nicht immer dem Bild des sich in dauernder und unaufhaltsamer Dekadenz befindenden Kaiserreiches. Dieses Bild wird von der jüngsten Historiographie auf die letzte Phase der Doppelmonarchie reduziert. Im Falle der Habsburgischen Monarchie ist wahrscheinlich eine differenziertere Beschreibung angepasster, die zwischen den verschiedenen Begebenheiten, Eliten und politischen Leadern unterscheidet. Im mediterranen Kontext übernimmt so die Monarchie manchmal eine Haupt-, manchmal eine Nebenrolle oder ist teilweise gänzlich abwesend. Österreich warf allerdings stets einen aufmerksamen Blick auf das Mittelmeer. Es ist kein Zufall, daß 1895 gerade ein österreichischer Wissenschaftler, Eduard von Wilczek, eine der ersten allgemeinen Geschichten des Mittelmeers veröffentlichte. Diese sollte anfänglich einfach als Basis für eine Geschichte der österreichisch-ungarischen Marine dienen, rekonstruierte aber schließlich die jahrhundertealte zentrale Rolle, die Besonderheit des Mittelmeers1.

Aus einer politisch-diplomatischen Perspektive gesehen wurde die Doppelmonarchie, mit unterschiedlichem Engagement, in einige der Konflikte oder der Unterdrückungen von Aufständen in Süd- und Südosteuropa (1820 und 1848), sowie in Nordafrika, verwickelt, wie die Teilnahme der habsburgischen Marine an der militärischen Intervention in Syrien gegen Ägypten 1840 zeigt. Das Kaiserreich war auch in erster Linie in die Initiativen von Friedensvermittlungen und -verhandlungen miteinbezogen, die periodisch, auch in der Zeit des Imperialismus, ein gewisses, nicht nur der Machtlogik entsprechendes Gleichgewicht zu garantieren anstrebten. Gerade in diesem Bereich kann man eine besondere und originelle Neigung zur Vermittlung und Neutralität zwischen den gegenüberstehenden Fronten erkennen, die zuweilen, auch in der Folgezeit, in der österreichischen Geschichte bis heute weiterlebt.

Sogar die Figur Metternichs könnte diesbezüglich neubewertet werden, wenigstens in ihrer Komplexität. So haben die letztlich erschienene Biographie von Wolfram Siemann und die Schriften von Miroslav Šedivý versucht zu beweisen, daß der habsburgische Kanzler eine friedenserhaltene Strategie entwickelt hatte, die nach einen Kompromiß zwischen den rivalisierenden Mächten, wie Großbritannien und Rußland, strebte. Um aus der Auflösung des osmanischen Reiches Nutzen zu ziehen, verschleierten diese Großmächte ihre Expansionsziele mit der scheinheiligen Verteidigung der unterdrückten Nationen2. Laut Siemann war Metternich ein Visionär, der, obwohl er den konstitutionellen und demokratischen Liberalismus ablehnte, sehr früh die Gefahren einer politischen Verwendung der nationalen und religiösen Verschiedenheiten seitens der imperialistischen Großmächten voraussah. Seine Intuition entsprach den späteren Begebenheiten, d.h. der Explosion des balkanischen Pulverfasses und der “orientalischen Frage”, den Hauptquellen des Ersten Weltkrieges und des späteren Gemetzels im XX. Jahrhundert.

Doch auch die Kontrolle Österreichs über die italienische Halbinsel war Teil der gesamten Strategie Metternichs. Er wollte die Habsburgische Monarchie als Schwerpunkt des neuen Systems von internationalen Beziehungen positionieren, nach Napoleons Vorbild, als dieser Italien als Angelpunkt seiner universalen euromediterranen Monarchie betrachtete3. Die strategische Verknüpfung der italienischen mit der deutschen Frage bedeutete für Metternich eine alte Tendenz des Heiligen Deutschen Reiches wiederherzustellen, d.h. die gesamte mitteleuropäische Politik zu kontrollieren, von der Ostsee bis hin nach Sizilien4. Auch während des Wiener Kongresses 1815 bot sich Metternich an, als Vermittler und Garant der pax mediterranea zu fungieren und nahm persönlich an den Kommissionen teil, die sich mit der Abschaffung des Sklavenhandels und der Seeräuberei in Nord Afrika befaßten. Dies zeugt für den Willen Verantwortung in Fragen des Mittelmeerraums zu übernehmen, für Themen, die nicht direkt die Interessen des Kaiserreichs betreffen und zugleich für die Anerkennung des Prinzips, den kolonielosen Ländern ein aktives Interesse am Frieden auf dem Meer zu gewähren.

Die Mittelmeerperspektive hilft uns, die Grenzen des habsburgischen Mitteleuropas flexibler zu sehen, es nicht nur als Ort von Begegnung und Auseinandersetzung zwischen Ost und West zu betrachten, sondern auch als Ort der Vermittlung zwischen Nord und Süd. Mitteleuropa und Mittelmeer beinhalten in ihrem Namen selbst eine Gemeinsamkeit. Hinsichtlich des. XIX. Jahrhunderts sollten also Krieg und Frieden im Mittelmeer in dem erweiterten Kontext des gesamteuropäischen Gleichgewichts betrachtet werden.

Im Laufe der Zeit wiederholte sich bei verschiedenen Anläßen die vermittelnde Funktion, eine aktive Neutralität der österreichischen Politik, wie z. B. im Krimkrieg, aus Anlaß des Berliner Kongresses (1878) oder anderer kolonialen internationalen Krisen, z. B. der lybischen oder der marokkanischen Konflikte. Manchmal bewirkte diese Haltung einen unerwarteten Effekt, führte sogar zur Isolation. Es war ja fast sozusagen eine aufgezwungene Wahl, da, 1866, nach der Niederlage durch Preußen, die Interessen des Habsburgischen Kaiserreichs immer mehr in Richtung Südosteuropa gingen. Dadurch jedoch geriet es notwendigerweise in Konflikt mit dem zaristischen Rußland. Außerdem verschlechterte sich manchmal die Situation gerade durch diese Interventionen, so im Fall der Annektierung von Bosnien-Herzegowina 1908 oder der Unterstützung von Bulgarien während der Balkankriege oder der Kriegserklärung an Serbien. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wuchs zweifellos der Wettstreit mit Italien um die Kontrolle über das östliche Mittelmeer und den Balkan. Das Kaiserreich, vor allem unter dem Druck von Franz Ferdinand, investierte viel in die Aufrüstung der Marine. Während des Weltkriegs spielte jedoch die K.u.K-Kriegsflotte, trotz aller Erwartungen, eine eher geringe und defensive Rolle. Sie vermochte es, Attacken auf die eigenen Küsten zu vermeiden, scheiterte aber am Versuch die Blockade in der südlichen Adria zu brechen5.

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit weiter auf die Vermittlerrolle Österreichs im Mittelmeerraum richten, sollte auch die kommerzielle und die kulturelle Dimension in Betracht gezogen werden. Es ist hier nicht möglich, diese Themen weiter auszuführen. Erwägen wir nur einige charakteristische Beispiele. Wirtschaftlich ist der Protagonismus Österreichs in der Planung des Suezkanals Mitte des XIX. Jahrhunderts zweifellos von größter Bedeutung. In dieser Hinsicht entwickelte Karl Ludwig von Bruck einen weitausgelegten wirtschaftlichen Plan, der aus Triest das Epizentrum eines ökonomisch verstärkten Mitteleuropas als Kreuzweg des euromediterranen Austausches vorsah. Dank des Dreibundes erfuhren außerdem die Import-Exportgeschäfte mit Italien und seiner Agrarproduktion einen bedeutenden Aufschwung. Zwischen Ende des XIX. und Anfang des XX. Jahrhunderts entstand ein dichtes Netz von Konsulaten und kommerzielle Abkommen mit verschiedenen Mittelmeerländern wurden vereinbart. Es wuchsen die österreichischen Investitionen in zahlreichen Infrastrukturen und Dienstleistungen6.

Auf der Ebene des kulturellen und künstlerischen Austauschs zwischen Österreich und dem Mittelmeerraum muß in erster Linie der Reise- und Tourismusbereich erwähnt werden. Das bewirkte auch das Interesse verschiedener Mitglieder des Habsburgerhauses, wie z. B. das von Ludwig Salvator oder Kaiserin Elizabeth für die Inseln des Mittelmeers, von Spanien bis hin nach Griechenland. Generell gesehen erwartet die Rezeption der Geschichte und Kultur der Mittelmeerländer in Mitteleuropa noch weitere Untersuchungen, z.B. über die Auswirkungen in der städtischen Architektur. Man denke z.B. an die Vorliebe für die hellenische Welt gegen Ende des XIX. Jahrhunderts oder an das Interesse für die Egyptologie und den Orientalismus, bezeugt durch die eminente Figur von Prokesch von Osten, oder auch an die archäologischen Ausgrabungsinitiativen innerhalb des osmanischen Reiches7.

Zur Beziehung des republikanischen Österreichs zum Mittelmeerraum ist in erster Linie zu bemerken, daß Faschismus und Austrofaschismus zwei wichtige Verbindungsfaktoren, und Anlaß für Ideenverbreitung und Vergleiche darstellen. Der Austrofaschismus pflegte nicht nur direkte Kontakte mit Mussolinis Italien, sondern wies auch Merkmale auf, die auch in den Diktaturen in der iberischen Halbinsel und im Balkan auftauchen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das Thema der Verbreitung des Rassismus, des Antisemitismus8. Auf dem entgegengesetzten politischen Pol erweiterten sich ebenfalls vielfältige Kontakte durch die Anwesenheit österreichischer politischer Flüchtlinge im Mittelmeerraum, die bedeutende Teilnahme österreichischer Freiwilliger am spanischen Zivilkrieg und am Widerstand in Ländern wie Frankreich während des Zweiten Weltkrieges9. Österreicher wurden generell ins gesamte mediterrane Kriegsszenarium hineinbezogen: in Jugoslawien, Griechenland, Italien, als Soldaten, Offiziere und SS-Truppen. Denken wir an den Fall Waldheim.

In der Zeit nach 1945 scheint Österreich weniger aktiv an den Mittelmeerereignissen teilzunehmen. Und doch, sowohl die Folgen des Massentourismus, als die politischen und sozialen Rückwirkungen des Kalten Krieges und der Entkolonialisierung haben eine Form von Anteilnahme erweckt. Ab 1955 hat der kleine österreichische Staat erneut einen Zugang zum internationalen Schauplatz gefunden, vor allem dank seines Status als neutrales Land. Indem die Republik die Neigung zur diplomatischen Vermittlung der alten österreichischen Außenpolitik wiederaufnahm, konnte sie sich als Vermittlerin zwischen Est und Ost, so wie Nord und Süd präsentieren. In den 70er Jahren war Bruno Kreisky eine der Hauptfiguren im nahöstlichen Dialog. Die Stadt Wien wurde einer der Hauptsitze der Vereinten Nationen, des OPEC und anderer internationaler Organisationen, die multilaterale Zusammenkünfte mit den arabischen und nahöstlichen Staaten vorbereiteten.

Vor allem Kreisky erweiterte das Konzept von Neutralität und setzte der West-Ost-Frage zwei weltweit relevante Themen hinzu: den arabisch-israelischen Konflikt, mit besonderer Aufmerksamkeit für das Palästinenser-Flüchtlingsproblem, und die Diskrepanz zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden. Gerade in Wien wurde das Institut für Entwicklungsfragen gegründet, das in Cancun eine wichtige Anerkennung im ersten, vom österreichischen Kanzler mitorganisierten internationalen Treffen fand10. In der nahöstlichen, iranischen und palästinensischen, Frage wurden die „guten Dienste“ des neutralen Österreichs und der Person Kreisky mehrmals, trotz einiger Proteste, selbst von den USA in Anspruch genommen. Dies vor allem während internationaler Krisensituationen mit Geiselnahmen. In dieser Phase der Geschichte spezialisierte sich die österreichische Neutralitätspolitik, ohne zu sehr vom „Strom der Weltpolitik“ abzuweichen, in der Entwicklung von alternativen Szenarien11. Der Beitritt Österreichs 1995 in die Europäische Union hat dann die Annahme von Verantwortungs- und Kommunikationsaufgaben in kommerziellen und kulturellen Beziehungen mit dem südlicheren Teil des vereinten Europas gefördert.

So bleibt Österreich, trotz seiner Dimension aber dank seiner geographischen Lage, ein Kreuzpunkt der Völker und Kulturen, Ort des Transits und Austausches. Auch die Zweite Republik ist, wohl oder übel, weiterhin Zufluchts- und Aufnahmeland für Flüchtlinge und Zuwanderer. Jugoslawien, die Länder ex-Jugoslawiens und die Türkei waren lange vornehmlich die Hauptquelle dieses Zuflusses und identifizierten das allgemein typische Bild der Mittelmeermigration. So entstehen inmitten von Österreich, vor allem in Wien, die mediterran eigenen, ethnischen, religiösen, politischen Spannungen. Die Globalisierung, die weltweite Instabilität haben übrigens ganz Europa in diese Spannungen miteinbezogen. In diesem Sinne verbindet ein roter Faden die zwei vergangenen Jahrhunderte mit der Gegenwart, entsprechend der Polarisierung zwischen Nationalem und Trans- oder Multinationalem in der Habsburger so wie in der heutigen Zeit.

Aus dieser Hinsicht erlaubte schon der Mittelmeerraum im XIX. Jahrhundert und am Anfang des XX. Jahrhunderts zwei geschichtlich entgegengesetzte Modelle zu konfrontieren. Neuerdings entdeckte man dabei, daß sich die Nationalstaaten im Grunde wie Kolonialimperien benahmen. Die Vielvölkerimperien (wie das Habsburgische und das Osmanische) imitierten ihrerseits die Methoden der Nationalisierung der Massen und entwickelten dabei nationalistische Elemente, die dann aber zur Auflösung des übernationalen Reiches führten12. Selbst die Beziehung zwischen Zentren und Peripherien wurde vielschichtiger und begrenzte sich nicht nur auf die einseitige Unterdrückung dieser letzten. Im Mittelmeerraum verkürzte sich die Distanz zwischen dem Modell des Nationalstaates und dem des Vielvölkerstaates. Das Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen, Ethnien, Religionen bewirkt die Idee, später die Überzeugung ein gemeinsames Erbgut, eine notwendige, wenn auch schwierige Planung, Herausforderung für die Zukunft. In den jüngsten Studien scheint das Habsburgische Mitteleuropa ein für verschiedene Thematiken durchaus gültiges Forschungsfeld, nicht nur in bezug auf nationalistische Auseinandersetzungen und Differenzen, sondern auch in bezug auf Affinität und Analogie.13 Seit eh und je lag Österreich im Grenzbereich zwischen Europa und dem Rest der Welt, zwischen Christentum und anderen Religionen, als Barriere oder als Brücke. Seine Stelle als Vermittler könnte also das Schlüsselwort sein, um besser seine Beziehung zum Mittelmeerraum zu veranschaulichen.


1 Eduard Wilczek, Das Mittelmeer, seine Stellung in der Weltgeschichte und seine historische Rolle im Seewesen, Wien 1895. Vgl. auch die der Geschichte der österreichisch-ungarischen Marine gewidmeten Studien von L. Sondhaus.

2 Wolfram Siemann, Metternich. Stratege und Visionär. Eine Biographie, München 2016, Miroslav Šedivý, Metternich. The Great Powers and the Eastern Question, Pilsen 2013. Über die habsburgische Politik im Nahen Osten bis zum Ersten Weltkrieg siehe Robert-Tarek Fischer, Österreich im Nahen Osten. Die Großmachtpolitik der Habsburgermonarchie im Arabischen Orient. 1633-1918, Wien-Köln-Weimar 2006.

3 Luigi Mascilli Migliorini, Metternich. L’artefice dell’Europa nata dal Congresso di Vienna, Roma 2014, S. 71-74.

4 Walter Maturi, Il Congresso di Vienna e la restaurazione dei Borboni a Napoli, in “Rivista Storica Italiana”, Nr. 4 (1939), II, S. 22.

5 Vgl. Günther Kronenbitter, Politica militare e condotta della guerra austro-ungarica, in La guerra italo-austriaca (1915-18), a cura di N. Labanca, O. Überegger, Bologna 2014.

6 Giuseppe Lo Giudice, Karl Ludwig von Bruck. Un ministro liberale alla corte degli Asburgo, Udine 2010 und Id., L’Austria, Trieste e il canale di Suez, Catania 1981. Über die Konsulate im Habsburgischen Reich in Ägypten und südöstlichem Europa vgl. die Schriften von R. Agstner, L. Kammerhofer, H. Heppner, M. Sauer. Für Sizilien siehe Giuseppe Lo Giudice, Il consolato d’Austria-Ungheria in Sicilia dal 1861 al 1914. Una fonte inedita per lo studio dell’economia isolana nel periodo post-unitario, Catania 1981.

7 Über Prokesch von Osten vgl. z. B. Daniel Bertsch, Anton Prokesch von Osten (1795-1876): ein Diplomat Österreichs in Athen und an der Hohen Pforte. Beiträge zur Wahrnehmung des Orients in Europa des 19. Jahrhunderts, München 2005. Über die Beziehungen mit Egypten vgl. die von J. Holaubek herausgegebene Studienreihe Egypt and Austria, 2004-2016.

8 Über die italienisch-österreichischen Beziehungen siehe die jüngsten Überlegungen in Helmut Wohnout, Bundeskanzler Dollfuß und die österreichisch-italienischen Beziehungen 1932-1934, in Das Dollfuß/Schuschnigg-Regime 1933-1938. Vermessung eines Forschungsfeldes, hrsg. von F. Wenninger, L. Dreidemy, Wien-Köln-Weimar 2013, S. 601- 627.

9 Um ein Beispiel zu nennen vgl.“Rinasceva una piccola speranza”. L’esilio austriaco in Italia (1938-1945), a cura di Ch. Köstner, K. Voigt, Udine 2010.

10 Oliver Rathkolb, Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2005, Wien 2005, S. 282. Man denke, daß Österrreich das erste westliche Land, das den OLP anerkannte, war.

11 Ebenda, S. 284.

12 Jörn Leonhard, Ulrike von Hirschhausen, Empires und Nationalstaaten im 19. Jahrhundert, Göttingen 2009.

13 Johannes Feichtinger, Heidemarie Uhl, Stichwort Habsburg Zentraleuropa, in Habsburg neu denken. Vielfalt und Ambivalenz in Zentraleuropa, hrsg. von J. Feichtinger, H. Uhl, Wien-Köln-Weimar 2016, S. 9-18.