Unterrichtsstunde Wortschatzarbeit: Was tragen Sie heute an? Ein Unterrichtsentwurf für das 1. Studienjahr Deutsch als Fremdsprache

Dr. Bouchra Aboura
Université d’Oran 2 –Mohamed Ben Ahmed

Abstract

This article is about interpreting a description of a lesson in the oral expression of the first academic year Bachelor German as a foreign language at the University Oran 2 and proposing a teaching methodology for the structuring of an action- and context-oriented teaching in the oral expression.
It briefly discusses the basic conditions of the lesson to be described, then the didactic and methodical considerations for planning. The aim of this subject is to strengthen the study program, especially lexical and phonetic competence. Accordingly, the following elaborate course of teaching has as its goal to introduce new vocabulary, to practice it orally and to train it contextually.
My goal in this subject was „how can the new vocabulary be memorized, in the long term among students and applied in practice?“

Kurzfassung
In diesem Beitrag geht es darum, eine Beschreibung einer Unterrichtseinheit im Fach mündlicher Ausdruck des 1. Studienjahres Bachelor Deutsch als Fremdsprache an der Universität Oran 2 auszulegen und operativ und anwendungsbezogen eine Unterrichtsmethodik vorschlagend für eine Strukturierung eines handlungs- und kontextorientierten Unterrichts im mündlichen Ausdruck darzustellen.
Es wird kurz auf die Rahmenbedingungen der zu beschreibenden Unterrichtseinheit, dann auf didaktische und methodische Überlegungen1 zur der Planung eingegangen. Ziel dieses Faches ist es, nach dem Studienangebot2, vor allem lexikalische und phonetische Kompetenz zu stärken. Der folgende elaborierte unterrichtsverlauf hat dementsprechend als Ziel neues Vokabular einzuführen, es mündlich zu üben und es Kontextbezogen zu trainieren.
Mein Bestreben war bei diesem mündlichen Fach „ wie kann das neue Vokabular langfristig bei den Studierenden aufgenommen werden und in der Praxis angewendet werden?“

  1. Rahmenanalyse

Zunächst wird der Unterrichtentwurf vorgestellt, der für das Fach mündlicher Ausdruck des 1. Studienjahres Bachelor Deutsch als Fremdsprache an der Universität Oran 2 ausgearbeitet wurde.

Zielgruppe bildete also StudentInnen im ersten Studienjahr des DaF-Studiengangs der Universität Oran2. Es handelte sich hierbei um eine heterogene Lerngruppe, wobei der weibliche Teil offenkundig dominierend war. Für einen kleinen Anteil der Gruppe war es das erste Jahr, wo sie sich mit der deutschen Sprache auseinandersetzten. Daher war es sehr wichtig, von der Grundbasis Schritt für Schritt neuer Wortschatz einzuführen und sorgfältig einfache Sätze mit der Gruppe zu trainieren. Als Lehrperson war ich die Verantwortliche für dieses Fach bei dieser Gruppe 3 Stunden in der Woche, ein Semesterlang. Das war das erste Mal, wo ich mit dem 1. Studienjahr in meiner bescheidenen Lehrererfahrung zu tun hatte. Bis desto hatte ich mit fachbezogenen Fächern des Studienganges zu tun.

Wie es bei anderen Gruppen aller Stufen üblich ist, ist nur ein Teil der Gruppe aktiv. Der Rest bleibt zurückhaltend, schaut einfach nach Vorne zu oder beschäftigt sich mit etwas anders. Um alle StudentInnen an dem Unterrichtsverlauf zu beteiligen, habe ich in meinen Unterrichtsstunden nach einem Wurfmaterial zugegriffen. Die Idee habe bei dem praktischen Ratgeber von Brinitzer & all (2013) als sehr praktisch und aktivierend empfunden. So habe ich mir ein Gummi-Ball besorgt und die Unterrichtsstunde damit begonnen. So dürfte der Erste, der den Ball bekommt, die Unterrichtsstunde mit Begrüßung und Datumangabe beginnen. Bei späteren Aufgaben bzw. Sprechtraining, gelangt der Ball durch Zuwerfen von einem Studenten zu einem Anderen. Da keiner im Vorab weiß, bei wem der Ball gelangen wird, bleibt jeder aufmerksam und kommt am Ende fast immer zu Wort.

Das Problem bei der Gruppe stellte aber die großzahl der Studierenden, wofür man als Lehrende viel Kraft braucht. Es war nicht einfach dem sozialkonstruktiven Konzept treu zu bleiben, fast immer musste ich eine autoritäre Haltung haben, um die ca. 50 Studierenden unter Kontrolle zu haben.

  1. Inhaltlicher Aspekt

Als Beispiel für diesen Beitrag habe ich das Thema „Kleidung“ ausgewählt, da besonders dieses Thema neben dem Thema „Liebe und Partnerschaft“ bei der Gruppe sehr gut ankam. Das Thema eignet sich außerdem zu der Anfänger-Zielgruppe, da es sich um einfache Begriffe handelt, die sich der Stufen A1- A2 eignen.

Um den Unterrichtsinhalt interessant zu machen, habe ich nach einem Kontext gesucht, der für diese Gruppe junger Studierenden relevant und attraktiv sein könnte. So habe ich ein Alltagsthema „Kleidereinkauf“ ausgewählt. Dabei stellen Fragen und Antworten für die Sprachpraxis keine große Herausforderung. Auch das interkulturelle Aspekt konnte einigermaßen beachtet werden, wobei auch österreichische und schweizerische Varianten aber auch einige religiöse Bekleidung eingeführt wurden.

  1. Didaktisch- methodischer Aspekt

Die Methodenvielfalt spielt für den Unterricht eine entscheidende Rolle3. Da ich keine Anhängerin der Übersetzungsmethode bin, hatten die Studierenden eingangs des Semesters Schwierigkeiten mit meinem einsprachig geführten Unterricht. Nach der ersten Unterrichtsstunde, bin ich mit den StudentInnen einen Kompromiss eingegangen: Bei Begriffen, die sie nicht erschließen konnten und nur wenn keine verfügbare visuelle Veranschaulichung gab bzw. möglich war, doch nach Übersetzung nachzugreifen. Ansonsten galt es den Inhalt kommunikativ zu vermitteln und interkulturell kundzumachen, mit und von den Studierenden erarbeiten und ausarbeiten lassen.

Das erste Vokabular wurde als Mindmap an der Tafel angegeben, wobei die Begriffe von den StudentInnen erraten werden sollten. Spätere Ergänzungen folgten von mir.

Da es technisch gesehen nicht möglich war, einen Stuhlkreis im Unterrichtsraum zu bilden, trat der Wurfmaterial als Ergänzung zu dem indirekten visuellen Kontakt zwischen den Studierenden, da es ständig geworfen werden musste.

Kontextbezogen wurden in anderen Mindmaps die Kleidungsstücke kathegorisiert: Business-Look, Sport-Bekleidung, festliche Bekleidung, Winterbekleidung und religiöse Bekleidung.

Da es Kleidungsteile manchmal in vielen Kathegorien (Mindmaps) auftauchen, waren die Studierenden die Begriffe dazu aufgefordert entweder mündlich diese Begriffe auszusprechen bzw. zu wiederholen, wenn sie vom Ball erwischt wurden.

Kleine übliche Sätze, die bei dem Kauf von Kleidungen oft vorkommen, waren als Gesprächstraining in Form von Partnerarbeit zu üben, wie als Beispiel in der folgenden Abbildung geschildert ist.

Abbildung 1: Beispielsätze

Als weiterer Sprechanlaß war die nächste Übung, wobei es um die Beschreibung eigener Bekleidung geht.

Dies war die nächste Gelegeheit, einfache Sätze zu bilden und sie zu wiederholen. Es ist daher von großer Wichtigkeit, da der Studierende die Begriffe mit den passenden prototypischen Visualisierungen aber auch den Verben, adjektiven aufnehmen kann. Auch die Verbindung mit Emotionen spielt dabei eine wichtige Rolle wie bei dem Kontext „religiöse Bekleidung„ wo das Kopftuchthema eine Schlagzeile in französichen Zeitungen zu dieser Zeitpunkt war, und bei den Jugendlichen eine emotionale Debatte auslöste, da es als deskriminierend empfunden wurde. Die sprachlichen Mitteln waren für die Anfängergruppe allerdings sehr gering, um richtige Meinungsäußerungen zu tätigen.

Zu der Abschlussphase des Unterrichts, die zur Befestigung neues Wortschatzes dient, stand fakultatif, aber mit Bonuspunkten für die gesamten Leistung der Studierenden vorgesehen, ein Online-Glossar4 zur Verfügung. Ziel war es dadurch die Einbettung und die Befestigung neuer Begriffe, die während dem Präsenzunterricht behandelt wurden. Die Studierenden bekamen die Aufgabe, neue erlernten Begriffe im Unterricht in dem Glossar ergänzt von einer kleinen Definition bzw. einem darstellenden Bild einzutragen. Diese wurden nach Bestätigung bzw. Korrektur meinerseits für die gesamte Gruppe veröffentlicht.

Der Einsatz von Glossaren, in denen während des Unterrichts behandelten und eingeführten Begriffe als Listendarstellung alphabetisch organisiert werden können, war eine praktische Lern- und Wiederholungsgelgenheit für die Studierenden. Das Einbinden multimedialer Formate zu den Glossarbeiträgen erlaubt eine bessere Darstellungsmöglichkeit bzw. einen Vertiefungsaspekt durch die Visualisierungsmöglichkeiten, die jedem Lernertyp sowohl kognitiv als didaktisch bedienen kann.

Darüberhinaus war das Ziel des Glossar-Einsatzes, den Studierenden ein selbstständiges Erarbeiten des Wortschatzes zu ermöglichen einerseits und den anderen Kursteilnehmenden die Beiträge zur Verrfügung zu stellen anderseits. Diese stellten später eine gute Vorbereitungs- und Wiederholungsgrundlage für die Prüfung dar.

Abbildung 2: Unterrichtsablauf „Mündlicher Ausdruck L1“

  1. Reflexion

Es ist selbstverständlich, dass die Aufgabe des Unterrichtens Reflexion und viel Vorbereitung bedarf. Diese Reflexion ist in der Theorie viel einfacher als in der Praxis. Dabei bilden Methoden-, Übungs- aber auch die Interaktionsvielfalt einen Antrieb für die Sprachpraxis im Unterricht. Eine formative bzw. summative Evaluierung des Unterrichts ist von großer Bedeutung. Denn nur so lässt sich eine gute Unterrichtspraxis entwickeln und effektiv anschlagen. Hierbei geht es um einen Vergleich zwischen dem Vorhaben und der Realisierung der Unterrichtsstunde. Aus allen Überlegungen können Konsequenzen für weitere Unterrichtsversuche gezogen werden. In meinem Fall war mein Absicht für die Unterrichtsstunde vom Inhalt her überwiegender als was im Unterricht im Laufe des Studienjahres geschafft wurde. Obwohl die Interaktion und Methodenvielfalt sehr gut bei den Studierenden ankamen, war die große Zahl der Studierenden ein Stolperstein. Der Zeitumfang war nie ausreichend und der Evaluierungsprozess sehr aufwändig. Von großer Bedeutung ist daher über die hiesigen Rahmenbedingungen nachzudenken, die manchmal große Hürden aufweisen, und dementsprechend versuchen zu handeln und Aktivitäten anzubieten. Die Lernautonomie bei den Studierenden außerhalb der Universität zu fördern bleibt hier einen Erfolgsbedingung für den Erlang einer guten Sprachkompetenz.

  1. Bibliographie

Aboura, B. (2014). Mooddeutsch, eine Lernplattform für die Deutsch-Abteilung der Universität Oran 2. Zeitschrift Traduction et Langues, N°13, S. 60-75.

Brinitzer, M., Hantschel, H.-J., Kroemer, S., Möller-Frorath, M., & Ros, L. (2013). DaF unterrichten : Basiswissen Didaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. . Stuttgart: Ernst Klett Sprachen GmbH.

Klafki, W. (1971). Didaktik und Methodik In: Röhrs, Hermann (Hrsg.): Didaktik. Frankfurt a. M.

Lernplattform für Deutsch. www.mooddeutsch.com

Richards, J. C. (1990). The Language Teaching Matrix. Cambridge: Cambridge University Press.

Studienangebote Deutschabteilung Universität Oran 2. (2014). abgerufen am 04 13, 2015, von http://www.mooddeutsch.com/offizielle%20Dokumente/offizielle%20Dok.html


1 Es wird hierbei zwischen der didaktischen und der methodischen Aufgabe unterschieden, wo bei es bei der ersten um die Ermittlung von Bildungsinhalten und bei der zweiten deren Vermittlung geht (Kafki :4)

2 [ CITATION Stu15 \l 1031 ]

3Vgl. Richards, 1990, S:36

4 Online Glossare auf Mooddeutsch (Lernplattform für Deutsch, www. mooddeutsch.com)