Effektivität von Sprachlernspielen im DaF-Unterricht

Lebia BOUHARKAT
Doctorante à l’université d´Oran 2
Laboratoire de Traduction et Méthodologie (TRADTEC)  

Abstract: The language learning game is an effective means of learning foreign languages, it is fun and leads to a motivating and intensive learning. It has also been explained by KÖBELE in his collection of 30 learning games that „Games are in any case appropriate to increase motivation“. The game of language learning in the classroom presents multifarious forms of imagination and creativity, but it is not without purpose, yet in order to develop the learner’s social, creative, intellectual and aesthetic skills. It therefore aims at a multidimensional and multi-perspective understanding of reality. Different varieties play a major role in the acquisition of knowledge and skills and partly compensate/make up for the lack of reference to the country of the target language, i.e., they develop the learner’s intercultural competence. They can also help overcome linguistic barriers, apply rules and vocabulary well. It should also be noted that game-based learning involves opening the context of the reality sense and foreign cultural context understanding.

Zusammenfassung: Das Sprachlernspiel ist ein wirkungsvolles Mittel beim Fremdsprachenlernen, es macht Spaß und führt zum motivierenden und intensiven Lernen und das hat auch Köbele in seiner Sammlung von 30 Lernspielen erläutert. Hierzu sagte er: „Spiele sind jedenfalls geeignet, die Motivation zu steigern“ (1).

Gerade das Sprachlernspiel im Unterricht zeigt vielfältige Formen von Phantasie und Kreativität, es ist jedoch nicht zweckfrei, sondern ein zielgerichteter Versuch zur Entwicklung de sozialen, kreativen, intellektuellen und ästhetischen Kompetenzen der Lerner. Es zielt also auf ein mehrdimensionales und mehrperspektivisches Wirklichkeitsverständnis.

Verschiedene Spielarten spielen eine große Rolle beim Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten haben und kompensieren teilweise den fehlenden Bezug zum Zielsprachenland, d.h. sie entwickeln die interkulturelle Kompetenz des Lerners. Sie können auch dazu beitragen, Sprachhemmungen zu überwinden, Regeln und Wortschatz besonders gut einzuüben. Es ist auch festzuhalten, dass es in einem „spielgestützten“ Lernen darum geht, Bedeutungszusammenhänge der Realität zu erschließen und einen fremdkulturellen Kontext zu verstehen.

Einführung

Der Gebrauch einer fremden Sprache als Mittel der Verständigung setzt einen hohen Automatisierungsgrad in der Verwendung von Sprachmitteln und Sprachformen voraus. Diese Automatisierung ist nur erreichbar, wenn die sprachlichen Strukturen auf der Grundlage zweckmäßiger Übungen systematisch und intensiv geübt werden.

Das Ziel des Fremdsprachenunterrichts (FU) also, die Lerner zu kommunikativ determinierter Sprachrezeption- und Produktion zu führen, ist nur durch kontinuierliches Üben zu erreichen und so „zählt der FU zu den so genannten übungsintensiven Fächern“ (2).

Üben und Anwenden des erlernten Stoffes sind ein zentrales Problem beim Lernen, wobei man bemerkt, dass es nicht nur um das Wissen über die Zielsprache geht, sondern vielmehr um die Verfestigung und ̸ aber auch Automatisierung des Erlernten.

Soll Lernen nicht zum bloßen Pauken verkommen, dann ist es notwendig, das Üben für den Lerner abwechslungsreich zu gestalten. Hierzu ist die Verwendung verschiedener und motivierender Übungsformen eine Voraussetzung. Dadurch könnte verstanden werden, dass die generellen Funktionen der Übungen darin bestehen, das rezeptive und produktive sprachkommunikative Können des Lerners zu entwickeln und ihm zu helfen, bestimmte Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen.

Die Übungen wie das Erzählen, das Gespräch, die Diskussion und das Sprachlernspiel sind deshalb keine zusätzliche Hilfe, die der Lehrer schwächeren Lernenden anbietet, sondern sie stehen im Mittelpunkt jedes Lehrgangs.

  1. Der Einsatz von Spielen im DaF- Unterricht

Bei der Beschäftigung mit dem Thema Sprachlernspiel lässt sich zwangsläufig die Frage stellen: Welche Lernziele lassen sich in einem Unterricht mit Spielen primär verfolgen?

Beim Großteil der Lernspiele geht es bei – GRÄTZ (2001) – um die Entwicklung von Fragefähigkeit, d.h. die Lerner können sich äußern und Fragen stellen. Unterrichtsspiele haben eine wichtige Rolle auch beim Erwerb einer fremden Sprache, und zwar bei der Aktivierung von Sprachmaterialien, bei Ausfüllung von zeitlichen Lücken, bei der Motivationssteigerung und bei der Belohnung der Lerner für gute Mitarbeit.

Sie sind nicht nur Vergnügungs- und Unterhaltungsmittel, denn sie werden auch als methodische Hilfe eingesetzt, um verschiedene Ziele zu erreichen. Je nach Art des Spiels, z.B. durch die Karten- und Würfelspiele können die Lerner den Wortschatz lernen und festigen. Die Kreis- und Singspiele ermöglichen die Einübung verschiedener Strukturen, durch Sketche und Theateraufführungen dürfen die Lerner sich frei ausdrücken und äußern.

Spiele können auch als entspannende Einlage zwischen Phasen ernster Arbeit und als lustvoller Bewegung benutzt. Um diese Ziele zu erreichen, sollten sie – wie es GRÄTZ (2001) meint– „Elemente der Spannung, Konkurrenz und eine Art Erneuerung in der Lehrer-Lerner und Lerner-Lerner Beziehungen enthalten, sie sollten auch Unklarheiten beseitigen“(3). Die Unterrichtsspiele erfordern auch die Konzentration, das Denken und die Selbstständigkeit des Lerners.

Als weiter positiver Effekt des Spiels kann es die Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache fördern, sowie landeskundliche Fakten oder literarisches Wissen vermitteln. Je sich einig die Spieler über das Spiel sind und keine Konflikte auftreten, desto länger wird die Zeit der Vergnügung, die die Situation des Spiels schafft.

Die Untersuchung im Bereich „Sprachlernspiele im FU“ beschränkt sich aber nicht nur auf seine Definition und Rolle, sondern auch auf andere theoretische Gesichtspunkte wie z.B. Spielstruktur, Spielorganisation, Spielarten usw.

  1. Merkmale des Sprachlernspiels

Wie kann sich der Lerner durch Sprachlernspiele im DaF- Unterricht stattfinden unter Berücksichtigung der kulturellen, spezifischen Gegebenheiten?

Die interkulturellen Erschließungsstrategien erweisen sich im Bereich der Kultur und Sprachforschung relevant und können auch die Lernenden zum Sprachlernen motivieren. Saija Timonem weist darauf hin, dass „in jeder Gesellschaft gibt es Spielformen, die dazu dienen, sich die Wirklichkeit anzueignen, wichtige Lebenssituationen einzuüben und mit Problemen der jeweiligen Gesellschaft vertraut zu werden. Spiele gehören also untrennbar zu unserer Kultur“ (4) .

  1. Sprachlernspiele und Sprachfertigkeiten

Es ist eine Tatsache, dass es in einem DaF- Unterricht die vier sprachkommunikativen Fertigkeiten: Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben simultan entwickelt werden sollten. Was braucht der Lerner aber um sich diese Fertigkeiten anzueignen? Wie kann er sie fördern? Neben den vielen Lernmaßnahmen, die in einer Unterrichtsstunde registriert werden können: Fragen stellen, beantworten, vorlesen, anschreiben usw. sollte der Lerner unter den unterschiedlichen Rahmenbedingungen des Fremdsprachenunterrichts (FU) verschiedene Lern- und besonders Übungsformen benutzen, denn das Ziel des FU, die Lerner zu kommunikativer Sprachrezeption und -produktion zu führen, ist nur durch kontinuierliches Üben zu erreichen. Das Sprachlernspiel ist eine der beliebten Arbeitsformen beim Erlernen einer Fremdsprache. Spielend können echte Situationen vorbereitet werden. – Dies gilt für Deutsch als Fremdsprache (DaF) ebenso wie für andere Fremdsprachen.

Obwohl Spiele schon Mitte der 70er Jahre in der kommunikativ orientierten Methode ihren Schwung erlebt haben, bleibt das Interesse an ihrem Einsatz im FU bis zum heutigen Tag erhalten. Die Forschung im Bereich des Sprachlernspiels im FU ist zwar nicht neu, aber doch immer aktuell. KILP (2003), die eine gesamte Arbeit über das Sprachlernspiel, unter dem Titel „Spiele für den Fremdsprachenunterricht. Aspekte einer Spielandragogik“ (5) gemacht hat, bekräftigt, dass das „Erscheinen von einschlägigen Themenheften in den letzten Jahren und die Fülle von neuen bearbeiteten Spielsammlungen ihre Aktualität [belegen]“ (6).

Im Goethe-Institut Bordeaux gab es auch seit mehr als 10 Jahren Erfahrungen mit Deutsch als Fremdsprache (DaF). Aus diesen Erfahrungen entstanden mehrere Unterrichtsbezogene Projekte, die zur Entwicklung von Unterrichtsmaterialien führten(7).

Im Mittelpunkt dieser Unterrichtsmaterialien steht das Sprachlernspiel meiner Meinung nach als geeignetes Medium für die Lerner zum Erwerb einer neuen Sprache. Für sie ist also das Spielbedürfnis elementar, es ist nicht nur Quelle von Freude, Unterhaltung und Vergnügung, sondern es kann zur Bewältigung der Realität führen. Das Sprachlernspiel ist dem FU also dienstbar, d.h. es hat eine bestimmte Bedeutung bei der Entwicklung sprachlicher Handlungsfähigkeit insbesondere, und bei der Lernleistung im Allgemeinen.

  1. Sprachlernspiel als Übungsform

Im Hinblick auf die Übung haben die Sprachlernspiele eine Funktion sowohl als Übungsform als auch als Übungsmotivation. So können sie das fremdsprachliche Können der Lernenden festigen und verfügbar halten, sie können die Lerner auch gleichzeitig zu weiterem Lernen und Üben ansprechen. „Bei Verwendung des Sprachlernspiels als Übungsform sollten die geltenden Regeln für das Üben im FU allgemein beachtet werden, z.B. die Gesetze des verteilten Übens, die Forderung nach Beschränkung der Lernelemente und nach Aktivität des Lernenden, wie es Dietrich B. annimmt. Ferner denkt er: „Je mehr man in Spiel oder Arbeit aufgehe, desto sicherer stelle sich den Übungseffekt ein“. (8)

Warum im Spiel gelernt wird? was für Funktionen Spiele im Fremdsprachenunterricht haben können? und wie Lehrer Spiele bewusst im Unterricht einsetzen können?, sind einige der wichtigsten Fragen, die beim vorliegenden Beitrag geleistet werden. Daher ist es auch nötig, zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen, um Probleme bzw. Defizite aufzuzeigen und zu erkennen und um neue Vorschläge zur Realisierung und Verbesserung des Deutschunterrichts für die Studierende durch Sprachlernspiele, sowie neue didaktische Konzeptionen formulieren zu können.

Nicht nur in der Fachliteratur, sondern auch im Unterricht ist das Sprachlernspiel nur stiefmütterlich behandelt und im Lehrwerk als banale Übungsform betrachtet, es ist meist nur als Lückenfüller eingesetzt, wenn am Ende der Unterrichtsstunde noch einige Minuten übrig geblieben sind, obwohl es Konzentration, Denken, Regeln, Planen, Empathie und Selbständigkeit des Lerners erfordert. Fremdsprachenlernen ist aber meiner Meinung nach in erster Linie Training, in dem Spielen als Übungsform von großer Bedeutung sein könnte.

  1. Schlussfolgerung

Besonderes Augenmerk wird also dem Thema Sprachlernspiel im Unterricht geschenkt. Angesichts der bevorstehenden Literatur liegt dieses Thema noch brach. Darüber wurde meines Wissens nicht ausreichend geschrieben. Ich denke hauptsächlich an die algerische Germanistik und DaF- Didaktik, in denen bisher noch keine einschlägigen Veröffentlichungen vorliegen.

In Rahmen dieses Beitrags geht es mir auch darum, den algerischen Deutschlernenden nicht nur die sprachlichen Elementen, sondern auch die Fähigkeit beizubringen, aktiv im Deutschunterricht zu handeln, d.h. es wird versucht, diese Adressaten zu befähigen, als Partner im Unterricht zu handeln (Adressatenorientiertheit, Lernerautonomie).

Literatur

BEISBART, O. (1979): „Deutsch als Fremdsprache“ mit Beilage „Sprachpraxis“ – Zeitschrift zur Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer. Leipzig

DIETRICH, B. (1968): „Deutschunterricht in der Diskussion“. Berlin

GRÄTZ, R. (2001): „vom Spielen, Leben, Lernen“ [in]: Klett International:“ Fremdsprache Deutsch- Spielen- Denken- Handeln“ Heft 25. Goethe-Institut

GROS, R. (1993): „Spaß und Spiel“ [in]: Thesenband IDT. Leipzig

KILP, E. (2003): „Spiele für den Fremdsprachenunterricht. Aspekte einer Spielandragogik“, Tübingen. Stauffenburg Verlag

KÖBELE, W. (2001): „Spiele im Konversationsunterricht“. Eine Sammlung von 30 Lernspielen. Zagreb 1981 (Manuskript) in: Ronald, Grätz: „von Spielen- Leben- Lernen“ in: Klett International: „Fremdsprache Deutsch – Spielen- Denken- Handeln“ Heft 25, Goethe Institut

LUTZ , J. (1957): „Das Schulspiel“. München

http://www.spz.tu- damstadt. de/ projekt_ejournal/Jg. 10-2/ Beitrag/ kilp 2.htm, (03.10.2017 um: 19:45 Uhr)

https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/gradu 03113. pdf (02.10.2017 um: 16:10 Uhr)


1 W., Köbele: „ Spiele im Konversationsunterricht“. Eine Sammlung von 30 Lernspielen. Zagreb 1981 (Manuskript) in: Ronald, Grätz: „von Spielen- Leben- Lernen“ in: Klett International: „Fremdsprache Deutsch – Spielen- Denken- Handeln“ Heft 25, Goethe Institut 2001, S.6

2 Beisbart, O. (1978) : „Deutsch als Fremdsprache“ mit Beilage „Sprachpraxis“ – Zeitschrift zur Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer. Leipzig, S.261

3 Grätz, R. (2001) : „vom Spielen, Leben, Lernen“ [in]: Klett International:“ Fremdsprache Deutsch- Spielen- Denken- Handeln“ Heft 25. Goethe-Institut, S.6

4 Vgl. Saija, Timonem (2008) [in]: https://jyx.jyu.fi/dspace/bitstream/handle/gradu 03113. pdf (02.10.2017 um: 16:10 Uhr)

5 Kilp, E. (2003): „Spiele für den Fremdsprachenunterricht. Aspekte einer Spielandragogik“,Tübingen. Stauffenburg Verlag [in]: http://www.spz.tu- damstadt. de/ projekt_ejournal/Jg. 10-2/ Beitrag/ kilp 2.htm, (03.10.2017 um: 19:45 Uhr)

6 Vgl. Kilp, E. (2003) [in]: http://www.spz.tu- damstadt. de, (03.10.2017 um: 19:45 Uhr)

7 Vgl. Gros, R. (1993) : „Spaß und Spiel“ [in]: Thesenband IDT. Leipzig, S.476

8 Vgl. Dietrich, B. (1968) : „Deutschunterricht in der Diskussion“. Berlin, S.115