Christoph Martin Wielands Vermittlungsrolle

zwischen Kulturen, Autoren, Menschen

 

Univ.Prof.in Dr.in Laura Auteri (Prorektorin für Lehre an der Universität Palermo)
Email: laura.auteri@unipa.it

Abstract

This article deals with Wieland’s work as editor of Der Teutsche Merkur, the first successful German journal he had founded, as a famous writer and tireless translator. The focus of the article is on Wieland’s need for confrontation and an exchange of opinions, his concept of cosmopolitanism, his conception of Europe and the Mediterranean, his rejection of any claim to the inviolability of one’s own convictions which were to be defended at all costs and against everyone and everything.

 

Abstract

Der Beitrag beschäftigt sich mit Wielands Tätigkeit als Herausgeber der ersten, erfolgreichen von ihm gegründeten deutschen Zeitschrift, Der Teutsche Merkur, als berühmter Schriftssteller und unermüdlichen Übersetzer. Fokussiert werden dabei sein Bedürfnis nach Gegenüberstellung und Austausch von Meinungen, sein Begriff des Weltbürgertums, seine Auffassung von Europa und dem Mittelmeer, seine Ablehnung von jedem Anspruch auf die Unantastbarkeit der eigenen Überzeugungen, die um jeden Preis und gegen alle und alles zu verteidigen seien.

 Schlüsselbegriffe: Christoph Martin Wieland, Vermittlerrolle, Kulturen, Autoren, Menschen

 

Christoph Martin Wieland (Biberach/Riß 1733-Weimar 1813), einer der bekanntesten Autoren des 18. Jahrhunderts, galt manchen seiner Zeitgenossen, wie den Stürmern und Romantikern, und später manchen nationalistisch gesinnten Forschern bis 1945, als schwankende, unfeste, ‚undeutsche‘ Persönlichkeit. In der Tat wechselte er als junger Mann mehrmals seine Meinung, doch dies kann auch anders aufgefasst werden: In der ersten Jugend konnte er sich für neue Ideen begeistern, besaß aber auch die Fähigkeit, seine Meinung zu ändern, sobald er deren Grenzen gewahr wurde, bzw. wenn er verstand, dass sie ungeeignet waren, seine höchsten Ideale von Humanität und Brüderlichkeit in die Tat umzusetzen[1].

In Was ist Wahrheit?, ein Aufsatz von 1778, warnte er davor, zu glauben, man stünde immer im Recht, die eigenen Überzeugungen seien um jeden Preis und gegen alle und alles zu verteidigen[2]. Auch die Möglichkeit, objektive Urteile zu fällen, stellte er in Frage, denn jeder habe den eigenen Gesichtspunkt und nicht mal der daure mit der Zeit[3]. Diese angeborene und von ihm kultivierte Anlage, sich in Andere versetzen zu können, in der Absicht zu verstehen und zu vermitteln, wirkte sich in seinen Tätigkeiten u.a. als Publizist, Schriftsteller, Übersetzer aus.

Publizistik. Die Großherzogin Amalia holte ihn 1772 als Präzeptor ihres älteren Sohns Carl August nach Weimar. Ab September trat der Autor seinen Dienst an, der allerdings schon bald wieder enden sollte, denn Carl August wurde volljährig. Die Großherzogin gewährte ihm aber eine großzügige Rente, so dass Wieland sich ganz seiner poetischen Tätigkeit widmen konnte. 1773 begann er auch ein seit langem gehegtes Projekt zu realisieren: Er gründete eine bald monatlich erscheinende Zeitschrift, die er, sich am Mercure de France orientierend, Teutscher Merkur nannte, und die sich jahrelang eines beträchtlichen Erfolgs erfreute[4]. Der Teutsche Merkur setzte sich als Ziel, seine Leser zu informieren und zu bilden, es wurden literarische Werke, von Wieland selbst und von anderen Autoren, in Episoden publiziert, zahlreiche Rezensionen zur europäischen Literatur herausgegeben, Fragen ausdiskutiert und verschiedene Meinungen konfrontiert. Es ging u. a. um Politik, ethische Kontroversen (wie die Euthanasie), Religion, Philosophie (viel über Kant), Geschichte, die Rolle der Frau (Wieland erkannte den Frauen die gleiche Würde wie den Männern zu, und vor allem ihr Recht sich im kulturellen Leben zu betätigen), und ab den 80er Jahren immer öfter auch Themen der Naturwissenschaften (besonders Medizin und Mineralogie). Goethe publizierte im Teutschen Merkur, ebenso z. B. Herder, Lenz, Heinze, Merck. Auch Schiller, der früher (und später wieder) Wieland zum Gegenstand von Persiflagen und Satiren machte, suchte 1787 Kontakt zu ihm und fand lange Zeit in der Mitarbeit an der Zeitschrift eine wichtige Verdienstquelle.

Immer wieder besprochen sind die Französische Revolution – laut Wieland wegen des maßlosen Luxus der Aristokratie und des entsetzlichen Elends der niedrigsten Schichten ein unabdingbares Ereignis, aber zugleich auch eine Gefahr für die politische Stabilität des Landes[5] – und die kontroversen Stellungnahmen zu Patriotismus und Kosmopolitismus. Was Letzteres betrifft, kritisierte Wieland in den 70er Jahren mehrfach im Teutschen Merkur den schwärmerischen ‚Patriotismus‘ mancher Zeitgenossen, so den der Stürmer, und verteidigte ‚europäische‘ Werte. Er wurde dafür stark angegriffen, u.a. vom Göttinger Hain, dessen Vertreter so weit gingen, seine Bücher öffentlich zu verbrennen. Anfang der 90er, als Robespierre mit dem sogenannten Terror Frankreich und ganz Europa in Aufruhr versetzte, präzisierte Wieland seine Meinung: Das Vaterland sei zu verteidigen, dies aber immer im Namen der Humanität und der ‚europäischen‘ Werte. Doch worin bestehen diese Werte und, was hieß Europa für ihn?

Mit europäischen Werten intendiert er zuerst einmal ‚Toleranz‘, im Sinne der Aufklärung und des Humanismus schlechthin. Damit sind aber weder Duldung noch Toleranz gemeint, denn für ihn, wie für Goethe, ist Duldung fast eine Beleidigung, Toleranz solle nur ein vorübergehender Gemütszustand sein, der bald einer totalen Akzeptanz der Alterität weicht[6]: Humanität und Brüderlichkeit sollen walten. Was dies genau bedeutet, wird auch durch Wielands Auffassung von Europa deutlich. Das Abendland interessiert ihn nicht als einheitlich geographisches Gebiet, sondern als kulturelle Einheit. Die kulturelle Identität von Europa, die Wurzeln seiner Kultur, fußen nicht im Norden des Kontinents, sondern im Süden und Südosten und schließen die Länder, die ans Mittelmeer grenzen, ein. Ohne diese südlichen Gebiete gäbe es kein Europa, kein Altgrieche oder -römer hätte den Kontinent anders auffassen können.

Schriftstellertum. Daher ließ auch der Autor viele seiner Werke in der sogenannten klassischen Antike, am Mittelmeer, spielen. Dies brachte ihm wiederum von den Stürmern Kritik ein: 1773 verfasste der junge Goethe die Satire Götter, Helden und Wieland, in der er Wieland, da alte Götter, Helden und geschichtliche Figuren immer wieder bei ihm vorkommen, des Plagiats anklagte. Auf diese Attacke antwortete Wieland 1774 souverän im Teutschen Merkur: Er lobte Goethes Text als vorzügliches Beispiel der Satire.

Tatsächlich ist der Mittelmeerraum der Ort, an dem viele seiner Hauptfiguren hin und herziehen, von Kleinasien nach Sizilien, von Nordafrika nach Griechenland usw.: Sie stellen somit eine Dimension des alten Griechentums dar, die ganz anders erscheint, als die von Winckelmann zelebrierte, angeblich glückliche Zeit eines vorläufig erreichten Gleichgewichts. Bei Wieland geht es ideell darum, jenen Synkretismus zwischen den mittelmeerischen Kulturen mit seinem Höhepunkt im 2. Jahrhundert n.Chr. als grundlegendes und fruchtbares Element und Merkmal der europäischen Kultur herauszuarbeiten[7]. Bereits in seinem Diogenes Mainomenos, oder: Die Dialogen des Diogenes von Sinope (1769) wird deutlich, wie es mit der ‚kulturellen Einheit‘ Europas steht: Der Autor gibt in der Einleitung vor, in einer nicht weiter bestimmbaren reichen Bibliothek eine Handschrift aus dem 12.-13. Jahrhundert entdeckt zu haben. Sie sei in schlechtem Latein verfasst, so dass sich vermuten lasse, dass ein unbekannter Übersetzer, der nur etwas Latein – womöglich in der Schule zu Salamanca – gelernt habe, sie anfertigte. Die Vorlage sei eine in Fez vorgefundene arabische Handschrift, die auf ein griechisches Original zurückgehe, dessen Übersetzung der Kalif Al-Mamon von Bagdad angeordnet habe (SW IV.3, 13-14).

Aus der Ablehnung enger nationalistischer Ideen und einer zur Inklusion der Alterität neigenden Weltanschauung entstehen weitere Begriffe wie der von Weltliteratur, auf den ich hier nicht eingehe, der aber zuerst auf Wieland zurückgeführt wird[8], und der des Weltbürgertums[9], der in Das Geheimnis des Kosmopolitenordens (1788) (SW X.1, 155-203) systematisch vorgestellt wird, obwohl schon früher Kosmopoliten in verschiedenen Romanen auftreten. So z.B. in Geschichte der Abderiten (1781), in dem die schwachsinnigen Bewohner von Abdera den fremden Arzt Hippokrates einladen, damit er ‚ihren‘ Philosophen Demokritus, der sie ständig kritisiert, untersucht und ihn als unzurechnungsfähig erklärt. Als die beiden zusammentreffen, finden sie jedoch gleich zueinander, sie diskutieren tagelang über Themen, die sie beide interessieren und melden später den törichten Abderiten ihre gegenseitige Achtung. Der Grund ist wohl, dass sie beide Kosmopoliten, Weltbürger sind, d.h. Gleichgesinnte, denen das Gemeinwohl der Menschheit und nicht nur das des eigenen Landes am Herzen liegt.

Jahre später behauptet Wieland im Aristipp und einige seiner Zeitgenossen (1800-1802) zudem, dass die ‚weltbürgerlichen Rechte‘ die natürlichen Rechte der Menschen seien. (SW XI.4. 179). Die Auffassung wurde damals auch von anderen Autoren vertreten, so schrieb Friedrich Schiller am 25. Januar 1795 an Friedrich Heinrich Jacobi:

«Wir wollen dem Leibe nach, Bürger unserer Zeit seyn und bleiben, weil es nicht anders seyn kann; sonst aber und dem Geist nach ist es das Vorrecht und die Pflicht des Philosophen wie des Dichters, zu keinem Volk und zu keiner Zeit zu gehören […]»[10].

Schillers Aussage hat jedoch einen elitären Beigeschmack. Auch bei Wieland ist der Begriff des Weltbürgertums zwar z.T. elitär, denn man wird einfach dazu geboren, indem man eine ‚schöne Seele‘ besitzt[11]. Aber diese kennzeichnet jeden Menschen, der es gelernt hat, sich selbst im Griff zu haben und seine Leidenschaften in Einklang zu bringen. Das hat also weder mit einem Beruf noch mit irgendeiner Tätigkeit zu tun. Die ‚schöne Seele‘ und der Kosmopolit folgen instinktiv nur dem höchsten Gebot der Menschlichkeit, was sie allerdings in Konflikt mit den Machthabern des eigenen Staates geraten lassen kann[12].

Übersetzungen. Auch die unübertroffenen Leistungen als Übersetzter kann man auf Wielands Interesse für den Anderen bzw. für die Fremde und das Fremde zurückführen. Er geht davon aus, dass der Übersetzer sich in die Mentalität anderer Zeiten oder Menschen hineinzuversetzen hat, um dann die fremden Texte seinem Leserkreis anzunähern. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts, zwischen 1762 und 1766, übersetzte er, der allerdings Englisch nicht gut konnte und sich mit französischen Wörterbüchern behalf, 22 Dramen von Shakespeare. Der Erfolg und die langfristige Wirkung sind kaum zu überschätzen: Ganze Generationen von Deutschen lernten Shakespeare durch jene Übersetzungen kennen und schätzen. Spätere Kritik seitens der Romantiker, in erster Linie seitens August Wilhelm Schlegels, der seinerseits Shakespeare übersetzte, werfen keinen Schatten auf Wielands enorme Leistung, die neue Horizonte und somit den darauffolgenden Kult um den englischen Dramatiker eröffnete.

Auch viele griechische und lateinische Autoren übersetzte er, u. a. Aristophanes, Lukian, Xenophon, Horaz, Cicero, und 1796, als der Enthusiasmus für das alte Griechenland einen Höhepunkt in Europa und in erster Linie im deutschsprachigen Gebiet erreichte, gründete er eine neue Zeitschrift, Attisches Museum (die er selbst bis 1803 herausgab, und die später, 1805-1810, Neues Attisches Museum hieß), um ein Forum anzubieten, in dem jeder die eigene Meinung öffentlich darlegen könne.

Das Bedürfnis der Gegenüberstellung, des Austausches von Meinungen und Überzeugungen behauptet sich also bis zum Ende als besonderes Merkmal der Person wie auch des Schriftstellers Wieland. Er blieb immer bei dem, was er in Was ist Wahrheit? geschrieben hatte: «Vor allem aber, lieben Brüder, hüten wir uns vor der Thorheit, unsre Meinungen für Axiome und unumstössliche Wahrheiten anzusehen, und andern als solche vorzutragen» (SW VIII.24., 38-54, hier S. 51).

Dieser Auffassung folgend versucht er auch in manchen Romanen Persönlichkeiten (meistens Philosophen) des Altertums, denen negative Eigenschaften oder Verhaltensweisen nachgesagt wurden, zu rehabilitieren, so z.B. in Peregrinus Proteus (1791). Während er Lukian übersetzte, traf Wieland auf das herablassende Urteil des alten Griechen über den kynischen, in Parion, an der südlichen Seite des Hellesponts geborenen Peregrinus Proteus (um 100-165). Lukian sah ihn als ‚Schwärmer‘, der sich in Olympia zur Zeit der Olympischen Spiele vor seinen Jüngern das Leben nahm, um sich selbst Ruhm zu schaffen. Wieland inszeniert ein Treffen auf den Elysen zwischen Lukian und Peregrinus, 600 Jahre nach dessen freiwilligen Tod. Dabei gelingt es Peregrinus, Lukian von seiner Aufrichtigkeit und seinem Wunsch, den Menschen zu helfen, zu überzeugen[13]. So geht es auch in Agathodämon (1799) weiter, dessen Hauptfigur in Wahrheit Apollonios von Tyana (um 40-um 120) ist. Der Philosoph aus Kappadokia, der zu den Neupythagoreern gezählt wird, wurde oft als Scharlatan abgetan, der, Christus nachahmend, vorgab, Wundertaten zu vollbringen. Wieland ‚rettet‘ ihn und stellt dem Leser einen weisen Mann vor, der vergeblich versuchte, die Engstirnigkeit und abergläubische Haltung seiner Mitmenschen zu bekämpfen, und der sich am Ende unbekannt auf Kreta zurückzog, um dort ungestört seinen Lebensabend zu verbringen. Da er aber weiter den Leuten zu Hilfe kommt, wird er von den Bauern, die ihn kaum zu Gesicht bekommen, für einen guten Geist, Agathodämon eben, gehalten[14]. In Aristipp und einige seiner Zeitgenossen (1800-1802) findet sich ebenso dieses ‚Rehabilitationsverfahren‘. Hier wird das Leben des Philosophen Aristipp (um 435 v. Chr.-um 355 v.Chr.) aus Kyrene, im heutigen Libyen, erzählt, und Wieland nimmt den Mann vor den Beschuldigungen in Schutz, er habe keinen Sinn für Moral gehabt. Aristipp wird vielmehr als Weiser präsentiert, dem es gelungen sei, den Ereignissen des Lebens gegenüber Gelassenheit und Distanziertheit zu bewahren.

In Agathodämon unterbreitet Wieland auch eine Summe der Auffassungen seiner Epoche in Bezug auf Religion, wobei er aber abrupt von einer Perspektive zur anderen wechselt. Agathodämon/Apollonius ist vom jungen Arzt Hegesias, der auf einer Reise zur ‚Botanisierung‘, aber wohl überhaupt ‚auf der Suche‘ war, aufgespürt worden. Hegesias stellt dem Alten viele Fragen, vor allem in Bezug auf das Christentum, ein viel diskutiertes Thema im 18. Jahrhundert. Und Agathodämon spricht von einer Religion der Masse, die zur ‚Humanisierung‘ der Sitten führen soll, wechselt dann zur Religiosität des Einzelnen, streift immer wieder neue Gesichtspunkte, und lässt dabei eine Reihe von offensichtlichen Widersprüchen entstehen. Mit dem Widerspruch solle man aber zu leben lernen. So lässt er auch den Leser bar irgendeiner Sicherheit, doch mit einer unmissverständlichen Botschaft zurück: Als er am Ende die Fragen des Hegesias nicht mehr beantworten mag, beschließt Agathodämon/Apollonius das Gespräch mit einer letzten ‚Weisheit‘: «[…] die Sache ist jetzt in deinen Händen» (SW X.32, S. 471), sagt er. Ob jeder in der Lage ist, diese Verantwortung zu übernehmen, mag zu den unaufgeklärten Fragen zu rechnen sein, mit denen man zu leben habe, doch Wielands Einladung zur Übernahme der Verantwortung gilt jedem und sollte nicht überhört werden[15].

[1] Für allgemeine Informationen zu Wieland verweise ich auf das Wieland Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Hg. J. Heinz, Stuttgart, Metzler 2008. Dort findet sich eine reiche Bibliographie.

[2] Christoph Martin Wieland, Sämmtliche Werke, hrsg. von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, mit dem Wieland-Archiv Biberach/Riß und H. Radspieler, Hamburg u. a., 1984, 14 Bände. [Faksimile Sämmtliche Werke, Leipzig 1794–1811, 39 Bände und 6 Supplement-Bände]. Nach Hinweisen und Zitaten verweise ich später direkt im Text auf diese Ausgabe (SW), es folgen römische Zahl für den Band, arabische Zahl für den Originalband, Seiten. Hier SW, VIII.24, 39-54.

[3] Vgl. Göttergespräche, SW, VIII.25, 1-276, besonders S. 122. Zum ‚Gesichtspunkt‘ im 18. Jahrhundert vgl. M. Mulsow, Vernünftige Metempsychosis. Über Monadenlehre, Esoterik und geheime Aufklärungsgesellschaften im 18. Jahrhundert, in M. Neugebauer-Wölk (Hg.), Aufklärung und Esoterik. Meiner, Hamburg 1999, 211-273, hier S. 253.

[4] Ab 1790 wurde die Zeitschrift in Der Neue Teutsche Merkur umbenannt, sie wurde bis 1810 herausgegeben. Vgl. Th. C. Starnes, Der Teutsche Merkur. Ein Repertorium. Thorbecke, Sigmaringen 1994.

[5] 1798 veröffentlichte Wieland den Aufsatz Über den Neufränkischen Staatseid: ‚Haß dem Könightum‘, in dem er Napoleon, der damals noch nicht zum Konsul avanciert war, was erst 1799 geschehen wird, als denjenigen beschrieb, der die ganze Macht an sich ziehen würde. Napoleon erfuhr davon und war selbstverständlich sehr beeindruckt. Als er 1809 Weimar besuchte, wollte er auch unbedingt Wieland treffen.

[6] Goethe schrieb: «Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen». In M. Hecker (Hg.), Maximen und Reflexionen, Nachlaß, Über Literatur und Leben. Aphorismen und Aufzeichnungen. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs, Verlag der Goethe-Gesellschaft, Weimar 1907.

[7] Zu Wielands Auffassung vgl. z.B. M. Kunze, Wieland und die Antike. Eine Aufsatzsammlung, Winckelmann Gesellschaft, Stendal 1986.

[8] Vgl. H.J. Weitz, ‚Weltliteratur‘ zuerst bei Wieland, in «Arcadia», 22.2 (1987), 206-208. Der Begriff taucht in Wielands Handexemplar seiner Horaz Übersetzungen von 1790 auf, in Goethes Tagebuch aber erst am 15.01.1827. Vgl. auch Peter Goßens, Weltliteratur. Modelle transnationaler Literaturwahrnehmung im 19. Jahrhundert, Metzler, Stuttgart-Weimar 2011.

[9] Vgl. I. Sahmland, Christoph Martin Wieland und die deutsche Nation. Zwischen Patriotismus, Kosmopolitismus und Griechentum, Niemeyer, Tübingen 1990. K. Manger, Wielands Kosmopoliten, in K. Garber/H. Wissmann (Hg.), Europäische Sozietätsbewegung und demokratische Tradition, Band 1: Die Europäischen Akademien der Frühen Neuzeit zwischen Frührenaissance und Spätaufklärung, Niemeyer, Tübingen 1996, 1637-1667.

Ebenfalls zum Thema: A. Albrecht, Kosmopolitismus. Weltbürgerdiskurse in Literatur, Philosophie und Publizistik, De Gruyter, Berlin-New York 2005.

[10] Schillers Werke, Nationalausgabe, Hg. Julius Petersen u. a. Weimar 1943ff. Band 27, S. 129.

[11] Der Begriff geht auf Plato und Plotin zurück und ändert sich im Laufe der Jahrhunderte; vgl. H. Schmeer, Der Begriff der „schönen Seele“ besonders bei Wieland und in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts, Berlin 1926, Nachdruck Nendeln 1967.

[12] Vgl. dazu F. Paulsen, Aufklärung und Aufklärungspädagogik, in F. Kopitsch (Hg.), Aufklärung, Absolutismus und Bürgertum in Deutschland, München 1976, 275-293. H. Wolffheim, Wielands Begriff der Humanität, Hoffmann und Campe, Hamburg 1949. Siehe aber auch H.-E. Friedrich, «Nur der wahre Staatsbürger kann auch ein guter Staatsbürger seyn». Zur Reflezion des Bürgerbegriffs im Werk Christoph Martin Wielands, in H.-E. Friedrich (Hg.), Bürgerlichkeit im 18. Jahrhundert, De Gruyter, Berlin 2006, 149-166.

 

[13] Bibliographische Angaben zu diesem und zu den anderen Romanen, die ich im Text erwähne, finden sich reichlich im Wieland-Handbuch.

[14] Vgl. Johannes Hahn, Weiser, göttlicher Mensch oder Scharlatan? Das Bild des Apollonius von Tyana bei Heiden und Christen, in Identifikationsfiguren und ihre literarische Konstituierung. B. Aland/J. Hahn/Ch. Ronning (Hg.), Mohr Siebeck, Tübingen 2003, 91-114. H. Thomé, Religion und Aufklärung in Wielands Agathodämon. Zu Problemen der ›kulturellen Semantik‹ um 1800, in «Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur», 15.1 (1990), 93-122.

[15] Dazu L. Auteri, Erkenntnisstreben und Humanität. Zu Wielands Versuch einer Zusammenlegung verschiedener Begriffe der Religion im Agathodämon, in Walter Erhart/Lothar van Laak (Hg.), Wissen, Erzählen, Tradition: Wielands Spätwerk, De Gruyter, Berlin 2010, 235-251.