Dr. BETKA Fethi
Université d’Oran 2
Laboratoire de Traduction et Méthodologie (TRADTEC)
Abstract: In the German professional public aspects of the cult. Shaping of scientific languages and texts are since about the middle of the 80s. discussed. The discussion begins at a time when English is becoming the new „lingua franca“ and the cultural diversity of the various scientific languages seems threatened. Language is a central tool for the work of the scientist. It is also the central communicative resource within. It is therefore important to take discourse and text seriously as elementary manifestations of science and to grasp it in its specificity. There are now a number of interesting papers, beginnings in relation to a scientific work context, which presents a huge challenge for linguistics. English is today’s lingua franca in almost all areas. It is the world’s leading language. Thus, it has become an international means of communication, so it is not or hardly published in German in many sciences, the researchers must use English to work in their field of work worldwide. Thus one can deduce that the German is in danger of losing her status as a scientific language. In order to recapture and protect the right and the appropriate place in the German language, a certain political language planning was enforced. by the German Academy of Language and Poetry has formulated a constructive, courageous conclusion: „We need an expansion of the German scientific language“
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Der Einfluss der Fremdsprachen vor allem Englisch auf die Wissenschaftssprache
Wenn man von der weltweiten Verbreitung der englischen Sprache spricht, so ist dies inzwischen ein Gemeinplatz.
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Englisch hat zwar nicht die meisten Muttersprachsprecher aller Sprachen, sondern es wird darin übertroffen von Chinesisch; es hat aber bei weitem mehr Nicht- Muttersprachsprecher als jede andere Sprache der Erde. Die Schätzungen variieren zwischen 300 Mio. und l,5Mrd. Die Unsicherheit der Schätzung entspringt weniger dem Mangel an Zählungen als vor allem der Tatsache, dass man als Kriterium der Zählung sehr unterschiedliche Kenntnisniveaus ansetzen kann.
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Englisch ist nicht nur nationale Amtssprache von mehr Staaten als irgendeine andere Sprache, nämlich nach der Auszählung von Banks1 in 62 Staaten gegenüber 36 für das zweitplazierte Französisch und nur 6 für das sechstplazierte Deutsch (BRD, DDR, Österreich, Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg), das noch hinter Spanisch (23), Arabisch (22) und Portugiesisch (7) rangiert. Noch bedeutsamer ist, dass Englisch auch in vielen Staaten nationale Amtssprache ist, in denen zumindest die Muttersprachsprecher, wenn nicht sogar die Nicht-Mutter Sprachsprecher von Englisch nur eine Minderheit bilden. Man muss sagen: bis jetzt nur eine Minderheit. Denn als nationale Amtssprache hat Englisch gute Aussichten, sich in den betreffenden Ländern weiter auszubreiten und von einer Minderheitssprache zu einer Mehrheitssprache zu werden. Auch den Status als Amtssprache in Nicht-Muttersprachländern hat Englisch in mehr Staaten als irgendeine andere Sprache. Es gibt zwölf Muttersprachländer von Englisch. Zieht man diese Zahl von der Gesamtzahl der Staaten ab, in denen Englisch nationale Amtssprache ist, so bleiben nicht weniger als 50 Nicht-Muttersprachländer von Englisch, in denen es Amtssprache ist, also deutlich mehr als die Zahl der Länder, die irgendeine andere Sprache überhaupt als nationale Amtssprache verbuchen kann.
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Englisch ist die überwältigend dominierende Wissenschaftssprache. Vermutlich liegt der Anteil des Englischen an der Gesamtheit der wissenschaftlichen Publikationen der Welt bei ungefähr 70%. Schon für 1980 ermittelte Tsunoda (1983) für sechs Naturwissenschaften einen Anteil zwischen 70 und 80%. Der Anteil des Englischen an den sozial- und geisteswissenschaftlichen Publikationen liegt zwar niedriger; er ist jedoch in allen Disziplinen im Steigen begriffen2
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Auch in der Diplomatie hat Englisch das einst in dieser Domäne dominierende Französisch deutlich überflügelt. In so gut wie sämtlichen internationalen Organisationen außer denjenigen, die sich auf die sozialistischen Länder beschränken, ist Englisch nicht nur offizielle, sondern auch Arbeitssprache, und zwar im Unterschied zu Französisch stets de facto und nicht nur de jure. Dies gilt sogar für internationale Organisationen, in denen die englischsprachigen Länder nicht die Mehrheit bilden, z.B. für die EG3.
Mit dieser dominanten Rolle als internationaler Sprache (oder Weltsprache) steht in einer Feedback-Beziehung, dass Englisch auch weltweit mit großem Abstand am meisten als Fremdsprache gelernt wird. Wichtig ist dabei, dass es zudem mehr als alle anderen Fremdsprachen gründlich gelernt wird – im Gegensatz etwa zu Deutsch, das zwar in manchen Ländern, wie z. B. Japan oder Korea, beachtliche Zahlen von Lernern vorzuweisen hat, von denen jedoch nur die wenigsten tatsächlich funktionale Kenntnisse erreichen, Englisch ist weit häufiger Unterrichtssprache für Nicht-Muttersprachsprecher, als es irgendeine andere Sprache ist. Das Gesamtstundenvolumen für das Fach Englisch übertrifft in den meisten Ländern das Gesamtstundenvolumen der übrigen Fremdsprachen. Außerdem studieren in den englischen Muttersprachländern weit mehr Studenten aus anderen Sprachgebieten als in irgendeinem anderen Land, wobei den USA der Löwenanteil zufällt.
Nicht nur der Tatsache der weltweit dominanten Stellung der englischen Sprache wurde in zahlreichen Veröffentlichungen nachgegangen, sondern auch ihren Ursachen. Sie bündeln sich im erfolgreichen Kolonialismus Englands, zunächst innerhalb Großbritanniens und dann weltweit, der zur Folge hatte, dass die heutzutage stärkste Macht der Welt, die USA, sowie zahlreiche weitere Länder englischsprachig sind. Die USA allein verfügen über eine mehr als doppelt so große Wirtschaftskraft als die rangnächsten Staaten (Japan, die Sowjetunion), über mehr als 50 % des Forschungspotentials der kapitalistischen Länder und über einen dominierenden Einfluss in den meisten internationalen politischen Organisationen. Mag diese Dominanz in Zukunft auch etwas abgeschwächt werden, z. B. durch ein politisch vereintes Westeuropa, so ist doch eine Tendenzwende gegen die Dominanz des Englischen als Weltsprache nicht in Sicht4.
Es ist anzunehmen, dass ganz unterschiedliche Personen und Gruppen der deutschen Sprachgemeinschaft solche Schwierigkeiten haben, wenn sie im Kontakt mit anderen Sprachgemeinschaften, die wenig Deutschkenntnissen haben aufs Englische zurückgreifen müssen. Dies betrifft geschäftliche, diplomatische und private Kontakte oder auch den Tourismus.
Deutschsprachige Wissenschaftler haben heutzutage entweder die Wahl, in der ihnen letztlich fremde Sprache Englisch zu publizieren oder hinsichtlich ihrer Bemühungen in Kauf zu nehmen.
Welchen Schwierigkeiten sehen sich deutschsprachige Wissenschaftler gegenüber, wenn sie diese Nachteile zu vermeiden suchen, also auf Englisch publizieren?
Was diese wissenschaftlichen Publikation betrifft, so schreibt Ulrich Ammon Folgendes: „Auf Nachfrage bei insgesamt zwanzig Anglisten von fünf verschiedenen Universitäten wurde mir einhellig versichert, dass in aller Regel nicht einmal Anglisten druckreifes Wissenschaftsenglisch schreiben können. Sie vertrauen ihre Texte englischen Muttersprachsprechern zur stilistischen Glättung an“5.
Dies hat sich als ratsam erwiesen, weil die angelsächsischen Kollegen mit großer Strenge auf der muttersprachlichen Norm insistieren. Dieses Verhalten steht in eigentümlichem Gegensatz zur verbreiteten Ideologie von der sprachlichen Normliberalität der angelsächsischen Welt.
2. Das Problem der Anglizismen
Das ist klar, dass di deutsche Sprache, wie irgendwelche jede andere lebende Sprache einen ständigen Wandel erlebt hat. Also als Wissenschaftssprache hat die deutsche Sprache viele Wörter aus verschiedenen Sprachen der Welt in sich aufgenommen. Der Fremdwörtergebrauch im Deutschen und alle Veränderungen, die die deutsche Sprache erfahren hat, waren in der Vergangenheit und bis heute als Hauptbeschäftigung bezeichnet. So ist in heutiger Zeit der Fremdwortgebrauch und besonders der Gebrauch von Anglizismen in der deutschen Sprache immer noch ein zentrales Thema.
Man kann sagen, dass die englische Sprache, die dominierende Sprache heutzutage in der Wissenschaftssprache ist. Es ist klar, dass eine erkennbare Beeinflussung gesprochener und geschriebener deutscher Sprache durch das Englische herrscht.
Wie vorher gesagt wurden die sprachlichen Spuren des englisch-deutschen Sprachkontakts seit langer Zeit geprägt, und die Verwendung der Anglizismen ist in verschiedenen Sachbereichen zu gliedern und zuzuordnen.
Etwa ein Viertel der Deutschen beurteilt die aktuellen Sprachveränderungen mit Besorgnis. Als bedeutendste dieser Veränderungen wird die Zunahme der Anglizismen bzw. Angloamerikanismen angesehen. Diese Bevölkerungsgruppe teilt also die Sorge vor Überfremdung.
Einen ersten Eindruck davon, warum und woran Sprecherhier Anstoß nehmen, vermitteln Textproben, wie etwa die beiden folgenden:
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Leseprobe aus dem Alltag:
»Eben bekomme ich von Customer Care der Deutschen Telekom AG die Message, dass ich jetzt meine Rechnung Online bekomme. Ich kann sie dann downloaden und auf meine Hard Disc storen. Nachdem ich sie auf meinem Laser-Jet geprintet habe, kann ich sie dann dort wieder deleten, damit sie mir nicht zu viel Space wegnimmt. Für künftigen Access habe ich mir sicherheitshalber die URL der Web Sitegebookmarkt. Bei Unklarheiten darf ich die Hotline contacten.«
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Leseprobe aus dem Arbeitsleben:
»Heute morgen hatten wir das Kick-Off-Meeting zum neuen Workshop zum Thema »Baselinening (sic!) und Benchmarking«. Dabei haben wir festgestellt, dass einige Skills nicht in unser Portfolio passen. Außerdem müssen wir unser Customer Relationship Management verbessern, denn unsere Message kommt nicht so recht rüber.“
Anstößig wirkt hier die Sprachmischung aus Deutsch und Englisch (häufig mit dem Schlagwort »Denglisch« bezeichnet.
Bei der Frage nach den Gründen des angloamerikanischen Einflusses wird häufig mit einer Mischung aus sprachstrukturellen, nützlichkeitsbezogenen, sprachsoziologischen oder gar politischen und mentalitätsbezogenen Argumenten oder auch Pseudoargumenten gehandelt. Das Generalmotiv ist natürlich der dominante Einfluss der westlichen Führungsmacht USA, nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch in unterschiedlichen Bereichen der Kultur, einschließlich Musik, Sport, Unterhaltung usw.
Der sachbedingte Vorteil ›Wer führt und erfindet, benennt auch‹ Andere Gründe für die Hegemonie des Englischen sind z.B:
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Aus der Sicht der Anglizismen-Freunde:
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sprachstruktureller Vorteil: Die englischen Benennungen sind oft kompakter als die häufig umständlichen Wortungetüme, die als deutscher Ersatz angeboten werden6.
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Nützlichkeit/ökonomischer Vorteil: Ein übergreifender Wortschatz vereinfacht die Kommunikation in globalisierten Bereichen einer globalisierten Welt.
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Mentalität: Englisch gewährt die Teilhabe an einer nicht-national gebundenen Kommunikationskultur (Jugendsprache, Internet) und bedeutet damit auch Absage an deutsche Kleinkariertheit.
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Aus der Sicht der Anglizismen-Gegner, sprich derjenigen, die Nachteile und Mängel auf Seiten des Deutschen und der Deutschen sehen und diese beseitigen wollen:
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sprachsystematischer Nachteil: Das Deutsche hat seine (Integrations-)Kraft verloren, es ist auf dem absteigenden Ast.
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sprachsoziologischer Nachteil: Das Deutsche hat weniger Prestige, englischer Sprachgebrauch entspringt oft Imponiergehabe.
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Mentalität: Die Deutschen haben zu wenig Selbstbewusstsein, sie erkennen u.a. nicht den Wert der eigenen Sprache als Teil der eigenen Identität.
Die Verfechter dieses Arguments neigen dazu, Sprache als eine Art eigenes Wesen zu betrachten, das in guter oder schlechter Verfassung sein kann, von Sprachviren infiziert sein kann (sozusagen eine »englische Krankheit« haben kann), das von bösen Menschen und Institutionen, etwa den Medien, beschädigt und zerstört werden kann, dahinsiechen und sterben kann7. Damit soll nicht geleugnet werden, dass natürlich die Sprachkompetenz und der Sprachgebrauch Einzelner und von Gruppen sich wechselseitig beeinflussen und dass letztlich auch das Sprachsystem verändert werden kann. Aber dies ist ein hochkomplexer und nur indirekt bewirkter Prozess. Wesentlich ist, dass jeder Einzelne, Institutionen und Gruppen zuallererst ihre Sprache sprechen, kultivieren und pflegen können. Damit üben alle Einfluss auf diese unsere Sprache aus. Zum Recht auf die eigene Sprache gehört selbstverständlich auch das Recht zur Kritik am Sprachgebrauch anderer. Wo wir durch den Sprachgebrauch anderer im Verständnis des Kommunizierten behindert werden, wehren wir uns mit Recht. Wenn der Sprachgebrauch anderer uns manipulativ oder auch nur grammatisch inkorrekt, stilistisch verquer oder schlichtunschön erscheint, brauchen wir damit nicht hinter dem Berg zu halten. Was wir kritisieren, auch wenn es sich auf einen übertriebenen, irreführenden, hässlichen… usw. Gebrauch von Anglizismen bezieht, ist stets der Sprachgebrauch Einzelner, vielleicht auch vieler (oder »zu vieler«) Einzelner, nicht „die deutsche Sprache“8
3. Niedergang des Deutschen als Wissenschaftssprache „die Denglisierung“
Die Einführung von Englisch in die deutschen Hochschule hat im 1997/98 begonnen. An Hochschulen rannten „Internationale Studiengänge“ in naturwirtschaftswissenschaftlichen und technischen Fächern an. Außerdem ist Englisch als Sprache der Lehre Aushängeschild aller privaten Hochschulgründungsprojekte. Wichtige Ursachen sind die Ertüchtigung deutscher Studierender zu internationaler Handlungsfähigkeit und die Gewinnung von Auslandsstudenten. Die Entwicklung von Hochtechnologie- und Wachstumsländern presst an die angelsächsischen Universitäten vor allem in die USA.
Die Beliebtheit der US-Hochschulen hat mehrere Motive: bessere Sach- und Personalausstattung, zuverlässigere Planbarkeit des Studiums und international anerkannte Abschlüsse. Darüber hinaus spielt die englische Sprache eine Rolle, die –im Gegensatz zum Deutschen- meist schon aus der Schule gewöhnlich ist. Auch mit diesem Angebot will Deutschland nun locken. Englischsprachige Lehre wird teils von deutschen Dozenten, teils von ausländischen Gästen erteilt.
Die englischsprachige Lehre in Deutschland hat wichtige Vor- und Nachteile. Ein unzweifelhafter Gewinn sind die neuen Auslandsstudenten. Zudem verbessern sich die Englischkenntnisse der deutschen Studierenden und langfristig auch der Lehrenden. Laut
Umfrage sind deutsche Wissenschaftler aufgrund schlechter Englischkenntnisse behindert: 25% bei Kollegialen Kontakten, 19% beim Publizieren. Englischsprachige Lehrer vermeiden diese Schwierigkeiten. Dies kommt auch Verlagen in Deutschland zugute. Ebenso Datenbanken: Nach Auskunft des Fachinformationszentrums Karlsruhe „verteuert die Dominanz der englischen Sprache“ die Produktion bei unzureichenden Sprachkenntnissen9.
Wird sich in den betroffenen Fächern die deutschsprachige Lehre auf Dauer in allen Stufen halten? Andernfalls verkümmert Deutsch zu einer unterentwickelten Sprache ohne moderne Terminologie. Bricht womöglich der nationale Widerstand los? Wird fremdsprachliche Lehre an den höchste Bildungsinstitutionen wie die Auflösung der Nation vom Kopf her empfunden? So antiquiert diese Sicht anmuten mag, ganz abwegig ist sie nicht.
Der Gedanke der „Sprachnation“, der bei der deutschen Vereinigung im 19. Jahrhundert pate stand, ist immer noch tief verankert. Auch in den Niederlanden und in Skandinavien gibt es national motivierte Widerstände gegen das Englische in der Hochschullehre. Außerdem haben überzeugte Europäer Einwände: Die Bevorzugung des Englischen ist schlecht vereinbar mit dem Ziel der Mehrsprachigkeit und Multikulturalität und leistet stattdessen der Dominanz nur einer Linguafranca Vorschub.
Noch zur Zeit Shakespeares war Englisch mit vielleicht vier Millionen Sprechern eine vergleichsweise unbedeutende europäische Sprache. Heute sprechen bis zu anderthalb Milliarden Menschen wenigstens einigermaßen Englisch. Etwa ein Drittel davon als Erstsprache. Die äußeren Gründe für die globale Verbreitung dieser Sprache reichen vom britischen Kolonialismus bis zum fortdauernden Machtdifferenzial zwischen den USA und dem Rest der Welt.
Linguisten passen mit Vermutungen aus über die weitere Verbreitung des Englischen. Manche glauben, dass die Anglofonen auf Einbußen beim „Bruttosprachprodukt“10 gefasst sein müssen: dass die Anzahl derer, die die Sprache sprechen, abnehme werde.
Die Anglisierung konnte Suaheli11, Mandarin12 oder Bahasa13 nicht schwächen, eher im Gegenteil. Das Internet hat dem Russischen und anderen Regionalsprachen zu neuer Verbreitung verholfen. Englisch ist auch deshalb zu einer Welthilfssprache herangewachsen, weil Kunstsprachen14 sich nicht durchsetzen konnten15.
Trotzdem bleibt Englisch als transnationales Verständigungsmittel problematisch. „Die Spitzenforschung spricht Englisch“, erkannten deutsche Wissenschaftlern und hatten Recht: 98 Prozent der deutschen Physiker und Chemiker publizieren ihre Forschungsergebnisse auf Englisch. Selbst französische Naturwissenschaftler veröffentlichen ihre Arbeit in der verhassten Sprache ihrer geografischen Nachbarn. Aber werden sie auch verstanden? Die Referenten auf Wissenschaftskonferenzen bringen jeder sein eigenes Englisch mit, dessen Lautgebilde nicht immer auf Anhieb zu entschlüsseln sind.
Englisch ist nämlich nicht gleich Englisch, Amerikaner, Australier, Liberianer und Inder sprechen, anders wenn sie Englisch reden. Die Aneignung erfolgt selektiv, Standardenglisch wird rund um den Erdball kreativ umgeformt. Das Vorhaben, die Varianten des Englischen unter dem Etikett „Globalisch“ zu vereinen, wird scheitern, weil die verschiedenen Spielarten zu weit auseinander liegen.
Manche sagen der englischen Sprache in nicht zu ferner Zukunft ein ähnliches Schicksal wie Latein voraus, spätestens nach dem Zerfall der Weltmacht USA- es soll Leute geben, die das für möglich halten. Bis dahin wird man sich mit der Sprachmengerei abfinden müssen. Was in Fachkreisen „codeswitching“ heisst macht nicht einmal vor der Behördensprache halt. Die Berliner Stadtreinigung wirbt mit dem Slogan „We kehr for you“. Selbstparodie steht meistens am Ende einer Entwicklung und könnte das Signal für eine Umkehr sein16.
Der Gebrauch des Deutschen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur bedarf öffentlicher Aufmerksamkeit und Reflexion. Die Einführung des Englischen als alleiniger Sprache selbst in beschränken Bereichen der europäischen Politik und des europäischen Rechts, als alleiniger Sprache in neuen Studiengängen an deutschen Hochschulen, als alleiniger Sprache der internationalen
Wirtschaftskommunikation,… .usw., sollten öffentlich diskutiert und im Einzelfall rational begründet werden“17
Gegenüber der Universalenglisch muss es unser Interesse sein, das Deutsch
soweit wie möglich zu behaupten und zu entwickeln. Parallel zu entsprechenden Bemühungen in Frankreich und Polen, Italien und Schweden ist größter Wert auf d i e Bewahrung der Mehrsprachigkeit zu legen .In Schulen und Hochschulen, Wirtschaft und Medien bedarf es dazu eigener Sprachplanerischer Überlegungen.
Die Akademie schlägt weiter die Einrichtung einer öffentlich geförderten Arbeitsstelle für Sprachfragen vor, die mit Sprachwissenschaftlern. Übersetzer und Schriftstellern besetzt ist. Zu ihren Aufgaben gehören:
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Terminolgiearbeit in Kooperation mit den großen Wörterbuch-Verlagen.
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Textarbeit mit dem Ziel, dass für die Öffentlichkeit wichtige Texte in einer öffentlich durchsichtigen Sprache verfasst sind.
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Sprachberatung und ihre Dokumentation im öffentlichen, hochsprachlichen und privaten Bereich.
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Sprachaufklärung mit dem Ziel, bei gegebenem Anlass überöffentlich, bedeutsame Sprachdiskurse, Sprachentwicklungen und Erkenntnisse der Sprachwissenschaft zu unterrichten und das Interesse der Öffentlichkeit für die Sprache zu nähren und wach zu halten“
Dazu um den Tod des Deutschen als Wissenschaftssprache verhindern zu können, wird folgendes erörtert:18
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Um bei allen wissenschaftlichen Kommunikationsprozessen (Vorträgen, Kongressen, Publikationen usw.) mindestens Zweisprachigkeit (Deutsch, Englisch).
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Alle öffentlich geförderte Wissenschaft einschließlich (der meist beamteten) Forscher unterliegen der Verpflichtung (wie sie in Japan gilt), ihre Forschungsergebnisse zunächst in Deutsch zu publizieren, bevor sie in Englisch erscheinen (stets mit deutschen Abstrakt).
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Die Wissenschaftliche Lehre in öffentlich finanzierten Institutionen erfolgt grundsätzlich in Deutsch, es sei denn der Lehrgegenstand (z.B. Anglistik) erforderte die englische Sprache. Bei Vorträgen, Vorlesungen, Seminaren in Englisch ist für eine Simultanübersetzung oder das Vorliegen eines deutschen Vortragstextes Sorge zu tragen.
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Wissenschaftliche Kongress in Deutschland werden grundsätzlich in Deutsch durchgeführt. Für Ausländische Teilnehmer wird eine Simultanübersetzung zur Verfügung gestellt.
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Wissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland publizieren deutsche Beiträge entweder in Deutsch mit ausführlichem englischem Abstract oder umgekehrt. Für die Mehrkosten stehen den Verlagen öffentliche Fördermittel zur Verfügung.
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Schriftliche wie mündliche Prüfungen finden in öffentlichen deutschen Wissenschaftseinrichtungen in Deutsch statt, in Ausnahmefällen kann für ausländische Studierende, die nur über unzureichende Deutschkenntnisse verfügen, Englisch als Prüfungssprache genehmigt werden.
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Eine Arbeitsstelle der „“deutschen Akademie für Sprache und Dichtung“ leistet in Kooperation mit Fachinstitutionen- permanente terminologische Arbeit zur Eindeutschung englischer oder anderer nichtdeutscher Fachtermini.
Die Arbeitsstelle wird selbstständig oder Auf Antrag und auftragsgemäß tätig.
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Die Arbeitsstelle berät Wissenschaftler und Verlage bei der Eindeutschung ihrer Texte.
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Die Arbeitsstelle nimmt kritisch und konstruktiv zu Anglizismen in der (wissenschaftlichen oder nicht-wissenschaftlichen) öffentlichen Sprache Stellung. ihre Stellungnahmen wären ähnlich wie die der Stiftung Warentest öffentlich zugänglich gemacht.
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Die Bundesregierung finanziert in wesentlich größerem Umfang.
4. Zusammenfassung
Die Gründe für die vorrangige Stellung der englischen Sprache weltweit sind zahlreich. Historisch ist die starke Verbreitung durch den ,,Expansionismus des früheren britischen Empire“ zu erklären, der für die Einführung der englischen Sprache in zahlreiche Länder aller Kontinente verantwortlich zu machen ist. Dazu kommt die große Bedeutung und Macht des Kriegssiegers USA in Europa nach Ende des zweiten Weltkrieges. In den letzten Jahrzehnten haben weitere Faktoren den Einfluss der USA auf der Welt bestimmt. ,,Washingtons gegenwärtige Machtfülle“, unterstützt von seiner konjunkturellen Wirtschaftslage und Dominanz in vielen Bereichen der Wissenschaft sind gleichzeitig mögliche Erklärungen für die starke Verbreitung der Sprache.
Auf einen Bereich der Wissenschaft soll hier näher eingegangen werden: Die Computertechnik. Der stark zunehmende Einsatz von Computern an Arbeitsplätzen und auch die private Nutzung von PCs in den letzten Jahren, die die Plattform für die immense Verbreitung des Internet auf der ganzen Welt bot, ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine der Hauptursachen für die zunehmende Verbreitung des Englischen weltweit, da die größten Erfindungen rund um den Computer aus den Vereinigten Staaten kamen. Die Software von Microsoft war zunächst nur in der englischen Version erhältlich, ebenso, wie englischsprachige Websites das World Wide Web von Anfang an dominierten. 1996 waren etwa 84% aller Websites im WWW englisch, heute sind es immerhin noch 62%19.
Vielleicht ist es gerade die enorme Geschwindigkeit der Verbreitung des ,,neuen Mediums Internet“. Der Grund dafür ist, dass so viele Begriffe aus dem Englischen übernommen wurden und unübersetzt blieben. Die Lingua Franca der Netze ist also Englisch und den Zahlen nach ist diese Sprache wohl auch die Lingua Franca der Welt.
Englische Wörter sind heute aber in allen Bereichen des Lebens zu finden. Der Einfluss des Englischen betrifft nicht nur die Wirtschaft/ Wissenschaft oder die Jugend, oder die Computersprache. Sei es Sport (surfen, skaten, joggen), Verkehr und Tourismus (Service Point, Ticket, Park & Ride) oder das Fernsehen (Gameshow, Reality TV, Daily Soaps), die Felder sind so unterschiedlich, dass wohl niemand davon unberührt bleiben kann. Die Dimension des fremdsprachlichen Einflusses durch das Englische muss also eine andere sein als die von früheren ,,Modesprachen“.
Bibliographie
– AMMON Ulrich (1987): Ist Deutsch noch internationale Wissenschaftssprache? Political Handbook of the World, Walter de Gruyter.
– AMMON, Ulrich (1998): Ist Deutsch noch internationale Wissenschaftssprache? Walter de Gruyter.
– EHLICH, Konrad; BIRK, M.; ANDREA, M.; BUFFAGNI, Claudi Hrsg. (2012): Linguistik und Sprachdidaktik im universitären DaF-Unterricht, Waxmann Verlag.
-GAWLITTA, Kurt & VILMAR Fritz (2003): Deutsch nix wichtig, Berlin
– HRTUNG, Regine & STANKULOV, Krystyna Kudlinska, Hrsg. (2003): Fachzeitschrift Heft7, Sprachen öffnen Welten, Edition Körberstiftung.
– SCHELHA, Karin (2001): Der Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache, Facharbeit (Schule), Grin Verlag.
-Überfremdung des deutschen: Panikmache oder echte Gefahr? IDS-Sprachforum, 15. mai 2002 von Gisela Zifonun.
– FORUM Ulrich Ammon: Schwierigkeiten der deutschen Sprachgemeinschaftaufgrund der Dominanz der englischen Sprache Zeitschrift für Sprachwissenschaft 8,2 (1989) ( Bereitgestellt von / Vienna University Library U Angemeldet / 131.130.253.60 Heruntergeladen am / 11.12.13.
1 (1987) Political Handbook ofthe World zitiert nach Ulrich Ammon, Ist Deutsch noch internationale Wissenschaftssprache? Walter de Gruyter, 1998 s 130
2 Ulrich Ammon, Ist Deutsch noch internationale Wissenschaftssprache? Walter de Gruyter, 1998
3 États généraux( France, Pays-Bas, Russie)
4 FORUM Ulrich Ammon Schwierigkeiten der deutschen Sprachgemeinschaftaufgrund der Dominanz der englischen Sprache Zeitschrift für Sprachwissenschaft 8,2 (1989) ( Bereitgestellt von / Vienna University Library U Angemeldet / 131.130.253.60 Heruntergeladen am / 11.12.13
5 ebenda
6 Beispiel davon u.a sind: Die Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft oder auch : Feuerwehrrettungshubschraubernotlandeplatz in : www.mein-deutschbuch.de 2004 bynorbert Bensch und Michael Stetter/ Komposita
7 Gegen diese ethnozentrische Sprachauffassung und für Diversifierung spricht Konrad Ehlich in: Ehlich, Konrad; M Birk, Andrea M. Buffagni, Claudia (Hrsg.) Linguistik und Sprachdidaktik im universitären DaF-Unterricht, Waxmann Verlag 2012, S. 155
8 Überfremdung des deutschen: Panikmache oder echte Gefahr? ids-Sprachforum, 15. mai 2002von Gisela Zifonun
9 Fachzeitschrift Heft7: Sprachen öffnen Welten, Hrg : Regine Hartung und Dr.krystynaKudlinska_Stankulova, Edition Körberstiftung 2003, Seite 45
10 Das „Gross Language Product“ (GLP) ist das Bruttosprachprodukt, also das Geld, das mit sprachbezogenem Handel erwirtschaftet wird.
11 Swahili ist die Muttersprache der Swahili, die im etwa 1500 Kilometer langen Küstenstreifen von Süd-Somalia bis in den Norden von Mosambik leben
12 ein bestimmter nordchinesischer Dialekt
13 Die Malaiische Sprache
14 Konstruierte Sprachen oder künstliche Sprachen sind Sprachen, die von einer Person oder einer Gruppe aus verschiedenen Gründen und zu verschiedenen Zwecken neu entwickelt wurden wie Esperanto, Globago oder Volapük
15Ebda.
16 Fachzeitschrift Heft7: Sprachen öffnen Welten, Hrg : Regine Hartung und Dr. krystyna Kudlinska- Stankulova, Edition Körberstiftung, 2003, S. 45
17 Gawlitta, Kurt/ViImar Fritz :Deutsch nix wichtig, Berlin 2003, S. 83
18 ebenda.
19 Schelhas, Karin: Der Einfluss des Englischen auf die deutsche Sprache, Facharbeit (Schule), Grin-Verlag, 2001