In tiefer Trauer und Dankbarkeit

 der Erinnerung an Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Marie Durusoy gewidmet …

Ass.Prof.in Dr.in Dilek ALTINKAYA-NERGIS (Ege Universität, Izmir – TÜRKEI)
 Email: dilek.altinkaya.nergis@ege.edu.tr

Es ist uns eine Ehre, mit dieser Gedenkschrift das Lebenswerk und die wissenschaftliche Arbeit der viel zu früh und unerwartet am 21. Juli 2017 verstorbenen Wissenschaftlerin Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Marie Durusoy zu würdigen und ihr in diesem virtuellen Rahmen ein interdisziplinäres, multikulturelles, wissenschaftliches Gedächtnis setzen zu dürfen.

Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Marie Durusoy verdanken wir es, dass in der aktuellen türkischen Literaturszene Übersetzungen von Autoren wie beispielsweise Paul Celan, Elias Canetti, Jura Soyfer, Guillaume Apollinaire, aber auch von zeitgenössischen Autoren wie Fulvio Tomizza, Francesco Micieli oder von Peter Paul Wiplinger vertreten sind. Aber auch türkische Schriftsteller wurden dank ihrer polyglotten und äußert talentierten Übersetzungsgabe in verschiedenste Sprachen übersetzt, wie beispielsweise Ferit Edgü oder Güngör Dilmen. Ihr größtes Talent lag dabei jedoch m.E. in ihrem außergewöhnlichen Talent der Lyrik-Übersetzung (vgl. Durusoy: Zur Übersetzung von Lyrik. In: IIIrd Meeting of Interpreters and Translators from the countries of Central and Eastern Europe. Praha, 1997. S.33-40).

All ihre wissenschaftlichen Verdienste und Ehrungen hier aufzuzählen (siehe dazu: http://akademik.ege.edu.tr/?q=tr/bilgiler&id=324) würde vermutlich den Rahmen dieser Gedenkschrift sprengen. Aber unvergessen bleiben ihre für die türkische Germanistik ein großes Vorbild und Novum darstellenden Organisationen von akademischen Veranstaltungen in der Türkei, wie beispielsweise des Symposiums “Österreichische Literatur” von 1989, der Organisation des ersten “Heinrich-Heine-Symposions” 1998 oder auch das 1999 ausgerichtete Seminar “Vielsprachigkeit, Jura Soyfer” , die alle an der Ege Universität veranstaltet wurden und bis heute als einzigartig gelten. Aber auch die Organisation des internationalen Treffens “European Cultural Processes and the Terminology of Cultural Studies” in Kuşadası vom Dezember 2000 ist ihr zu verdanken.

Diesem außerordentlich guten Ruf der renommierten Wissenschaftlerin ist es auch zu verdanken, dass sich neben ihren ehemaligen SchülerInnen, KollegInnen auch viele InteressentInnen meldeten, die leider keinen Platz mehr in der nationalen Gedenkschrift “Saygıyla… Prof. Dr. Gertrude Durusoy Anısına” (Aksan, Ege Universität: 2017) gefunden hatten. Und nicht zuletzt ist es eine weitere Ehre, dass diese Publikation, die zu Ehren von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy erscheint, in der 25. Ausgabe der Internet-Zeitschrift TRANS für Kulturwissenschaften publiziert wird, für die sie sich lange Jahre einsetzte, wie insbesonders aus der Gedenkschrift von Wiss.Dir.Dr. Herbert Arlts hervorgeht (vgl. Arlt: Im Gedenken an Gertrude Durusoy, http://www.arltherbert.at/im-gedenken-an-gertrude-durusoy-1943-2017/). Erst aus der detaillierten Darstellung des wissenschaftlichen Direktors und ihres langjährigen Kollegen Herbert Arlt wird ersichtlich, welch großen Verdienst Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Marie Durusoy für die Wissenschaft, aber auch bei der Verständigung verschiedenster Nationen und Kulturen sich erworben (vgl. z.B.: Durusoy: Zur Internationalisierung von Forschung. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Nr.6, Wien,1998/99). Wir selbst als ihre StudentInnen oder KollegInnen konnten davon nur einen Bruchteil erahnen, da sie selbst in ihrer so bescheidenen Art niemals von den Dimensionen und der Tiefe ihrer Arbeit gesprochen hätte. So gründete sie beispielsweise an ihrer Institution – der Ege Universität – das Forschungszentrum für die Sprachen und Kulturen Europas ADIKAM (vgl. Durusoy: Das Forschungszentrum für die Sprachen und Kulturen Europas an der Ege Universität Izmir. In: TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Nr.1, September 1997), das sie ohne Unterstützung aus ihrem Institutionsbüro heraus selbstständig führte. Sie war kein Mensch der großen Worte und des Aufsehens, sondern handelte und arbeitete stets vorbildlich, um ihren StudentInnen neue Wege und Perspektiven zu eröffnen und zugänglich zu machen.  Und dabei hat sie die Türkei und Izmir immer anerkennenswert meisterhaft vertreten (vgl. Durusoy: Die Türkei: Schwelle oder Brücke in den Kulturwissenschaften. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Nr.5, Wien,1998 oder auch Durusoy; İzmir’de Dil Potansiyeli ve Gerekliliği. In: 21.Yüzyılın Eşiğinde İzmir. Sorunlar ve Çözümler Sempozyumu Bildirileri. İzmir,1998.s.189-198).

Und tatsächlich ist es mit dieser Ausgabe der TRANS-Zeitschrift Nummer 25, die eine Art Sonderausgabe darstellt und neben Prof. Dr. Durusoy auch anderen besonderen WissenschaftlerInnen gewidmet ist, geglückt, den Themenbereich dieser Festschrift auf den gesamten fachlichen Bereich der beruflichen Tätigkeit von Prof. Dr. Gertrude Durusoy zu beziehen und beinhaltet nebst den Veröffentlichungssprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Türkisch vor allem ihre Forschungsschwerpunkte Multikulturalität, Transkulturalität, Sprachen, Literaturen und Übersetzungen, wie sie im Folgenden vorgestellt werden sollen.

Bevor zu den wissenschaftlichen Abhandlungen zu Ehren von Univ. Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy übergegangen wird, soll zunächst ihre Biographie aus dem Beitrag A multi-lingual and multi-cultural life: Gertrude Marie Durusoy” von ihrer Tochter Univ.Prof.in Dr.in med. Isabel Raika Durusoy Onmuş angeführt werden, um das Verständnis und die Bedeutung von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoys Schaffen zu verdeutlichen. An dieser Stelle soll Univ.Prof.in Dr.in med. Isabel Raika Durusoy Onmuş ausdrücklich für all ihre Unterstützung und das aktive Mitwirken an der Entstehung dieser Festschrift gedankt werden. Und auch ihr geliebter Enkel Mercan Léon Onmuş, der ihr viel bedeutete, kommt hier zu Wort: « Elle était toujours contente, elle n’était jamais triste», .

Im Weiteren werden die Reminiszenzen zur Persönlichkeit von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy ihren Ehrenplatz erhalten. Die erste Widmung äußert sich in besonderer Form, nämlich mittels eines eigens für sie geschriebenen Gedichts.  Es stammt von Francesco Micieli, der Autor und Dozent an der Hochschule der Künste in Bern ist, und den Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy ins Türkische übersetzt hat, wie bereits angesprochen wurde. Micieli hat sein Andenken in einem „Gedicht für Gertrude Durusoy“ mit dem Titel „Das Material ist die Sprache“ verfasst, indem er sie wie folgt beschreibt:

Sie lächelte und wurde Wort.
Ihr Material ist die Sprache
Sie füllt die Gedanken, unsere Gedanken
Heute noch.

Die zweite Reminiszenz stammt von dem berühmten zeitgenössischen Schriftsteller Gerhard Köpf und trägt die Betitelung Io mi ricordo. Indem Köpf hierfür “weit in seinen Aufzeichnungen zurückblättert, fällt sein Blick auf seine „erste und einzige Reise in die Türkei“, worin er auch auf seine Eindrücke zu den Begegnungen mit Frau Univ.Prof.in Dr.in Durusoy stößt, die er ihrer Erinnerung widmet.

Eine weiterer Nachruf stammt von dem belgischen Dichter und Schriftsteller Raoul Maria de Puydt mit dem Titel HOMMAGE AU Prof. Dr. Gertrude DURUSOY. Hier spricht auch er über seine Erinnerungen und Eindrücke in den Begegnungen mit der polyglotten Wissenschaftlerin aus dem Jahre 1982 im Rahmen der Internationalen Literaturtage Interlit 82, Schriftsteller für den Frieden in Köln.

Die vierte Würdigung stammt von dem österreichischen Schriftsteller und künstlerischen Fotografen Peter Paul Wiplinger, der sich in seinen Erinnerungsbildern zu Frau Prof. Dr. Gertrude Durusoy zurückversetzt, als diese damals gerade seine Gedichte ins Türkische übersetzte:

Und dabei war sie sehr autonom, ich musste ihr nichts erklären. Erstaunlich war ihre Sprachkenntnis, nicht nur was das Sprechen-Können gemäß den grammatischen Regeln betrifft, sondern vor allem hinsichtlich der Bedeutung von Wörtern und Begriffen; von dem, was im Deutschen beim dichterischen Wort „mitschwingt“; auch als Unausgesprochenes.

Weiterhin spricht er dabei auch über ihren verstorbenen Gatten Univ.Prof. Dr. Fikret Durusoy, dem wir es als ihre ehemaligen StudentInnen und KollegInnen zu verdanken haben, dass Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy vor vielen Jahren in die Türkei zog. In ein Land das sie nicht kannte, allein aufgrund ihrer großen Liebe zu dem jungen türkischen Arzt. Univ.Prof. Dr. Fikret Durusoy wird von Wiplinger beinahe als ihr Spiegelbild beschrieben:

In Gegenwart ihres ebenso zurückhaltenden, unaufdringlichen, bescheidenen, sympathischen Mannes, in dem sich das Wesen von Madame Durusoy geradezu widerzuspiegeln schien. Frau Professor Durusoy war nicht nur eine hochgebildete, Sprachen-übergreifende Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin, sie war vor allem ein Mensch, der auf den anderen einging, sich nie in den Vordergrund stellte, sondern einer Aufgabe, der sie, wenn sie diese übernommen hatte, diente. Es ging ihr um das bestmögliche Resultat einer reibungslosen Arbeit. Und dabei bewies sie – so habe ich es bei ihrer Übersetzung meiner Gedichte erlebt – ein großes Einfühlungsvermögen in die „Welt des Autors/der Autorin.“

Peter Paul Wiplinger widmet Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy des weiteren sein Gedicht DAS BEGRÄBNIS, das er anlässlich des Begräbnisses des Journalisten Prof. Dr. Ahmet Taner Kışlalı verfasst hatte, der am am 21.10.1999 in Ankara durch eine Autobombe ermordet wurde.

Der fünfte Nachruf für Frau Univ.Prof.in Dr.in  Gertrude Durusoy stammt von der Poetin Maria Cinta Montagut mit der Überschrift Gertrude Durusoy une amie, worin sie über ihre persönliche Einladung und den Besuch zu der II. Lyrik Woche 2005 in „Esmirne“ berichtet, der Stadt Izmir, die ihr von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy als modern, tolerant und offen angepriesen wurde.

Die nächste Widmung für Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy stammt von der in Wien ansässigen freiberuflichen Erzieherin Dr.in Mag.a Andrea Ghoneim-Rosenauer und wurde ihrerseits auf Englisch betitelt mit “A digital language portfolio as developmental and/or showcase portfolio”. Hier spricht sie von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy in ihrer Funktion als Kulturvermittlerin: ”she was a polyglot researcher, teacher, and translator – and head of the European Languages and Cultures Research and Application Center at Ege University, Izmir.” Gut erinnert sie sich zurück an das Jahr 1999 als sie zu ihr sagte: “To know several languages means to be rich, mentally and culturally and foresees new ways of language teaching”. Dies wurde damals auch ihr gemeinsamer Ansatz für das Sprachenportfolio, das sie als sehr förderlich befand.

Die siebte Huldigung für Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy stammt von der türkischen Schriftstellerin und Erzieherin Meral Tüfekçi, die in ihren auf Türkisch verfassten Memoiren mit dem Titel „Prof. Dr. Gertrude Durusoy Anisina ….“ von ihren Erinnerungen über ein Gespräch über den Tod und den Eindrücken, die sie über die Frau „die 10 Sprachen beherrschte“ gewonnen hatte, berichtet. Sie betont dank Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy immer fortwährende Hoffnung zu haben, wenn sie an sie zurückdenkt.

Ein besonderer Freund von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy, mit dem sie in ihren letzten Jahren an der philosophischen Fakultät der Ege Universität die russische Sprache für sich entdeckte, war der damalige Lehrbeauftragte Mirbatır Husanov gewesen, der sich „in Dankbarkeit und Anerkennung all ihrer guten Taten“ mit seinem Beitrag „Telefon Kulübesi“ zurückerinnert. Er berichtet aus gemeinsamen Gesprächen mit ihr, welchen Stellenwert die Übersetzung in ihrem Leben einnahm und wie sie ihrer multikulturellen Veranlagung zu verdanken ist. Dabei hätte sie stets die Meinung vertreten, dass es „nicht möglich sei, den Geist einer Nation zu verstehen, ohne ihre Literatur zu kennen“.  Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoys Wesen und Interessen kommen in Mirbatır Husanov Darstellungen gut zum Ausdruck.

Die letzte Reminiszenz für Frau Prof. Dr. Gertrude Durusoy stammt von der Abschiedsrede vor der Beisetzung, die Frau Dozentin Dr.in Arife Karadağ im Rahmen der offiziellen Trauerfeier an der Ege Universität hielt und trägt den Titel Merhum Hocam Prof. Dr. Gertrude Durusoy’a Saygi ve Özlemle…. Frau Dr.in Arife Karadağ erklärt in ihrer auf Türkisch gehaltenen Rede, diese zur schwersten Ansprache ihres Lebens. Sie beschreibt die verstorbene Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy als eine Kollegin, die trotz ihrer akademischen Karriere und ihres Ruhms in ihren Kreisen stets als äußert bescheidene und demütige Person auffiel und eine der freundlichsten und fröhlichsten Personen war, denen sie jemals in den geläufigen akademischen Kreisen begegnet ist.

Nach den Würdigungen, die für Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy eingereicht wurden, sollen im Folgenden die wissenschaftlichen Untersuchungen, die ihr gewidmet sind vorgestellt werden.

Die erste wissenschaftliche Untersuchung zu Ehren von Prof. Dr. Gertrude Durusoy stammt von der berühmten türkischen Philosophin und Professorin Dr. İonnan Kuçuradi und ist betitelt mit „Platon ve Aristoteles’i Ortaçağ Gözlüklerini Çıkararak Okumak“. Prof. Dr. İonna Kuçuradi widmet ihre Untersuchung dabei ausdrücklich der „geliebten Gerti, die neben ihren verschiedensten Tugenden und Talenten, die sie besaß, auch die erfolgreichsten Übersetzungen gemacht hat“, die sie bisweilen gelesen hat. In ihrer höchst spannenden Abhandlung, die aus einem ihrer früheren Vorträge entstammt, setzt sich Prof. Dr. İonna Kuçuradi mit den mittelalterlichen Texten zu Aristoteles und Platon ontologisch auseinander, die unbedingt in ihrer Originalfassung und nicht mit den Augen der Übersetzungen interpretiert werden sollten.

Die nächste wissenschaftliche Untersuchung stammt von einer ehemaligen Studentin von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy, von Dozentin Dr. Nilgin Taniş Polat aus der Ege Universität. In ihrem auf Türkisch verfassten Aufsatz Ötekileştirmeden Bütünleşmeye. Durusoy’un Çeviriye Bilimsel Yaklaşımıversucht sie den wissenschaftlichen Übersetzungsansatz und das Äquivalenzverständnis von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy in ihren Werken und Schriften exemplarisch zu beleuchten. Taniş Polat bemerkt diesbezüglich, dass Durusoy 1989 eine der wenigen Referentinnen war, als in Izmir der Türkische Übersetzungsverein gegründet wurde, der sich in der Türkei erstmals mit der Lehre und Forschung von Übersetzung und deren Problemen auseinandersetzte. Weiterhin betont sie, dass es Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy war, die mit einem Senatsbeschluss vom 11.05.1993 erreichte, dass an der Philosophischen Fakultät der Ege Universität im Fachbereich für West-Sprachen und ihrer Literatur die Abteilung für Übersetzen und Dolmetschen gegründet wurde. Treffend wird Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy an dieser Stelle als „eine großmütige Kulturbotschafterin, die sich für den kulturübergreifenden Dialog zwischen den Völkern einsetzte und diesbezüglich auch viele Ehrungen erhalten hat“, bezeichnet.

Prof. Dr. Ali Osman Öztürk von der Necmettin Erbakan Universität zu Konya hingegen stellt in Würdigung an seine ehemalige Dozentin und Kollegin Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy in seiner türkischen Untersuchung “19. Yüzyıl Popüler Alman Resim Sanatında Kafkasya Osmanlı – Rus Savaşının Alımlanması” auf eine sehr interessante Weise die im Heimatmuseum in Neuruppin und im Museum Europäischer Kulturen in Dahlem/Berlin ausgestellten und im 19. Jahrhundert äußerst populären Kunstgemälde in ihrer Rezeption und Funktion als Massenkommunikationsmedium in Bezug auf den Kaukasisch/Osmanischen Russland Krieg dar. Anhand der Gemälde und deren Beschriftungen wie Die ersten Gefechte der KaukasusArmee“, “Das Bombardement der türkischen Festung Kars”, “Nachtgefecht bei BegMahmed am 31. Mai 1877” oder “Erstürmung der Festung Ardahan am 17. Mai 1877”soll in dieser einzigartigen Erörterung aufgezeigt werden, inwieweit sie Jahrzehntelang das Fremdenbild und die Ansichten beeinflusst haben.

Eine weitere wissenschaftliche Untersuchung zu Ehren von  Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy stammt von Univ.Prof.in Dr.in Laura Auteri von der Universität Palermo mit dem Titel Christoph Martin Wielands Vermittlungsrolle zwischen Kulturen, Autoren, Menschen“. Univ.Prof.in Dr.in Laura Auteri beschäftigt sich hier mit Wielands interessanten Tätigkeit als Herausgeber der ersten, erfolgreichen und von ihm gegründeten deutschen Zeitschrift, „Der Teutsche Merkur“, als berühmter Schriftssteller und unermüdlichen Übersetzer.

Eine weitere wissenschaftliche Abhandlung zu Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoys Festschrift ist der von Prof. Dr Arzu Etensel Ildem verfasste Beitrag „1984 d’Orwell et 2084 de Boualem Sansal: une relation centre –périphérie. In memoriam Prof. Gertrude Durusoy“ aus der Französisch Abteilung der Universität Ankara. Prof. Dr. Arzu Etensel Ildem beabsichtigt mit dieser Arbeit ab 1984 das Verhältnis von Zentrum und Peripherie zu reflektieren. Die Fragestellung des interessanten Artikels ist, ob heutzutage die Begriffe Zentrum und Peripherie noch eine Relevanz aufweisen.

Dozent Dr. Mehmet Tahir Öncü, ebenfalls von der Ege Universität und ehemaliger Student und Kollege von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy hat ihr zu Ehren gemeinsam mit seiner Magisterstudentin Bahar Sertdemir seinen 2019 im Sammelband “Ex Oriente Lux: West-östlicher Kulturtransfer” (Hrsg. Akyıldız u.a, 2019: S.157-174) “Türkische Literatur im deutschsprachigen Raum: Ein Überblick”  ins Türkische als Türk Edebiyatının Almanca Konuşulan Ülkelerde Alımlanmasi übersetzt. Mit dieser interessanten Untersuchung bezweckt er einen Überblick über die ins Deutsche übersetzte türkische Literatur von der Gründung der Türkischen Republik 1923 bis ins Jahr 2017 zu vermitteln. Diesbezüglich entwickelt er folgende Fragestellung:  lässt sich das Gesamtvolumen der übersetzten Werke in Dekaden unterteilen, welche türkischen Autoren wurden bevorzugt übersetzt und welche Verlage waren aktiv daran beteiligt. Aber auch die Fragen dazu, welche Übersetzer als Vertreter der türkischen Literatur in Deutschland gelten könnten, finden erstmals in einer wissenschaftlichen Erörterung konkrete statistische Beantwortung durch auf quantitativen Werten basierenden Abbildungen. Die schliesslich qualitativ bewertet und diskutiert werden. Zu erwähnen ist weiterhin, dass Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy und ihre Übersetzungen einen berechtigten Platz in dem von Doz. Dr. Mehmet Tahir Öncü vorbereitetem türkischen Online Übersetzerlexikon Türkçe Çevirmenler Sözlüğü (siehe: https://translex.ege.edu.tr/tr-6067/turkce_cevirmenler_sozlugu.html) eingenommen haben.

Eine weitere wissenschaftliche Untersuchung ist von  Dr.in Béatrice Hendrich von der Turkologischen Abteilung der Universität zu Köln und ist betitelt mit Die Madonna im Pelzmantel. Der scheiternde Mann in der türkischen Romanliteratur. Zu Ehren von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy, die Dr. Hendrich von den internationalen INST-Weltkonferenzen kennt, beschäftigt sich ihre Abhandlung eingehend mit dem 1943 seitens des türkischen Autors Sabahattin Ali verfassten‚ scheiternden Manns‘ in der türkischen Erzählliteratur mit Blick auf Saids Orientalism und literary masculinity. Besonders interessant erscheint dabei, dass Hendrich zufolge der Roman ganz wesentlich auf der Verflechtung (oder Widerspruch) von Dichotomien beruht: Die Rahmenhandlung ist im Ankara der frühen Türkischen Republik angesiedelt, die Binnenhandlung hingegen im Berlin der Zwischenkriegszeit.  Und versucht zu erörtern wie er die sympathische Versagerfigur in Beziehung setzt zum politischen Umbruch in der Türkei jener Zeit, und wie aus Literatur- und kulturwissenschaftlicher Sicht „Europa“, der „Orient“ und die (in der türkischen Romanliteratur populäre) Figur des erfolglosen, passiven Mannes in Zusammenhang gebracht werden können.

Die nächste wissenschaftliche Untersuchung ist von dem ehemaligen Doktoranten Dr. Hüseyin Kahramanlar von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy von der Dokuz Eylül Universität in Izmir, der “in dankbarer Erinnerung an seine unvergessene Doktormutter” ihr zu Ehren eine deutsche Rezension von Elif Shafaks aus dem Jahr 2015 stammenden Werk “Der Architekt des Sultans” vorlegt und hier die Bedeutung “Im Osmanischen Reich ein Künstler zu sein” bearbeitet. Dr. Hüseyin Kahramanlar erörtert mittels dieser Fiktion, „wie der Hofarchitekt Sinan, der in seiner langjährigen Karriere die Süleymaniye-Moschee, viele Bauwerke, Brücken und Paläste gebaut hat, all die von den den Machthabern nahestehenden Künstlern inszenierten Intrigen, Verbrechen, Lügen zu meistern versucht, wie er gegenüber seinen Schülern und seinen Bauprojekten liebevoll und der aufopfernd bleibt, um seiner schöpferischen Kraft Ausdruck zu verleihen“.

Ebenfalls von der Dokuz Eylül Universität aus Izmir ist Assistenzprofessorin Dr. Hanife GÜVEN, die mit ihrem auf Englisch verfassten Beitrag „Education of Turkish as a Foreign Language in the Contexte of Plurilingualism“ eine Würdigung an ihre ehemalige Lehrerin Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy erstellt hat. Ein gemeinsamer Nenner war beiden stets die französische Sprache und die Leidenschaft dafür gewesen.  Assistenzprofessorin Dr. Hanife Güven schrieb hierfür eine sehr effiziente erziehungswissenschaftliche Untersuchung im Kontext für Türkisch als Fremdsprache.

Eine weitere höchst bemerkenswerte Untersuchung für das Andenken von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoys Andenken ist der Artikel „Said et Tiegerman. Une histoire interculturelle“ von Sarga Moussa aus der CNRS-Université Paris. Sarga Moussa versucht in seinem Beitrag durch die Untersuchung verschiedener autobiografischer Texte von Edward Said exemplarisch zu verstehen, was der polnisch-jüdische Pianist Ignace Tiegerman für den palästinensischen Kritiker und Theoretiker darstellte, der in seinen jungen Jahre in Kairo um 1950 dessen Klavierlehrer war.

Dr. Malek Mohammed Abad Al Waldie, Assistenzprofessor der Modern Sprachen und Übersetzungswissenschaft der Abteilung an der Fakultät für Sprachen und Übersetzung der König-Saud Universität in Riad, Saudi-Arabien hingegen zieht zu Ehren von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoys in seiner Untersuchung „Eine Art Vergleich zwischen den saudi-arabischen und deutschen Sitten und Gebräuchen“ einen interessanten Vergleich in Bezug auf die Schwierigkeit des Erlernens von Sitten und Gebräuchen für Saudi-Araber, die nicht selten, aufgrund deren Kompetenzen in der Kommunikation mit deutschen Muttersprachlern scheitern und sich Konflikten ausgesetzt fühlen. Seiner Meinung nach ist es für Fremdsprachenlerner unumgänglich, sich die unterschiedlichen Sozialisationsstrukturen anzueignen und Dr. Al Wadie stellt die Notwendigkeit dieses Erlernens für den Landeskundeunterricht in den Fokus seiner Betrachtungen.

Assistenzprofessorin Dr. Sevdiye Köksal, ebenfalls von der Dokuz Eylül Universität und ehemalige Doktorandin von Prof. Dr. Gertrude Durusoy hat ihr zu Ehren und in Anlehnung an die unter ihrer Leitung geschriebenen Magisterarbeit den Beitrag „Canettis Roman Die Blendung unter sprachlichem Aspektvorbereitet. Mittels einer sprachlichen Analyse versucht  Dr. Sevdiye Köksal exemplarisch „das Thema der babylonischen Sprachverwirrung, das zu den westlichen Strukturmerkmalen des Romans gehört“ aufzuzeigen und die Stilmittel herauszuarbeiten.

Die darauffolgende wissenschaftliche Analyse, die Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy gewidmet ist, stammt von der Assistenzprofessorin Dr. Ufuk Gündoğan aus der Komparatistik der Dokuz Eylül Universität in Izmir. Sie diskutiert in ihrem englisch verfassten Aufsatz “A Document in Madness”: Images of Female Lunacy in the Fiction of Charlotte Perkins Gilman and Mine Söğüt. In einem kontrastiven Vergleich stellt sie beide Werke als Dokumentation der “Madness” dar und stellt die Frage: “What sort of madness is this?”

Ebenfalls aus der Komparatistik von der Dokuz Eylül Universität in Izmir stammt der Beitrag des Assistenzprofessoren Dr. Devrim Çetin Güven, dessen Mutter, Assistenzprofessorin Dr. Hanife Güven aus der Französischabteilung derselbigen Universität, allerdings im Bereich für  Erziehungswissenschaftlichen, eine enge Freundin von Prof. Dr. Gertrude Durusoy war. Dr. Devrim Çetin Güven stellt in seiner auf Französisch verfassten Abhandlung „Dialogue entre deux visions du nihilisme – Les thèses de Marguerite Yourcenar sur l’esthétique radicale du « vide » de Yukio Mishima » » einen höchst interessanten kontrastiven Vergleich der zwei unterschiedlichen Kulturen und Sprachen zugehörigen Werke dar.

Den Assistenzprofessoren Dr. Devrim Çetin Güven und Dr. Hanife Güven, die in ihrer Funktion als Französisch-Gutachter dieser Ausgabe hilfreich zur Seite standen, soll an dieser Stelle nochmals unser Dank ausgesprochen werden.

Ferner stammt der Beitrag des Assistenzprofessoren Dr. Emre Say auch aus der Abteilung für Komparartistik an der Dokuz Eylül Universität in Izmir und bearbeitet zu Ehren von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy den auf Englisch verfassten und als „Tracing Imperial Ideology as a Background in Rudyard Kipling’s Kim“ betitelten Beitrag, der die Repräsentation der imperialistischen Ideologie in Rudyard Kipling’s Roman Kim untersucht.

Prof. Dr. Mümtaz Peker von der Hacettepe Universität in Ankara hat es sich anlässlich von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoys Andenken in seinem auf Türkisch verfassten Beitrag „Kültürleşme“ zum Ziel gesetzt, anhand vier aufgestellter Beispiele die Kulturration von Zuwanderern vom Land in die Stadt zu analysieren. Er möchte in seiner beachtenswerten Studie belegen, dass die Zuwanderer die vor Ort vorgefundene Kultur übernehmen und verinnerlichen.

Im Rahmen dieser Festschrift könnten die letzten beiden Beiträgerinnen als akademischer Nachwuchs von Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy gelten, da sie Studentinnen einer ihrer Studentin sind, die sie eigentlich nicht mehr persönlich kennengelernt haben, aber von ihrer akademischen Persönlichkeit sehr beeindruckt sind und um Teilnahme gebeten haben. Nigar Zahidli stellt diesbezüglich mit ihrer Untersuchung aus ihrer unveröffentlichten Magisterarbeit „Einsatz der Musik in Fatih Akıns Gegen die Wand“ an der LMU München sozusagen als akademischer Nachwuchs – wie Frau Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy es stets befürwortete – den perspektivischen, zukunftsorientierten Teil dieser Erinnerungsarbeit und Würdigung ganz in ihrem Sinne dar. Zahidli behauptet in ihrer Erörterung, dass die Auswahl der Themen, Liebe, Musik und Migrantengeschichte in „Gegen die Wand“ keinem Zufallsprinzipien entspringen, sondern werden explizit für die Erinnerungszwecke ausgewählt, wie es exemplarisch in der Analyse deutlich gemacht wird.

Die zweite Nachwuchswissenschaftlerin ist Bengül İnce, Englischlehrerin der Mittelstufe an einer staatlichen Schule in İzmir und Magisterstudentin im Fachbereich für Übersetzen und Dolmetschen an der Ege Universität, der wie bereits erwähnt auf Initiative von Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy eröffnet wurde. Ihr Beitrag entstammt einer unveröffentlichten Untersuchung aus ihrem Magisterstudiengang mit dem Titel „Stefan Zweig’ın Amok Koşucusu Öyküsünê Çeviri Eleştirel Bir Yaklaşım“ auf Türkisch. Kontrastiv werden literaturkritisch Stefan Zweigs Geschichte “Der Amokläufer“ in 3 unterschiedlichen türkischen  Übersetzungen im Sinne von Katharina Reiss übersetzungskritischen Ansatz beleuchtet.

An dieser Stelle schließt die Festschrift, an der viele weitere Wissenschaftler interessiert. Abschliessend ist nur noch zu sagen, wie glücklich wir uns alle schätzen können, die wir die Ehre hatten, eine so außergewöhnliche Persönlichkeit wie Univ.Prof.in Dr.in Gertrude Durusoy kennenlernen zu dürfen. In tiefer Dankbarkeit und ewiger Erinnerung, möge sie in Frieden ruhen bei ihrem so sehr geliebten und ebenfalls unvergleichlichen Ehegatten Univ.Prof. Dr. Fikret Durusoy ….

QUELLENNACHWEISE:

http://akademik.ege.edu.tr/?q=tr/bilgiler&id=324

AKSAN, Yücel (2017): “Saygıyla… Prof. Dr. Gertrude Durusoy Anısına”, Ege Universität

ARLT, Herbert: Im Gedenken an Gertrude Durusoy, http://www.arltherbert.at/im-gedenken-an-gertrude-durusoy-1943-2017/

DURUSOY, Gertrude (1997): Zur Übersetzung von Lyrik. In: IIIrd Meeting of Interpreters and Translators from the countries of Central and Eastern Europe. Praha, S.33-40).

DURUSOY, Gertrude (1998): Die Türkei: Schwelle oder Brücke in den Kulturwissenschaften. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Nr.5, Wien,1998

DURUSOY, Gertrude (1998): İzmir’de Dil Potansiyeli ve Gerekliliği. In: 21.Yüzyılın Eşiğinde İzmir. Sorunlar ve Çözümler Sempozyumu Bildirileri. İzmir,1998.s.189-198).

DURUSOY, Gertrude (1998/99): Zur Internationalisierung von Forschung. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Nr.6, Wien.

ÖNCÜ, Mehmet Tahir (2019): Türkische Literatur im deutschsprachigen Raum: Ein Überblick. In:

Akyıldız, Ercan, Cemile/ Balcı, Yasemin/ Öztürk, Ali Osman: Ex Oriente Lux: West-östlicher Kulturtransfer. Berlin: Logos Verlag. S.157-174.

https://translex.ege.edu.tr/tr-6067/turkce_cevirmenler_sozlugu.html