BOCHEFER Ouahida
Doctorante à l’Université d´Oran 2
Laboratoire de langue, Discours, Civilisation et Littérature (LADICIL)
Kurzfassung : Viele Autoren verwenden die Ironie , die Satire und der Humor , um die politischen , gesellschaftlichen und ökonomischen Zustände in sprachlich überspitzter Form zu thematisieren Diese Stilmittel spielen auch in Bölls Roman Ansichten eines Clowns eine zentrale Rolle, denn sie sind die unmittelbaren und die wirksamsten Mittel für die Kritik ,die er in seinem Roman subversiv ausübt . Sie spielen eine ausschlaggebende Rolle im Diskurs des Autors besonders in seinen Nachkriegswerken .
Schlüsselwörter: Satire – Ironie – Humor – Kritik der politischen und sozialen Situation – H. Böll – Ansichten eines Clowns .
Abstract :Authors made use of irony, satire and humor as a subject matter of expression of the fact which is crammed with society´s crisis and contradiction.Thus,it was a mean of an indirect confrontation to protect themselves from the consequences of expression of their views in indirect and frank way , in particular , the views that criticize the authority. In spite of the fact that these views include and contain jocks and delights, they were and still are the best way for poets and authors to humiliate their opponent. The writer Heinrich Böll was among those conservative authors who made sharp criticism about the political and social situations in Germany after the second world war in this novel entitled Ansichten eines Clowns.
Keywords: Satire – irony – humor criticizing the political and social situations – H. Böll – Ansichten eines Clowns.
Einführung
Diese Abhandlung über Humor, Satire und Ironie ist weder die erste noch die letzte ihrer Art, sondern sie reiht sich in eine jahrtausendalte Tradition ein, die im Mittelalter beginnt und heute noch lange nicht beendet ist. Diese wissenschaftliche Auseinandersetzung ist schon immer interdisziplinär. Anthropologie, Soziologie und auch andere Religions- und Kulturwissenschaften haben sich mit dem Humor, der Satire und der Ironie in der Form von Komik und Karnevalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven beschäftigt.
Sie sind eine Möglichkeit, individuelle und subjektive Erlebnisse dieser Welt darzustellen und die Fähigkeit etwas als lächerlich und komisch wahrzunehmen mit dem Ziel die Wirklichkeit zu demaskieren .
1. Ironie , Humor und Satire als komisch-karnevaleske Phänomene
Die Ironie, der Humor und die Satire können im Zusammenhang mit anderen literarischen Formen wie etwa Groteske, Parodie und Sakrasmus auftreten und werden unter dem Gesichtspunkt einer Lachkultur dargestellt. Das Karnevalslachen ist das Mittel der Unvollendbarkeit, es ist weder nur ungünstig und negativ, noch einseitig, es ist immer zwiespältig und ambivalent. Er degradiert durch den Spott an aller Ernsthaftigkeit und Hohn über geschlossene Haltungen gegenüber der Welt, gleichzeitig ist es lustig und triumphierend. Für den russischen Sprach- und Literaturwissenschaftler M. Bachtin drückt der Protest des Volks in verschlüsselter Form seine Ablehnung gegenüber der offiziellen Welt aus. Er betrachtet das karnevaleske Lachen als „ zweite Wahrheit„ der Welt und als Waffe der Völker gegen Angst und Unterdrückung. Diese Lachkultur bildete “seine Gegenwelt gegen die offizielle Welt, seine Gegenkirche gegen die offizielle Kirche, seinen Gegenstaat gegen den offiziellen Staat„ ( Bachtin .M, 1995:35)
Diese Grundlage eignet sich gut als theoretischer Hintergrund für die Analyse des satirischen und ironischen Diskurses in H. Bölls ausgewählten Roman Ansichten eines Clowns, da er die Figur des Clowns Hans Schnier in seinem Text sich mit solchen Zuständen konfrontieren lässt. Daher versucht der Autor einen anderen sozialen Raum der Freiheit und der Äquivalenz, in dem alles möglich wird, was in vorherrschenden Zeiten unmöglich war. Zum Aufbau dieser inoffiziellen Welt brauchen die Menschen Mittel, die gegen Macht und Unterdrückung sind.
1.1 Ironie
Ironie kommt vom lateinischen Wort „ironia“ oder vom griechischen „ eironea“ und bedeutet „Verstellung, geheuchelte Unwissenheit, Spott, zu eiron „ „schalk, Spötter, jmand., der sich unwissend stellt„(Bertelsmann ,Wörterbuch der deutschen Sprache ,2004:708) Die Ironie ist ein verhüllter Spott, bei dem das Gegenteil von dem, was gesagt wird, nicht gemeint ist. Sie ist ein poetisches Stilprinzip, das verschiedene Merkmale aufweist. Sie ist als eine Art der rhetorischen Rede verstanden. Im Laufe der Zeit hat sich die Bedeutung der Ironie verändert. Die alte Verwendung der Ironie , insbesondere bei Sokrates hatte eine pejorative Konnotation (Vgl. Müller .W,2007:168) und in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts verknüpft man diesen Begriff mit einer „zerstörerischen Aussagekraft“.
Im 20. Jahrhundert wurde die Ironie mit Witz, Spiel und Humor angekoppelt. Die komplexe Definition der Ironie als Redefigur hat bis ins 18. Jahrhundert Gültigkeit, verändert sich jedoch, vor allem durch Friedrich Schlegel in der Romantik.
F. Schlegel ist derjenige, der den Begriff der romantischen Ironie in die deutsche Kunstkritik eingeführt hat. Nach F. Schlegel ist „die Philosophie Heimat der Ironie, welche man logische Schönheit definieren möchte, denn überall in mündlichen oder in geschriebenen Gesprächen, und nicht nur ganz systematisch philosophiert wird, soll man Ironie leisten und fordern und sogar die Stoiker hielten, die Urbanität für eine Tugend„ (Ueding.G,1987:124)
In der Ironie von Schlegel unterscheidet man zwei Aspekte: Philosophie, Geschichte und politische Anschauung. Sie ist das Streben nach Freiheit und dieses Streben wird auf fanatischer Ebene als Gegenreaktion auf eine reelle tatsächliche Ohnmacht. Diese Freiheit ist ein Ersatz für eine objektive Freiheit und die Resignation wird nicht nur als Flucht bezeichnet, sondern als Mittel und Protest dagegen zu kämpfen, definiert.
Die romantische Ironie hat Wurzel in einer Form des Antagonismus zwischen Individuum und Gesellschaft. Sie ist ein individueller Protest gegen die Gesellschaft. laut Schlegel ist die Ironie “als klares Bewuβtsein der ewigen Agilität, des unendlichen Chaos“ (Berkowski.N, 1979 :91).
Mit dieser Aussage wollte Schlegel erklären, dass das ganze universelle Leben in der Ironie und durch Ironie- Gericht über einzelne Erscheinungen hält, die sich von dem Leben gelöst haben und Anspruch auf Autonomie erheben. Die romantische Ironie zeigt den Gegensatz von romantischer und bürgerlicher Welt, sie stellt das Ganze dem Ganzen gegenüber.
Für die Ironie ist die Realität selbst ein Problem. Man stellt die Frage, wie diese Wirklichkeit aussieht? Wie wahr und wie unwahr sie ist? Der Begriff der Ironie war und ist das meist analysierte Konzept aller frühromantischen Begriffe, die Benjamin „esoterisch“ bzw. „ mystisch“ nannte. Daher gilt die Ironie seit dem 18. Jahrhundert als notwendiges Prinzip des literarischen Schaffens. Die Ironie wäre keine Ironie, wenn sie nicht den Lesern Signale (Code) geben würde, dass sie ironisch sprechen. Diese Signale sollen klar machen, dass das Gesagte zwar eben nicht das Gemeinte ist.
1.2. Humor
Der Humor ist eine überlegene Heiterkeit, heitere seelische Gelassenheit vom lateinischen Wort humor, umor und bedeutet „ Flüβigkeit , Körpersaft,; nach alter Auffassung beruht die innere Art des Menschen auf dem Verhältnis der Körpersäfte zueinander und das wohlausgewogene Verhältnis bewirkt Ausgeglichenheit und innere Heiterkeit„(Bertelsmann Wörterbuch der deutschen Sprache,2004: 670).
Die Ironie wird meistens als eine Form des Humors betrachtet. Seit Langem betonen die Rhetoriker bei der Ironie die erheiternde Wirkung. Mit ihrer Hilfe konnten die Leser oder das Publikum erregt werden und gleichzeitig der Blickwinkel des lustig und lächerlich gemacht. Im rhetorischen Kontext bestätigt sich, dass die Belustigung zwar eine wichtige Wirkung, aber nicht die einzige Auswirkung der Ironie ist, demnach hängt diese von der Art der Verstellung ab. Demgemäß kann die Ironie keine Form des Humors betrachtet werden, sondern eine Ausdrucksweise, zu deren Auswirkungen auch die Belustigung zählen kann.
1.3. Die Satire
Bei der Satire geht es um eine Kunstform, die soziale, politische und allgemeinmenschliche Phänomene kritisiert und verspottet. Ursprung des Wortes Satire ist in der Literatur-wissenschaft nicht geklärt. Es kam entweder vom lateinischen Wort „ satura“ oder vom griechischen Wort „ satyros“. Die Sprachwissenschaftler erklären aber, die Satire komme vom lateinischen Wort „satura“ und hat keine Beziehung zu dem griechischen Wort „satyros“ oder „ satyrspielen“. (Bertelsmann Wörterbuch der deutschen Sprache, 2004:1182) Die Satire wurde bis zum Humanismus von den Literaturwissenschaftlern als Rand-erscheinung des literarischen Lebens betrachtet. Die Kritik der Satire wird als gewissermaβen vergänglich berücksichtigt, da sie sich gegen historische Persönlichkeiten und Situationen in der jeweiligen Zeit dreht und wurde deshalb aus der so genannten „eigentlichen, reinen“ Literatur ausgeschlossen. (Vgl. Weiß. W,1982:1)
Sie wurde schon im 18. Jh. als ein künstlerisches, didaktisches Stilmittel benutzt, um die philosophischen und erzieherischen Ziele der Aufklärung zu erreichen. In der Literatur-wissenschaft unterscheidet man einerseits zwischen Satire als Gattung vergleichbar Fabel, Parabel , Novelle und andererseits Satire als Verfahren oder „Schreibweise“. Sie ist durch die Aggressivität, die Indirektheit und oft auch durch den Humor gekennzeichnet . Aus diesem Grund gibt es stets ein angegriffenes Objekt und ein vermeintliches Opfer der Satire. Sie will sowohl informieren, als auch deformieren und zum Nachdenken bewegen und auffordern. Die Satire arbeitet mit der Ironie als beliebtem Darstellungsmittel. Das Spiel mit der Ironie und Satire bedeutet, all das, was man schreibt, nicht eindeutig ist, sondern in eine Polysemie und in eine Mehrdeutigkeit treibt. Die Satire verfälscht keine Ereignisse, im Gegenteil ,“Sie bläst die Wahrheit auf, damit eine sie deutlicher wird„. Sie zielt darauf, falsche Denk- und Verhaltensweisen zu entlarven. Auch wenn sie beißende Kritik ausübt, richtet sie sich nicht gegen die Personen, sondern gegen deren Fehler und Verwirrungen Trotz ihrer Ernsthaftigkeit ist sie oft mit dem Mittel des Humors dargestellt, sie provoziert zum Beispiel durch lächerlich-Machen zum Lachen oder durch einen unerwarteten Widerspruch. Daher benutzt sie die Komik als Ausdrucksmittel, um bittere, beißende und scharfe Kritik auszuüben, die militant ihren Blickwinkel vertritt.„(zitiert nach Tucholsky.M,:1993:49)
P. Berger definiert die Satire als äußerstes Phänomen von Humor. Er empfiehlt, die Definition der Satire enger festzustellen, um sie vom bloßen, bösartigen Witz zu unterscheiden, „ nämlich als Komik, die einen Angriff dient, der Teil eines weltanschaulichen Programms des Satirikers ist„( Berger.P,1998:185) Er beschmiert die Satire als Waffe, die die allgemeinen Elemente der Komik vereint und dabei bestimmte Ziele verfolgt .
2. Ironie, Satire und Humor als politische und gesellschaftliche Kritik in Ansichten eines Clowns
Der Satiriker H. Böll erklärte in einem Brief an seine Frau im Jahre 1941:
„Die Satire ist absolut wie die Liebe und eine Satire zu schreiben kann nur jemand, dessen Herz voll ist von einer schwermütigen Lyrik und von einer unendlichen Trauer….Das wäre mein sehnlichster Wunsch, einmal vollendete; eiskalte Satiren schreiben zu können„ (Kriegsbriefe,22 .April 1941)
Sie kommentieren tägliche Ereignisse, und so orientiert sich die Darstellung oft an Details und Einzelheiten. Die ganze Geschichte wird von einem Ich-Erzähler, er gibt das gesamte Material vor uns. Alle Figuren werden durch dieses ICH vermittelt und das ganze Geschehen aus seinem Blickwinkel beschrieben.Viele Geschehnisse der Vergangenheit werden in die Gegenwart geholt, um die erlebte Zeit zu entziffern und uns mit diesen subjektiven Ansichten des Clowns zu konfrontieren. Der Raum der Geschichte spielt eine bedeutende Rolle. Es fängt mit dem Bahnhof und endet auch im Bahnhof. Der Bahnhof stellt einen Durchgangsort, er repräsentiert die Schnelligkeit der Bewegungen und er verkörpert das Merkmal der Grenzüberschreitung.
Der Roman beginnt mit der Trennungsgeschichte zweier Menschen (Hans und Marie). Die Komplikation dieses Verhältnisses ist durch Rückschauen und Erinnerungen des Ich- Erzählers erläutert, während die Handlung durch die Telefongespräche mit Schulkameraden und Freunden beschrieben wird .
Der Ich-Erzähler drückt sich mehrmals zum Thema Vergangenheitsbewältigung oder die verdrängte Vergangenheit, dieses wurde sehr oft mit dem sinnlosen Sterben seiner Schwester Henriette im Zweiten Weltkrieg verbunden, für deren schuldlosen Tod ist seine Mutter schuldig. Diese große Traurigkeit des Erzählers bei der Kunde von Henriettes Tod wurde in einem satirischen aggressiven Akt gegen die Mutter ausgelöst. So und in einem Telefongespräch wollte Hans seine Mutter an ihre Vergangenheit, an ihre Schuld, als sie ihre einzige Tochter zur Falk schickte in Erinnerung bringen:
„Meine Mutter meldete sich geschäftsmäßig an ihrem schwarzen Apparat“. Zentralkomitee der Gesellschaften zur Versöhnung rassischer Gegensätze!„Ich war sprachlos. Hätte sie gesagt: Hier Hans wie geht’s Mama. Statt dessen sagte ich:“Hier spricht ein Durchreisender Delegierter des Zentralkomitees jüdischer Yankees, verbinden Sie mich mit ihrer Tochter„(Böll.H,1963:17)
Daher bemüht sich Bölls Roman um einen wichtigen soziopsychologischen Aspekt . Das Verhalten von Frau Schnier, die Mutter ist typisch für viele, die von Gestern ins Heute machten, für die volle Ablehnung der Erinnerung an schuldhafte Vergangenheit. Hans isoliert sich selbst, er wird von der Gesellschaft als Außenseiter abgelehnt. Hans wird in eine problematisch gewordene Welt, mit seiner Individualität und innerhalb einer brüchigen Wirklichkeit zur Schicksalsfindung herausgefordert.
Der Clown Hans übt eine scharfe Kritik an die Mitmenschen, an die Mutter, an den Bruder und an die Mitglieder des katholischen Kreises. Er erzählt, als Marie ihn zum ersten Mal mit in diesem „Kreis fortschrittlicher Katholiken „ nahm , für ihn hatte Marie den Hintergedanken, er könnte eines Tages konvertieren. Das Thema des Kreises war „Armut in der Gesellschaft“, in der sie leben. Die Mitglieder des Kreises diskutierten über dieses Thema, aber keiner des Kreises bemüht sich aktiv um die Verbesserung dieser Armut-Situation. Hans beschreibt diesen Abend als einen der ermüdenden Abende seines Lebens.
„Es wurde einer der peinlichsten Abende meines Lebens. Ich kann einfach nicht glauben, dass religiöse Gespräche so anstrengend sein müssen. Ich weiß an diese Religion zu glauben ist schwer. Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Oft hatte Marie mir aus der Bibel vorgelesen. Es muss schwer sein, das alles zu glauben„(Böll.H,1963:8)
In Böllschen Poetik fließt die Vergangenheit in die Gegenwart zusammen, da sie eine Einheit bilden. Seine scharfe Kritik an die Gesellschaft wurde auch durch das Mittel der Satire. Die Ironie kommt an verschiedenen Stellen des untersuchten Romans z.B. eine Selbstironie: „ Ich bin kein Säufer. Alkohol tut mir wohl, seitdem Marie gegangen ist“ (Böll.H,1963:56) Oder an anderer Textstelle, als er von dem Geliebten seines Vaters erzählt:“Ich wusste nicht, ob ich Bella oder Frau Brosen anreden sollte. Wir kannten uns ja gar nicht, und es gibt noch kein Wörterbuch, in dem man nachschlagen kann, wie man die Geliebte seines Vater anredet„(Böll.H, 1963:119 )
Neben dieser scharfen Kritik an die historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Zustände ist der Humor immer wieder die bewusste, geglückte Erfassung der erlebten Realität der menschlichen Verhaltensweisen betrachtet. Hans, der Clown besitzt Humor, der ihm ermöglicht im täglichen Leben seine Menschlichkeit gegenüber den Auswirkungen der Gegenwelt zu schützen und sein Bewusstsein auszudrücken. Ebenfalls zu der Rolle des Clowns passt der ironische, satirische und humoristische Erzählstil, denn es ist die Aufgabe des Clowns, Dinge übertrieben darzustellen, damit der Rezipient die umgekehrten gesellschaftlichen Missstände erkennt und deckt die Doppelmoral auf.
Die gestellten Probleme in diesem Roman können nur ironisch und satirisch vermittelt werden, wo bei die Kritik nicht an ihre Schärfe verliert, denn diese Mittel sind für die Hauptfigur die wirksamsten Waffen für die Absage und für die Demaskierung der herrschenden Zustände.
Böll schreibt mit einer Weise, mit der er seine kritischen Ansichten in Humor anzieht. Als Hans Schnier in einem Hotelzimmer in Hannover war, kritisiert er, dass das Leben dort zu teuer ist. Ich zitiere:“Es war Abend in einem Hotelzimmer in Hannover, in einem von diesen teuren Hotels, wenn man eine Tasse Kaffee bekommt. Sie sind in diesen Hotels so fein, dass eine volle Tasse Kaffee als ordinär gilt„(Böll.H,1963: 46)
An anderer Textstelle heißt es: „Die „Katholiken machen mich nervös„ sagte ich, weil sie unfair sind Und Protestanten? fragte er lachend. „Die machen mich krank mit ihrem Gewissenfummel“ Und Atheisten? Er lachte immer noch sagte ich, weil sie unfair sind langweilen mich, weil sie immer nur von Gott sprechen„„Und was sind Sie eigentlich“? „Ich bin ein Clown„(Böll.H ,1963:61)
Der Clown entfernt sich von den anderen Mitmenschen, um Angriffe vom Telefon aus seine bissig -ironischen Angriffe gegen die Repräsentanten der katholischen Kirche und seiner Familie zu führen. Er macht sie verantwortlich für den Weggang Maries und für den Tod seiner Schwester Henriette. Eine Szene beim „ jour fixe“ seiner Mutter, bei dem er die dort anwesenden Anhänger der Kirche, die ihm Marie entfernt haben, attackieren will, findet nur in seiner Vorstellung statt:
„Ich würde zum Schluβ erst, wenn ich mit meinem Hut rundgegangen war, Kalick öffentlich ohrfeigen, Sommerwild als pfäffischen Heuchler beschimpfen und den anwesenden Vertretern des Dachverbandes katholischer Laien der Verleitung zu Unzucht und Ehebruch anklagen„ (Böll.H,1963:129)
3. Schlussfolgerung
Der Schriftsteller Heinrich Böll hat Mittel und Wege gefunden, um seine scharfe Kritik an sozialen, politischen und ökonomischen Zuständen auszuüben. Er bedient sich des Mittels der Sprache, die Werkzeug ist, um das Unsagbare und das Ungesagte auszudrücken und hörbar zu machen. Die Stimme bei Böll ist nicht monologisch, sondern mehrstimmig und ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Dekonstruktionen und Rekonstruktionen der Tatsachen. In seinem Roman Ansichten eines Clowns verwendet er Satire, Ironie und Humor, er benutzt seine kritische Stimme als Schriftsteller, der das Wort als Waffe gegen die Unterdrückung und Ungerechtigkeit gegenüber der Gesellschaft und der politischen Situation, in der er lebt, damit sie anschaulicher wird, daher und mit Hilfe der Sprache und ihren karnevalesken Elementen schafft Böll eine andere Idee von der gesellschaftlichen Ordnung.
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