Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Eliten als Orientierungsgeber oder als ‚Sozialschmarotzer’? Zur soziokulturellen Bedeutung von Elitehandeln in gesellschaftlichen Transformationsprozessen

 

Autobiographien von Top-Managern: Öffentliche Selbst-Darstellungen als Medium der Selbst-Inszenierung von Elite

Renate Liebold (Universität Erlangen) [BIO]

Email: RLiebold@t-online.de

 


 

ABSTRACT:

Der anvisierte Vortrag fokussiert auf aktuelle autobiographische Veröffentlichungen der Wirtschafts-Elite (Top-Manager) und stellt damit erste Ergebnisse des Projekts über den „Generationenwandel der Ökonomischen Elite“ zur Diskussion. Autobiographien sind Selbst-Darstellungen im öffentlichen Raum, eine Form und ein spezifischer Typus von Kommunikation, in der eine historisch und sozial bestimmte Subjektivität im Hinblick auf soziale Position, Sprachform, Selbstdarstellungsgebärde, aber auch in Denkmitteln, in Begriffen und Grenzen der Selbstinterpretation hergestellt und artikuliert wird. Sie sind eine Plattform für Weltdeutungen, die einen sozialen Erwartungshorizont bedienen und auf den jeweiligen Kontext des autobiographischen Schreibens verweisen. Um vom Eigenen öffentlich reden zu dürfen, müssen sie an kollektiven Relevanzen anschließen – für die hier zur Debatte stehenden Autobiographen ist dies die soziale Prämisse des Ruhms rsp. des Erfolgs sowie ihre Zugehörigkeit zur Wirtschaftselite. So geben die Selbst-Darstellungstexte einerseits Auskunft über Lebenserfahrung, exzeptionelle Berufsbiographien, Gruppen-Zugehörigkeiten und kollektive Selbstverortungen der Elite, andererseits sind sie Dokumente elitärer Selbstvergewisserung, in denen sich die Autoren über Statusmarkierungen und ein Distinktionsbedürfnis besondern. Am empirischen Vergleich verschiedener Autobiographien können die Konstruktionsprinzipien des Selbstverständnisses der Wirtschaftselite aufgezeigt werden. Die Kommunikationsform der autobiographischen Selbst-Darstellung wird dabei nachgerade zum institutionellen Ort der Inszenierung von öffentlicher Erinnerung zum Zwecke der Herstellung elitärer Zugehörigkeit, die ohne den Rekurs auf Tradition, (groß)bürgerlichen Habitus und die Einzigartigkeit ihrer Lebenswerke nicht auskommt.

 


 

Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007