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WORKSHOP:
Sprachen, "Übersetzungen" und Wissensprozesse
Sprachkritik als Methode eines kulturwissenschaftlichen Didaktikansatzes
Michaela Buerger (Genua)
Die Tatsache, dass sich der Begriff Sprachkritik in einem Nachschlagewerk mit dem Titel "Sprache. Einführung in die moderne Linguistik" nicht findet, gibt zu denken und zeigt, wie wenig manche Erkenntnisprozesse auch heute noch vernetzt sind. Wir reden von ganzheitlicher Medizin und ganzheitlichem Denken, sprechen aber - wie es scheint - innerhalb der Sprachwissenschaft einer Disziplin wie der Sprachkritik ihre Existenzberechtigung ab. Damit solle sich - so könnte man meinen - die Literaturwissenschaft (am besten österreichischer Provenienz) oder gar die Philosophie beschäftigen.
Angesichts der Ubiquität von Sprache ist es kaum zu glauben, dass Sprachkritik für die meisten Menschen gar nichts Konkretes bedeutet und selbst für Geisteswissenschafter nicht selten nur die Erinnerung an tief- (oder hoch-?) philosophische Erkenntnisprozesse von Humboldt bis Wittgenstein wachruft. Die Erarbeitung der eigenen Geschichte als einführende(s) Modul(e) sollte der "Sprachkritikunterricht" allenfalls dazu nutzen, um die Lernenden mit dem "Denkbaren" und dem "Sagbaren" zu konfrontieren; dann sollte er aber den Weg in Richtung einer angewandten, pragmatischen, letztlich praktikablen Sprachkritik gehen. Das Terrain dieser Sprachkritik ist die Annäherung an sprachliche Phänomene auf offene, un-ideologische Weise, als eine Kritik des Sprechens (Schreibens) und Nachdenkens, als ein Fragen und Hinterfragen, ein Ausweiten, kein Einschränken, denn damit gelangt man an die Grenzen der sinnvollen Sprachkritik, die da heißen: Purismus und Manipulation.
Kulturwissenschaftlich ist dieser Didaktikansatz schon deshalb, weil Sprache in jedem Kontext objekt- und/oder gesellschaftsbezogen ist.
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