Institut zur Erforschung und Förderung österreichischer und internationaler Literaturprozesse        Abstracts / résumés

Konferenz / Colloque International / Conference

Vielsprachigkeit, Transnationalität, Kulturwissenschaften
Plurilinguisme, Transnationalité, Sciences Culturelles
Multilingualism, Transnationality, Cultural Sciences

(Wien / Vienne / Vienna, 6.-9.12.2001)


Fritz Peter Kirsch (Wien)

Das Leiden an Sprachverfall und Sprachverlust als Inspirationsquelle von Minderheitenliteraturen

Bei dem Symposium des INST über "Vielsprachigkeit, Transnationalität, Kulturwissenschaften" (6. - 9. 12. 2001) geht es "im Kern um die Fragestellung, ob Sprachen (oder generell: Kulturen) trennende Elemente in transnationalen Prozessen sind, oder ob das Trennende der Kulturen durch ihre Instrumentalisierung für gewisse Ideologien und Heilslehren entstand und Gefahr läuft, fortzudauern" [1]. Wie in dem gegenständlichen Beitrag gezeigt werden soll, wird das hier angesprochene Problem durch keine der beiden angeführten Alternativen in angemessener Weise erfaßt. Angesichts des Weiterbestehens einer traditionellen (heute von vielen Seiten kritisierten) Identitätskonzeption essentialistischer Prägung hat sicherlich der Verdacht, es gäbe einen Zusammenhang zwischen der Förderung "eigenständiger" Kulturen und ethnozentristischen Verirrungen seine Berechtigung. Aber die Beharrlichkeit, mit der die Themen des Leidens an Sprachverlust und Sprachverfall in Minderheitenliteraturen anklingen (auch wenn sie oft indirekt, gleichsam verschleiert zum Ausdruck kommen), erinnert daran, daß Kontakte zwischen Kulturen etwas mit Machtverhältnissen zu tun haben, und daß die Anpassung kleinerer "Volksgruppen" an hegemoniale Normen nur allzu oft im Zeichen institutioneller (mitunter auch direkt ausgeübter) Gewalt erfolgt, bzw. schwere Alienationssymptome auslösen kann. Dichtung erhält in diesem Rahmen eine therapeutische Funktion.

[1] An die Teilnehmer verteiltes Konzeptblatt.

 

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