TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. März 2010

Sektion 1.13. Die Bedeutung des Mittelalters für Europa
Sektionsleiterin | Section Chair: Dina Salama (Universität Kairo)

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Das Nibelungenlied und / oder Europa?

Hermann Reichert (Universität Wien) [BIO]

Email: hermann.reichert@univie.ac.at

 

Inhalt:

1. Die im Nibelungenlied genannten Länder
2. Die kulturelle Welt des Nibelungenlieds
3. Begrüßungsritual und Macht
4. Östlich von Passau
5. Die Wertewelt des Nibelungenlieds

Abb. 1: Länder, Völker und Gewässernamen im Nibelungenlied Abb. 1: Länder, Völker und Gewässernamen im Nibelungenlied. Die Grundlage für die Europakarte in Abb. 1 und 2 wurde im März 2007 folgender Internetseite entnommen: http://de.wikipedia.org/wiki/Europa

 

1. Die im Nibelungenlied genannten Länder

Das Nibelungenlied lässt Angehörige von Völkern fast ganz Europas auftreten oder ihre Länder zum Schauplatz werden oder genannt werden. Doch kein Engländer tritt auf, keine Szene spielt in England. Auch Frankreich fehlt, das doch nahe an Worms läge. Auf Karte 1 ist zwar in Südwestfrankreich ein Eintrag; aber er lautet 'Spanien', das dort einzuzeichnen ist, weil die Heldensage Erinnerung an völkerwanderungszeitliche Raumordnungen bewahrte. Zum mittelalterlichen Frankreich gehört das Spanien der Heldensage nicht. Ebenso ist von dem, was wir heute 'Italien' nennen, im Nibelungenlied nur der für die germanische Heldensage relevante Teil vertreten: In Oberitalien ist das Land der Amelungen eingezeichnet, der Familie des Ostgotenkönigs Theoderichs des Großen, der in der Sagenfigur 'Dietrich von Bern' weiterlebt. Dieses 'Bern' ist Berona, der alte Name des heutigen Verona; dort ist ein Zentrum der deutschen Heldensage. Westgoten, Ostgoten und Burgunder waren Ostgermanen, die an der Sagenbildung aller germanischen Völker großen Anteil haben. Die Burgunder wurden nach der Katastrophe, die sich im Nibelungenlied spiegelt, von ihrem Land am Rhein ausgesiedelt, in die Gegend südlich des Genfer Sees, und der Name des Landes, Burgund, ging später auf andere Gegenden über, die heute zu Frankreich gehören. Barbarossa ließ sich 1178, also ca. 25 Jahre vor der Entstehung des Nibelungenlieds, in Arles zum König von Burgund krönen. Wenn das Nibelungenlied unter den Grenzen seines Horizonts einmal die Rhone nennt, sind wir an den Grenzen des staufischen Imperiums, nicht in Frankreich. Es fehlen also England, das damalige "Frankreich" und das damalige "Italien"(1). Die Zusammenhänge zwischen diesen geographischen Leerstellen des Nibelungenlieds und der Politik sind gut erforscht. Für das politische Europa des Nibelungenlieds sagt es fast mehr, wer nicht genannt wird, als wer genannt wird.

Genannt werden als Länder, in denen Teile der Handlung spielen oder aus denen Personen beheimatet sind, folgende Ländernamen (inklusive als Ländernamen gebrauchte Völker- oder Ortsnamen):(2)

Amelungenland (Oberitalien), Bayern, Burgundenland (das Reich um Worms), Thüringen, Etzels Land (Ungarn), Gelpfrats Land (Teil Bayerns),  Gunthers Land (das Reich um Worms), Hunnenland (Ungarn), Island, Land von Kiew (Ukraine), Griechenland, Nibelungenland (Norwegen), Niederland (Land am Niederrhein), Norwegen, Österreich, Ostfranken, Polen, Russenland, Sachsenland, Spanien (heute Südwestfrankreich), Schwaben, Dänemark, Ungarn, Walachei (Südrumänien).

Die Textilien, mit denen man sich schmückt, müssen von fernher sein, von außerhalb der eigenen Kultur. Aus keinem Land, aus dem jemand kommt oder das jemand bereist, kommen Textilien. Sie stammen aus: Arabien (Asien), Arras (Frankreich), Azaguoc (Asien), Indien (Asien), Lybien (Afrika), Marokko (Afrika), Ninive (Asien), Zazamanc (Asien). Da zählt die französische Stadt Arras zu den exotischen Orten. Gehört Frankreich für das Nibelungenlied zu Europa?

 

2. Die kulturelle Welt des Nibelungenlieds

Schwieriger als mit der politischen Geographie des Nibelungenlieds ist es mit seiner kulturellen. Da müssen wir uns zunächst entscheiden, welches Nibelungenlied wir lesen. In der Handschrift B lautet die erste Strophe so:(3)

Ez wuohs in Burgonden    ein vil edel magedîn,
daz in allen landen    niht schœners möhte sîn,
Kriemhilt geheizen.    si wart ein schœne wîp.
dar umbe muosen degene    vil verliesen den lîp.

'Es wuchs in Burgund eine Prinzessin (wörtlich: 'ein sehr adliges Mädchen') heran, so schön, dass es nirgendwo auf der Welt etwas (wörtlich: 'in allen Ländern nichts') Schöneres geben könnte, Kriemhild genannt. Sie wurde eine schöne Frau. Deswegen (weil sie eine schöne Frau wurde) mussten viele Krieger das Leben verlieren.'

Diese erste Strophe gibt das Thema des Nibelungenlieds so an: es ist ein Märchen, von einer Prinzessin. Dass wegen der schönsten Frau der Welt viele Helden sterben mussten, kannte das Publikum des Nibelungenlieds aus dem Trojanerkrieg.(4) Der Trojanerkrieg ist nach mittelalterlicher Vorstellung nicht nur ein Krieg der griechischen Heldensage, sondern zugleich die Geburtsstunde des Rittertums, das sich durch trojanische Auswanderer nach Italien, England und ins Frankenreich ausbreitete und nach der Übernahme des Christentums zum Symbol dessen wurde, was man in der Neuzeit bis ca. 1950 'Abendland' nannte. Die ideologische Bedeutung von 'Abendland', das als Wort nach Kluge-Seebold(5) seit ca. 1600 belegt ist, findet sich erst ab dem 18. Jahrhundert; die Menschen, die sich seither als 'Abendländer' fühlten, hätten nach mittelalterlichen Begriffen von sich gesagt, sie seien 'Ritter'.

Die im Mittelalter bekannte Form der Trojasage ist die, die Herbort von Fritzlar um 1200 in seinem 'Trojanerkrieg' erzählt: Dem trojanischen Prinzen Paris begegnen auf der Jagd die drei Göttinnen Juno, Pallas und Venus. Sie tragen einen goldenen Apfel, der der Schönsten gehören soll. Juno verspricht ihm Macht und Reichtum, Pallas Weisheit, Venus die schönste Frau, wenn er sie als 'die Schönste' bezeichnet. Paris wählt Venus; Juno und Pallas sind daraufhin böse auf ihn. Die schönste Frau der Welt ist Helena, die Gattin des Königs Menelaus von Sparta. Die Trojaner entführen Helena, die Paris freiwillig folgt, weil sie sich in ihn verliebt; zur Rache zerstören die Griechen in einem zehn Jahre dauernden Krieg Troja.

Im 'Trojanerkrieg' ist der Raub einer Frau Ursache für das Geschehen, und die Frauen bekommen etwas größere Rollen als in der antiken Heldendichtung, in der die Frauen, mit wenigen Ausnahmen, meist nur sehr kurz als Ursachen für die Kriege der Männer genannt werden. Für die Werke der Blütezeit um 1200 ist kennzeichnend, dass die Frauen größere Rollen spielen als in der Antike. Aber das Nibelungenlied geht in dieser Hinsicht weit über alle seine Zeitgenossen hinaus, auch über die französischen.

Bleiben wir bei der Handschrift B, und sehen wir uns die 2. Strophe an:

Ir pflâgen drîe künege    edel und rîch,
Gunthêr unde Gêrnôt,    die recken lobelîch,
und Gîselhêr der junge,    ein ûz erwelter degen.
diu vrouwe was ir swester,  die fürsten hetens in ir pflegen.

pflegen 'jemanden in seiner Obhut haben'; im rechtlichen Sinn von 'Vormundschaft'. - rîch bedeutet mehr 'mächtig' als 'reich'. - recke 'Krieger; Held'. - lobelîch 'löblich; lobenswert; rühmenswert'. - ûz erwelt 'auserwählt; ausgezeichnet'. - degen 'Kämpfer; Krieger'. - vrouwe 'Dame; Herrin; Frau'. - hetens = heten si 'hatten sie'.
'Ihre Vormunde waren drei adlige und mächtige Könige: Gunther und Gernot, die rühmenswerten Helden, und Giselher der junge, ein großartiger Kämpfer. Die Dame war ihre Schwester; die Fürsten hatten sie in ihrer Obhut.'

Diese Strophe ist durch das Wort pflegen gerahmt. Die drei Könige werden nicht um ihrer selbst willen vorgestellt, sondern als Vormunde der Heldin. Strukturell und funktionell sind sie in der Dichtung von ihr abhängig. Die Hauptfigur ist also die Frau.

Was macht die Fassung C daraus? Sie dichtet eine neue Eingangsstrophe hinzu und setzt sie voran:

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von heleden lobebæren, von grôzer arebeit,
von vreude und hôchgezîten, von weinen und klagen,
von küener recken strîten muget ir nû wunder hœren sagen.

geseit = gesaget 'gesagt; mitgeteilt; erzählt'. - arebeit 'Mühe'; alles was Mühe macht; im Kontext kriegerischer Ereignisse: 'Mühen des Kampfes'. - hôchgezît 'Fest'. - strît 'Kampf; Streit'. - mugen 'können'.
'Uns ist in alten Mären viel Wunderbares erzählt, von rühmenswerten Helden, von großer Kampfesmühe, von Freude und Festen, von Weinen und Klagen. Von den Kämpfen kühner Helden könnt Ihr nun Wunderbares erzählen hören.'

Was bewirkt die neue Einleitung? Erstens: Das Thema sind alte Erzählungen von Helden, nicht eine Frau. Zweitens: die Ereignisse sind alt, lange vorbei, und betreffen das Publikum nicht. Eine Vorzeitgeschichte ist tröstlich: Dass das Ereignis schon lange vorbei ist, beweist, dass die Welt trotz Katastrophen nicht untergeht. Das Märchen von der Prinzessin ist dagegen zeitlos, und Zeitloses betrifft das Publikum mehr als lange Vergangenes: Katastrophen können sich jederzeit ereignen.

C hat nicht nur eine neue Einleitungsstrophe hinzugefügt, sondern das ganze Werk konsequent umgearbeitet. Sehen wir uns den Schluss an:

B Str. 2376:
Ine kan iu niht bescheiden, waz sider dâ geschach,
wan ritter und vrouwen weinen man dâ sach,
dar zuo die edelen knehte, ir lieben vriunde tôt.
dâ hat daz mære ein ende. ditz ist der Nibelunge nôt.

'Ich kann euch nicht Bescheid geben, was dort später geschah, außer, dass man dort Ritter und Damen, und dazu die adligen Knappen, den Tod ihrer lieben Freunde beweinen sah. Da hat die Erzählung ein Ende. Das ist die "Not der Nibelungen".'

C macht daraus 2 Strophen (C Str. 438f.):

Ine kan iuch niht bescheiden,    waz sider dâ geschach,
wan: christen und heiden   weinen man dô sach,
wîbe und knehte,   und manige schœne meit.

die heten nâch ir friunden   diu aller grœzisten leit.
i-ne 'ich nicht'. - ne ... niht doppelte Verneinung. - sider 'seither; später'. - wan 'außer'.

'Ich kann euch nicht Bescheid geben, was dort später geschah, außer: man sah da Christen und Heiden weinen, Frauen und Knappen, und viele schöne Mädchen. Die hatten das allergrößte Leid um ihre Freunde.'

Ine sage iu nû niht mêre   von der grôzen nôt
– die dâ erslagen wâren,   die lâzen ligen tôt –
wie ir dinc an geviengen   sît der Hiunen diet.
hie hat daz mære ein ende,   daz ist der Nibelunge liet.

'Ich sage euch nun nicht mehr von der großen Not, – die da erschlagen waren, die lassen wir tot liegen –, und wie die hunnische Geschichte seither verlief (wörtlich: das Volk der Hunnen ihr Ding danach anfingen). Hier hat die Erzählung ein Ende; das ist das "Lied von den Nibelungen".'

C hat hier 'Christen und Heiden' statt 'Ritter und Damen': wie die erste Strophe auf historische Ereignisse verweist, so auch die letzte. 'Christen und Heiden' ist ein Ausdruck der Geschichtsdichtung; wir haben es mit Vergangenheit zu tun, auch wenn sie politisch aktuell ist. Daran, dass Passau im 10. Jahrhundert Zentrum der Missionierung Ungarns war (bzw. so getan hatte, als ob es das sei), erinnerte man sich um 1200 im Umkreis des Passauer Bischofshofes sicher gerne. Aber B spricht von 'Rittern und Damen': als solche fühlte sich die höfische Gesellschaft. Da ist das ganze höfische Publikum betroffen, nicht nur das von Passau bis Wien oder Esztergom. Das schlimme Wort 'Not' rückt C vom Ende weg; der Ausklang ist versöhnlicher und nennt das Epos 'Lied von den Nibelungen', statt 'Not der Nibelungen'. C mindert die Tragik und die direkte Betroffenheit des Publikums. Seine Mittel dazu sind Historisierung und, an anderen Stellen, Komik.

Historisierung rückt die Handlung von uns weg. Geht die hunnische oder auch die ungarische Geschichte das Publikum des Nibelungenlieds viel an? 'Ritter und Damen' sind für die Mitglieder der höfischen Gesellschaft ihre Zeitgenossen und vor allem die Mitglieder ihrer Kultur; eben das, was im Nibelungenlied 'Rittertum' heißt, später 'Abendland' hieß und jetzt 'Europa'(6) genannt wird.

In C bezieht sich vieles auf Historisches: wir erfahren von C genau, wo der Brunnen liegt, an dem Siegfried ermordet wurde, nämlich bei Otenheim im Odenwald, wir erfahren auch, dass Siegfrieds Sarg, wie der von Kriemhilds Mutter Ute, noch 'heute' im Kloster Lorsch steht.

Hier nehmen wir dagegen das anscheinend zeitlose Märchen von B unter die Lupe. Es hat noch weitere Bezüge als die Passaus zu Ungarn.

Trotzdem fehlen auch die kleinräumigen nachbarschaftlichen Beziehungen Passaus nicht: der Passauer Bischof zur Zeit der Entstehung des Nibelungenliedes, Wolfger, hatte nicht nur heikle Konfliktschlichtungen zwischen Staufern, Papst, englischem und französischem König und Babenbegerherzögen unter seinen Aufgaben. Europäische Politik ist um 1200 Lokalpolitik in weltweitem Rahmen: warum kommen die Bayern, direkte Nachbarn Passaus, im Nibelungenlied schlecht weg? In der 4. Aventüre treten die Sachsen und Dänen als Gegner auf. Da wird man in vielen Literaturgeschichten daran erinnert, dass zwischen dem Staufer Barbarossa und dem welfischen Sachsenherzog Heinrich dem Löwen und zwischen dem Staufer Philipp und dem Welfen Otto IV. Erbfeindschaft bestand. Der dänische König Knut VI. war mit einer Tochter Heinrichs des Löwen verheiratet. Die politischen Konstellationen der 4. Aventüre sind dadurch verständlich. Aber sogar die Sachsen kommen in der 4. Aventüre noch besser weg als die Bayern von der 20. bis 26. Aventüre, wo sie mehrfach als grobe bis räuberische Kerle gezeichnet sind. Außerdem gibt es in Bayern im Nibelungenlied nur Markgrafen, keinen Herzog. Die Sachsen haben dagegen im Nibelungenlied einen König. Bayern war schon 1180 Heinrich dem Löwen weggenommen worden. Den Titel 'Herzog von Bayern' erhielten die Wittelsbacher. Die Macht des Herzogs versuchten aber andere an sich zu reißen, darunter das Bistum Passau. Historiker, vor allem Wilhelm Störmer(7), vermuten, dass die Wittelsbacher sich noch lange nicht durchsetzen konnten, und sich zeitweise mit den Welfen verbünden mussten, um sich vor allem gegen Passau zu behaupten. Das zeigt die Verknüpfung nachbarlicher Querelen mit Reichs- und Weltpolitik und wird durch den Gang der Ereignisse im Nibelungenlied gespiegelt.

 

3. Begrüßungsritual und Macht

Die Weltpolitik wird im Nibelungenlied nicht nur auf der Ebene der Geographie lebendig, sondern auch auf der Ebene der Rangunterschiede. Da ist das Entgegengehen bei Begrüßungen signifikant. Als Hagen Siegfried erkennt, rät er Gunther, Siegfried entgegenzugehen. Siegfried ist Königssohn, also geht Gunther ihm entgegen (Str. B 102).

Wenn aber ein Herzog, Gere, die Einladung Gunthers und Brünhilds an Siegfried und Kriemhild von Worms nach Norwegen überbringt (Str. B 736ff.), läuft ihm nur des Gesinde entgegen; Gere betritt den Saal, nachdem er die Erlaubnis dazu bekommen hat. Dann erst erheben sich Siegfried und Kriemhild; und das, obwohl Kriemhild Heimweh nach Worms hat und sich über nichts so freut wie über sein Kommen. Die Botschaft hat der Bote im Stehen auszurichten. Auch wenn Markgraf Rüdiger von Bechelaren in Worms ankommt, laufen zwar Hagen und Ortwin ihm entgegen (Str. B 1179); aber König Gunther erhebt sich erst, als Rüdiger den Saal betritt. Der Rangunterschied zwischen Gunther und Rüdiger ist derselbe wie zwischen Siegfried und Gere. Wenn die Spielleute Wärbel und Swemmel als Boten Etzels in Worms ankommen, erkennt Hagen sie zwar gleich, aber er läuft ihnen nicht sofort entgegen, sondern erst, als sie zur Audienz bei Hof erscheinen; Gunther bleibt vor ihnen sitzen. Vor Spielleuten erhebt sich ein König nicht; auch nicht zur Begrüßung. Als die Burgunden in Ungarn ankommen, zieht Dietrich von Bern mit seinen Leuten ihnen entgegen; dass Etzel ihnen entgegen ginge, erwarten sie vergebens. Etzel bleibt in seinem Saal und schaut in den Hof hinunter, wo er die Burgunden warten lässt. Kennedy ließ Chruschtschow 20 Minuten lang antichambrieren; und Ähnliches bedeutet es, wenn Etzel Gunther warten lässt. Der, dem das zu bunt wird, ist der Spielmann Volker von Alzey, der den Burgundenkönigen den Rat gibt, einfach vor den König zu treten. Erst als Gunther den Saal betritt, springt Etzel auf und geht ihm bis zur Tür entgegen. Etzel behandelt Gunther nicht einmal so ehrenvoll, wie Gunther oder Siegfried einen Herzog oder Markgrafen behandeln.

Etzel erscheint aber nicht als hochmütig im Nibelungenlied. Obwohl er selbst Heide ist, erlaubt er die Ausübung des christlichen Kultes an seinem Hof und gibt die Zustimmung zur Taufe seines Sohnes. Und dass er ein hohes Alter erreicht – er hat schon Hagens Vater zum Ritter geschlagen – zeigt ihn in der Gnade Gottes. Etzel respektiert das Gastrecht und bewundert sogar seinen Feind für seine Tapferkeit. Etzel ist eine der positivsten Figuren des Nibelungenliedes. Aber dass er ranghöher ist als Gunther, ist ihm selbstverständlich, und die Einladung auszuschlagen, hatte man in Worms nicht gewagt. Der Rat des Küchenmeisters Rumold, sie nicht anzunehmen, wird oft nur als humorvolle Einlage gesehen; tatsächlich geht es aber um hohe Politik.

 

4. Östlich von Passau

Dass man in Passau um 1200 einem ungarischen König, und als ein solcher erscheint Etzel, eine derartige Stellung beimessen konnte, ist erstaunlich, oder ist doch nicht erstaunlich: 200 Jahre früher hatte Bischof Pilgrim von Passau die Christianisierung Ungarns betrieben.

Attila starb 453. Die Hunnen verschwanden bald darauf aus Europa. Im Mittelalter identifizierte man aber allgemein die späteren Bewohner Pannoniens mit den Hunnen, obwohl sie keine Hunnen waren; zunächst die Awaren, die vom 6. Jh. bis ca. 800 dort siedelten. So gut informierte Quellen wie Einhards 'Vita Caroli Magni', die Lebensbeschreibung Karls des Großen, nennen die "Hunnen" als östliche Nachbarn der Baiern und meinen die (nicht hunnischen) Awaren; dann, ab ca. 900, nennen die historischen Texte die (nicht hunnischen, sondern finno-ugrischen) Ungarn 'Hunnen'. Daher hat im Nibelungenlied Etzel seine Residenz Etzelnburc in Gran, das Esztergom entspricht, der mittelalterlichen Hauptstadt Ungarns. Der historische Attila hatte seine Residenz weiter donauabwärts. Die Ungarn unternahmen zunächst erfolgreiche Eroberungszüge nach Westen; ihr Vormarsch wurde erst 955 in einer Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg gestoppt. Damals hätte man sich vorstellen können, dass auch ein fiktiver Herrscher in Worms überlegt hätte, ob die Ungarn auch sein Reich plündern würden. Noch als Bischof Pilgrim von Passau gegen 990 versuchte, sein Bistum zu erweitern, waren die Ungarn in der Erinnerung der Menschen eine reale Gefahr auch für weiter westliche Gebiete. Pilgrim wollte die Ungarn christianisieren und Ungarn in seine Diözese eingliedern. Passau war bei der Missionierung der Ungarn sehr aktiv. Pilgrim verfasste, um Passau zum Erzbistum zu machen, die von bösen Historikern so genannten Lorcher 'Fälschungen'. Das Wort 'Fälschungen' klingt schlimmer, als es der mittelalterlichen Realität entspricht; die Fabrikation von angeblich alten Urkunden war das beste Mittel, gegenwärtige Ansprüche zu dokumentieren, wenn nur altes Recht gutes Recht war. Pilgrim war damit nur teilweise erfolgreich, und die Taufe Stephans des Heiligen vollzog der Bischof von Prag, nicht er, und die Patronanz über Ungarn erhielt Salzburg, nicht Passau, und bald erhielt Ungarn ein eigenes Erzbistum Gran (Esztergom); aber durch Kaiser Otto II. wurde Pilgrims Bistum doch reich ausgestattet. Unser Wissen über die Namen und die Lebenszeit der Burgunderkönige haben wir nicht aus alten Handschriften von Chroniken aus dem 5. Jahrhundert, so alte Handschriften sind uns nicht erhalten, sondern aus Abschriften, die großteils vom 10. bis zum 13. Jahrhundert entstanden. Um 1200 hatte man also in Klosterbibliotheken nicht nur alte Handschriften, sondern interessierte sich auch für deren Inhalt und schrieb sie neu ab. Ein gebildeter Klosterinsasse wusste daher auch, in welchem Jahrhundert die Burgunderkönige gelebt hatten, und dass Pilgrim nicht Onkel einer völkerwanderungszeitlichen Prinzessin sein konnte. Dass der Dichter ihn dazu macht, heißt nicht, dass er so ungebildet war, das zu glauben, sondern dass die Dichtung Passau rühmen soll. Den Grundstein dazu hat möglicherweise schon irgendeine von Pilgrim selbst in Auftrag gegebene Schrift gelegt.

Während das positive Bild, das das Nibelungenlied von Etzel zeichnet, damit harmoniert, dass man an einen ungarischen Herrscher denken konnte, entspricht die Art, wie das Nibelungenlied sich Etzel als 'Herrn der Welt' agierend vorstellt, am ehesten dem, was man vom Griechenkaiser in Byzanz kannte. Wenn man gefragt wird: "Wer ist das historische Vorbild für Etzel?", kann man daher die Antwort auf verschiedenen Ebenen geben und dann verschiedene Namen nennen, von denen drei wichtig wären: Attila, Stephan der Heilige, Isaak Komnenos; und manchen Interpreten fallen noch weitere Namen ein.

Etzel wird mit einer an den Kaiser in Konstantinopel erinnernden Macht gezeichnet, aber mit seinem Herrschaftssitz dort, wo der zeitgenössische ungarische Königshof lag. Die Heiratspolitik um 1200 verlief aber umgekehrt: sowohl König Philipp als auch Herzog Leopold VI. heirateten byzantinische Prinzessinnen; Leopold V. eine ungarische, aber kein ungarischer König zur Zeit des Nibelungenliedes heiratete eine deutsche Prinzessin.(8) Das Nibelungenlied bringt zeitgenössisches Kolorit, ist aber kein 'Schlüsselroman', in dem historische Figuren für bestimmte zeitgenössische Persönlichkeiten stehen.

In der Literatur spiegelt sich das Interesse am Osten außer im Nibelungenlied vor allem in der in Norwegen aufgezeichneten 'Thidreks saga'. Diese benutzt für ihre einzelnen Teile verschiedene deutsche Quellen, und dadurch ist ihr Attila-Bild sehr unterschiedlich: teils ist er sehr positiv gezeichnet, teils grausam und geldgierig. Im Nibelungenlied ist es eine Herrschertugend Etzels, dass jedes Volk nach seinen eigenen Sitten, Bräuchen und seiner eigenen Religion leben darf; eine Haltung, die sich in der Kreuzzugszeit nur bei wenigen Autoren findet (so deutlich wie im Nibelungenlied nur bei Wolfram von Eschenbach, in dessen 'Parzival' die positivste Figur Secundille ist, eine nur im Hintergrund auftretende heidnische Königin von Indien). Wie mutig ein Autor sein musste, um eine solche der offiziellen Politik nicht nur des Papstes, sondern des europäischen Rittertums widersprechende Weltsicht zu vetreten, hängt von der Einstellung seines Mäzens ab. Da haben wir für Wolfger kleine Indizien in historischen Nebenquellen; in Wolfgers Reiserechnungen steht verzeichnet, dass er dem "kahlen Ketzer Ruolandus aus Ennsdorf" 24 oder 34 Pfennig auszahlen ließ.(9)

In einer Diözese, deren Bischof sogar einen Ketzer beschenkte, waren die Bedingungen für die moralische Aufwertung Attilas sicher anders als in einer, in der gerade zum Kreuzzug gegen Ketzer gepredigt wurde.

Die Passauer Bezüge des Nibelungenlieds müssen wir paradoxerweise in jeder Interpretation deshalb in den Vordergrund stellen, weil sie für das Nibelungenlied nicht wichtig sind. Die Märchenprinzessin und ihre Brüder könnten ihre Konflikte genau so gut austragen, wenn sie nicht Neffen und Nichte eines Bischofs von Passau wären. Das Nibelungenlied macht sie dazu, obwohl es den zeitlichen Rahmen der alten Heldenzeit dadurch sprengt. Das heißt, für Originalpublikum, Mäzen und Autor waren die Passau-Bezüge wichtig, und das muss eine Interpretation berücksichtigen.

 

5. Die Wertewelt

Vor dem Hintergrund der Politik um 1200 betrachten wir das Märchen von der Prinzessin und ihren Vormunden. Von diesen heißt es (Str. 3f.):

Die hêrren wâren milte,    von arde hôhe erborn,
mit kraft unmâzen küene,    die recken ûz erkorn.
dâ zen Burgonden,    sô was ir lant genant.
si vrumten starkiu wunder    sît in Etzelen lant.

milte 'freigebig'. - von arde 'von ihrer Art (Abstammung)'. - hôhe erborn 'hochgeboren; adlig'. - ûz erkorn 'auserwählt; großartig'. - zen = ze den 'zu den; bei den'. - was 'war'. - vrumen 'bewirken; vollbringen'. - stark 'stark; großmächtig'. - sît 'seither; später'.
'Die Herren waren freigebig, von Stand hochadlig, kraftvoll und über die Maßen kühn, die ausgezeichneten Kämpfer. "Da bei den Burgunden", so nannte man ihr Land. Sie vollbrachten später im Land Etzels große Wundertaten.'

Ze Wormeze bî dem Rîne    si wonten mit ir kraft.
in diente von ir landen    vil stolziu ritterschaft
mit lobelîchen êren    unz an ir endes zît.
si ersturben sît jæmerlîche   von zweier edelen vrouwen nît.

wonen 'wohnen; seinen Wohznsitz haben; residieren'. - kraft 'Kraft; Macht'. - vil stolz 'sehr stolz'. - unz 'bis'. - zît 'Zeit'. - nît 'Neid; Hass'.
'In Worms am Rhein residierten sie mit ihrer Macht. Ihnen diente eine sehr stolze Ritterschar aus ihren Ländern rühmenswert und ehrenvoll bis an ihr Ende. Dann starben sie jämmerlich durch den Hass zweier adliger Damen.'

Diese beiden Strophen spannen nicht nur einen geographischen Bogen vom Oberrhein ans Donauknie, sondern sie spannen auch zwei gegensätzliche Betrachtungsweisen zusammen: die Burgunden vollbrachten große Wundertaten, aber sie starben jämmerlich.

Der durch Siegfried repräsentierte Versuch, eine politische Verbindung vom Niederrhein an den Oberrhein zu knüpfen, war durch seine Ermordung gescheitert. Von der anderen Verknüpfung, die das Wormser Reich von sich fernhalten möchte, nämlich die mit Ungarn, kann es sich nicht lösen; die von dort ausgehenden Kräfte sind stärker, nicht nur die Namen auf dem Weg dorthin dichter. Zwischen Xanten und Worms nennt das Nibelungenlied keine Station; von Worms nach Ungarn viele.

Reisewege Kriemhilds und ihrer Brüder

Worms - Ostfranken - Schwalbfeld - Möringen (Großmehring) - Pförring - Passau - Eferding - Enns - Pöchlarn - Melk - Mautern - Zeiselmauer - Tulln - Wien - Hainburg - Mîsenburc (Wieselburg / Mosonmagyaróvár) - Esztergom
Rot: Ortsnamen auf Kriemhilds Reiseweg
Blau: Abweichende Route der Burgunden
Zeiselmauer: falsch lokalisiert (es liegt östlich von Tulln)

Abb. 2: Reisewege Kriemhilds und ihrer Brüder von Worms nach Esztergom.

Die Verbindung nach Ungarn wird zwar auch im Spätmittelalter von den Rezipienten humorvoll gesehen, wie die Illustration des Hundeshagen'schen Kodex bezeugt, aber nicht mit Vorurteilen wie im 20. Jahrhundert, die Angerer nicht transportiert, sondern, finde ich, köstlich karikiert, indem er die allgemein bekannte Illustration des Hundeshagen'schen Kodex modifiziert:

Kriemhild überredet Etzel, ihre Brüder einzuladen Abb. 3: Kriemhild überredet Etzel, ihre Brüder einzuladen. Nach der Hundeshagen'schen Handschrift des Nibelungenlieds (15. Jh.).

 

Karikatur von "Kriemhild überredet Etzel" von Rudolf Angerer Abb. 4: Karikatur des vorigen Bildes nach: Rudolf Angerer, Angerer's Nibelungenlied. München, Wien (1972).

 

Dieses 'Bettgespräch' leitet den letzten Versuch Kriemhilds ein, zu ihrem individuellen Recht zu kommen. Wie Sie wissen, erhält sie es nicht, und die Rache, die ihr ermöglicht wird, führt zur Vernichtung ihrer eigenen Existenz. Die Ansprüche des Individuums, das glücklich werden wollte, sind gescheitert. Glücklich werden wollten die Figuren des Nibelungenlieds teils durch Liebe, teils durch kriegerische Ehre, und Ausdruck der dadurch gewonnenen Freude sollte das höfische Fest sein. Das tatsächliche Ergebnis resümiert der Erzähler (Str. 2375):

Diu vil michel êre    was gelegen tôt.
die liute heten alle    jâmer unde nôt.
mit leide was verendet    des küneges hôchgezît,
als ie diu liebe leide    ze aller jungeste gît.

vil 'sehr'. - michel 'groß'. - hôchgezît 'Fest'. - ze jungeste ‚am Schluss‘  (jungeste ‚jüngst‘). - gît 'gibt'.
'Die sehr große Ehre lag tot da. Die Leute hatten alle Jammer und Not. Das Fest des Königs war mit Leid zu Ende gekommen, wie die Liebe ganz am Schluss immer Leid gibt.'

Diese Schlussaussage des Erzählers variiert die Aussage des altklugen Mädchens Kriemhild, das zu Beginn auf den Angsttraum, der das Erwachen der Liebesfähigkeit vor-ankündigte, so reagiert hatte (Str. 15):

ez ist an manegen wîben    vil dicke worden schîn,
wie liebe mit leide ze jungest lônen kan

dicke ‚oft‘. - schîn (nhd. Schein) werden ‚erscheinen, offenbar werden, sich zeigen‘.
'Es hat sich an vielen Frauen sehr oft gezeigt, wie Liebe am Schluss mit Leid lohnen kann.'

Diese beiden Aussagen sind Teile des Rahmens des Nibelungenlieds. Die Formulierung des Rechtes, glücklich zu werden, ist es, was das Nibelungenlied als für das Rittertum charakteristisch erkennt; eine Formulierung eines Rechtes, die sich von Europa mittlerweile über die Welt verbreitete, ohne dass sich dieses Recht hätte durchsetzen können. Im Nibelungenlied ist es ein Wunschtraum, der von Angstträumen durchkreuzt wird. Was tatsächlich eintritt, ist das, was die Angstträume prophezeien. Das Nibelungenlied hat vor allem das kulturelle Europa im Blick, aber mit einer pessimistischen Aussage: Europa als Ausgangspunkt von Ideen, die die Welt beglücken sollen, ist eine Vision, die nicht Realität werden kann. Dietrich, Etzel und die höfische Gesellschaft weinen am Schluss. Der Dichter verstummt hier, und das Publikum am Ende der Geschichte zunächst auch.

Die Aufgabe des Publikums endet aber nicht mit der Aufgabe des Dichters. Das Werk kennenzulernen war die erste Aufgabe; zwei weitere kommen nach: Konsum von Literatur bedeutet, dass das Werk in uns wirkt, und dann, stellen wir fest, dass es auf andere im Publikum vielleicht ähnlich, vielleicht aber auch anders wirkt als auf uns, und in der Diskussion arbeiten wir die Eindrücke auf. 

 


Anmerkungen:

1 Die Anführungszeichen sollen andeuten, dass diese Begriffe für die damalige Zeit Anachronismen sind. Einen Staat Italien gibt es erst seit 1871. Auch wenn man statt "Frankreich" "Herrschaftsgebiet der Kapetinger" sagt, wird es für Historiker nicht weniger problembeladen, denn was ihnen tatsächlich und was nur in ihrer Fiktion untertan war, kann hier nicht in Kürze dargestellt werden.
2 Die Namen wurden ins Neuhochdeutsche übersetzt, jedoch in der alphabetischen Reihenfolge entsprechend der mittelhochdeutschen Schreibung belassen. Quelle für die Namenlisten: Vollständiges Verzeichnis der Namen, in: Hermann Reichert, Nibelungenlied-Lehrwerk. Sprachlicher Kommentar, mittelhochdeutsche Grammatik, Wörterbuch. Passend zum Text der St. Galler Fassung („B“), Wien 2007, S. 415-418.
3 Alle Originalzitate des Nibelungenlieds nach: Das Nibelungenlied nach der St. Galler Handschrift. Hg. und Einführung von Hermann Reichert, Berlin 2005.
4 Joachim Heinzle, Das Nibelungenlied. Eine Einführung.  2. Aufl., Frankfurt / Main 1994, S. 75f.
5 Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. von Elmar Seebold. 24. Aufl., Berlin 2002, s.v. Abendland.
6 Ich meine 'Europa' nicht territorial, sondern kulturell – wenn ich territorial argumentieren wollte, müsste ich für das mittelalterliche Gegenstück 'Imperium Romanum' statt 'Rittertum' sagen.
7 Wilhelm Störmer, Früher Adel, Stuttgart 1973, Bd. 1, S. 491ff.
8 Die Heirat Stephans des Heiligen mit Gisela ist sicher nicht als Parallele intendiert, da Gisela Tochter eines bayrischen Herzogs war (Heinrichs des Zänkers), und daher als 'Schlüsselparallele' nicht in Frage kommt.
9 Hedwig Heger, Das Lebenszeugnis Walthers von der Vogelweide, Wien 1970, S. 86.

1.13. Die Bedeutung des Mittelalters für Europa

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For quotation purposes:
Hermann Reichert: Das Nibelungenlied und / oder Europa? - In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr/1-13/1-13_reichert17.htm

Webmeister: Gerald Mach     last change: 2010-03-01