Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. April 2004
 

3.1. Exil und Migration | Exile and Migration | Exil et migration
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Fawzi Boubia (Caen)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


"Oftmals such' ich ein Wort": Exil als Lebensform

Eberhard Lämmert (Potsdam)

 

saepe aliquod quaero verbum nomenque locumque,
nec quisquam est a quo certior esse queam.
dicere saepe aliquid conanti - turpe fateri! -
verba mihi desunt dedidicique loqui.(1)

 

Der Exilliteratur, insbesondere der des 20. Jahrhunderts, sind seit Hans-Albert Walters zyklopischem Versuch in Ost und West viele Bände gewidmet, teils nach Herkunfts- und teils nach Fluchtländern geordnet. Ein Jahrbuch der Exilforschung, Schriftenreihen wie die akte exil und eine Fülle von Einzeluntersuchungen haben unsere Detailkenntnisse von den Lebens- und Arbeitsumständen im Exil beträchtlich erweitert. Dennoch bliebe es ein verwegenes und womöglich auch undankbares Geschäft, insgesamt eine Geschichte der Literatur ins Auge zu fassen, die im Exil geschrieben ist. Denn es versteht sich von selbst, dass die Vertreibung aus dem Land seiner angestammten Sprache für einen Schriftsteller noch andere und härtere Konsequenzen hat als für Künstler, die als Maler, Bildhauer oder Musiker gezwungen sind, sich außer Landes mit ihrer Kunst zu behaupten. Sogar bei hinreichend bekannten Schriftstellern wie Victor Hugo, Thomas Mann oder Wladimir Nabokov, die sich ohne direkte Existenzgefährdung auch im Exil behaupten konnten, sind schon die jeweiligen Anlässe der Verbannung oder der Flucht, viel mehr aber noch die Wege oder auch Umwege, zu denen sie gezwungen waren, die Hilfen, deren sie bedurften und schließlich die Spuren und die Narben von der Gewalt, die sie vertrieb, von da an ihrem Schreiben eingeprägt, und selbst wenn dies alles unter den Diktaturen des 20. Jahrhunderts Viele gleichzeitig traf, so bleibt von da an doch jedes weiter gefristete Leben in einem viel unbedingteren Sinne als zuvor ein abgesondertes Einzelschicksal. So wird es selbst im kalifornischen Exil, wo man Los Angeles samt Hollywood als eine Art von Kolonie deutschsprachiger Autoren auffassen könnte, von den Einzelnen auch erlebt.

Mustert man indessen Briefe, Schriften oder auch Verse von Autoren, die ihr Dasein im Exil und dessen Leidensformen beschreiben, stößt man sehr bald auf eine besondere Neigung, die eigene literarische Existenz an zuvor vertriebenen Dichtern zu messen oder gar an ihnen aufzurichten. Bertolt Brecht stattet in einem Gedicht aus dem dänischen Exil den "verbannten Dichtern" einen Besuch ab und trifft am Eingang der Hütte zuerst auf Ovid. (2) Der ist gewiss kein politischer Aufrührer gewesen, wenn auch über das Motiv, das Augustus veranlasste, ihn an den damaligen Rand der bewohnten Welt zu verbannen, bis heute nur spekuliert werden kann. Vieles spricht dafür, dass bereits die Leichtigkeit, mit der ein Dichterwort zum geflügelten Wort avanciert, von jeher und immer wieder dahin geführt hat, unliebsame Dichter mit Verbannung zu bestrafen und sie damit von dem Nährboden ihrer öffentlichen Wirksamkeit, ihrer Sprache abzutrennen, anstatt sie durch Kerker oder Tod zu Märtyrern zu machen.

Werner Vortriede, selbst einer, dem das Exil zur Lebensform wurde, hat in seinen Vorläufigen Gedanken zu einer Typologie der Exilliteratur(3) ein Dutzend solcher immer wiederkehrenden Namen aufgegriffen und Ovid dabei geradezu zum Kanongeber für eine Dichtung erhoben, die sich aus bitter ertragener Fremde an die Heimat wendet. Auch Lion Feuchtwanger führt ihn in seiner Rede über Die Arbeitsprobleme des Schriftstellers im Exil 1943(4) in Los Angeles als ersten an, obwohl er keineswegs der erste Verbannte gewesen ist.

Tatsächlich gibt diese selbst entworfene und tradierte Genealogie des exilierten Dichters den Späteren Gelegenheit, ihr einzelnes und unverwechselbares Leben und Schreiben im Exil an Autoren zu messen, deren überliefertes Werk vom Bestehen dieser härtesten Existenzprobe des Schriftstellers Zeugnis ablegt. Indem sie solche Autoren für sich selbst zur "figura" erheben oder auch neu entwerfen, schält sich unverhofft doch ein greifbares Feld von Schreib- und Lebensmustern heraus, an dem Gemeinsamkeiten über Epochen hinweg, aber, zumal gegen die Neuzeit hin, auch hyperbolische Sprachformeln zur Kennzeichnung der eigenen und der Verfassung der Welt sichtbar werden. Ich nehme drei solcher Figuren ins Visier, um von dieser imaginären Leidens- und Trutzgemeinschaft einen Umriss zu geben.

Ovid beherrschte die Häuser und die Straßen Roms mit seinen zarten und frechen Liebesgedichten. (5) Als Augustus ihn verbannte, besuchte er gerade die Insel Elba. Schon der danach überstürzte, nächtliche Abschied von seiner Gattin und den Freunden, die ihn zur Eile drängen, um sein Leben zu retten, fordert ihn heraus zu einer großen Abschiedselegie und damit auch zu der einzigen Form, in der er nach der epischen Schreibart seiner Metamorphosen künftig noch dichten wird. Zum einzigen Thema, das fortan seine Dichtung beherrscht wie vorher die Liebe in allen Spielarten, wird die Liebe zu Rom und zu den Menschen, die er verlassen musste. Schon vom Schiff aus malt er die Gefahren eines nun unbehausten Lebens aus. Der Ort seiner Verbannung am Schwarzen Meer, weit jenseits der Römischen Kultur, ist für ihn von Anfang an nur die "barbara terra", die Fremde schlechthin. Vom äußersten Rande des Erdkreises her erscheint ihm das ferne Rom als das Land seines Glücks unter der Hand eines gnadenlosen Herrschers. Die Menschen um ihn her, fellgekleidete Sarmaten, pfeilbewaffnete Geten, sind Völker, die seine Kunst nicht verstehen und sich über sein Latein nur lustig machen. Die Sorge plagt ihn, dass ihm die eigene Sprache von Jahr zu Jahr spröder wird und er die Worte nicht mehr findet, weil keine Rezitation und kein Gespräch in römischer Zunge ihm vergönnt sind. "Oftmals such' ich ein Wort" ist eine der immerwährenden Klagen, die er ins ferne Rom sendet, ungewiss ob seine Stimme die Freunde erreicht, und ungewisser noch, ob sie den alten Glanz erhalten hat.

Und doch bleibt seine Muse ihm in langen darbenden Jahren der einzige Halt. Als schließlich seine Hoffnung schwindet, das wirkliche Rom je noch erreichen zu können, wagt er den letzten Schritt und erklärt den Ort, an dem er dichtet, zu seinem Rom.(6) Wie der Gesang noch die Not des Sklaven lindere, so könne die Dichtung zu einer noch stärkeren Macht werden, als die, die der Herrscher Augustus über Rom ausübt. Denn über den eigenen und über den Tod des Kaisers hinaus werde man ihn lesen, solange Rom von seinen sieben Hügeln aus den Erdkreis überblickt. Sie wird ihn unvergesslich machen, sie wird aber ebenso ferneren Generationen von denen künden, die das Elend des Dichters im Exil verantworten.

Ovids unerlöster Tod in der Fremde wird schon bald zum Auftakt für den Mythos vom verbannten Dichter.(7)Der vierzig Jahre jüngere Seneca, den Claudius nach Korsika verbannt, zitiert ihn in einer Petition an den Kaiser. Boethius spricht sich im Kerker von Pavia mit Ovids selbstbewusster Berufung auf seine Muse Trost zu. Goethe beschließt mit Versen aus Ovids Tristia die Italienische Reise, um sich selbst den "Duft inniger Schmerzen" zu erhalten, den die Abkehr von der "Hauptstadt der Welt" ihm bereitete. Alexander Puschkin besingt ihn aus Rumänien, und Karl Marx übersetzt in London Passagen von Ovids Tristia und sendet Jenny Liebesgrüße aus der Fremde, in denen er seine Verbannung an Ovids Geschick misst. Paul Verlaine durchleidet Kälte und Traurigkeit der Fremde in Erinnerung an Ovid, und für Brecht wird er noch vor Dante der Totenführer zu den verbannten Dichtern aller Zeiten. Noch ein Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb der Rumäne Vintila Horia, der aus den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten nach Südamerika entkommen konnte, in französischer Sprache einen Ovid-Roman Dieu est né en exile, und er unterlegt dabei den Briefen Ovids aus Tomi seine eigenen Nöte der Armut und der Sprachlosigkeit in einem fremden Land. So hinterlässt Ovid ein Themen-Repertoire vom Dichter in der Verbannung, mit dem sich wuchern lässt, und es gibt in den zwei Jahrtausenden abendländischer Geschichte seither eine nicht abreißende Kette von Schriftstellern, die dieses Repertoire lebendig halten und neu ausstatten mit ihren eigenen Lebensumständen. Ovid vermachte seiner Nachwelt nicht nur die Muster der Liebeserfahrung, sondern auch die Leidensmuster für den Dichter im Exil.

Dante wurde aus seiner Heimat Florenz verstoßen, während er in Rom den Papst beschwor, die strenge Kirchenherrschaft über seine Stadt zu lockern. Damit begann für Dante ein langjähriges, entbehrungsreiches Wanderleben, bevor er in seinen letzten Lebensjahren Aufnahme in Ravenna fand, wo er die Göttliche Komödie vollenden konnte. Nicht wenige Strafen, die er seinen Vertreibern zudachte, lässt Dante im I. Teil von seinem Ciceronen Vergil als ausgesuchte Höllenqualen beschreiben. Im 17. Gesang, dem Kernstück des Paradiso, entfaltet er jedoch die Idee seiner poetischen und politischen Sendung aus der Geschichte seiner Vaterstadt und aus dem Geschick seiner eigenen Verbannung. So wurde ihm La divina commedia zu dem Ort, seine Strafgesänge auf die eigene Heimat zu rechtfertigen, aber auch zum Unterpfand seiner Zuversicht, dass seine Terzinen einst auch den Florentinern zur Lebensnahrung würden.

Mit förmlichen Kaskaden aus Strafgericht und Zuversicht überschüttete der poetische und politische Visionär Victor Hugo von seinem Verbannungsort Guernsey her sein abermals zum Kaiserreich pervertiertes Vaterland. "Bannis! bannis! bannis! c'est là la destinée"(8), so dröhnte seine Stimme zum Festland hinüber, und er erklärte sich selbst zum blutenden Märtyrer, als Louis Napoléon ihn bald nach seinem Amtsantritt als unentwegten Republikaner in die Verbannung genötigt hatte.

Den frühen Erfolg mit seinem Roman Notre-dame de Paris hatte Hugo schon bald als eine Verpflichtung aufgefasst, sich in die gegenwärtigen politischen und sozialen Konflikte seines Landes hörbar "einzumischen". So blieben auch seine Gedichte und Sendschreiben von der englischen Insel her eine Waffe, die Napoléon III. stets zu fürchten hatte. Zeitgenossen des Kaiserreiches pilgerten zu der Insel im Kanal und huldigten dem Verbannten, so schreibt Heinrich Mann, wie ihrem besseren Selbst. Sein Haus auf dem Felsen im Meer gab den Blick in die Weite frei, und Dumas père adressierte einen Brief an ihn: "Victor Hugo, Ozean".(9) - Es war allerdings ein Glück für den Visionär, dass Madame Hugo die grauen und entbehrungsreichen Seiten des Inselalltags auf sich nahm und ertrug wie ein Joch, damit er sich nicht zu beugen brauchte.

Schon der kurze Umblick lässt erkennen, dass es sich auch bei den immer wieder zitierten Prototypen des literarischen Exils um das Erleiden und Bestehen sehr unterschiedlicher Einzelschicksale handelt. Bei aller Disparation der einzelnen Lebensumstände kehren jedoch in je anderen Kombinationen Elemente wieder, in denen auch die von den Diktaturen des 20. Jahrhunderts gleich zu Tausenden Vertriebenen Züge ihres eigenen Geschicks wiedererkennen können. Das gilt selbst für scheinbar zufällige Äußerlichkeiten. So ließ noch die Deutsche Demokratische Republik den Liedermacher Wolf Biermann lieber ausreisen und verwehrte ihm dann, wie es schon Ovid und Dante widerfahren war, die Rückkehr von einer Gelegenheitsreise, damit aber auch die Mitnahme von Manuskripten, Notizen und anderer Habe. Im übrigen bleiben allerdings die Flucht oder die Aussperrung aus der DDR allenfalls den Erfahrungen Victor Hugos vergleichbar, der seine Sprache unverwandt weiter gebrauchen und nur freier als bisher einsetzen konnte, um seine Leser zu erreichen.

Dieser Umstand räumt im übrigen allen aus der DDR geflohenen oder ausgetriebenen Schriftstellern in einem entscheidenden Punkte andere Lebens- und Arbeitsbedingungen ein gegenüber denjenigen, die genötigt waren oder sind, sich in Ländern mit fremder Sprache zurechtzufinden.(10) Mustert man die unübersehbar vielen und einander übersteigenden Klagen über den Verlust des eigenen Sprachraums als Nährboden und als Resonanzraum für die eigene literarische Produktivität, dann gilt doch für das Gros der exilierten Dichter allgemein, was Ernst Bloch 1939 in New York für die Existenznot der Schriftsteller im Exil zum entscheidenden Kriterium machte: die gleich doppelte Abschnürung von der Sprache in ihrem neuen Lebensumkreis und von der seit 1933 in Deutschland zerrütteten Sprache ihres Herkunftslandes - ein Dilemma, für das die Leiden und die Not Ovids sprichwörtlich werden konnten. Dabei besteht diese doppelte Not, die Bloch so nachdrücklich reklamiert, nicht einmal nur darin, dass mit der Aussperrung von den Lebensumständen des eigenen Lesepublikums notwendig auch eine Entfremdung von dessen seitherigen Erfahrungen und Konflikten eintritt, während der kaum freiwillig gewählte Zufluchtsort nur selten gleich auch den Resonanzboden für ein neues Publikum abgibt.

Es gab noch eine weitere Gefahr, der eigenen literarischen Sprache nicht mehr mächtig zu bleiben. Denn bei aller Beschwörung eines "anderen Deutschland" war es mühevoll, die "humanistische Front", wie Walter A. Berendsohn sie nannte, einerseits gegen einen bewaffneten Fanatismus zu errichten und sie anderseits selbst mit einer gewissen "Militanz" auszustatten, von der schon beim Pariser Schriftstellerkongress von 1935 die Rede war. Tatsächlich mischt sich, schon seit Heinrich Mann 1933 seine Essay-Sammlung Der Haß parallel in Paris und in Amsterdam publiziert hatte, ein Ton der zunächst verächtlichen Beschimpfung und dann zunehmend verfratzenden Dämonisierung der Protagonisten des NS-Regimes und der ihnen zujubelnden Massen in die publizistischen und auch in literarische Texte von Exilautoren ein. Thomas Koebner hat drastische Belege dafür beigebracht(11), wie sehr dies schließlich nicht nur die Bildersprache mancher Autoren verändert, sondern auch Sujets und Dramaturgie ihrer literarischen Arbeiten verengt. Von einem "Schreck"-Imago, das die Nationalsozialisten auf ihre Beobachter aus der Ferne ausüben, sprach Ernst Bloch bereits 1937, und so treten die Nationalsozialisten oder auch bereits die Deutschen fortan als entstellte oder bestialische Monstren auf den Plan oder sie erscheinen, wie bei Joseph Roth, als der "Antichrist", der "mit seiner lächerlichen brandtragenden Zunge unsere Welt beleckt" und längst "Gift gestreut [hat] in die unschuldigen Seelen unserer Kinder".(12) Thomas Koebner muss in seinem Aufsatz Polemik gegen das Dritte Reich konstatieren: "Es kommt zu einem rhetorischen Patt." (13) Sogar Thomas Mann schreibt an seinen Sohn Klaus über dessen Roman Mephisto: "Es ist eine richtige Teufelsverschreibung. Daß es den Teufel wieder gibt, ist schon was wert für die Dichtung."(14)

Wenn in diesen Jahren die "Unterscheidung von Gut und Böse [...] der Differenz zwischen Freund und Feind gleichzukommen [droht], die Carl Schmitt schon vor der Machtergreifung des Nationalsozialismus als rechtsphilosophische Prämisse einer Vernichtungsideologie formuliert hat"(15), dann hat tatsächlich die Suche nach dem Wort, das die Gegenwart literarisch fassen und zugleich ein "anderes Deutschland" sprachlich sichern will, auch im Exil - oder sollte man sagen - am Exil beträchtlich Schaden genommen.

Noch im Jahre 1987 gab Horst Bienek seinen Münchener Poetik-Vorlesungen den Titel Das allmähliche Ersticken von Schreien. Sprache und Exil heute.(16) Tatsächlich haben die äußerst gegensätzlichen Formen einer forcierten Sprachverengung auch bis weit nach 1945 das Ihre zu der unversöhnlichen Gegnerschaft zwischen den exilierten und den nach innen emigrierten Schriftstellern beigetragen. Denn das bis zur rücksichtslosen Strafrede "freie Wort" auf der einen und der im Machtbereich der Nationalsozialisten erzwungene Rückzug in die Zweideutigkeit der Sklavensprache oder die Undeutlichkeit der Natursymbolik, mit der die Autoren der "inneren Emigration" das Ungeheuere zu einem Südostwind oder einer Silberdistel schrumpfen ließen, hinderten die nach der einen oder anderen Richtung Geflohenen nicht selten zeitlebens daran, übergeordnete und Epochen prägende Signaturen des schriftstellerischen Exildaseins aneinander mindestens zu achten, anstatt sich gegenseitig nur diejenigen Leiden vorzuhalten, die der Andere nicht hatte ertragen müssen.

Um so erstaunlicher zeigt ein Blick auf den bei Feuchtwanger, Brecht und anderen fixierten Kanon der ins Exil verbannten Dichter, dass wohl die Verstoßung in die Fremde allseits heftig beklagt wird, dass aber eine ebenso harte Herausforderung, ob nämlich ein Autor auch in fremder Umgebung auf die eigene Sprache angewiesen ist, oder ob er sich, um ein neues Publikum zu finden, selbst einer Fremdsprache bedient, wie z. B. Thomas Mann in seinen Radio-Ansprachen oder Nabokov in seinen künftigen Romanen, bei der Herausbildung des Kanons der exilierten Dichter vollkommen unbeachtet blieb. Tatsächlich haben im 20. Jahrhundert gegenüber dieser niemals leicht zu nehmenden, realen Not andere Motive bei der Statusbestimmung des ausgegrenzten Dichters den Vorrang gewonnen.

Tom Kuhn, der Verfasser einer Studie über Ovid and Brecht, die von der Unvergleichbarkeit der realen Exil-Situation des persönlich verstoßenen und völlig isolierten Ovid und des an einer Massenflucht beteiligten und stets von Freunden und sogar von politisch Verbündeten umgebenen Brecht ausgeht, spricht geradewegs von einer "literary stylisation of the ,banished poet'", zu der Ovid den Anstoß gegeben habe.(17)

So sei schon sein Name ein rhetorisches Signal, um eine überpersönliche "experience of radical displacement and of loss" auszudrücken. In neuerer Zeit sei Ovid von Vielen in Anspruch genommen worden, denen daran lag, sich selbst einzureihen "into the self-conscious tradition in Western culture of the poet-exile".(18)

Schon einige Jahre vor dieser 1999 getroffenen Feststellung von Tom Kuhn hat Elisabeth Bronfen Selbstdarstellungen deutscher Exilschriftsteller im 20. Jahrhundert vergleichend untersucht und dazu angesetzt, diese gemeinsame Verlusterfahrung näher zu bezeichnen. Sie stieß dabei auffällig oft auf eine "textuelle Doppelgänger"-Rolle, die der "Exilant" produziere, "indem er sowohl im neu erworbenen Fremden als auch im verlassenen, bekannten Ort gegenwärtig" sein wolle und "diese spannungsgeladene Zweiräumigkeit verarbeiten" müsse.(19)

Diese Feststellung von einer mindestens "textuellen" Doppelgänger-Rolle lenkt nämlich den Blick darauf, dass es sich hier um eine in die Lebensrealität transformierte Erfahrung handeln könnte, die Schriftsteller in Europa mindestens seit dem frühen 19. Jahrhundert miteinander teilen und häufig genug auch formuliert haben.

Schiller hatte noch die Laune, dem Dichter die Not, bei der Teilung der Erde keine Bleibe gefunden zu haben, mit der Öffnung der Himmelstür zu vergolden. Schon die nächste Generation, die mit einem forcierten Ehrgeiz die eigene Existenz einzig auf ihre literarische Produktivität zu gründen suchte, bezahlt den Aufschwung des poetischen Genius zu höchster Selbstentfaltung mit oder auch ohne Not mit einer unsteten und nirgends haftenden, äußeren Lebensstellung. Den elementaren Widerspruch, den die Autonomisierung der Künste für ihre Betreiber nach sich gezogen hat: die Kluft zwischen der errungenen Selbstverantwortung für das eigene Schaffen und dem Verlust aller ständischen und sozialen Sicherheit, hat E. T. A. Hoffmann in seiner artistisch komponierten Doppel-Biographie des umgetriebenen Kreisler und des wohlsituierten Katers Murr bereits um 1820 dargestellt und zugleich krass satirisiert.

Von da an zieht sich eine Spur der Einsamkeitserfahrungen des auf sich gestellten Dichters durch das ganze 19. Jahrhundert. Unmittelbar auf die Bénédiction des "Poëte" am Eingang seiner Fleurs du Mal lässt Baudelaire das Gedicht L'Albatros folgen, in dem der Dichter nur noch in den Lüften hausen kann, weil seine Riesenflügel ihm verwehren, am Boden unter dem Volk noch einen Schritt zu gehen. Für Nietzsches Zarathustra und schließlich für ihn selber bleibt nach dem Versagen und schließlich nach dem Abriss jeder Kommunikation mit den Menschen eine Apotheose der Einsamkeit der letzte Schritt.(20) Den Schritt zum eigentlich Unbehausten und zum Vorbild für andere Unbehauste in der modernen Zivilisation tun Andere ihm nach, und diese Erfahrung verschärft sich bis ins 20. Jahrhundert zu einem stolz oder auch bitter ertragenen Bewusstsein von der eigenen Abgesondertheit: "Ich lief frei herum, blieb in Einzelhaft" schreibt der junge Döblin schon 1918 in eine autobiographische Skizze(21), und zur selben Zeit beendet Benn ein Gedicht, das ausgerechnet Synthese heißt, mit dem schroffen Satz: "Es ringt kein Tod, es stinkt kein Staub / mich, Ich-Begriff, zur Welt zurück."(22)

Die gebildeten Bürger des Wilhelminischen Deutschland hatten ihre zu Klassikern veredelten Dichter einer schon ferngerückten Epoche immerhin noch zu Repräsentanten ihrer eigenen gesellschaftlichen Ansprüche genutzt, und mit der Dreyfus-Affäre rückte Zola den Schriftsteller als Anwalt der Menschenrechte noch einmal ins Zentrum des öffentlichen Bewusstseins. Unter der beschleunigten Veränderung aller Lebensverhältnisse gewann jedoch das Misstrauen gegen die lebenden Schriftsteller und deren gesellschaftskritische Attitüden in der breiteren Bevölkerung schon bald nach der Jahrhundertwende die Oberhand.

Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts, so unterschiedlich sie zu beurteilen sind, brachten schließlich - abgesehen davon, dass sie jeweils Klassen- oder Rassenfeinde kollektiv ausschlossen oder mordeten - Schriftsteller von sehr unterschiedlichen Temperamenten und Graden in eine Situation, die Entwurzelung und Deklassierung durch Publikumsverlust im eigenen Lande oder das Exil als einzigen Weg zur Selbstbehauptung des freien Wortes zwingend nach sich zog.

So überrascht es nicht völlig, dass schon bei dem II. Internationalen Symposion zur Erforschung des deutschsprachigen Exils in Kopenhagen 1972 die Frage aufkam, ob als eine Konsequenz aus dieser Vorgeschichte des "freien Schriftstellers" der exilierte Schriftsteller nicht am Ende in mehr als einem Sinne der Phänotyp der Epoche sei.(23)

Nachdem die Kunst zwei Jahrhunderte lang dieses Thema präludiert habe, indem sie den Künstler zum Einzelgänger, zum Ausgesetzten, zum Unbehausten, zum "Kreisler"-Typ gegenüber jedweder Gesellschaft um ihn her stilisiert habe, könne der Exilierte sozusagen als die materielle Exekution dieses Idealtypus gelten.

In seinem Vortrag Ohne Divinität keine Humanität spricht Franz Werfel im Januar 1939 bereits von einem Exil im Exil, wenn er "die Ausgeschleuderten oder Ausgesonderten des äußeren und inneren Exils, die noch einem übergeordneten, souveränen, absoluten Geist" verpflichtet sind, von der viel größeren Zahl derer, für die "das Exil ein Schicksal, ein Unglück, ein widerwärtiger Zwischenfall" ist, noch einmal abhebt. Schon zwei Jahre zuvor hatte er in einem Vortrag mit dem melancholischen Titel: Destin prochain des lettres, den er in Paris vor der "Organisation de Coopération Intellectuelle de la Société des Nations" hielt, nicht etwa nur die gegenwärtige Situation, sondern die gesamte Verfassung der Epoche, "einer Zeit der zynischen Reklame, in der Karrieristen aller Sorten zu einer Namensmacht kommen, wie sie die Geschichte bisher noch nie vergeben hat", dafür verantwortlich gemacht, dass "der ernste literarische Künstler gleichsam im Exil" zu leben habe.(24) Rückblickend sieht Joseph Roth deutsche Schriftsteller bereits seit der Zeit des Bismarck-Reiches auf dem Wege ins Exil, und auch in der Weimarer Epoche waren für ihn die einzigen Freien und Unabhängigen [...] allein die wahren Schriftsteller. Deshalb fühlten sie sich, lange vor Hitler, als Emigranten und Vaterlandslose [...]."(25)

Noch weit sprechender ist die lakonische Selbstbeschreibung eines Autors, der als Fünfzehnjähriger Deportation und ein nationalsozialistisches KZ und hernach im eigenen Land eine kommunistische Schreckensherrschaft erlebt hat. Imre Kertész, der sich seither eines hohen und nunmehr eines vollkommenen Ansehens erfreuen kann, stellt noch gegen Ende der neunziger Jahre in seiner Selbstbetrachtung Ich - ein anderer kurzerhand fest: "Ich lebe wie ein Flüchtling. Einzig was dies anbelangt, lebe ich richtig: ich bin ein Flüchtling."(26) Und später heißt es noch konkreter: "In Deutschland war ich natürlich noch weniger ,zu Hause', in Ungarn aber ist meine Fremdheit deklariert."(27) Da verwundert es kaum noch, von einem anderen Nobelpreisträger, der zu den meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts zählt, von Günter Grass, zu hören, die Schriftsteller seien, "soweit wir Literatur zurückverfolgen, gebrannte Kinder" und "von Anbeginn in die Verbannung geschickt worden".(28)

In der Nachbetrachtung ihres eigenen Exils in Frankreich hatte schon Julia Kristeva ihr Zeitalter ein "age [...] of exile" genannt. "How can one avoid thinking into the mire of common sense, if not by becoming a stranger to one's own country, language, sex and identity? Writing is impossible without some kind of exile."(29)

Nach dieser Kennzeichnung des "present age" wäre die bedenkenlose Einreihung der im 20. Jahrhundert exilierten Schriftsteller in eine Ahnenreihe, als deren Vor-Bilder sich Ovid und Dante anbieten, tatsächlich eine Usurpation, um die Bitterkeit dieses doch spezifischen Leidens einer ehrwürdigen Tradition zuzuordnen. Tatsächlich vollzog sich mit der gleich massenhaften Emigration oder Ausweisung von Autoren aus ihren jeweiligen Heimatländern für Viele zugleich die konsequente Materialisierung einer Sonderexistenz, die dem freien Schriftsteller - oder auch dem freien Künstler überhaupt - in der Moderne auf die eine oder andere Art als Lebensform zugeordnet ist.

Auch Elisabeth Bronfen hat die Tropen der exilierten Dichter des 20. Jahrhunderts von der Verlassenheit und dem stellvertretenden Leiden auf ein "Denkmuster westlicher Mythopoetik" zurückgeführt. Die Wurzeln dieser Erfahrung des Ausgesetztseins hat sie allerdings letzten Endes und vielleicht etwas zu rasch an den von der jüdisch-christlichen Schöpfungsgeschichte vermittelten Urtext von der Vertreibung aus dem Paradies angeschlossen.(30)

Schon drei Jahrzehnte zuvor hat Harry Levin dies für die jüdischen Exilanten zugespitzt, die Erfahrung des "displaced poet" dabei allerdings als ein "essentiell modernes Phänomen" ausgegeben, das sich, jüdischer Geschichtsauslegung folgend, nachträglich an den alttestamentarischen Erfahrungen zwischen Zion und Babylon zu orientieren sucht.(31)

Man muss so weit nicht gehen, aber die Vermutung, dass ein je unverwechselbares Leiden an individueller Isolation bei einer aufrecht erhaltenen Mitverantwortung für die Kultur des Herkunftslandes ein neues Anschlussbegehren auslöst, das seinen Halt in einer metaphorischen Gemeinschaft aller Exilierten findet, ist so abwegig nicht. Ein solches Begehren ist schon deshalb ernst zu nehmen, weil es zur entscheidenden Lebenshilfe werden kann - und sei es, wie bei Stefan Zweig, zur Hilfe in den Freitod.

"Displacement and misplacement" nennt der nach Amerika emigrierte Joseph Brodsky "this century's commonplace"(32). Hält man dagegen, dass das "gemeinsame Los" des erzwungenen Exils selbst unter den Massenaustreibungen des 20. Jahrhunderts eine "einheitsbildende Kraft" nicht entfaltet hat(33), so belegt der außerordentlich breite Niederschlag dieser Erfahrung sowohl in der literarischen als auch in der dokumentarischen Überlieferung in Briefen und Lebenszeugnissen, dass ihm dagegen sehr wohl die Kraft zu einem imaginierten Modell eignete, an dem der versprengte Einzelne Orientierung suchte und fand. Dabei ist von Belang, dass für diese Orientierung nicht Begriffe oder Sprachregelungen verbindlich wurden - wie hätten derartige Vorgaben über die weltweite Zerstreuung hinweg wahrgenommen werden können -, sondern literarisch tradierte Musterbilder, nämlich einzelne berühmt gewordene Exilierte als Figuren, mit denen eine Identifikation selbst unter gänzlich unterschiedlichen historischen Bedingungen möglich wird. Wenn schließlich sogar der bloße Aufruf der Namen von Exilierten, deren Geschick in der literarischen Tradition zum Mythos wurde, und die Erfahrungen am eigenen Leibe derart ineinander übergehen, dass der gegenwärtig Betroffene sich im Vor-Bild wiedererkennt, dann bleibt nur der, freilich gewagte, Schluss übrig, in jeder tiefgreifenden, und erst recht in jeder existenzbedrohenden Erfahrung könne der Anschluss an Figuren des kollektiven Denkens, insbesondere wenn es sich dabei um Menschen handelt, die Vergleichbares erlitten haben, eine Lebens- oder auch Sterbenshilfe sein.

Das ist ein Umstand, der in einer Zeit, in der soziale Utopien hinter den Anreizen oder auch dem Zwang zu individueller Selbstverwirklichung allenthalben verblassen, das Studium literarischer Traditionen weiterhin - oder gar erst recht - lebenswichtig macht.

© Eberhard Lämmert (Potsdam)


ANMERKUNGEN

(1) Publius Ovidius Naso: Tristia III, 14, 43 - 46. In: P. O. N., Tristia. Hg. von Georg Luck, Bd. 1, Heidelberg: Winter 1967, S. 142; dt. Vers-Übersetzung von Wilhelm Willige, in: P. O. N., Briefe aus der Verbannung. Zürich: Artemis 1963, S. 171f.: "Oftmals such' ich ein Wort, einen Namen, ich such' eine Wendung, / und es ist niemand da, der mir zu raten vermag; / oft versuche ich, etwas zu sagen - mit Scham auch gesteh' ich's - / aber es fehlt mir das Wort, weil ich's zu sagen verlernt."

(2) Bertolt Brecht: Besuch bei den verbannten Dichtern. In: Gesammelte Werke 9: Gedichte 2, Frankfurt a. M. 1967, S. 663f. - Vgl. auch Die Auswanderung der Dichter, ebd. S. 495.

(3) Werner Vortriede: Vorläufige Gedanken zu einer Typologie der Exilliteratur. In: Akzente 15, 1968, S. 556-575.

(4) Lion Feuchtwanger: Die Arbeitsprobleme des Schriftstellers im Exil. In: Sinn und Form. Beiträge zur Literatur. hg. von der Deutschen Akademie der Künste. 6. Jg. (1954), 3. Heft, S. 348.

(5) Die hier anschließende Musterung der Lebensgeschichten folgt eigenen, früheren Studien zu Ovid und Feuchtwanger: Die Metamorphose des Ovid. Betrachtungen über das Verhältnis von Liebe und Literatur. In: Liebe als Literatur. Aufsätze zur erotischen Dichtung in Deutschland, hg. von Rüdiger Krohn, München 1983, S. 143-162, und Lion Feuchtwanger und das kalifornische Exil. In: Exilforschung. Ein Internationales Jahrbuch, Bd. 2, 1984, S. 143-159. - Außerdem nimmt der Text in einigen folgenden Passagen Thesen eines Beitrags auf, der u. d. T. : Der verbannte Dichter - eine europäische Figur, etwa gleichzeitig in einem Sammelband des Zentrums für Literaturforschung: Figuren des Europäischen, zum Druck vorbereitet wird.

(6) Epistulae ex Ponto. I, 5. v. 65-68. In: Publius Ovidius Naso, Briefe aus der Verbannung. Lateinisch und Deutsch, hg. von Georg Luck, Zürich und Stuttgart 1963, S. 326-328.

(7) Vgl. zur folgenden Aufzählung die Fülle der Nachweise im Kapitel "Me coluere minores" bei Hartmut Froesch: Ovid als Dichter des Exils. Bonn 1976 (= Abh. z. Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft, Bd. 218), S. 115-145, sowie E. L.: Die Metamorphose des Ovid (Anm. 5), S. 157-160.

(8) Victor Hugo: Les châtiments (1853). In: Oeuvres poétiques, éd. par Pierre Albouy, T. 2, Paris 1967, p. 222.

(9) Heinrich Mann: Victor Hugo (1925). In: Essays. Hamburg 1960, S. 67.

(10) Dazu ausführlicher E. L.: Beherrschte Literatur. Vom Elend des Schreibens in der Diktatur. In: Literatur in der Diktatur. Schreiben im Nationalsozialismus und im DDR-Sozialismus. Hg. von Günther Rüther. Paderborn u. a.: Schöningh 1997, S. 15-37, bes. S. 29f.

(11) Thomas Koebner: Polemik gegen das Dritte Reich und "Militanter Humanismus", in: ders., Unbehauste. Zur deutschen Literatur in der Weimarer Republik, im Exil und in der Nachkriegszeit. München: edition text + kritik 1992, S. 220-236 u. 237-260.

(12) Aus: Joseph Roth, Der Antichrist, bei Koebner, S. 231.

(13) Ebd., S. 226.

(14) Ebd., S. 232.

(15) Ebd., S. 232.

(16) Mit Bieneks Vorlesungen befasst sich ausführlich Wolfgang Frühwald: Die "gekannt sein wollen". Prolegomena zu einer Theorie des Exils. In: Innen-Leben. Ansichten aus dem Exil. Hg. v. Hermann Haarmann, Berlin: Fannei u. Walz 1995, S. 56-69.

(17) Tom Kuhn: Ovid and Brecht: Topoi of Poetic Banishment. In: The Brecht yearbook 24, 1999, S. 163-175, hier S. 172.

(18) Ebd., S. 165 u. 164.

(19) Elisabeth Bronfen: Exil in der Literatur. Zwischen Metapher und Realität. In: Arcadia 28, 1993, S. 167-183, hier S. 171.

(20) Darüber ausführlicher E. L.: Nietzsches Apotheose der Einsamkeit. In: Nietzsche Studien 16, 1987, S. 47-69.

(21) Alfred Döblin: Doktor Döblin. Selbstbiographie. Erstdruck, hg. von Heinz Graber, Berlin 1970; u. d. T. Ich nähere mich den Vierzig. In: Autobiographische Schriften und letzte Aufzeichnungen. Olten und Freiburg i. B. 1977, S. 11.

(22) Gottfried Benn: Gesammelte Gedichte. Wiesbaden/Zürich 1956, S. 67.

(23) Vgl. Protokoll des II. Internationalen Symposiums zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933, in Kopenhagen 1972. Zusammengestellt von Helmut Müssener und Gisela Sandqvist, hg. vom Deutschen Institut der Universität Stockholm, S. 435-443.

(24) Die deutschsprachige Fassung beider Vorträge Werfels hat Alma Mahler-Werfel in ihre Autobiografie Mein Leben aufgenommen. Sie werden hier zitiert nach der Ausgabe im Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1963, S. 247 bzw. 223.

(25) Joseph Roth: Das Autodafé des Geistes. In: Werke, Bd. 3, S. 496; zit. bei Bettina Englmann, Poetik des Exils. Die Modernität der deutschsprachigen Exilliteratur. Tübingen: Niemeyer 2001, S. 6, Anm. 19.

(26) Imre Kertész: Ich - ein anderer. Berlin: Rowohlt 1998, S. 58.

(27) Ebd., S.110.

(28) So bin ich weiterhin verletzbar. Ein ZEIT-Gespräch mit Günter Grass. In: ZEITLITERATUR, Sonderbeilage zur Ausgabe der ZEIT vom 4.10.2001, S. 63-66, hier S. 64.

(29) Julia Kristeva: A New Type of Intellectual: The Dissident. In: The Kristeva Reader, hg. von Toril Moi, New York 1986, S. 298; zit. bei Bettina Englmann (Anm. 25), S. 8, Anm. 25.

(30) Elisabeth Bronfen: Exil in der Literatur. Zwischen Metapher und Realität. In: Arcadia 28, 1993, S. 167-183, hier S. 183. - Auch die repräsentative Textsammlung: The Oxford Book of Exile, ed. by John Simpson, Oxford 1995, beginnt mit "Expelled from Paradise", S. 3f., und zitiert nach der Genesis sehr bald auch eine Passage aus Ovids Tristia, ebd. S. 7f.

(31) Harry Levin: Literature and Exile. In: Refractions - Essays in Comparative Literature, New York 1966, S. 62-81, bes. S. 78.

(32) Joseph Brodsky: "This Condition we call Exile". In: The New York Review of Books, January 21 (1988), S. 16; zit. bei Bronfen (Anm. 26), S. 177.

(33) Wulf Koepke: Probleme und Problematik der Erforschung der Exilliteratur. In: Das Exilerlebnis. Verhandlungen des 4. Symposiums über deutsche und österreichische Exilliteratur, hg. von Donald G. Daviau und Ludwig M. Fischer, Columbia, South Carolina 1982, S. 350; zit. bei Bernhard Spies: Exilliteratur - Ein abgeschlossenes Kapitel? Überlegungen zu Stand und Perspektiven der literaturwissenschaftlichen Exilforschung. In: Exilforschung: Ein Internationales Jahrbuch 14, 1996, S. 17.


3.1. Exil und Migration | Exile and Migration | Exil et migration

Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections


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For quotation purposes:
Eberhard Lämmert (Potsdam): "Oftmals such' ich ein Wort": Exil als Lebensform. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/03_1/laemmert15.htm

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