Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. April 2004
 

4.8. Das Unbehagen in der Kultur - ein verbindendes Element in der Welt von heute ?
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Fritz Peter Kirsch (Wien)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Probleme mit der Vergegenwärtigung von Gesellschaft - diskutiert am Beispiel der Globalisierung und der These vom Zusammenprall der Kulturen

Jens Aderhold (Chemnitz)
[BIO]

 

Zusammenfassung:

Spätestens mit der polarisierenden These von Samuel Huntington vom Zusammenprall der Zivilisationen ist deutlich geworden, dass Globalisierung mehr als nur die wirtschaftliche oder die politische Dimension gesellschaftlicher Veränderung umfasst. Der Prozess Globalisierung ist längst ein polydimensionaler Vorgang, der vertraute Unterschiede, Grenzen und Chancen auf gravierende Weise verschieben wird. Hinzu kommt, dass der Globalisierungsdiskurs selbst zu einem komplizierten Geflecht unterschiedlichster Annahmen und Argumente angewachsen ist. Die hieraus resultierenden Orientierungsunsicherheiten werden ihrerseits zum problematischen Ausgangspunkt folgenreicher Aktivitäten. Vor dem Hintergrund semantischer Ungereimtheiten wird der Frage nachgegangen, auf welche Schwierigkeiten die Gesellschaft bei ihrer Selbstvergewisserung stößt. Hierbei wird geprüft, in welcher Weise die kulturellen Muster unseres Alltags sich auf die strukturellesemantische Verarbeitung bestehender Unterschiede auswirken.

 

1. Einleitung

Beschreibungen helfen, sich in der Welt zurechtzufinden. Sie sind es aber auch, die zuweilen mehr verstören, verwirren und verklären als aufklären. Nicht selten kleidet sie das Gewand des Spektakulären. Was wird beziehungsweise wurde nicht schon alles angeboten? Wir erinnern uns noch an die Horrorszenarien, wie z. B. an dem zum Jahr 2000 prophezeiten Zusammenbruch der Energieversorgung und der Verkehrssysteme, der durch die Programmierversäumnisse der Computer- und Softwarehersteller und -anwender ausgelöst werden sollte. Oder an das nie verstummende Wechselspiel von Fortschrittsmythen und Krisenbeschreibungen. Endlich in der Moderne angekommen, wird unsere Aufmerksamkeit entweder auf die Verheißungen oder auf die Risiken der Informations-, Wissens- und Netzwerkgesellschaft gelenkt. Dabei ist festzustellen, dass sich die Antwort auf die Frage, was die Zukunft bringen wird, mit der Perspektive ändert, auf deren Basis die Gegenwart beschrieben und analysiert wird. Wir leben in einem Zeitalter, welches durch eine merkwürdige Diskrepanz gekennzeichnet ist. Merkwürdig deshalb, weil die Menschheit wahrscheinlich noch nie über so viel Information und Wissen verfügte, wie dies gegenwärtig der Fall ist. Zugleich ist zu beobachten, dass noch zu keiner Zeit Menschen mit einer derartigen Orientierungsunsicherheit leben mussten, wie in der gegenwärtigen Epoche. Der Selektionsdruck ist gewaltig. Die Zahl riskanter Entscheidungen wächst exponentiell. Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Das liegt nicht nur daran, dass eigentlich schon vor dem Zusammenbruch die verwendeten Leitunterscheidungen nicht funktioniert haben. Die klare Welteinteilung, in der sich zwei Machtblöcke (Ost und West) feindlich gegenüberstehen, ist zwar verloren gegangen. Dieser Verlust ist aber nicht die Ursache für die neue Unübersichtlichkeit der neuen Weltordnung. Längst hat die Menschheit mit Problemen zu kämpfen, die mit den alten Gegensätzen von Sozialismus und Kapitalismus, von Arbeit und Kapital, von Gemeinschaft und Gesellschaft nicht mehr zu begreifen und - noch schlimmer - nicht zu bearbeiten sind. Es wird immer deutlicher, dass unsere heutige Weltordnung sich nicht mehr auf die Situationen nach dem Ende des großen Schismas und der politischen Routine der Machtblöcke beziehen kann. Vielmehr gibt sie unsere plötzliche Erkenntnis wieder, "dass die Dinge durch und durch elementar und kontingent sind" (Baumann 1997: 315).

Spätestens mit der polarisierenden These von Samuel Huntington (1996; 1997), der einen Zusammenprall der Weltkulturen erwartet, ist deutlich geworden, dass die Veränderung unserer Gesellschaft mehr als nur die wirtschaftliche oder die politische Dimension gesellschaftlicher Veränderung umfasst. Der vor allem als Globalisierung erlebte Prozess ist längst eine polydimensionale Veranstaltung, die - darin stimmen viele Beobachter überein - vertraute Unterschiede, Grenzen und Chancen auf gravierende Weise verschieben wird. Hinzu kommt, dass der Globalisierungsdiskurs selbst zu einem komplizierten Geflecht unterschiedlichster Annahmen und Argumente angewachsen ist, mit der Folge, dass eine Orientierung nicht nur erschwert, sondern selbst zum problematischen Ausgangspunkt folgenreicher Aktivitäten wird.

Zusätzlich zu den strukturell bedingten Schwierigkeiten gesellschaftlicher Veränderungen kommen semantische Ungereimtheiten. Viele Beiträge, die sich mit dem Etikett des Aufklärens versehen, akzentuieren häufig nur eine Veränderungsdimension (Aderhold/Heideloff 2001). Hinzu treten unerklärliche Vereinfachungen, wie zum Beispiel die Gleichsetzung von Staat beziehungsweise Nation und Gesellschaft. Man vertraut dem Augenschein und glaubt, die Grenzen der Gesellschaft politisch konstituiert und territorial fixiert zu sehen. Wir kämpfen folglich nicht nur mit einer überkomplexen Gesellschaft, sondern auch mit selbst erzeugten Schwierigkeiten, die - wie es scheint - in unsere moderne Kultur fast unausweichlich eingewoben sind (Freud 2000: 21ff.). Fünf Problemfälle, die ich als semantisch strukturierte Vereinfachungen bezeichnen möchte, fallen dabei besonders ins Auge:

Diese und andere semantisch produzierten Blindstellen - nicht nur die im Kultur- oder Globalisierungsdiskurs - sind vor allem deshalb fatal, weil konflikt- und problemträchtige soziale SchlieDFungsprozesse, die im Zuge der funktionalen Differenzierung einsetzen und ihre Wirkung zu entfalten beginnen, unter diesen Bedingungen nur schwer zu begreifen sind. Des weiteren fällt auf, dass nicht selten kulturelle Differenzen überbetont - aus Erklärungsnot? - und demzufolge relevantere verdeckt werden. Die Prominenz vieler Beschreibungsangebote ist weniger ihrer Treffgenauigkeit, sondern eher der Verwendung aufmerksamkeitserheischender Stilmittel geschuldet; mit dem Effekt, dass sie im Namen von Beschwichtigung und Aufklärung selbst zum AuslF6ser für soziale beziehungsweise kulturelle Probleme und Konflikte werden.

 

2. Probleme bei der Beschreibung der Gesellschaft

Wenn wir nach dem passenden Wort, nach der passenden Bezeichnung suchen, um die uns umgebende soziale Welt auf angemessene Weise charakterisieren und einordnen zu können, geht es uns ähnlich, wie bei der Suche nach dem Wesen des Menschen beziehungsweise nach der Identität unseres Bewusstseins. Denn, unser Bewusstsein trennt ja seltsamerweise nicht nur Bewusstes und Unbewusstes, zugleich - auf eine für uns selbst nicht zu ergründende Weise ist es mit äußeren Bestimmungsfaktoren verbunden, es steht in Wechselwirkung mit vielen, kaum zu ergründenden inneren und äußeren Faktoren. Das Unbewusste selbst zieht seine Bedeutung "aus der Opposition zum Bewußtsein" (Fuchs 2003: 1). Es ist aber nicht einfach das, was das Bewusstsein nicht weiß, sondern scheint begriffen zu werden als das, was das Bewußtsein konstitutiv für es selbst nicht wissen kann und darf. "Es wird als Strukturmoment des Psychischen aufgefaßt, ohne daß dies Psychische Zugriffschancen hätte auf das, wodurch es ermöglicht wird." (ebenda)

Auf Sigmund Freud (1989: 43ff.) geht diese eigentümliche Beobachtungstechnik zurück, die bis in die heutige Zeit in die Gesellschaft hineinwirkt: Bei jedem Beobachten von Beobachtern wird die Option bereitgehalten, "zu unterstellen, daß der beobachtete Beobachter sich so wenig vollständig beobachten kann wie derjenige, der ihn observiert. Es ist selbstverständlich und sozial evident geworden, daß niemand über einen perfekten Selbstzugriff verfügt" (Fuchs 2003: 1). Das heißt zugleich zweierlei: Jeder kann erstens vom dem, worauf er nicht zugreifen kann, beeinflusst oder gar determiniert sein. Zweitens wird die Begrenzung menschlicher Erkenntnis und Handlungsfähigkeit deutlich, und was mir nicht zugänglich ist, das kann ich nicht steuern, determinieren, d.h. zielgerichtet beeinflussen.

Als Zugriff für die folgenden Überlegungen werden aber nicht Probleme oder Konflikte ausgewählt, die wir zuweilen im Inneren des Menschen antreffen, sondern ich beschäftige mich mit Aspekten und Fragen, die mit Verhältnis, mit den Beziehungen und Strukturbildungen zwischenmenschlicher Art zu tun haben. Dabei wird im weiteren das Verhältnis von Mensch und Gesellschaft in den Mittelpunkt gerückt. Insbesondere wird es darum gehen, wieweit es möglich ist, wie es gelingt (oder misslingt), sich einen (angemessenen) Zugang zum sozialen Geschehen (Gesellschaft) zu verschaffen. Es wird um das Anfertigen von "Bildern" und "Beschreibungen" gehen, sowie um die hiermit verbundenen (sozial produzierten) Schwierigkeiten, die sich dem Einzelnen, aber auch kollektiven Akteuren stellen, wenn diese dabei sind, einen Zugang zur gesellschaftlichen Umwelt zu suchen.

 

3. Aktuelle Versionen von Gesellschaft

Sobald es zu Beschreibungen kommt, gerade wenn es um die Gesellschaft selbst geht, wird eine Mehrheit von Auffassungen produziert, welche die Aufgabe, sich einen brauchbaren Überblick zu verschaffen, nicht gerade erleichtern. Noch verschärfter ausgedrückt, kann gesagt werden, dass ein Mehr an Wissen wahrscheinlich nicht zu einem Mehr an Sicherheit wird, sondern den Grad an Unsicherheit erheblich steigern kann (Luhmann 1997: 879). Diese Unsicherheit bleibt aber in der Regel verborgen. Sie offenbart sich nur selten, vor allem dann, wenn Erwartungen nicht zutreffen oder wenn diese enttäuscht wurden.

Die These, die weiter auszuarbeiten ist, lautet: die Gesellschaft ist (und bleibt) für uns unerreichbar, das heißt, sie bleibt letztlich unzugänglich. Die Gesellschaft hat keine Adresse, an die man sich wenden könnte, sie ist auch keine Organisation, die handelt oder entscheidet (ebenda: 866). Ein direkter Zugriff entfällt. Die Gesellschaft zerfällt in einen Bereich, der sich bezeichnen lässt, und einen, der unbezeichnet bleiben muss. Auf der Seite des Bezeichneten findet sich nichts anderes als Beobachter und Beobachtungen, die mit bestimmten Setzungen, Unterscheidungen arbeiten (Personen und soziale Systeme), wobei auch hier wiederum die Differenz zwischen dem, was bezeichnet, und dem, was nicht bezeichnet wird, zur Geltung kommt.

Sucht man nach markanten Formeln, die den Zustand der Welt oder der Gesellschaft beschreiben, fallen dem aufmerksamen Beobachter in der Öffentlichkeit gehandelte Begriffe ein: Zuerst natürlich die provokante These von Huntington (1996) über den 'Kampf der Kulturen'. 'Erlebnisgesellschaft' (Schulze 1992) wäre ein weiterer würdiger Kandidat, und auch das Bild der Welt als globales Dorf (McLuhan 1995) kommt in den Sinn. Kontingenz und Komplexität (Baumann 1995; Parsons 1964; Luhmann 1990; 1993) sind schon eher abstrakte Formeln, die zur Zeit noch für wissenschaftliche Debatten reserviert scheinen. Intellektuellendiskurse empfinden unsere Gegenwart als postmodern (Lyotard 1986). Anscheinend gibt es hiernach keine zufrieden stellende Weltbeschreibung mehr. Anything goes?

Wie schon angedeutet, stellen Beschreibungen (Selbstbeschreibungen eingeschlossen) Beobachtungen dar. Und Beobachtungen bezeichnen etwas, indem etwas unterschieden wird. Eine Bezeichnung ist aber nicht umsonst zu haben. Zum einen ist die Selektivität des verstehenden Zugriffs kaum auszuschalten. Nebenher wird immer ein Bereich mitproduziert, ein unmarkierter Bereich, der als "Rest der Welt" mitgeführt wird. Eine umfassende Beschreibung bleibt Illusion, man sieht nur das, was man sieht, beziehungsweise das, was die Beobachtungen hergeben. Das ist aber nur die eine Seite des Problems, diese Schwierigkeit ist nicht zu umgehen. Wir werden aber noch sehen, dass die Angelegenheit komplizierter wird. Ungeachtet dessen lenke ich meinen Blick erst einmal auf drei aussichtsreiche Begriffskandidaten, die zumindest die Szenerie bisher dominiert haben beziehungsweise erst noch dominieren werden.

Wissensgesellschaft

Schon 1969 sieht Peter F. Drucker in Wissen und Information die zentralen Ressourcen zukünftiger Entwicklung. Die für die Konzeption und Produktion neuer Technologien und Techniken verantwortlichen sozialen Bereiche und Akteure von Wissenschaft, Forschung und Entwicklung werden als Antriebskraft von Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft auserkoren. Informationsgewinnung, Selektion, Wissen und Wissensarbeit werden zum entscheidenden Potential hochstilisiert (u.a. Bühl 1997). In ähnlicher Weise argumentiert Daniell Bell (1976), der frühzeitig die postindustrielle Gesellschaft als aufkeimende Informationsgesellschaft heraufziehen sieht.

Während in der industriellen Gesellschaft die betriebliche Koordination von Mensch und Maschine im Zentrum steht, dominiert theoretisch fixiertes Wissen die postindustrielle Gesellschaft (Bell 1976; Leonard-Barton 1995; Stehr 1994). Kodifiziertes theoretisches Wissen wird zur Quelle von Innovation und damit zum Motor gesellschaftlichen Wandels. Die Expansion staatlicher und privater Forschungsaktivitäten wird zur zentralen Grundlage für die Verwissenschaftlichung zahlreicher Wirtschaftsbereiche. Mit der Expansion des Dienstleistungssektors nehmen zugleich auch wissensbasierte Aktivitäten zu. Des weiteren verändert sich die Berufsstruktur. Sie wird nun durch professionalisierte, akademisch qualifizierte Wissensarbeiter charakterisiert (Reich 1993). Der Glanz, der zuweilen verbreitet wird, bekommt Schatten, wenn nicht gar Risse. Die Kritik an der modernen Gesellschaft ist nicht zu übersehen. Zum einen wird am Befund der Wissensgesellschaft gezweifelt und zum anderen sind deren Auswirkungen alles andere als gewünscht. Nicht nur, dass Wissen in allen Epochen der Menschheitsgeschichte eine enorme Bedeutung beizumessen ist, längst wird der positive Eindruck getrübt. Wir wissen die vielen Errungenschaften zu schätzen (leistungsfähige Technologie, Wohlstandsmehrung, Schulbildung, Reisemöglichkeiten usw.), vermehrt werden uns aber die Probleme, die damit verbunden sind, deutlicher.

Risikogesellschaft

Spätestens mit dem Unglück von Tschernobyl im Jahr 1986 wurde die Zeitdiagnose, dass wir in einer Risikogesellschaft leben, öffentlich bekannt. Die Zentralaussage, die Ulrich Beck zur Bezeichnung der Gegenwartsgesellschaft heranzieht, lautet: Wir befinden uns in einer anderen Welt als wir denken. Die moderne Industriegesellschaft ist längst von einer neuen Gesellschaftsform abgelöst worden, der Risikogesellschaft.

Die Moderne ist zugleich an ihrem Höhepunkt und an einem Umkehrpunkt angelangt. Zu dem beeindruckenden Leistungskatalog an Entwicklungen und Möglichkeiten gesellt sich immer deutlicher der Eindruck, dass die Effekte der Hochleistungsdifferenzierung sozialer Kommunikation die Gesellschaft aus dem Ruder bringen könnten. Die Gesellschaft produziert in ihrer Umwelt riesige Probleme, wobei sich mittlerweile die Frage stellt, ob es überhaupt noch Eingriffschancen gibt, die angelaufene soziale Eigendynamik (1) irgendwie abzubremsen (vgl. unter anderem Luhmann 1997: 794f.). Ökologisch stellt sich das Problem, ob wir an den Grenzen des Wachstums angelangt sind, ob der Nutzung natürlicher Ressourcen Grenzen (2) gesetzt sind. Die Naturmedien Boden, Wasser und Luft werden zum Teil auf Dauer belastet. Wie lange die anwachsende Weltbevölkerung noch mit Trinkwasser versorgt werden kann, ist fraglich. Die Frage, welche Effekte die unstrittigen Wohlstandserwartungen der Menschen (3), nicht nur in den bevölkerungsreichen Ländern Asiens auslösen werden, kann momentan nur spekulativ (4) beantwortet werden.

Nicht nur das lineare Fortschrittsdenken büßt seinen Rationalitätsanspruch ein, selbst der Glaube, den Fortschritt kontrollieren zu können, kann nicht mehr als gerechtfertigt angesehen werden. Zudem wird das Individuum aus den kollektiven Lebensverhältnissen herausgelöst und ist einer bislang nicht bekannten sozialen Unsicherheit ausgesetzt. Typische Lebensformen der Industriegesellschaft lösen sich auf, sie werden durch neue Ein- und Anbindungen in soziale Funktionszusammenhänge ersetzt. An die Stelle der industriegesellschaftlichen "Normalbiografien" treten zunehmend individuell ausdifferenzierte, ungesicherte Lebensentwürfe. Nicht-Berechenbarkeit wird zum zentralen Problemfokus für die Risikoproblematik moderner Gesellschaften. Es geht folglich nicht mehr darum, Risiken auszuschließen, sondern es geht um die Frage, wie man individuell und gesellschaftlich mit den Unsicherheiten umzugehen gedenkt.

Die nun folgende Themenfokussierung greift eine an Prominenz zunehmende Diskussion auf. In den letzten Jahren beherrscht ein Wort die wissenschaftliche, jedoch noch mehr die öffentliche Diskussion. Gestritten wird über den Zustand der Welt, über besonders relevante Veränderungen, sowie die damit verbundenen neuen Herausforderungen. Globalisierung (5) ist das Schlagwort, mit dem zum Ausdruck gebracht werden soll, dass Veränderungen in Raum und Zeit lokale und globale Faktoreinwirkungen in jedem einzelnen Ereignis zusammenführten. Neu an dieser Lage ist, dass alles, was geschieht, von der Differenz "Globalität und Lokalität" beeinflusst wird (Ash 1993; Held 1999: 430ff.; Wegge 1999).

 

Weltgesellschaft und Globalisierung

Mit der Bezeichnung Globalisierung wird der Versuch unternommen, die Veränderungen der modernen Gesellschaft angemessen aufzunehmen. Es ist nicht unbedingt der Streit um die Frage, ob die zunehmenden Interdependenzen in der Wirtschaft, Politik, die technologische Entwicklung oder die ökologischen Auswirkungen eher positiv oder negativ einzuschätzen sind. Ein Problem der aktuell thematisierten Folgen gesellschaftlicher Globalisierung ist darin zu sehen, dass vielfach offen bleibt, was der Begriff "Globalisierung" eigentlich bezeichnen soll. Unklarheit herrscht darüber, worauf der bezeichnende Vorgang überhaupt bezogen ist und in welchem sozialen Kontext Globalisierung stattfindet (Stichweh 1995: 31). Der hier in Rede stehende Diskurs tritt in zwei unterschiedlichen Versionen auf: Globalisierung und Weltgesellschaft.

Globalisierung dient zum einen als Bezeichnung für einen Prozess, der zu einer zunehmenden weltweiten Verknüpfung und Abhängigkeit führen wird: Beim Thema Globalisierung schwingt die Erwartung mit, stärker als bisher darauf aufmerksam machen zu können, dass sich vor allem in der Wirtschaft internationale Verflechtungen enorm verdichten, steigern und beschleunigen (Link 1998: 52; Webster 1995: 140ff.). Als Hauptträger dieser Entwicklung werden vor allem große Unternehmen, also Konzerne, Banken, Finanzmakler und Investmentfirmen ausgemacht, deren strategische Ausrichtung (6) zunehmend globaler wird. Das Spektrum möglicher Wirkungen reicht von transnationalen Verflechtungen von Unternehmen, Handel und Geldwirtschaft bis hin zum Zusammenbruch ganzer Märkte. Man beobachtet eine ausufernde kapitalistische Weltwirtschaft (Hirst/Thompson 1996; Wallerstein 1986; 1989). Nicht nur große Unternehmen operieren mittlerweile weltweit. Produkte werden international erzeugt, Arbeitsmärkte übergreifen nationale Grenzen. Man rechnet zukünftig mit Verhältnissen, in denen es weder nationale Produkte, nationale Technologien oder Industrien, noch national agierende Unternehmen mehr geben wird (Reich 1993: 9). Die wichtigen Produktionsfaktoren - Geld, Technologie, Produktionsstätten - sind hochmobil. Sie können Landesgrenzen überschreiten und lassen sich nahezu an jeden Ort der Welt transferieren. Die Rede von national begrenzten Volkswirtschaften macht so kaum noch Sinn, das "Konzept einer nationalen Wirtschaft" wird "praktisch bedeutungslos" (ebenda: 15). Das soll nicht heißen, nationalstaatlich oder regional angelegte Bemühungen um Ausbildung, Arbeitsvermögen, Innovationskraft oder Infrastruktur wären in einer Weltwirtschaft vergeblich. Worauf es ankommt, ist die Erkenntnis, dass sich der gesellschaftliche Hintergrund verändert hat. Die neuen Anforderungen der Weltwirtschaft werden zur Bezugsgröße für Unternehmen, für staatliche oder regionale Wirtschaftspolitik ebenso wie für Wissenschaft und Forschung sowie für Unternehmer und Arbeitnehmer.

Weiterhin wird eine neue politische Weltordnung eingefordert, um unter anderem die chaotisch anmutenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten eindämmen und wenn möglich steuern zu können, aber auch, um die vielen Konflikte in der Welt besser bearbeiten zu können. Denn die Nationalstaaten stoßen an Grenzen des Machbaren. Sie müssen erkennen, dass nur ein verändertes politisches Gefüge der internationalen Beziehungen weiterhilft, um den globalen Effekten lokalen Handelns angemessen begegnen zu können. Im Bereich der Politik äußert sich Globalisierung als Intensivierung und Neugestaltung der internationalen Beziehungen (Burton 1972; Link 1998).

Dieser Befund einer sich globalisierenden Welt wird zurecht auf mehrfache Weise kritisiert. Zum einen wird hervorgehoben, dass dieser Prozess alles andere als unausweichlich sei. Wenn er das Werk des Menschen ist, dann könne dieser auch aufgehalten oder umgelenkt werden. Zum anderen kommt hinzu, dass an der Einschätzung selbst gerüttelt wird. Der Streit, ob Handelsströme gewachsen sind, ob Investitionen in ausreichender Höhe international getätigt werden, so dass die "Tatsachen" auch die Bezeichnung Globalisierung rechtfertigen, ist längst nicht mehr der springende Punkt, wenn die Faktizität füreinander erreichbarer Kommunikationsereignisse und -adressen und deren systemspezifische Berücksichtigung, die den Unterschied von Globalität und Lokalität erzeugt, durch die Einnahme einer besonderen, überall möglichen Beobachtungsposition produziert wird. Es kommt folglich nicht darauf an, ob es Globalisierung wirklich gibt, vielmehr sind in allen Funktionssystemen der Gesellschaft Beobachtungen installiert, die weltgesellschaftliche Verflechtungen voraussetzen und damit auch die möglichen und zu wählenden Aktivitäten entsprechend formieren. Globalisierung bedeutet dann: die in der Weltgesellschaft jeweils auf unterschiedliche Weise vorzunehmende Institutionalisierung einer neuen Perspektive, der sich niemand mehr entziehen kann. Auf der von unterschiedlichen Beobachtern etablierten Umweltseite kann es zu Überschneidungen kommen, die den Beteiligten eine ähnlich gelagerte Situation nahe legen, wobei auch dies wiederum beobachtet werden kann. Das bestärkt in der Auffassung, dass Globalisierung als Ausdruck einer schon existierenden Weltgesellschaft zu verstehen. Die Situationsbildung beim Beobachten verschiebt sich hinsichtlich eines veränderten Erwartungshorizontes. Weltgesellschaft fungiert als "reale Einheit des Welthorizontes für alle" (Luhmann 1991: 55), aber in jedem Fall, in jedem System, in jedem Ereignis vor einem anderen Hintergrund.

Gesellschaft ist folglich Weltgesellschaft (Beck 1998; Burton 1972; Luhmann 1991; 1997; Stichweh 1995; 2000; Wallerstein 1989). Globalisierung wäre demzufolge kognitiv zu verstehen. Der Begriff bezeichnet dann die zunehmende Auseinandersetzung mit der Weltgesellschaft. Kommunikation, egal ob im Bereich der Wirtschaft, der Liebe, der Kunst oder der Wissenschaft, macht an Staatsgrenzen (7) nicht halt, längst werden deren Teilnehmer weltweit miteinander verknüpft. Kommunikation kann im Prinzip jedermann an allen Orten der Welt erreichen. Hinzu kommt, dass die soziale Welt selbst aus global ausdifferenzierten Teilsystemen besteht. Die Teilsysteme Wirtschaft, Politik, Recht, Erziehung, Wissenschaft, Sport, Medizin, Familie, soziale Hilfe, Kunst sind global ausgreifende Systeme (unter anderem Weltwirtschaft, Weltpolitik, Weltrecht, Weltwissenschaft, Weltkunst), das heißt, an jedem Ort der Welt koppelt sich Kommunikation an eine Leitstruktur der Funktionssysteme.

Gesellschaft wird dann zu einem Gesamtsystem aller füreinander erreichbaren Kommunikationen und Kommunikationsteilnehmer. Die gegenwärtigen Veränderungen, die unter dem Label "Globalisierung" laufen, wären somit in eine schon bestehende Weltgesellschaft einzuordnen. Das bedeutet, dass in jeder Kommunikation Weltgesellschaft impliziert ist, und zwar ganz unabhängig von der jeweils gewählten Thematik und der räumlichen Distanz zwischen den Teilnehmern (Luhmann 1997: 150). Es kommt nicht unbedingt darauf an, ob es zu einer faktischen Vermehrung globaler Kommunikationsereignisse kommt. Vielmehr wird die Weltgesellschaft (8) dadurch konstituiert, dass in jeder Interaktion oder genauer in jeder Kommunikation ein "Und so weiter" anderer Kontakte eingebaut ist (Luhmann 1991: 54).

Weltgesellschaft bezeichnet demzufolge nicht nur die Institutionalisierung differenzierter Kommunikationsmedien. Hinzuzufügen ist die Feststellung, dass jede stattfindende Kommunikation weitere Anschlüsse und damit weitere Kontakte impliziert. Diese von der modernen Gesellschaft produzierte Erreichbarkeit ist nicht so zu verstehen, dass es zu jeder Zeit und vorbehaltlos möglich wäre, auf jeden Adressaten in gewünschter Weise zuzugreifen. Aus der Konstitution dieses neuen Möglichkeitshorizontes ergeben sich zwar Chancen, nahezu überall auf dem Globus Verbindungen zu suchen und auch zu finden. Hinzu kommen neue Herausforderungen, auf die nur wenige wirklich vorbereitet sind. Fatalerweise ist nicht nur der Globalisierungsdiskurs selbst zu einem komplizierten Geflecht unterschiedlichster Annahmen und Argumente angewachsen. Die hieraus resultierenden Orientierungsunsicherheiten werden ihrerseits zum - problematischen - Ausgangspunkt folgenreicher Aktivitäten. Vor dem Hintergrund semantischer Ungereimtheiten möchte ich nun der Frage nachgehen, auf welche Schwierigkeiten die Gesellschaft bei ihrer Selbstvergewisserung stößt.

 

4. Problematische Beschreibungsforme(l)n

Unter diesen Vorzeichen dürfte eines der Hauptkennzeichen unserer Epoche wohl darin bestehen, dass Orientierung immer schwieriger wird. Nicht umsonst ist ein rasanter Wechsel der semantischen und begrifflichen Leitwährungen an der Tagesordnung. Orientierung benötigt Erklärungen oder Gründe, nur ist die Frage, ob man den etablierten und in vielerlei Hinsicht erfolgreichen Konstruktionsmustern, die Erklärungen bereitstellen, folgen und trauen sollte. Zu den Schwierigkeiten Gesellschaft zu erfassen, gesellen sich noch semantische Ungereimtheiten.

Viele Vorschläge, Beiträge und Analysen betonen nicht selten nur eine Dimension, mit der Folge, andere Aspekte, Teilbereiche oder gar die Gesellschaft selbst aus den Augen zu verlieren. Hinzu tritt die mittlerweile kaum noch zu vertretende Gleichsetzung von Nation und Gesellschaft. Man vertraut dem Augenschein und glaubt, die Grenzen der Gesellschaft (9) politisch konstituiert und territorial fixiert zu sehen. Dass mit einem ontologisch beziehungsweise objektivistisch ansetzenden Grenzbegriff kaum auf die divergenten Funktionslogiken sozialer Systeme durchzugreifen ist, überrascht nicht. Auf diese Weise wird es fast unmöglich, die universal wirkenden Schemata sozialer Orientierung der funktional differenzierten Gesellschaft angemessen analytisch und empirisch zu erfassen. Fünf Problemfälle semantisch strukturierter Vereinfachungen fallen besonders auf:

(1) Die Barriere der Praxis

Hier können nur kurze Eindrücke geschildert werden: zu beobachten ist eine Verschiebung und zwar dahingehend, was an abstrakt, an komplex angelegten Sinnangeboten überhaupt noch mit Aufmerksamkeit rechnen kann, von Akzeptanz der Sinnofferte ganz zu schweigen. Diskussionsbeiträge im Fernsehen dürfen nicht länger als 30 Sekunden sein. Die Hauptnachrichten im Radio nehmen maximal drei Meldungen auf, wobei auch in der Auswahl danach verfahren wird, was Aufmerksamkeit sicherstellt. Wie lang darf ein Text in einer "normalen" Tageszeitung noch sein? Was darf man den Lesern noch zumuten? Wie weit darf ein Berater die Komplexität reduzieren beziehungsweise verdrängen, wenn er seinen Klienten nicht verlieren möchte? Es kommt scheinbar immer weniger auf die Information, vielmehr auf die Verpackung, auf das mitgelieferte Design an. Vorlesungen an der Universität und Weiterbildungsveranstaltungen im Unternehmen müssen jetzt auch Spaß machen (Unterhaltung bringen), ein kleiner Witz hier, ein nettes Bild dort, bunte Folien sind out, Beamerpräsentationen sind in usw. Wenn wissenschaftliche Forschung nicht den klaren Nachweis bringt, dass man die Ergebnisse schnell in die Praxis überführen kann, hat sie kaum noch Chancen gefördert, d.h. bezahlt zu werden. Forschung und Lehre sollen sich verstärkt an der Praxis orientieren. Die Hochschulprofessoren stehen vor der Aufgabe, den Elfenbeinturm zu verlassen und die Bedürfnisse der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wahrzunehmen. Universitäten, Verwaltungen, Bibliotheken, Städte und Kommunen sowie der Staat selbst sollen sich der Realität stellen, sich an dieser besser als bisher orientieren; nur wer definiert, was der Fall ist? Wie es scheint, die Praxis der Ökonomie (10); und wenn, welche könnte das sein?

(2) Quantifizierung von Wirklichkeit, Realitätskonstruktion durch Anfertigung von Zahlen; Zahlendaten als Argument beziehungsweise als Realitätsersatz?

Es ist kaum zu übersehen: Die Beobachtung gesellschaftlicher Lagen und Veränderungen erfolgt zunehmen anhand quantifizierter und aggregierter Daten. Das Verfahren der Quantifizierung ist zu einem der bedeutsamsten Mechanismen geworden, mit denen die Realität vermessen wird. Zu beobachten ist eine stärker anwachsende Produktion und Interpretation von Massendatenbeständen. Universitäten werden evaluiert, Unternehmen erfinden immer ausgefeiltere Controllinginstrumente, eine moderne Wirtschaftspolitik definiert sich durch die erfolgreiche Effektkontrolle ihrer Maßnahmen. In zeitlicher Hinsicht vergleicht man aktuelle Zahlen mit Zahlen der Vergangenheit, um zu sehen, ob es aufwärts oder abwärts geht. Weiterhin vergleicht man zwei oder mehrere Analyseobjekte (Bruttosozialprodukt verschiedene Länder, in Meinungsumfragen abgegebene Wahlpräferenzen) mit dem Ziel, brauchbare Vergleichs- und Orientierungsgesichtspunkte zu generieren.

Hinzu kommt noch ein weiterer Trend: Wann es angefangen hat, ist ungewiss, aber spätestens seit Taylors "scientific management" wird nicht nur der Mensch zunehmend vermessen. Darüber hinaus häufen sich die Versuche, soziale Beziehungen und Gebilde immer objektiver und genauer vermessen zu müssen. War es gestern noch das Vertrauenskapital, so steht heute das Wissenskapital und morgen das Sozialkapital auf der Tagesordnung der Methodenfreaks. Alles scheint möglich. Der Streit dreht sich nicht mehr um die Frage, ob derartige Messungen sinnvoll sind, sondern die Debatte läuft darauf hinaus, dass sich die Methoden und die Auswertungen nur noch gegenseitig überbieten wollen. Phänomene, die von den "ausgewiesenen" Experten als beobachtbar und messbar ausgewiesen werden, werden auch einer Bilanzierung zugeführt. Mit welchen Folgen, wird sich erst noch zeigen.

(3) Monokontexturale Beschreibungen:

Obwohl das wissenschaftliche Wissen auf ansonsten Verdecktes, z. B. auf unsichtbare Bedrohungen aufmerksam macht, komplizierte Zusammenhänge erfassen und darstellen kann, gewinnt es im Alltag kaum Relevanz. Nicht Theorien oder abstrakte Argumente - wie von den Verfechtern der Wissensgesellschaft immer wieder behauptet - bestimmen unser Handeln, sondern semantische Vereinfachungen und technische Artefakte, häufig als Ergebnis von Wissenschaft: Geräte, Medizin, Materialien, Maschinen, Apparaturen (Luhmann 1994: 654). Die Verständigung läuft folglich nicht über wissenschaftliche Beschreibungen, sondern "über Dinge, denen ein Sinn unterstellt wird". Wir haben es mit einer paradoxen Konstellation zu tun: Die Gesellschaft fördert und finanziert Wissenschaft (mit dem Ziel der Produktion neuen Wissens), aber zugleich immunisiert sie sich gegen ihre Beschreibungen und Ergebnisse, die nicht nur kompliziert sind, sondern die im Alltag gepflegten Erwartungen in Frage stellen. Die Unberücksichtung wissenschaftlichen Wissens liegt vor allem daran, dass das Wirklichkeitsbild unseres Alltages monokontextural gebaut ist. Wahrnehmungsdichte und Verarbeitungskapazität der Orientierung haben in alltäglichen Situationen weder für Wissenschaft noch für die komplexe Form der Gesellschaft Platz. Vereinfachung wird zum Erfordernis, vor allem wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erlangen. Aber: es reicht längst nicht mehr aus, die Gesellschaftsbeschreibung über einen Begriff oder über die Benutzung nur einer Beschreibung laufen zu lassen (Luhmann 1997: 1132).

Hinzu kommt noch die Heterogenisierung der Kultur der Gesellschaft. Im Zuge einer näher zusammenrückenden Welt breitet sich der Eindruck aus, dass die eigene kulturelle Bindung kontingent wird, d.h. man bemerkt, sie hätte auch anders ausfallen können. Kultur wird als neue Herausforderung, als grenzziehend und konfliktträchtig beobachtet. Fremde Kulturen werden als identitätsbedrohend (11) erlebt, ohne dass unsere öffentlichen und individuellen Verarbeitungsmuster auf diese Herausforderung eingestellt wären. Aber dieser Gedanke kann hier nicht weiter verfolgt werden.

Festzuhalten bleibt, dass die Realitätsbeschreibung der Alltagswelt und leider auch große Teile der Sozialwissenschaften im Verbund mit öffentlichkeitswirksam fungierenden Massenmedien und intellektuellen Autoritäten vor dem Hintergrund einer komplexer werdenden Gesellschaft vorwiegend monokontextural (12) argumentieren (Luhmann 1994: 632; Markowitz 1998). An dieser Stelle von einem Unvermögen zu sprechen, würde den Kern verfehlen. Die vor allem mit alltagsweltlichen Konditionierungen einhergehenden Verkürzungen und Vereinfachungen, die leicht zu kritisieren wären, sind ebenso ein Produkt der modernen Gesellschaft wie ihre leistungsfähigen Reflexionstheorien. Kommunikationsprozesse sind per se selbst simplifizierend. Die im Alltag häufig notwendige und verständlicherweise zum Einsatz gelangende Selbstsimplifikation wird mittlerweile der polykontextural strukturierten Gesellschaft (13) nicht mehr gerecht. Verschärft wird die Lage durch einen weiteren Verzerrungseffekt.

(4) Dominanz der Akteurssemantik

Semantik im hier verstandenen Sinne ist ein sozial konstituiertes und kulturell tradiertes Instrumentarium, welches das Verhalten von Menschen auf bedeutsame Weise beeinflusst (Luhmann 1993a). Von Interesse ist nun, dass eingesetzte Beschreibungsmuster vom Typ der gewählten Semantik abhängen. Verstehensvorgänge laufen generell über semantisch ausgewiesene Bezugspunkte. Je nach dem, wie die Bezüge gesetzt werden, bilden sich unterschiedlich konfigurierte Semantiken, mit strukturbildenden Effekten (Luhmann 1993a). Auf zwei semantische Varianten möchte ich näher eingehen: Akteurs- und Funktionssemantik (grundlegend Markowitz 1997; 1998).

Akteurssemantik: Die Kultur der Vormoderne versorgte die Menschen mit einer (Grund-)Semantik, deren Charakteristika in der Orientierung am Akteur liegt (vgl. Markowitz 1997). Ausgehend von Absichten, Zwecksetzungen des Einzelnen wird sowohl das Konzept der Handlung als auch das Verhalten sozialer Gemeinschaften gedeutet. Die durch den Bezug auf den Akteur ausgerichtete Wirklichkeitserfassung hat eine bis in unsere Tage hineinreichende Akteurssemantik hervorgebracht (grundlegend Markowitz 1997; 1998). Soziales wird ausgehend von intentional ausgelösten Handlungen gedeutet. Die in die soziale Kommunikation eingebaute Verkürzung läuft in sozialen Systemen u.a. über das Ausweisen von sozialen Adressen. Personen werden sozial konstruiert, um für den Fortgang von Kommunikation Handlungen mit Adressen verbinden zu können.

Funktionssemantik: Obwohl die Akteurssemantik im Alltag für ausreichende Orientierungs- und Handlungssicherheit sorgt, stellt sich mittlerweile ein (neues) Unbehagen ein. Vermehrt setzt sich die Erkenntnis durch, dass Komplexität und Dynamik sozialer Vorgänge nur bedingt durch Rückgriff auf die Intentionen konkreter Akteure erfasst werden können. Zumindest in Teilen der Wissenschaft wird die Entwicklung neuartiger, an sozialen Systemzusammenhängen orientierter Semantiken vorangetrieben. Diese Funktionssemantiken stellen leistungsfähige Reflexionseinrichtungen dar, welche die Funktionsweise sozialer Systeme im allgemeinen und bestimmter Teilsysteme der Gesellschaft im besonderen zu erklären suchen. Ausgangspunkt ist nicht ein einzelner Akteur, vielmehr werden Relationen ins Zentrum der Betrachtung gerückt, wie z.B. die System-Umwelt-Unterscheidung, die in unterschiedlichste Richtungen ausformuliert und hinsichtlich spezifischer Problemstellungen aufbereitet werden kann (Luhmann 1993b). Kurz gesagt stellt Funktionssemantik eine Wirklichkeitserfassung dar, die sich an der Funktionsweise sozialer Systeme (Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft) orientiert.

Aber: unsere Gegenwart wird von einer Semantik dominiert, die sich vorwiegend am absichtsgeleiteten Akteur orientiert (Subjekt, Gemeinschaft, Nation, Kultur). In diesem Zusammenhang überrascht der besonders öffentlich durchschlagende Erfolg von der These von Samuel Huntington vom Zusammenprall der Kulturen nicht mehr. Seine Argumentation ist durch und durch akteursbezogen angelegt. Er sieht in einer halb religiösen, halb kulturellen Zugehörigkeit nach innen gleichzeitig die Notwendigkeit einer mehr oder minder aggressiven Abgrenzung nach außen. Die bloße Tatsache der Existenz kultureller Gruppen bedingt seiner Einschätzung nach den latenten Konflikt, der schließlich zur Konfrontation wird, vielleicht werden muss. Die Stärke in der Sichtweise von Huntington ist aus meiner Sicht auch zugleich die gravierendste Schwäche. Das neu ins Spiel gebrachte Paradigma vom Kampf der Kulturen weist die Welt als verständlich aus, ein (für alle) leicht verständlicher Rahmen - der kulturelle Ansatz -, gibt uns Orientierung (Huntington 1996: 45). Der Vorteil liegt auf der Hand: Man kann nicht nur einiges sehen, wie die sieben oder acht Kulturkreise; das vereinfachende Orientierungsschema verhilft außerdem, sich im politischen Aktionsraum agierend zurechtzufinden.

Präsentiert wird uns eine hochgradig statische Vorstellung dessen, was Kulturen oder Kulturkreise ausmachen soll. An vormoderne Einbindungsformen erinnernd, werden Menschen auf kulturelle Gruppierungen verwiesen, die dann Kulturkreise genannt werden. Die Dynamik der faktischen Verhaltensbeiträge, ihre Wechselhaftigkeit, ihre Widersprüchlichkeiten, die vielen turbulenten Prozesse bleiben ausgeblendet. Die konzeptionelle Legung der Begriffe bei Huntington ist höchst fatal. Möglicherweise ist Huntington Recht zu geben, wenn er darauf hinweist, dass Konflikte zwischen den großen kulturellen Lebenskonzepten unausweichlich sind. Nur seine vorgetragene Begründung ist anzuzweifeln, die auf die Differenzlosigkeit innerhalb der einzelnen Kulturen abhebt und nur die Konfliktlinien zwischen ihnen zu entdecken glaubt. Aber: Huntington provoziert - ohne dass er reflektiert.

Hilfreich könnte an dieser Stelle eine Unterscheidung sein, die ich bei Niklas Luhmann (dem Soziologen, dem immer wieder Wirklichkeitsferne und Über-den-Wolken-Schweben vorgeworfen wird) gefunden habe: den Unterschied zwischen trivialen und nichttrivialen Konflikten. Triviale Konflikte sind vor allem Interessenkonflikte. Man streitet um Zahlungsaufschübe und Schulden, über rechtliche Anerkennung und Standards, über Wohlfahrtsverteilung oder Stimmenanteile bei Abstimmungen. Interessenkonflikte sind triviale Konflikte, also prinzipiell auf irgendeinem Weg aushandelbar: etwa über Geldzahlungen, Machtandrohung oder Ähnlichem. Dagegen scheinen nichttriviale Konflikte ganz anderer Natur zu sein. Darunter fallen "ethnische Konflikte, religiöse Konflikte, Identitätskonflikte, Konflikte über nicht verhandlungsfähige Werte, Normen, Überzeugungen" (Luhmann 1998). Gerade für politisches Handeln wäre es höchst fatal, würde man nichttriviale Konflikte mit Interessenkonflikten verwechseln. Nötig erscheinen gänzlich andere politische Strategien, die zur Kenntnis nehmen müssen, dass zukünftig verstärkt Konflikte wie bürgerkriegsähnliche Zustände ohne klare Feindabgrenzungen und Täter-Opfer-Zuweisungen auf uns zukommen werden.

Luhmann betont einen weiteren probleminduzierenden Umstand, dass die politische Elite auf nationaler, wie auf Weltpolitikebene zunehmend an Glaubwürdigkeit einbüßt, weil sie unerfüllbare Erwartungen aufbaut (Ähnliches findet sich hinsichtlich der Diskussion über den Arbeitsmarkt und den Wohlfahrtsstaat), die letztlich, und zumindest das kann man sehen, nicht erfüllbar sind. Man beschäftigt sich stattdessen mit den Alkoholproblemen Jelzins oder den sexuellen Phantasien prominenter Staatsanwälte in Nordamerika. Luhmann (1998: 372) spricht von einer "Situation der überdrehten Arbeit an der Lösung unlösbarer Probleme", die für die moderne Gesellschaft und damit für uns alle zum eigentlichen Problem werden könnte.

Huntington dagegen erzeugt Konfliktlinien durch seine Form der Grenzziehung. Unstrittig dürfte die These von Huntington sein, dass zivilisatorische beziehungsweise kulturelle Differenzen (14) "ein Element der Konfliktentstehung und -austragung sind und insbesondere die Verbindung mit religiösen Gegensätzen ihre Eskalation zur Gewaltanwendung fördert" (Link 1998: 39). Huntington überschätzt aber die Bedeutung kultureller Faktoren und er vernachlässigt zugleich andere erklärungskräftige Zusammenhänge, so etwa im Bereich des Politischen die machtpolitischen Faktoren: Machtverteilung, Bedrohungsgrad, Verfügbarkeit oder Nichtverfügbarkeit von Koalitionspartnern für den Aufbau von Gegenmacht. Darüber hinaus werden Unterschiede, die sich innerhalb der als homogen angenommenen kulturellen Einheiten ausbilden, übersehen. Auf der Basis stimmiger Weltbilder oder Semantiken entstehen längst nicht homogene Kulturen oder kulturell konstituierte Akteure, wie Huntington annimmt.

Nicht nur, dass die Weltgesellschaft plurale Horizonte und Weltbeschreibungen produziert. Gerade innerhalb kultureller Milieus ist von unterschiedlichen Konstruktionen von Welt, Gesellschaft und Semantiken auszugehen. Zudem bleiben die Überlegungen Huntingtons den Nachweis schuldig, kulturelle Differenzen als so handlungswirksam auszumachen, dass gegenwärtige oder zukünftige Probleme und Konflikte stets überwiegend interkulturell bedingt sind (siehe Aderhold/Heideloff 2001).

(5) Skandalisierung (Skandal ein Ableger moralischer Kommunikation)

Skandale sind allem Anschein nach an der Tagesordnung. Was heute die Affäre Hohmann ("Tätervolk der Juden"), die angeblichen Stasi-Machenschaften eines Günter Wallraff oder der Skandal in Großbritannien um die Preisgabe geheimer Informationen oder die aktuell diskutierten Fehlinformation der CIA-Zentrale, waren früher der Skandal um das Ehrenwort von Helmut Kohl, das bis ins Detail veröffentlichte intime Verhältnis von Bill Clinton und Monica Lewinsky, die Bestechungsaffäre von Leuna und Elf Aquitaine, das schon aus dem Gedächtnis verschwundene misslungene Versenken der Brent Spar oder die Schweinepest und die vielen BSE-Fälle in Großbritannien und Deutschland. Serviert werden öffentlich interessante Details, Schuldige und Mittäter. Dunkle Machenschaften werden ans Licht der Öffentlichkeit befördert, und dies nicht selten auf unterhaltsame Weise. Man ist zugleich schockiert und fasziniert. Skandale binden Aufmerksamkeit, wobei wir bei der Frage nach ihrer Funktion wären. Skandale dienen vorwiegend der Unterhaltung. Darüber hinaus ist aber auch zu vermerken: Skandale sind auch ein Weg, neues Wissen in die Gesellschaft zu bringen (oder altes zu bestätigen). Sie können aber auch Anlass sein, Gesetze und Moralvorstellungen öffentlich zu überdenken oder zumindest zu diskutieren.

Die neue Relevanz skandalträchtiger Kommunikationsofferten darf im Wandel von Öffentlichkeit vermutet werden. Ging es in der Epoche der industriellen Revolution noch um die «soziale Frage», wobei es ganz im Sinne der Aufklärung um die Enthüllung unhaltbarer Zustände in den Fabriken sowie um eine die Etablierung und den Ausbau einer modernen Sozialgesetzgebung ging - so setzt man heute stärker auf die Elemente Personalisierung und Potenzierung (Imhof 2002). Die Medienorganisationen interessieren sich kaum für das "Publikum der Staatsbürger", sondern richten ihre Angebote an den unterstellten Orientierungsmustern des modernen "Medienkonsumenten" aus (ebenda). Das neu entstandene Aufmerksamkeitsregime (15) etabliert durch eine permanent in Szene gesetzte Empörungskommunikation somit auch neue Werte und Normen.

Aber besonders fatal wirkt die skandalisierende Krisensemantik, wenn es darum geht, die schon angesprochenen Globalisierungsprozesse in Augenschein zu nehmen. Nicht selten wird Globalisierung an den Pranger gestellt. Ihr wird die Verantwortung für ansteigende Arbeitslosigkeit, die Krise des Wohlfahrtsstaates, für Sozialabbau und zunehmende internationale Konkurrenz auf den Märkten zugerechnet. Stellvertretend für viele liest sich Viviane Forresters Anklage von 1997. Mit ihrer zornig vorgetragenen Schrift "Terror der Ökonomie" beschreibt sie das europäische Elend - für sie der Mangel an Arbeitsplätzen -, welches auf die menschenverachtende Wirtschaftsgesellschaft und ihre Agenten zurückzurechnen sei. Die Arbeit der Gegenwart, so schreibt die Autorin, unterliege stärker als je zuvor der Lust und Laune der Spekulation, der "Laune der Entscheidungsträger in einer Welt, die auf allen Ebenen rentabel sein soll" (Forrester 1997: 44). Die Welt wird zu einem einzigen riesigen Unternehmen und das Spiel heißt für alle, die Bedingungen beziehungsweise die Gesetze des weltweit ausufernden Wettbewerbs (16) zu respektieren. In eine ähnliche Kerbe schlägt Jeremy Rifkin (1997), der weltweit ca. 800 Mill. Arbeit Suchende ausmacht. Und das, obwohl uns die Verdrängung der Arbeit aus dem Produktionsprozess erst noch bevorsteht. Seiner Meinung nach verändern immer neue technische Innovationen, leistungsfähigere Generationen von Computer- und Informationstechnologien sowie die unaufhaltsame Verschlankung der Unternehmen die Arbeitswelt mit der Folge, dass zahllose Menschen arbeitslos, letztlich zu Ausgeschlossenen werden.

Die vor einigen Jahren noch als Schreckensszenario wahrgenommene Gefahr einer 2/3-Gesellschaft löst kaum noch größere Reaktionen aus. Vielmehr wird das Krisenszenario einer heraufziehenden 20-80 Gesellschaft prognostiziert. Zwanzig Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung würden ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten, so eine Prognose. Ein Fünftel aller Arbeit Suchenden werde genügen, um alle Waren zu produzieren und die hochwertigen Dienstleistungen zu erbringen, die sich die Weltwirtschaft leisten könne (Martin/Schumann 1996).

An der aufrüttelnden und aufmerksamkeitswirksamen Funktion skandalisierender Krisenbeschreibungen ist kaum zu zweifeln. Der Anschluss generierende Leistungsgewinn provoziert leider unscharfe Zugriffe auf die beschriebenen Verhältnisse. Die Argumente sortieren sich nach dem Schema (17) aufgeregt/unaufgeregt beziehungsweise skandalös/normal. Was sich dem Schema nicht fügt, bleibt unberücksichtigt. Der Versuch einer realitätsangemessenen Analyse wird gar nicht erst unternommen. Unterschiedliche Entwicklungslogiken kommen folglich gar nicht in den Blick beziehungsweise werden von vornherein ausgeblendet. Einer dieser unbeleuchteten Fälle betrifft die paradox erscheinende Konstellation einer sich im globalen Maßstab verschärfenden Arbeitsmarktkrise trotz einer anhaltend boomenden Weltwirtschaft. Ohne erneut das Klagelied vom Ende der Arbeitsgesellschaft anzustimmen, ist zu konstatieren, dass es sich bei den gleichzeitig zu verzeichnenden Erfolgsmeldungen in der Wirtschaft und die alarmierenden Meldungen am Arbeitsmarkt um zu unterscheidende Sachverhalte eines Entwicklungsprozesses handeln dürfte.

 

5. Abschluss und Resümee

Beschreibungen forcieren Richtungsangabe und Strukturaufbau, müssen aber gleichzeitig von Vielem absehen. Hinzutritt noch eine zweite Einschränkung: Beobachtungen und Beschreibungen, die semantische Sinnwelten strukturieren, sind immer nur Teilkomponenten vielfältigster Strukturarrangements des Sozialen. Selbstbeschreibung ersetzt die nicht zu beseitigende Intransparenz durch eine semantische 'Chiffrierung', welche die Aufmerksamkeit der Kommunikation auf bestimmte Sachverhalte richten oder in bestimmte Richtungen lenken kann (Luhmann 2000). Texte und Selbstbeschreibungen koordinieren Gedächtnisleitungen - Texte, im weitgefassten Sinne - bilden mithin, ob schriftlich oder sprachlich in den sozialen Kontext eingelassen, das soziale Gedächtnis (vgl. ebenda). Die Form der vorgenommenen Selbstbeschreibung befindet folglich über den Modus der Koordination der aktuellen Ereignisse. Beschreibungen bleiben demzufolge nicht folgenlos. Schon gar nicht, wenn der beschriebene Gegenstand die Gesellschaft selbst ist und die Gesellschaft mit den Beschreibungsresultaten konfrontiert wird.

Die gewählte Perspektive, mit der die soziale Welt betrachtet wird, entscheidet u.a. darüber, welche Probleme man zu sehen bekommt, welche Konfliktherde man für bedeutsam hält, welche ursächlichen Konstellationen man diesen zugrunde gelegt und welche Handlungsmöglichkeiten man als verfügbar unterstellen kann. Die Wahl der Orientierung - häufig macht man sich nicht klar, dass man durchaus wählen kann beziehungsweise eine Auswahl trifft - bestimmt, was zu tun oder zu lassen ist. Die sozialen Wirkungen der bereitgestellten und damit jedermann zugänglich gemachten Orientierungsangebote können kaum unterschätzt werden. Ohne bezugnehmendes Bezeichnen ist soziales Verhalten nicht denkbar. Sinnhafte Rekurse setzen Orientierungskomplexe, im Sinne benutzter Erwartungsstrukturen voraus. Die Bestimmung sozialer Sachverhalte ist nicht nur eine Frage der Angemessenheit theoretischer oder empirischer Tiefenschärfe. Vielmehr geraten Begriffe (18) unter die Fungibilität sozialer Prozesse. Realität, so könnte man sagen, wird erst durch gesellschaftlich eingebettetes kommunikativ stattfindendes Referieren und Bezugnehmen auf andere Menschen, soziale Situationen und Systeme sowie auf Dinge und Objekte konstituiert. (19) Die Referenzrichtung der Kommunikation ist prinzipiell für alles offen, ob es sich nun um Sachverhalte außerhalb der Gesellschaft oder innerhalb handelt, spielt erst einmal keine Rolle (Fuchs 1992: 25; Berger/Luckmann 1996: 3, 200).

Semantiken stellen generalisierte Sinnformen für momentan zu prozessierende Zuordnungen bereit. Für mögliches Anschlussverhalten heißt dies, dass es sich dem sozial Erwartbaren selektiv stellen muss, was Abweichung, Variation aber auch Kontinuität mit einschließt. Sinnhaft laufende Prozesse verweisen zum einen auf bereitgehaltene "Sinnverarbeitungsregeln" im Sinne bewahrenswerter Kommunikationsstrukturen (20), zum anderen enthalten sie Hinweise auf andere Möglichkeiten der Sinnverarbeitung (vgl. Luhmann 1993a: 18). Die Einschränkung hängt nicht nur an den von Systemen oder von Menschen vorgetragenen Sinnofferten. Hinzu kommt, dass kommunikative Selbstbeschreibung sozialer Systeme immer auf Selbstverkürzung, auf Vereinfachung hinaus läuft. Selektivität und Unsicherheit lassen sich folglich nicht vermeiden, nur stellt sich die Frage, mit welchen gegenwärtigen und zukünftigen Kosten die tradierten semantischen Orientierungsmuster zu haben sein werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass das Leben der Menschen und vor allem die Strukturen unserer modernen Gesellschaft zum Beispiel allein mit der Akteurssemantik kaum noch angemessen erfasst werden können.

© Jens Aderhold (Chemnitz)


ANMERKUNGEN

(1) "Die wichtigste Vorstellung, die durch den Gedanken der Globalisierung vermittelt wird, ist die des unbestimmten, widerspenstigen, selbstgesteuerten Charakters der Weltangelegenheiten, der Abwesenheit eines Zentrums, einer Kontrollanlage, einer Leitungsgruppe, eines Führungsbüros." (Baumann 1997: 316).

(2) Mittlerweile betrifft das Unbehagen nicht nur die kaum mehr zu übersehenden ökologischen Schieflagen. Hinzu tritt eine erweiternde Perspektive, die nach der Bildung, Nutzung und den Problemen der Vernutzung individueller und sozialer Ressourcen fragt (Moldaschl 2003).

(3) "Mehr Menschen als je zuvor, in mehr Teilen der Welt als zuvor ziehen heute mehr Variationen »möglicher« Leben in Betracht als je zuvor." (Appadurai 1998: 21).

(4) Ludger Pries (1998) spricht schon von einem "Zeitalter der Migration", wobei zu vermerken ist, dass sich der Großteil der internationalen Wanderungsbewegungen aus arbeitssuchenden Migranten zusammensetzt. Ein Drittel bis ein Viertel der Flüchtlinge geht auf das Konto rassistischer oder politischer Verfolgung.

(5) Schon an dieser Stelle soll darauf verwiesen werden, dass spätestens seit dem World Economic Forum 1999 in Davos klar sein dürfte, dass das Wort "Globalisierung" viel zu kurz gefasst ist. Es geht folglich nicht nur um einen Komplex verschiedener Prozesse, der auf eine Verweltlichung sozialer Ereignisse hinausläuft. Der Öffentlichkeit dürfte spätestens seit Anfang 1999 klar sein, dass die soziale Weltordnung schon längst als Weltgesellschaft behandelt werden muss, daher: Globalität statt Globalisierung! Bei aller Einsicht des Davoser Programms in Fragen von weltweiter Brisanz war nicht zu übersehen, dass man nur einige wenige Dimensionen (Finanzarchitektur oder politische Probleme) der Weltgesellschaft in Augenschein nahm.

(6) "Diese globale Strategie bestimmt bei den industriellen transnationalen Unternehmen die Entwicklungs- und Produktionszyklen, die sich erheblich verkürzen, und die gesamte Wertschöpfungskette (Forschung/Entwicklung, Produktion, Verkauf)." (Link 1998: 53; mit Verweis auf Borrmann et al. 1995)

(7) "Raumgrenzen machen für die auf Universalismus und Spezifikation angelegten Funktionssysteme keinen Sinn [...]. Der Funktionsbezug fordert zum ständigen Kreuzen von territorialen Grenzen auf: zum Empfang der Nachrichten ausländischer Provenienz, zur Bemühung um internationale Kredite, zu politisch-militärischen Vorkehrungen für Ereignisse jenseits der eigenen Grenzen, zum Copieren von Schul- und Universitätssystemen der fortgeschrittenen Länder usw. Diese Abschwächung der Raumschranken wird dadurch noch verstärkt, daß weltweite Kommunikation kaum noch Zeit kostet, sondern telekommunikativ realisiert werden kann." (Luhmann 1997: S. 809)

(8) Gesellschaft als das umfassendste Sozialsystem bildet sich auf der Basis "aller kommunikativ füreinander erreichbaren Handlungen" (Luhmann 1991d: 11). Jede Kommunikation ist somit Vollzug von Gesellschaft; auch die der Wirtschaft, der Politik, der Verwaltung, der Universität oder der Familie. Selbst Vorgänge des Streites, der Gewaltanwendung, persönlicher und auch zwischenstaatlicher Konfliktauseinandersetzung sind dem Bereich sozialen Handelns zuzurechnen.

(9) Es wäre doch recht unwahrscheinlich, "daß alle Funktionssysteme innerhalb von territorialen Gebieten dieselben Grenzen erzeugen; daß also die Massenmedien und die Wissenschaft, der internationale Finanzmarkt u.a. gleichsam an der Grenze zwischen Polen und Deutschland oder zwischen Thailand und Burma plötzlich andere Systeme werden" (Luhmann 1995b: 13f.).

(10) "Eben diese Einfachheit der Perspektive lässt sich gegenwärtig beobachten: Längst ist damit begonnen worden, die dem Mega-Unternehmen Gesellschaft noch nicht eingemeindeten Sinnprovinzen zu Unternehmen mit mangelnder Effizienz zu erklären. Kunst, Politik, Wissenschaft, Erziehung, Recht, Religion, Massenmedien, Sport und Gesundheit - sie alle werden in ein Szenario der Wirtschaftlichkeit eingeordnet und ökonomisch (das heißt: nach dem Bilde des Unternehmens und nicht nach ihrer Eigenökonomie) beobachtet. So werden die Hochschulen mit Marketing, Leitbildern, die nichts weiter als umstandslose Disziplinierung von Personal erlauben, und mit Führung (der Rektor als Dienstherr mit der Funktion der Gleichschaltung von Intelligenz) überzogen, als handle es sich bei ihnen um Wissensfabriken, die Gewinn abwerfen und Verlust vermeiden sollen; SPD-Parteitage mutieren zu Vorstandssitzungen eines Konzerns, der sich mit Klatsch- und Standing-Ovation-Genossen ausstattet; politische Visionen werden auf ökonomische Bilanzierungen heruntergetrimmt. Einrichtungen der Wohlfahrt werden zu Wohlfahrtskonzernen, die den Markt der Leiden bearbeiten; Kunst wird danach beurteilt, wie viel Zahlungsbereitschaft sie organisieren kann, Kultur daran bemessen, wie viel massenmediales Echo sie so erwirken kann, dass sie sich rechnet. Erziehung ist keine Frage eines Ideals, sondern wird in Messbarkeiten transformiert." (Fuchs 2004)

(11) Globalisierung bedeutet, "dass sich Gruppen, Länder und Kulturen, aber auch Individuen nicht mehr gegeneinander abschließen können. Die kulturellen Gegensätze treffen jetzt aufeinander und schaffen ein Gefühl der Unsicherheit" (Ulrich Beck, Siehe Neue Züricher Zeitung, 20. Mai 1997: 48).

(12) Erklären lässt sich das monokontextural angelegte Wirklichkeitsbild u.a. durch dessen leichte Integrierbarkeit in die Wahrnehmungswelt jedes Einzelnen (vgl. Luhmann 1994: 632).

(13) "Wenn das Komplexitätsniveau der Gesellschaft sich jedoch ändert, muß die das Erleben und Handeln führende Semantik sich dem anpassen, weil sie sonst den Zugriff auf die Realität verliert." (Luhmann 1993a: 22)

(14) Sehr ähnlich argumentiert Johan Galtung, der auf der Basis der Verwendung dreier Episteme acht hegemoniale Kulturen ausmacht. Der Unterschied zu Huntington besteht in der Annahme, dass die sieben in Konflikt oder in Kooperation stehenden Regionen vom Hegemon Vereinigte Staaten dominiert werden (Galtung 1997: 104).

(15) Wie in der politischen Berichterstattung vollzog sich auch in den Wirtschaftsberichten eine Substituierung der Skandalisierer. Waren es noch in den siebziger und achtziger Jahren im Rahmen der Thematisierung von Technik- und Umweltrisiken soziale Bewegungen, so handelt es sich nun um etablierte politische Akteure, auf Medienevents spezialisierte NGO (etwa Greenpeace) und vor allem um die Medien selbst. Sie treten als «Enthüller» an die Stelle der sozialen Bewegungen." (Imhof 2002, NZZ)

(16) Arbeit als die Grundlage der Gesellschaft ist im Schwinden begriffen. Die Welt, in der die Orte der Arbeit und der Wirtschaft zusammenfielen, existiert nicht mehr. Schon fast resümierend schreibt sie: "Eine große Mehrheit von Menschen wird von der kleinen Gruppe, die die Wirtschaft prägt und die Macht besitzt, schon gar nicht mehr gebraucht." (Forrester 1997: 37)

(17) Die meisten aktuellen Diskussionen haben "in den öffentlichen Medien direkt oder indirekt Panik induzierende oder Wünsche steuernde Wirkungen und sind dadurch ihrem Grundzug nach nicht aufklärerisch, sondern reklameförmig wirksam" (Peter Sloterdijk; siehe Sächsische Zeitung, Montag, 21. Februar 2000; S. 3).

(18) Die Tauglichkeit von Begriffen ergibt sich einmal aus der sauberen Bestimmung der Systemreferenz, d.h., auf welchen sozialen Sinnzusammenhang werden Aussagen zugerechnet. Zum zweiten kann eine Beobachtung referierender Systeme theoretisch konditioniert vorgenommen werden, was nicht unbedingt dazu führt, dass man nun im Besitz einer 'reinen Wahrheit' wäre, aber man kann dann zumindest auf Kontextschärfe beziehungsweise Problemgenauigkeit achten (vgl. Fuchs 1992, S. 22).

(19) Aus der These, dass Wissen immer gesellschaftlich konstruiert ist, folgert der soziale Konstruktivismus Berger/Luckmann (1996, S. 3), dass Soziologie als Wissenssoziologie die Aufgabe habe, genau diese Prozesse zu beschreiben und zu analysieren.

(20) Kommunikation kann sich nur über die Errechnung von Handlung sichtbar machen. Mitteilungen werden als momentan abgreifbare Fixpunkte des Orientierens ausgewiesen, die Handlungen ausweisen und die im weiteren auf spezifische 'Akteure' (Mitteilende) zugerechnet werden können (vgl. Fuchs 1992, S. 225).


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4.8. Das Unbehagen in der Kultur - ein verbindendes Element in der Welt von heute ?

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For quotation purposes:
Jens Aderhold (Chemnitz): Probleme mit der Vergegenwärtigung von Gesellschaft. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/04_08/aderhold15.htm

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