Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15. Nr. Juni 2004
 

5.12. Narration in Literature and Writing History
HerausgeberIn | Editor | Éditeur: Gabriella Hima (Budapest)

Buch: Das Verbindende der Kulturen | Book: The Unifying Aspects of Cultures | Livre: Les points communs des cultures


Griechenstädte und hellenisierte einheimische Gemeinden im römischen West-Kleinasien. - Die Olivenöleinfuhr als verbindendes Mittel kultureller Kontakte

Gábor Szlávik (Reformierte Universität Budapest)

 

Um die Mitte des zweiten Jahrhunderts, als das Römische Reich seinen wirtschaftlichen Höhepunkt erreichte,(1) bestand das römische West-Klein-Asien aus drei Provinzen: Aus den Doppelprovinzen Pontus-Bithynien bzw. Lycia et Pamphylia und aus der Provinz Asia. Die letztgenannte, die aus dem ehemaligen Pergamenischen Königreich errichtete Provinz Asien(2), war mit ihren nahezu dreihundert Städten(3) eines der entwickeltsten Gebiete des ganzen Imperiums.(4)

(I.1.) In dieser Zeit genossen die privilegierten Elemente der Reichsbevölkerung, besonders die vollberechtigten Bürger in den zahlreichen Poleis,(5) einen relativen Wohlstand. Unter der Herrschaft Roms war das Mittelmeergebiet damals sowohl zu einer politischen Einheit als auch zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum geworden. Der Handel(6) verband die Völker innerhalb des Imperium Romanum so stark, daß - wie Plinius der Jüngere in seiner Festrede auf Trajan sagt - alle Produkte weltweite Verbreitung fanden(7). Die Grenzen zwischen den früheren Staaten waren nur noch Verwaltungsgrenzen; innere Kriege, Straßenräuber und Piraten gehörten - wie ein berühmter griechischer Rhetor der Antoninenzeit sagte - der Vergangenheit an.(8) Die selbstverwalteten Städte des Reiches, die unter der Ägide Roms dauerhafte Ruhe und Sicherheit genießen konnten, waren die echten Nutznießerinnen dieses - später unaufhaltsamen - Wachstums. So zeigten auch die Städte des Ostens innerhalb des Imperiums ein Bild des allgemeinen Wohlstands, was früher nicht der Fall gewesen war.(9) "Überall gibt es Gymnasien, Brunnen, Vorhallen, Tempel, Werkstätten und Schulen" - behauptete schon fast enthusiastisch der berühmte zeitgenössische Rhetor aus Kleinasien, Aelius Aristeides ("Lob auf Rom"; or. XXVI, 97 - ed. Keil.).(10)

(I.2.) Zum Römischen Reich gehörten aber Völker der unterschiedlichsten sozial-ökonomischen Entwicklungsstufen. In den Provinzen gab es noch Gruppen der einheimischen Bevölkerung, die außerhalb der städtischen Organisation lebten. Dies gilt insbesondere für die Zeit der Antoninen in der Provinz Asia.

(II.1.) Schon die dortige Landschaft(11) zeigt zwei verschiedene Gesichter. Blühende, mit ihren Gemeindegebieten (khórais) fast aneinandergewachsene Griechenstädte am ägäischen Küstenland und das eintönige Zentralanatolien, das wir als vorwiegend ärmlich bezeichnen können. Zunächst treffen wir entlang den Küsten auf eine intensiv bebaute Kulturlandschaft mit Olivenhainen, Feigenbäumen und ertragreichen Weingärten;(12) schon bald, wenn man nach Osten weiterfährt, schwinden die Olivenplantagen allmählich. Es folgt eine typische südländische Berglandschaft, dahinter die Hochebene, das anatolische Zentralplateau, mit seinen charakteristischen Salzseen und den zahlreichen Schaf- und - seltener - Rinderherden, welche die Hauptquelle des Reichtums der Region bedeuteten. Auf dem Wege nach Osten wird die Landschaft immer mehr zur öden, nur noch wenig Vegetation aufweisenden Steppe, inmitten einer unfreundlichen und unwegsamen Gegend. Es gibt hier zahlreiche Gemeinden, die dem tausendmal verdammten Sasimas des Gregor von Nysa(13) ähnlich sind. Aber hier befindet sich auch schon der östliche Rand des zentralanatolischen Hochplateaus. Am westlichen Rand der Ebene, über die ich im folgenden reden werde, waren einige richtige Großstädte nach griechischem Muster angelegt. Kurzgefaßt: es waren hier zwei, oder wenn man so will, drei ganz unterschiedliche Welten zusammengetroffen.

Mit Recht stellt sich also die Frage, was das gemeinsame Element darstellte, das die verschiedenen Kulturen dieses Raumes in der Hohen Kaiserzeit miteinander verbinden konnte (wenn wir einmal absehen von dem Zwang, den die Römerherrschaft für diese Regionen bedeutete, und von den Handelsverbindungen, die beiderseits nützlich sein konnten). Auf eine so umfassende Frage ist freilich schwer eine eindeutige Antwort zu finden. Das Problem ist derart komplex, daß sich für eine solche Fragestellung zahlreiche Annäherungsmöglichkeiten ergeben. Falls wir aber doch mit einem Wort bestimmen müßten, was das am meisten Verbindende zwischen den Kulturen West- und Mittelanatoliens darstellt, so wäre das römische Bürgerrecht zu nennen: die in der Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. einem breiten Kreis der provinzialen Bevölkerung verliehene civitas Romana. In diesem Sinne wurde das Bürgerrecht schon von dem berühmtesten kleinasiatischen Rhetor der Zeit, dem Griechen Aelius Aristeides, gepriesen ("Lob auf Rom", or. XXVI, 58-66; - ed. Keil).(14) Aber damals, während des goldenen Zeitalters der Antoninen, als der Mittelmeerraum zu einer politischen Einheit und zugleich zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum geworden war, gab es auch viele andere - soziale, wirtschaftliche oder politische - Erscheinungen, die zwischen den ethnischen Gruppen der Reichsbevölkerung als verbindendes Mittel wirkten. Im Bereich der Kultur müssen wir vor allem die von den vielen Städten gestifteten Agone erwähnen, die jährlich oder fast jährlich veranstalteten Festspiele, die überall im griechischen Osten eine außerordentliche Popularität genossen. Unter den zahlreichen anderen verbindenden Komponenten stelle ich für den Hauptteil meiner Betrachtung ein natürliches Element in den Vordergrund, nämlich den Olivenbaum als typische Kulturpflanze des damaligen Mediterraneums.

Ein verbindendes Mittel zwischen den Kulturen der antiken Mittelmeerlandschaften: Der Ölbaum und das aus seiner Frucht, der Olive, gewonnene Produkt: das Olivenöl.

(III.1.) Um die Mitte des zweiten Jahrhunderts, als das Römische Reich mit seiner größten Ausdehnung auch seinen wirtschaftlichen Höhepunkt erreichte, fielen seine politischen Grenzen ungefähr mit den Verbreitungslinien des intensiven Weinbaus zusammen. Eine andere Nutzpflanze, die im Laufe der griechisch-römischen Antike ein stets charakteristisches Merkmal dieser Zivilisation wurde, hatte ebenfalls in diesem Zeitraum seine heutige Ausbreitung erreicht: Der Olivenbaum.(15)

Gemeinsam mit dem Getreide und der Traube bildet der Ölbaum die klassische Trias der sogenannten Polykultur des damaligen Mediterraneums. Da die Olivenbäume die Trockenheit ziemlich gut vertragen, benötigen sie im Jahresverlauf nur 200 mm Niederschlag, also weniger als Getreide. So konnte sich die kultivierte Form des Ölbaums auch in jenem Gebiet des Mittelmeerraums verbreiten, das für den Weizen ungeeignet war. In diesem Sinne hatte der aus Hispanien stammende Columella, der bedeutende lateinische (Agrar-)Schriftsteller des ersten Jahrhunderts n. Chr., mit Recht den veredelten Ölbaum in seinem Werk "Über die Landwirtschaft" (De re rustica) als ersten unter allen Bäumen (als prima omnium arborum: RR V 8,1.) bezeichnet.(16)

Aus der Familie der 35 Baumarten zählenden Pflanzengattung der sogenannten Oliven, deren Bestand zu 98 Prozent in den Ländern rund um das Mittelmeer verbreitet ist,(17) werden wir uns im weiteren mit derjenigen Baumart beschäftigen, welcher diese Pflanzengattung ihren Namen zu verdanken hat.

Die bekannteste unter allen Olivenarten ist der echte, zahme, veredelte Ölbaum, mit anderen Worten: der Olivenbaum oder die Olive, der im wilden Zustand (Olea oleaster L.) strauchig und dornig ist, durch Kultivierung aber zu einem 6-10, seltener auch 12 m hohen, dornenlosen Baum wird (Oliva europea L. var. sativa D. C.)(18) und ein Alter von bis zu 700, in einzelnen Fäller sogar bis zu 1500 oder mehr Jahren erreichen kann.(19)

(III.2.) Die Kultur des Ölbaums erfordert indes ein gleichmäßiges, weder durch große Hitze (über 40 Grad) noch durch großer Kälte (ständig unter O Grad) geprägtes Klima, wie es gewöhnlich in der Nähe der Küste des Mittelmeers (bis zu einer Höhe von etwa 600 m) zu finden ist. Dementsprechend fällt die nördliche Verbreitungsgrenze der Oliven im Mittelmeerraum mit der O Grad (Celsius)-Isotherme zusammen. Aufgrund der eigenartigen klimatischen Ansprüche dieser Kulturpflanzen lassen sich innerhalb der O-Grad-Zone auf den über 600 m liegenden Berglandschaften keine fruchtbringenden edlen Oliven anpflanzen. Ein weiterer, aber wesentlicher Umstand ist, daß der Ölbaum zum günstigen Wachstum einen trockenen, von Wind geschützten, kiesigen oder sandigen Kalkboden benötigt.(20) Demzufolge konnte sich die Kulturform der Oliven auch nur in jenen Landschaften des Mediterraneums verbreiten, in denen für das ausgeglichene Wachstum des kultivierten Ölbaums die erforderlichen klimatischen Gegebenheiten vollumfänglich zur Verfügung standen.

Die Frucht des Ölbaums, die Olive, galt zu jeder Zeit als eines der wichtigsten Nahrungsmittel des südlichen Mediterraneums.(21) Im klassischen Griechenland deckte das Olivenöl den größten Teil des Fettbedarfs und war umso wichtiger, als sich die aus dem tierischen Fett gefertigte Butter oder das Schmalz in dem warmen Klima nicht lange hielten. Deshalb zählte die Frucht des Ölbaums, die Olive,(22) und besonders das aus der Olive gewonnene Produkt, das aus kleineren Früchten ausgepreßte Olivenöl (griechisch: to elaion), zu den Grundnahrungsmitteln der Griechen - neben Brot und Käse, Salz und Wein.(23)

(III.3.) Der Nutzen des Olivenöls war jedoch nicht nur auf die Ernährung beschränkt. Wir müssen auch die allgemein verbreitete Verwendung von Öl zur Körperpflege und nächtlichen Beleuchtung bedenken. Schließlich gab es vielfältige Anwendungen des Olivenöls als tierisches Nahrungsmittel (amurca) (24) oder Medizin. Worauf ich nun etwas ausführlicher eingehen möchte, ist die Verwendung des verfeinerten Olivenöls im Zusammenhang mit der Körperpflege bzw. Körperkultur nach griechischer Art.

Spätestens zur Zeit des klassischen Griechenland war das Einreiben des Körpers mit Öl zum Schutz der Haut fast überall verbreitet. Diesen im täglichen Leben mit der Gepflogenheit des Bades verbundenen Gebrauch hatten die Griechen auch im Rahmen des körperlichen Trainings geübt; vor allem in der Palaistra, wo der gymnastische Unterricht der Knaben stattfand, und auch in dem für die Erwachsenen bestimmten Gymnasion, zu dem - neben dem Platz der Ringübungen, der Palästra - in der Regel auch eine Badeanstalt gehörte.

Eine wohlbekannte Tatsache ist, daß die griechisch-römische Kultur in ihren wesentlichen Zügen eine Stadtkultur war. Die Hellenisierung im östlichen Becken des Mittelmeerraumes zur Zeit des Prinzipats rief vor allem mannigfaltige Erscheinungen des städtischen Lebens nach griechischer Manier hervor.

(III.4.) Während im westlichen Teil des römischen Reiches die Amphitheater und noch mehr die hier eingeführten römischen Schulen zum Ausdruck der Romanisation wurden, zeigten im Osten des Imperiums vor allem die Palästren bzw. Gymnasien, die in den Griechenstädten seit dem Zeitalter des Hellenismus in so großer Anzahl errichtet wurden, die geistigen Grenzen der Verbreitung der griechischen Kultur. Gymnasiis indulgent graeculi: "Für Gymnasien haben die Griechlein eine Schwäche" - schrieb Kaiser Trajan für seinen Statthalter in Pontus-Bithynien (Plinius der Jüngere, Briefe X 40,2.).(25) Ähnliche Äußerungen sind auch bei anderen Schriftstellern der römischen Kaiserzeit zu finden (s. z.B. Iuvenal, Satiren, III, 114, ff.; vgl. auch Pausanias, Beschreibung Griechenlands, X 3,4).

Im Alltagsleben gehörten der Begriff des Gymnasiums und des Olivenöls, das zur Körperpflege benutzt wurde, eng zusammen.(26) Die Griechen brauchten zu diesem Zwecke eine große Menge von Olivenöl. Dasselbe gilt auch für die einheimische Bevölkerung Zentralkleinasiens. Diese hatte in den Gymnasien, welche für die oberen Schichten der Poleis als Mittelpunkt der höheren Erziehung und zugleich als Schauplatz des Gemeinschaftsleben der Erwachsenen galten, den Ausdruck einer griechischen Lebensweise gesehen. (27) Diejenigen Gegenden, die den Ölbedarf nicht aus den lokalen Quellen decken konnten, importierten das Öl über den Fernhandel. Da es auf dem wenig fruchtbaren zentralen Plateau keine ertragreichen Ölbäume gab,(28) war die Einfuhr von Olivenöl von dem ägäischen Küstenland her in dieser Zeit von großer Bedeutung.

(III.5.) Besonders entlang der in Richtung Ost-West führenden alten Handelsstraße, am Westrand der anatolischen Hochebene, gab es mehrere Gemeinde, die auf den Olivenölimport angewiesen waren. Hier genehmigten schon zur Zeit des Hellenismus die Schatzmeister der Poleis eine bestimmte Menge Olivenöl für die Bedürfnisse der städtischen Palästren und Gymnasien. (29) So spielten in dieser Epoche die elaiónai, die als liturgische Magistrate ihre Aufgabe fast ausnahmslos im Dienste des Staates leisteten, im Leben der autonomen Griechenstädte eine wichtige Rolle. Sie hatten - wie schon M. Rostovtzeff mit gebührendem Nachdruck betont - die gleiche Bedeutung wie die Marktaufseher (agoranomoi), die Einkäufer von Getreide (sitónai) oder der Leiter des Gymnasiums (der gymnasiarchos) (30).

Aber woher stammt in diesen öden und unfruchtbaren Gegenden der Reichtum? Neben dem Handel vorwiegend aus der Viehzucht. Die Schafherden des süd-west phrygischen Kolossai und des in der Nähe befindlichen, ebenfalls aus dem Neuen Testament wohlbekannten Laodikeia, lieferten eine Wolle aus besonders feinen Fäden. Die einzigartige Qualität der von hier stammenden Wolle wurde auch schon von Strabon gepriesen (XII 8,16 - 578). In jenen Regionen Groß-Phrygiens, welche die zur Großviehhaltung nötigen physischen Gegebenheiten besaßen, also geräumige Weiden zur Verfügung hatten (wie etwa im phrygischen Apameia am oberen Mäander), hat man auch Rinder in großer Anzahl gehalten. Dies hat insbesondere der berühmte zeitgenössische Redner Dion Chrysostomos festgehalten, der aus dem nordwest-kleinasiatischen Bithynien stammte (siehe bes. or. XXXV, 13).

Kurz gesagt hatten diese am Westrande der anatolischen Hochebene liegenden reichen, einheimischen Gemeinden viele wohlhabende Bürger, die nach den Sitten der Zeit durch Wohltätigkeit und großzügige Spenden das Wohlwollen ihrer Mitbürger erwerben und gleichzeitig ihre Namen auch zugunsten ihrer Familien verewigen wollten.(31) Deswegen wurden von den reichsten Bürgern der Städte so viele öffentliche Bäder und zahlreiche, mit Bibliotheken und Palästren ausgestattete Gymnasien errichtet.(32) Diejenigen Bürger der Gemeinden, die weniger wohlhabend waren, ermöglichten ihren Mitbürgern den kostenlosen Bezug des für die Körperflege benötigten Ölivenöls.(33) In den Inschriften der kleinasiatischen Städte sind zahlreiche solche Wohltäter der Gemeinden festgehalten.

Die Oberschicht der am Westrand des anatolisches Hochplateaus liegenden einheimischen Gemeinden besaß in der Hohen Kaiserzeit fast ohne Ausnahme das römische Bürgerrecht. Im östlichen Teil des Imperiums, wo die Amtssprache zum besseren Anschluß an die Munizipalaristokratie des Reiches Griechisch war, verwandelte sich (mit der Übernahme der griechischen Sprache) bald auch die Lebensart immer mehr in eine griechische. Später wollten die betreffenden Bevölkerungsteile auch im Alltag Griechen sein. Daß sie dies erreicht hatten, konnte sie am besten in den Bädern oder in der Palästra des Gymnasions erleben, wo man nach griechischer Art mit Hilfe des Öls zur täglichen Körperpflege schritt.

© Gábor Szlávik (Reformierte Universität Budapest)


ANMERKUNGEN

(1) Es war die Zeit, die in der literarischen Tradition der Antike gern als "goldenes Zeitalter" gefeiert wird. Einen guten Überblick zum Thema (im Rahmen einer allgemeinen Darstellung) bietet K. Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit - von Augustus bis zu Konstantin, München, Beck, 1995 (Originalausgabe 1988), S. 285 ff. (mit Literaturhinweisen: 818 ff.). Aus der teils auch von K. Christ zitierten Literatur siehe bes. A. R. Birley, Hadrian - the Restless Emperor, Routledge, London - New York 2000 (1997) und ders., Marcus Aurelius - A Biography, Routledge, London - New York 2000 (19872). Einzelbeiträge werden hier nicht zitiert; sie tauchen nur in den Anmerkungen auf.

(2) Strab. XIV - 647; vgl. auch CIG 2920 = CIL I,557. Die Provinz Asia war aus kulturell unterschiedlichen Gebieten zusammengesetzt: Asia vestra constat ex Phrygia, Mysia, Caria, Lydia (Cic. pro Flacc. 27,65.).

(3) Schon am Ende des 1. Jahrhunderts belief sich die Zahl der Poleis im Gebiet der Provinz Asia auf etwa 284. Zu dieser Zeit umfaßte die Provinz Makedonien 150 städtische Gemeinden bzw. civitates, Thrakien hingegen sogar zu Beginn des 2. Jahrhunderts nur 23, der Norden Kleinasiens ingesamt nur 30-35 Poleis. So F. Kolb, Die Stadt im Altertum, München, Beck, 1984, S. 171; vgl. auch 173.

(4) So schon Cicero in pro leg. Manil. 6,14: Asia ... tam opima est ac tam fertilis ut et ubertate agrorum et varietate fructuum et magnitidune pastionis et multitudine earum rerum quae exportentur facile omnibus terris antecellat. Zur Geschichte des römischen Kleinasiens siehe jüngst S. Mitchell, Anatolia. Land, Men, and Gods in Asia Minor I-II, Oxford 2001 (1993). Vol. I: The Celts of Anatolia and the Impact of Roman Rule; Vol. II: The Rise of the Church. Ausführlicher siehe ders., The Administration of Roman Asia from 133 BC to AD 250, in: W. Eck (Hrsg.), Lokale Autonomie und römische Ordnungsmacht in den kaiserzeitlichen Provinzen vom 1. bis 3. Jh. (Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien 42), München 1999, S. 17-46.

(5) Zur dieser Zeit gab es im Gebiet des ganzen Imperiums mehr als 2000 städtische Gemeinden.

(6) Es war vor allem ein Handel mit Grundnahrungsmitteln: Getreide, Olivenöl und Wein (mit Überproduktion von Wein und Öl zu Lasten der Getreideversorgung. Z. B. war fast der ganze Süden Histriens während des Prinzipats sozusagen in einen Olivenhain verwandelt). Auf den inneren Getreide-, Öl- und Weinmarkt des römischen Afrika oder von Griechenland und West-Kleinasien angewiesen waren die Hauptstadt Rom, die Großstädte des Reiches und die Armeen in den Grenzräumen. Im Gegenzug zu den im Ausland gekauften Gütern wurden vorwiegend Wein, Olivenöl und Manufakturwaren ausgeführt. Das aus dem nördlichen Schwarzmeergebiet kommende Getreide wurde - neben dem Wein - mit den feinsten Speiseölen von Griechenland oder West-Kleinasiens bezahlt. (So schon M. Rostovtzeff, Gesellschaft und Wirtschaft im römischen Kaiserreich, Bde. I-II, Leipzig (1931); Bd.I, 32; 56 ff; 132; 134 ff; 164 ff; 191. etc.). Weit wichtiger war aber der Innenhandel des Reiches, der Handel Italiens mit den Provinzen und der Provinzen untereinander.

(7) "Panegyricus" 29,2: Nec vero ille ... parens noster /sc. Traianus/ auctoritae, consilio, fide reclusit vias, portus patefecit, itinera terris, litoribus mare, litora mari reddidit, diversasque gentes ita commercio miscuit ut, quod genitum esset usquam, id apud omnes natum videretur - ed. E. Malcovati. Ähnlich später der berühmte griechische Rhetor der Antoninenzeit, Aelius Arsitides: or. XXVI, 12-14 - ed. Keil.

(8) P. Aelius Aristeides (PIR2 A 145.) in seiner im Jahre 143 vor dem Kaiser gehaltenen Rede: Eis Rhómén ("Lob auf Rom"; or. XXVI - ed. Keil), Kap. 70; 97 u. 99-100.

(9) Siehe bes. Ael. Arist., or. XXVI, 97-99.

(10) Übersetzt von R. Klein. In: Die Romrede des Aelius Aristides (hrsg., übers. u. mit Erläuterungen vers. v. R. K.), Darmstadt (Wissenschaftliche Buchhandlung), 1983; S. 59. Griechisch: panta de mesta gymnasión, krénón, propylaión, neón, démiurgión, didaskaleión ktl.

(11) Siehe dazu die ausführliche Beschreibung von D. Magie: Roman Rule in Asia Minor to the End of the Third Century after Christ Vols. I-II, Princeton 1950, I, 34 ff (The Land and its Riches: Ch. II.) bzw. Bd. II, 782 ff. (Anmerkungen). Zur Gesamtübersicht des ganzen kleinasiatischen Raumes siehe bes. das große Werk von W. M. Ramsay, The Historical Geography of Asia Minor, London 1890 (Nachdruck: Amsterdam 1962.).

(12) Dieser Teil der Provinz war die sog. Asia amoena: vgl. Tac. ann. I 3,7.

(13) Greg. Naz. epist. XLIX.

(14) B. Keil, Aelii Aristidis Smyrnaei quae supersunt omnia, Berlin, Weidmann, 1898; Bd. II: pp. 91-124: Oratio XXVI (Nachdruck: 1958).

(15) Der Ölbaum, dieses in den südlichen Gebieten der Alten Welt so weit verbreitete Gehölz, ist der älteste und auch heutzutage wichtigste Kulturbaum der am Mittelmeer liegenden Länder. Wegen ihrer vielfältigen Verwendbarkeit pflegte man hier die Olive auch "die Königin der Bäume" oder "den Baum aller Bäume" zu nennen.

Der östliche Mittelmeerraum im weitesten Sinne, die spätere Levante, ist die wahrscheinliche Heimat des Ölbaums. Von dort stammen beide Arten dieses Baumes; sowohl der wilde Ölbaum, wie auch ihre veredelte Form, die zahme Olive, die sich bis auf den heutigen Tag weniger verbreitet hat. Hier lag dieser Großraum, wo diese Nutzpflanze von vielfältigem Gebrauch schon früh, seit dem dritten Jahrtausend v. Chr., eine hervorragende wirtschaftliche Rolle spielte.

Der Ölbaum ist aber auch eine Pflanze von einzigartiger kulturhistorischer Bedeutung. In den literarischen Angaben wurde er ziemlich früh, sozusagen "am Anfang der menschlichen Geschichte", erwähnt. Im Alten Testament, wo dieses Gewächs häufig als Symbol bzw. Vergleichsobjekt vorkommt, steht im ersten Buch der Genesis, daß es ein Blatt des Ölbaums war, den jene Taube im Schnabel trug, die von Noah aus der Arche gelassen wurde, wodurch der Urvater Noah Kunde vom Ende der Sintflut erhielt (1. Mose 8,10f.). Bemerkenswert ist es, daß die Olive, wahrscheinlich der zahme Ölbaum, dem damaligen Publikum selbstverständlich und ohne weitere Erklärung vertraut war. Diese Feststellung trifft auch für die späteren Zeiten zu. Als Beispiel dafür, daß der Ölbaum im westlichen Mittelmeerbecken spätestens im 8. Jahrhundert v. Chr. allgemein verbreitet war, möchte ich hier nur die berühmte Polyphem-Episode der Odyssee anführen. Gemäß der Erzählung des Dichters hat Odysseus mit dem zugespitzten Stamm eines Ölbaums, den er mit Hilfe seiner Kameraden in das einzige Auge des Kyklopen Polyphem getrieben hatte, den Riesen blind gemacht (Homer Odyssee IX, 378 ff. u. bes. 382 ff.) Kurz: Dieses immer wichtiger werdende Kulturgewächs des östlichen, bald auch des westlichen, Mittelmeerraumes können wir als Symbol für eine kultivierte Landschaft schlechthin betrachten.

(16) Olea, quae prima omnium arborum est.

(17) Vgl. D. J. Mattingly, First Fruit? The olive in the Roman world. In: Human Landscapes in Classical Antiquity: Environment and Culture (hrsg von G. Shipley - J. Salmon; Leicester-Nottingham Studies in Ancient Society Vol. 6), London - New York 1966; 213-253; 213. - Zur Zeit der griechischen Kolonisation (8.-6. Jahrhundert v. Chr.) wurde der aus dem syrisch-palästinischen Raum stammende edle Ölbaum in Süditalien, in der Kyreneika und gleicherweise in Südgallien, im Gebiet der heutigen Provence angebaut. Unter der Römerherrschaft hatten sich die Oliven auch in Mittel- und Norditalien verbreitet. Gegen das Ende der römischen Republik wurde die Olivenkultur auch in Dalmatien, wenig später praktisch auf der ganzen Iberischen Halbinsel bekannt. Jeder Versuch aber, den edlen Ölbaum in Ägypten oder jenseits der Küstenlandschaft Kleinasiens heimisch zu machen, blieb erfolglos.

(18) Wie bei der Feige, kannten schon die in der postmykenischen Zeit lebenden Griechen zwei verschiedene Formen des Ölbaums: den wilden Ölbaum, den die frühen Griechen - allem Anschein nach - als phylié bezeichneten (vgl. Hom. Od. V, 477.), während er später als agrios elainos (siehe z. B. Pind. frg. 21; Soph. Trach. 1197.) oder agrielaia (Dioskur. I,105. bzw. Poll. I,241.) bekannt war, und denjenigen, den wir im Sinne des heutigen Wortgebrauchs Olive nennen. Die Olive ist, wie bereits erwähnt, die allgemein verbreitete, kultivierte Form dieses in der mediterranen Welt auch heute noch so zahlreich vertretenen Baumes.

(19) Die Fruchtreife des Ölbaums beginnt mit dem 7. Jahr, wird mit dem 10. Jahr rentabel und erhält sich vom 40. bis 100. Jahr auf gleicher Höhe. Die durchschnittliche Ernte eines kräftigen Baums schwankt zwischen 70 und 75 kg Früchten, deren Ölgehalt zuweilen 30, zuweilen aber auch bis zu 50 Prozent beträgt. Je älter die Olivenhaine werden, desto reichere Ernten werfen sie ab - quasi von selbst, ohne viel menschliches Zutun. Siehe dazu allg. Brockhaus´ Konversationslexikon. Vierzehnte, vollständig neubearbeitete Auflage, Leipzig, Berlin u. Wien 1895; Bd. 12., S. 569f. u. 576 unter dem Artikel Olea bzw. Olivenöl; etwas ausführlicher sind die historisch fundierten Erörterungen von D. J. Mattingly (Anm. 17.) und M.-C. Amouretti (Anm. 23.).

(20) Die Güte des Öls ist bedingt durch den Boden, auf dem der Ölbaum wächst, die Sorte, die Reife der Früchte sowie die Art der Gewinnung. Diese Faktoren waren auch dafür ausschlaggebend, daß zur Zeit der Antoninen das italische Öl im Osten durch das kleinasiatische und syrische Öl verdrängt wurde: vgl. M. Rostovtzeff, Gesellschaft und Wirtschaft im römischen Kaiserreich, Bde. I-II, Leipzig (1931); I,164.

(21) In den literarischen Quellen erwähnt als erster "Homer" den zahmen, veredelten Ölbaum (hé elaié), der bei ihm, wegen seiner länglichen lanzettförmigen Blätter, das Beiwort tanyphyllos (langblättering: Il. XIII, 102.) erhielt. Die aus seiner Frucht, aus dem Fruchtfleisch oder auch den Kernen der Ölbeeren gewonnenen Fette, das Olivenöl, nannte er in der Ilias auch duftend (euódés: Il. II, 339.), in der Odysseia flüssig (hygros: Il. XXIII, 281.). Das letztere Epitheton kennzeichnet das geschmeidige vegetabilische Öl im Gegensatz zu dem dickeren Tierfett. Daß die Griechen das Olivenöl als Nahrungsmittel benutzten, hat er freilich nirgends gesagt.

(22) Den Nährwert der eigentlichen Frucht, der Olive, hielten die alten Griechen stets für gering. Die Oliven wurden beim Mahl als Zukost verzehrt, wie z. B. bei Platon berichtet (Der Staat/rep. II, 13 - 372c). Die größeren Früchte wurden bei Tisch meist als Delikatessen serviert. In reifer oder mit Salz eingemachter, konservierter Form war die Olive eine der wichtigsten Begleiterinnen der Vorspeisen. Wegen ihrem guten und vielfältigen Geschmack galt sie - besonders in der letztgenannten Form als zubereitete Olive, die bei den alten Griechen den Namen hé halmas trug - immer als unentbehrlicher Bestandteil des einfachen Mahls, aber auch der Festmähler.

(23) Über die Wichtigkeit des Ölbaums bzw. der Olive in der Welt des antiken Mediterraneums informiert ausführlicher M.-C. Amouretti, Le pain et l'huile dans la Grèce antique, Paris 1986, S. 153-361. Neben der Olive hatte auch die Feige im Alltag des alten Griechenland eine große Rolle gespielt. In getrocknetem Zustand mußte sie vor allem für die Armen (z. B. in Attika) notfalls das Brot und die Zukost ersetzen (vgl. Plat. Rep. II,13 - 327.) und wurde besonders im Winter verzehrt.

(24) Siehe Cato, RR 91f; Columella, RR 1, 6; 2,14 ; 6,4 und Plin. Nat.hist. XV, 33-34.

(25) Vgl. A. N. Sherwin-White, The letters of Pliny. A Historical and Social Commentary, Oxford 19682 (mit Verbesserungen; erste Auflage: 1966), 621.

(26) Eine gute Einleitung zum Thema bietet A. S. Pease, RE XVII (1937), s.v. "Oleum"; Spalten 2454-2474. Hier siehe bes. Sp. 2462. Z. 62 ff (Nr. 9: Einreiben mit Öl im täglichen Leben) und 2464, 7 ff (Das Öl in den Gymnasien).

(27) So auch S. Mitchell, Anatolia. Land, Men, and Gods in Asia Minor I-II, Oxford 2001 (1993). Vol. I: The Celts of Anatolia and the Impact of Roman Rule, 109; 207. - Eine gute Erziehung nach griechischer Art war natürlich nicht nur hier, am westlichen Rande Zentralkleinasiens, sondern überall im Osten innerhalb des Imperium Romanum das Vorrecht der höheren Schichten.

(28) Vgl. Mitchell, "Anatolia" I, 109. bzw. I, 257. - Zentralkleinasien war nie imstande, seinen Ölbedarf im eigenen Lande zu decken: siehe Anm. 17.

(29) Später, zur Zeit des Prinzipats, hatten z.B. die Bürger der auf dem anatolischen Zentralplateau liegenden phrygischen Großstadt Apameia im Laufe eines Jahres 34 000 denarii für den Ölbedarf der dortigen Gymnasien bezahlt: IGRR IV, 788.

(30) M. I. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt Bde.1-3, Bd., Darmstadt 1998; Bd. 1, S. 415. - Der Gymnasiarch, der die Erziehung und körperliche Ausbildung der Knaben in der Gymnasien zu überwachen hatte, gehörte zu den angesehensten Beamten der Stadt. Das Amt, das den Gymnasiarchen in eine wichtige Position des öffentlichen Lebens stellte, galt als eine Auszeichnung, um die die wohlhabenderen und vornehmen Familien wetteiferten.

(31) Ein eklatantes Beispiel dafür ist der reiche Bürger der Stadt Ephesos, der Bauherr P. Vedius Antoninus, der wegen seiner großzügigen Spenden von seinen Mitbürgern als zweiter Gründer von Ephesos gefeiert wurde: IK 15; Ephesos V, 1492; 1493.

(32) Siehe dazu bes. SIG3 850; lin. 11sq. = IK 15; Ephesos V, 1491. Vgl. auch Ios. ant.Iud. XII 3,1 (120).

(33) Siehe z. B. IG IV, 597, 602; 606; SEG IV, 301-302 etc.


5.12. Narration in Literature and Writing History

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For quotation purposes:
Márta Harmat (Szeged): Das "Prometheische" als das Verbindende in der deutschen Literatur des 18.-20. Jahrhunderts. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 15/2003. WWW: http://www.inst.at/trans/15Nr/05_12/szlavik15.htm

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